Randolph Freeman-Eales
Das Gralsgeschehen auf Erden
Verfaßt auf Vomperberg
in Tirol-Österreich
1946 – 1950
von
Das Gralsgeschehen auf Erden
Herr Randolph Freeman-Eales schrieb:
Da jedoch der Kernpunkt vorliegender Abhandlung „Mein Bekenntnis“ zu ihm ent- halten soll, will ich mich bemühen, ein Bildnis von ihm zu zeichnen, wie es sich tief und unverwischbar in meinen Geist gegraben, wie ich ihn erleben durfte – als Mensch, als Geist, als Gottsohn, und somit bezeugen, daß er für mich, für die Meinen und meinesgleichen der Menschensohn war und in Ewigkeit ist. Ich tue dies, teilwei- se auf früher Geschriebenes zurückgreifend, teilweise Neues hinzufügend – da ja im Schreiben erst wieder die ganze gewaltige Vergangenheit ersteht – Aussprüche von ihm anführend, ihn als Menschen malend, als den Messiaskönig, wie ihn Fremde, ihn nie gesehen und gehört Habende durch meinen Mund und Griffel zu erleben wünsch- ten, und auch, wie ich ihn vor den Menschen bekannte, vor Behörden verteidigte, vor der Obrigkeit schützte, zu schützen versuchte, wobei das Dunkel jedoch den schein- baren Sieg behielt. Wenn ich hier oder da mich der Beschreibung eines Dritten bedie- nen sollte, führe ich diesen Namen an.
Der Menschensohn beschloß mein ihm erzähltes Traum-Erleben mit folgender Mahnung:
„Beherzigen Sie stets, wenn Sie zu mir kommen oder sich in meiner Nähe befinden, mit Bleistift und Papier gerüstet zu sein, um Wichtiges sofort festzuhalten.
Menschlicher Verstand kann Erlebtes oder Gehörtes nicht so genau im Gedächtnis behalten, wie es in Wahrheit gewesen ist. Anders verhält es sich mit dem Geiste, der in Bildern bewahrt, was er erleben durfte. Irdisch, verstandesmäßig, aber sollen Sie gerade die Chronik des Heiligen Grales schreiben, den Aufbau des Grales auf Erden beschreiben, klar und verständlich für die Ihnen folgenden Geschlechter! Ein Menschheitswerk sollen Sie schaffen zum Preise meines Namens und Wirkens!“
Das Gralsgeschehen auf Erden In Einzelabschnitten zur Ergänzung seiner Grals-Aufzeichnungen von einem Berufenen entrollt. Motto:
„Eisigkalt muß der Geist sein, wie ein Messer durch das Gewirr und Gewühl der Wünsche und Gefühle fahren und auch nicht vor dem eigenen Geheimsten halt machen!“
„Geschrieben habe ich und geredet, den Glanz und Ruhm des Heiligen Reiches zu erneuern, von Rom aus das Abendland zu beherrschen, die Welt glücklich zu machen!“ Francesco Petrarca
“Francesco Petrarca in Prag” von Kurt Fischer. Verfaßt auf Vomperberg, dem Berg des Heils, in Tirol-Österreich
1946 – 50
„Das Gralsgeschehen auf Erden“
Die Tragödie der Erde um die Weltenwendezeit
Das Ende der Mission Imanuels auf Vomperberg. 12. März 1938
Gedanken und Erleben im Gefängnis
Aus dem Englischen nacherzählt.
Mein weltliches und religiöses Leben bis zum Inverbindungkommen mit dem Menschensohn.
Der Erdentod des Menschensohnes
Meine Rückkehr zum Vomperberg, dem Berg des Heils
Mein Bekenntnis zum Menschensohn
Mein Bekenntnis zum Menschensohn
Erster Angestellten-Ausflug der Grals-Siedlung mit dem L.K.W. am 22. April 1 948
Beisetzung der irdischen Hülle des Menschensohnes Imanuel am 7. Oktober 1949, auf dem
Ein Sonntagabend im Gralshaus auf Vomperberg am 15. Januar 1950
Bruchstücke der Wahrheit (Fragments of Truth):
Kurze Übersicht über die Weltreligionen
Den beiden Gottsöhnen zum Gedenken
Das Vermächtnis des Menschensohnes.
Verloren gegangene Bibliotheken auf Erden
Wirkung und Zauberkraft von Namen.
Das Problem geistigen Führertums.
Das Hohelied der Arbeit auf Vomperberg.
Begegnung mit dem Herrn von Frau Irene Freeman-Eales
Randolph Freeman-Eales
15. 6. 1885 – 20. 10. 1971
Chronist auf dem Vomperberg
Vorwort.
In der „Einführung über Zweck und Sinn meiner englischen Niederschriften während der Jahre 1940 bis 1946 in London“ sprach ich bereits von dem gewaltigen Impuls meines Wesenskernes des „Schreibenmüssens“, wie er sich gemäß eines Ausspruches Abd-ru-shins erstmals in dessen Dienst als Lichtfürst der Is-ra im Land am Nil durch Einritzen von Hieroglyphenzeichen in Papyrusrollen bekundet hatte.
Seitdem aber hat mein Ego während mannigfacher Inkarnationen in verschiedenen Körpern mit jeweils anderen Erdnamen unter dem Geistzwang von Niederschriften gestanden.
Auch ist es ja so, wie der Herr mir offenbarte, daß mein „Ich“ ein Evangelium über den Gottsohn Jesus geschrieben hat, das gefunden werden soll, wenn in den Stunden höchster Menschheitsnot die Steine zu reden beginnen und aus verklungenen Erdentagen ehedem Erlebtes abermals für die Wahrheit zu zeugen anhebt.
Auch liegt in dem Drang meines Schreibenmüssens tief jene kosmische Wahrheit verankert, die der Weltenlehrer im Vortrag „Schöpfungsgesetz Bewegung“ in folgenden Worten beleuchtete:
„Was der Mensch notwendig hat zu erforschen, ist in erster Linie nur alles das, was ihm zu seinem Aufstiege und damit auch zur Förderung der Schöpfung dient! Bei allem, was er arbeitet, muß er sich fragen, welchen Vorteil es ihm selbst bringt und den Menschen. Ein Ziel muß alle Menschen künftighin beherrschen: Den Posten zu erkennen und auch zu erfüllen, den er in der Schöpfung einzunehmen hat als Mensch!“1 2
Hierzu betont der Herr in seinen Vorträgen „Das Heilige Wort“ und „Es werde Licht!“ noch den Unterschied zwischen Wissenschaft, die heute noch Gelehrsamkeit, also Angelerntes ist, und wahrem Wissen, das aus Erleben stammend zu höchster Blüte reifen kann.
„Ich weise nun in meiner Botschaft den Weg, damit der Mensch, welcher ihn geht, auf diesem zu Erlebnissen gelangt, die ihm das Wissen bringen. Der Mensch muß auch die Schöpfung erst „erleben“, wenn er wirklich von ihr wissen will. Die Möglichkeit zu dem Erleben gebe ich ihm durch mein Wissen, da ich selbst die 2
Schöpfung andauernd erlebe!
„Es gibt Gelehrte, die nach den Schöpfungsurgesetzen, also nach der Wirklichkeit, zu den Beschränktesten unter den Menschengeistern zählen, auch wenn sie einen großen Erdenruf besitzen und von den Menschen hoch geachtet werden. Sie
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales spielen in der Schöpfung selbst nur eine lächerliche Rolle“.
„In der heute so verkehrten Zeit ist mancher Landarbeiter geistig aufgeweckter und damit auch in der Schöpfung wertvoller als ein Gelehrter, bei welchem die reine 3
Empfindung vollständig verloren ging“.3 Durch meine „Berufung“ durch den Men- schensohn zu wahrhaftigem „Gralsdienst“ zu Beginn des Tausendjährigen Reiches Imanuels auf Erden – Gralsdienst, von dem gekündet steht, daß er weit mehr verlangt als nur ein Nutzanwendungsziehen aus der Gralsbotschaft, um den Weg zum Licht zu finden und zu gehen, Gralsdienst, „der den höchsten Grad persönlicher Betätigung bedingt“4 – ward meinem Ego aus göttlichen Gnaden noch eine besondere Kraftzu- fuhr aus dem Licht in der Feier der Heiligen Taube 1932 geschenkt.
Da der Kern meiner „Berufung“ in „chronistischen Aufzeichnungen allen Gralsgeschehens auf Erden“ beruhte, sagte der Herr einmal selbst zu mir in einer mir gewährten Privataudienz:
„Zur Erleichterung Ihres Wirkens und um besser geistig aufnehmen zu können, wurde Ihr Ego mit zwei Drittel Empfindungsvermögen, aber nur einem Drittel irdischer Verstandesbetätigungsmöglichkeit gerüstet! Seien Sie dafür dankbar“.
Und ein Apostel des Menschensohnes, dem in der Feier der Heiligen Taube 1931 der „dritte Ruf“ verliehen wurde, durfte einst Folgendes empfangen, niederschreiben und mir auf Wunsch Imanuels schriftlich übermitteln:
„Es ist dem Jünger Randolf Freeman karmisch bedingt, daß alle, die ihn als Mitarbeiter, Mitbeteiligten zu etwas heranziehen, leichtsinnig mit seinem Hab und Gut umgehen, ihn um alles bringen, ihn den materiellen, den Scheintod erleiden lassen. In einem früheren Leben hat er seine Fähigkeiten zu selbstsüchtigen Zwecken angewendet, hat die Selbstbeherrschung verloren, und sein Schwert hat geköpft. Dies hat er zu verschleiern gewußt, hat den Schein von sich gewendet durch verstandesmäßig hervorgebrachte Beweise.
Nun ist das Verstandesdenken sein Schicksal geworden. Es raubte ihm allen Besitz und alle Werte, die er sich errungen, alle Arbeit wurde wertlos, stürzte hinab. Es ist ihm aller Besitz zur Sorge geworden, allen Gewinn mußte er opfern, ebenso seine Häuslichkeit, nicht mehr ist er Herr derselben gewesen, denn drohend und hemmend hängt das abgeschlagene Haupt über dieser, gleich einer schwarzen, dichten Wolke.
Doch da er die Wahrheit erkannte und sich mühte, diese alle seine Gedanken durchdringen zu lassen, hat sich die Wolke gelichtet, und im Februar 1935 wird sie sich aufgelöst haben.
Denn nun hat er das Schwert erhoben, um es zu führen auf geistigen Wegen im irdischen Kämpfen für seinen höchsten Freund und Herrn. Er führt es im Wort, und er führt es als Feder für den König, und er wird alle Wege erforschen und wird aufzeich- nen das ganze irdische Sein des Grales, und wird es in Schriftstücken und Dokumen- ten entrollen.
Damit wird er sein Heim anfüllen bis zu seinem Ende, damit das Licht nicht mehr daraus weiche, und die dunkle Wolke nimmer zu erstehen vermag. Und er wird fähig sein, die schwierigsten Probleme zu lösen.
Durch eine vorbildliche Zeiteinteilung wird er alles bewältigen können, was jetzt durch zu vielseitiges Interesse auseinander zu fallen droht, da es so mächtig ist, daß es zu nichts führen könnte, wenn nicht die große Willenskraft und Energie, die ihm in schwierigsten Unternehmungen eigen ist, ihn in Stand setzen würde, das Sichverlie- ren im Vorwärtsstürmen aufzuhalten.
Doch:
Zünde Dein Feuer an!
Wenn sie es heute nicht sehen, Laß nur die Jahre vergehen, Dann leuchtet es Jedermann.
Nun wird das große geistige Wissen die Freude in die Persönlichkeit senken, wird das Harmonisch-Ästhetische mit reinem Kunstempfinden und Klar- Verstandesmäßigem verbinden, und diese Stimmungen finden eine Widerspiegelung in der Umgebung, in dem Umgang mit Gleichgestimmten. Und er wird die Erleuchtung für seinen Beruf finden, in dem er die Schönheit in die Sprache bringen, das Wort beherrschen wird, denn er weiß Bescheid, vermag jede Frage zu beantworten. Unerschöpflich wird die Kraft sein, die ihn durchströmt und ihn befähigt, sein Führertum mit größtem Erfolge auszuüben.
Denn er empfindet ganz rein, er empfängt unmittelbar aus dem Gral, und er senkt diese reinsten Empfindungen in all sein Hoffen und Wünschen, er sammelt alles Lichte und Schöne, um es geben zu können Allen, die empfänglich dafür sind. Doch das Reinste senkt er in die Verborgenheit, er schließt es ein für das Licht.
Er wird sich frei fühlen von allen materiellen Sorgen und Mühen, er wird froh und glücklich sein, denn seine Fähigkeiten, sich zum höchsten, geistigen Bewusstsein emporzuarbeiten, verfeinern und veredeln seine Eigenschaften, und indem er Andere glücklich macht, erhebt sich seine Seele in ungeahnte Höhe. Die Werte, die er sich schafft, und die er sammelt, erstehen ihm in dem Berufe, den er für den Gral ausübt. Durch das Abgetrenntsein treten plötzlich unvorhergesehene Umstände heran, durch die er eine große Gewandtheit bekommen wird im Gerechtwerden des Auf und Nie- der.
Denn dann leuchtet ihm das Licht Imanuels bei seinen Unternehmungen, und sie sichern ihm hohen Aufstieg und bringen Ruhm und Erfolg“.
In diesen Worten, einem Berufenen von oben gegeben, lag Ansporn und Mahnung zum Nimmerermüden, zu steter Bewegung des Geistes, zu immer tieferem Schürfen im Gralsevangelium, denn „Stillstand ist Rückgang“ und „Wer rastet rostet“ besagt .schon das Sprichwort in der Sprache des Menschensohnes, von der einst Schiller be- kannte:
„Das köstlichste Gut, die deutsche Sprache, die alles ausdrückt,
das Tiefste und das Flüchtigste, den Geist, die Seele, die voller Sinn ist: die deutsche Sprache wird die Welt beherrschen!“
Noch genauer das kosmische Gesetz des nimmer Erlahmendürfens beleuchtend schrieb Abd-ru-shin, wie folgt:
„Je höher, lichter, leichter die Umgebung, desto klarer, schneller auch der Lohn, die Folgen. Ein Menschengeist, der gutes Wirken hat, steigt dabei immer schneller aufwärts, eine wirklich große Tat reißt ihn oft schon im gleichen Augenblick empor. Doch kann er dann nicht etwa davon zehren in Erinnerung wie hier auf dieser Erde, sondern er muß weiterhin die Höhe sich stets neu erwerben, wenn er dort verbleiben will, er muß sich mühen, dauernd höher noch zu kommen! Hält er nur einmal damit inne, so wird er in der jeweiligen Umgebung sehr schnell überreif, er fault darin, wenn man ein grobstoffliches Bild dafür anwenden will“.5
Darum:
„Werdet schaffende Menschen, denen alles in der Schöpfung zufließt, weil Ihr mit ihr schwingt im Jubel größten Glückes! Das ist dann Menschensein zur Ehre Gottes Glücklich sein in wahrstem Sinne ist ja der größte Dank zu Gott, den Ihr ihm geben könnt. Aber damit ist nicht das Scheinglück des faulen Behaglichseins gemeint, das in der trägen Ruhe liegt. Das ist ein Rauschgift für den Geist, viel schlimmer wirkend wie das Opium für Euren Körper. Ihr aber werdet dieses wahre Glück erreichen; denn Ihr tragt das starke Wollen dazu in Euch!6
So mahnte und verhieß der Menschensohn – Imanuel – Parzival in Seiner Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“, die Er unter dem Namen Abdrushin aller Menschheit geschenkt hat, damit sie in ihr und durch ein Nach-ihr-leben die Erlösung von allem Übel finde.
In Abd-ru-shin, ehedem Fürst der Is-ra im Lande des Nils zur Zeit von Moses, aber wirkte erstmals auf Erden Parzival, der König des Heiligen Grals!
Oskar Ernst Bernhardt schrieb die Gralsbotschaft unter dem Namen Abd-ru-shin. Ein erdichteter Dialog zwischen dem Menschensohn Imanuel und der Menschenkreatur Die Stimme Imanuels:
Ich bin, der ich bin! Ich bin der Wille Gottes deines Schöpfers und Erhalters, ich bin dein Herr! Ich bin allewig für immerdar! Ich bin der Anfang und das Ende, das Alpha und das Omega! Ich bin dein Mittler zu Gottes Thron, dem Hochsitz des Allmächtigen – allein Wesenlosen!
Ich bin gekommen, dir die Wahrheit zu künden! Ich bin gekommen, dir das Licht zu bringen und dir, so du guten Willens bist, von meinem Wort Gebrauch zu machen, es zu ermöglichen, dich selbst von den Ketten des Übels zu lösen.
Ich kam aus der Ewigkeit, ich gehe zurück zur Ewigkeit und bleibe dennoch bei dir, und du vermagst meine Allgegenwart zu empfinden, so du in Demut dein Innerstes der Strahlung von Lichtkraft öffnest, die ich spende ohne Maßen, allimmerdar!
Ich bin der Teil aus Gottes Allheiliger Unabhängigkeit, der da ist das Gesetz. Ich bin der Erfüller des Gottgesetzes und dieses Gesetz ist:
Gerechtigkeit!
Erkenne dabei, daß vollkommene Gottgerechtigkeit dir und den deinen hart zu sein dünkt und selbst als ungerecht empfunden werden könnte. Dies doch nur darum, weil ihr Kreaturen des Allmächtigen, den Begriff wahrer Gottgerechtigkeit im Lauf der Jahrtausende verboget und in die Fesseln eures Verstandes schluget. Euch nun zu bereiten, den falschen Begriff in den von Gott gewollten zurückzuzwingen, betrat mein Fuß eure dunkle Erde, das Chaos der Finsternis, noch einmal euch das Wort zu bringen. Ich sage dir nun:
„Ich und das Wort sind Eins!“
Willst du dich retten vor dem ewigen Tod, schürfe im Wort, mache das Wort dir zu eigen und erbaue für das Wort einen Tempel im Geiste! Wer sein Ich so nicht retten will, muß sich verirren auf den Irrpfaden des Lebens und zu Grunde gehen!
Ich sage dir noch: „Wer sein Leben retten möchte, muß es verlieren!“ Erkennst du den Unterschied, der zwischen „Ich“ und „Leben“ wie eine Kluft sich weitet? Ver- stehst du, wie ich’s meine?
Die Menschenkreatur:
Wahrlich, Du bist ein gestrenger Meister! Du brichst auch den letzten Knochen zwischen den Mühlsteinen Deines eisernen Willens und preßt aus den Adern noch den letzten Tropfen Blut!
Die Stimme Imanuels:
Heische ich von dir mehr denn was ich selbst erleiden mußte? Höre, ich will dir sagen, was ich von dir fordere. Du mußt alles aufgeben, was du gedanklich zu schrei- ben noch im Sinn hattest und nur das mit deinem Griffel aufzeichnen, was mir allein zum Ruhme gereicht!
Denn siehe, du bist nicht unersetzlich, bist abhängig von mir. Sechs Menschenegos werden in sich jeweils geistig bereitet zur Nachfolge eines Berufenen im Dienste des Grals, so der, welcher berufen war, als der erste, zufolge Nicht- Wollens oder Könnens im Dienste versagt.
Auch rate ich dir, dich fortan des Dichtens, deine Wünsche und Hoffnungen in Reimen zu sagen, ohne Bedauern zu enthalten. Deine Feder muß hart wie Stahl und dein Griffel scharf wie des Schwertes Schneide sein ohne Zugeständnisse für menschliche Gebrechen und Unzulänglichkeiten. Jegliches Wort, das du schreibst für die dir folgenden Geschlechter, lege zuvor auf die Waage kristallklaren Geistes! Deine Niederschrift muß vollste Gerechtigkeit atmen.
Vergesse nie: Du dienest Gott, nicht aber den Menschen!
Ich aber, der Ich bin, bin Gott im Fleische, Gericht zu halten über Kreaturen der Sünde, sie zu vernichten zum Heile derer, die Gott durch mich zu finden vermochten!
Die Menschenkreatur:
Herr, Du hast mir schon die ganze Größe meiner Nichtigkeit bewusst gemacht und mir den Rest meines Eigenwillens in nichts zertrümmert! Willst Du auch den letzten Funken meines persönlichen Ichs noch nehmen?
Die Stimme Imanuels:
Es kann sein, daß ich von dir sogar noch mehr fordere! Der, welcher Frau und Kind im Gralsdienst mehr liebt denn Mich, ist Meiner nicht wert!
Die Menschenkreatur:
Verstehe ich Dich recht, mein Herr? Soll ich nicht mehr zurückkehren ins irdische Heim? Kein Tisch mehr bereitet sein für mich nach des Tages Mühsal? Nur eisiges Schweigen! Du nimmst alles, das ich habe.
Die Stimme Imanuels:
Noch bleiben dir Freunde, die Gesellschaft Gleichgesinnter! Rechne aber auch hier nicht mit dem Weiterbestand dieser Segnung! Denn alles Menschliche verflüchtet und dorret wie die Blume und das Gras auf dem Felde!
Die Menschenkreatur:
Oh Herr! Freunde, selbst wenn sie echt sind, ersetzen nicht der Familie traute Bande. Wohl habe ich eine Weile die Süße wahren Familienglückes genossen, aber nun ist es örtlich weit von mir gerücket!
Die Stimme Imanuels:
Noch bleibt dir die Gesundheit, dein Erdenkörper, der auf die Frische balsamischer Morgenluft reagiert und Freude empfindet, wenn seine kraftvollen Glieder durch die Brandung des Meeres kühn seine Bahn sich brechen, die Berge im Glast des Mittags ersteigen oder deine Augen Sonnenauf- und -untergang schauen oder sanftes Mondlicht im Dämmern des Abends. Doch nimm noch diesen Trost dir zu Herzen und wisse, daß die, welche du dein Liebstes auf Erden nanntest, Mir gleichfalls freien Willens in Überzeugung dient und somit den besseren Teil erwählte und daß auch dein Kind freiwillig seinen Ring zu schließen gewillt ist durch Aufgeben des Sichselbst im Dienst für den Gral.
Denn alle Lebensringe schließen sich in den letzten Stunden einer Weltenzeit.
Die Menschenkreatur:
Mein Herr, ich bemühe mich, Dich zu verstehen. Doch wirst Du wohl zugeben, daß es nicht leicht für ein Menschenwesen ist, sich bis zu vollem Verzicht eines natürlichen Familienlebens durchzuringen. Was Gott in weiser Ordnung selbst
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales eingesetzt hat, sollte ich aufgeben? Wohl könnte ich recken mein Haupt und laut ausschreien mit stoischem Stolz: Wohl denn, ich verzichte!
Die Stimme Imanuels:
Dieser Stolz muß gebrochen werden! Er ist die letzte geheime Falte im Sich- selbst-vergöttlichen! Ich fordere für mich nicht nur deinen Dienst, ich fordere dich selbst! Vergiß dein eigenes Ich, deine Persönlichkeit! Willst du in Wahrheit mir dienen, musst du dich selbst mir zum Geschenke bringen, kein Opfer darf es sein um meinetwillen, nicht ein erzwungenes Wollen durch Verzicht! Nur der kann in gottgewolltem Sinn mir dienen, der alles aufgibt, der nur mir folgt. So, wie einst Jesus Seine Jünger berief „gebt alles auf und folget mir nach!“, so rufe ich auch dich, also zu tun. Doch tue es nicht mit auch der kleinsten und verborgenen Berechnung! Folge mir um deiner Treue willen, diene mir um des Dienens wegen! Meine Diener Abraham und Moses dienten mir auch ohne Erwartung eines Lohnes auf Erden und im Himmel.
Möchtest du geringer denn beide sein? Weißt du nicht, daß niemand des Himmels wert ist, der nicht gewillt ist, ihn aufzugeben so, wie ihn Erdgelüste malen! Nur solch ein Himmel darf im Menschengeist zu einem Bild sich formen, in dem er im Strahl Göttlichen Lichtes zu bestehen vermag, wenn Gottes Willen darinnen geschieht. Für alle selbstsüchtigen Geister gibt es nichts als Zähneknirschen. Die Namen jedoch meiner auserwählten Jünger, die bis ans Ende beharren, sollen in der Gralsburg einge- zeichnet werden. Habe ich dir nun genug gesagt?
Die Menschenkreatur:
Mein Herr! Gehe nicht von mir! Höre mich nur noch in einem Punkte! Du hast geboten, den Weg der Heiligkeit zu beschreiten, der auch der Weg der Weisheit ist! Die Schwachen, sagtest Du, sollen das Land besitzen, die welche trauern, sollen getröstet werden, die Verfolgung erleiden, sollen durch Lichtkraft Schutz erhalten! Aber verzeihe, mein Herr, von all dem sehe ich nichts. Die Unschuldigen werden geschlagen, die Trauernden verspottet und verhöhnt, Deinen Anhängern wird Widerstand entgegen getragen und auf Erden werden sie gebrandmarkt. Wie verhält es sich da mit Verteidigung, mit offenem Kampf zur Abwehr des Bösen?
Die Stimme Imanuels:
Auch du mußt Prüfungen ausgesetzt werden, mußt sie haben, dich zu einer Entscheidung für oder gegen mich zu zwingen. Lau vermagst du in keiner Weise zu bleiben, das läßt die Kraft des Lichtes nicht zu, du mußt dich entscheiden!
Aber ich rate dir: Lege dein Sein vertrauensvoll und bedingungslos in Gottes Hände, vertrauend auf Seine Gerechtigkeit, Seine Liebe, Seine Gnade! Und wisse auch dies: Bedingungsloses Dichaufgeben bedeutet nichts anderes als dein Schicksal der Gnade Gottes überlassen! Drittens, beherzige das für alle Zeit: Gott versuchet dich nicht über deine Kräfte!
Die Menschenkreatur:
All dies befremdet und dünkt mich wie ein völlig neues Lebensprinzip. Oh Herr! Habe Geduld mit Deinem Knechte, überspanne den Bogen meiner Prüfungen nicht zu hart!
Die Stimme Imanuels:
Fürchte dich nicht! Ich habe dir das Ziel gesetzet. Im Maße als du mir die Treue bewahrst, selbst in den Stunden höchster Versuchung, will ich dich stärken und meine Hand über dich halten, die du erfassen mögest! Denke über die Bedeutung Meines Namens nach! Erkenne, wer Ich Bin! In mir erreichet die nach oben strebende Menschheit das Ziel ihrer Sehnsucht! Aber weiß sie darum? Im Menschensohn erfül- let sich das Schicksal aller Menschen. Kette dich an mich, um auch deines Seins Kreislauf zu schließen. Du pilgerst auf einem viel begangenen Pfad. Viele Generatio- nen sind schon vor dir auf ihm geschritten, aber fast keiner hat je sein Ende erreicht. Die, welche es erreichten, scheinen wie Sonnen im Buche des Lebens. Sei dessen auch eingedenk: du und deine Zeitgenossen können sich glücklich preisen, denn ihr habet den Gottessohn unter euch. – Ich kam von Gott – Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben – das Ende und das Ziel, die Kraft, die euch stützet auf eurer Pilger- schaft.
Was ich dir sagte, möge jetzo genügen! Es kennzeichnet und bestimmt dein Verhalten und deine Einstellung zu deinem Meister! Vergiß und verabsäume über deinem Dienst an mir aber nicht Dienst und Hilfsbereitschaft an deinen Nächsten!
Befolge des Wort des Evangeliums Jesu: „Was Ihr getan habt einem dieser meiner geringsten Brüder, das habt Ihr mir getan“! Das Gesetz ist ehern und bleibet sich gleich. Wie es ehedem war, wird es in Ewigkeit bleiben. Denn zeitlos ist das Kreuz.
Die Menschenkreatur:
Oh Herr! Du hast meinen Mund verstummen lassen. Zu sagen vermag ich nichts mehr. Die Vorausahnung meines Schicksals, das Wundersame Deiner göttlichen Aus- strahlung trifft meinen Wesenskern und stärket mich. Ich bin in Deiner Hand, mein Herr und mein König, nur habe Geduld mit mir und verleihe mir Gnade!
Die Tragödie der Erde um die Weltenwendezeit.
(Gedanken, einem Artikel „Die Rache der Dämonen“ in der Neuen Illustrierten Wochenschau Wien, vom 27. Februar 1949 von Jul. Sig. Pollak entnommen.)
Zum ersten Male seit Bestehen der Menschheitsgeschichte ist unsere Welt, durch Radio und Flugzeug, zu einer Einheit geworden. Durch diese modernen Erfindungen sind sich die einzelnen Völker näher gekommen, und binnen eines Tages sind alle Er- eignisse der Gesprächsstoff in sämtlichen Hauptstädten der Erde.
Von ideologisch-geistiger Warte aus betrachtet ist die Wirrnis unter den Menschen, die Entfremdung der Völker, nie augenscheinlicher und betrüblicher zutage getreten denn jetzt. Worin liegt der Grund? Es gibt deren manche, der Kern scheint jedoch darin zu ruhen, weil der Mensch die Zivilisation nicht mehr beherrscht, im Gegenteil, durch sie zum Sklaven wurde.
Der Mensch der Jetztzeit konstruiert Maschinen, die bis zum Hunderttausendfachen die Arbeit seines Hirns und seiner Muskeln ersetzen. Kanadische Erntemaschinen leisten die Arbeit von 40 Männern. Russische Torfstechmaschinen graben und stapeln soviel Ziegel, wie ehedem 200 schwielige Hände.
Ein Mammutbagger in Swerdlowsk im Ural verdrängte 1300 menschliche Arbeitskräfte und gleiche Maschinen in den USA machten sogar 7000 überflüssig. In Leningrad läuft eine Holzbearbeitungsmaschine, die 1500 Arbeitsgänge ausführt. Roboterflugzeuge überkreuzen ohne Piloten die Ozeane. Amerikanische Farmer steuern vermittels Radarstrahlen ihre Maschinenpflüge, ohne menschlicher Lenker noch zu bedürfen. Neueste Werkzeugmaschinen schneiden, fräsen, drehen, bohren ohne Bedienung, automatisch geführt. Sogar Rechenmaschinen ersetzen das menschliche Hirn.
Weit, wahrhaftig, hat es der Mensch technisch gebracht! Und immer erstehen noch wie am laufenden Band Monstermaschinen, Mammutkraftwerke, nicht Hunderte oder Tausende, nein, Millionen ehrsame Arbeiter verdrängend, ihrer Löhnung beraubend. Wo führt das hin? Wann kommt der Umschwung in dieser Tragödie irdischen Lebens? Wo blieb bisher der Segen der Technik, starben nicht Millionen durch ihr Morden? Ist es nicht so, daß, „wie ein dräuender Golem sich der Mammutismus der menschlichen Zivilisationsgebilde gegen seinen Schöpfer erhebt!“
Maschinen mit „Röntgenaugen“ sehen oft besser wie der Mensch, dafür
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales beraubten Giftgase Hunderttausende gehorsamer Soldaten ihres natürlichen Augenlichtes! Diktatschreibmaschinen produzieren automatisch gefertigte Briefe, aber Millionen von Analphabeten vermögen noch heute weder zu schreiben noch zu lesen.
Ein Triumphmarsch der Technik, eine via dolorosa menschlicher Leiden und Entbehrungen. Seit Dezennien bauen Materialisten und Gottleugner ihre Türme zu Babel in den Himmel, strebt zynischer Hochmut verkrampfter Gehirne ins Unbegrenzte, wachsen Hochhäuser in nie geträumter Höhe empor, darinnen Menschen wie Ameisen wimmeln, nur mit einem Unterschied, daß Ameisen noch im Willen Gottes schwingen, die Kreatur des Geistes sich über ihn erhob. Truste entwickelten sich zu hochkapitalistischen Wirtschaftsdiktaturen, alles stellte sich auf das Wort „Monster“ um, Monsterarmeen, Monsterluftflotten, Monsteraufmärsche, Monsterkriege, ja, Monsterabschlachtungen selbst in den KZs, Massenvergasungen, Massengräber bis ins Unendliche.
In anderer Hinsicht Riesengeschäfte und Spekulationen, Riesengewinne in Lotterie, beim Totalisator, und beim Spiel, Riesenverbrechen in Versicherungen, Riesenbetrüge, und Riesenverdienste auf Schwarzem Markt, Haß und Neid, Mißtrauen schürend selbst am Familienherd. Massenhunger und Armut erhob sich gegen bauchgefüllte Frevler am Volke, ungeheuere Vermögen, unrechtlich erworben, wucherten im Massenheer des Elends.
Im vorgenannten Artikel heißt es wörtlich:
„In Fort Knox in USA liegt, tief unter der Erde, ein Riesengoldschatz im Wert von 22 Milliarden Dollar, und täglich wird er größer…, aber niemand weiß, wem er frommt. Derselbe Drang zur Elephantiasis zeigt sich in der Bürokratie. Eine britische Fluggesellschaft, die 120 Apparate besitzt, beschäftigt 22.000 Angestellte. Zu jedem Flugzeug gehören demnach 200 Schreibtische. Um einem Flüchtling zu einem Paar Socken zu verhelfen, werden selbst in der fortschrittlichen Schweiz 18 Formulare benötigt. Ein von Hitler-Deutschland ausgebürgerter Emigrant, der seine Wiedereinbürgerung betreibt, muß 56 verschiedene Fragebogen ausfüllen. In Palästina ist jetzt sogar der Beruf eines Schafhirten von einer Lizenz abhängig. Für eine aus Exportgründen nötige Auslandsreise werden 32 bis 46 verschiedene Formulare gebraucht.
Während zur Jahrhundertwende auf 1 Million Einwohner 5000 öffentliche Beamte kamen, sind es jetzt 100.000. Das Papier erstickt die Menschlichkeit.
Das ist die Welt von heute! Himmelstürmender Rausch des Erdbeherrschers, und daneben die Sklavenkette der Angst und der Ohnmacht, die Fessel des „Prometheus“.
Ein gleiches chaotisches Bild in den Wissenschaften. Während Forscher und Ärzte streben, die Geißeln des Jahrhunderts Krebs und Tb. zu bannen, Menschen und Tiere vor Seuchen zu schützen, Obstbäume und Kräuter von Bazilli zu befreien, arbeiten Kriegslaboratorien an Versuchen, auf Massentod eingestellte Mordwaffen zu erklügeln. Dem gegenüber wiederum erforschen Biologen Methoden, die
menschliche Erbanlagen heben und ihre Lebenstüchtigkeit zu fördern vermögen.
Noch ist Hiroshima in aller Gedenken, am 6. August 1945 vollzog sich in Minuten der größte Mord der Menschheitsgeschichte, Giuseppina Saccardo Rossi, eine italienische Klosterschwester, schrieb folgendes darüber:
„Das Gebetbuch in der Hand wandelte ich im Morgenschatten der Bäume. Gegen 7 Uhr 40 hob ich den Blick zum Himmel und sah wie etwas gleich drei Fallschirmen zur Erde schwebte. Wenige Minuten später wandelte sich mein Brevier in der Hand in eine Flamme. Beide Hände begannen zu bluten, auch glaubte ich zu erblinden. Schmerzende Helle, erst grünlich, dann gelb, zuletzt rot strahlte wie milliardenfach starkes Magnesiumlicht. Eine furchtbare Windhose riß Steinplatten, Möbel und Ge- genstände aus Kloster und Kirche, nur die Mauern blieben stehen. Ich sah einen ent- setzlichen Totenberg von Kinderleichen – ihrer fünfhundert waren im Bruchteil von Sekunden wie zu lange geröstete Kastanien verkohlt. Das Firmament wurde dunkel, eine gasgeschwängerte Staubwolke bedeckte die Stadt. In jenen Augenblicken ging Hiroshima in Flammen auf . . . . “
Es ist wissenschaftlich erwiesen worden, daß die im Stoff und Wasser verbleibenden Strahlen explodierter Atombomben kilometerweit nicht nur die Frucht auf den Äckern vernichten, sondern auch Mißgeburten unter Tieren erzeugen und sogar ungeborene Kinder im Mutterleib degenerieren.
Auf religiösem Gebiete vollzieht sich ein nicht minder großer Gärungsprozess, vielleicht der größte, da letzten Endes der Mensch ein Geistwesen mit freiem Willen begabt und kein automatisch arbeitender Roboter ist.
Jul. Sig. Pollak schreibt hierüber wie folgt:
„Während die Theologen nach einem Grundnenner der allumfassenden Nächstenliebe suchen, bauen die Philosophen und Staatsjuristen an den Ideen der Weltverängstigung. Caritasverbände, Quäker und andere Institutionen im Zeichen des Roten Kreuzes spenden Menschengüte, und Filmproduzenten, Propagandisten und Romanautoren lenken die Phantasie der Menschen ins blutige Verderben. Täglich produziert der ungeheuere, auf den Weltfrieden ausgerichtete Apparat der UNO 600 Millionen Wörter, aber die Kriegsängste wachsen von Tag zu Tag. Trotz des hartnäckigen Wettkampfes der Völker um die Facharbeiter der Welt, den „Rohstoff Mensch“, geschieht nichts, der abermaligen Verschleuderung von Millionen Menschenleben vorzubeugen.
Widerspruch und Gegensätzlichkeit, wohin man blickt! Unheimliche Beweise dafür, daß der Mensch seine Zeit auch verstandlich nicht beherrscht.
102 Grundideen, in 432 epochalen Hauptwerken populär gemacht, haben der westlichen Kultur, von Homer bis Freud, das Gepräge gegeben. Aber aus allen diesen Denkrezepten wurde uns die rettende Quintessenz nicht zuteil. Die jedem Zeitalter nötige, ausgleichende Grundtendenz einer klaren These oder einer geahnten Zielsetzung fehlt dem unseren. Sie ist ihm in den Räuschen nach Geld, Macht, Gold
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales und Größe verloren gegangen. Überall triumphierender Übermenschenwahn und nirgends Demut und Nächstenliebe!
Im Taumel des modernen Größenwahns hat der Mensch die Zucht und Lenkung seines eigenen Ichs aus den Händen verloren. Und damit hat er Gewalten über sich Macht gegeben, die sich nicht an die Grenze der menschlichen Lebenssphäre halten. Diese Gewalten haben den Glauben an die Macht der Vernunft genommen, wie sie die Überzeugung von der Existenz eines Schöpfers unterminiert haben. Die Barbarei unserer Zeit beweist, daß weder der Menschengeist, noch Verstand, führend wirken, sondern daß dämonische Mächte unsere Geschicke lenken“.
Diese Dämonie zeigt sich symbolisch sogar in der modernen Musik und Malerei, wo erschreckliche Gebilde sich formen. Da blickt man oft in Abgründe, aus denen es keine Wiederkehr gibt. So zeigt sich also das Drama unserer Zeit! Wiederaufstieg oder Zerfall allen Menschentums kann sich nur dort entscheiden, wo sich der Urgrund des Seins befindet: in der Brust des Menschen, in jedes Einzelnen innerstem Geist. Und darum bekennt auch Mauriac in seinen Schriften zur Erneuerung unserer Welt, „daß es die Seelen sind, auf die es ankommt!“
Nachwort
Zu diesem Thema, den Nöten und Unzulänglichkeiten der Zeit, der Tragödie der Erde um die Weltenwende, äußerte sich jüngst ein Leser eines internationalen Weltblattes für alle Fragen der kommenden Entwickelung und sagte klar und deutlich, nicht mißzuverstehen:
„Was wir brauchen, ist eine neue Lebenslehre. Der Westen bietet sie uns nicht. Die aus Amerika kommenden sogenannten Erfolgsbücher sind ein Trug. Es gilt, bis zu den Quellen des ganzen Geschehens vorzustoßen!“
Wir Kreuzträger des Heiligen Grales, wissen, wo die Quellen des ganzen Geschehens für immer offenbart sind!
Das Ende der Mission Imanuels auf Vomperberg. 12. März 1938.
Dunkle Wolken hingen über der schuldbeladenen immer tiefer im Weltenraum sinkenden Erde.
Undurchdringliche Nebelgebilde brüteten über allem, was da kreuchte und fleuchte. Die Wohnstätten friedsamen Lebens von ehedem lagen verlassen, verwüstet, und unter der Fron der Arbeit trugen die Menschen schweigend die Bürde eines freudlosen Daseins. Der Hauch ihres Atems dünkte giftigverpestet, und die Schwüle ihrer Umgebung drückte sie vollends darnieder.
Ungeheuere Naturkatastrophen schüttelten und rüttelten diesen uralten Planeten, und ein Orkan, wie Greise selbst ihn nicht erlebt zu haben glaubten, tobte und riß die feste Erde hin und her. Schaurig zuckten Blitze am Himmel, und Donnergebrüll machte die Seelen erschrecken.
Viele Jahre hindurch tobte das Unwetter. Noch hält es an und die Menschen begannen an ihrem Los zu verzweifeln. Angstgepeitscht und schwankend taumelte jedes Lebewesen in seine kärgliche Hütte, voll Haß und Mißtrauen gegenüber dem Nächsten.
Plötzlich aber schlug eine kosmische Stunde. Es war August 1931. Noch immer kreisten schwere Wolken um die Stofflichkeit; da siehe, ward die Finsternis mit drei blendenden Strahlen flammenden Lichtes erhellt: ein grüner, ein violetter, ein weiß- testamentarischer Blitz brachte den Willen Gottes zur Erde. Es geschah an dem Tag, zu der Stunde – kosmisch bedingt – da Imanuel, ein Teil der Dreifaltigkeit, sich mit Parzival im Erdenleib Abdruschins vereinte – ein göttliches Mysterium!
Und sehet! Der Glanz der Himmel überflutete die Gärten der Erde, einhüllend sie in ein gülden Gewand.
Wie es in den Tagen des Gottessohnes Jesus im Heiligen Lande war, da er als Mensch unter Menschen schritt, ausübend sein Amt während dreier Jahre, so war es auch mit dem Menschensohn Imanuel, zehn Jahre auf dem Heiligen Berge wirkend inmitten der Berge von Tirol, mit jedem Schritt seines Fußes die Erde weihend, bis er vor den Mächten des Dunkels wich – sich zurückzog – und schwieg.
Und siehe, ein neuer Tag erstand über den Domen einer alten Stadt. Wiederum war Trauer im Himmel, kein Lichtstrahl zerriß seine Dämmerung. Nur ein mattfahles Leuchten rötete das Firmament wie Blut. Die Engel weinten. Brutale Menschen führ- ten einen Häftling in das Verlies, in blindem Haß hoffend, daß ihnen nun der Sieg er- blühe und sie noch einmal vernichten konnten, was der Bringer des Lichtes aufge- baut.
Die abermalige Einkerkerung des Menschensohnes aber verursachte tiefen Schmerz unter den Kreuzträgern der Berg-Gemeinschaft. Manche von ihnen vermochten nicht zu fassen, daß es möglich sein sollte, das Erlösungswerk Imanuels jemals zu zerstören. Einige waren in sich nicht gefestigt, diese Prüfung zu bestehen. Die Berg-Gemeinschaft teilte sich in zwei Lager. Die einen, die festhielten an ihrem Gelöbnis, das sie dem Menschensohne gegeben – und die anderen, wenn auch weniger an Zahl, die ihn verließen und sich gegen ihn stellten.
Sechs Jahre hiernach – nach dem 12. März 1938 – erhob sich auch in den Reihen der englischen Anhänger des Menschensohnes eine Stimme der Rache. Wie immer schürte auch diese gekränkter Eigendünkel. Bald fand sich Gleichart zu Gleichart, zog ein Glied ein zweites nach sich, dem Gesetz der Anziehung folgend, daß die, so eines Sinnes, sich auch verbünden müssen.
Und unter Angst frug ich mich: Wer bildet das dritte Glied in der Verräter Kette? Ist dieser dritte, gleichfalls irregeführt durch die Mächte des Dunkels, schon in unserer Mitte, oder übt er von außen sein Ränkespiel, in unsere Gemeinschaft einzudringen?
Doch wer es auch sei und was immer auch geschehe, es muß zuletzt dem Lichte dienen, den „gefürchteten Tag des Herrn“, die Scheidung im Stoff inkarnierter Geister, voranzubringen und zu beschließen zu helfen.
So lasset uns denn, die wir die Keimzelle wahrhaftiger Bahnbrecher für das Formen der neuen Zeit, des Reiches Imanuels, auf Erden bilden, wie unwankbare Säulen von Beginn auf granitenem Felsengrund stehen, mitten im Gärungsprozeß geistiger Strömungen, daß nichts unsere Seelen noch einmal in Schwäche und Zweifel locke, daß nichts unsere Überzeugung von der Wahrheit der Botschaft des Grales erschüttere!
Gedanken und Erleben im Gefängnis
Die Stimme von jenseits der Mauern.
Ein reiches Leben von Format brach plötzlich ab……
Das Tor zur Weite hatte sich geschlossen, das Tor zu tatenlosem Sein die Flügel weit geöffnet in eine fremde Lebenswelt. Ein Kerker unter Erde nahm mich auf. Auf einem düsteren Gang erblickte nun das Auge in der Dämmerung schwereichene Zellentüren mit trotzigen Schlössern. Der Schließer, mehr Tier als Mensch, hielt in der Faust einen Schlüsselbund, für mich die Zelle öffnend mit schrecklichem Geschnarr. Das, was er brüllte rauhen Klanges, war ein Begriff nur:
„Zelle Nummer Dreizehn!“
Die Tür schlug zu – ich war allein.
Ich sah stabile Mauern, ein schmutziges Lager, die klinkenlose Tür, eisenbeschlagen, mit einem Guckloch zur Beobachtung des Opfers. Der trübe Boden zog mich nieder mit der ganzen Last von Trauer. Durch ein vergittert Fenster brach kärglich Licht. Mit hilflosen Händen betastete ich feuchttriefende Wände. Sie schienen zu stark, um durchbrochen werden zu können. Wohl jeder Gefangene, mag er auch noch so bös und gottverlassen sein, spürt in der Wucht der Mauern die ganze gefühllose Härte eines grausamen Menschenherzens.
Ich fühlte mich schuldlos, keine Schuld belastete mein Gewissen, und dennoch dünkten mich diese starren Mauern Negierung des Lebens.
Das geringste Tier, der unbedeutendste Wurm – und dennoch Geschöpfe Gottes – vermögen frei ihren Leib und ihre Glieder zu bewegen, während der Mensch, sich überlegen fühlend, seine Mitmenschen in düstere Kerker sperrt. Für mich, der ein Le- ben in Freiheit, in Luft und Sonnenschein zu atmen gewohnt war, war alles nun be- schränkt auf die Gefängniszelle. Ich war auf mich verwiesen, gewollter Bewegung beraubt, beraubt selbst darum, freien Willen zu entfalten.
Wo war eine Spur von Gerechtigkeit? Wo der Wert des Gesetzes? Ich habe weltliche Gesetze nie hoch geschätzt, sah doch in ihnen nur Polizeimaßnahmen, Mißbrauch von Gewalt, unberechtigte Steuern, dreiste Konfiskationen, erklügelte Geldstrafen, Zwangssammlungen und dergleichen mehr. So spürte ich auch jetzt die Ungerechtigkeit, die Folgen falschen Menschengesetzes mit all seinen Intrigen und Unterfängen, sich gegen die persönliche Freiheit wendend, gegen durch Naturgesetz mir privilegiertes Recht, ein „Freimann“ zu sein in Gottes Schöpfung. Auf Grund des Christlichen und Grals-Evangeliums sollte mein Erdenleib ein Tempel sein, gar wunderbar erstanden zum Preise des Herrn, aus Erde und ihren Elementen gefügt, begnadet mit Verstand zu irdischem Kampf, ausgerüstet mit Kraft, die ein lebendiger Geist erfüllt zur Erkenntnis der Schöpfung und zur Gottanbetung.
Warum dann fühlte ich mich bedrängt, betrübt und so verlassen? — Weil ich Scham für meine Peiniger, meine Mitmenschen empfand! Weil die Hand des Menschen frevlerisch die Erde beschmutzte, als sie Steine zum Bau von Gefängnismauern trug! Hier standen sie grau in grau, weder Mitleid noch Gnade bergend. Ein unkompliziertes Tier sehnt sich nach Sonne in natürlicher Art. Das Gras sprießt aus dem Erdreich, durch Wärme getrieben. Aber der Nazi-Gefangene ist verdammt, in Dunkelheit zu brüten und elende Suppe auf schmutzigem Schemel im Verlies der Ungerechtigkeit zu schlucken.
Langsam fällt Dämmerung und es wird Nacht…..
Mein Gehör spannt sich, es lauschet und lauscht. . . . Schritte kommen und verhallen. Sie kommen wieder und wieder und gehen wieder, und endlich entdecke ich sie in meines Nachbars Zelle. Vier Schritte zum Fenster, vier Schritte zur Tür – sich immer wiederholend, eine Ewigkeit dauern sie. Zwischen Kommen und Gehen – eine Pause der Rast – dunkelste Nacht – Unendlichkeitsahnen……
Wahrlich, unaufhaltbar wähne ich die acht Schritte innerhalb einer Kerkerzelle und endlos den Marsch dessen, der zwischen Mauer und Tür sich dauernd bewegt im Grübeln über Dinge, die weder gekettet noch verschlossen werden können, die weit hinauswandern in eine sonnige Welt, ein Ziel vor den Augen.
Die ganze Nacht lauschte ich erregt diesen Schritten, mir nah meinem Lager und doch so fremd! Wer schreitet drüben? Ich kenne ihn nicht, kenne nicht sein Leid und nicht sein Geschick? Ist es ein Kerker-Geist, ein schlafloses Hirn, ein Mann, dieses Wesen, das beharrlich schreitet?
Eins, zwei, drei, vier : vier Schritte und die Mauer!
Eins, zwei, drei, vier : vier Schritte und die Tür!
Jeder Schritt tönt hohl und dumpf und jedes Schrittes Echo hallt tönern monoton an meine Ohren. Ich unternehme, sie gespannt zu zählen, vermeinend, daß es in dem Marsch ohne Ende, im Grabe der Nacht, fünf Schritte einmal gäbe anstatt der vier zwischen der modrig feuchten Mauer und der Tür.
Noch lausche ich gespannt, voll wach bei Sinnen, erlausche Töne und Geräusche lebendiger Wesen wie auch toter Dinge, ich höre alle Leid- und Freudenschreie der Nacht. Ich hör das Stöhnen dessen, der da beweint, was starb. Ich hör die Seufzer ei- nes, der zu ersticken droht, was nicht von selbst dem Tode verfällt. Ich hör die unter- drückten Schluchzer eines, der heulend unter rauher Decke sein Haupt vergräbt auf kaltem Lager, sowie das leise Flüstern eines Mundes, der mit verhaltenem Odem die Fliesen seiner Zelle küssend jammervollste Bitten lallt. Ich hör auch den, der schrill das furchtbare Lachen eines Irren brüllt, der voll Entsetzen seiner selbst die Wände zu erklettern sucht, doch dessen ohnmächtig mit geröteten Augen, die Feuerbrände schleudern, schließlich zusammenbricht und starrt und starrt ….. Ich hör in eisigem
Schweigen ihn, der einen trocknen, harschen Husten keucht, wie Espenlaub den ha- geren Körper schüttelnd, und wünsche nur, daß seine Lunge nicht rassele das Rasseln eines Totgeweihten und er nicht fortfährt, seinen Geifer auf den schleimigen Boden zu stoßen, denn kein Geräusch ist so banal als ausgespiener Auswurf auf nackten Stein. Ich hör auch den, der Eide schwört, die ich in Andacht empfinde, denn sie sind heiliger denn einer Jungfrau Beten. Ich höre, wohl das Schlimmste von allem, das stumme Grübeln von zweihundert Hirnen, hier eingekerkert voller Schmerz und Trä- nen, geplagt, gefoltert, doch besessen von nur einem Trachten, dem Ziele der Befrei- ung zuzustreben.
All dieses höre ich schlaflos bei Nacht; höre des Windes Heulen hinter Mauern, in weiter Ferne Glockenläuten, Getröpf von Regentropfen, an Grabesrand mahnend. Höre das Murmeln einer Stadt, zu neuem Schaffen sich bereitend, erwacht zu Taten- drang, hör auch die Schläge meines Pulses, wild-stoßende Schläge, wahnwitzige Schläge meines eigenen Herzens. Ich höre all dies in der Stille der Nacht. Nichts aber ist lauter, härter, trauriger, mächtiger und schrecklicher als die Schritte, die ich höre in meines Nachbars Zelle.
Trotz allem aber verzweifelte ich nicht. Ich beehrte meinen Glauben und hielt aufrecht die Überzeugung in Gottes, des Allmächtigen ehernes Gesetz, in seine Gerechtigkeit und seine Bestimmung für mich durch sieben endlos dünkende Monde. Wundersam und heilig war das Wissen, das ich schöpfte im Erleben, mir zu Eigen machen durfte in der Zelle des Kerkers. Hehr und erhaben wirket die Vorsehung ihr Gesetz im Gefängnis, das alle Vorrechte aufhebt, die Schranken – die Menschenwahn im Auf und Darnieder des Lebens setzte – beseitigt und nichtig erklärt das Adeltum des Verstandes zwischen Mitgefangenen. Eine ausgleichende Vernunft hebt sie alle auf eine gemeinsame Stufe mit einem einzigen Gedanken, einer einzigen Hoffnung: die der Befreiung!
Ich sende meine guten Gedanken zu dem ruhelosen Schreiter:
„Mein Bruder, höre doch auf zu marschieren! Eine Entweihung ist das Schreiten auf einem Grabe. Wenn du aufhörst zu gehen, wird sich nicht länger ein Grab hier befinden, denn zurück gibst du mir meine eigenen Gedanken, die jetzt an dein Schreiten gekettet sind, auch das Recht, meine eigenen Gedanken zu rühren. Ich flehe dich an, mein Bruder, erfülle meine Bitte, denn ich bin müde der Nachtwache, müde des Anhörenmüssens ungezählter Schritte – und schlaftrunken.“
An einem Abend später, als sieben eherne Schläge vom Turme erklangen, stellte der ruhelose Wanderer sein Hin- und Herschreiten ein.
Es gab aber ein anderes furchtbareres Geräusch – das Rasseln einer Kette – ein tiefes fremdartiges Stöhnen – das Schweigen des Todes! Der Missetäter, angeklagt des dreifachen Mordes, des Erschießens von Frau, Tochter und Geliebten, und mit dem ich lernte, mich mittels Gefängnissprache durch Klopfen an die Wand zu verständigen, erhängte sich selbst in seiner Zelle, kaum dreißig Jahre alt.
Tage darauf, während ich Nachtruhe und Frieden nun genießen durfte, ward mir eine symbolische Schauung, die mir das Geschehen der Zukunft offenbarte:
„Und siehe, ich sah die Wasser zweier Welt-Ozeane. Klar und leuchtend das eine im Glanze der Sonne, das andere gleich einem schlammigen Sumpf, in dessen gurgelnden Fluten häßliches Getier, Frösche und Schlangen, sich regte, einander verschlingend.
Eine düstere Schleuse verband die Ozeane. Ihre eisernen Flügel waren geschlossen und öffneten sich nicht. Da entstand Leben. Die Fluten der Dunkelheit, durch die Gelüste des Getiers in Bewegung gesetzt, begannen gegen die Tore der Schleuse zu drängen – sie widerstanden; – die Wasser der Ozeane vermochten sich nicht zu mischen.
Da spürten die Tiere, was sie verbrochen, was sie sich selbst getan. Aber – für sie war Rettung zu spät! Fern vom Sonnenlicht, fanden sie den Lohn ihrer Tat in dem schleimigen Sumpf!“
Und siehe, ich schaute auch die Gestade des lichtgleißenden Ozeans, er war wie ein gläsernes Meer.
„Mit Feuer gemenget; und die den Sieg behalten hatten über das Tier und sein Bilde und über die Zahl seines Namens, die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose, des Knechts Gottes, und das Lied des Lammes und sprachen: Groß und wundersam sind Deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind Deine Wege, Du König der Völker. Wer sollte Dich nicht fürchten, Herr, und Deinen Namen preisen? Denn Du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor Dir; denn Deine gerechten 7
Gerichte sind offenbar geworden.“
Als das Morgenrot in meiner Zelle Dämmerung brach, schrieb ich die Schauung und meine Deutung nieder:
Ich schaute das Tor des Lebens für den größeren Teil aller Menschen verschlossen, ich sah keine Rettung für die, welche die Botschaft Imanuels verworfen hatten.
Dann hob ich abermals meinen Griffel und schrieb eine Hymne auf das „lebendige Licht“, auf Ihn, der immerdar gepriesen sei, den ich in Fleisch und Blut gesehen, so, wie die Jünger einst Jesum sahen, und der da ist der Menschensohn, der Herr aller Herren, der das Weltall trägt mit seinem Gesetz, der es selbst ist, ohne den alles Leben erlischt!
Der letzte Morgen meiner Gefängnishaft brach an. Es war am Tag nach der Feier der Heiligen Taube im Gral. Die sich ergießende Kraft aus Gottes Allheiligem Ursprung hatte den in der Stille seiner Zelle erreicht, der durch Versuchungen, Anfechtungen und Gefahren die Treue wahrte Dem, dem er sich anvertraute im Leben und Tod.
Es jauchzte mein Geist, und er vernahm die Stimme des Herrn wie machtvollen Donner und die rauschende See. Die Stimme sprach:
„Gehe hin und verkünde, was deine Augen sahen und deine Ohren vernahmen!“
Mein Geist antwortete:
„Oh Herr und König Imanuel, sie wollen meine Rufe nicht hören!“
Der König der Geister sprach:
7 Offenbarung Johannis, Kap. 15 , Vers 2-4
„Was ist es von Belang, ob sie wollen oder nicht! Gute Menschen werden dir, meinem Knecht, und deinen Worten lauschen, die du unmerklich in die Herzen deiner Brüder träufelst, denn die, so aus der Wahrheit sind, erkennen die Worte, die die Wahrheit künden.
Den anderen, die sie nicht vernehmen, obwohl du ihnen die Gelegenheit gibst, das Wort der Wahrheit wie ein Rettungsseil zu haschen, versengen sie den Geist gleich Feuergarben, daß sie es spüren müssen früh oder spät. Die Weißglut meines Zornes aber wird sie am Tag ihrer Not verbrennen.“
Mein Geist beugt sich vor der Allmacht Imanuels:
„Herr, Du weißt, daß die Bürde der Zeit stark auf mir lastet, mein Körper altert und die Stimme verblasset. Laß Deinen Diener etwas ruhen, bevor er auszieht zu neuem Dienst!“
„Darum gerade darfst du nicht rasten! Habe Ich, Imanuel, Herr über Leben und Tod, dir nicht gekündet und geschrieben als Vermächtnis unter das Bild meiner segnenden Hände, daß ich dich stütze, als Streiter für das Licht nicht zu erlahmen, so du mir Treue hältst und das Gelübde wahrst, das du zu wahren gelobtest am Tag deiner Weihe, und deine Überzeugung meiner Gottessendung!
Es geht um nichts anderes als dieses! Darum suche nicht Ruhe! Es gibt keine Ruhe im Dienste des Grals! Sie kommet zu ihrer Zeit! Denke an die, so in den Gräbern ruhen, da sie geistig im Leben schon schliefen – sie werden nie den „neuen Tag“ sehen!“
„Ich will gehen, mein Herr und Meister, wohin Dein Wille mich zu gehen heißt. Ich will tun, was Du befiehlst. Ich will kämpfen für Gerechtigkeit, Liebe und Reinheit, solange ein Atemzug noch in mir lebt!“
„So gehe denn“ – sprach der Herr – „und fürchte nichts! Ich will bei dir sein, wenn du mich rufest. Ich will die Worte, die du sprechen sollst, auf deine Zunge legen. Über dem Erdreich brütet ein Nebel von Verderben. Es wütet Aufruhr und Schrecken, Krieg und Kriegsnot. Noch aber ist das Ende nicht gekommen. Erst Seuche und Pest wird die Menschen zerbrechen. Ich, Herr der Welt, will den Sturm entfachen, der alles hinwegfegt. Die Bestie im Menschen rühmet sich ihrer Laster, Menschen vermeinen, daß zeitliche Macht für ewig besteht. Doch habe ich den Herren elementarer Gewalten Befehl gegeben, allen Missetätern den festen Boden unter den Füßen zu nehmen.
Meine Stunde kommt. Der Tag meiner Rache ersteht im Kreislauf der Äonen.
„Er bereitet sich als letzter Schlag des Weltgerichtes.“
Der Herr sprach weiter:
„Gehe hin, mein Diener, und sprich zu den Tyrannen der Erde, doch nicht nur zu denen, die ihre politische Macht mißbrauchen, zu denen im Besonderen, die Tyrannen der Geister sind und ihre Mitbrüder und Schwestern fesseln mit ewigen Ketten der Furcht und Verfolgung. Ermahne sie, warne sie, daß ihre Tage gezählt sind! Jage mei- ne Drohungen in ihre Ohren! Lege eiskalte Angst auf ihre Gewissen! Laß dieses ihre erste Seelenqual sein! Sie haben mich selbst in den Kerker geworfen. Sie haben ver- kündet, daß Ich nicht mehr bin. Sie sollen erfahren, daß es nicht so ist! Sprich zu den
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales Despoten sehnsüchtig Harrender! Hämmere in ihr Ohr Wehklagen, Schreie und An- klagen ihrer Opfer, sie körperlich und geistig mordend! Laß sie die Geister der Toten, die sie wie Tiere geschlachtet, als schaurige Phantome, grausige Gedanken ihrer eige- nen Phantasie, unentrinnbar verfolgen! Laß sie geplagt sein vom Alpdruck unaus- sprechlicher Art, laß Vampire ihr Herzblut saugen, furchtbare Träume ihren Schlaf zerreißen, daß sie bei Tag und Nacht keine Ruhe finden! Daß zur Stunde der Dämme- rung, wenn sie unwürdigen Orgien zu frönen beginnen, sie den Eishauch der Ge- spenster auf eigenem Fleische spüren und schaudern vor Schrecken!
Sprich zu den Bedrängten, denen, die Licht und Wahrheit suchen, sag ihnen, daß meine Augen ihr Leid gesehen, daß mein Schwert gezückt ist für ihre Feinde, daß es sie selbst beschützet! Daß ihre Bitten mein Ohr erreichten, daß ich ihr Weinen in Gesang der Lobpreisung wandeln werde! Sag ihnen in meinem Namen, daß sie befreit von den Bösewichten, von Selbstsüchtigen, Hasserfüllten, über diese einst triumphieren werden. Sprich zu allen in Tränen, denen, die Gutes nur wollen, Gott und Menschen achten, die Demut bewahren, und einen Wunsch nur in Gebeten und Fürbitten stammeln:
„Dein Reich komme!“
Das Tausendjährige Reich soll auch auf Erden erstehen, wie es in Ebenen des Lichtes schwingt. Ich habe versprochen, es der Menschheit zu bringen auf ihre Erde. Mein Vater auf dem Hochsitz seines allewigen Thrones hat meine Bitte gewährt und die Bitte Marias, der Rose des Lichtes, es bestehen zu lassen für die vorbestimmte Zeit. Doch unter der von wesenloser Allmacht geforderten Bedingung, daß die Menschheit das Reich Gottes auf Erden ersehnte! Deshalb, sage du, mein Jünger, den Söhnen und Töchtern deines Volkes, allen, die Rettung, Erlösung erflehen, sich mit Palmen zu schmücken und Hymnen zu dichten, sein Kommen zu feiern. Kleine Kinder mit reinen Seelen, hier und da in heimischer Umgebung geboren, strahlen vor Glück schon in ihren Wiegen, denn sie erlebten schon in höheren Reichen, was nun auf Erden auch werden soll.
Luzifer aber, gestürzt aus dem Bereich seiner göttlichen Sphäre, der Schwingen beraubt, gefesselt in meinem Kampf mit ihm, erkennt im Abgrund voller Ohnmacht und Furcht, daß er sein Reich im Verstande des Menschen verlor.
Sage den Menschen, allen, die zählen wollen zu dem erwählten Volk des Neuen Bundes mit Gott, daß sie frohlocken, aber auch mitwirken sollen durch freudevolle Tat, Edelmenschen zu werden nach Gottes Allheiligem Willen!“
Am Vorabend zum ersten Juni 1938 öffnete sich mir das Gefängnistor. Wie ich gekommen, so ging ich wieder – unbelastet in Geist und Gewissen. Aber kein Heim mehr besitzend, wußte ich nicht, wohin mich wenden, eine Ruhestatt zu finden in der ersten Nacht. Ich klopfte an einer Tür, wo ich erwartete, noch einen Freund zu treffen, den ich einst zum Grale geführt! Doch Furcht vor der „Gestapo“ beherrschte auch ihn und sein Weib, einem Jünger Imanuels Obdach zu bieten. Dies war mein erstes Erleb-
nis außerhalb der Gefängnismauern.
Auch nahe Verwandte hielten es nicht im Einklang mit ihrer Lebensanschauung, einen entlassenen Häftling in ihrem Luxusheim zu empfangen.
Und wiederum andere spotteten meiner und begeiferten mich. So wuchs in mir der Entschluß, dem Deutschland Hitlers den Rücken zu kehren, dessen Volk in seiner Verblendung die Stimme des Gralskünders zum Schweigen brachte.
Am 10. Juli setzte ich in der Morgenfrühe eines gotterstandenen Tages meinen Fuß auf englischen Boden, das Heimatland meiner Väter. Auch damit erfüllte sich ein Wort des Menschensohnes. Doch der Anfang war schwer, wie aller Anfang Schwie- rigkeiten bietet, und ich mühte mich hart nach Imanuels Rat, erst mit deutschspre- chenden Menschen in Fühlung zu kommen, dann mit Anhängern der Spiritualisten, unter diesen einen Beginn meines Missionsamtes in England für den Gral zu gewin- nen.
Und also geschah es durch die Förderung des Lichtes!
Mit wenigen Erstlingen der Bekenner des Menschensohnes und der Gralsbotschaft gründete ich am 7. September 1941, am Tag der Feier der Reinen Lilie zu Caxton Hall in Westminster der britischen Metropole „The first light of truth community in Great Britain”.
Ich schließe mit meinem
„Kredo“:
Ich glaube an Gott und weiß von dem Spender des Lebens. Ich erkenne ihn in seinem Werk, das aus seinem allewigen Willen erstanden und trachte in Demut, sein Gesetz zu leben. Ich weiß um den Aufbau der Gottes-Schöpfungen.
Ich weiß um ihren Anfang und erkenne den Fortschritt im Strome des Lebens, was er auch immer an Flut und Ebbe birgt.
Ich schaue in die Zukunft durch die Gnade des Herrn und weiß um die Bedeutung unserer Zeit und was noch kommen muß nach dem Gesetz. Ich sehe den Strom, der alles Morsche beseitigt, alles Falsche hinwegreißt, sich ergießend bis ans Ende des Gerichtes.
So ist mein „Kredo“, mein „Ich glaube“ zur Überzeugung geworden. Und diese Überzeugung ist mein Leben.
Gesegnet sei es, denn es ist ein Geschenk des Höchsten!
Gesegnet sei das Leben, das ich leben durfte in allen Tiefen und Höhen menschlichen Seins, das ich weihen durfte dem Dienst im Gral!
Gesegnet über allen Segen erhaben ist die Wahrheit, daß dieses Leben nie stirbt. Selbst eine Träne, ein Seufzer vergehen nicht. Sie sind Saat zu Neuem.
Eines Menschengeistes Leben geht weiter und höher. Es vollendet sich in den Sphären des Lichtes! Jeder Tag und jede Stunde vertiefen die Gewißheit und diese wächst und leitet hinüber, wenn sich der Vorhang spaltet zwischen hier und dorten, in des Egos geistige, unvergängliche Heimat.
Die letzte Gelegenheit.
Aus dem Englischen nacherzählt.
Um die Feier des Strahlenden Sternes 1946 erschien in einer englischen Wochen- schrift ein Aufsatz, über dem die Abbildung einer explodierenden Atombombe zu se- hen war. Es handelte sich um die Versuchsbombe von Bikini.
Der Artikel begann mit einer Reihe von Überschriften sensationeller Tagesereignisse aus jüngst verflossener Zeit sowie der Gegenwart, unter anderen folgende: „Amerikanische Piloten über Jugoslawien ermordet; – Unerlaubte Verdienste chinesischer Beamten durch ihren hungersterbenden Landsleuten vorenthaltene und gestohlene Nahrungsmittel; – Neger in Südcarolina verbrannt und erschossen; – Hindus und Moslems schlachten einander in Calcutta; – Juden sprengen britische Soldaten in die Luft; – eine einzelne reiche Frau lebt allein in ihrem siebenzig Räume fassenden Schloss und zahlt ihrem Schlosswart 25.000 Dollar; – Streikende Banden lynchen Streikbrecher; – Millionen Heimatloser ziehen obdachlos durch die Lande; – Ein südamerikanischer Präsident wird an einem Lampenpfosten in Bolivien erhängt; – Kanadier treiben für Rußland Spionage; – Amerikanische Kriegsgewinnler stahlen Millionen durch Kriegskontrakte von ihren Mitbürgern; – Ein englischer Priester denunziert Stalin als Anti-Christ; – Rußland gebraucht raffinierte Tricks zur Ausplünderung Österreichs; – Griechenland zerfleischt sich im Bürgerkrieg.“
Derartige und ähnliche Alarmnachrichten füllen seit langer Zeit schon die Vorderseiten der Tagespresse in allen Ländern. Sind sie wirklich Alarmnachrichten? Sind sie nicht eher zur Gewohnheit geworden, sodass ein Zeitungsleser ihrer so gut wie nicht mehr achtet? Wenn vor dreißig, vierzig Jahren ein Mord begangen wurde, hielt dessen Erforschung Millionen interessierter Menschen wach. Der Tod von hun- dert oder tausend Menschen beunruhigt heute kaum noch ein Kindergemüt. Sie hör- ten Mord und Totschlag durch all die Kriegsjahre, ihre Seelen sind unempfindlich für Menschenleid geworden.
Da trat, heißt es in der englischen Erzählung, eines Morgens ein jäher Wechsel ein. In einem Augenblick waren alle politischen, ökonomischen und sonstigen Sorgen durch ein Ereignis verdrängt, das Generationen nie erlebten, das alle Alarm-, Sensations- und selbst Naturkatastrophenberichte schlagartig in den Schatten stellte. Die Londoner Regierungszeitung „The Times“ veröffentlichte folgende Zeilen:
Bikini, Marshallinseln 24. Juli 1946:
„Der königliche Astronom, Sir Spencer Jones, wünscht nachstehende Mitteilung zu machen: Während der Nacht habe ich in telephonischer Verbindung mit dem Lowell Observatorium in Südafrika, sowie mit meinen europäischen Kollegen
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales gestanden und zwar bezüglich eines Phänomens, das plötzlich am Himmel aufgetaucht ist. Ein Komet ist mit unberechenbarer Geschwindigkeit und Größe aus dem Nichts hervorgestoßen und muß auf seiner Bahn in allernächster Zeit die der Erde durchkreuzen. Meine astronomischen Freunde sind sich in ihren Spektroskop- Analysen hinsichtlich der inneren Beschaffenheit des Kometen einig. Die Gasschichten, welche denselben umgeben, sind giftig und tödlich. Es erscheint unwahrscheinlich, daß weiteres Leben auf dem Erdplaneten möglich ist.“
An diesem Tage war die Welt wie betäubt. Wahnwitziges Rasen begann in der Nacht, denn tief in der Milchstraße am Firmament konnte eine Stecknadelkuppe rosiges Licht mit bloßem Auge schon wahrgenommen werden.
Am folgenden Morgen denunzierte Generalissimus Stalin die Astronome als Faschisten und Reaktionäre. Der Mob von Buenos Aires lynchte den Präsidenten der argentinischen astronomischen Gesellschaft. Schon am Nachmittag wurden in den Straßen von New York Tausende und Abertausende kleine Knopfloch-Plaketten mit folgendem Aufdruck verkauft: „Zum Teufel mit dem Kometen!“ oder „Es kann uns nichts geschehen!“
In selbiger Nacht noch schimmerte der rosa Fleck in der Milchstraße wie ein brennender Stern. Am nächsten Morgen belegte eine Gruppe von amerikanischen Millionären ganze Seiten von Zeitungen, um 100 Millionen Dollar demjenigen zu bieten, der einen Schutz gegen Giftgase von katastrophaler Wirkung ausfindig machen könnte. Auch eine britische Gruppe reicher Leute traf Anstalten, nach dem Nordpol zu fliegen und sich dort unter Eisbergen einzugraben. Jede Weltbörse brach zusammen, da Abermillionen Menschen ihre Ersparnisse forderten. Mit Bargeld in den Händen stürzten sie sich in weltliche Vergnügen, kauften sich Narkotika und Betäubungsmittel oder vergeudeten ihr Geld für wertlose Spielereien, die Trödler in den Straßen anpreisend feilhielten.
Einige Menschen versuchten, Gott durch Anhäufen von Kostbarkeiten auf seinen Altären zu versöhnen. Neue wilde Religionskulte wetteiferten miteinander im Anbieten von Rettung. Sich selbst beweihräuchernde Männer rannten mit leeren Worten einher, predigend, zu bekehren suchend, ja selbst in ihrem Wahnsinn mordend. Fabriken wurden stillgelegt, jeder Verkehr brach zusammen, Unrat überschwemmte Strassen und Plätze und Nacht um Nacht wuchs die feurige Glut am Himmel.
Als der Komet die Größe eines Apfels erreichte, erzwangen die Jugoslawen einen Durchbruch nach Triest, vertrieben die britischen und amerikanischen Besatzungs- truppen und metzelten die Italiener nieder. Am nächsten Morgen machte eine Atom- bombe Triest dem Erdboden gleich, so wie ein Schwamm eine Schiefertafel reinigt. Rußland mobilisierte, und die übrigen großen Mächte trafen rasend militärische Vor- bereitungen. Millionen strömten zu den Fahnen und riefens ich zu, daß, wenn immer sie sterben müßten, es besser wäre, kämpfend in der Schlacht zu sterben. Immer mehr verringerte sich Tag um Tag jedwede Kontrolle im Leben der Menschen, und wie ein Schneeball auf dem Hügel Gefahr in sich trägt, im Rollen zu Tal immer größer zu
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales werden, so trieb alles im Alltagsleben nach einem Höhepunkt, der Blutbad und Ver- nichtung mit sich führte. Das Schreckgespenst am Himmel aber war zur Größe eines Fußballs gewachsen, und ungezählte Augen ruhten nächtlich in Angst und Verzweif- lung auf ihm in Vorahnung eines furchtbaren Endes. Da gab eines Tages Mr. Trygve Lie von London aus über alle Sender der Erde dieses bekannt:
„Die maßgebendsten Astronomen haben mich unterrichtet“, sagte er in einem ruhigen, freundlichen Ton, “daß der Komet den Erdplaneten zu Weihnachten berühren wird. Das bedeutet, daß wir die nächste Weihnacht nicht mehr erleben. Das ist umso tragischer, da vergangene Weihnacht der Tag im Jahr war, an welchem die Zwillingsübel der Zivilisation, nämlich Gier und Furcht, aus unserem Leben wie gebannt erschienen.
Falls wir untergehen müssen, wäre es denn nicht besser, ruhig und braven Sinnes zu sterben, gemeinsam als Freunde, nicht aber gleich wilden Tieren, die sich gegenseitig im Wahnsinn der Furcht zerfleischen? Ich appelliere deshalb an die Völker der Erde, diesmal Weihnacht früher zu feiern und sich würdig für diese letzte Feier zu bereiten, auf daß die Chronik, sollte solche bestehen bleiben, einst von uns zeuge, daß wir als besinnliche Kreaturen dem Unvermeidlichen zu begegnen wußten, als Menschen, die das Schicksal meistern konnten, ruhig als Helden einer vergangenen Zeit, vereint in Brüderschaft, voll Mutes und echter Selbstverleugnung“.
Diese Botschaft über den Lautsprecher zündete wie ein Funke in vielen Seelen, denn mitten im Chaos und Durcheinander hatten doch einige wenige Abstand vom Mob genommen und hatten durch die Tat im Dienst am Nebenmenschen ihr Menschentum bewiesen.
Nicht zwei Völker waren, die gleicher Weise auf den Alarmruf des Mr. Trygve Lie reagierten; aber auch nicht eines war, das nicht irgendwie von einem mysteriösen Impuls getrieben, zu einer Tat sich machtvoll gedrängt fühlte.
Was da alles vor sich ging, vermag ich am besten mit dem, was sich in England vollzog, zu berichten:
Seine Majestät, der König von Großbritannien, bestimmte auf Anraten des Privy Council, daß Weihnachten sofort gefeiert werde und die gesamte britische Nation während der Dauer dieser Feier von der Friedensbotschaft im Geist des Gottessohnes erfüllt sei.
Feldmarschall Montgomery wandte sich an alle Ex-Soldaten, zum Kameradschaftssinn auf dem Schlachtfeld erprobt zurückzufinden. Als Losungswort forderte er: „Werde wiederum Deines Bruders Hüter!“
Der Gewerkschaftsvorstand erließ die Bestimmung, jede einzelne Gewerkschaft müsse sämtliche Verbindlichkeiten mittelalterlicher Gilden ihren Mitgliedern gegenüber wieder befolgen und sich zu Hilfs- und Mitdienst an jedem Gewerbe weihen.
Die Föderation der britischen Industrien aber mobilisierte sämtliche Maschinen, um, wie der Beschluss besagte, ohne Rücksicht auf Gier und Habsucht den Lebensbedürfnissen aller Völker zu dienen. Die Kirchen standen bei Tag und Nacht
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales geöffnet, und Priester jeglicher Konfession waren zur Stelle, wohl nicht zu kritteln, zu mäkeln oder Rettung zu versprechen, sondern verwirrte und furchterfüllte Menschen zu trösten:
„Seid frohen Mutes! Ihr lebet weiter auch jenseits des Grabes!“
Gleich einer Fanfare tönte die Stimme Winston Churchills:
„Dies Endgericht hat uns umgewandelt; es hat uns neue Würde verliehen. Wir haben unsere Schlangenhaut abgestreift und unser großtuerisches Wesen beiseite gelegt. Auch sind wir keine Bürger der Elisabethanischen Epoche mehr. In getreuer Verbundenheit halten wir nunmehr zusammen und leugnen das Ende einer Katastrophe.
In vielen Ländern auf weitem Erdenrund vollzogen sich gleiche oder ähnliche Wunder. Der Rat Mr. Lie‘s zauberte in den Vereinigten Staaten über Nacht eine Offenbarung ungeahnter Macht hervor. Die Amerikaner gruppierten sich wie bei einem Kreuzzug zu gemeinsamen Dienst einer für den anderen. Und weil jene gerade das erfindungsreichste Volk auf Erden sind, übertraf ihre Organisation einer fortlaufenden Weihnachtsfeier an Vielseitigkeit und Erhabenheit eine solche anderer Nationen.
Das Füllhorn Amerikas, stets bereit und freigebig, überschüttete mit seinem unermeßlichen Reichtum nicht nur das eigene amerikanische Volk, sondern verströmte seine Schätze selbst bis in die verborgensten Weiler der Länder hinter den Sieben Seen. Der große Einfluß eines neu gepredigten Ideals hatte die Schatten über allen Lebenden gelüftet, und Nord-Amerika ward zu einer einzig in sich geschlossenen Gemeinschaft, die ein Hochlied dem Geist von Selbstlosigkeit sang.
Und im Maß, wie die Tage sich Weihnachten nahten, opferten sich Männer und Frauen im Dienst der Liebe für das Glück des Nächsten, und verrichteten freudevoll ihr alltägliches Werk. Wenn hin und wieder dann ihre Blicke rückwärts streiften, waren sie erstaunt und auch beschämt, einsehen zu müssen, wie sehr ihr Leben in Gier und Furcht verankert gelegen. Da segneten sie die neue Offenbarung, die sie erhalten, und die sie stützte. Auch entdeckten sie nun, was sie schon immer gewußt haben sollten, die in der Offenbarung liegende Gesetzmäßigkeit, und daß für die, welche geistig erwachten, der Erdentod nichts denn eine Wandlung ist – das Umschlagen eines Blattes einer fortlaufenden Erzählung.
Inzwischen war der Komet, der himmlische Besucher aus urfernen Welten, zu einer Flammengarbe gewachsen. Und während die Erde ihm entgegen zog, pulsierte Abenteurerdrang durch die Adern aller Lebewesen und die Menschen sprachen von der Flüchtigkeit der Tage und von einer kommenden Katastrophe, wie dazumal Ritter wohl gesprochen haben mögen, als sie zu einem unvergleichlichen Tournier in einer milden Sommernacht ritten.
Petronius, Schiedsrichter weltlicher Eleganz, trug als Lebemann auf seine Art bei Nacht zur allgemeinen Unterhaltung bei, indem er sich eine Ader zum Blutlaß öffne- te. Und allerorten steigerte sich die Vorbereitung eines jeden und ganzer Gruppen, ja von Völkern, zum Höhepunkte der Weihnachtsfeier, da alles Lebens Ende begrüßt
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales werden sollte, wie ansonsten die Weihnacht gefeiert wurde, freudevoll und im Kreis der Freunde.
Ein neues Leben begann — und Menschen äußerten:
„Wie einfach war es doch, die Erde zum Himmel zu machen! Jeden Tag nur hatten wir uns so zu benehmen, wie wir dies an einem einzigen Jahrestag versuchten. Gottesdienst ruht im völlig sich Hingeben im Dienst für den Nächsten. Es ist kein Glück und keine Belohnung im Leben, es sei denn, daß man selber gibt“.
Als sich die Erdvölker endlich aus einem Affendasein befreit hatten, erwarteten sie den Tod – doch sie starben nicht.
Am Frühmorgen der Weihenacht sprach der Königliche Astronom erneut über die Sender der Erde:
„Mein Kollege bat mich, folgendes bekannt zu geben: Die Erde rotiert nun im Strahl des Großen Kometen, er verletzet niemand. Was unsere Spektroskop- Analysen als „schädlich“ erkannten, erwies sich nunmehr als „segensreich“.
Seit kurzem schon atmeten wir eine andersartige Luft. Kosmische Wellen, von denen wir nichts wissen, eilten dem Kometen voraus und umfließen uns nunmehr. Jahre können vergehen, bis unser Planet wieder aus dem Strahlungsgürtel des segenstiftenden Einflusses dieses Himmelswunders entlassen wird“.
— eine Million Lichtjahre zurück – der entfernteste Stern! —
Und ein Raunen und Wispern begann:
„Dies ist der Menschheit letzte Gelegenheit!“
Mein Grals – Erleben.
In der Bibel der Christenheit ist von „geistigem Brot“ die Rede. Der Ausdruck „geistiges Brot“ bezeichnet einen Begriff, der für menschliche Wesen das Wichtigste in ihrem Leben auf Erden bedeuten sollte.
Da der Mensch nach den religiösen Erkenntnissen gegenwärtiger Zeit nicht nur einen physischen Leib sein eigen nennt, der um erhalten werden zu können, irdischer Nahrung, d.h. Brot und Wasser, bedarf, sondern auch als Mittelpunkt seines „Ich“ einen Geistkern besitzt, der von anderer Art als der Erdenkörper ist, dürfte es logischerweise zu erkennen nicht schwer fallen, daß auch dieser Geistleib irgendwie gepflegt und gehütet, ja, genährt werden muß, wenn er nicht verkümmern, oder gar ersterben, vielmehr gedeihen, wachsen, und zur höchsten Blüte reifen soll.
„Geistiges Brot“ aber ist nicht physisch, nicht von dieser Welt und darum nicht grobstofflich. „Geistiges Brot“ oder „geistige Nahrung“ ist weder fühlbar noch
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales sichtbar, sondern kann nur aus dem geistig Unsichtbaren vermittelt werden, was durch göttliche Botschaften oder geistige Offenbarungen erfolgt, die entweder direkt oder indirekt an die gesamte Menschheit ergehen oder an Einzelmenschen für besondere Zwecke gerichtet werden.
Das Alte Testament der Heiligen Schriften berichtet wiederholt von solchen Offenbarungen, deren Verkünder die großen Propheten des Altertums waren und die im sogenannten „Prophetischen Zeitalter“ vornehmlich für das „auserwählte“ Volk Israel bestimmt waren oder für besonders begnadete Einzelmenschen dieses Volkes.
Wer wüßte nicht um diese populär gewordenen biblischen Personen und kennte nicht jene gewaltigen Namen, die unverlöschlich in den Herzen Gläubiger brennen, sei es nun Moses oder Elias, Jesaja oder Jeremia, Daniel oder Micha, vor allem auch Johannes der Täufer mit seiner überwältigenden einzigartigen Offenbarung, die wie eine Sphinx am Ende des Neuen Testamentes steht und deren wahre Deutung durch Jahrtausende hindurch ein Rätsel mit sieben Siegeln geblieben ist.
Erst in unserer Zeitepoche wurde der Schlüssel zu dem rechten Verständnis des Mysteriums dieser monumentalsten Prophetie an die Menschheit einem auserwählten inkarnierten Menschengeist zur Erschließung in Gnaden gereicht.
Aber nicht nur das Altertum hatte seine Seher und Weissager, fast jedes Jahrhundert, jedes Volk und Land vermag deren aufzuweisen, nennt sie ihr Eigen, und achtet und schätzt ihre hinterlassenen Spuren, ohne ihre Tragweitenwirkung ernstlich zu ergründen.
Auch die Gegenwart spricht von „modernen“ Propheten, denken wir nur an Bernard Shaw, ein Irländer von Geblüt mit großem ethischen Einfluß auf alle englisch sprechenden Völker, oder den vor kurzem verblichenen H.G. Wells und manch einen anderen, die alle prophetische Blicke taten und mündlich verkündeten oder mit dem Griffel aufzeichneten, was ihr Seherauge vorausschauen durfte.
Nicht minder war das Mittelalter mit seinen anschließenden Jahrzehnten reich an Persönlichkeiten, die den Ruhm eines Propheten beanspruchen durften.
An ihrer Spitze marschieren unzweifelhaft Aligheri Dante, unsterblicher Schöpfer der „Göttlichen Komödie“ mit ihren Streiflichtern in andere Welten, und Nostradamus, ein Astronom von Weltruf und Zeitgenosse der berüchtigten Katharina von Medici, Anstifterin zur Bartholomäusnacht, sowie ihres Sohnes, Karls IX von Frankreich. Die Voraussagungen des Nostradamus von geschichtlichen Ereignissen auf Jahrhunderte hinaus, erlangten wahrhaft historische Bedeutung und Wert. Auch Savonarola und Giordano Bruno wären hier zu nennen.
Dann sind es noch andere, wie Blaise Pascal und Michel de Montaigne, Emmanuel Swedenborg und Shakespeare, Ruskin und Emerson, Mulford und Trine, Graf Tolstoi und Ouspensky, Goethe und Schiller, Graf Keyserling und Lorber, Sir Conan Doyle und Lord Tennyson, Krishnamurti und Tagore, Mahatma Gandhi, Wolfram von Eschenbach, Richard Wagner und andere Musiker, nicht zuletzt die Dalailamas und Gelben und Roten Lamas von Tibet, die hin und wieder mit ihren Schauungen und Voraussagen das Weltgewissen anzufeuern, aber auch zu
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales beunruhigen verstanden, und so im öffentlichen Urteil der breiten Masse gleich Quecksilber in einem Thermometer stiegen oder fielen, je nach dem, ob das, was sie dem Volke gaben, sich als richtig oder falsch am Ende erwies.
Auch verschiedener Religionsstifter soll hier gedacht werden, denn auch sie verfügten mehr oder weniger über geistige Gaben, die zu Zeiten seherische Tendenz verrieten und die sie über den Durchschnitt ihrer jeweiligen Volksreife sowie Art, der sie dem Blut nach zugehörten, erhoben.
Da tritt ein Name aus geschichtlichem Hintergrunde besonders hervor, der Lichtbringer Ägyptens, Pharao Akhnaton, dem weitere Reformatoren in religiöser Hinsicht im Lauf der Gezeiten folgten, wie Martin Luther und Johann Huß, Johann Calvin und John Wiclif, um nur einige zu nennen.
Auch Baha-‘u‘allah, der in Persien geborene Führer der Bahais, Mrs. Mary Eddy Baker, die amerikanische Begründerin der Christlichen Wissenschaft, Madame Helena Petrovna Blavatsky, die geistreiche Leiterin der Theosophischen Gesellschaft in Rußland, und Dr. Rudolf Steiner von Dornach in der Schweiz, der weithin bekannte Lehrer der Anthroposophen, zählen zu dieser gehobenen Gruppe.
Es waren sogenannte „uranische“ Geister, die jeder Weltepoche und Kultur angehörten oder diesen vorauszugehen pflegten, auf daß sie ihre Kinder und Kindeskinder, ihre Zeitgenossen entweder warnen oder erleuchten konnten, Geister, die oftmals im Stoff inkarnierten und somit genügend Gelegenheit fanden, durch persönliches Erleben als Mensch unter Menschen geistig zu reifen, zum Segen und zur Förderung ihrer Umwelt.
Denn
„Es bildet ein Talent sich in der Stille, doch ein Charakter nur im Strom der Welt!“
sagt schon ein weiser, deutscher Dichterausspruch. Pioniere des Geistes waren es, die weder Furcht noch Hindernisse kannten und die durch ihr Vorleben neu erkannter Lebensweisheiten den Fortschritt geistiger Evolution auf Erden förderten.
Aber noch größere Geister als alle vorgenannten haben ihren Fuß auf diesen Planeten gesetzt und sind eine Wegstrecke Hand in Hand mit ihren Mitmenschen geschritten. Bezeichnen wir sie ruhig die Verkünder göttlicher Wahrheit, die „Wegbereiter“ für den „Geist der Wahrheit“. Was mit diesem Begriff gesagt und wer mit diesem Namen gemeint sein soll, wird in Folgendem noch besprochen werden.
Auch die Wegbereiter erstanden zu verschiedenen Epochen, unter verschiedenen Völkern und in verschiedenen Ländern, und weil sie mit Augen moderner Europäer betrachtet zumeist im fernen und näheren Osten des Erdballs zu wirken kamen, formte sich die allgemeine, doch irrige Meinung, daß „Alles Licht aus dem Osten käme!“
Wohl kommt das Licht aus dem Osten, dieser Satz besteht zu Recht, es kommt jedoch nicht, wie Menschenhirn vermeint, aus dem geographischen Osten der Erdkugel (ist dieser für Amerikaner doch gerade der Westen!) – das Licht bricht
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales hervor aus dem „kosmischen“ Osten, aus der Höhe der Schöpfung, und was diese ist, soll desgleichen wie der Begriff „Geist der Wahrheit“, später eingehend erläutert werden.
Um das sechste Jahrhundert vor Beginn der Christlichen Zeitrechnung wirkte im fernsten Osten, im chinesischen Kaiserreich, Lao-Tse als Wegbereiter für den „Geist der Wahrheit, der da kommen sollte“. Sein Hauptbestreben war, das chinesische Volk für dieses Kommen zu bereiten, es vornehmlich von der Dämonen-Furcht zu befreien und dafür ihnen den „Hocherhabenen“ zu predigen.
Um die gleiche Epoche trat Gautama Buddha als Wahrheitskünder in Indien auf den Plan und lehrte vor allem sittliche Vervollkommnung durch Entsagung. Auch er wies auf den „Kommenden“ hin.
So wurde auch das Volk der Iraner begnadet, in seiner Mitte einen Wegbereiter zu empfangen. Zoroaster begann sein großes Wirken und wurde seinem Volk nicht nur der Wegbereiter, sondern auch „Wegerhalter“, der Prophet Ahuramazdas, den der Al- leinige Gott dem Volke Persiens gesendet hatte.
Die arabische Welt erhielt durch Mohammed, den Stammvater der Kalifen, seine fortschrittliche Umstellung auf geistigem wie auch auf weltlichem Gebiete.
Im Jahr 571 nach Christi Geburt zu Mekka geboren und 632 zu Medina gestorben, war Mohammed der Prophet des Islams geworden, der für sein Volk unter unendlichen Mühen, großen Beschwernissen und selbst Kämpfen, die Errichtung eines Gottesstaates auf Erden zu verwirklichen trachtete.
Noch heute ist der „Koran“ das Heilige Buch für Millionen von Mohammeds Anhängern. Doch obwohl der Islam im Verlauf der Jahrhunderte zu einer Weltreligion heranwuchs, ward Mohammeds ursprüngliche Lehre, wie alle anderen Religionen später, in ihren Kernpunkten verbogen und ist nicht mehr das, was der Prophet im Namen Allahs einst verkündet hat.
Rein sachlich betrachtet, führten diese vier Wegbereiter ihre Völker, in deren Mitte sie für ihre Lichtmission bereitet wurden – nur Lao-Tse ward ursprünglich in Tibet erzogen – zu der Erkenntnis des Hocherhabenen, des einzig Allmächtigen, Schöpfers Himmels und der Erden, wenngleich sie für ihn auch verschiedene Namen, jeweils in ihrer Sprache, erfanden und gebrauchten.
Denn Brahma und Allah, Ahuramazda, und Lichtvater sind einundderselbe – Jehova, Gott, Amen, Urvater allen Lebens, allen Webens und Seins, der allein Unabhängige, während alles andere abhängig von Ihm ist und in Ewigkeit bleibt.
Aber noch ist trotz Sendung genannter Wegbereiter, wie aller Propheten, der Born göttlicher Heilsvermittlung nicht erschöpft.
Gott in Seiner unerfaßlichen Liebe, Gerechtigkeit und Langmut hatte noch einen letzten Rettungsanker in Bereitschaft, falls das sündhafte Menschengeschlecht Seiner Sendlinge nicht achten, sie verhöhnen und verwerfen würde.
Und die Menschheit hat dies getan!
Nur um weniger Menschenseelen willen, die ihren Geistfunken nicht verschüttet
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales und wach erhalten hatten, ihre Sehnsucht nach Gott und dem Paradiese, von dem sie einst ausstrebten, um durch Inkarnierung im Stoffe sich selbst bewußt werden und wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück kehren zu können, brachte der Allgütige das Liebesopfer der Menschwerdung seiner beiden ewigen Söhne, mit denen er gemeinsam von aller Christenheit der „Dreieinige“ genannt wird und auch ist. Gottvaters Liebesopfer bestand in der Erdgeburt Jesu Christi, sowie der Inkarnierung Imanuels auf Erden – Mysterium des Gottes- und Menschensohnes!
Während das Mysterium der Menschwerdung des Gottessohnes Jesus durch Jahrhunderte hindurch der Menschheit zufolge ihrer geistigen Erkenntnisse kein solches mehr gewesen ist, mit dem sich vielmehr ein jeder gemäß seines Glaubens entweder bejahend abgefunden oder sich ihm gegenüber ablehnend verhalten hatte, war bis zum Ende des Zeitalters der Fische, das unter dem Einfluß der Botschaft Christi gestanden hatte, das Mysterium des Menschensohnes Imanuel mehr oder weniger ein unerschlossenes Buch mit sieben Siegeln geblieben, welches Imanuel, der zur Auslösung des Gottgerichtes von Gott selbst bestimmte Weltenrichter, erst durch Seine Sendung auf die Erde und Sein Sein im Stoffe von seinen Siegeln zu lösen und zu öffnen hatte.
Mit diesem Öffnen aber brach die neue Zeit des Wassermanns an, Aquarius stieg am Firmamente hoch und begann seinen Lauf unter dem Zeichen des „Großen Kometen“ durch Raum und Zeit, jenes Sternes mit Schweif, der schon einmal einem Menschengeschlecht die Ankunft eines Gottessendlings verkündet und über der irdischen Geburtsstatt des Christuskindes zu Bethlehem gestanden hatte.
Das Kommen Imanuels, des gottverheißenen Menschensohnes, brachte in, mit und durch sich die Erfüllung der größten Prophetie an die Menschen, die Jesus, der Heiland und Erlöser, selber gegeben, indem er einst sprach, was uns durch die Evangelisten des Neuen Testamentes der Christlichen Bibel übermittelt wurde.
Matthäus schreibt im ersten Kapitel, Vers 23:
„Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären und sie werden seinen Namen Imanuel heißen, das ist verdolmetscht: Gott mit uns!“
Markus berichtet in seinem dreizehnten Kapitel im Auszug:
„In diesen Tagen werden solche Trübsale sein, als sie nie gewesen bisher, vom Anfang der Kreatur, die Gott geschaffen hat, und als auch nicht werden wird. Und so der Herr diese Tage nicht verkürzt hätte, würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen, die er auserwählet hat, hat er diese Tage verkürzt. Wenn nun jemand zu der Zeit wird zu euch sagen: Siehe, hier ist Christus! Siehe, da ist er! so glaubet nicht. Denn es werden sich erheben falsche Christi und falsche Propheten, die Zeichen und Wunder tun, daß sie auch die Auserwählten verführen, so es möglich wäre. – Aber zu der Zeit, nach dieser Trübsal, werden Sonne und Mond ihren Schein verlieren; und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. Und dann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit“.
Von Lukas hören wir, wie folgt, Kapitel 18, Vers 7 und 8:
„Sollte aber Gott nicht auch retten seine Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte Geduld darüber haben? Ich sage euch: Er wird sie erretten in einer Kürze. Doch wann der Menschensohn kommen wird, meinest du, daß er auch werde Glauben finden auf Erden?“
Besonders eindrucksvoll aber spricht Johannes von dem Kommen dieses Menschensohnes mit Jesu Worten:
„Und ich will den Vater bitten, und er soll euch einen anderen Tröster geben, daß er bei euch bleibe ewiglich.“ (Kap. 14, Vers 16) „Aber der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, was ich euch gesagt habe.“ (Kap. 14, Vers 26.) „Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgehet, der wird zeugen von mir. Und ihr werdet auch zeugen; denn ihr seid von Anfang bei mir gewesen“. ( Kap. 15, Vers 26 und 27.)
„Aber ich sage euch die Wahrheit: es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn so ich nicht gehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber hingehe, will ich ihn zu euch senden“. (Kap. 16, Vers. 7.)
Noch sei Kassandra, Trojas Königstochter, erwähnt. Zwar rechnete sie Menschenverstand unter die „sagenhaften“ Gestalten grauer Vergangenheit, doch hat sie gelebt! Auch sie war ein Gottessendling mit einem „wesenlosen“ Kern, unvergeßlich geworden durch ihre „Kassandra-Rufe.“
Eine Berufene des Menschensohnes schrieb von ihr:
„Ihr Abscheiden war kein Kampf wie bei den Menschen. Sie ging aus dem grobstofflichen Gefäß, wie sie einst es betreten hatte, in Erfüllung des göttlichen Willens, mit dem sie eins war. Das Wort, das ihre Lippen formten, war ihre letzte Verheißung an die Menschheit. Es hieß:
„Imanuel“!
Von meinem persönlichen Erleben dieses Menschensohnes Imanuel und seiner Zeit, das gleichbedeutend ist mit „Grals-Erleben“, soll in Nachstehendem ausführlich gesprochen werden, indem ich meine Eindrücke zu Worte kommen lasse und in volls- ter Überzeugung das schildere, was ich schauen, hören und geistig nachempfinden durfte.
Dies sei in folgenden Abschnitten zusammengefaßt:
1) Mein weltliches und religiöses Leben bis zum Inverbindungkommen mit dem Menschensohn.
2) Mein Erleben Imanuels bei meinem ersten Bergbesuch zur Feier des Strahlenden Sternes am achtundzwanzigsten Dezember 1930 und die daraus sich folgernde Beeinflussung meines weiteren Lebens.
3) Meine innere Wiedergeburt durch das Göttliche Wort der Gralsbotschaft Imanuels, unter dem Autornamen „Abdruschin“ veröffentlicht.
4) Mein Eintreten für die Wahrheit der in dieser Botschaft enthaltenen Lehren und Offenbarungen über die Schöpfung. Mein Jüngeramt im Dienst des Gottgesandten in Berlin und London.
5) Der Erdentod des Menschensohnes.
6) Meine Rückkehr zum Vomperberg, dem Berg des Heils.
7) Ausblick in die Zukunft.
Abschnitt 1.
Mein weltliches und religiöses Leben bis zum Inverbindungkommen mit dem Menschensohn.
Sonniger Frieden lag über meiner Jugend. Ein großes, weites Landhaus war meine Heimat, darinnen ich die ersten sorgenfreien Schritte ins Menschensein tat. Hohe, kraftstrotzende Baumriesen umschatteten es, unter deren grünen Wipfeln geheimnisvoll das Lied meines Lebens zu schwingen begann.
Es war in der Mitte des Juni 1885. Das Laute der Stadt drang nicht bis in das stille Tal, dessen lauschige, vogeljubilierende Hänge Blumen verschwenderischer Fülle trugen, von der zartesten Anemone an, im ersten Lenzesglühen, dem blauäugigen Le- berblümlein, dem gelbsatten Himmelschlüssel bis zur tiefvioletten Glockenblume, dem feuerleuchtenden Pirus und duftschwangeren Flieder und Jasmin in der Hochzeit des Frühlings, wie dunkle Föhren und säuselndes Laubwerk, und dessen silbernes Bächlein in des Vollsommers Tagen jene abendfrische, hauchnebelzarte Atmosphäre erzeugte, die alle Hitze und Schwüle des Tages vergessen ließ.
Ja, Stätte der Heimat, wie oft dachte ich deiner, als du langsam meinem Leben zu entfliehen begannst!
Ist es nicht eigen, wie Geruchsinn und Erinnerung innig einander verbunden sind! Wenn die Linden blühen, duftet aus ihnen die Heimat entgegen! Wenn sterbend das Laubwerk der Bäume sich färbt und gefallene Blätter nach Moder und Fäulnis riechen, ersteht im Gedächtnis die Heimat vor mir, und im Geiste schaue ich sie, wenn von hunderten Kerzen die Kastanienbäume strahlen und Blütenaroma die Hummeln lockt – unvergesslich wird mir der Zauber des “Goldgrundes“ sein!
Inmitten zweier Geschwister, gehütet sorglich von einer frommen, gottesfürchtigen Mutter, durchlebte ich des Jugendlandes erste, rosige Kindheitszeit.
Liebe ohnegleichen leitete meine Pfade, bewahrte mich vor Übel, hüllte mich ein in ihre Arme, lehrte mich aber auch leben den Kampf des Lebens. Mütterliche Fürsorge und Erziehung, basierend auf den Grundpfeilern christlichen Gottesglaubens lutherischer Konfession, bewirkten, daß meine Jugend frei blieb von vergiftenden Stacheln moderner Lebensanschauungen und ich Sonne atmen durfte, geistig wie physisch, vom zarten Kindesalter bis hinein in die Jahre der Pubertät. Muttereinfluß war es, der ritterlichen Sinn und edle Ideale stärkte, der meinem Innenleben jenen Felsengrund verlieh, der da war:
„Christus Imperator“, der gegen Fährnis feite, alle Klüfte überbrückte.
Dieser Gottesglaube, dies religiöse Innenleben blieb auch das Vermächtnis meiner Mutter an mich, als ihr Auge zu brechen begann, Jahrzehnte nach diesen
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales Kindheitstagen, längst, nachdem die Sorgen des Lebens, sein Kampf und seine Mühsal, lichte Silberfäden auch mein Haar durchziehen ließen, der erste Weltkrieg mit seinen Schrecken und Umstürzen mir Heimat und Elternhaus, Beruf und Lebensbasis geraubt hatten.
Weit mehr als diese rein äußeren Schläge beeinflußte mich aber der Tod meines Bruders. In der Blüte seines Lebenslenzes machte er diesem aus Verzweiflung ein Ende; sein seelisches Gleichgewicht mit einundzwanzig Jahren als Corpsstudent verloren, entleibte er sich kurz vor der Heiligen Weihnacht 1909.
Wie war dies bei dem gleichen Elternhaus und der gleichen Mutter möglich gewesen? Diese Gedanken ließen mir nicht Ruhe, doch vermochte ich nicht, einen Schlüssel der Erklärung zu finden, und niemand vermochte ihn mir zu geben. Doch ein Ahnen begann leise zu dämmern, daß bei Verschiedenheit religiösen Innenlebens der Eltern auch deren Kinder verschieden sein können.
Diese Erwägung drängt mich, kurz noch von dem Tod meiner Eltern zu sprechen, die zum Reifen meines Geistes mehr, denn irdisches Leid, beitrugen. Unsäglich feierlich und erhaben, und doch so wehmütig, stehen die letzten Eindrücke vom Erdwallen meiner Mutter mir ins Herz gegraben, jene Tage in Bethanien, als ich nach Auflösung des Goldgrundhauses in einsamer Krankenstube, schon an den Stuhl gefesselt, mein eingefallenes und der Vollendung entgegengehendes Mütterchen wiedersah, und ich in Übermannung des Eindrucks, zermürbt von Internierung und Gefängnishaft während des Krieges, selbst entkräftet durch Entbehrung und Sorge, halb ohnmächtig zu ihren Füßen niedersank. In Vorahnung ihres Scheidens las ich ihr das einundzwanzigste Kapitel der Johannes-Offenbarung vor, worauf sie mich segnete.
Ein letztes Mal ließ ich den Blick ihres Auges auf mich wirken, dann mußte ich von dannen, dem Ruf der Pflicht gehorchend.
Nach Anhören einer tiefergreifenden Lahusen-Predigt in der Berliner Dreifaltigkeitskirche am November-Bußtag 1918, fand ich bei Rückkehr in meine Charlottenburger Wohnung, das schlichte und doch so gewaltige Telegramm meiner Schwester vom Tode meiner Mutter vor. Einsam hatte sie kurz nach Mitternacht ihre morsche irdische Hülle verlassen, und so bescheiden und einfach dieses Ende, war auch der Grundzug ihres Wesens gewesen. In meine damaligen Tagebuchblätter machte ich folgende Aufzeichnung:
„Der Vollendung paarte sich die Erlösung. An der Pforte der Ewigkeit wartete ihrer, im Glanz der Cherubim, die Krone des Lebens.“
Über ein Jahrzehnt verlief mein weiteres Leben unter dem direkten Einfluß von empfangener Mutterliebe und Mutterglauben. Mit reinem und verständnisvollem Empfinden hatte die Mutter es verstanden, sich in die wandlungsreichen Stadien der Sohnespsyche zu denken und dadurch gerade ihm festen Halt und Schutz in Lagen der Versuchung und Gefahr zu bieten. Ihr Bild begleitete mich allenthalben, hielt mir das Banner der Keuschheit und Ehrenhaftigkeit, der Wahrheitsliebe und Gefolgsamkeit als leuchtenden Leitstern hoch, auch dann noch, als das Dunkel und
Übel der Welt das klare Wasser meiner Lebensanschauung zu trüben und zu zersetzen suchten. Und als mein Schicksalsstern mich in den Hochdrang und Trieb internationalen Weltlebens nie geahnter Fährnisse und Laster zum Überschäumen des Bechers führte, war es wieder das Gedächtnis an fürbittende Mutterliebe, die die Pilgerbahn wies. Selbst als die Zeit für mich gekommen war, wo nach Menschennatur und ehernem Gottgesetz Mannestrieb sein königliches Vorrecht forderte, der Leu erwachte, nur dämmbar im Glauben, war es der Geist der Mutterliebe, der die Grenze zeichnete, wo Mannesrecht und Mannesunrecht scharf sich trennen, sodass der Schild der Ehre nie besudelt wurde.
Mein Vater wurde bisher nicht erwähnt, dessen Namen ich trage, und nun drängt es mich, auch seiner zu gedenken. Sein Wesen war dem meiner Mutter fremd und erklärt sich wohl daraus meine wesentlich fremdere Einstellung zu dem, was meinen Vater betraf. Ein Sohn seines Landes, echt englischen Geblütes, war sein Charakter oft nicht leicht zu verstehen und in Einklang mit dem meiner Mutter zu bringen, den deutsches Gemüt erfüllte. Darunter haben Mutter und ich unsäglich gelitten. Mein Bruder dagegen hatte Vaters Art. Daher erklärt sich auch das tragisch erschütternde Ende beider.
Wenn Vater auch nicht sich selbst entleibte, erfolgte sein Tod doch zufolge seines ausschweifenden Lebens, und fast war es wie eine Erlösung für die, die sein Sterbelager umstanden, als der Arzt keine Hoffnung mehr gab und der zerrüttete Erdenleib dem Naturgesetz der Auflösung verfiel.
Ich durchlebe noch einmal jene düsteren Novemberabende 1911. Ich schaue das Sterbezimmer des Vaters. Mutters Ehebett war auf Rat des Arztes aus ihm entfernt worden. Vaters Sinne hatten sich schon verwirrt und das klare Bewußtsein kehrte nur auf Augenblicke zurück. Zusehends schwanden die physischen Kräfte. Zu dem Magenkrebsdurchbruch gesellte sich eine Lungenentzündung.
Hörbar durch zwei geschlossene Türen war das schauerliche Röcheln. Der Todestag nahte. Ich weilte in der Fabrik; durcheilte ein letztes Mal vor Feierabend die Säle, Maschinen- und Spinnräume. In einen dieser ward mir der Kutscher nachgeschickt, mich an das Sterbelager zu rufen. Zu beiden Seiten des schweren, eichenen Bettes, unter dem Baldachin auf weißen Marmortischen verhangen, brannten Kerzen. Vor dem Vater knieten die Seinen.
Ich faßte seine Rechte, leise, ganz leise schlug noch der Puls, dann stand er still. Sechs Uhr schlug es dumpf durch Herbststurm vom Glockenturm von St. Benno.
Gleichzeitig, da Arbeiter und Arbeiterinnen ihre Maschinen verließen, das Räderwerk stillstand, dem ein Leben lang der Brotherr seine Richtung gegeben, hatte seine Seele diese Welt verlassen.
Leicht zur Seite geneigt war das einst so hoheitsvolle Manneshaupt, Frieden breitete sich nach und nach auf dem starren Totenantlitz. Durch die Stille des Raumes zitterten die Bitten des „Vaterunser“ für das Seelenheil des Gestorbenen.
In der folgenden Nacht kämpfte Christenglaube mit Geisterfurcht. Ich schlief neben dem Sterbezimmer. Vor dem Schlafengehen hatte ich die doppelten Vorhänge
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales herabgelassen, mich überzeugt, daß die drei Türen verschlossen waren. Dann war ich eingeschlummert. In der Nacht erwachte ich; ein heller Schein breitete sich über den Teppich. Ich erschrak, dachte unwillkürlich an eine Erscheinung, da sich mein Gemüt zufolge vorhergegangener Ereignisse an und für sich in Aufregung befand. Eine gewisse, undefinierbare Gewalt trieb mich, das Sterbezimmer zu öffnen. Kalt stieß der Luftzug mir entgegen.
Seufzend im Nachtwind bewegten sich die offenen Fenster in den Angeln. Ein eigen Gefühl überkam mich, als ich mich dem Totenbette näherte. Durch das weiße Tuch, das der Wärter über den Leichnam gebreitet hatte, traten die Konturen des verblichenen Vaters. Ich sank auf die Knie, mit einem Mal frei aller Furcht und allen Gruselns, fühlte mich nahe dem Vater und betete für die Ruhe seiner Seele. Dann verließ ich das Gemach.
Vaters Abscheiden machte mich innerlich und äußerlich um Jahre älter. Es reifte mich zum Mann, indem ich vollste Verantwortung für Familie und Fabrik mit allem, was zum väterlichen Besitz und Personal zählte, auf mich überzugehen verspürte; über Nacht trat ich in die Rechte und Pflichten des nun Toten, auch den Geschäfts- Teilhabern gegenüber, die in England, Frankreich, Deutschland, Österreich und Ungarn Fabriken unterhielten.
Trotz einer nun einsetzenden arbeitsreichen Existenz, auch gefüllt mit Auslandsreisen und geschäftlichen Sitzungen – Vater war Präsident des internationalen Sicherheitszündschnur-Kartells gewesen – lag reicher Frieden, Freude am Schaffen, Genugtuung und Dank für erhaltenen Verdienst, der ausnahmslos, gesetzmäßig, jedes Menschen Sicherheit und Selbstachtung hebt, auf den zwei folgenden Erdenjahren, bis mit Ausbruch des Europäischen Krieges abermals Sorge um Sorge in mein Leben brach. Binnen Sekunden entschied sich mein Schicksal auf lange Sicht – am 4. August des ersten Weltkriegsjahres.
Über Mittag erreichte mich des englischen Botschafters telefonische Anfrage, „ob ich gleichen Abends einen Sitz im Botschaftszug belegen wolle? Er brächte alle Briten außer Landes!“
Angeborenes Pflichtgefühl aber bewog mich spontan zu einer ablehnenden Antwort. Wie sollte ich Haus und Hof verlassen nur meiner persönlichen Sicherheit wegen! Komme, was da kommen wolle! Hierdurch aber formte sich aus freiem Willensentschluß der Grundstein zu meiner späteren Gefängnishaft mit anschließender Internierung in Ruhleben, sowie für weitere Kriegsentbehrungen und Nöte, die besonders in der Nachkriegszeit mein Leben beschwerten, es auf das Gleis materiellen Niederganges warfen.
Hätte ich die Flucht nach England gewählt, wäre mein Lebensstandard unzweifelhaft wohl ein gehobenerer geblieben, möglicherweise auch durch einen Eheschluß in jenem Land, das bis dahin weder Geldraub an seinem eigenen Volke noch eine Erschütterung seiner Finanzen kannte.
Erst rückblickend, rund zwei Jahrzehnte später, erkannte ich die weise Führung aus dem Lichte, der ich unbewußt 1914 schon folgte; denn nur auf deutschem Boden vermochte ich von dem zu hören, mit ihm dann in Verbindung zu treten, der mir zum
Eckstein weiteren Seins werden und mein zukünftiges Leben durch und durch beeinflussen sollte – der Menschensohn Imanuel!
Wie schon erwähnt, schlugen die Nachkriegswehen mit Revolutionen und Drangsalen, Aufregungen und Entbehrungen mannigfachster Art auch mein Lebensschifflein auf tosender See und, elternlos geworden, hatte ich es selbst zu steuern. Denn die einzig noch nahe Verwandte, meine Schwester, war inzwischen im Ehehafen gelandet und lebte fortan ihr eigen Leben.
Da griff wiederum Lichtführung in mein Schicksal und führte mich in das Haus meiner zukünftigen Frau, die alles irdische und geistige Erleben fortan mit mir teilen sollte. Es folgte ein Jahr glückseliger Zweisamkeit, der eine einzige Tochter ent- sprang, doch kaum war sie geboren, klopfte abermals Sorge in Gestalt von Krankheit an. Zwischen Tod und Leben hing meine Frau; doch Gottes Gnade ließ sie mir bis heute. Drei schwere Operationen verlängerten ihr das physische Sein.
Mit der deutschen Inflation schritt nunmehr Hand in Hand für mich und die Meinen finanzieller Zusammenbruch. Das, was ich aus den Trümmern einstigen Wohlstandes zu retten vermochte, legte ich vertrauensvoll in die Hände eines Berliner Geschäfts-Konzerns, um durch Mitarbeit eine neue Existenz aufzubauen. Aber auch das verlor ich durch den Zusammenbruch dieses Konzerns. Mit dem Erlebenmüssen trügerischer Geschäftsintrigen, menschlicher Lüge und Habsucht, Rohheit und Schändlichkeit, brach der Glaube an wahres Menschentum wie ein Kartenhaus zusammen.
Zum dritten Mal traf mich des Lichtes Hilfe, die ein Hellseher mir bedeutet hatte:
„Sie stehen auf Tiefstpunkt. Zwei Männer bestimmen fortan Ihr Sein, der eine bietet Ihnen irdische Existenz, der andere weist Ihnen den Weg ins Licht!“ Und so geschah es. Zehn Jahre lang verdiente ich durch Akquisition im Versicherungswesen, und 1930 ward ich auf verschlungenen Wegen zu dem Menschensohn Imanuel geführt.
Von diesem Erleben soll der folgende Abschnitt handeln. Eine weise Vorschulung für die spätere geistige Berufung eines „Fischeramtes von Menschenseelen.“
Abschnitt 2.
Mein Erleben Imanuels bei meinem ersten Bergbesuch zur Feier des Strahlenden Sternes am 28. Dez. 1930 und die daraus sich folgernde Beeinflussung meines weiteren Lebens.
Geistwissen besagt, daß die Zahl im Menschenleben eine bedeutende Rolle spielt. Schon die Alten wußten dies, und erneut in moderner Ära tritt das Mysterium der Deutung einer Zahl in grelles Rampenlicht neuzeitlicher Offenbarung.
Wie der Name eines Menschen in einer ganz bestimmten Zahl schwingt und diese Zahl wiederum gesetzmäßige Bedeutung für den betreffenden Menschen in sich trägt, sind auch noch andere Zahlen oft wesentlich für eines Menschen Schicksal bestim- mend.
Mein eigenes Leben erfuhr wiederholt die oft bekrittelte Zahl „13“, von vielen Menschen aus irriger Ansicht oder Aberglauben gefürchtet. Ich begrüßte sie stets, wenn sie mir begegnete, da ich im Unterbewußtsein ahnte, daß mir die „13“ irgend eine Änderung in meinem Sein brächte, die einen Fortschritt geistiger Erkenntnis möglich machen könnte.
Die Zahl des Jahres 1930 birgt zwei „13“ in sich, die erste sichtlich, die zweite aus Addierung der Ziffern zur Quersumme sichtbar werdend.
Das Jahr 1930 brachte mir nun erneute materielle Sorgen im kampfreichen Durchbruch zu neuer Existenz in der Versicherungsbranche, brachte mir aber auch das Zusammentreffen mit dem Menschensohn Imanuel auf irdischer Flur.
Durch Seelentrübnis hervorgerufen, durch unsägliche Ängste um meiner Familie physisches Bestehen vermehrt, die mich trotz meines natürlichen Glaubens an des Lichtes Hilfe beinahe bis zur Verzweiflung brachten, ward das Zusammentreffen herbeigeführt. Lichtführung bewirkte es, was ich jedoch erst im Rückblick nach Jahren auf diesen Wendepunkt in meinem Sein erkannte.
An einem trüben Herbstabend des Jahres 1930 hörte ich erstmals von dem, der
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales aller Menschheit die geistige Wiedergeburt ermöglichte, der uns den Sinn des Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen erschloß, uns sagte woher wir kamen und wohin wir pilgern, der uns das Schöpfungswissen bot, das von Gottes Gesetzen zeugt und sie erklärt.
Zurückgekehrt aus einem reichen Wannseer Herrenhaus, wo eine weniger religiöse als mondäne Einstellung herrschte, berichtete mir die Baronin Adele Holzschuhes, meine Schwiegermutter, mit leichtem Ton feiner Mokanz von einem Oberstleutnant August Manz, der einst ein flotter Offizier der Münchner Garnison, jetzt den Posten eines Sekretärs des „Propheten von Schwaz“ bekleide. Mit Familie lebe er bei ihm auf Vomperberg bei Schwaz, in der Einöde Tiroler Berge. Weiteres wurde nicht mehr gesagt.
In meinem Innersten aber hatte der Name des Propheten „Abdruschin“ wie ein Klöppel an eine Glocke geschlagen, deren tiefer Klang ein tönendes Echo wie aus der Ewigkeit widerhallte, Erinnerung weckend aus längst geschwundenen Erdepochen, das Gedächtnis tausendfach durchstrahlen lassend wie durch Blitzesleuchten an eine höhere geistige Welt.
Innerer Umbruch nahm seinen Anfang. Ich begann zu spüren, daß auch die Kirchen und Kanzelredner, deren Worte meinen Glauben wach erhielten und immer wieder neuen Lebensmut verliehen, langsam nun zu versagen begannen und dem Suchen nach Wahrheit und den „letzten Dingen“, des Lebens Rätseln, nicht mehr genügten, – daß eine neue Gottesoffenbarung von irgendwoher kommen müsse.
Ein Angstschrei aus der Empfindung Tiefe, schrieb ich daher am Reformationsfest 1930 meinen ersten Brief in Sehnsucht nach dem „Gral“, wohl unbewußt noch, was der „Gral“ wirklich ist, schrieb diesen Brief an Oberstleutnant Manz, ihn so adressierend:
„An den Sekretär des Propheten von Schwaz, Tirol“. Das Adressat erreichte den Gewünschten. Nach wenigen Tagen kam schon eine Antwort, er, August Manz, könne nur empfehlen, die bis dahin veröffentlichten Schriften und Vorträge Abdruschins zu bestellen und sie vorurteilsfrei auf die Empfindung wirken zu lassen. Auf Fragen sachlicher Art stünde er gern mit Aufklärung zur Verfügung.
Dem Rat kam ich nach, und wie ein nach Wahrheitswissen Lechzender, geistig Verdurstender, stürzte ich mich gemeinsam mit meiner Frau auf die „Grals-Lektüre“.
Abdruschins Geleitwort zu seiner „Gralsbotschaft“ erster Vortrag „Was sucht ihr?“ öffnete mir sofort die geistigen Augen für die Einzigartigkeit dieser Botschaft und nahm hinweg die Schleier, die bis dahin lähmend, einlullend, die logisch klare Wahrheit verdunkelt hatten. Wie ein Orkan rissen Abdruschins Vorträge alles bislang Falsche, Morsche und Faule nieder; anstatt Steine bot er das Brot des Lebens. Bei jedem Satz und Abschnitt, jedem neuen Vortrag, den ich schürfend verschlang, mußte mein Geist und Verstand bekennen: „Ja, Herr, so ist es!“ Flutend und brausend brach das Licht der Wahrheit an. Die Wahrheit siegte über Kirchendogma. Klar wurden die
Begriffe von „Gottessohn und Menschensohn“, klar ward das Geschehen von der nicht „leiblichen“, sondern „feinstofflichen“ Auferstehung Jesu Christi, von seiner ebenfalls nicht „grobstofflichen“ Himmelfahrt, die Gesetzmäßigkeit der Wunder, die Lehre von Karma und Wiedergeburt, und vieles andere mehr, worüber noch nie ein Mensch die Wahrheit vollkommen erfahren hatte.
Denn durch den Mord am Gottessohn Jesus hatte dieser nicht alles lehren können, was er wollte; außerdem hatte er selbst seinen Jüngern verheißen, daß Gott den „Weltenlehrer“ noch senden werde.
Anfang Dezember schrieb ich meine ersten Zeilen an den Menschensohn Abdruschin, die alles enthielten, was mein Leben bewegte. Das Wesentlichste beantwortete dieser also:
„Es ist jetzt die Zeit, wo, wie schon Christus sagte, die Eltern die Kinder und die Kinder die Eltern, der Mann die Frau und die Frau den Mann verlassen werden um des Wortes willen. Dieses Wort aber gebe ich noch einmal den Erdenmenschen in meiner Gralsbotschaft damit sie sich darnach richten können. Im Übrigen glaube ich, daß es Sie in Ihrer geistigen Entwicklung fördern würde, wenn Sie eine Feier hier auf dem Berge erleben könnten. Ich würde Sie ausnahmsweise als Hörer bei der Feier des Strahlenden Sternes am 28. Dezember zulassen“.
Meine Erwiderung war eine jubelnde Zusage. Ich ahnte, droben auf Bergeshöhe würde mir volle Gewißheit werden auch über letzte Zweifel. Denn das, was sein sollte, was die Gralsbotschaft Schritt für Schritt dem suchenden Geiste zu erkennen gab, war so gewaltig und mit dem Verstand überhaupt nicht zu ermessen, da das damit Hand in Hand gehende Geschehen den restlosen Umbruch alles Falschen und Bösen mit sich brachte, die Weltenwende – das Jüngste Gericht.
In der Frühe des zweiten Weihnachtsfeiertages brach ich meine Reise nach dem „Berg des Heiles“ an.
Auch unterwegs beschlich mein Hirn noch hin und wieder eine marternde Frage, deren Klärung ich von dem Künder der Gralsbotschaft erbitten wollte. Trotzdem aber war die Lehre Abdruschins schon ein Bestandteil meines Denkens und Empfindens geworden, ihr messianischer Ton hatte meinen Geist getroffen. Er hatte die Gesetz- mäßigkeit der Gralslehre erkannt, und meine Vernunft mußte dem Geist sich beugen. Mit diesen positiven Gedanken erreichte ich um 2 Uhr nachts am 27. Dezember 1930 Schwaz in Tirol.
Nach einem Rundgang durch das tausendjährige Städtchen am Inn am Vormittag begab ich mich zum Bahnhof, da meine Ankunft offiziell mit dem Brenner-Rom- Express gemeldet war. Kurz vor dessen Einfahrt kündete Schellenläuten das Nahen eines Pferdeschlittens. Ein kraftvoller Jungmann lenkte die Rosse, seine Wangen von Winterluft gerötet, deren eine Seite eine lange Narbe kennzeichnete. Sie verlieh dem schönen, männlichen Antlitz eine besonders verwegene Note, es erinnerte an die Heroen der alten Geschichte.
Alexander war es, der Sohn aus Gralshöhe.
Aus dem Rückteil des Schlittens sprang Dr. Illig, um noch andere Feier-Gäste in Empfang zu nehmen. Nachdem die Damen im Schlitten verstaut waren, ging es mit tönendem Schellengeläut in Richtung Vomp dem Berg entgegen.
Dr. Illig und ich hielten uns auf den Kufen des Schlittens und erst, als der Anstieg begann, gingen wir zu Fuß. Dieses erste Erklimmen des Berges, der die Wohnstätte des Gottesgesandten trug, in weihevoller Stille unbeschreiblichen Hochwaldes in schönster Winterspracht, blieb mir unvergeßlich. Erst nachträglich aber kam mir voll zu Bewußtsein, welche geistige Förderung mir dieser Aufstieg gebracht, gemeinsam mit dem, der einst vor Jahrtausenden als Fürst Eb-ra-nit des Lichtfürsten Abdruschin Freund gewesen, der ihn in Ägypten in seiner Pyramide zur Ruhe gebettet und der nach wiederum einer Menschheitsepoche als Joseph von Arimathia den Gottessohn Jesus ins Grab legen durfte. Und wiederum inkarniert, diente er abermals dem Licht als ein Jünger des Menschensohnes, der ihn später zum „Grünen Ritter“ schlug.
Von wem wohl hätte ich es lieber vernommen als von diesem hochberufenen Geist, daß sich zur Feier des „Strahlenden Sternes“ auch für mich die Gelegenheit der Taufe bot.
„Überlegen Sie es sich im stillen Kämmerlein, ob Sie sie erbitten wollen. Sie wissen nun aus der Botschaft, was die Taufe, die Versiegelung, bedeutet, daß sie „lebendiges Geschehen“ ist, – sagte mir Dr. Illig herzlich beim Abschied vorm Weberhof.
Ich ließ meine Blicke über die dort sich stauenden Menschen schweifen und hörte plötzlich zu großem Erstaunen meinen Namen in markantem Münchnerisch rufen: „Befindet sich hier ein Herr Freeman-Eales aus Berlin?“ Ich erblickte den Frager und ahnte sofort, das war Oberstleutnant Manz. Er orientierte mich nun über die wichtigsten Gepflogenheiten auf Vomperberg und lud mich zu einem Beisammensein in seiner Familie nach erfolgter Feier ein.
Der mir überlassene Quartierzettel wies mich nach dem Kastnerhof. Dort traf ich einen der ältesten Anhänger Abdruschins, mit dem ich gemeinsam vor 5 Uhr nachmit- tags zur Vorfeier schritt. Sie wurde in der ersten Verkündigungshalle der Gralsbot- schaft abgehalten, eine bescheidene, roh gezimmerte Nadelholzbaracke unterhalb des Weberhofes, und zwar mit violett verhangenen Fenstern bei Kerzenbeleuchtung, da symbolisch betrachtet, das Licht der Menschheit noch verborgen war und nur wenige Versiegelte von der „Weltenwende“ wußten.
Andachtsvoll betrat ich den „Tempel des Neuen Bundes“. Gedämpfter Orgelton ließ die Seele bis ins Tiefste erbeben. Nachdem Jünger Mörbitz das Spiel vollendet, trat Jünger Manz ans Rednerpult und verlas seine auf die Feier des „Strahlenden Sternes“ vorbereitende Ansprache.
Welche Kraft und Zuversicht in die gerechte Auslösung der Gottgesetze, welche neue Wegrichtung gegenüber gewohnten Kirchenpredigten veralteter Dogmatik,
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales welche Demut trotz allem und Überzeugung von dem Wort der Wahrheit des Gottgesandten, zeugten aus dieser machtvollen Rede und verankerten sich fest in der Gläubigen Herzen. Es war eine Weihestunde gar wundersamer Art, wie ich sie noch nie erlebte. Nach feierlicher Schlußmusik wurden Täuflinge und die Versiegelten, die für den „ersten Ruf“ bestimmt waren, zurück behalten, um besondere Weisung für die Hauptfeier zu erhalten.
Nach 6 Uhr traten wir ins Freie, der Sinne benommen, doch geistig gekräftigt, als hätte ein Bergquell alles Trübe und Laue hinweggeschwemmt.
Zu meinem Haupte spannte sich das Firmament mit seinen Millionen Gestirnen, flimmernd und gleißend in kristallklarer Sphäre. Sie alle waren da, die großen und die kleinen Bilder, die mir schon in der Jugend zu denken gegeben und – ach so oft – das Heimweh geweckt.
Der ersten Nacht auf dem „Berg des Heils“ folgte ein köstlicher Wintermorgen. Ringsum grüßten die Zinnen der Bergriesen, die Wache hielten um das Heim des Gottessendlings. Vereinzelt und zu Paaren wallten Kreuzträger zum Tempel, schweigsam, doch wissend um wahre Gottverehrung. In einem Raum des Weberhofs rief Herr von der Crone, der berufene Seelenarzt und Jünger Abdruschins, die einzelnen Täuflinge zum Gang in den Tempel. Helfer und Helferinnen in Feierkleidung, Frack oder weißem Kleid, wiesen die Plätze zu, so daß ein Zutritt Unberufener unmöglich war. Ordnung und ein straffer Zug lag trotz feierlicher Weihe in allem, denn alles war ja „Gottesdienst“.
Wie in höheren Reichen sollte nun auch im Stoffe Ordnung walten, damit die Gralsfeiern auf Erden ungestört verlaufen können, zu denen die Menschen zwar auf Bitten zugelassen werden, die aber der Menschensohn nicht nur für diese hält, sondern für alle Geister in allen Weltenteilen, deren Bestehen er uns erst offenbarte. Denn kein Mensch auf Erden wußte von ihnen zuvor.
Punkt 10 Uhr schloß sich die Eingangstür. Erwartung lag über der kleinen Herde, die als erste berufen war auf weitem Erdenrund, von dem Sein Imanuels, des Menschensohns, zu zeugen, dessen Kommen die alten Propheten wie Jesus selbst schon verheißen hatten. Durch Gnade ward ihnen ihr geistiges Auge, kraft Reinheit ihres Wollens, geöffnet, den Herrn, den König der Könige, in Abdruschin zu erkennen, vor dem ihr Geist schon einmal gekniet auf jenem seligen Eiland Patmos und dem sie auf ewig Treue gelobt. Nun galt es auf Erden, zu heiliger Erfüllung, ihr einstiges Gelöbnis einzulösen. Ich schätzte der Anwesenden Zahl auf 100 bis 130, Menschen verschiedener Nationen, Sprachen und Bildungsgrade, reich und arm, doch keine Kinder.
Dicht gedrängt saßen sie auf lehnlosen Bänken, alle äußeren Dinge traten vor der Wucht des Geistgeschehens zurück. Nur der Vorderteil des Tempels war mit weißem Stoff bespannt, der Boden mit echten Persern belegt. Aus der Dämmerung strahlte ein Altar im Kerzenschein, der Tisch des Herrn, auf ihm purpurne Rosen, balsamisch duftend, Symbole der Liebe. Im Glanz der siebenarmig goldenen Leuchter gleißte der
Gralskelch, vom Gralskreuz mit vier gleichen Balken gekrönt. Zur Rechten stand das Rednerpult des Herrn, hinter dem die grüne Fahne mit goldenem Kreuz im Quadrate sich spannte, als Symbol für die Lichtverankerung auf Erden. Links befand sich das Pult des Jüngers Manz, der als „Sprachrohr“ des Menschensohns fungierte. Vor dem Tisch des Herrn saßen im Halbkreis die ersten Jünger Abdruschin-Imanuels auf Erden.
Wiederum bereitete Orgelton die sich öffnenden Geister.
Dann teilte sich der Vorhang hinter dem Altar und unter Vorantritt von Frau Maria erschien der Lichtfürst.
Wie ein Aufleuchten glitt es durch den dunklen Raum, das selbst die Kerzen der Leuchter überstrahlte, als das „lebende Wort“ zu künden begann und der Menschen- sohn in violettem Mantel und weißem Gewand seinen Verkündigungsvortrag hielt. Da fiel auch mir die letzte Binde vom geistigen Auge, der Lichtstrahl hatte meinen in- nersten Kern durchdrungen:
Ich schaute den Herrn, ich erkannte das Licht, ich fand die Wahrheit!
Nach Beendigung seiner Rede, schritt Imanuel zur Versiegelung. Namentlich wurden die zu Versiegelnden vom „Weißen Ritter“, Friedrich Halseband, gerufen, die sodann in Gruppen von je 5 bis 7 vor dem Menschensohn, dem König des Grales, knieten und von ihm das Siegel, das Zeichen des Kreuzes und seiner Sendung, auf die Stirn empfingen. Segnend ließ er seine Hand noch auf jedem Haupte ruhen, aus dem Born seines Seins den Funken der Kraft zu geistigen Wiedergeburten spendend.
Hierauf wurden die Empfänger des „Goldenen Kreuzes“ gerufen. Der Herr segnete auch sie, die Knappen des zukünftigen Gralsreiches im Stoffe.
„Ich sende Euch! Hierin liegt Sieg!“
Das Heilige Gralsmahl des Neuen Bundes stellte den Höhepunkt der Feier dar; er gipfelte in der Ausgießung der Gotteskraft durch den Menschensohn Imanuel.
„Stehet in Ehrfurcht und im Gebet, auf daß der Segen nicht an euch vorübergehe!“
So klingt noch heute, wie aus der Ewigkeit, die Stimme des Gottgesandten in meinem Innersten.
Hierauf wurden Hostien in Dreiecksform auf silbernen Schalen und der Wein verteilt, die Hostien sofort zu Mund geführt, der Wein jedoch gemeinsam, bei Aufforderung durch den Herrn, getrunken. Ein kurzes Gebet beschloss die Feier. Wie ein Lobgesang entschwebte das Amen Imanuels, der die Weihestatt verließ.
Beim Ausgang erhielt jeder der Versiegelten eine Rose vom Tisch des Herrn, nicht nur als Andenken, vielmehr als ein lichtstrahlendes Heilmittel für körperliche Krankheit und Ungemach.
Am Nachmittag sollte ich erstmals von Abdruschin persönlich empfangen werden. Ich erklomm „Gralshöhe“, von deren Eingangspforte der Spruch:
„Mutig voran – Gott wohlgetan!“
den Vorüberpilgernden grüßt. Ein sauber gekleidetes Mädchen öffnete die Tür und führte mich eine hölzerne Rundtreppe hinauf in das erste Stockwerk, wo der Arbeitsraum Abdruschins lag. Er stand am Fenster und ließ mich auf sich zukommen. Ich spürte, wie etwas meine Kehle schnürte, eine ungekannte Kraft mein Wesen erschütterte. Erst als Abdruschin mich zum Niedersitzen aufgefordert hatte, ward ich in mir ruhiger. Und unwillkürlich mußte ich der Worte Dr. Illigs gedenken, die er mir nach Befragen über Abdruschin gegeben:
„Urteilen Sie selbst, wenn Sie von ihm empfangen werden und Sie vor ihm stehen!“
Anstatt eines Greises mit weißem Vollhaar und Bart in würdevollem Priesterornat, anstatt Asketentyps im Bußgewand nach morgenländischer Sitte, stand vor mir, vornehm und elegant im Smoking, wohlgepflegt und glattrasiert, mit klugen Augen, rassig schönem Manneshaupt, der Inbegriff des Grandseigneurs, der jedem Menschen dies- und jenseits der Ozeane, in die Augen gefallen wäre, den jedes Volk als einen seiner Edelsten erkannt haben würde.
Dies war mein Eindruck der äußeren Hülle des Menschensohnes, der am 18. April 1875 zu Bischofswerda in Sachsen als ein Mensch unter Menschen, als Oskar Ernst Bernhardt, das Licht der Welt erblickt hatte, gleich wie Jesus, in natürlichem Gesche- hen, zu Bethlehem geboren wurde.
Das aber, was Abdruschin rein gesetzmäßig von den Menschen schied, ihn hoch empor hob über die Kreatur, war sein innerer Kern, die Wesenlosigkeit, ein Teil der Dreifaltigkeit. Hiermit erstand für alle Menschheit auch der höchste und persönliche Gottbegriff, der sich in der Dreieinigkeit des Allmächtigen erfüllt: Wir haben also Gott-Vater, haben Christus Jesus, den Eingeborenen Sohn des Höchsten – thronend zur Rechten des Vaters als König der Göttlichen Sphäre – personifizierte Gottliebe, und haben Imanuel, den in die Schöpfung Hinausgeborenen Sohn des Höchsten, den Menschensohn, zur Linken des Vaters, – personifizierte Gottgerechtigkeit, den König der Schöpfung.
Als solcher ist er auch eins mit Parzival, dem König des Heiligen Grals und dem ewigen Mittler zwischen Gott und Menschheit.
Jedes seiner Worte war für mich Offenbarung, wie Feuer brannten sie in meiner Seele und ließen mich nicht im geringsten an ihrer Erfüllung zweifeln.
Der Herr sprach von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er sprach von dem großen Menschheitskarma, und wie mit seinem Sein im Stoffe sich nun der Ring zu schließen beginne, wie der Schicksalsring jedes Menschen sich schließe, sein eigener auch, der in Gethsemane begonnen, als Christus der Horde der Verräter sich preisgab mit jenem bedeutungsschweren und historischen Wort: „Ich bin’s!“
Abdruschin sprach auch von dem Wirken Frau Marias, der Lichtrose des Herrn, das nach dem Gericht erst einsetzen würde, die Wunden heilend, die das Schwert der Gerechtigkeit schlüge.
Er sprach auch von der Wiederkehr des Bethlehemsternes, der allen Augen sichtbar werdend, sich über dem Berg des Heiles verankern würde, für das Sein Imanuels zu zeugen.
Als ich die Gralshöhe verließ, hatte sich die Dämmerung über dem Vomperberg gebreitet, und fremd dünkte mir die Welt der Niederung geworden.
Nach der Nähe des Menschensohnes sehnte sich mein Geist.
Ich genoß im Freien noch die köstliche Winterluft und ging zum Kastnerhof, wo ich Karl Jäger, meinen Zimmergenossen, traf. Wir sprachen über dies und das, was uns den Tag so eindrucksvoll und einzigartig gestaltet hatte.
Denn wenn der Geist auch den Kern erfaßt hatte dessen, was vor sich ging und das Weltgeschehen betraf, gab es doch viel noch umzustellen, was Dogma und Verstand durch all die Jahrhunderte verbogen hatte, als auch mit der Vernunft zu überprüfen, damit im Aufbau und der Verankerung des „Neuen Wissens“ um aller Urdinge Grund keine Lücke verbleibe.
Die beiden mir auf dem Vomperberg noch verbleibenden Tage benutzte ich für Besuche in den Jünger-Familien Halseband und Dr. Illig, von der Crone und Manz und erfuhr durch sie viel Wissenswertes. Der Geist von Frau Irene Manz zog mich besonders an. Ich empfand, daß sie dem Herrn wohl sehr nahe stünde. Während ich ihr gegenüber saß, erlebte ich etwas Unerwartetes, bisher nicht Gekanntes. Frau Manz verlangte nach Schreibpapier und begann auf ihm fremde Zeichen zu malen, immer schneller werdend, es schien als gehorche die Hand einer unsichtbaren Führung. Ich spürte, als durchrieselte mich ein elektrischer Strom.
Wie mir bedeutet wurde, hatte ihr Führer eine Kundgebung für den Menschensohn gegeben, die Herr Manz sogleich nach der Gralshöhe trug. Nach Jahren erst sagte mir Frau Manz, als wir einmal auf dieses Geschehen zu sprechen kamen, daß diese Kundgebung die erste über „Patmos“ war.
Noch einmal empfing mich Abdruschin vor meiner Abfahrt. Ganz neu zeigte sich der Berg an diesem Morgen.
Nichts war von den Bergen ringsum zu sehen, dichtester Nebel hielt die Sicht ver- schleiert, man schritt wie in einem Wolkenmeer.
Als ich vor der Wohnstatt des Menschensohnes stand, erfüllte Harmoniumspiel die Luft. Lange lauschte ich den reinen Tönen, die das Herz durchwühlten. Dann schellte ich an der Pforte und diesmal führte mich das Mädchen in das Speisezimmer des Gralshauses zu ebener Erde. Ich kam neben einen schlichten Schweizer zu sitzen. Demut leuchtete aus seinen Augen, und aufrichtigen Sinnes sagte er zu mir:
„Ja, scheint es nicht schier unglaublich zu sein, daß man hier im Hause eines Gottessohnes sitzen darf, ihn sehen und sprechen kann, wie einst die Nazarener den Heiland sahen!“
Als letzter der Wartenden wurde ich zum Herrn gerufen. Mit einem Lächeln unbeschreiblicher Güte kam er mir entgegen und hieß mich behaglich niedersetzen, freundlich bemerkend, er selbst stehe gern oder schreite auf und ab, ich möchte mich dadurch nicht stören lassen.
Abdruschin kam nun auf die Feier zu sprechen. Er frug mich, ob ich sie recht erlebte und ob mir alles klar geworden sei, was meinen Geist zuvor beschwerte.
Er sagte, daß es an mir nun liege, den Weg, den die Gralsbotschaft wiese, zu gehen, der steil bergan führt und schmal und eng ist. Unentwegt müsse der Blick auf das Ziel gerichtet bleiben. Der Verstand, der mein größter Feind gewesen sei, müsse mit einem willensstarken Ruck wieder an die Stelle gebracht werden, die ihm für irdisches Leben gebühre, als Waffe für den Kampf in ihm, er müsse dem Geist wieder untertan werden, der souverän im Menschen zu herrschen habe, wie es gottgewollt von Anfang an war. Und der Glaube müsse von dogmatischen Irrtümern frei, ja, der Glaube müsse zur Überzeugung werden. Deshalb habe er mir auch unter sein Bildnis als Widmung folgenden Spruch geschrieben:
„Nur in Zertrümmerung des Alten kann Neues auferstehn!“
Mein Geist müsse nun reifen zur letzten und höchsten Gotterkenntnis, die die „Neue Zeit“ bedinge.
Ich trank förmlich jedes seiner erhabenen Worte, nahm deren Weisheit in mich auf und bewegte sie in meinem Herzen. Wo waren all die beabsichtigten Fragen geblieben? Sie zerrannen in nichts! Entweder hatte sie Abdruschin schon beantwortet oder er kam darauf von selbst zu sprechen; es war, als lese er die Gedanken. Und so war es auch.
„Wenn immer Sie Rat oder Erklärung brauchen“, schloß der Menschensohn liebevoll die Unterhaltung, schreiben Sie an mich persönlich! Im Übrigen werden Sie Ende Mai hier auf dem Berge wieder weilen und mit Ihnen Ihre Frau und Ihr Kind, die Sie herzlich grüßen wollen. Fahren Sie getrost und gestärkt nach Berlin und kommen Sie gesund zum Fest der Heiligen Taube wieder!“
Ich stammelte Dank, und unsagbar glücklich verließ ich Gralshöhe. Mit diesem Erleben endete der erste Bergbesuch von einundzwanzig Bergfahrten aus der Niederung zum Vomperberg während der ersten Phase des Heiligen Grals auf Erden.
Wie der Herr mir gesagt hatte, ermöglichte es meine materiellfinanzielle Lage Ende Mai 1931, die zweite Bergfahrt zur „Feier der Heiligen Taube“, diesmal mit Frau und Kind zu unternehmen. Auch diese Feier brachte ein großes Geisterleben, das weithin unser Leben beeinflußte und auf jenen Weg wies, von dem der Prophet Jesaja im fünfunddreißigsten Kapitel, Vers acht schon gesprochen hat, wo es also lautet:
„Und es wird eine Bahn sein und ein Weg, welcher der heilige Weg heißen wird, daß kein Unreiner darauf gehen darf, auf dem auch die Toren nicht irren mögen.“
Die Gralsbotschaft Abdruschins ward unser Leitstern und Richtmaß. Was uns auch begegnete, wen immer wir trafen, was uns erfreute oder Leid zufügte, wir beurteilten es vom Licht der Wahrheit gesehen, das aus dem Gotteswort strahlte, das der Menschensohn vom Thron seines Vaters aller Menschheit vor dem Gericht noch einmal brachte.
Selbst die Deutung und Auslegung der Zehn Gebote Moses galt für uns nur mehr, wie sie der Menschensohn für alle Zeiten und Geschlechter festgelegt hatte.Irriges Dogma warfen wir zur Seite.
Den Höhepunkt der Taubenfeier 1931 bildete für uns persönlich mein erster Ruf fürs „Goldene Kreuz“, die Versiegelung meiner Frau und der Kindersegen, den unser damals zehnjähriges Töchterchen durch den Apostel des Herrn, Frau Maria Halseband, empfangen durfte.
Einige Tage vor dem dreißigsten Mai, dem Tag der Taubenfeier, dem Tag der Ausgießung der Gotteskraft in alle Schöpfung und Ebenen allüberall, folgte mir Herr von der Crone nach dem Mittagsmahl in der Halle auf jene kleine Aussichtsbank, die auf dem Weg zwischen Zöhrer- und Kastner-Hof jeden Wanderer zur Rast von der Crone einladet.
Er überreichte mir ein verschlossenes Kuvert, das ich voller Spannung erbrach. Da standen ungefähr diese Worte:
„Nach vielen Umwegen bist du endlich an die Stelle gekommen, wo du erfüllen sollst, was du zu tun einst gelobtest. Darum werde standhaft nun zum Heile deiner Seele. Nicht viel Zeit verbleibt dir mehr. Richte unentwegt den Blick nun nach oben, so kannst du in dir geistig vorbereitet werden, das ganze Geschehen des Grals aufzu- zeichnen irdisch für die dir folgenden Jahrtausende. Es ist ein Menschheitswerk, das vor dir liegt. Eile, daß du nicht eine Stunde säumst“.
Bist du bereit dazu? Und ich gelobte mit einem „Ja“.
Hiermit war der Weg für meine Betätigung im Gral gezeigt: sie entsprach, wie schon Dr. Illig geahnt und der Menschensohn mir bestätigt hatte, der Art meines Wirkens. Ich begann unverzüglich in meinen Mußestunden, mich mit Aufzeichnungen für eine spätere Chronik zu üben und Material zu sammeln, das einmal verwendet werden könnte.
Viel Vorbereitendes durfte ich so schaffen, doch die Zeitgeschehen, zumal der später einsetzende Nazi-Schrecken mit seinen Nachstellungen und Verfolgungen, machten viel Arbeit mit einem Schlag durch meine Inhaftierung und Beschlagnahme sämtlichen Gral-Materials im Gralsheim des Grunewalds zu Berlin zu nichte.
Abschnitt 3.
Meine innere Wiedergeburt durch das göttliche Wort der Gralsbotschaft Imanuels, veröffentlicht unter dem Autornamen Abdruschin.
Je tiefer ich in das Wissen der Gralsbotschaft eindrang und bestrebt war, dies Weistum um aller Dinge Urgrund nicht nur mein eigen zu machen, sondern es zu leben, anders gesagt, mein ganzes Denken und Tun darnach zu richten und damit zu füllen, desto mehr erfuhr ich und erlebte es an mir, dass das vom Gottesthron kommende Wort Abdruschins nicht nur eine Lehre der Menschheit brachte, sondern mit sich ein Geschehen führte, bedingt durch die Ausstrahlung des in dem Wort verankerten Gotteswillens, wie es nie bisher auf Erden gewesen.
Das Heilige Wort des Menschensohnes löste die Endphase des Jüngsten Gerichtes auf unserem Weltenkörper aus, jenes bislang von den Menschen nie verstandenen und darum gefürchteten Gerichtes, das mit Jesu Tod auf Golgatha begann.
An sich ist wie alles in der Schöpfung auch dieses Gericht nur ein natürliches Ge- schehen. Es unterliegt dem Gottgesetz vom ewigen Wandel der Dinge, vom Werden, Erblühen, Welken und Sterben, dem nicht nur Mensch und Getier, die ganze Natur, ja selbst die Jahreszeiten unterliegen, sondern auch die Gestirne, die wir allnächtlich schauen, wie die noch sechs anderen Weltenteile der gewaltigen Nachschöpfung des Herrn des Lebens, von deren Bestehen uns Abdruschin, in seinen Vorträgen der Gralsbotschaft erst offenbarte.
Unter „Weltenteile“ bezeichnet der Weltenlehrer außer Ephesus, dem unser Erdplanet und alle uns sichtbaren Gestirne zugehören, Smyrna und Thyatira, Philadelphia und Sardes, Laodicea und Pergamos, Namen, die wir aus der Offenbarung Johannes des Täufers kennen, bisher aber nicht kosmisch gedeutet erhielten.
Hätte die Menschheit gemäß den ehernen, unumstößlichen Gottgesetzen gelebt, wie sie Moses und Jesus schon einmal gekündet, hätte sie jetzt zur Zeit des Jüngsten Gerichtes nur Freude und geistige Beschwingtheit erlebt, die sie dem Ziel in der Höhe leichter zugeführt hätten, anstatt unter Elend und Not zu leiden, wie sie überall, durch die Zeitgeschehen bedingt, zu spüren sind.
Die apokalyptischen Reiter jagen mit Tod und Verderben bringenden Rossen furiengleich über die Menschheit dahin.
Die Botschaft Imanuels, d. h. die Gralsbotschaft Abdruschins, ließ meinen Geist zum Erkennen aller Dinge erwachen, nicht nur um mich, bei Verwandten und Bekannten, wie denen, in deren Nähe mein Schicksal mich führte, auch meiner selbst, und dieses „Erkenne dich selbst!“ ist wohl das Wichtigste von allem, das im Menschensein webt und schwingt. Es bietet die erste Sprosse auf steilem Anstieg nach oben, der allein zum Licht allen Lichtes führt, den ersten Schritt zur geistigen Wiedergeburt. Schon Christus Jesus hat von dieser gesprochen, ohne mit ihr „Inkarnierung“ zu meinen; Abdruschin bestätigt sie in seiner Gralsbotschaft von neuem, auf daß die das Ende dieser Weltenzeit erlebende Erdenmenschheit den rechten Begriff von „Wiedergeburt“ erfasse und wenn sie sich darnach sehnt, auch erwirken kann.
Wenn mein früheres Leben, wie in Abschnitt 1 geschildert, manche Enttäuschung, Not und Trübsal erlitt, ward mir durch das Verstehen der Gralsbotschaft deren Zweck und Sinn erst durchaus klar und ich wußte, daß all die Mühsal und unerquicklichen Dinge mich zu treffen hatten, um durch deren Erlebenmüssen reifen und früheres und jetziges Karma lösen zu können.
Auch das ward mir zur selbstverständlichen, unwankbaren Überzeugung, daß göttliche Vorsehung die Lasten des Lebens mir nicht als Strafe sandte, vielmehr als Gnade, um durch rechte Einstellung zu diesen Dingen Fortschritt für meinen Geist zu erzielen.
Durch dieses sich neue Einfügen in das Alltagsleben verloren die Schwierigkeiten ihre drückende Last, und viele Verfehlungen aus gegenwärtigem wie früheren Erden- leben lösten sich nur noch symbolisch ab. Auch dadurch minderte sich der Druck, der ab meiner Jugend auf mir gelastet hatte.
Die Gralsbotschaft wurde mir zu meinem unersetzlichen Schatz, einem unentbehrlichen, unbezahlbaren Juwel, den nur der Menschensohn zu spenden vermochte.
Diesen, mein Innenleben beeinflussenden Wechsel von einem zuvor bedrückten, nun aber freier werdenden Leben, empfand ich schon kurz nach meiner erfolgten Versiegelung, weit intensiver aber nach meiner Berufung zum Gralsdienst. Hiermit verbunden war das Tragendürfen des Goldenen Kreuzes, welches das untrügliche Zeichen der Zugehörigkeit zu dem Kreis der Diener des Menschensohnes ist, und das
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales den Wahlspruch trägt „ICH DIEN“. Die Erfüllung rechten Dienens schenkt jedem Menschen die innere Freiheit. Wahrhaft frei kann nur der sein, welcher im Gottgesetz schwingt und es durch reines, williges Dienen erfüllt. Der Mensch aber, der wahrhaft frei ist, ist gleichzeitig auch demütig. Denn Demut, sagt Abdruschin in seinem Vor- trag „Es ist vollbracht!“, ist Freiheit. „Nur in der Demut liegt die echte Freiheit jedes Menschengeistes!“
Die zum Tragen des Golden-Kreuzes befugten Gralsanhänger werden durch ihr Gelöbnis für Verrichtung wahren Gralsdienstes zu „Knappen“ des zukünftigen Gralsreiches auf Erden und sollen dereinst einen großen Ring bilden, um durch ihren Einfluß, ihr Wissen von den Schöpfungsurgesetzen, ihre Gotterkenntnis und ihr Nachschreiten in den Fußtapfen des Meisters alles Leben, um sie wie einen Sauerteig zu durchgeistigen. Sie sollen mit ihren Fähigkeiten und ihrem reinen Wollen aber auch den aus ihren Reihen erwählten Jüngern Stütze, Hilfe und Ergänzung bieten. Auf Goldenkreuzer und Jünger-Dienst und Treue soll das Gottesreich im Stoff stehen!
Es war um die Osterzeit 1932, da mir eine unerwartete, kaum je erhoffte Hochfreude wurde: Abdruschin frug mich brieflich, ob ich bereit sei, sein Jünger zu werden und gewillt, die mit einem Jüngeramt verbundenen Pflichten zu tragen, sie getreulich zu erfüllen?
Er fügte in leuchtendvioletter Maschinenschrift, auf seinem, ein gestochenes Strahlenkreuz mit dem „J“ in der Mitte tragenden Briefbogen hinzu, ich möchte mir den Text des Jüngergelübdes von den beiden Berliner Jüngern, Frau Käthe Giesert und Herrn Lucien Siffrid, bekannt geben lassen und sie darum befragen.
Beglückt und zutiefst im Inneren gehoben, folgte ich der Weisung des Herrn, und antwortete ihm, daß ich von ganzem Herzen, ohne jeglichen Einwand, ihm mein Ja- Wort zu Füßen lege, in voller Erkenntnis des Zweckes meines jetzigen Lebens auf Erden, allein darin beruhend, den Menschensohn auf Erden gefunden zu haben und ihm nunmehr dienen zu dürfen, ihm zu helfen, sein Werk zu vollenden.
Meine Jüngerweihe vollzog sich zur Feier der Heiligen Taube am 30. Mai 1932.
Mit Weib und Kind hatte ich finanziell die dritte Bergfahrt ermöglicht, für die uns im „Zöhrerhof“ das Quartier bestellt worden war, wo auch der Seelenarzt, der Jünger Hans von der Crone, mit seiner Familie wohnte.
Diese Taubenfeier krönte ein besonderes Ereignis von allgemeinem Gralsinteresse, es war nichts Geringeres als der Bau, die Einweihung und erste Benutzung des neuen und zweiten Gralstempels auf Erden, der nunmehr ungefähr sechshundert Personen aufnehmen konnte. Tag und Nacht vor dem Festtag erklang das Zimmern und Hämmern an der geweihten Stätte, wo freudig und rüstig geschaffen wurde vom jüngsten Silberkreuzer bis zum „Weißen Ritter“, damit der Tempel zu rechter Stunde auch fertig stünde.
Und wie es geistig gewollt war, erfüllte es sich irdisch, des Menschensohnes Diener hatten in Treue das ihre getan, der Bau war am dreißigsten Mai bereit, seine
Tore zu öffnen allen, die von nah und aus der Ferne kamen, dem
Weiheakt Imanuels
beizuwohnen.
In schneeigem Weiß grüßten von beiden Giebeln der Halle zwei mächtige Kreuze mit gleichen Schenkeln, dasjenige nach Westen zu gelagert im Ring, das östliche Kreuz aber ohne Ring, mit symbolischer Bedeutung.
Von der Gralshöhe herab, dem irdischen Heim des Gralskönigs, wehte zum Gegengruß an einem strahlenden, sonnigen Maienmorgen die Grüne Standarte des Heiligen Grals, mit dem Gralskreuz in Gold im Quadrate.
Dieser Weihe-Morgen des dreißigsten Mai schenkte mir persönlich die Erwählung zum Jünger vor dem Tisch des Herrn. Mit mir waren zu diesem Hochamt berufen Frau Elsa Dörflinger aus der Schweiz, neben der ich bereits bei der Versiegelung gesessen, Herr Max von Rosenberg aus Brasilien, Herr Josef Kovar aus der Tschechoslowakei, Herr Fritz Halseband, der älteste Sohn des Weißen Ritters, und Herr Josef Müller aus Westfalen.
Die Feier selbst zu beschreiben, erspare man mir. Der Versuch ist schon anderswo unternommen worden, und andere Berufene haben sich hierin versucht.
Ich glaube, daß jedes Menschenwort zu arm befunden wird, in Menschensprache das wiederzugeben, was ein reiner und geöffneter Geist allein intuitiv zu erleben vermag. Von Imanuel, dem Menschensohn, gehaltene Gralsfeiern bleiben einzig in ihrer Art. Nichts ist auf Erden, das diesen gliche!
Gralsfeiern auf Vomperberg schwingen in wissender Gottverehrung.
Mein Geisterleben am Tag meines Jüngergelübdes, das Wirken der Gotteskraft auf meinen Erdenkörper aber beeinflußte derart mein ganzes Wesen, daß es nicht nur meine Seele, auch meinen leiblichen Organismus bis auf den tiefsten Grund erschüt- terte. Mein Leib war wie geschlagen, und doch folgte der Erschütterung, fast unmit- telbar darauf, eine geistige Kräftigung, ein Aufschwung nach oben, kraft der Beifü- gung eines reingeistigen Funkens meinem menschlichen Geistkern durch Imanuel – ein Gnadengeschenk Gottes. Dieser Funke zu ermöglicht ein größeres Sich-Öffnen dem Worte des Herrn und ein tieferes Verständnis für das gekündete Schöpfungswis- sen. Der Horizont für das Wissen um aller Dinge Urgrund weitet sich.
Irdisch spürbar und tief einschneidend in mein und der Meinen persönliches Leben folgten zwei Geschehen unmittelbar nach der Taubenfeier noch während unseres Aufenthaltes auf dem „Berg des Heils“. In mir tagte die Überzeugung, daß nichts Schöneres und Besseres Weib und Kind widerfahren könne, als sie in der Nähe Imanuels zu wissen, selbst wenn dadurch unser Familienleben eine Kürzung erhielte, ich auf Gattin-Fürsorge und Betreuung verzichten müsse. Das Bergleben allein, das Atmen in Gottes freier Natur im Heiligen Land Tirol konnte den Meinen wie nichts anderes den Höhenstieg erleichtern, sie hineinwachsen lassen in jenes
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales Gemeinschaftsleben, wie der Menschensohn es wünschte zum Heil der Seinen. Ich dachte mit Schrecken an die Berliner Verhältnisse, die langsam aber sicher auch mein Kind vergiften würden, würde sie diesen durch mein Wollen nicht entrissen. Mein Weib stimmte bei, wir erfuhren auch vom Herrn, daß wir schon einmal zu Jesu Zeiten als Mann, Frau und Kind zusammen waren und uns gemeinsam Schuld aufluden, die wir gemeinsam wieder lösen müssten. Ich schrieb an den Menschensohn, ob er gewillt sei, unsere Bitte zu erfüllen. Er gewährte sie gnädig, und unser Wunsch ward Tat.
Das zweite Geschehen brachte mir den Beginn meines öffentlichen Wirkens für die Gralsbewegung. Imanuel ließ mich durch den Jünger Lucien Siffrid verständigen, er möchte mir in der alten Halle, die nach Aufgabe als Tempel weiterhin als Eßhalle benutzt ward, die ersten Unterweisungen im Vorlesen von Botschaftsvorträgen geben. Schon am Schluß der ersten Lehrstunde erschien der Menschensohn, und mit ihm trat wie immer, wohin er seinen Fuß auch setzte, ein strahlender Lichtschein ins Gelaß, das den Erdenleib Imanuels durchflutende Strahlenkreuz, wohl nicht jederzeit und jedermann sichtbar, nur, wenn innere Schau gnadenvoll gewährt ward.
Durch meiner Frau Verbleiben auf dem „Berg des Heils“ war es auch mir vergönnt, über die geistige und irdische Entwickelung der durch das Erdensein Imanuels geheiligten Stätte fortlaufend unterrichtet zu bleiben, so daß ich bei weiteren Bergbesuchen meist das erfüllt und grobstofflich erbaut vorfand, das mir brieflich schon angezeigt war.
Gewaltigen Fortschritt machte der Aufbau des Heiligen Grals in jenen Jahren, der unter göttlicher Führung des Herrn sich vollzog. Es folgte Erfüllung auf Erfüllung, und fast hatte es den Anschein, als ob die Menschheit, geistigen Strömungen aus lichten Höhen zugänglicher geworden, die Zeichen der Zeit erkennen könnte. Voller Freude sah Imanuel auf das Erblühen seiner Berg-Gemeinde. Seele auf Seele fand zum Worte der Wahrheit, Mensch nach Mensch fand zum Heiligen Berge, und die wenig bis dahin erwählten Jünger durften Leuchte und Leitstern allen wahrhaft Suchenden sein, durften das Amt von „Menschenfischern“ üben. Wohl keiner war, der dieses Hochamt nicht in vollster Überzeugung, reinster Begeisterung und tiefster Dankbarkeit zu dem erfüllte, der das Leben spendete.
Pioniere des Geistes stürmten voran und wurden sieghaft mit dem „Wort der Wahrheit“, das alles Falsche und Verbogene in Ketten schlug, irriges Kirchendogma an das Licht des Tages zerrte. Der Tag des Herrn glühte am Horizonte auf.
Über mein Wirken im Namen des Herrn für den Gral in der Hauptstadt des berufenen deutschen Volkes soll in einem späteren Abschnitt ausführlicher gesprochen werden, sofern dies nicht in meinen persönlichen, im Nazi-Gefängnis gemachten Aufzeichnungen, Band II, geschah. In diesem Abschnitt möchte ich noch einige wichtige damalige Geschehnisse chronologisch festlegen, die unmittelbar mit dem „Berg des Heils“ in Zusammenhang standen.
Äußerlich betrachtet, fand ich bei meinem ersten Bergbesuch im Dezember 1930
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales auf Gralshöhe nur drei Wohngebäude mit einer Scheune vor, das Gralshaus des Herrn, ein Nebengebäude mit der Dr. Illig‘schen Wohnung und das ehemalige Dr. Gecks Haus, das nach dessen Fortgang von Oberstleutnant August Manz, dem Sprachrohr Imanuels, von Mrs. Ethel Herman-Howard aus Indien, der späteren Übersetzerin der Gralsbotschaft ins Englische, und Frau Dr. Elisabeth Gecks mit Tochter Lo während ihrer Bergaufenthalte bewohnt wurde.
In rascher Folge erstanden dann die weiteren Gebäude auf geweihtem Gralsboden, die unter dem Namen Grals-Siedlung bekannt wurden, nach und nach auch Weltruf erlangten.
Zuerst ward das Reihenhaus I gebaut, das sieben Wohnungen für die Anfangszeugen des Menschensohnes erhielt. Als die ersten bezogen es der Weiße Ritter mitsamt seiner Familie, die beiden Apostel Frau Major Reinhardt und Frau Reckleben, Herr Schwartzkopff mit Anhang und die Familien Dörflinger und Deubler.
Im Sommer 1932 stand bereits das Reihenhaus II. Seine Insassen waren ursprünglich Familie Fritsch und Familie von der Crone, Oberstleutnant Manz mit den Seinen, Mrs. Herman-Howard, Fräulein Erlenmeyer, Siffrids und meine Frau und Tochter. Als ich unser Zimmer mit Veranda im ersten Stock des Mittelbaues während meines vierten Bergbesuches im September 1932 zur Lilienfeier miteinrichten half, kam der Herr mit Frau Maria und Fräulein Irmingard zur Besichtigung und weihte so durch sein Verweilen unsere Wohnstatt.
Die während der Jahre 1933 und 1934 errichteten Baulichkeiten waren die Lohrsche Villa, nunmehr das Dörflinger Haus genannt, und der imposante Gralsverwaltungsbau mit Turmuhr und dem Kometen mit Schweif als Wetterfahne. Im siebenzackigen Stern wird ein Dokument verwahrt, das wichtige Daten der Gralsbewegung birgt. Ungefähr gleichzeitig mit der Verwaltung erstand auch das Pförtnerhäuschen, das verschiedene Insassen nacheinander barg, denen die Kontrolle über Ausund Eingang aller die Siedlung Betretenden, vor allem aber die Bedienung der Telefon-Zentrale oblag.
In jener Zeit wuchsen auch rasch nacheinander die hauptsächlich benötigten Wirt- schaftsstätten empor, wie Pferde- und Kuhstall, Geflügelkäfige, Magazine für die vom Herrn geplante Flockenherstellung, für Kohlen- und Holzlagerung, auch eine Bäckerei, das Feuerwehrgebäude (die Gralsfeuerwehr war bereits 1932 von Herrn Wilhelm Fritsch gegründet worden), eine Tischlerei mit maschinellem Sägebetrieb, eine Schmiede mit Werkzeugschuppen, ein Atelier für Kurt Halseband, das nach des- sen Fortgang die Maler H. Wenng und O. E. Fritsch übernahmen, auch eine Privat- wohnung für das Ehepaar Herbert Vollmann, welche später Frau Karla Kemmer mit Zahnpraxis erhielt, während das Erdgeschoß als Lagerraum für die Gralslektüre Ver- wendung fand.
Ein besonderes, man könnte sagen kurioses Ereignis, bildete die Abtransportierung des Manz‘schen Hauses im komplettem Zustand über Holzbohlen
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales den Berg hinab bis zum Weberhof, die nach Beginn der durch Hitler eingeführten „Tausend-Mark-Sperre“ nach Tirol im April des Jahres 1933 vor sich ging, wo es als Fremdenpension des Weberhof-Besitzers Wurm Aufstellung fand.
Es erblühte auch der Gralsgarten mit seinem Gewächshaus und wundersam in der Strahlung des Lichtes gedeihenden Blumen unter der Pflege von Josef Kainz, ein Pa- villon erstand in ihm, sowie ein kleiner Teich für lustig sich tummelndes Entenvolk. Weiße Tauben gurrten auf dem Taubenschlag, und ein herrlicher Pfau- und Truthahn zogen stolz mit ihrem Hühnervolk über gesegnetes Erdreich.
1935/36 erfolgte der Bau der staatlich genehmigten ersten Gralsschule auf Erden, ein stattliches Gebäude auf Vomperberg, das jetzt als Gästehaus für Gralsanhänger während der drei Gralsfeiern dient, die am 30. Mai, 7. September und 29. Dezember alljährlich begangen werden. Schließlich sei noch zweier Privathäuser gedacht, der Berninger Villa und des Frank-Hauses, auf denen französische und holländische Interessen ruhen.
Soviel über die äußere Struktur der Grals-Siedlung. Viel könnte noch gesagt werden, auch daß zu ihr noch der Zilderer-Hof kam, der heute unter der weisen Leitung Herrn Alexanders eine Musterfarm darstellt, ferner der von säuselnden Föhren eingerahmte Friedhof Imanuels, sowie das Leichenhäuschen gegenüber dem Zilderer-Hof mit seinem Spruch über dem Eingang:
„Zu freudigem Schaffen will ich erwachen!“
Am 15. Juni 1947 brach die Bergdrahtseilbahn in neunter Abendstunde krachend zusammen, die 1935 gebaut wurde und Talstation mit Bergstation verband, vornehmlich zur Güterund Postbeförderung dienend. In jenen schon weit zurückliegenden Tagen war auch der „Garten des Herrn“ geschaffen worden, der am östlichen Hang des Vomperberges lag und innerhalb seiner Einzäunung das vorgebaute Quellbecken barg, in das sich in Zukunft zu festgesetzter Stunde ein Heilquell ergießen soll zum Heile der Menschheit.
Vom Bau eines Glockenturms mit leuchtendem Gralskreuz bei Nacht, sowie dem Dreiklang der großen Imanuel-, Maria- und Irmingard-Glocke zu Andacht und Feier, sprach schon der Menschensohn im September 1937. Wahrlich, es war sein letztes von mir gehörtes Gespräch, das hoffnungsvoll aus seinem göttlichen Munde floß, am letzten Sonntag meines einundzwanzigsten Bergaufenthaltes vor Gefängnis und zwei- tem Weltkrieg, ja, vor dem Erdentod des Herrn. Und die, welche damals in dem Heim des Apostels Thusnelda Reckleben versammelt waren, die Meinen und Herr und Frau von Rosenberg aus Sao Paulo, der Herr und Fräulein Irmingard in unserer Mitte, tru- gen in sich den freudevollen Wunsch, die Glocken zur Ehre Gottes läuten hören zu dürfen schon zur Feier des Strahlenden Sternes noch selbigen Jahres, spätestens aber am 18. April l938. Wer hätte damals geahnt, daß an diesem Tage, dem irdischen Ge- burtstage des Menschensohnes, Nazi-Barbarentum diese wie andere Hoffnungen zu
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales schanden gemacht haben würde!
Adolf Hitler, der Erzfeind des Lichtes, verzögerte den Fortschritt der Gralsbewegung auf Erden um länger denn eine Dekade.
Geistig betrachtet hatten sich bei meinem Eintritt in die Gralsbewegung Ende 1930 schon die ersten gewaltigen Geschehen, wenn auch dem Menschenauge unsichtbar, vollzogen, die der Welt ein neues Gesicht zu geben begannen.
Sternkundige Berufene des Menschensohnes hatten entsprechende Aufzeichnungen gemacht und aus Strahlungen, Planetenstand und Zahl die Größe der Zeit erkannt und geschildert.
Auch begannen schon begnadete Menschengeister, hellschauend und hellhörend, durch Kundgebungen aus dem Licht, von ihren Führern übermittelte, geistige Bege- benheiten in Menschenwort aufzunehmen und das, gleich alttestamentarischen Offen- barungen, oft in alten Sprachen zu künden, was sich göttlich, urgeistig und geistig be- reits erfüllt hatte, um Schritt um Schritt auch in grober und gröbster Stofflichkeit sichtbar und fühlbar zu werden.
Von diesen gewaltigen Dingen, von denen in „Rufe aus der Urschöpfung“ und anderen Schriften und Manuskripten des Verlags „Der Ruf“ G. m. b. H. München, zu lesen steht, wage ich nicht zu sprechen.
Ich begnüge mich, als Beitrag zu einer späteren „Grals-Chronik“ und zur Beendung dieses Abschnittes nur noch wenige Geschehnisse anzufügen, die für das Fortschreiten der Mission des Menschensohnes auf Erden, zumal auf dem Berg des Heils, sieghaft zeugen und unvergeßlich sind. Sie sind von persönlichem, aber auch allgemeinem Interesse.
Zur Taubenfeier 1931 erhielt mein Töchterchen Beatrice von Apostel Frau Halseband den Kinder-Segen in dem ersten alten Tempel des Menschensohnes. Es war die Feier, die doppelt erstmals begangen wurde, zufolge des Andranges der Gralskreuzträger. Am Vormittag erhielten die ersten Apostel den dritten Ruf: Frau Gertrud Illig, Frau Maria Halseband, Herr August Manz und Frau Mali Reinhardt, in der zweiten Feier über Mittag wurde meine Frau, Seite an Seite mit Frau von Troeltsch, versiegelt, und ich selbst erhielt den ersten Ruf.
Am 31. Juli 1932 gründete Imanuel die Gralsgemeinschaft auf dem Heiligen Berge, die er im Juni 1936, zufolge der Unzulänglichkeit der Beteiligten, wieder aufzulösen sich gedrängt fühlte.
Am 15. August gleichen Jahres wurde meiner Frau von Imanuel die Obhut der Schulkinder zur Beschäftigung und Erziehung bis zirka April 1933 übertragen.
Zur Sternen-Feier 1932 erhielt meine Frau den ersten Ruf, und meine Tochter wurde zusammen mit Veronika Schwartzkopff als die beiden ersten unmündigen Kinder von dem Menschensohn in dem neuerrichteten zweiten Tempel Imanuels versiegelt.
Dessen Zusatzworte zu dem sonst üblichen Versiegelungstext waren die folgenden:
„Ihr Kinder, es erwachet nun Euer Geist zu vollem Wirken in der groben Stofflichkeit. Rein soll er leuchten und nur Gutes formen.
Deshalb gebe ich Euch mit der Reinheit dieses Wassers nun das Zeichen meines
Vaters, Eures Gottes und Herrn, das Euch ihm zu eigen macht und dem Lichte vermählt.
Nehmt auch die Kraft des Heiligen Geistes, die Euch schützend führen und erleuchten wird, solange Ihr dem Lichte zustrebt.
Amen“.
Am 1. Januar 1933 waren meine Frau und ich gemeinsam mit Ehepaar Dr. Illig zum Neujahrsmittagsmahl vom Trigon ins Gralshaus geladen.
Am 25. Juni 1933 durfte meine Tochter zum ersten Mal die Andacht im Tempel Imanuels besuchen.
Am 18. September begann meine Frau ihren Dienst bei Yaspis.
Am 16. Oktober hielt das Yaspis-Laboratorium seinen Einzug ins Verwaltungsgebäude.
Am 29. Oktober fand die feierliche Einweihung des letzteren statt.
Am 1. November ward die erste Gralsklasse im Verwaltungsgebäude eingerichtet.
Am 16. November war abends das erste Konzert.
Am 11. März fand die erste Grals-Beerdigung des Kindes Edith Nabholz-Basel auf dem Friedhof Imanuels auf Vomperberg statt.
Am 23. September war der erste Barackenkaffee in Gegenwart des Trigons.
Am 21. April 1935 gab der Herr Golden- und Silberkreuzern seinen ersten offiziellen Geburtstagskaffee.
Am 22. April für alle Schulkinder (ohne Lehrerin) im Konzertraum.
Am 21. Oktober erfolgte meiner Tochter Eintritt als Kindergarten Betreuerin.
Am 24. Dezember wurde die erste offizielle Weihnachtsbescherung in Gegenwart des Trigons im Musikzimmer des Verwaltungsbaues abgehalten.
Am 11. März 1936 fand die zweite Verhaftung des Menschensohns statt, mit seiner Verbringung ins Innsbrucker Gefängnis.
Am 29. Mai besuchten meine Frau und ich den Menschensohn im Zahlstock, Innsbrucker Krankenhaus, auf seinem Zimmer im ersten Stock (das bewacht wurde) und hernach im Garten. Auch Frau Maria und Fräulein Irmingard waren anwesend. Wir besuchten auch Herrn F. Halseband, der sich ebenfalls in Haft befand.
Am 30. Mai hielt Apostel Manz die Feierandacht, ohne Ansprache, doch mit Gebet und Orgelspiel.
Am 17. Juni kehrte der Herr aus seiner Haft nach dem Berg des Heils zurück.
Am 21. Juni fand das Einweihungsessen des Schulhauses statt. Das Trigon nahm anschließend den Mokka bei meiner Frau ein.
Am 26. Juni fand abends 6 Uhr eine besondere, kleinere Feier statt, bei der Herr Herbert Vollmann und Frau E. Gauger den dritten Ruf zum Apostel erhielten, während Frau E. Berninger zum Jünger geweiht wurde.
Am 19. Juli hielt Imanuel die siebenjährige Gedächtnisfeier der Weltenwende mit anschließendem Gralsmahl. Die Jünger des Menschensohnes tragen erstmals rote Uniformen.
Am 10. August. Austritt meiner Tochter aus dem Kindergarten wegen Kindermangels und ihr Eintritt in die Gralsküche zur praktischen Ausbildung.
Am 24. September übernimmt meine Tochter den Speisesaal- und Haushaltdienst im Schulgebäude.
Am 4. Oktober zieht meine Tochter auf Anweisung Imanuels von der Mutter fort, um selbständig mit anderen jungen Mädchen ein gemeinsames Zimmer zu beziehen.
November 1936. Beginn der Flockenbereitung auf besonderen Wunsch Imanuels zum Wohl der Grals-Siedlungs-Bewohner für Zeiten der Not.
18. April 1937. Geburtstagsfeier des Menschensohnes mit anschließender Versiegelung und Trauung des Ehepaares Hugo von Eickstedt, Brasilien.
19. April. Der Herr teilt meiner Frau seinen Plan mit, sie für den Grals-Yaspis- Dienst nach der Tschechoslowakei zu senden.
2. August. Der Herr ändert seinen Plan und erwählt meine Frau für den gleichen Dienst in der Schweiz, in Herisau bei dem Jünger Karl Schönenberger, Ebnet-Haus.
22. September meiner Frau Abfahrt dahin.
26. September. Das Trigon besucht Herisau.
11. Dezember. Meine eigene Verhaftung durch die Gestapo in Berlin, Haft in Nazi-Gefängnissen bis zum 31. Mai 1938.
23. Dezember. Meine Frau besucht Vomperberg, um das Fest des Strahlenden Sternes mit meiner Tochter ohne mich zu feiern. Die letzte Gralsfeier, die der Menschensohn Imanuel hielt. Als letzter Jünger wird Herr Arthur Giese – Zürich, vom Herrn berufen.
2. Februar 1938. Der Herr ruft meine Frau von Herisau zum Vomperberg wegen feindlicher Einstellung des Herrn Schönenberger gegen den Gral zurück.
11. März. Ein Verhängnistag für die Gralsbewegung auf Vomperberg zufolge Besetzung Österreichs durch Adolf Hitler.
12. März, zirka 6 1/4 abends. Dritte Verhaftung Imanuels und Verbringung ins Innsbrucker Gefängnis. Die Herren Vollmann, Halseband, Schwartzkopff, Fritsch sen. Und Laute fahren nach, ohne jedoch dem Menschensohn Hilfe bringen zu können.
13. März. Das erste Mal findet keine Andacht statt. Die Hakenkreuzfahne der Nazibewegung weht über der Grals-Siedlung.
16. März. Zirka vierzig Mann Besatzung der S. A. rücken nachmittags an und besetzen die Siedlung. Beim Versuch, Post in Vomp zu postieren, wird Herr Werlitz von SA-Leuten gefangen genommen.
27. März. Meine Frau arbeitet das erste Mal im Gewächshaus.
1. April. Sämtliche Männer der Grals-Siedlung werden von der Nazibesatzung im Schulgebäude hinter Schloß und Riegel gesetzt.
17. April. Jünger Müller-Schlauroth spricht zur Grals-Siedlungs-Gemeinde.
16. Mai. Familie Deubler verläßt böswillig die Grals-Siedlung.
20. Juni. Meine Frau und Tochter fahren nach München, am 5. Juli nach Berlin, ich selbst am 9. Juli nach London.
30. Juni. Frau Maria und Fräulein Irmingard verlassen den Berg und leben für kurze Zeit in Innsbruck.
Am 19. September, einem Montag, erhält der Herr die Freiheit zurück. Jünger Müller-Schlauroth bietet dem Herrn und seiner Familie Unterkunft auf Gut Schlauroth bei Görlitz, Schlesien.
3. Februar 1939. Meine Frau und Tochter sehen die Herrschaften erstmals nach Auflösung der Grals-Siedlung in Berlin bei Dr. Illig und Frau wieder.
1. Oktober 1940. Eintritt meiner Tochter ins Berliner Rittbergkrankenhaus, Kinderklinik, in Befolgung eines Rates des Herrn, sich der Kinderpflege intensiver zu widmen.
1. November 1941. Meine Frau nimmt auf Anraten des Herrn einen Sekretärinnenposten bei Jünger Otto Giesecke in Rehbrücke bei Potsdam an.
19. November begibt sich der Herr in eine Dresdner Klinik.
6. Dezember. Der Erdentod des Menschensohns Imanuel nachmittags 4:16 Uhr Sommerzeit im Landhaus des Jüngers Otto Giesecke zu Kipsdorf im sächsischen Erzgebirge, der es dem Trigon als letztes irdisches Heim im Exil überlassen hatte.
9. Dezember, 2 Uhr nachmittags: Überführung der grobstofflichen Hülle des Menschensohnes nach Bischofswerda, seinem Geburtsort in Sachsen, zur Beerdigung auf dem dortigen Stadtfriedhof.
11. Dezember, feierliche Beisetzung der irdischen Hülle des Herrn um 2.30 Uhr, der auch meine Tochter beiwohnte.
Mit diesem nie für möglich gehaltenen, mich tiefst im Inneren, wie alle Welten erschütternden Ereignisse, will ich diese kurze, chronologisch geordnete Aufstellung beenden.
Bei ihrer Zusammenstellung trat mir noch einmal klar und lebendig jede einzelne Begebenheit vor das Geistauge, und von neuem ward ich mir zweier Tatsachen unabänderlich, unwiderruflich bewußt, daß erstens das Abscheiden des Menschensohnes Imanuel für mich die größte Trauer, ja, Katastrophe meines Lebens bedeutete; und zweitens, daß sein Vermächtnis – die Gralsbotschaft – an die Menschheit, und so auch an mich, ein unvergleichliches und unvergängliches Geschenk war, das die Zeiten überdauert und unser Juwel, die Krone des Lebens, nicht nur im Stoffe, sondern auch im Jenseits und, hoffen wir in Demut, dermaleinst im Reiche des Geistes verbleibt.
So bildete denn für mich und die Meinen das Göttliche Wort des Menschensohnes Imanuel die schmale und steile Sprossenleiter für den Aufstieg in das Reich des Geis- tes, deren erste Sprosse zur Weltenwende schon auf Erden stand und die Wiederge- burt eines Menschen bedeutete.
Ich glaube, keinen geeigneteren Abschluss für diesen dritten Abschnitt meiner Niederschrift „Grals-Erleben“ finden zu können als den, mit dem ich als Vorspruch zum ersten Band meiner Grals-Aufzeichnungen:
„Vom Erleben des Heiligen Berges und der Gralsbotschaft Imanuels im Gefängnis“ begonnen habe. Er lautet folgendermaßen:
„Gedanken und Worte sind zu arm und nichtig, als daß sie zu fassen und preisen vermöchten das Sein Imanuels im Stoffe auf Erden. Nur der Empfindung tiefinnerste Schwingungen können ertönen lassen und anschlagen der Glocken jauchzendes Dankgebet für den, der da niederstieg aus dem Lichte ins Dunkel zur Rettung der Menschheit!“
Abschnitt 4.
Mein Eintreten für die Wahrheit der in der Gralsbotschaft enthaltenen Lehren und Offenbarungen über die Schöpfung. Mein Jüngeramt im Dienst des Gottgesandten in Berlin und in London.
„Nicht mit Wissen habe ich Unrecht getan, ich habe die Schuld geflohen, doch unser Fuß ist an die Erde gefesselt und unser Tun an des Ewigen Gesetze. Auch die Tatenlosigkeit ist eine Tat, nicht konnte ich den Augen des ewigen Bruders entrinnen, an dem wir ewig tun, Gutes und Böses, wider unsern Willen. Doch siebenfach bin ich schuldig, denn ich wehrte dem Leben den Dienst, ein Nutzloser war ich, denn ich nährte nur mein Leben und diente keinem andern. Nun will ich wieder dienen!“
„Ich will nicht mehr frei sein meines Willens. Denn der Freie ist nicht frei und der Untätige nicht ohne Schuld. Nur wer dient, ist frei, wer seinen Willen gibt einem an- dern, seine Kraft an ein Werk und tut ohne zu fragen.“
„Mache mich frei von meinem Willen – denn alles Wollen ist Wirrnis, alles Dienen ist Weisheit -, daß ich Dir danke, mein König!“
Diese Worte Stefan Zweigs, seinem Buche „Die Augen des ewigen Bruders“ entnommen, sollen vorangehen und wie ein strahlender Leitstern das beleuchten, was ich im vierten Abschnitt meines „Grals-Erlebens“ sagen möchte.
Denn ihm allein nur dem König der Könige, verdanke ich die Berufung, eintreten zu dürfen vor aller Welt für die Wahrheit der in Seiner Botschaft enthaltenen Lehren und Offenbarungen über die Schöpfung, für Sein der Menschheit aus ewiger Höhe herniedergebrachtes Schöpfungswissen.
Diese Berufung, zu geben, zu künden, zu erklären, zu deuten das Wort des Erdgestiegenen, von Ihm zu sprechen und davon nicht müde zu werden, ward zum Inhalt meines Seindürfens, war hinfort mein Lebenszweck und Lebensdrang.
Was gab es wohl Köstlicheres, Erhabeneres, aber auch mehr Verantwortungsreicheres als diese Betätigung – nach neutestamentlichem Ausdruck die Betätigung eines Menschenfischers – im Gralsdienst des Menschensohnes Imanuel, die nur in der Kraft seiner Strahlung, seines Segens und – was wohl erst nach seinem Erdentod uns allen, die wir Ihm die Treue bewahrten, voll und ganz bewußt wurde – unter seiner persönlichen Führung, Beratung und Zurechtweisung ausgeübt werden konnte.
Denn von all den vielerlei Problemen auf Erden, in allen Belangen menschlichen Lebens, die unser geistiges und leibliches Wohl betreffen, war und ist es die Gralsbot- schaft und -Bewegung, die Rettung und Heil für die Kreatur verbürgt, die Kreatur, die „Mensch“ sich bezeichnet, doch im Sinn ihres Erschaffers mitnichten ist. Erst durch eine Wiedergeburt im Geiste im Sinn der göttlichen Lehre des Weltenlehrers, vermag die Kreatur zum Mensch zu werden, dem verfeinerten Voll- und Edelmenschen, der in allem dem Gottgesetz entspricht und bei der Scheidung der erdinkarnierten Geister in Schafe und Böcke die Waage der göttlichen Gerechtigkeit nicht beschwert.
Wo immer die Gralsbotschaft Abdruschins auf ernsthaft suchende Menschen stößt und diese der Lichtruf erwecken kann, steigt ein befreiender Jubelschrei auf und zer- reißt der Gottesstrahl die tausendjährigen Bande feinstofflicher Netze, welche die Ge- fesselten niederhalten.
Groß und erhaben, reich und voll Seligkeit war darum das Wirken im Heiligen Gral, das Erleben mit neugeöffneten Augen unter den Mitmenschen so übermächtig, daß das Herz vor Dankgefühl zu zerspringen drohte. Denn wohin auch Geistführung den Richtweg deutete, das Kreuz der Wahrheit zog Lichtsuchende an. Dann aber setzte hehrer Gralsdienst ein. Man durfte Höheres bieten als nur Linderung irdischer Leiden. Und man sah in ihren Zügen, in welcher Brust noch ein Flämmlein flackerte oder mit dem Erlöschen kämpfte, auch empfand man, wo es tot und finster war, der Liebe Glut in Eis erstarrte. Die Flämmlein durfte man durch das Wort anfachen, bis ihr Schein wieder leuchtete oder ersterbende Lichter aufzuglühen begannen in dank- erfüllter, innerer Beglückung. Sieghaftes Wissen um Gott und seine unantastbaren Gesetze, die die Schöpfung tragen, durfte man schenken, wo es recht im Sinne des Wortes war.
Und nimmer wurde der Geist des Wirkens müde; drohte der physische Leib vor Erschöpfung einmal zu ermatten, mühte sich die Seele weiter, schrie sie heiß in unruhiger Sehnsucht, eingedenk der Worte des göttlichen Meisters:
„Wenn Du ermüdest, fasse meine Hand, sie wird Dich stützen, so Du Treue hältst!“
Auf unsichtbaren Wellen strömte die Kraft hernieder, die unruhvolle Seele wieder beherrschend und zu Frieden zwingend. Geister kamen in solchen Stunden aus des Lichtes höheren Ebenen, grüßten in Liebe den im Stoff Inkarnierten und umschweb- ten segnend den Menschenbruder.
Sie standen plötzlich wie Menschenwesen um ihn, in fremden patriarchalischen Gewändern, mit Frieden auf ihren erhabenen Gesichtern, der nicht mehr die irdischen Sorgen kennt. Und so geschah es auf ganz natürlichem Wege, dass, je gewaltiger man sich in die Lichtregionen der geistigen Welten hob, um so ehrfürchtiger beugte sich der Geist in immer weiter werdender Erkenntnis vor der Allmacht, Allweisheit und Allgerechtigkeit des Herrn.
In gleichem Maß, wie von oben die Lichthilfe strömte, begannen auch die Kräfte der Natur sich zu regen. Je mehr man sie liebte und als ein Wunderwerk Gottes zu be-
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales trachten strebte, Tiere und Pflanzen hegte, und man sich mühte, auch den „Wesen- haften“ Vertrauen zu schenken, ihnen die nötige Achtung zu zollen, die Gottesgebot vom Menschen heischt, spürte man in sich Harmonie mit dem Unendlichen.
So kamen und gingen im Wechsel der Gezeiten die Jahre auf Erden.
Wie überall in der gesamten Schöpfung die „Siebenzahl“ eine Rolle spielt, so auch in der Bewegung des Heiligen Grals hienieden, wie der Name Imanuel ja selbst in der Siebenzahl schwingt.
Hat er uns nicht gekündet, daß sich auch die Endphase des Gerichtes im Stoffe in der „Dreimal-Sieben-Zahl“ erfüllen würde! Es vollzog sich die Weltenwende!
A. D. 1929, zu ihrer ersten Gedächtnisfeier A. D. 1936 auf Vomperberg offenbarte der Herr, daß nach abermals sieben Jahren A. D. 1943 die Erde in Flammen stehen würde! Und in der Tat, es wütete damals der Höhepunkt des Zweiten Weltkrieges auf allen Kontinenten!
Um A. D. 1950 aber würde das Gottgericht beendet sein und das Morgenrot eines neuen Tages eine gereinigte Erde grüßen.
Auch mein Leben ist bisher vornehmlich in Perioden der Siebenzahl verstrichen. Sieben Jahre lang, von 1930 bis 1937, habe ich Imanuel schauen und erleben dürfen, wie einst die Jünger den Gottessohn sahen, in Seinem Strahl habe ich das Neue Wissen empfangen, hat Er mich gefördert und mir das Geheimnis der Schöpfung erschlossen, den wahren Sinn meines Lebens offenbart. Er hat in mir die schlummernden Fähigkeiten geweckt, hat mir ermöglicht, mit sehenden Augen hinter die Schleier mystischer und ungeklärter Probleme zu blicken. Er hat mir die Irrwege menschlichen Verstandes gezeigt, die mit dem Verlieren der Naturerkenntnis auch das noch zu verlieren Gefahr laufen, das sich zwingend nur aus ihr aufrichten kann: der wahre Gottesglaube und die aus ihm sich folgernde Gotteserkenntnis.
Nur der Mensch kann bestehen, der tiefste Natur- und Seinserkenntnis in sich trägt, die Erkenntnis: ein Nichts zu sein gegenüber dem Schöpfer, abhängig von ihm, dem allein Unabhängigen.
Vier Jahre meiner ersten Siebenjahrperiode im Gral währte es, bis ich das Grals- oder Schöpfungswissen fest und unverbrüchlich in mir verankert zu haben vermeinte.
Da rief mich der Menschensohn zur Feier des Strahlenden Sternes 1934 und betraute mich mit dem Amt eines ersten „Gralsmissionars“ für die Niederungen.
Er sandte mich mitten in das Herz des deutschen Volkes, in die Mammutstadt des einst „Berufenen Landes“, und mein Wirken im Berliner Gralsbereich und jenen Kreisen, die zu ihm gehörten, begann.
Missionswirken und Hilfe bestand darin, was der Grals-Missionar persönlich im Namen und Auftrag seines göttlichen Meisters unternahm, was außerhalb der Tätigkeit der Kreisleiter lag. Diese führten die Gralskreise mit ihren Untergruppen, hielten die vorgeschriebenen Wochenandachten, sowie Sondervorträge oder
Lesungen aus der Gralslektüre.
Da der von Imanuel beauftragte Grals-Missionar gleichzeitig auch Taufjünger war, welch hohes Amt ihm zur Feier des Strahlenden Sternes 1933 geworden, nachdem er zur Taubenfeier 1932 zum Jünger geweiht wurde, amtierte er auch jene „Notversiegelungen“, bei denen der Täufling zufolge schwerer Krankheit ans Lager gefesselt war oder arztaufgegeben im Sterbebett lag, unfähig eine Gralsfeier zu besuchen.
Zitternd zeichnete dann der Mittelfinger das Kreuz Imanuels, das Siegel des Men- schensohnes, auf jenen Stirnen, die als Letztes auf Erden darum gebeten hatten.
Der Missionar erlebte so alles Leid, jedwede Regung menschlicher Seelen, alle Höhen und Tiefen irdischen Seins. Wo die Angst vor dem Tode die Geister packte, es dunkel ward vor dem Erdenauge, das Tor sich öffnete in unbekanntes Land, durfte er als Licht und Richtschild dienen und aus dem Borne des Wissens den Weg künden, den Imanuel neu auftat den Menschengeistern, die in Demut hörten.
Das, was kein Kirchenpriester ihnen sagen konnte, keiner beantworten dem erschauernden Verstand, wenn der Abgrund des Todes vor ihm gähnte -, der Jünger des Herrn konnte es ihnen sagen, daß Imanuel das Tor geöffnet und sie eingehen durften in seines Vaters Reich.
Er durfte harren die letzten Minuten, die oft sich zu Ewigkeiten an Schmerzenslagern dehnten, bis sich das Ego vom Erdenleib löste und es stille ward um ein Menschenleben, der Kampf zu Ende, der Frieden nahte und der Todesengel die Seele holte zur Fahrt ins Jenseits. Seine Schwingen hörte er rauschen in der Totenkammer, doch das Licht des Wissens gab ihm die Kraft, diese gewaltigen Stunden zu durchleben, da Dies- und Jenseits sich berührten und die Schleier wichen von dem Land der Dämmerung. Kraft und Stab durfte er sein denen, die oft ihr Liebstes auf Erden verloren, die da trauerten und weinten, daß sie nicht verzagten oder störten des Gesetzes so natürliches Walten durch Schreien oder Klagen, die Geburt eines Menschengeistes in die feinstoffliche Welt.
Der Missionar saß auch hie und da an Krankenlagern, wo Arztrat verstummte, irdisches Wissen verblaßte, der Leib dem Gesetze der Zersetzung verfiel, um als Seelenarzt die Hilfe zu bringen, die dem Geiste den Heimatspfad weist.
Es waren Gelähmte, deren zitternder Mund nicht mehr die Worte zu lallen vermochte, wo nur die Empfindung der Seele Schwingung verstand, deren Auge die flammende Sehnsucht spiegelte, das Siegel zu empfangen des Menschensohns.
Es waren auch solche, denen Trübsinn umnachtete die gemarterte Seele, da es dunkel geworden durch die Mächte des Bösen, der Verstand versagte, und Verwirrung flackerte in friedlosen Augen. Für Augenblicke trat oft Ruhe ein, der Blick auf das Kreuz löste Erinnerung aus an das einstige Gelöbnis, doch die Gewalt des Widersa- chers war zu stark, zu fest schon die Krallen, die das Opfer gefaßt, das Licht zog sich vor dem Dunkel zurück.
Der Missionar saß am Bett in einem Potsdamer Krankenhaus, wo der Krebs, jene furchtbare Seuche des Jahrhunderts, alle Glieder zerfressen hatte, der Torso hilflos in weißen Linnen seit Jahren lag, eine Mutter von Kindern, Frau und Gattin, deren Geist im Gralskreuz die Rettung erkannte, das göttliche Walten, Schuld und Sühne in Aus- lösung des Karmas. Im Dankesblick der Erleuchteten floß ihm zurück der Dank für sein Gebendürfen im Dienst für den Einen, der zur Erde gestiegen zur Errettung der Menschheit.
Der Gralsmissionar durfte die erste Gralsehe weihen in der Niederung Lande. Was einst der Menschensohn auf Vomperberg zur Befolgung im kommenden Gralsreich gestiftet hatte, für alle Zeiten, für alle Geschlechter, im Amt der Berufung als Taufjünger und „Jünger des Berges“ durfte er Hand in Hand der sich gelobenden Gatten legen und über ihnen die Worte sprechen, mit denen Imanuel die Gralsehe gründet.
Er durfte auch seine Hände segnend über Säuglinge und Kinder halten, diesen die Kraft für die Erdenfahrt gebend aus der ewigen Höhe, bis ihr Geist es selbst zu ent- scheiden hätte, wohin ihr Weg sie führe; jene bei ihrem Namen rufend, die sie im Ge- setz des Lebens empfingen nach den Worten des Meisters in der Heiligen Botschaft:
„So trägt nun jeder Mensch auf Erden auch genau den Namen, den er sich erwarb. Deshalb heißt er nicht nur so, wie der Name lautet, er wird nicht nur so 8 genannt, sondern er ist so. Der Mensch ist das, was sein Name sagt“.7
Hoch im Norden Deutschlands, nahe dem Meer mit seinen rauschenden Gestaden, in einer der alten Hansastädte, die hohe Spitztürme der Kirchen aus Backstein krönten, durfte der Missionar in Sachwaltung seines Amtes ein Haus zu einer Gralsstätte weihen, als Segenshort für Kinderseelchen, deren leibliche Mütter sie nicht betreuen konnten.
Fast alle Kreuzträger aus dem nördlichen Deutschland waren gekommen, der Handlung beizuwohnen, die sich nach dem Ritus des Heiligen Grales vollzog.
Bremen und Hamburg, Kiel und Schwerin und kleinere Orte mit Gralsanhängern, sie alle waren in Lübeck vertreten bei einer Feier, die wohl die größte Beteiligung mit Ausnahme jener in Berlin gebracht hat. Auch der Jünger war erschienen, in dessen Berufung es hieß, daß, wenn die Wasser Kiels zu steigen beginnen, er wie ein Fels in wogender See das Wort der Wahrheit verkünden würde.
Und den Missionar trug sein Fuß zu Alten und Jungen, zu Frauen und Männern, zu reich und arm, überall dahin, wo Hilfe vonnöten, Erleuchtung erbeten, Zerstreuung von Zweifeln und Trübsinn erfleht ward und wahre Seelsorge sich notwendig erwies nach dem Richtmaß des Wortes:
„Es ist nicht Liebe, in der Art zu helfen, die man bisher auf der Erde wählte; denn die Liebe sucht nur das zu tun, was anderen wirkliche Hilfe ist“.8
Der Taufjünger des Herrn fuhr wiederholt nach Schwerin, wo einer der treuesten Kreise sich formte, auch nach Kuppentin tief in den Wäldern des Landes, nach Lud- wigslust und Fürstenberg auf Mecklenburgs Boden. Und er ward Zeuge einer Hei- lung, die nach Menschenbegriffen ein Wunder dünkte. Zum Gedächtnis dessen, der sie in stiller Hingebung und wahrer Nächstenliebe wirkte, sei sie kurz geschildert:
Eine knappe Stunde von Schwerin entfernt, lebte ein junges Ehepaar mit zwei kleinen Töchtern, deren ältere das erste Schuljahr besuchte. Der Mann war Landarbeiter, der kräftig und umsichtig sein Anwesen bestellte. Die Frau war seit Jahren gelähmt und konnte sich nur aus dem Bett auf eine Couch am Fenster schleppen und abends wieder zurück ins Bett. Sie war unfähig die Küche zu versorgen, geschweige denn das Haus zu verlassen.
Hans Knoop, ein bescheidenes, doch wahrhaft gottesfürchtiges Schusterlein, hatte, seitdem er die Versieglung empfangen, gewisse magnethopatische Kräfte erhalten, die er zum Segen seiner Brüder nutzbar machte. Er hatte von der gelähmten Frau vernommen und versucht, ihren Zustand zu bessern.
Wir pilgerten gemeinsam einmal zu der Kranken. Ich schürte ihr die Hoffnung des Wiedergehenkönnens, wenn sie ihr Geistheil auch erflehe und in dem Wort Abdruschins ihre Speise fände.
Der Heilungsprozess währte einige Monde, Bitte und Fürbitte taten das ihre: Es kam der Tag, da die ehedem Gelähmte am Arm ihres Mannes zu Fuß in die Stadt kam, die Treppen emporstieg und vor dem Tisch des Herrn die Versieglung empfing.
Auch nach Schlesien wies das Gralskreuz den Missionar zum Dienst. Auf histori- schem Boden an der Katzbach sah er unter Schnee die schlesischen Fluren und ver- eisten Wälder und versiegelte in Unterkaufung die ersten Zeugen daselbst für den Menschensohn.
In dessen Geburtsstadt, Bischofswerda in Sachsen, besuchte er Seine Blutsverwandten und sprach ihnen von dem, was sein Herz erfüllte, was jene weder wußten noch erkennen wollten. Nur eine Nichte beteuerte voll jugendlicher Begeisterung, daß, wäre es wahr, was er ihr sagte, sie wohl so stolz auf ihren Onkel sein könnte. Nur eine hochbetagte, achtzigjährige Matrone, die ehedem Dienste in seiner Eltern Haus verrichtete, vermochte sich noch des Knäbleins zu erinnern, das sie mit seinem Brüderchen, namens Alwin, so oft auf den Armen getragen oder in süßen Schlummer gesungen habe. Vielleicht hatte ihr Geist durch die Jahrzehnte den Lichtstrahl bewahrt, der sie nun erweckte, mit ihrem ehemaligen kleinen Schützling in Korrespondenz zu treten.
Vor allem aber betrat der Missionar ehrfürchtigen Sinnes auch die Geburtsstätte des Menschensohnes, die Schwelle seines Elternhauses Kirchstraße 10, wo Emma Bernhardt das Knäblein gebar, von dem schon Jesaja geweissagt hat:
„Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie heißen Imanuel!“9
Und als in Dresden die Jüngerin des Herrn und Jugendfreundin Frau Marias, Adele Riemer, verschieden und hinübergetreten war in die Feinstofflichkeit, las ihr der Missionar im Dienst des Gralskönigs den letzten Nachruf, bevor ihr Leib dem Feuer verfiel auf dem Friedhof zu Tolkewitz.
Auch versiegelte er in dem nur kleinen Gralskreis in Dresden, der sich auf sächsi- schem Boden gruppiert hatte, gemäß der Wahrheit eines alten Spruches, daß der Pro- phet in seinem Vaterland nichts gilt, vier oder fünf darum Bittende.
Und er weilte in Hütten wie auch in Schlössern, denn vor dem Worte sind alle Menschen gleich, und bereitete so den Weg in Schlauroth, dessen feste Mauern in der Zeit der Drangsal Obdach boten dem Heimatlosen, dem Fremdling auf Erden.
Und verkündete die Gralsbotschaft an den Ufern des Rheins, versiegelte dorten dürstende Geister, lechzend und sehnend nach dem Quell der Wahrheit, Nektar und Manna von oben spendend an alle Umgebung, welche in Treue des Tages des Herrn harrten.
Wer aber vermochte den Reichtum zu schätzen, den ein solches Wirken verbürgt: Missionsdienst für Imanuel, in Erfüllung des Amtes hoher Berufung durch Den, der allein nach Gottgesetz zu berufen vermochte, nicht aber nach Menschenwunsch! Missionswirken solcher Art trug schon in sich den Lohn und brachte so auch die Erfüllung eines anderen Wortes des Weltenlehrers:
„Was Ihr irdisch benötigt, wird Euch stets zufließen, so Ihr Euch darum bemüht!“10 11
Denn neben all dem geistigen Wirken, das nie ermüdete, vielmehr erfrischte, bestrebte ich mich redlich, meine Erdenpflichten zu tun, Stunde um Stunde die letzten Jahre einer Weltenzeit nützend, nach dem Gesetz der Bewegung zur Aufrechterhaltung des irdischen Lebens zu sorgen, nicht nur für mich, auch für die, welche mir leiblich die Nächsten waren und nach Menschensatzung, meine Familie.
Vor meinem Geist stand allezeit wie ein Flammenschwert die Mahnung und Weisung Imanuels:
12 „Sprecht durch das Wirken zu den Menschen, Ihr Berufenen!“
Von diesem reinen Wollen erfüllt, die Überzeugung der Wahrheit in mir tragend,
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales das Bildnis des Menschensohnes in meinem Geist verankert, und bemüht, sein Heiliges Wort zu leben, amtierte ich auch, seiner Taufjünger einer, die ersten Gralsfeiern in der Niederung.
Von diesen wird in Band IV meiner „Grals-Aufzeichnungen“ ausführlicher gesprochen. Von Gestapo konfisziert.
Wenn ich in Vorangehendem, Streiflichter auf mein Wirken als Missionar geworfen habe, will ich noch in großen Zügen bei dem Gralsleben in Berlin verweilen, soweit ich dieses selbst erlebt habe und es sich von mir beurteilt, abgespielt hat, nachdem mich der Herr zum ersten Kreisleiter von Berlin berufen hatte.12
Am 15. Januar 1931 besuchte ich mit meiner Frau die erste Gralsandacht im dortigen Kreise, die Jünger Lucien Siffrid, in dessen Abwesenheit Jünger Käthe Giesert, in einem Schulzimmer der Volksschule auf der Weinmeisterstraße nahe Alexanderplatz allwöchentlich einmal zwischen 8 und 9 Uhr abends hielt. Sie bestand in Verlesung eines Vortrages Abdruschins aus der Gralsbotschaft bei zwei brennenden Kerzen und Blumenschmuck um das Bildnis des Menschensohnes und wurde mit dem „Lichtgebet“ beschlossen.
Herr Siffrid las in feierlicher, schwarzer Kleidung, hielt streng auf stilles Kommen und Gehen und ließ Fragenstellungen oder gar Diskussionen nach der Lesung in keiner Weise zu.
Ich darf bekennen, daß ich während der sieben Jahre bis Dezember 1937 keine dieser Wochenandachten je versäumte, ausgenommen die, welche während meines Verweilens auf dem Berg des Heils zu den Hohen Gralsfeiern stattfanden und daß ich dreihundertundfünfzig Gralsandachten in Berlin erlebte.
Nach Wegzug Herrn Siffrids zum Vomperberg wurden die Andachten von Herrn Karl Jäger, darauf von mir, und nach mir von Herrn Dr. Friedrich Rauber gehalten. Die jeweiligen Leiter hatten dafür zu sorgen, daß mehrere gute Leser ausgebildet wurden und zur Verfügung standen, die bei weiterer Ausbreitung der Gralsbewegung, an verschiedenen Örtlichkeiten und abwechselnd, die von der Gralsverwaltung Vomperberg vorgeschriebenen Vorträge Abdruschins zu lesen bestimmt wurden. Es waren dies die Herren Hermann Niemeck, Theodor Jansen, Adolf Melz und Lothar Giesert.
Auch die Andachtsörtlichkeiten wechselten im Laufe der Zeit, besonders als die Nachforschungen der Gestapo unliebsame, ja gefährliche Ausmaße annahmen.
Mit dem Wohnwechsel der beiden Jünger Siffrid und Giesert aus dem düsteren Zentrum der Millionenstadt nach dem weitaus lichteren Grunewald, verlagerte sich auch das Schwergewicht des Berliner Gralslebens, beziehungsweise dessen Leitung, von da nach dem Westen, was sich noch mehr auswirkte, als auch die Familie Arthur
Heinrich nach Halensee übersiedelte, deren Oberhaupt nach der im Jahre 1933 erfolg- ten Gründung des „Naturphilosophischen Vereins von Gralsanhängern e. V.“ dessen Vorstand, dem „Grünen Ritter“ Imanuels, mit Genehmigung des Letzteren zum Schriftführer und Leiter des Gralsliteraturverkaufes ausersehen wurde.
Bis die Andachten in einem Schulzimmer der Gemeindeschule auf der Delbrückstraße im Grunewald genehmigt wurden, hatte sich Herr Ernst Döring erboten, in seinem geräumigen Zimmer auf dem Branitzerplatz im Westend die Andachten lesen zu lassen.
Das war um die Zeit, da der Herr mir die Leitung übertrug. Fast gleichzeitig erfolgte die Einsetzung des „Weißen-“ und des „Roten Kreises“, also die Spaltung des Berliner Gralskreises in zwei Gruppen, die weder übereinander noch untereinander, sondern nebeneinander fortan bestehen sollten. Hiermit verbunden waren auch örtlich verschiedene Andachtsräume, deren folgende im Lauf der Jahre erstanden:
Paretzerstraße 10, Wilmersdorf, bei Herrn Dr. Kurt Illig
Cunostr. 44, Schmargendorf, bei Frau Ilse Morsbach, W. Kr.
Wilhelmsaue 133, Wilmersdorf, bei Herrn Freeman-Eales W. Kr.
Delbrückstr., Grunewald, in der Gemeindeschule, R. Kr,
Herthastr. 11 a, Grunewald, bei Frau Käthe Giesert, R. Kr.
Westfälischestr., Halensee, bei Herrn Heinrich, R. Kr.
Gustav Freytagstr. 5, im Guttemplerheim, Schöneberg, W. u. R. Kr.
Winklerstr. 15, Grunewald, im Gralsheim, W. u. R. Kr.
Desweiteren wurde eine selbständige Gruppe des Roten Kreises in Potsdam, Im Bogen 4, bei Frau Alice Hartmann unter Unterleitung Herrn Karl Jägers, ins Leben gerufen und von mir auf Wunsch Imanuels eingeweiht.
Weitere Schritte voran im Aussäen der Saat des Wortes der Wahrheit in Berlin und Umgebung, war die Einrichtung von „Nichtkreuzträgerstunden“ in der Wohnung von Frau Konsul E. Behrmann in Steglitz, Fregestraße 47, sowie der offizielle Beginn des Abhaltens öffentlicher Gralsvorträge durch Herrn Dr. med. Friedrich Rauber, zuerst auf dem Lützowufer, dann in der Wohnung von Frau Klara Grimpe, Wilhelmsaue 133, auf der Delbrückstraße in der Grunewalder Gemeindeschule, in einer Ortschaft hinter Siemensstadt und schließlich in Potsdam bei Frau Dietze.
Es dürfte unnötig sein, besonders zu betonen, daß das Berliner Gralsleben seinen Höhepunkt erreichte nach Schaffung des Gralsheimes, des ersten dieser Art auf Erden, im Grunewald, auf der Winklerstraße Nr. 15. Wenn die Anregung, vielmehr der Wunsch nach solch einem gemeinsamen Heim, ursprünglich von Frau Käthe Giesert ausgegangen war, hatte sie der„Weiße Ritter“, Friedrich Halseband, doch nicht unterstützt mit der Begründung, daß die Kreuzträger gerade möglichst weit auseinander wohnen möchten, um somit die gesamte Bevölkerung wie ein Sauerteig durchschwängern zu können. Erst später dünkte dem Herrn selbst der Augenblick gekommen, das Projekt zu verwirklichen, und wenige Tage nach der Feier des Strahlenden Sternes 1935 ward das Gralsheim vom „Grünen Ritter“, Dr. Kurt Illig, eingeweiht.
Alle Einzelheiten, das Heim betreffend, legte ich in einem Sonderabschnitt „Das Gralsheim im Grunewald meines zweiten Bandes der „Grals Aufzeichnungen“ nieder.
Von hier aus erfolgten meine hauptsächlichsten Missionsfahrten nach Schwerin und Lübeck, nach Schlesien und an den Rhein, nach Ludwigslust und Fürstenberg, Görlitz und Cottbus, nach Bischofswerda und Dresden.
Für die, welche den wahren Sinn des Gralsheimes, das eine Stätte des Lichtes werden sollte, erkannt hatten, war es ein Tag der Trauer, als Dr. Illig die Auflösung verkünden mußte. Am 19. September 1936, nach einem Bestand von nur neun Monaten, hatten dunkle Mächte das ihre geschafft, daß die Stätte des Herrn vergehen mußte.
„Was das Gralsheim sein sollte!“
habe ich in folgenden Worten einmal früher zum Ausdruck gebracht und mir schmerzhaft die Frage ins Gewissen gehämmert: Waren Dr. Rauber und ich, die bei- den dem Haus vorstehenden Jünger Imanuels, frei von aller Schuld in diesem Ge- schehen?
„Was das Gralsheim sein sollte! — Heimat im Stoffe und des Geistes, erstes Heim im Sinne des Herrn in der Mitte von Ephesus, Hochburg des Wissens aus der Weisheit vom Gral, Hort der Gesetze des Menschensohnes, Lichtstatt für reifenden Menschengeist, Zuflucht und Asyl für Wahrheitssucher!
In dieser Schwingung sollte es reifen zu Vollkommenem, bis in ihm das Leben jenes Maß erreichte, das der König der Könige in Seiner Gralsbotschaft forderte für erleuchtetes Menschentum. Aber auch hierin versagte der Mensch. Schmerz und Ent- täuschung für den Lichtsendling“.
Im Gralsheim zu Berlin wurde das erste Kind in der Niederung, Dagmar Kruse, fern vom Berge des Heils, versiegelt.13
Im Gralsheim zu Berlin wurde die erste Ehe nach Grals-Ritus zwischen Ernst Wiesner und Elly Fiedler, fern vom Vomperberg, geschlossen.14
Im Gralsheim zu Berlin starb auch eine Kreuzträgerin, Emma Heinrich, nach rund fünf Wochen Verweilens darin. Im Krankenwagen wurde sie zum Heim gefahren, im Sarg verließ es wieder die Erdenhülle.15
In einer feierlichen Abschiedsfeier hatte der Sarg vor dem Tisch des Herrn gestanden, von Blumen und Tannengrün trotz winterlicher Starre geschmückt, und hatte der Taufjünger die Worte gesprochen, die der Menschensohn für solche Feiern eingesetzt hatte.
Dann hatte man den Leichnam zum Friedhof gebracht, wo sich nach wenig Tagen der Schlußakt eines Lebens vollzog, das noch beizeiten den Menschensohn, auf Erden wandelnd, in Schauern erahnt und in Freuden erkannt hatte.
Das Gralsheim erlebte auch eine Geburtstagsfeier von Imanuel und Frau Maria, die Versiegelung von Frau Frieda Jaaks-Müncheberg am Ende einer abendlichen 17
Wochenandacht,16 17 sowie eine offizielle Versiegelungsfeier, von mir amtiert, mit 18 vorangehenden sechs Berufungen durch den „Grünen Ritter“ des Menschensohnes.
Die Berufenen waren:
Rechtsanwalt Karl Linckelmann, Schlachtensee;
Fabrikbesitzer Otto Giesecke, Grunewald;
Wilhelm Springmeier, Häusermakler, Spandau;
Hellmuth Müller-Schlauroth, Gutsbesitzer, Görlitz;
Oskar Ernst Winter, militärisch-technischer Instrukteur, Lichterfelde;
Reinhold Bender, Offizier a. D., Nazi-Hilfsangestellter, Berlin-Mitte.
In Abwesenheit der Jünger am Fest der Heiligen Taube und am Fest der Reinen Lilie 1936 verlas Herr Arthur Heinrich den in Berlin zurückgebliebenen Gralskreuzträgern die von der Gralsverwaltung vorgeschriebenen Vorträge Abdruschins mit anschließendem Lichtgebet.
Im Gralsheim zu Berlin wurde auch die erste Grals-Schulklasse eingerichtet, die sieben Kindern18 unter Leitung des Herrn Hermann Niemeck ermöglichte, Schritt um Schritt in das „Neue Wissen“ vorzudringen.
Auch dieses erfolgte im Frühsommer A. D. 1936.
Vorliegenden kurzen Umriß des ersten Berliner Gralslebens will ich mit einem Hinweis auf die Beerdigung des Herrn Professor Toussaint beenden.
Der Schwager Herrn Dr. Karl Schüppels in Fürstenberg, Emile Toussaint, verstarb in Zehlendorf-West am 22. Juni 1935 und ich hatte auf besonderen Wunsch seiner Gattin den Menschensohn Imanuel telegraphisch ersucht, den Hinübergegangenen nach Gewährung einer Notversiegelung gemäß Grals-Ritus beerdigen zu dürfen.
Der Herr hatte gleichen Weges seinen Willen bekundet und unverzüglich nahm ich den Kampf mit den Behörden auf, um deren Einverständnis zu erlangen.
Es kostete Mühen, doch die Mühen lohnten, am dritten Tag fand die Bestattung statt, und an die zweihundertundfünfzig Menschen, alle Kreuzträger und Damen in weißen Kleidern, erlebten die erste Gralsbeerdigung in der Niederung. Die große, moderne Friedhofskirche in Zehlendorf-West war uns in allem überlassen worden, selbst die Orgel meisterte eine Kreuzträgerin.
Keine störende Schwingung machte sich spürbar, auch die Nichtkreuzträger standen unter dem Eindruck der Stunde, die in Harmonie mit dem Unendlichen schwang. Kreuzträger ordneten den letzten Gang zum Grab, der erst erfolgte, nachdem der weiße Sarg mit dem vergänglichen Leib eines Menschengeistes in die Erde gesenkt war.
Als der Taufjünger die Worte Imanuels aussprach:
„Imanuel hat dir aufgetan das Tor zum Licht, nun gehe ein zu seines Vaters Füssen! Amen!“
schwang sich die Seele zur Höhe.
Ein strahlender Sonnensommertag ging zur Neige, die Trauergemeinde verließ das rosenüberschütteten Grab, dessen balsamische Düfte sich mit denen weißer Lilien mengten, in den Föhren sangen Vöglein ihr Abendlied.
Im Süden Deutschlands hatten die Wesenhaften durch ein Erdbeben Kirchtürme zu Fall gebracht.
Durch Einsamkeit und Schrecknisse nazistischer Gefängnisse, durch Abgeschlossenheit von allem Leben und Wirken, führte mich Schicksalswalten von Berlin nach London.
Gralswirken in der Stadt an der Spree vertauschte sein Bereich mit der Stadt an der Themse, und wiederum betrat ich Boden meiner Väter, um auch da, im Willen Imanuels, meine Sendung zu erfüllen zu trachten.
Als Anglo-Sachse, im wahren Sinne des Wortes, geistig wie auch physischer Abstammung, begann ich das Werk, zu dessen Ziel ich mir die Verankerung des Heiligen Wortes der Gralsbotschaft in den Herzen vollblütiger Briten setzte.
Wenn es mir ernst war, deutschen Brüdern die Wahrheit zu vermitteln, den Geist der germanischen Rasse zu schüren, ihn bereiten zu helfen für den Tag des Herrn – lag doch keinem Volk des Abendlandes so innerster Drang zur Natur und darum wahrer Gotterkenntnis im Blute, wie gerade dem Volk der Mitte Europas – so war es nicht minder mein Herzensdrängen, auch englischen Brüdern und Schwestern von dem Stein der Weisen zu sagen und sie zu dessen Empfang zu bereiten.
Kann doch nur jenes Volk die Höhe erklimmen, sich auf ihr halten, das tief in den Geheimnissen des Alls geschürft, seine Wesensart erkannt und reinste Gotterkenntnis errungen hat.
Wie weit entfernt aber ist der Materialist von diesem Erkennen! Schmerzlich wurde mir bald zur Gewissheit, daß die Kräfte des Geistes mitnichten genügen, anderer Menschen Geister zu formen, wenn diese sich nicht formen lassen wollen. Materialisten haben harte Schalen, und harte Schalen kann nur Naturgewalt brechen. Der Spruch „Es geht kein Weg zum Sieg als durch „Leid!“ wird auch das britische Volk noch erleben müssen. Ich entsinne mich noch des Wortes Imanuels, das er einst direkt zum Jünger-Ehepaar Dörflinger sprach und das lautete:
„England wird wieder zum Fischervolk!“
Ich beabsichtige nicht, im Rahmen vorliegender Niederschrift in Genauigkeit auf mein Wirken für den Gral und die Aussaat der Botschaft „Im Lichte der Wahrheit“ in England einzugehen, davon sprechen ausführlich die beiden, noch in Arbeit befindli- chen Bände VI und VII meiner „Grals-Aufzeichnungen“ (Bd. VI u. VII in Chronik- Bd. 3, 9 u. 11 verarbeitet).
Ich möchte vielmehr in Nachstehendem, wie von hoher Warte, einen Überblick werfen auf gar mannigfache Hoffnungen, Erwartungen, wie auch Enttäuschungen, nicht nur meiner selbst, besonders auch derer, die das Werk Imanuels nach seinem Weggang und Aufstieg zur Höhe weiterzuführen übernommen hatten – der Hohen Damen.
Schon der Anblick des Meeres hatte Hoffnung entfacht, Hoffnung auf einen vielhundertgestaltigen Wechsel zukünftigen Lebens im Lande der Freiheit und alten Kultur, verglichen mit der Beschränkung von Menschenrecht und Persönlichkeitswürde in der nazistischen Zwingburg, die „Hitler-Deutschland“ hieß.
Es war in erster Nacht auf der See! Der Sterne Geflimmer über den Häuptern, der Wogen Geplätscher um den Bug des Schiffes, das gleich einem Phantom durch die Dunkelheit glitt.
Ich konnte nicht schlafen, ich konnte auch nicht ruhen, zu gewaltig hämmerte das Gehirn im Schädel, immer neue Gedanken, immer mehr der Pläne für das neue Leben zu schmieden, für das Wirkendürfen im Namen des Herrn.
Ich hatte hinter mir eine Welt gelassen: Heimat und Freunde, des Glaubens Genossen, und das Trigon – getrennt, den Herrn im Innsbrucker Gefängnis schmachtend, die Hohen Damen im Harren seiner Wiederkehr.
Und neben der Hoffnung schwoll Dank meine Brust, selbst gerettet worden zu sein aus dem Rachen des Molochs durch des Gesetzes Walten: nun wieder Herr meiner selbst, Herr meiner Zeit, Herr meiner Entschlüsse, die neue Hoffnung gebaren. Nie je zuvor hatte ich mit solchem Hochgefühl den Boden des Britischen Weltreiches betreten, wie am Morgen des 10. Juli Anno 1938.
Was aber hatte diesen Elan genährt, das Dunkel von gestern zum Morgenrot des Heute gewandelt? Es war die Überzeugung des Sinnes zweier Worte, die den dem Menschensohn gegebenen Schwur bedeuten und das Goldkreuz jedes Berufenen zieren:
„ICH DIEN!“
Diene dem Lebendigen Kreuz.
Und dieser nicht versiegende Lebensmut machte mich immun gegen die Beschwernisse des Beginnes in London. Vor Liverpool Street Station an besagtem Morgen stehend, hatte ich weder ein bestimmtes Wohnziel, einen Bekannten oder Verwandten innerhalb der Neun-Millionen-Metropole, noch mehr denn sechzehn englische Shillinge bei mir, geschweige denn ein Bankkonto.
Doch vom ersten Augenblick auftretender Nöte an, spürte ich nie versagende Lichthilfe; mit des Führers Stab schritt ich mutig voran. Bald formten sich meine Hoffnungen zu bestimmten Begriffen und diese Begriffe zu festen Plänen, die mit den Verhältnissen, in die mein Weg führte, in Einklang und Harmonie kommen mußten.
Nachdem sich meine physischsoziale Lage einigermaßen geregelt hatte, stand vor meinen Augen allein das Ziel, dem Menschensohn in London ein Fundament zu bau- en, von dem aus das Licht in Strahlen bräche in alle Teile des Landes, Grafschaften und Städte, Ortschaften und Dörfer, bis in die Kolonien und jenseits der Meere.
Ein Hort, eine Burg der Sicherheit, sollte dem Herrn erstehen im Falle der Not, ein Exil vor den Häschern nazistischer Umtriebe in dem Land, das er einst so liebte, in dem ihm die Erleuchtung auf der Insel Man wurde.
Zur Schaffung dieses Fundamentes aber waren Menschen vonnöten, willige Men- schengeister zur Unterstützung des Werkes, Seelen, die selbst die Wahrheit erkannten, die in sich Mut und Initiativkraft trugen, den köstlichen Juwel auch weiterzureichen allen, die seine Schönheit schauten.
Nicht nur brave, aber ohnmächtige Mütterchen mußten kommen, um die Zahl der Anhänger zu erhöhen, wie es überall war, wo sich etwas zu formen begann, melden mußten sich tatkräftige und einflußreiche Männer, Männer, die wahrhaft Männer sind, ausgerüstet mit unentbehrlichem Verstandeswissen, nötigem Herzenstakt und Einfluß in der Welt, Männer auch mit irdischer Macht und Kapital, Männer von Sym- pathie und Format, die irdischer Mund „Granseigneure des Lebens“ nennt. Mut und Begeisterung mußten sie bezeugen, eine „Geist-Bewegung“, frei von allen irdisch- materiellen Zielen, mitfördern zu helfen, die am Ende der Tage die einzige verbliebe, das Dunkel zu besiegen. Denn:
„Reife und Vollkommenheit wird nur erreicht durch Zusammenschluß“, offenbart
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales
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der Menschensohn Imanuel.19 20
Immer lebendiger erstand in mir auch die Erinnerung an seine Vorschau für mich:
„Zuerst werden Sie geistig geöffnete Menschen unter den deutschsprechenden Flüchtlingen Londons treffen und zweitens in spiritualistischen „Kreisen“.“
Somit war mir der Weg gewiesen, ich brauchte ihn nur zu gehen, um einen Anfang zu haben.
Und „ein Sämann ging aus zu säen, und etliches fiel an den Weg, etliches in das 21 Steinige, etliches unter die Dornen und etliches auf ein gutes Land!“
Und Samenkörner legte ich in die Herzen deutscher und österreichischer Menschen, bettete sie sorgsam in das Innere britischer Menschen und besuchte im Lauf der ersten achtzehn Monde Hunderte von Versammlungen religiöser Tendenz (meetings), alltäglich, allwöchentlich, in denen sich mir das schier unglaubliche Durcheinander, Verworrene und Widersprechende religiöser Kulte und Anschauungen darbot. Daß dies Erleben mir werden mußte, erkannte ich erst später, als mein Weg Menschen traf, die mir, anstatt die Wahrheit anzunehmen, mir ihre „Weisheit“ einzureden versuchten.
Aber „nur, wer wahrhaft weiß, kann andere belehren!“
Wenn ich unter den ersten Abschnitt meines Wirkens für den Gral in London einen Schlußstrich ziehe, unterstreicht er folgendes Ergebnis:
Bei fast allen Besuchen von Kirchen oder Sekten, Vereinigungen oder Bewegungen, mit Menschen sämtlicher Rassen vertreten, wie es in London, dem modernen Babylon oder Jerusalem nicht anders sein konnte, fielen mir ein oder zwei Personen auf, deren Geist ich wert erachtete, mehr über den Gral gesagt zu bekommen.
Ich näherte mich diesen nach Versammlungsschluß oder während der in England nachfolgenden, üblichen Tee-Darreichungen in örtlich sich anschließenden Räumlich- keiten, sei es mit Fragestellung oder Hinweis auf irgend etwas Besonderes, im Vor- trag Gehörtes. Es ergab sich ein Kontakt, der entweder sofort abbrach oder sich wei- terrankte, je nachdem ich den Betreffenden geistig erkannt hatte. Bot sich keine mündliche Annäherung, schrieb ich Briefe, die entweder Gehör fanden, oder nie be- stätigt wurden.
So entwickelte sich nach und nach ein reiches Arbeitsfeld, das meine Tageszeit hundertprozentig in Anspruch nahm. Da oft Zahlen eine beredtere Sprache sprechen als Worte es tun, sind dem Band VI meiner „Grals-Aufzeichnungen“, betitelt „Der Weg des Gralskreuzes in Britannien“, mehrere statistische Listen beigefügt.
Herr meiner Zeit und nicht abhängig von jemand, wie so reich mich die
Vorsehung beschenkt hatte, konnte ich mein Wirken für den Heiligen Gral in Kanäle leiten, die sich von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr immer mehr erweiterten und an Intensität erhöhten.
So konzentrierte sich in dem ersten Kanal meiner Tätigkeit meine gesamte Gralskorrespondenz, d. h. Korrespondenz mit…..
1) mir interessant und darum wichtig erscheinenden Persönlichkeiten von Reife und Können;
2) bereits als Wahrheitssucher Erkannten, denen ich in meinen Briefen entweder mir gestellte Fragen beantwortete oder, waren sie schon reifer, Unterweisungen und Ratschläge gemäß der Gralslehre erteilte,
3) mit befreundeten Kreuzträgern zwecks Aufrechterhaltung der Verbindung, vor allem auf dem Kontinent.
Den zweiten Kanal meiner Wirksamkeit für den Gral füllten Übersetzungen der deutschen Nachklänge zur Gralsbotschaft in die englische Sprache.
Den dritten Kanal benutzte ich zur täglichen Aufzeichnung von Begebenheiten, wertvoll zum Festhalten im Hinblick auf spätere „Grals-Aufzeichnungen“, als Unterlage und Hintergrund für die Grals-Chronik selbst.
Den vierten zum Beginn der Niederschrift genannter „Grals-Aufzeichnungen“ in der Muttersprache des Herrn.
Im fünften Kanal meines täglichen Wirkens schrieb ich eigene Vorträge in Englisch, teils mich in englischer Schriftstellerei zu üben, teils, um für Anfänger, wie es der Herr Theodor Jansen ehedem gestattet hatte, zur Gralsbotschaft hinüberleitende Themen zu behandeln und Gralsprobleme eingehender zu besprechen. Ich wählte hierzu vornehmlich geschichtliche Hintergründe oder Leben historischer Gestalten der Vergangenheit und Gegenwart, in und an denen ich entweder Gralsgeist entdecken, oder vermissen konnte.
Im sechsten Arbeitskanal sammelte ich mir aus täglicher Lektüre in englischen Bibliotheken geeignete Fragmente literarischer Perlen, die ich in später verarbeiteten und zusammengestellten „Symposiums“ irgendwie sinngemäß verwertete.
Mein siebenter Arbeitsbereich bestand im Verfassen von „Einführungsworten“ zu Gralsbotschaftsvorträgen in englischer Sprache, die ich in später stattfindenden Lese- stunden verwandte, wenn jeweils ein neuer „Hörer“ erschien.
Zu vorgenannten Arbeitsgebieten geistig-intellektueller Art kamen, nach erfolgtem Zusammenschluß der ersten Zeugen für die Wahrheit in Groß-Britannien, noch einige andere organisatorischen Charakters hinzu.
Und wie der Herr es vorausgesagt hatte, erstand aus erster, intensivster Pionier- Arbeit der Grundstock zu einer künftigen Gralsgemeinschaft aus Menschen verschiedener Rassen und Sprachen, verschiedenen Glaubens und verschiedener Bildung, alle jedoch von dem Einen beseelt, daß Eines nur not tut: Die Erkenntnis der
Wahrheit.
Fast ohne Beschwernisse und leiseste Zweifel nahm Ekaterina Lavrova Frydberg die Gralsbotschaft an. Sie war ihr freudvolle Bestätigung dessen, was sie seit frühester Jugend machtvoll erahnt und an die siebenzig Jahre in ihrem Herzen getragen. Sie wurde der Fels der Londoner Keimzelle des Heiligen Grals. Sie behauptete sich auch gegen ihre Familie. Sie war ursprünglich griechisch-orthodoxer Konfession.
In Moskau geboren, Tochter eines zaristischen Generals, wuchs sie in großen Verhältnissen auf, hatte schon als heranwachsendes Mädchen metaphysische Erlebnisse. Diese drängten sie, sich mit wissenschaftlichen Problemen, vor allem Strahlungsforschungen, näher zu befassen, die Paris ihr bot. Namen wie Madame Blavatsky, Dr. Hanish und Marconi waren ihr durchaus vertraut. Die Revolution in Rußland hatte sie mit dem tiefsten Elend menschlichen Leides geläutert, wiederholt dem Tode gegenübergestanden, hatte sie hungernde Mütter ihre toten Kinder verzehren gesehen und sie selbst Wurzeln im Walde gesammelt, sie zu vertilgen, um nicht zu verhungern.
Ekaterina Lavrova war bereitet für das Wort Imanuels. In ihrem Salon im Londoner Westen nahe dem Hydepark lernte ich Ellen Bergmann kennen, die jüdische Gattin eines exilierten Direktors der A.E.G. in Dresden. In Mannheim geboren, entstammt sie einem Patrizierhaus in Königsberg, Ostpreußen. Auch sie war auf den Höhen des Lebens gewandelt, Capri und der Süden Italiens hatten ihren Schönheitssinn zu einem vollkommenen Kranze gewunden, ihr Talent hatte sie der Muse der Musik geweiht, Gesang war ihr alles, den selbst das Hitler-Regime nicht hatte nehmen können, wie es mit ihrer Wohnung und ihrem Besitz ergangen war. Auch sie erkannte in der Gralsbotschaft den einzigen Stab der Rettung aus der Not. Sie wurde die zweite Säule im Gralsleben von London.
Die dritte unwankbare Säule vermeinte ich in der Holländerin, Mrs. Mary Foekens Bradbear, einer Spiritualistin, gefunden zu haben, die durch viel Leid in ihrer Ehe gegangen, nach dem Tod ihres Erstgeborenen durch diesen hellhörend vernahm, daß er noch lebe, wenn auch nicht mehr im Erdenkörper.
Dieses Erleben hatte sie bestimmt, fortan den Trauernden und Verlassenen, den Witwen und Waisen die frohe Kunde des Weiterlebens im Jenseits zu bringen. Äußerst redegewandt und geschult, von sympathischem Äußeren und seltener Gabe, den Weg zum Herzen des Nächsten zu finden, hatte sie einen großen Bekanntenkreis, nicht nur in London, sondern auch in anderen Städten, die sie in Abständen besuchte. In ihre zweifelsohne inspirierten Ansprachen, umrahmt von Musik, verstand sie geschickt die Gralslehre zu weben, so daß Mrs. Bradbear ein guter Mittler zu werden versprach. Erst als ich sie drängte, Schritt um Schritt von den noch weiteren, in spiritualistischen Versammlungen und Séancen üblichen Gepflogenheiten, wie Kundgebungen Jenseitiger und Psychometrie, Abstand zu nehmen und ihre Vollkraft in die Verkündung der Wahrheit zu legen, erzielte ich nicht ihr Einverständnis.
Doch war sie in den ersten Jahren schwersten Ringens für die Verankerung des Wortes Abdruschins in London, als langsam Gegenströmungen sich merkbar machten, ein wertvoller Baustein für ein erstes Fundament.
Eine der größten und schmerzlichsten Enttäuschungen wurde späterhin Dr. Dorothy Shepherd, eine namhafte Ärztin von der in der englischen Welt wohlbekannten Harley Street in London. Homöopathische Heilung war ihre Stärke, ihr Schöpfer Hahnemann aus Meißen ihr großer Meister. Selbst Autor eines Werkes über diese Heilmethode war ihr Name weithin bekannt.
Der deutschen Sprache mächtig, las sie den Urtext der Gralsbotschaft und verwertete sie für sich, ohne jedoch Mühe zu nehmen, das Geschenk auch anderen zu reichen.
Sie schrieb mir am 7. Dezember 1939, wie folgt:
146 Harley Street, W.1.
Dear Mr. Freeman-Eales,
Mr. Hulme of Nightingale Road, Godalming, mentioned your name to me; and talked to me about a book written on the „Holy Grail” by Mr. Abdrushin. I have read all I could, in the past on the Holy Grail. And I wonder, whether it would be possible for us to meet.
I am a busy physician practising along the lines of international homoeopathy am trying to work with Divine help, and am looking for more help and guidance.
Yours faithfully
sgd. Dorothy Shepherd.
(Mr. Hulme, wohnhaft in Godalming auf der Nachtigallenstraße, erwähnte mir gegenüber Ihren Namen und sprach zu mir von einem Buche, das vom Heiligen Grale handelt, von Abdruschin geschrieben.
Ich habe in der Vergangenheit alles, was den Heiligen Gral betrifft, gelesen und möchte wissen, ob es möglich wäre, Sie zu treffen. Ich bin eine sehr beschäftigte praktizierende Ärztin auf Grund intuitiver Homöopathie, versuche mit göttlicher Hil- fe mein Werk zu tun, und schaue nach mehr Hilfe und Führung aus.)
Auch Dr. Shepherd war im Anfang eine Stütze und bewies durch ihr Leben und Sich-Geben, daß sie die Lehre des Menschensohnes als richtig erkannt hatte. Doch allmählich flaute sichtbar und merklich ihr erstes Streben ab – finanzielle Sorgen begannen sie zu quälen, auch geriet sie in die Mühlen des Gerichtes und verhielt sich zuletzt sogar feindlich gegen mich. Niemand hat je wieder von ihr gehört, mir kam nur zur Kenntnis, daß sie ihr Privathaus hatte aufgeben müssen.
Sie schied am 24. Januar 1945 aus der Londoner Gralsgemeinschaft aus.
In jenen Erstlingstagen der Aussaat des Heiligen Wortes des Menschensohnes, rief Frau Professor Frydberg mich einmal an, auf schnellstem Wege zu ihr zu
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales kommen, damit sie mich mit einem Journalisten aus Coventry bekannt machen könne.
Aus dieser Anfangsunterhaltung ging Mr. Cecil C. Whitfield Kingdon als mein Sekretär und späterer Nachfolger in der Leitung der Gralsbewegung in Groß- Britannien hervor. Ich hatte sofort empfunden, daß Geist-Führung hier am Werk war, und so tat ich mein Bestes, Mr. Kingdon nach und nach über die Gralsbewegung zu orientieren. Ich erkannte in ihm die geistigen und intellektuellen Kräfte, die, recht verwertet und richtig angesetzt, eine gewaltige Hilfe in der bisher nur Frauen zählenden Gemeinde zu werden versprachen, wenn, ja, wenn er es innerlich vermöchte, seinen Ehrgeiz und sein Geltungsbedürfnis einzudämmen.
Aber da er es ernst nahm, ernst mit dem Worte und mit sich selbst, konzentrierte ich all meine Fürbitte auf die Wiedergeburt dieses berufenen Geistes.
Zur Bereitung hierfür verließ Mr. Kingdon die geräuschvolle Stadt und begab sich in die Einsamkeit des „New Forest“ bei Winchester. Von da aus schrieb er mir:
“This very afternoon I concluded reading in the Light of Truth, having read some chapters two or three times. Instinctively and intuitively I felt that the time had come for me to acknowledge and accept Abdrushin as the Divine Envoy, the Son of Man., and I do so with great joy and gratitude, and with a deep Sense of my unworthiness as a human being who has often strayed from the Divine laws, upon which I shall now increasingly endeavour to model my life by the grace of God.”
(Heute Nachmittag habe ich die Gralsbotschaft zu lesen beendet, nachdem ich einige Vorträge zwei- und dreimal gründlich durchschürft habe. Rein gefühls- und empfindungsgemäß spüre ich, daß die Zeit für mich gekommen ist, Abdruschin als den Gottgesandten und Menschensohn anzuerkennen und tue dies mit großer Freude und Dankbarkeit
und einem tiefen Gefühl meiner Minderwertigkeit als Mensch, der oft von der Befolgung göttlicher Gesetze abwich, nun aber in erhöhtem Maße sich mühen will, sein Leben durch Gottes Gnade zu bessern.)
Und auch ich hielt nun die Zeit für reif, unter Mithilfe von Mr. Kingdon den Grundstein für einen ersten Zusammenschluß von Lesern der Gralsbotschaft in England zu legen.
Am 7. September 1941 erfolgte in Caxton Hall, Westminster, die Gründung solch einer Gemeinschaft unter dem Namen:
22
“The first light of truth community in Great Britain”21
Zwei Männer und vier Frauen verpflichteten sich, die Gralsbotschaft Imanuels
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales durch Wort und Schrift weiter zu verbreiten. Zu erstgenannten fünf, gesellte sich in Bälde die sechste Säule, Mollie Davies, mit Zivilnamen Mrs. Amelie Maud Jenkins, die nun, mit dem Autor dieser Schrift inbegriffen, die erstrebte Siebenzahl füllte, auf deren Treue zur Sache, Überzeugung der Wahrheit und Harmonie untereinander im Befolgen des Wappenspruches obiger Gemeinschaft “To obey – to serve – to help” 23
(Gehorchen – Dienen – Helfen) der Bestand der Bewegung gewährleistet sein sollte.
Abdruschin erläuterte diesen Dreiklang von Begriffen wie folgt:
„Gehorchen heißt in Wirklichkeit weiter nichts als Verstehen! Dienen ist helfen. Helfen aber bedeutet herrschen. In kurzer Zeit kann jeder seinen Willen frei machen, wie er sein soll. Und damit wendet sich für ihn alles, da er sich innerlich zuerst 24 gewendet hat“.
Meine erste Maßnahme, die Bewegung aus dem Rahmen persönlicher Pionier- Arbeit auf eine breitere Allgemeinbasis zu heben, bestand in Einrichtung von „Lesegruppen“, die sich bei der Größe und Ausdehnung Londons als nötig erwiesen. Damit hoffte ich, einen weiteren Satz Abdruschins „Pioniere müssen erst zu Führern 25 werden! Ein Führer darf Bestehendes der Gegenwart nicht achtlos übersehen“, wirkungsvoll in die Tat zu formen.
Während meine ersten Gralslesungen in dem Heim Mrs. Frydbergs in Kensington stattfanden, darauf Mrs. Bergmann mit Einrichtung ihrer Anfangsklasse (drei weitere folgten im Laufe der Jahre) und ihrer Gralslesungen in Belsize Park fortfuhr, durfte ich nunmehr in Highbury Hill eine Lesegruppe Mrs. Bradbears und kurz darauf eine solche in Baker Street, die vierte Gruppe, von Miss Mollie Davies einweihen.
Letztere war über die Musik durch Mrs. Bergmann eingeführt worden.
Schon bei meinem ersten Besuch in der „Clifton Cooke School“, einer Ausbildungsschule für Gesang und Rhetorik, die sie nach dem Tod ihres Begründers, Mr. Clifton Cooke, zur Weiterleitung unter ihrem Künstlernamen Mollie Davies übernommen hatte, empfand ich, daß in letzterer die Wahrheit lebte und Mollie Davies auch bereit war, dafür zu zeugen. Mit nur wenig Unterbrechungen hält noch heute Mollie Davies ihre Lesegruppe aufrecht.
Einen weiteren Schritt vorwärts bedeuteten die anfänglich einmal im Monat stattfindenden Lesegruppen-Leiter-Zusammenkünfte mit jeweils wechselnder Abhalte-Örtlichkeit, welch erstere auch den Vorstand der Gemeinschaft bildeten, mit Mr. Kingdon als Sekretär und dem Jünger Imanuels und Begründer als Präsidenten, wie es bei englischen Gemeinschaften üblich ist, und wie es auch der vom Herrn selbst ins Leben gerufene Naturphilosophische Verein von Gralsanhängern e.V. in
23 Ausspruch Abdruschins im Vortrag 30 „Der Mensch und sein freier Wille“, S. 203.
24 ILdW. , Vortrag 30, „Der Mensch und sein freier Wille“, S. 203/4.
25 IL dW., Vortrag 70, „Okkulte Schulung, Fleischkost oder Pflanzenkost“, S. 500.
Deutschland nicht anders gehabt hatte. Wo immer sich Menschen zusammen finden, um einem gemeinschaftlichen Ziel zuzustreben, bedarf es einer gewissen Organisation, in irdischen Bereichen sowohl wie bei religiösen Institutionen.
Zu diesen Vorstandssitzungen kamen später noch, als ein weiterer Eckstein des Baues des Grales in England, die alljährlichen Mitgliedersitzungen, in denen ein jeder zu Worte kommen konnte, wenn er so wünschte.
Eine wesentliche Hilfe für den korrekten Ablauf der organisatorischen Notwendigkeiten erwuchs in Mrs. Alice Labak, einer jüdischen, geschiedenen Flüchtlingsfrau, ehedem ungarischer Abstammung, aus Wien gebürtig, die es, zufolge des Anwachsens der Mitgliedschaft und des Einganges von Geldern und Stiftungen, in selbstloser Weise übernahm, die erforderliche Buchhaltung einzurichten und auch buchhalterisch den von mir gegründeten „Abdrushin Memorial Fund“ zu verwalten.
Diesen freiwillig übernommenen Pflichten ist sie bis zu ihrer Rückkehr nach Wien jederzeit getreulich nachgekommen. Aus dem Musik-Freunde-Kreis von Mollie Davies gingen die beiden Schwestern Edith und Rhoda Arnold hervor, die unvergeßliche Förderer in geistiger wie finanzieller Hinsicht der Gralsbewegung in London wurden. Beide innerlich starke Persönlichkeiten typisch englischer Psyche, wortkarg und verschlossen, doch aufrecht und wahr, bemüht ihr irdisches Leben zu meistern, liebend zu leben und leben lassend, wie geistig auf rechtem Pfad zu schreiten, war ihr trautes Heim in 251. Green Lanes, Clissold Park, nach ihrem Beitritt zur Gemeinschaft, später auch in den Vorstand, durch all die Jahre meines Londoner Wirkens der Begriff eines wahrhaften „Grals-Zuhauses“, sauber und rein, schlicht aber solid, die Stätte hoch im Norden Londons, welche unterbrechungslos die meisten Gralslesungen erlebte, und deren Leiterin, Rhoda Arnold, sich nicht nur zur sichersten und verständlichsten Leserin der Gralsbotschaft entwickelte, sondern auch während der Zeit, da Mr. Kingdon vorübergehend abwegig ging und sich als Kriegsberichterstatter auf dem Kontinent betätigte, als Sekretär der Gemeinschaft treueste Hilfe und Dienste verrichtete. Manch eine Freundin der beiden Misses Arnold, die heute in Indien, Ägypten, Japan und anderswo in Übersee lebt, berichtet von Zeit zu Zeit von ihren Eindrücken, die sie damals beim Hören der Gralsbotschaft empfing.
Noch zweier Gralsmitglieder möchte ich gedenken, die nicht nur die Botschaft lasen oder hörten, sondern willig ihre Hilfe liehen in der Art, wie die Natur sie beschenkt hatte oder sie ihren Beruf ausübten. Olive Joyce Chambury, französischer Abstammung, wurde durch Mr. Bergmann dem Gral zugeführt und Renée Scott, holländischer Abstammung, durch Mrs. Foekens Bradbear.
Während Miss Chambury einen scharfen Verstand und ein selten rasches Aufnahmevermögen ihr eigen nannte und es ihr möglich war, sich schnellstens in alle Lagen des Lebens zu fügen – wahrlich, ein glückliches Temperament, stets heiter und oft mit einem einzigen witzigen Wort schwierige und drückende Situationen erhellend, um welche Gabe sie viele beneideten -, war Renée Scott mehr
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales schwermütiger Art, tief im jüdischen Glauben wurzelnd, besinnlich, träumerisch, doch von bedeutender literarischer Begabung. Ihr Englisch war einwandfrei und ihrer Hilfe verdanke ich manche Durchsicht meiner englischen Fragmente. Sie war eine Beamte im „Civil Service“ und strebte nach Höherem.
Olive Chambury war ursprünglich Krankenschwester und hatte schwersten Dienst bei Nervenkranken und Schwachsinnigen kennen gelernt. Ihr Wesen war in allem positiv eingestellt und ihre Tüchtigkeit in hausfraulichen Dingen, selbst Zubereiten von Gerichten, machte sie bei jedermann beliebt.
Während der letzten Phase meines Londoner Aufenthaltes half sie mir die Gralsfeiern richten, und als eine Bleivergiftung an rechter Hand mir jegliche Betätigung versagte, war es Olive Chambury, die mich unterstützte, die Situation zu meistern. Ich diktierte ihr meine Korrespondenz, sie verwaltete mein Archiv, sie half mir packen. Sie war die Neunte und Letzte, die die Versiegelung erbat, und der ich am 17. August 1945 im Andachtsraum der Misses Arnold das Siegel des Menschensohnes auf die Stirn drücken durfte.
Dies veranlaßt mich, noch ein kurzes Wort über die anderen Versiegelungen in chronologischer Folge zu sagen, sowie über die Gralsveranstaltungen in London an den Tagen der Hohen Feiern auf Vomperberg. Ich spreche absichtlich nun von „Gralsveranstaltungen“ an den Feiertagen, und nicht „Feiern“ selbst, weil „Gralsfeiern“ nur auf Vomperberg gehalten werden können. In gleicher Weise, wie ich bisher nur von „Gralsleseabenden oder Gralslesungen“ gesprochen habe und nicht „Gralsandachten“ des Sinnes, wie sie nur wieder auf Vomperberg in dem Tempel Imanuels erlebt werden können.
Außerdem war es schon in Berlin verordnet worden, zu „Gralsandachten“ nur Versiegelte zuzulassen. Ich erwähne dies in Abschweifung meines Berichtes gewollt, da eine Kritik über „Nichtabhalten von Andachten in London“ an meine Ohren gedrungen war.
Derartige Gralsveranstaltungen an den Daten der Hohen Feiern des Heiligen Grals auf Vomperberg durfte ich in London dreißig mal halten, wovon zwölf auf den
18. April, Ostern, den 20. Juli, den 17. August und den 6. Dezember fielen. Gralslesestunden erlebte ich fünfhundertundsechs an Zahl in London. Versiegelungs- feiern wurden in Englands Hauptstadt von mir fünfmal amtiert:
für Mr. Kingdon am 3. April 1942 in 19. Crescent Grove, SW4;
für Dr. Dorothy Shepherd am 30. Mai 1942 in 9a Highbury Hill, N5;
für Mrs. Ekaterina Frydberg, gleichzeitig in 9a Highbury Hill, N5;
für Mrs. Ellen Bergmann gleichzeitig in 9a Highbury Hill, N5;
für Mrs. Mary F. Bradbear, gleichzeitig 9a Highbury Hill, N5:
für Mrs. Mollie Davies, gleichzeitig in 9a Highbury Hill N5;
für Mrs. Alice Labak am 23. Januar 1943 in 9a Highbury Hill, N 5;
für Miss Renée Scott am 30. März 1945 in 9a Highbury Hill, N5
und letztens, wie schon oben erwähnt,
für Miss Olive J. Chambury am 17. August 1945 in 251 Green Lanes N4;
Paula Jenkins, die Tochter von Mollie Davies, erhielt am 29. Dezember 1942 den Kindersegen.
Mit oben Genannten erhöhte sich die Zahl derer, denen ich im Namen des Herrn sein Siegel auf die Stirne zeichnen durfte, in den Jahren 1934-1937 in Deutschland, von 1938-1945 in England, auf nahezu einhundertundneunzig Menschengeister.
Ich war mir der Verantwortung wohl bewußt.
Von Beginn 1931 bis zu meiner Rückkehr aus England nach dem Berg des Heils, stand ich selbst im tiefsten Grals-Erleben, durfte ich sieben Jahre in Deutschlands Hauptstadt wirken und nach der Gefängnishaft in Berlin weitere sieben Jahre in Lon- don, Großbritanniens Metropole. Seinerzeit während der furchtbaren Jahre des Zwei- ten Weltkriegs war ich wohl der einzige mit Erlaubnis des Herrn offiziell für Ausbrei- tung des WORTES im Gralsdienst wirkende Jünger Imanuels, wie letzterer noch vor seinem irdischen Tod Herrn Wolfgang Manz bei einem seiner Besuche in Kipsdorf freudevoll bekundet hatte. Durch all diese Zeit rang ich um Befreiung des Geistes aus den irdischen Fesseln und versuchte, meinen Mitmenschen zu helfen, ein Gleiches zu tun.
Doch als Anglo-Sachse, demnach nicht in England selbst geborener Brite, vermochte ich den geistigen Boden des englischen Volkes nur bis zu einem gewissen Grad zu bereiten; die Mächte der Kriegspsychose mit ihren politischen Vorurteilen, fremdsprachigen Unterschieden und Gehässigkeiten setzten meinem Wollen Grenzen.
Der 30. Mai 1946 sah uns alle, Versiegelte Imanuels und die Wenigen, welche sich nach dem Wort der Wahrheit sehnten, noch einmal in einer feierlichen Veranstaltung vereint, die im Heim des scheidenden Jüngers in 10. Lancaster Drive, Belsize Park, gehalten werden konnte.
Mr. Kingdon, als Kriegsberichtserstatter auf dem Kontinent seit kurzem nach London zurückgekehrt, hatte gebeten, der Gralsgemeinschaft wieder angehören zu dürfen. Sein Wesen hatte sich zum Besseren gewandelt, Meinungsverschiedenheiten waren beiderseits vergessen, und ich empfand im Herzen, daß ich ihn guten Gewissens mit meiner Nachfolge in der Leitung der Gralsbewegung in Großbritannien betrauen konnte. Als Vollengländer und Meister der Sprache hatte er sich nun zu bewähren.
Vertrauen und Geloben flossen harmonisch ineinander. In der Andacht des 30. Mai vollzog sich der feierliche Akt der Nachfolgeübertragung auf den bodenständigen englischen Kreuzträger Mr. Cecil Charles Whitfield Kingdon.
In der siebenzehnten und letzten Vorstandssitzung der englischen Gralsgemeinschaft, die am 29. Juni im Heim Mr. Kingdons, in „Empress Lodge“ 203. Brixton Hill, S.W.2. stattfand, wurden Abschiedsworte gesprochen und überreichte ich Gralskelch, Gralsfahne und Protokollbuch der Vorstandssitzungen dem neuen Leiter. Dieser gedachte darauf in kurzer Ansprache des ersten Gralsjüngers in britischen Landen und seiner Wiederheimfahrt zum Berge des Heils in Tirol.
Epilog:
Bei der Rückkehr zum Vomperberg, dem Berge Imanuels und der Verkündung seines Wortes, nach Kriegsschluß und Beendung meiner Gralsmission in England, erlebte ich bitter das Nicht-mehr-wandeln meines Herrn und Königs auf geweihter Stätte.
Sein Lichtkern war in Gefilde höherer Welten gestiegen, deren Leichtigkeit nicht
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales mehr sein Wirken hemmte, wo er in einem Ring von Treue, Liebe und Schutz gebor- gen war, fester gefügt und im Feuer heiliger Begeisterung schwingend, als je es der Jüngerring auf Erden getan.
So fühlte auch ich mich schuldig am Scheiden des Herrn, des Gottgesandten und Menschensohnes, schuldig der Unzulänglichkeit in Befolgung meines Jüngergelüb- des. Und empfand und verstand darum auch den unüberbrückbaren Abstand, der sich zwischen Mensch und den Hohen Damen spannt, die Eins waren mit Ihm.
Erst hier auf Gralshöhe, deren Erde für immer durch des Göttlichen Trigons Verweilen geheiligt ist, die der Lichtschacht nach oben in unermeßliche Höhe überspannt, wo die Gottesnähe im Stoff und ihre Ausstrahlung wie noch nie auf Erden auf jegliche Menschenkreatur schier unerträglichen Druck ausübt, Falsches auspressend und Verborgenstes ans Licht des Tages zwingend, erkannte ich schmerzlich das Unvermögen für rechten Dienst im Gral, der Außerordentliches heischt. Und verglich mein jämmerliches, vielleicht falsches, zu eigensüchtiges Streben mit dem des einst so mutigen und gleichfalls voranstrebenden, von Felineau in seinem Buch „Titanic“ ihren tragischen Untergang behandelnd, in seinem Wesen so markant gezeichneten Navigationsoffizier Murdock, von dem der Autor folgendes Charakteristische sagt:
„Fackelträger hatte er einst werden wollen für die Großen und Mächtigen der beiden Kontinente, Kommodore auf einem dieser paradiesischen Schiffe, wie es die „Titanic“ war. Was in ihm wohnte an Edelmut, Beharrlichkeit, Wissen und rassereinem Engländertum, hatte jedoch nicht ausgereicht, seinen Traum zu verwirklichen. Er hatte den Gestank der Selbstsucht mitgebracht, und das war ihm zum Verhängnis geworden! Den Rest würde das Seegericht kassieren zugunsten einwandfreier, opferwilliger Naturen. So fällt also ein Mensch, überwältigt durch sein eigenes, sinnloses Bemühen; ihn hatte der Ehrgeiz gepackt, wie die Natter ihre Opfer umschlingt. Auch der Himmel hat seine Falltüren, vor denen man sich in Acht nehmen muß, Schottwände, die verletzbar sind. In eine solche war er geraten: Verantwortung auf See! – In eine goldene Frucht hatte er zu beißen vermeint, als er dieses wunderbare Schiff betrat, was er jetzt ausspie, war nichts als Ekel vor sich selbst, ein klägliches Fiasko: vergiftet von einer Illusion, die ihm höher schien als der heilige Berg Nippons! Er hatte geglaubt, dem Schiff zu dienen – er hatte nur sich selbst gedient!“
War sein Wollen, Wirken und Erlebenmüssen im physischen Stoffe nicht symbolisch für mein eigenes in geistiger Hinsicht? So wenigstens dünkte es mich, nachdem ich aus der Welt in die Stille des Heiligen Berges mit seiner eigenen Schwingung zurückgekehrt war! Denn erst hier begann ich im Erkennen nach und nach zu ermessen, was „Gottesliebe“ ist, was sie bedeutet und fordert:
Völlige Aufgabe der Eigenliebe, völlige Hingabe an Gott, völliges Aufgehen im Dienen! Umsetzung in die Tat! Der Mahnung Imanuels, zur Weihnacht 1936 gekündet:
„Wo die wahre Reinheit ist, kann auch die echte Liebe Einzug halten; denn die Gottesliebe wirkt im Strahl der Reinheit. Der Strahl der Reinheit ist ihr Weg, auf dem sie schreitet. Sie wäre nicht imstande, einen anderen zu gehen.
Wer nicht den Strahl der Reinheit in sich aufgenommen hat, zu dem kann sich niemals der Strahl der Gottesliebe finden! Seid dessen immer eingedenk und bringt als Weihnachtsgabe Euch den festen Vorsatz, der Reinheit sich zu öffnen, daß zum Feste des Strahlenden Sternes, das das Fest der Rose in der Gottesliebe ist, der Strahl der Liebe auf dem Weg der Reinheit zu Euch dringen kann!“22
Das Gleiche drücken nachstehende Worte des Weltenlehrers aus:
„Liebe ist ja alles! Liebe ist Gerechtigkeit und ist auch Reinheit! Es gibt keine Trennung dieser drei. Die drei sind eins, und darin wieder ruht Vollkommenheit. Beachtet diese meine Worte, nehmet sie als Schlüssel für alles Geschehen in der Schöpfung!“23
Und auf der mittelsten der drei Grals-Glocken im Glockenturm zu Vomperberg, die am 18. April 1948 zur Ehre Gottes, des Schöpfers der Welten, durch die Rose des Lichtes ihre Weihe empfingen – auf der Maria-Glocke – stehen in Erz geprägt jene gleichen Worte, die kosmisch bedingt sind:
„Liebe lässt sich von Gerechtigkeit nicht trennen, sie sind eins!“
Abschnitt 5.
Der Erdentod des Menschensohnes.
Ohne es zu ahnen, ohne sie zu wissen, war die Stunde gekommen, zum dritten Mal auf Erden, in welcher ein Lichtsohn die Erde verließ.
Jene Stunde war gekommen im Schwingen der Äonen, die Milliarden und Millionen von Lichtjahren umfassen, die kein Mensch je auszudenken wagte, nie auszusinnen vermochte.
Nun war sie dennoch gekommen, diese Stunde! Nun hatte auch sie sich erfüllt . . Imanuel, der Menschensohn, hatte die Stofflichkeit verlassen!
Solange Menschen diesen Planeten bevölkern, wird der sechste Dezember 1941 als ein Markstein kosmischen Gottes-Wirkens in ihren Herzen und Erinnerungen unverlöschlich glühen!
Und wie es einst in Ägypten gewesen, da der Dolch des Meuchelmörders Abd-ru- shin getroffen, oder auf Golgatha, da der Gottessohn am Kreuz verblutete, hatten wohl alle, die den Lichtsöhnen nahe standen, deren Todesstunde irgendwie empfun- den, sei es nah oder ferner dem Ort der Tragödien.
An jenem Sabbat der ersten Dezemberwoche Anno Domini 1941 war ich wie üblich zur Gralswochenandacht in das Heim von Mrs. Ellen Bergmann geschritten, 58. Belsize Park im nördlichen London, um mit ihr als der Leiterin ihrer Lesegruppe bei einer Tasse Tee das Programm der Stunde zu besprechen.
Nach kurzen Einführungsworten, für etwaige Neuankömmlinge bestimmt, und einem Vorspiel auf dem Flügel, sollte die Auslegung des letzten der „Zehn Gebote Gottes“, an Moses gegeben, und den Menschen von Abdruschin gedeutet, sowie der Gralsbotschaftsvortrag „Berufen“ gelesen werden.
Ein Klavier-Nachspiel, sowie das Lichtgebet des Menschensohnes sollten die Gralsveranstaltung beenden.
Während Mrs. Bergmann und ich uns in ihrem großen, eleganten Salon gegenübersaßen, trotz winterlicher Witterung auf dem Flügel noch köstliche Blumen prangten und außer dem Kronleuchter, Wandleuchter, Stehlampe und Flügellampen trautes Licht in anbrechender Dämmerung verbreiteten, gab es plötzlich, ganz unerwartet, einen derart nie erlebten Knall inmitten der Räumlichkeit von Mrs. Bergmann, so daß diese und ich bestürzt von unseren Sesseln aufsprangen.
Der Gatte von Mrs. Bergmann, ehedem ein zufolge der Nazinachstellungen aus Deutschland geflüchteter Direktor der Allgemeinen Elektrizitäts Gesellschaft in Dres- den, war sofort zur Stelle und untersuchte fachmännisch die elektrischen Birnen und Leitungsdrähte, ohne einen Kurzschluß oder sonstige Störung irgendwie feststellen zu können.
Inzwischen meldeten sich die ersten ankommenden Hörer, und der Vorfall jenes Knalles wurde nicht weiter erörtert. Ich selbst bannte ihn aus meinem Hirn, hatte man in jenen Anfangsjahren des Zweiten Weltkrieges doch schon mannigfache und selt- samste Geräusche, Schüsse und Explosionen vernommen!
Erst in der Nacht hatte ich während langsamen Hinüberdämmerns ins Traumland in meinem Exilzimmer, 19. Crescent Grove, Clapham, im südlichen London, das Zeuge vieler Geschehnisse meines Pionierwirkens für den Menschensohn, so auch der ersten Versiegelung auf englischem Boden von Mr. Cecil Kingdon geworden, ein besonderes inneres Erleben, das mich am Morgen und noch viele Tage darauf tief bewegte, doch dessen Schlüssel zum Verständnis ich nicht finden konnte.
Im Leuchten göttlichen Glanzes schaute ich Imanuels Antlitz – es war, wie ich es einst gekannt – und doch wieder anders, so überirdisch licht und viel verklärter, so seltsam feierlich und doch prägte sich auf seinen Zügen die Heiterkeit des Sieges. Auf seinem Antlitz leuchtete Freude der Überwindung, aus seinem Auge brach allum- fassendes Wissen, daß alles Erdensein Fesselung des wahren Lebens ist, das erst nach dem Erdentod wiederkehrt. . . .
So zogen die Tage, Wochen und Monde…… Weihnachten nahte auf englischer
Erde, „Christmas“ Glocken läuteten das Fest der Liebe ein. Erstmals lud ich gemeinsam mit Mr. Kingdon im Namen der britischen Gralsgemeinschaft alle Leser und Hörer der Botschaft zu einer Gralsveranstaltung ein, die am Sonntag den 28. Dezember 1941 um 3 Uhr nachmittags in der vornehmen „Caxton Hall“, Victoria street, Westminster, stattfinden sollte. Nach englischer Sitte sollte ein Empfang mit Tee im nahe liegenden St. Ermin’s Hotel folgen, eingedenk eines Rates des Menschensohnes, daß jedem Volk nach seiner Eigenart und seinen Gebräuchen das Wort der Wahrheit näher gebracht werden möchte. „Denn die Menschen“, so kündet der Gottgesandte in seinem Erfüllungsvortrag „Ich sende Euch!“, „sehen zuerst nur das Äußere von Euch! Die Kleidung, Euer ganzes Auftreten, wie Ihr Euch gebt in dem Verkehr“. Dann fährt er fort:
„Deshalb wandelt das Äußere darnach, um darin ebenfalls das Wort mit zu erfüllen. Es ist die Brücke für die Menschen, über die sie gehen müssen, um zu Euren Seelen zu gelangen und dem Schatz des Geistes, den Ihr bieten wollt!“
Das Neue Jahr brach an. Im Donner der Schlachten auf dem Kontinent verstrichen die ersten Wochen des dritten Kriegsjahres, blutige Triften und zerfleischte Menschenleiber hinterlassend.
Jedweder Briefverkehr war unterbrochen mit den feindlichen Ländern, nur hin
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales und wieder traf in Zeitabschnitten ein heiß ersehnter, mehrfach kontrollierter Brief durch Vermittlung des „Comité International de la Croix-Rouge, Geneve,“ ein, der nur von meiner Frau Irene oder Tochter Beatrice stammen konnte. In Telegrammstil, nicht mehr als fünfundzwanzig Worte enthalten dürfend, wurden nur die wichtigsten Begebenheiten gegenseitig ausgetauscht – das war vereinbart, nur allzuverständlich und nicht anders möglich – Härte des Krieges, selbst bis in das privateste Leben dringend, sogar Bande der Liebe und Freundschaft nicht achtend.
Der Brief meiner Frau, am 27. Dezember 1941 in Potsdam 2, Rehbrücke, aufgegeben und erst am 20. Februar 1942 in London Clapham in meine Hände gekommen, enthielt jedoch eine Botschaft, die erstarrend wirkte. Erst mehrere Male mußte ich den kurzen Inhalt lesen, denn die Augen schwammen, ehe ich zu erfassen vermochte, was eigentlich geschehen war . . . .
„Unser Oskar heimgegangen sechsten Dezember 4 Uhr 15 – Beerdigung elften Bischofswerda 3 Uhr. Beatrice gab dort letztes Geleit – Ärztlicherseits keinerlei Krankheitsbefund – Sei stark! – Seine Befreiung überwiegt unser Leid“.
So lautete der unerwarteten, tragischen, weltenerschütternden Botschaft Inhalt. Erst nach drei Tagen, innerhalb deren ich den Erdentod des Menschensohnes geistig und verstandlich immer und immer wieder geistig erlebte, vermochte ich in der Frühe des vierundzwanzigsten Februar meine Rückantwort über „Das Rote Kreuz, Genf“ an meine Frau zu formen. Ich schrieb zurück:
„Todesnachricht wirkte vorerst erstarrend – Allmählich erst einflutete ungeahnte Kraft stärkstes Wollen freudig fördernd zur Betreuung gnadvoller Erbschaft – Unver- brüchlich verbunden mit Euch in Einem – Liebendes Gedenken.“
Kaum aber hatte mein Innenleben wieder Halt gewonnen und ich selbst mich mit der Tatsache, d. h. der Wahrheit, abgefunden, als schon die noch schwierigere Aufgabe erstand: Wie sollte ich denen, die ich in England in geistiges Neuland führte, die gleich zarten Ranken durch Dornengestrüpp und Hindernisse vielfacher Art – Kriegspsychose, Nationalhaß, Sprachenunterschied – am Weinstock des Lebens dem Lichte entgegen strebten, wie sollte ich den Zweiflern und Grüblern, den verstandlich Belasteten und dogmatisch Gebundenen das übermitteln, als Wahrheit künden und zu erklären versuchen, was selbst im „Worte der Wahrheit“, der Gralsbotschaft Abdru- schins, mit keinem Wort erwähnt oder in mögliche Erwägung gezogen war? – Stand hier nicht Tatsache gegen das Wort des Gottgesandten? – Wer würde meiner schwa- chen Stimme glauben, mich nicht Lügen zeihen dessen, was ich vom Kommen Ima- nuels gekündet, wer würde weiter dem lauschen wollen, was aus des Herrn Mund oder Hand geflossen, was sie unter Kämpfen als wahr erkannt hatten und – nun hatte der Wahrheitskünder sie verwaist zurück gelassen!
Und stärker denn je rang ich in mir um Erleuchtung, Führung aus dem Gral, was ich den Verwaisten sagen sollte!
Und der Führer nahte! Nicht nur spürte ich sein Erscheinen, ich roch auch seine
Gegenwart. Seine gebietende Macht hieß mich den Griffel erfassen zur Niederschrift dessen, was ich in der sechsten Vorstandssitzung den fünf Vorstandsmitgliedern, Mr. Kingdon, Mrs. Frydberg, Mrs. Bergmann, Dr. Shepherd und Mrs. Bradbear, der klei- nen, ersten Gralsgemeinschaft in London am achtundzwanzigsten Februar 1942, nachmittags 3 Uhr, in 9a Highbury Hill, der Wohnung von Mrs. Bradbear, kundtun sollte.
So begann ich:
„Bevor wir diese Sitzung schließen, halte ich es für meine Pflicht, wie auf der Tagesordnung angegeben, eine Bekanntmachung zu verlesen. Während Sie sie anhören, bitte ich Sie, alle Ihre Gedanken, all Ihre Empfindungen der Liebe und Reinheit auf Imanuel, den Menschensohn, zu konzentrieren.
Lassen Sie den Eindruck seiner Gestalt tief sich in Ihre Herzen prägen. Die Klänge der Wagner Ouvertüre zu „Parzival“ werden Ihnen helfen, dies zu tun. Dann wird sich das Wort des Herrn erfüllen: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter Euch!“
Nachdem ich zwei Kerzen zu Seiten des Bildnisses Imanuels angezündet hatte, das seine eigenen Schriftzüge trug, und als von weit her aus einem Nebenraum die weichen Klänge des Grammophons harmonisch, himmelaufsteigend ertönten, fuhr ich in meiner Verlesung fort:
„Es bedurfte einiger Zeit für mich zu erwägen, ob ich die Bekanntmachung geben oder unterlassen sollte. Ich brauchte Erleuchtung von oben, um den letzten Kampf meines Verstandes, den jeder selbst zu fechten hat, sieghaft zu bestehen. Und ich muß bekennen, es war der schwerste Kampf, den je im Leben ich zu bestehen hatte. Wäh- rend mehrerer Nächte kam um die dritte Stunde geistige Hilfe und Erleuchtung von jenseits Raum und Zeit.
„Wie sie aus der Botschaft Abdruschins nun wissen, ist das Gesetz, das die Schöpfung trägt, nicht tot, sondern lebendig, nicht starr, sondern beweglich. So, wie der Geist des Menschen in der Stofflichkeit herrscht, indem er das physische Weltgeschehen formt und bestimmt, so formt, entwickelt und bringt der Göttliche Wille sämtliche Ringe im Weltall, und so auch den Ring des Schicksals der Menschheit zum endgültigen Ringschluß“.
Ich bitte Sie nun, stehend die Bekanntmachung zu vernehmen:
„Es hat Gott dem Allmächtigen gefallen, seinen Sohn zurückzurufen. Abd-ru-shin
– Parzival – Imanuel hat die Erde verlassen. Er trat am 6. Dezember nachmittags um 4.15 Uhr mitteleuropäischer Zeit in die Feinstofflichkeit. Er hat ein Alter von sechs- undsechzig Jahren, sieben Monaten und achtzehn Tagen erreicht. Er wurde in seinem Geburtsort Bischofswerda in Sachsen am elften Dezember beerdigt. Das ärztliche Zeugnis sprach von keinem körperlichen Defekt oder Krankheitsbefund“.
Laßt uns beten:
„Gesegnet sei die Erinnerung an Imanuel, unseren Herrn. Er lebte unter uns und hat uns nun für immer verlassen. Nie wird je wieder ein Menschenauge das königliche Antlitz des Königs der Könige schauen. Preis sei ihm, der uns die Wahrheit geoffenbaret hat; Preis sei ihm, der uns wieder das Paradies erschloß.
„Gesegnet seien, die noch zu rechter Zeit das Licht der Welt erkannten und alles taten, das sie in der Kleinheit und Minderwertigkeit ihres menschlichen Vermögens zu tun vermochten, um das Rettungswerk des Menschensohnes in Ephesus zu fördern!
Gesegnet seien alle, die den Gottgesandten durch seine Botschaft „Im Lichte der Wahrheit“ erkannten, die sich mühten, sie zu erfassen und darnach trachteten, nach ihren Vorschriften zu leben, die versuchten, einen Tempel für sie in ihren Herzen zu errichten!
Amen“.
„So, wie es wahr ist, zu sagen, daß die orthodoxen Priester des einst „berufenen“ Volkes, Jesus Christus, den Gottessohn, gemordet haben, kann mit ebengleicher Wahrheit bestätigt werden, daß der große Mord noch nicht beendigt ist – und zwar in doppelter Hinsicht. Täglich und stündlich hält er noch an, wo immer dogmatische Priester, Lehrer und öffentliche Redner geistig den Herrn millionenfach durch falsches Auslegen seines allheiligen Wortes morden.
Und wiederum erkannten mit nur wenigen Ausnahmen die Menschen nicht den zweiten Gottgesandten, den Menschensohn Imanuel, und hinderten ihn in Ausübung seiner allheiligen Mission. Wahrlich, es wird Dezennien benötigen, bis die Völker der Erde in vollem Ausmaß die Herrlichkeit seiner Botschaft erkennen, die gleichbedeu- tend mit der Lehre des Gottessohnes Jesus ist und die Christusbotschaft vollendet.
Ich fühle mich gedrängt, auch denen, die wahrhaft begehren, die Wurzel der Wahrheit in unserer Zeit geistiger Verwirrung und physischer Katastrophen zu erkennen, zu offenbaren, daß während des Weltgerichtes die beiden Gottsöhne, Jesus und Imanuel, im Erdenkörper Abdruschins vereint gewirkt haben und in Heiliger Gemeinschaft nach Gottvaters Willen das Gericht für Ephesus zur Auswirkung brachten.
Ich glaube, keine anderen Worte finden zu können, die auszudrücken vermögen, was im Gedächtnis an den geschiedenen Meister schwingt, als diese:
„Die ganze Majestät einer strahlenden Morgenröte, die leuchtende Majestät siedender Mittagsgluten, die schweigsame Majestät sterngleißender Nächte und all die Geheimnisse der gewaltigen Schöpfung durchpulsten wie ein Herzschlag die einzigartige Erscheinung Imanuels-Gott im Menschen. Wie die Gottesliebe sich in Jesus personifizierte, so personifizierte sich die Gottgerechtigkeit in ihm, der als der ewige Mittler die Erde für immer durch seinen Namen heiligt!“
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Ich will mit einer Schauung des Propheten Daniel schließen, die sich auf den Menschensohn Imanuel bezieht:
„Und siehe, es kam Einer in des Himmels Wolken wie eines Menschen Sohn bis zu dem Alten und wart vor ihn gebracht. Der gab ihm Gewalt, Ehre und Reich, daß ihm alle Völker, Leute und Zungen dienen sollten. Seine Gewalt ist ewig, die nicht vergeht, und sein Königreich hat kein Ende.“
„König Imanuel – Gott von Gott – wir danken Dir! Amen!“
Hiermit schloß ich meine Bekanntgabe vom Erdentod des Menschensohnes 29
Imanuel in London am achtundzwanzigsten Februar 1942. Wie und wo aber erfolgte er, dieser Erdentod des Königs der Könige, wie vollzog sich das Scheiden des Erdgestiegenen aus unserer stofflichen Umgebung, warum kündeten nicht außerordentliche Erscheinungen, Donner, Erdbeben, Aufruhr elementarer Gewalten den Höhenstieg des Gottgesandten, wie es dereinst auf Golgatha geschah?
Dies diene zur Antwort: Wohl gab es genügend der Katastrophen und Geschehnisse in vielerlei Hinsicht, sicht- und fühlbar für die, welche in den Zeichen der Zeit zu forschen und zu finden vermochten! Es färbte sich nicht nur der Himmel in die Röte des Blutes, es packte die Angst Heerscharen von Seelen, die Gott verhöhnten und die Wahrheit haßten und wußten doch nicht den Grund hierfür, etwas wie Todesahnen belastete ihre Brust. Es raste der Tod über die Schlachtfelder Europas, versuchend, die Überlebenden noch zu warnen, Sterbenden den Lichtschein der Rettung zu spenden, und gar mancher, der schied, schaute im Scheiden das Kreuz, in dessen Strahl er steigen durfte in lichtere Gefilde. Zeichen der Zeit waren vor allem die stetig größer werdende Geistverwirrung, das Anschwellen von Morden und sonstigen Verbrechen, das Zunehmen von Krankheiten, Wassers- und Hungersnöten in einem Ausmaß, wie es niemals gewesen. Es war, als stürbe die Menschheit selber den Kreuzestod auf Golgatha, als müsse sie büßen, was sie ehedem verschuldet! Das Gesetz der Wechselwirkung, von Schuld und Sühne, schloß seinen Ring! Unnachsichtig und ehern, im Ringschluß der Gezeiten.
Und wie der Menschensohn einst, am 18. April 1875, in natürlicher Weise, dem Gottgesetz entsprechend, in diese Stofflichkeit geboren wurde und nur die Nächststehenden seinen Eintritt ins irdische Leben erlebten, während die Menschheit nichts von der Lichtgeburt wußte, erfolgte in gleicher Weise sein Wiederverlassen dieser Erde, seinen Erdentod erlebte nur seine Familie und wenige Getreue, während die Menschheit geistig schlief.
29 Englische Niederschrift des Verfassers; Nr. 57 Deutsche Niederschrift des Verfassers „Der Sechste Dezember Anno 1946“; Nr. 527 Englisches Protokoll-Buch der Vorstandssitzungen, S. 43-46.
Doch sein Werk war vollendet, mit seinem Wort war der Menschheit der Erlöser erstanden, sie brauchte den ihr gewiesenen Weg nur gehen. Es war mir nicht beschie- den gewesen, den Herrn noch einmal nach meinem Scheiden von ihm im September 1937 auf Vomperberg sehen oder sprechen zu dürfen. Nur aus der Ferne hatte ich sei- nen Weg durch eigene Bitternis und Leiden verfolgen dürfen, bis mich dann uner- wartet die Trauerkunde seines Heimganges in London traf.
Es sei mir darum gestattet, über die letzten Erdenstunden Imanuels Herrn Dr. Karl-Heinz Hütter sprechen zu lassen.
5. und 6. Dezember 1941.
Des Herrn letzte Erdenstunden.
„Der Herr ruht, sein Körper ist zum Skelett abgemagert. Seine Wangen sind eingefallen, ja völlig aufgezehrt, die Haut ist straff gespannt, gut durchblutet, von frischer Farbe. Und seine Augen strahlen, im göttlichen Feuer von überirdischer Schönheit, alles umfassend!
Das Strahlen dieser wundervollen Augen wirkt heute stärker als je zuvor auf mich. Als Arzt sieht man sonst bei derartigem Körperschwund matte, müde Menschenaugen, die wohl manchmal fiebrig und unruhig ängstlich flackern.
Die Augen des Herrn aber, diese schönen, strahlenden Augen!
Das Lichtkreuz ist scharf abgesetzt auf seiner Stirn, weiß ist es, auch in der Nähe sichtbar, die Haut scheint hier nicht durchblutet zu sein, so weiß ist es. Scharf zeichnet sich das Profil des edlen Kopfes ab. Die Hände haben fast jegliche Muskulatur verloren, und doch ist die Haut überall straff gespannt, nichts ist welk und schlaff.
Nur seine Stimme hat keine Kraft mehr. Es ist nur noch ein leises Flüstern, das man nur noch aus nächster Nähe verstehen kann.
Die Damen verlassen das Zimmer und ich bin mit ihm allein. Ganz nahe sitze ich am Bett und lausche seinen Worten:
‘Das Wasser ist herrlich, eine Kostbarkeit, welche der Mensch noch gar nicht zu schätzen weiß. Der Mensch ahnt ja noch nicht einmal, was Wasser ist! – Schön ist es!’
Ich spüre, wie der Herr jetzt mit diesem Element verbunden ist und es in sich selbst erlebt. Seine Gedanken wandern. Glücklich, überaus glücklich ist sein Gesicht. Fest liegt seine linke Hand auf der meinen, und wenn er spricht, drückt er fest mit jedem Wort dabei meine Hand.
‘In der Klinik in Dresden habe ich etwas erleben dürfen, was so überirdisch schön und einzig ist, daß ich es Ihnen nicht sagen kann.’
Nach längerem Schweigen spricht der Herr weiter:
‘Es war schon nötig, daß ich in Dresden in der Klinik untersucht wurde, damit die Menschheit einmal weiß, daß ich kein organisches Leiden gehabt habe!’
Und nach kürzerer Pause weiter:
‘Im Frühjahr will ich nach Wörishofen fahren und das Wasser genießen. — Bald werde ich nun auch irdisch führen. In der Nähe der Burg soll eine Gralsklinik erstehen, die Sie leiten werden; dorthin kommen jedes Jahr von jeder Nation ein oder zwei Beste, um zu lernen und dieses Wissen darnach ihrem Volk weiter zu geben —’ ‘Ja — so wird es werden!’
Seine Gedanken wandern — dann wendet er sich mir wieder zu und sagt zu mir: ‘Bitte sorgen Sie dafür, daß die Beiden (Frau Maria und Fräulein Irmingard) mich nicht immer so quälen mit allem möglichen, was ich essen soll. Ich erhalte jetzt andere Nahrung von Gott Vater selbst. Das Irdische quält mich. Es ist alles richtig, wie es geschieht. Ich will jetzt nur flüssige Kost haben und nur ganz wenig. – Können Sie noch bei mir bleiben?’
‘So lange es der Herr wünscht’, antwortete ich.
‘Dann bleiben Sie bitte über Nacht hier, es beruhigt mich.’
Ich versprach es und die Liebe übermannte mich und ich legte meinen Kopf auf seine linke Hand, da streichelte er mich und sagte:
‘Karl-Heinz, ich weiß es, Du bist mein Freund, ich liebe Dich, aber anders, wie die Menschen dies meinen. – Ich werde Dich führen an meiner Hand. Du bist mein Karl-Heinz.’
Und er gab mir seinen Segen und neue Kraft mit beiden Händen, die er mir auf Stirn und Hinterkopf legte. Ich war wie betäubt, darnach stand ich auf, um die Untersuchung vorzunehmen.
Das Herz schlug ruhig, gleichmäßig und kräftig. Puls war in Ordnung, der Blutdruck hatte den niedrigen Wert von R R 125/80. Es war somit nichts besonderes und kein Gedanke kam mir, daß irgendwelche Behandlung notwendig wäre.
Inzwischen war es Abend geworden und ich führte die Damen wieder herein:
‘Dies ist mein Karl-Heinz’, sagte der Herr zu ihnen und deutete lächelnd auf mich. Nun erzählte ich Ihm, daß auch Hellmuth Müller (Schlauroth) da wäre, der sich große Sorgen um Ihn gemacht hätte. Ob er den Herrn sehen dürfte?
‘Ja, wenn er nicht geraucht hat.’
Ich ging hinunter und holte ihn. Der Herr nahm seine Hand und flüsterte:
‘Meine Freunde sind mir immer willkommen!’
Darnach schickte er uns mit Frau Maria zum Abendessen, während Fräulein Irmingard bei ihm blieb. Nachdem ich später zu einer kleinen Hilfeleistung von den Damen noch einmal hinaufgebeten worden war, schickte mich der Herr gegen ½ 10 Uhr schlafen.
In mir arbeitete die Kraft ganz gewaltig, es summte in beiden Armen wie Starkstrom, an der rechten Schulter war ein peinigendes Brennen und der Kopf war ganz schwindlig. Ich lag ganz still und spürte das gewaltige Schaffen der Wesenhaften in dem Haus. Großes bereitete sich vor. Ab und zu schlummerte ich für kurze Zeit. Um einhalb vier Uhr morgens wurde ich wie von dem Schnarren eines Weckers wach, stand sofort auf und ging zum Herrn.
Er war zusammen mit den Damen bereits wach, begrüßte mich mit einem Lächeln und sagte:
‘Was will denn der schon, er soll doch schlafen.’
Aber er freute sich doch, daß ich bei ihm war.
Allmählich wurde er immer unruhiger. Auch der Puls begann jetzt schlecht zu werden, und das Bewußtsein schwand teilweise. Das Bild hatte sich völlig verändert. Ich wurde sehr besorgt. Gegen fünf Uhr morgens gab ich schließlich dem Herrn auf vielfaches Drängen der Damen eine herzstärkende Einspritzung in die Muskulatur des linken Unterarmes. Er lächelte und sagte:
‘Ihr dürft nicht irdisch denken, dann hemmt Ihr mich.’
Bald war er nicht mehr bei Bewußtsein. Der Puls setzte stellenweise aus. Da waren die Damen ganz verzweifelt und Frau Maria fragte mich, was zu tun wäre? Ich riet ihr, den Herrn zu behandeln. Es geschah und ich mußte den Puls kontrollieren. Dieser gewaltige Vorgang der sich begegnenden Lichtkräfte nahm mir fast den Verstand. Die Behandlung wurde erst in längeren, dann in kürzeren Abständen wiederholt. Der Zustand verschlechterte sich jedoch weiter zusehends. Schließlich fragte mich Fräulein Irmingard, ob ich für den äußersten Fall noch ein Mittel zur Verfügung hätte?
Ich antwortete:
‘Es geht jetzt der Atem Gottes durch das Haus, da hängt es nicht von dem Wollen oder Können eines Menschen ab, ob der Herr hier auf der Erde verbleibt oder nicht’ – ‘Ich beuge mich in ehrfürchtiger Demut diesem gewaltigen Geschehen.’
Der Atem des Herrn wurde immer oberflächlicher, der Körper warf sich immer unruhiger hin und her. Als der Herr wieder auf einen kurzen Augenblick zu sich kam, da fragte ich Ihn, indem ich mein Ohr an seinen Mund brachte:
‘Bleibt der Herr bei uns?’
Er nickte und antwortete:
‘Ich habe versprochen!’
Das war das Letzte, was er sagte.
Von da ab wurde er immer unruhiger, schüttelte fast dauernd den Kopf und bewegte in seinem starken Abwehrkampf beide Arme, wobei er mit der Rechten, wie im Schwertkampf, fast ständig zuschlug, um dann wieder beide Arme vorzuhalten. Dieses Abwehren wurde immer stärker, immer schneller und so ging es weiter, fast eine ganze Stunde lang.
Um sechzehn Uhr und einige Minuten verließ der Herr den irdischen Körper.
. . . . Und Frau Maria rief ihm nach:
‘Imanuel, willst Du wirklich von uns gehen?’
Nachdem der Tod des Herrn eingetreten war, kamen im Speisezimmer die Damen mit Herrn Hellmuth Müller und mir zusammen. Nach der Empfindung von Giesecke (der Hausbesitzer) war es zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden, ob der Herr nicht doch wieder in seinen Erdenkörper zurückkehren würde, und Herr Giesecke drängte uns Menschen, das Haus zu verlassen, damit das Trigon allein sein könnte.
Wir gingen somit hinunter ins „Halali“ und blieben noch etwas auf, um dann zu Bett zu gehen. Herr Müller-Schlauroth schlief mit mir zusammen. Vor dem Einschlafen brach bei ihm der ganze Kummer um den Verlust seines geliebten Herrn durch; er brauchte sich wirklich seiner Tränen nicht zu schämen. In diesem gelösten Seelenzustand versprachen wir uns beide im Gedenken an unseren über alles geliebten Herrn eine treue Freundschaft zu halten. Allmählich schlief dann jeder ein.
Am frühen Morgen des siebenten Dezember stand Herr Müller-Schlauroth auf, da er mit dem ersten Zuge nach Dresden fahren wollte, um für das Begräbnis des Herrn Sorge zu tragen. Noch beim Anziehen kam Herr Giesecke zu uns ins Zimmer. Nach- dem Herr Müller fort war, kamen wir zwei in ernstes Gespräch, und auch bei Otto Giesecke zerbrach die Trauer um den Heimgang seines geliebten Herrn den äußeren Halt. Unter Tränen versprachen auch wir uns gegenseitig, Freunde zu werden und zu bleiben im Gedenken an Ihn, den Inhalt unseres Lebens.
Nachdem ich dann beim Bürgermeister von Kipsdorf das Notwendige veranlaßt hatte, begab ich mich hinauf in das Haus, wo die Damen meiner warteten. Zusammen mit der Wäscherin reinigten wir den Körper des Herrn. Darnach kleidete ich ihn in ein zartgelbes Seidenhemd, das er als Kleidungsstück zu den ersten Feiern getragen hatte. Es hatte doppelte Ärmel, von denen der innere eng anlag und an den Handgelenken manschettenartig zu knöpfen war, der äußere deckte weit fallend den Oberarm bis zum Ellenbogen. Eine mattgoldene Borte verzierte Hals und Handgelenke. Schneeweiße, hoch heraufreichende Strümpfe wirkten wie Beinkleider eines königlichen Heerführers. Die Hände faltete ich über dem Schoß. Weißgespannt war das Linnen, auf dem er lag.
Das Kissen der Jünger lag unter seinem Haupte. Zu beiden Seiten des Kopfes waren kleine Tischchen gestellt, auf denen vielarmige Leuchter standen.
Majestätisch lag er da:
Imanuel, der Gralskönig.
Wie gemeißelt das Antlitz mit den edlen Zügen, die Hände gefaltet, das Hemd wie ein Krönungsrock bis zur Hälfte der Unterschenkel reichend, die Füße bedeckt mit wunderzarten Strümpfen, die sich faltenlos anschmiegten.
Die Beine etwas seitlich gestellt, so daß die Füße nicht zusammen kamen.
So wirkte er, wie er war, königlich!
Und die Kerzen wurden angezündet, Blumen über Blumen kamen in das Zimmer.
Alles war bereitet, um die Getreuen zu ihm zu lassen.“ —
Hier endet der Bericht des Herrn Dr. Karl- Heinz Hütter, Facharzt für innere Krankheiten, Görlitz in Schlesien.
Ich habe mich nach dem Erdentod des Menschensohnes mehr denn einmal gefragt, weshalb gerade die Berufenen und Jünger, die ihn seit den Anfangstagen seines irdischen Wirkens kannten, die den Vorzug hatten, in seiner Nähe zu weilen und auch jene, die ihn in der Ferne mehr denn alles liebten, schätzten und ehrten, weshalb gerade diese in seiner letzten Stunde nicht bei ihm weilen durften? Ich habe dies je und je unendlich schmerzlich empfunden, nicht nur für mich, auch für die, welche gleich mir von ihm örtlich getrennt waren und jene besonders, die ich ehedem zu ihm und dem Gral führen durfte.
Darum vermochte ich auch nicht, – mir eigenste Eindrücke von dem Heimgang Imanuels und dem Schlußakt der Tragödie, seiner Beerdigung in Bischofswerda, unauslöschlich in mein Gedächtnis zu brennen, war vielmehr angewiesen, mich auf anderer Bemerkungen, Bilder oder kurze Aussprüche zu verlassen. Und um Einzelheiten die Hohen Damen nach meiner Rückkehr zum Berge des Heils zu befragen, hielt mich innere Scheu und Feinempfinden ab, der Hohen Damen leidvolle Wunde nicht wieder zum Bluten zu bringen.
Aus diesen Gründen vermag ich nur noch einige Bemerkungen dem Hauptaugenzeugenbericht des Herrn Dr. med. Hütter anzugliedern. Diesem Bericht lege ich besondere Bedeutung bei, aufrechten Glaubens, daß er den Tatsachen entspricht. Von Fräulein Gerda Köckeritz, mit welcher der Herr in Kipsdorf noch öfters gesprochen hat, weiß ich, daß er Dr. Karl-Heinz Hütter liebte.
„Einmal blieb der Herr vor mir stehen“, erzählte mir Fräulein Köckeritz ein ander Mal, „als ich ihn auf einem Spaziergang in Kipsdorf begleiten durfte und sagte plötz- lich:
„Nein, ich komme nicht mehr auf den Heiligen Berg, – meine Heimsehnsucht ist so groß, daß sie alles andere übertönt“.
Am dreizehnten Oktober 1946 wurde meine Frau nach der üblichen Sonntagmorgenandacht im Gralstempel von Frau Maria in ihrem Audienzzimmer im Verwaltungsbau empfangen. Das Gespräch führte auf die Eigenart der kristallklaren, weichen, doch weithin tragenden Stimme des Herrn. Frau Maria betonte, daß sie einzig war, unnachahmbar und doch müßten sich sämtliche Leser der Gralsbotschaft bemühen, der Stimme des Herrn wenigstens nahe zu kommen. Wohl hatte der Jünger Hugo von Eickstädt, Brasilien, die Stimme des Herrn auf Grammophonplatten zu übertragen versucht, doch Frau Maria sagte, daß sie nicht glückten und möglicherweise sei es lichtbestimmt, daß die „göttliche Stimme“ der Menschheit nicht erhalten bleiben solle. Frau Maria erzählte weiter meiner Frau den Vorfall in der Klinik zu Dresden, den Dr. Hütter in seinem Bericht wohl nur kurz streifte.
„Der Herr habe im dortigen Krankenhaus, also kurze Zeit nur vor seinem Abscheiden, allen um ihn versammelten Ärzten, Krankenschwestern und sonstigen Anwesenden vom Geheimnis des Blutes gesprochen.
Alles habe geschwiegen, nur seine feine Stimme sei zu hören gewesen, Allwissen spendend. Alle Umstehenden hätten andächtig gelauscht und obwohl auf den Gängen Telephone rasselten, Glocken schellten und Patienten sich stauten, hätten die um den Herrn herumstehenden Ärzte und Schwestern nur seinem Worte gelauscht, wie ma- gnetisch angezogen und niemand hätte begonnen, den Raum zu verlassen, um die ge- wohnten Tagespflichten wieder aufzunehmen.
Herr Dubs aus Zürich teilte mir mit, daß der Herr ihm schon 1940 gesagt habe, daß er, der Herr, im Fall seines Todes Fräulein Irmingard beauftragt habe, die über alles Gralsgeschehen informiert sei, die Gralsbewegung zu leiten. Ferner sagte Herr Dubs, er habe aus dem Mund des Herrn selbst vernommen, daß er sich bereits an seinem Geburtstag des achtzehnten April 1923 – einem Mittwoch – als Imanuel bewußt gewesen wäre.
Von Frau von Martius erhielt ich über Miss Angela Eastwood in London folgende Mitteilung:
„Am sechsten Dezember 1941 hatte Abdruschin mit einem Arzt eine Unterredung, als ersterer plötzlich seine Gesichtsfarbe wechselte. Der ihm befreundete Arzt bettete ihn auf eine Couch, mußte jedoch sehen daß er bereits ohne jedweden Ausruf verschieden war. Der Herr wurde am elften beerdigt und ungefähr zweihundertundfünfzig Trauergäste sahen den Sarg mit roten Rosen und wundervollen Kränzen bedeckt. Der amtierende Pfarrer wählte auf Bitte Frau Marias für seine Trauerrede folgende Worte:
„Ich bin die Wahrheit und das Leben, niemand. kommt zum Vater denn durch mich!“
Frau Maria beschrieb das Abscheiden des Herrn in einem ihrer Briefe an eine Dame in Wiesbaden mit folgenden Worten:
„In der Nacht vom fünften zum sechsten Dezember spürten wir wohl, daß sich etwas Großes vorbereitete.
In den Armen Irmingards und Marias öffnete er zum letzten Mal seine Augen, schon im Licht stehend und schauend, daß er heimgekehrt war zum Vater.
Wir waren allein…….“ –
In einem Brief an den jungen Herrn Wolfgang Manz schrieb Frau Maria wörtlich dieses:
„Ja, es ist unsagbar schwer für uns. Für ihn – er ist bei seinem Vater, er ist heimgekehrt aus einer dunklen, verfolgungslüsternen Welt – endlich hat er Ruhe gefunden und ist bei ihm Gleichgesinnten. Sein letzter Blick sonnig golden, unendlich glücklich, wird uns immer wieder Trost geben“.
Als Familie Fritsch aus der Gralssiedlung zu dritt kurz nach der Beerdigung in Bischofswerda Gelegenheit suchte, den Hohen Damen ihre Trauer zu versichern, ver- mochte Herr Fritsch sen. nur die Worte zu stammeln: „Wie konnte so etwas passie- ren?“
Woraufhin Frau Maria entgegnete:
„Gott sei Dank ist es passiert!“
Nun möchte ich noch den offiziellen Bericht, der das feierliche Leichenbegräbnis des Menschensohnes schildert, folgen lassen:
„11. Dezember 1941, 2 Uhr 30 bis 2 Uhr 45 Donnerstag.“
In der Friedhofskapelle zu Bischofswerda in Sachsen, Aufbahrung und stille Andacht mit leisester Orgelmusik.
Es betreten Frau Maria mit Fräulein Irmingard die Kapelle, gefolgt von Herrn Alexander und dem Ehepaar Herbert Vollmann.
Ein junger evangelischer Geistlicher bezeugt Frau Maria seine Ehrerbietung und tritt dann zum Altar, auf welchem ein aufgeschlagenes Buch liegt.
Er sagt:
„Ich bin gebeten worden, folgendes zu sprechen:
Ich bin der Weg die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich!
Der Allewige hat Herrn Oskar Ernst Bernhardt am sechsten Dezember 1941 um sechzehn Uhr fünfzehn Minuten zu sich gerufen. Er ist hier geboren und seine Jugendjahre hat er hier verbracht, die er als die schönsten seines ganzen Lebens bezeichnet hat. Sein Wille war, den Menschen den Weg zum Licht zu zeigen. Sein Erdenleben war einsam, schwer und hart. Nur seine Gattin, seine Tochter und wenige Freunde haben mit ihm die vielen Stunden des Leidens und die wenigen der Freude geteilt. Es war seine Sehnsucht schon lange, diese Erde verlassen zu dürfen. Als ihn der Ewige abgerufen, war er sechsundsechzig Jahre sieben Monate und achtzehn Tage auf dieser Erde.
Lasset uns beten:
Allewiger, deine Weisheit
und Güte ist unendlich,
und vollkommen ist deine
Gerechtigkeit! Amen“.
Die Orgel spielt: „O Haupt voll Blut und Wunden!“
Über dem mit wundervollen Blumen übersäten Sarg hing überlebensgroß der gekreuzigte Gottessohn und darüber zeigt das Deckengebälk waagerecht ein großes gleichschenkliges Kreuz.
Alsdann tritt Frau Maria an den Sarg und läßt ihre Hand darauf ruhen. Dann wurden die vielen schönen Kränze und Blumen aufgenommen und der Sarg von acht Männern getragen und nach kurzem Weg in die Erde gesenkt.
„Erde der Erde, Asche der Asche und Staub dem Staube!“
Dann betete der Pastor das „Vater Unser“ und erteilte den evangelischen Segen:
„Der Herr segne Dich und behüte Dich,
der Herr erhebe sein Angesicht auf Dich
und gebe dir Frieden! Amen“.
Hierauf traten alle Anwesenden nacheinander an das Grab, gaben noch Blumen hinein und drückten Frau Maria, Fräulein Irmingard und Herrn Alexander, sowie den nächsten Angehörigen die Hand“. —
Nachtragend möchte ich hiermit bekunden, was von verschiedenen Kreuzträgern und glaubwürdigen Persönlichkeiten bestätigt wurde, daß der Menschensohn nach 30 seiner Entlassung aus dem Innsbrucker Gefängnis im September 1938, zufolge nazistischer Gestapovorschrift nicht ermächtigt war, mit irgendeinem seiner
Anhänger Verbindung oder schriftlichen Verkehr zu unterhalten. Bis zu seinem Tode stand er unter steter polizeilicher Überwachung und mußte mehrfache peinlichste Untersuchungen und Ausforschungen über sich ergehen lassen. Darunter litt in sehr verständlicher Weise sein ganzes Befinden, nicht nur geistig, sondern auch physisch, was dazu beitrug, den Erdentod zu beschleunigen, der in normalen Zeiten so früh nie eingetreten wäre.
Sein Erdentod war der moralische Mord, den ihm die Menschheit, und unter ihr wiederum eine bestimmte Gruppe, bewußt und bösen Wollens bereitet hatte. –
Mit einem kurzen Auszug aus den „Tagebuchblättern“ einer Kreuzträgerin, die der feierlichen Beerdigung beiwohnen durfte und die als erstes Kind im Alter von elf Jahren von Imanuel selbst im Gralstempel auf Vomperberg zur Feier des Strahlenden 31
Sternes 1932 versiegelt wurde, will ich vorliegenden Abschnitt meiner Niederschrift „Grals-Erleben“ beschließen.
Berlin-Lichtenfelde -West
Rittberg Haus, Kinderklinik,
12. Dezember 1941.
„Das war ein Tag gestern! – Wie froh und dankbar bin ich, daß ich fahren durfte! In der Bahn schon erlebten wir herrlichsten Sonnenaufgang. In Dresden traf ich, obwohl unverabredet, Frieda Bergmann. Wir hatten uns ein Wiedersehen einst anders vorgestellt.
Um zwei Uhr nachmittags kamen wir in Bischofswerda an. Frau Maria und Fräulein Irmingard waren in demselben Zug. Sie gingen erst noch in ein Hotel. Dann formte sich ein langer Zug von Trauernden nach dem Friedhof.
Schön liegt die kleine Kirche inmitten dieses auf einer sanften Erhöhung. Über dem Altar war an der Decke des Kirchenschiffes das gleichschenklige Gralskreuz mit Lilien zwischen den Balken ersichtlich. Der Sarg stand unter einem Kruzifix, über und über mit dunkelroten Rosen bedeckt.
Anklagend für die Menschheit ertönte das Lied:
„O Haupt voll Blut und Wunden!“
Ja, wir haben es fertig gebracht, auch dem zweiten Gottessohne die Dornenkrone auf das Haupt zu drücken, es ist furchtbar!
Und der Pfarrer sprach die Worte Frau Marias, die ungefähr lauteten:
„Und er folgte dem Ruf des Ewigen und hat somit die Aufgabe, den Menschen zu helfen und noch einmal das Licht und die Wahrheit zu bringen, erfüllt“.
Einzig die Gattin und die Tochter Irmingard standen ihm zur Seite und halfen ihm auf seinem schweren Leidenswege. Nur eine kleine Zahl von Menschen hielt ihm die Treue und folgte ihm nach.
Stürmisch war der Tag und es war, als wollten die Wesenhaften die Stelle reinfegen von eklem Gewürm und Dunkel, in der die irdische Hülle unseres Herrn ruhen sollte.
Der Sarg wurde aus der Kirche getragen und in das Grab gesenkt.
Wir durften noch alle einzeln Blumen auf den Sarg hinabwerfen und hierauf Frau Maria, Fräulein Irmingard, Herrn Alexander und Frau Elisabeth Vollmann die Hand reichen.
Dann ging ich mit Frieda Bergmann und Gerda Köckeritz in dem kleinen Lausitzer Städtchen spazieren. Wir besuchten das Geburtshaus des Herrn und wandten uns hierauf dem Bahnhof zu.
Während es noch regnete, kam die Sonne durch die Wolken und es baute sich ein wundervoller Regenbogen über der Landschaft auf. Es war wie ein letzter Gruß und froh waren wir, ihn geschaut zu haben.
Bevor wir endgültig zum Bahnhof schritten, trieb es uns noch einmal zurück zum Grab, an dem Herr Alexander noch immer stand.
Um achtzehn Uhr zwölf Minuten ging unser Zug nach Dresden. Wir eilten zum Bahnhof, wo ich Frau Reinhardt noch begrüßen konnte. Sie war sehr lieb zu mir, und ich sah auch noch Frau Luft, Frau Gecks und Frau Bouvier.
Auf dem Bahnsteig kamen wir in die Nähe von Frau Maria und hörten deutlich ihre Stimme, Frau Illig drückte mir nur still die Hand.
Dann kam der Zug, und wir saßen mit Herrn Alexander in einem Abteil. Auf dem Dresdner Bahnhof rief Frau Vollmann, Gerda Köckeritz und mich, und wir durften zu Frau Maria und Fräulein Irmingard kommen. War das schön und doch so traurig!
Darauf fuhren Gerda Köckeritz und ich nach Berlin weiter, und ich langte gegen ein Uhr zu Hause an. Vom Anhalter Bahnhof telefonierte ich noch mit Mutti in Reh- brücke.“
Abschnitt 6.
Meine Rückkehr zum Vomperberg, dem Berg des Heils.
Im Rückblick auf den bisherigen Verlauf meines derzeitigen Wanderns auf Gottes Erde, das sich in mancherlei irdischen Verhältnissen, wie auch in verschiedenen Län- dern vollzog, konnte ich mir mit vollem Bewußtsein und ohne die leiseste Selbsttäu- schung sagen, daß ich im Gegensatz zu manchem anderen das Empfinden einer tiefen Heimatsehnsucht in physisch-örtlicher Beziehung nie gekannt und gehabt habe.
Wohl war und bin ich noch eingedenk dessen, was mir mein Elternhaus im Gold- grund bei Meißen auf sächsischem Boden und auch jene patriarchalisch-feudale Wohnörtlichkeit am Münchner Königsplatz, wo sich mein Eheglück und erstes Erle- ben unseres Kindes erfüllte, gewesen ist und noch bedeutet, wohl habe ich schöne und unvergeßliche Erinnerungen an die oder jene Landschaft – Perlen der Natur am Meeresstrand oder hoch auf den Bergen – , nie jedoch blieb mein Herz an dergleichen hangen, ich wußte im Innersten, daß wahre Heimat nur droben im Lichte ist.
Und wie es sich mit Sehnsucht nach einer Erdenheimat verhält, war es bei mir in ähnlicher Weise mit allem, was bei Menschenkindern irgend eine Sehnsucht erregt, – Sehnsucht nach lebenden Wesen oder auch toten Dingen, – ich genoß wohl, was sich mir auf dem Pilgrimspfad bot, bar des Geschenkes aus des Höchsten Hand, doch füll- te es niemals mein Wesen voll aus, so daß ich mich von Genossenem auch wieder trennen konnte, ohne von Trennungsschmerzen erfaßt oder vertilgt zu werden.
Während ich mir darob in früheren Zeiten mehr denn einmal Gedanken, ja, innere Vorwürfe machte, mich oberflächlich und lieblos ja, oft roh und brutal bezichtigte, er- füllte mich Jubel und erlösende Klarheit, als ich in der „Gralsbotschaft“ des Men- schensohnes Imanuel Erklärung über wahrhafte „Sehnsucht“ fand und diese mir be- stätigten, daß meine Empfindungen nicht falsch gewesen waren.
So schrieb der Verfasser der Botschaft „Im Lichte der Wahrheit“ in seinem Vortrag über „Pfingsten 1937“, wie folgt:
„Wie oft sprechen Menschen von der Sehnsucht, ohne selbst zu wissen, was die Sehnsucht wirklich ist, was sie Euch sagen, bringen soll. Der Menschengeist sollte nur eine Sehnsucht kennen, weil es tatsächlich nur eine Sehnsucht gibt. Das ist die Lichtsehnsucht, die in dem Geiste ruht, auf die der falsche Weg der Erdenmenschen aber eine Last von Schlacken häufte, um die Sehnsucht zu ersticken, welche ihnen unbequem zu werden droht bei ihrem Hange nach irdischer Geltung, bei dem Macht- hunger, oder Gier nach irdischen Genüssen. –
Der Erdenmensch spricht oft von Sehnsüchten, welche in ihren Arten so
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales verschieden sind, daß man schon an dieser Verschiedenheit sehr leicht erkennen müßte, wie die Einheitlichkeit dabei fehlt, die doch zu einem wirklichen Begriffe unentbehrlich ist.
Verworrenheit und Willkür zeigen sich deutlich, und damit das Fehlen jeglichen Begreifens. Da gibt es Sehnsucht nach der Erdenheimat, Sehnsucht nach Personen, nach dem Weibe oder Manne, auch nach Reichtum, leiblichen Genüssen, manchmal auch nach Ruhe und Erholung, nach der Abwechslung oder Vergnügen aller Arten, kurz, der Ausdruck „Sehnsucht“ wird für irdisches Verlangen nach so manchen Dingen angewendet. –
Die Sehnsucht in den jetzigen Vorstellungen ist gar nichts anderes, als eine Folge unerfüllter Wünsche, ist krankhafte Steigerung eines Gedankenhanges rein irdischer Art, deren Erfüllung meist zuletzt Enttäuschung bringt, sobald der erste Rausch vor- über ist. –
Der echte Begriff aber dieses heute so entstellten Wortes ist sehnendes Suchen nach dem Licht, der Wahrheit, das in seiner Eigenschaft den Geist emporzuheben fähig ist, ihn aber nie nach abwärts führt, das einen Schacht ergibt, in dem die Segnungen des Lichtes einzuströmen fähig sind in einen solchen Menschengeist, um ihn zu stärken, froh zu machen für den Wandel auf der Erde! –
Laßt alle anderen Sehnsüchte fallen, welche nach dem Irdischen gerichtet sind, dann werdet Ihr im Segen aus dem Lichte mehr erhalten als Ihr Euch nur wünschen könntet, auch an irdischen Erstrebenswertem aller Art!
So Ihr für Euch nichts wünschet, wird es Euch gegeben! Sobald Ihr Euch dem Lichte darbietet mit allem Eurem Wollen, Eurem Sein, dann seid Ihr erst geöffnet der Heiligsten Kraft, die sich in alle Schöpfungen ergießt!“ –
Diese echte Sehnsucht allein war es, diese Sehnsucht nach der Stätte des Lichtes auf Erden, nach dem Berg der Erleuchtung, nach dem Irdischen Patmos, darauf die Füße des Menschensohnes schritten, dessen Spuren diese Erde für immer geheiligt und deren jeglicher Ort noch die Strahlung seines göttlichen Seins bezeugt, diese Sehnsucht bewog mich aufzugeben alles, was mich in England gehalten, dem Land meiner Väter, sowohl Verdienstbasis in meinem dermaligen Wirkungsfeld in beruflicher Hinsicht, als auch mein Schaffensbereich in der Aussaat des allheiligen Wortes der Gralsbotschaft Abdruschins, um fortan all meine Kraft, die spürbar von oben alltäglich gespeist ward, den Vermächtnisträgern des im Stoff inkarniert Gewesenen und nun von uns gegangenen Göttlichen Willens rest- und vorbehaltlos zur Verfügung zu stellen.
Ich kannte diese Träger dem Namen nach, wußte aus dem Wort der Wahrheit um ihre göttliche und reingeistige Art, hatte bei Lebzeiten des Herrn jedoch nie den Vorzug oder die Gelegenheit gehabt, näher mit ihnen in Fühlung zu kommen, wie es anderen Bergbewohnern beschieden gewesen. Es deuchte mich darum als erste
Pflicht, als ersten Schritt in die zweite Phase des „Heiligen Berges“ auf Erden, ein persönliches Band zu Frau Maria zu knüpfen zu versuchen und dies nach fast neunjähriger Abwesenheit von Vomperberg, all die Kriegsjahre des Schreckens mit inbegriffen.
Am Tage des Festes des „Strahlenden Sternes“ 1945, schrieb ich Frau Maria aus der britischen Metropole, hoffend, daß meine Worte, trotz Nachkriegswirren und ungeklärter Verhältnisse, sie richtig auf Vomperberg erreichen würden:
Frau Maria,
„was muß gelitten haben die Hohe Frau, Lichtrose der Liebe! Oft in stillen Nächten haben geweint für sie, die des ewigen Königs lebendiges Siegel auf ihren Stirnen tragen. Doch nun darf sie nicht länger leiden. Wir wollen und dürfen nicht länger um sie Tränen vergießen, da das Banner der Wahrheit voll Tatkraft zum Kampf wider das Übel in derer Händen liegt, die Treue gelobten dem Herrn aller Herren.
In starrer Winterserde ruhet auf heimischer Flur der Lichtleib, den wir im Irdischen kannten und dessen innersten Kern wir doch geborgen wissen, den Mächten des Bösen enthoben, im seligen Reiche seines Vaters.
Das Rauschen der grünen, kreuzgekrönten Standarte will und muß nun das Gegröll des Mobs im Orkan empörter Gewalten ersticken.
Leide nicht länger, die geliebte Märtyrerin! Blicke sie um sich und lasse sie ruhen ihrer Augensterne strahlendes Licht auf denen, die im Exil verstreut in den Weiten der Erde doch nicht vergaßen die Heilige Stätte, da einst das Lichtpaar leuchtenden Schrittes, nur Segen spendend, gemeinsam wandelte, waltend seines hohen göttlichen Amtes.
Die, die Treue bewahrt trotz Verfolgung und Spottes, sehnen sich heim nach dem Lichthort, ihres Lebens abnehmende Tage dem Einen zu weihen, dem, was allein not tut, zur letzten Reife zu bringen – ihr innerstes Sein, um eingehen zu können in das Reich ihres Meisters.
Zu diesen zählt, die Treue gelobten bis zum Tod hohen Lichtträgertums hehrer Doppelgestalt, bereit nun zum Dienst Frau Marias.
gez. Randolph G. J. Freeman-Eales
10. Lancaster Drive, Hampstead,
LONDON, N.W.3.
Um alle Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen und nicht zu versäumen, daß diese ersten Zeilen an Frau Maria auch wirklich in ihre Hände kämen, sandte ich sie in dreifacher Aufmachung durch drei verschiedene Kanäle nach Tirol, das damals noch als eines der ehedem feindlichen Länder wie hermetisch von den alliierten Gebieten abgeriegelt war.
Der sicherste der drei Kanäle deuchte mich die von einer hierfür zuständigen britischen Behörde angegebene Adresse der „Assoziation pour la Liberation d’Autri^he – 52 Rue Etienne et Marcel – Paris 2, France“ zu sein, der ich meinen 32 Brief an Frau Maria mit einem entsprechenden Begleitschreiben24 zur Weiterbeförderung zum Vomperberg, Post Schwaz, Tirol, anvertraute.
Eine Empfangsbestätigung erreichte mich nie, ich bezweifle daher, daß mein Schreiben in Frau Marias Besitz gelangte.
Keine Antwort aus Gralshöhe nach so langer Zeit des Schweigens, Zeit des Exils und Getrenntseins vom „Berge“ – diese Tatsache enttäuschte gewaltig, ja, sie schmerzte bitter mein Empfinden, war doch meine Hoffnung so groß, besonders seitdem der Herr die Erde verlassen hatte, auf Frau Marias direkte Ratschläge und Weisungen rechnen zu dürfen, wie nach ihrem Willen die Gralsbewegung in Großbritannien aufgezogen werden möchte, daß ein Ausbleiben dieser Weisungen, auf die ich stets die ersten Kreuzträger auf englischem Boden vertröstet hatte, entmutigend wirkte.
Noch weilte ich ja in Albion jenseits des Kanals, noch hätte ich den „Gral“ unter den dortigen Anhängern so einführen und in die Form nach allerhöchstem Willen gießen können, wie sie auf Wunsch Frau Marias und Fräulein Irmingards dann später durch meinen Nachfolger gegossen wurde, als ab Herbst 1946 die Neu-Organisation der internationalen Gralsbewegung über die Erde hin erfolgte, überall da, wohin bereits der Ruf der Gralsbotschaft gedrungen war und Fuß, vorerst in Einzelseelen, dann in Gruppen und Gemeinschaften verschiedener Rassen und Farben, sowie Völkern und Sprachen, zu fassen begonnen hatte.
All die acht Jahre in England hatte ich ja allein für mich gestanden, nur auf mich selbst und meine innerste Stimme angewiesen, außerstande, mich mit jemand beraten zu können, niemand im Stoff habend, ihn ins Vertrauen zu ziehen; und dies alles auf lichtfeindlichem Boden, umdrängt und bedrängt von düsteren Mächten, die jederzeit auf Erden bei großen Neuerungen bahnbrechenden Pionieren auf allen Gebieten, vor- nehmlich aber geistigen, hemmende Widerstände in den Weg zu legen pflegten.
Und zu all dem kam die Kriegszeit des Zweiten Weltbrandes! Hemmungslos raste der Haß über die Fluren, Haß gegen alles, das nicht bodenständig war. Haß gegen Fremdes, das nicht in England geboren, Hass gegen Fremdartiges, das anstatt sachlich-kaltes, materiell-intellektuelles Wesen, deutsches Gemüt und Herzenstakt in sich trug, Haß auch vor allem gegen die deutsche Sprache – die Heimatsprache des Menschensohnes – deren er sich bei Niederschrift der Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“ bedient hatte.
Solcher und ähnlicher Art waren die Hindernisse, die die Aussaat des allheiligen Wortes so unsäglich schwierig gestalteten in einer Zeit, da schon die Umwertung aller Werte, die Umschichtung aller irdischen Begriffe begonnen hatte.
Da waren es nur Worte des Menschensohnes Imanuel, mir teils persönlich im Vorahnen kommender Geschehen geschenkt, die mir das Banner aufrecht zu halten halfen, das Banner unversiegbarer Treue zum Herrn, Worte vor allem wie diese:
„Wenn Du ermüdest, fasse meine Hand, sie wird Dich stützen, so Du Treue hältst!“
oder auch jenes, das am Eingang seines irdischen Heimes auf Vomperberg jeden vorüberziehenden Pilgrim grüßt:
„Mutig voran, Gott wohlgetan!“
Die Schwingung dieser Worte war es allein, die mich mutig voranschreiten ließ, voller Begeisterung für die einzig große Aufgabe, das Gralskreuz in Britannien pflanzen und verankern zu dürfen, auf Wunsch des einst Erdgestiegenen, im Willen des nun Aufgestiegenen, den er mir kurz vor seiner Himmelfahrt durch seinen „Grünen Ritter“, Herrn Dr. Kurt Illig und meine Frau vermittels eines internationalen Roten Kreuz-Briefes nach Beginn des Zweiten Weltkrieges übermitteln ließ.
In jenen Monden vollsten Wirkens, steten Wachseinmüssens und auf dem Postenseins wider anstürmendes Gewürm, schärfte sich mein inneres Gehörvermögen, wurde ich empfänglicher für wesenhaftes Schaffen und ergab es sich allmählich, daß mein Ego das Nahen eines Führers oder Helfers vermittels des Geruchsinnes zu spüren vermochte.
So wurden mir Hilfen über Hilfen aus höheren Reichen, und jeder Morgen erstand im Jubel zu dem Herrn, ihm dienen zu dürfen schon auf irdischer Flur, ermutigt, gestützt und beschwingt durch jene eigenen Worte des Menschensohnes, die er einst einem Wahrheitssucher auf dessen Frage zugerufen im unermüdlichen Eifer göttlichen Helfenwollens:
So lautete dessen Frage:
„Ich bemühe mich schon seit langer Zeit, immer nur das Beste zu wollen und muß doch dabei immer und immer wieder erleben, daß ich Fehler über Fehler mache. Da kann man fast verzweifeln und muß annehmen, daß ein geistiges Reifen hier auf der Erde gar nicht möglich ist?
Der Menschensohn antwortete:
„Es ist besser, es werden bei gutem Wollen Fehler gemacht, als daß gar nichts getan wird aus Furcht, daß Fehler gemacht werden könnten!
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales
33
Ein Mensch, der Fehler macht,25 kommt in den meisten Fällen trotzdem voran, wenn er aus diesen Fehlern für die Zukunft Lehren zieht, um nicht immer wieder dieselben zu begehen. Sein Geist reift ganz gewiß dabei, sobald sein Wollen gut ist und er nicht mit Vorbedacht Übles will“.
Aber noch ein beträchtliches Hindernis für die Einführung der Gralsbewegung bot sich auf englischem Boden, wo schnöder Mammon nur Aussicht auf Erfolg, mehr denn je als in einem anderen Lande versprach, ein Hindernis, das erst im Laufe der Zeit sich als solches und wahres Hemmnis auswuchs, sich mir offenbarte, nämlich die nüchterne Tatsache, daß in keiner Weise irgendwelche Barmittel zur Verfügung standen, das Vermächtnis des Menschensohnes Abdruschin – Imanuels auch im engli- schen Volke in einen ihm gebührenden, von vornherein vornehmen, in jeder Art wür- digen, auch äußeren Rahmen fassen zu können, der dem einzigartigen und geistigen Standard entsprach, den die Gralsbotschaft des Königs der Könige berechtigt ist zu fordern.
Mögen die Ansichten über geldliche Fundierung auseinander gehen, mögen Repräsentanten der einzelnen Völker darüber so oder anders denken – zeugt nicht die Kirchengeschichte schon von Streiten erbitterster Art für und wider Pomp, sowie krasseste Einfachheit, ja Banalität, bei Ausübung religiöser Kulte, denke man nur an die berüchtigten „Bilderstürmer“ im Mittelalter – fest steht, daß nach englischem Urteil, im Auge des Durchschnitts-Engländers, nur das beachtet wird und Bewertung findet, was auch finanziell, also nach außen hin, auf materieller Basis augenscheinlich fundiert ist. Im Lande der „Kirchen und Sekten“ trat dies klar zu Tage. Jede dieser hatte ihre Schreine, Tempelbauten oder gar luxuriöse Schlösser, darinnen die Anhänger zusammenkamen, „Gottesdienste“ hielten, aber auch gesellige „tea-parties“ veranstalteten. So heischet es englische Sitte und dieser Sitte wird seit Jahrhunderten gefrönt. Ob dies recht oder falsch, ist eine Sache für sich. Wahr jedoch bleibt, daß es mehr denn eines Menschen Kraft bedarf, vielhundertjährige Sitten und Gebräuche eines Volkes binnen weniger Jahre um- und gerade-zu-biegen!
Man denke doch nur an die eine für jeden Morgen- und Abendgottesdienst im „Common Prayer“ der englischen Kirche vorgeschriebene Spruchformel, die von Millionen und Abermillionen Menschen im Lauf der Jahrhunderte millionen- und abermillionenfach in tiefster Überzeugung, aber auch oberflächlich alltäglich und allsonntäglich gesungen oder gesprochen, gemurmelt oder gelallt wurde, sicher ist, daß dieser Spruch „As it was in the beginning, is now, and ever shall be: world without end. Amen!“26 sinngemäß alles, was englisches Leben, Wesen und Konservatismus betrifft, schier unausrottbar durchschwängert hat.
Wenn England in gewissem Sinne auch das „Land persönlicher Freiheit“ genannt wird, hat es andererseits doch sich selbst, durch allzu starres Festhalten an dem “Alten“, innerlich, d. h. geistig, wie äußerlich, d. h. formell und etikettenmäßig,
gebunden.
Dies ist der Grund und nicht der geringste, weshalb vielleicht gerade das englische Volk, mehr denn hundertprozentig Dogmatisch-Religiöses oder aber alles Religiöse von sich weisend, nur der Materie und dem Mammon dienend, als eines der letzten die Wahrheit aus Gott, das heißt die Gralsbotschaft des Menschensohnes, erkennen und annehmen wird.
Sagte nicht Jesus, der Gottessohn, schon in seinem Gleichnis vom reichen Jüngling:
„Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, denn daß ein Reicher ins 35
Reich Gottes komme“, wie es auch geschehen mag, daß vielleicht eher die russische Volksseele zur Wahrheit ersteht, die naturverbunden ist und sich „natürlich“ gibt, wenn sie erst einmal die Knute und Fron satanischen Diktatorenwahns von sich ge- worfen hat, und in All-Rußland die Osterglocken den Sieg des Lichtes zu künden be- ginnen.
Geistig unterwiesen, vom Gotteswort erleuchtet, durch Imanuel selbst beraten und gepanzert mit allerbesten Wollens Kraft, begann ich also Mitte 1938 in der Metropole des britischen Weltreiches am Rande kosmischer Zeitenwende die schwerwiegende Aussaat des allheiligsten Wortes, welcher der Endsieg reinster Gotterkenntnis folgen sollte.
Und im Maß, wie ich den leisen Schwingungen aus des Urlichtes Leuchten, die den Kosmos rastlos ohne Unterlaß durchfluten und wie Sphärensang wirken, zu lauschen vermochte, ließen sie im innersten Herzen wie Glockenläuten ein Echo tönen, das mich stärkte wie Nektar – allen Seins geheimnisvollstes Lebenselixier – und wie Wegzehrung war auf des Bahnbrechers Dornenpfad und meinen Weg klar wies, mich überzeugend festen Waltens hoher Lichtesführung, gemäß eines Spruches, den Frau Maria mir einst unter ihr Bildnis setzte:
„Vom Lichte vorgezeichnet ist Dein Weg!“
Wenn das Beginnen auch schwer war, wie in allem aller Anfang stets schwierig ist, wichen doch nach und nach Hemmnis um Hemmnis, Knoten lösten sich, Verwicklungen entwirrten sich, Anschauungen klärten sich, freier ward die Bahn, der „rote Faden“ ward sichtbar, dem furchtlos zu folgen war, nur ein Ziel vor Augen, und dies nur, weil allenthalben Hilfe vom Jenseits am Werke war. Ja, selbst die Geldnöte behoben sich zusehends dank sorgfältigster Einteilung dessen, was Schicksalswalten durch frühere Auslösung guten Sinnes mir zukommen ließ. Denn noch war ja in Gül- tigkeit eines der vielleicht wahrsten „geflügelten Worte“ kernigen Volksempfindens und natürlichen Menschenverstandes, nämlich das uralte Sprichwort: „Geld regiert die Welt!“ 27
Darum gerade war es auch von Beginn an mein Bestreben gewesen, Persönlichkeiten in England mit der Gralsbotschaft in Verbindung zu bringen,28 diesen die Erkennung und Annahme des „Wortes der Wahrheit“ zu ermöglichen, die nicht nur öffentliches Ansehen genossen, „ von „Amt und Würden“ waren , sowie Einfluß auf weite Kreise der Bevölkerung hatten, sondern auch über Kapital verfügten, mit dem sie bei gutem Willen die Gralsbewegung jenseits des Kanals mit einem Schlag auf ein ihr würdiges Piedestal hätten heben und fördern können, so, wie sie ungezählte weltliche Institutionen aller Gebiete, vornehmlich im „Sport“ in den Sattel gehoben und hernach fortlaufend unterstützt haben, um sich „Liebkind“ in den Augen der Bevölkerung zu machen und von Journalisten großer Zeitungen vergöttern zu lassen. Und all dies aus verstandlicher Berechnung zum Zwecke eigener Selbstberäucherung, während geistige Motive in den Abgrund versanken.
An anderer Stelle habe ich berichtet, welche Persönlichkeiten von Stand und Würde die Gralsbotschaft in ihren Händen hatten, auch welche Wege ich einschlagen mußte, um zu versuchen, das „Heiligste Buch auf Erden“ in den Besitz des britischen Herrscherpaars zu bringen. Als dieses reine Wollen von mir am Starrsinn dogmatisch eingestellter, ungeistiger Höflinge zerbrach, ahnte ich empfindungsgemäß, welchen Dornenweg Britannien noch zu seiner Lichterkenntnis zu beschreiten haben müsse, und wie wahr des Menschensohnes Vorausschauung von „Katastrophen über England“ gewesen ist, auch, was noch alles zu kommen hätte, um des Weltreiches geistigen Untergrund ins Wanken zu bringen, das irrige Dogma der Kirche zu brechen und das anglo-sächsische Volk für die Aufnahme des Wortes Abdruschins zu bereiten.
Die letzte Schwierigkeit für die Aussaat der Gralsbotschaft in London, mit seinen neun Millionen Einwohnern, war das Fehlen geeigneter Sprecher, die in ihrer Mutter- sprache durch Lesen und freie Erklärung das Wort der Wahrheit dem Volk übermittel- ten, dem Volk gerade, das wie kein anderes Freisprecher und große Redner gewohnt ist, ohne welche eine Verkündung in großem Format schwer, wenn nicht unmöglich ist.
Auch dies erkannte ich und zwar voller Sorge, wissend, daß ein Sprecher im Sinn des Grals nur dann wirken kann, wenn er aus vollster Überzeugung spricht – wo aber war die englische Zunge, die solches zu tun fähig gewesen wäre!
Sagte doch der Menschensohn selbst einmal zu mir, daß ich zum Beispiel nie als Redner auf Menschenmassen zu wirken imstande, ich hierzu gar nicht berufen wäre, die Stärke meiner Wirkungsart läge im persönlichen Wort von Mensch zu Mensch, in der Gabe, Einzelseelen für die Wahrheit zu begeistern, für die Sache des Grals zu ge- winnen, worin auch die Eigenart der Ausübung meiner Sonderberufung als „Grals- missionar“ beruhe und Erfolg verbürgt läge, „Seelenfischer“ für den Menschensohn Imanuel zu sein, wenn ich recht und uneigennützig zu handeln mich mühte.
Nach dieser Abschweifung will ich auf meine Rückkehr nach dem Berge des Heils zu sprechen kommen. Die Vorbereitungen für sie dauerten länger als ich
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales angenommen hatte, und wäre durch Monsieur René Weill im Auftrag der Gralsverwaltung nicht entsprechend bei den französischen Besatzungsbehörden im Innsbrucker Neuen Landhaus vorgearbeitet worden, wäre jegliche Hoffnung auf baldige Einreise nach Tirol vergeblich gewesen. Ich war die erste, den alliierten Nationen angehörende Person, die als solche Tiroler und österreichischen Boden nach dem Zweiten Weltkrieg betreten durfte.
Mein erster Schritt zur Verwirklichung meiner Sehnsucht, Vomperberg wiederzusehen, erfolgte Ende 1945, indem ich bei der militärischen Behörde im Londoner Paß-Amt vorsprach und um Auskunft über entsprechende Formalitäten bat. Der im Dienst befindliche englische Oberst sagte mir rundweg jede Unterstützung ab, da es ausgeschlossen sei, daß eine Zivilperson die österreichische Grenze passieren könne.
Trotzdem handelte ich aus eigner Initiative und beantragte auf dem Paß 129 Amt (Passport-Office) in Dartmouth st., Westminster, einen Passport, den ich auf alle Fälle bei einer Ausreise aus dem Vereinigten Königreich benötigen würde.
Wider Erwarten erhielt ich bereits nach vierzehn Tagen die Benachrichtigung, daß der Paß zum Abholen fertig läge. Ich eilte nach Westminster und nahm im Passport- Office nach Bezahlung von fünfzehn englischen Shillingen das Dokument, vom Außenminister Ernest Bevin, gezeichnet, mit dem Ausstellungsdatum des achtundzwanzigsten Januar 1946 versehen und die Nummer 52158 tragend, freudiger Miene in Empfang. Der erste Schritt war erfolgreich getan. Der zweite Schritt bestand in Meisterung einer augenfällig blau in den Pass eingefügten Klausel folgenden Inhalts:
„Not valid for travel to countries for which a Military, or Control Commission or other special Permits required, unless such Permit has first been obtained“.
Ich benötigte also eine Spezialerlaubnis einer Tirol militärisch kontrollierenden Behörde und teilte dies meiner Frau, die im November 1945 bereits zum Vomperberg zurückgekehrt war, mit der Bitte mit, sich diesbezüglich mit Monsieur René Weill be- sprechen zu wollen, der namens Frau Marias die Paßangelegenheiten der Gralssied- lungsbewohner bearbeitete.
Das entsprechende Gesuch meiner Frau und durch Mr. René Weill in die rechten Kanäle geleitet datierte vom neunzehnten Februar 1946.
Fast drei Monate lang zirkulierte das Schriftstück vom grünen zum grünen Tisch oder – verstaubte in der oder jener Schublade eines nachlässigen Beamten. Wie es sich später bei Reklamation zeigte, war der Brief „verlegt“ worden. Endlich kam an einem zu Ende gehenden Tage des Monats April die Genehmigung der französischen Militärbehörde aus Innsbruck mit einem Begleitschreiben des Herrn Weill in 10. Lancaster Drive, London-Hampstead, an, die den zweiten unternommenen Schritt zu meiner Rückkehr zum Vomperberg mit Erfolg krönte.
Das Dokument lautete:
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales
GOUVERNEMENT MILITAIRE FRANÇAIS INNSBRUCK, le 11.
EN AUTRICHE Avril 1946 Direction de la Sûreté Contrôle de la Circulation No 542 D. S. C. l.
L’ ADMISTRATION GENERAL CHEF DU GOUVERNEMENT MILITAIRE EN AUTRICHE Direction de la Sûreté Contrôle de la Circulation à
Madame Irene Freeman,
SCHWAZ, Vomperberg,
Gralssiedlung.
En réponse à votre demande faite en date du 19 Février1946, j’ai l’avantage de vous faire connâitre que les autorités autrichiennes ne voyant pas d’inconvenients à la venue en Autriche de Monsieur FREEMAN-EALES Randolph, Référence A 500/1/46 du 8 Avril 1946, les autorités françaises sont, d’accord pour autorisation à donner au sus nommé.
Le Directeur Adjoint
signé……………
Monsieur René Weill schrieb in seinem Begleitbrief, wie folgt:
Innsbruck, le 12 Avril 1946.
Monsieur Freeman-Eales,
Je me fais un plaisir de vous adresser cijoint l’autorisation de venir en Tyrol. Votre femme et votre fille vont bien et me chargent de leurs amitiés. A la Montagne tout va bien et j’éspère y faire bientôt votre connaissance.
Cordialement
signé René Weill.
Si vous aviez une difficulté, prévenezmoi
par Madame Freeman.
Doch noch einmal drängten sich finstere Mächte zwischen meinen Vorsatz zur Rückkehr nach dem Heiligen Berge und ihre Verwirklichung. Eine Bleivergiftung am Ringfinger der rechten Hand, die um Haaresbreite deren Amputation bedingte, berei- tete mir gerade am Karfreitag 1946 Schmerzen, wie ich sie bis dahin nie erlebte. Ich erblickte auch hierin des Schicksals Walten, schickte mich in mein Los und erkannte die Ablösung eines gewaltigen Karmas, das noch in die Tage von Golgatha fiel.
Der Mai zog herauf und über das unermeßliche London. Seine Parks prangten wie stets um diese köstlichste der Jahreszeiten im Frühlingsschmucke. Allenthalben sproßte das Leben, in ihrer reichhaltigsten Schöne spendete Gottes Natur den Men- schenkindern seinen Segen. Ich durfte ein letztes Mal den englischen Kreuzträgern die Grals-Bedeutung des dreißigsten Mai verkünden und benutzte die Gelegenheit, das Amt der Leitung der kleinen Anfangs-Gralsgemeinschaft in britischen Landen in die Hände Mr. Cecil Kingdons zu legen, der bereits am Karfreitag 1942, um die To- desstunde des Gottessohnes Jesus, als Erster in England, das Siegel des Menschen- sohnes Imanuel auf die Stirn empfangen hatte. Späteren Datums hatte er anläßlich ei- ner Journalistenfahrt als englischer Kriegsberichterstatter Vomperberg besucht und war bei Rückkehr nach London unter den Kreuzträgern der einzige Mann, der aus der Gralsbotschaft die Wahrheit zu schöpfen vermocht hatte, während die anderen Grals- anhänger Frauen oder Mädchen waren.
Die Gralsveranstaltung des kosmischen Festtages, des dreißigsten Mai, allerorten in der Urschöpfung, Schöpfung und Nachschöpfung, somit auch auf Erden, um die gleiche Zeit gefeiert, fand in London in 10. Lancaster Drive, Hampstead, statt, zwar nicht zu gleicher Stunde wie auf dem Berg des Heils, zwischen 11 und 1 Uhr, aber um 8 Uhr abends, um auch den Geschäftstätigen die Teilnahme ermöglichen zu können.
Die grüne Gralsfahne mit dem lichten Kreuz im Quadrat, doch ohne Strahlen zwi- schen den beiden gleichschenkligen Balken, spannte sich vom Plafond bis herab zur Höhe des Tisches des Herrn im festlich mit Blumen geschmückten Raum, und auf dem Tisch selbst prangten auf schneeweißem Linnen goldgelbe und violette Irisstau- den, die einen silbernen Kelch in Glockenform, gleichsam symbolisch wie das Gefäß des Heiligen Grals, umstanden, um den sieben Kerzen in güldenen Bechern brannten.
Vor dem Altar leuchtete ein Meer von blauen Rhododendronblüten, die ich am frühen Morgen mit Miss Chambury (da ich den Arm noch in der Binde trug) im Schloßpark des „Kenwood“ Besitzes bei strömendem Regen von wildwachsenden, oft zweimannshohen Rhododendronsträuchern geholt hatte.
Alles war festlich bereitet worden, wie es Grals-Ritus bedingt, den der Herr Aller Welten, der Messiaskönig Imanuel, auch hier auf Erden schon bei Lebzeiten zur ge- treulichen Befolgung feierlich eingesetzt hatte.
Wie selten geschah es, Anno Domini 1946 am dreißigsten Mai, einem Donnerstag, daß das Fest der Heiligen Taube, welches die Feier der Ausgießung des Heiligen Geistes ist, mit dem Himmelfahrtstage des Gottessohnes Jesus 37 zusammentraf, worüber der Menschensohn in seiner Gralsbotschaft folgendes gekündet hat, irriges Dogma verstoßend, Licht und Klarheit bringend:
„Diese Krafterneuerung durch den Heiligen Geist, also den lebendigen Gotteswillen, der die Kraft ist, erfolgt jedes Jahr zu einer ganz bestimmten Zeit in dem Allerheiligsten der höchsten Burg oder des Tempels, der den Heiligen Gral birgt, den einzigen Verbindungspunkt der Schöpfung mit dem Schöpfer, und deshalb auch die Gralsburg genannt“. –
„Das Pfingstfest nun gilt den Christen als Erinnerung an diesen Vorgang, ohne daß sie eine Ahnung davon haben, daß tatsächlich in dieser ungefähren Zeit jedesmal der Tag der Heiligen Taube in der Gralsburg ist, das heißt, der Tag der Krafterneuerung für die Schöpfung durch den Heiligen Geist! Natürlich nicht immer genau an dem auf Erden dafür errechneten Pfingstfeiertage, wohl aber zu dessen ungefähren Zeit.
Damals, – in den Tagen nach Jesu Tod – traf die Versammlung der Jünger gerade genau mit dem wirklichen Vorgange zusammen! Er wird auch später hier auf Erden regelmäßig und zu richtiger Zeit mitgefeiert werden als oberster und heiligster Feiertag der Menschheit, an dem der Schöpfer seine erhaltende Kraft stets neu der Schöpfung schenkt, als „Tag der Heiligen Taube“, also Tag des Heiligen Geistes, als großes Dankgebet zu Gottvater!“
In der letzten Gralsveranstaltung, die mir in London abzuhalten gewährt war,
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wies ich, bevor ich die beiden Vorträge des Herrn „Meidet die Pharisäer!“29 30 31 und „Ich 39
sende Euch“ aus den Nachklängen zur Gralsbotschaft lesen ließ, in meinen Einleitungsworten zur Festlichkeit auf ein, über alles wichtiges, Weg und Richtung weisendes Wort, aus einem Brief des Jüngers Lucien Siffrid, von Vomperberg gelangt, hin, das mir einen Ausspruch Frau Marias, anläßlich der ersten von ihr, auf dem Berg des Heils im Tempel Imanuels zum Fest des Strahlenden Sternes 1945, gehaltenen Feier getan, bekannt gab und welches den Beginn der „zweiten Phase“ des Heiligen Berges unter Frau Marias und Fräulein Irmingards Leitung in markanter, nicht mißzuverstehender Weise kennzeichnete.
Ich glaubte dieses Wort, den Ausspruch Frau Marias, den englischen Kreuzträgern, die schon Mühe gehabt hatten, aus dem Wort der Gralsbotschaft den Herrn zu erkennen und den Unterschied von Gottes- und Menschensohn zu erfassen, die aber vom Amt und der Eigenart der beiden anderen Teile des Trigons, geschweige der des Urgeschaffenen Löwen, Herrn Alexanders, verhältnismäßig noch wenig wußten, da darüber die Gralsbotschaft nichts kündet, nicht vorenthalten zu dürfen
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales oder diese Aufklärung meinem Nachfolger zu überlassen, wußte Mr. Kingdon in eigner Person doch nur das Dürftigste über die Grals-Hierarchie auf Erden. Bewußt und wohl bedacht hatte ich hierüber nicht voreilig gesprochen, was für Uneingeweihte nur schwerlich zu verstehen gewesen wäre und eher Wirrnis anstatt Klarheit gebracht hätte.
Doch nun hielt ich den Augenblick gekommen, zumal der Menschensohn die Erde verlassen hatte, daß auch über dem letzten Schleier der Träger der Weltenwende vollste Klarheit bestehen müsse, wer nach dem Ableben Imanuels die Leitung der Gralsbewegung übernommen habe, damit die Herde nicht führerlos werde.
Der Ausspruch Frau Marias lautete:
„Im Dienste Imanuels stehe ich vor Euch, Sein Werk mit Irmingard zu vollenden!“
Nach einem letzten Aufruf an die Kreuzträger Englands32 „der Wahrheit zu leben, für die Wahrheit einzustehen“, erhielt Mr. Cecil Whitfield Kingdon die Leitung der ersten Gralsgemeinde auf britischem Boden in feierlicher Weise übertragen, mit einer Mahnung des scheidenden und nach dem Berg zurückkehrenden Verankerers des Heiligen Wortes in England an alle, die guten Willens waren, restlos und treu Mr. Kingdon in Ausübung seines schweren Amtes zu unterstützen.
Diesen selbst aber hatte ich schon in alle Dinge der Führung der Gralskreise besten Wissens und bester Überzeugung eingewiesen, dabei meinen aufrichtigen Rat betonend, in allen Fällen wichtiger Entschlüsse für die Gemeinschaft, die Verwaltung des Heiligen Berges zu befragen.
Noch einmal vor meiner Abfahrt aus London durfte ich den engeren Kreis der englischen Kreuzträger um mich versammeln, und zwar im Heim meines Nachfolgers, das fern im Süden Londons gelegen war: Empress Lodge, 203, Brixton Hill, S. W. 2. Dieses Abschiedsbeisammensein war gleichzeitig die siebenzehnte Sitzung des am 7. September 1941 ins Leben gerufenen Vorstandes der Gralsbewegung in England.
Ich benutzte die Gelegenheit in „Empress Lodge“ am 29. Juni 1946, einem Samstag, ab 3 Uhr 30 nachmittags, in Gegenwart aller Vorstandsmitglieder, sieben an Zahl, – Mrs. Frydberg, Mrs. Bergmann, Mrs. Jenkins, (bekannt als Mollie Davies), zwei Misses Arnold und Mrs. Labak, dem neuerwählten Gralshüter und Gruppenleiter, Mr. Cecil Whitfield Kingdon, die bisher gebrauchten Insignien unseres Dienstes für den Menschensohn, eine grüne Gralsfahne mit dem Kreuz im Quadrat, einen silbernen Gralskelch, sowie das von mir geführte Protokollbuch über Vorstands-Sitzungen, feierlichst zu weiterer Betreuung auszufolgen.
In seiner Antrittsrede gedachte Mr. Kingdon auch meiner Pionierarbeit auf geistigem Boden für Aufrichtung des Gralskreuzes in britischen Landen und sagte im
Auszug dieses:
“To Mr. Freeman-Eales, Disciple of Imanuel in Great Britain for eight long years of trial and trouble, I observe: I personally, as also the members of the Community, recognise your strength of stature and unswerving zeal in forwarding the Message of Abdrushin in this country. I am proud to have been a foundation member of this Community and its first Hon. Secretary and Treasurer. We have suffered from many difficulties, not least of which have been the growing pains of those young in the faith. None of us will forget your personal counsel and help, as we feel sure you will not forget us and those small measures we took to help you and forward our work. Happiness and pain have gone hand in hand to mature us step by step, and so it will always be until the Kingdom of God is ushered in upon the earth plane. Grant us, o Lord, the strength, wisdom and Courage to serve and lead the people of this country in the Light of Truth ! The best thanks we can give to Mr. Freeman-Eales is to see that we go forward with even greater energy and determination, to build up the work of the Grail. Then he may be able to look back upon his years of hard foundation laying and say he built with good material on a sound foundation.
His departure will leave a great gap which will be felt by all. No longer shall we have his wisdom and support at each Read-ing Group or Festival. My position is not the same as that of Mr. Freeman-Eales.
I often work late in the evenings, and have many activities. But each one of us must develop the qualities of leadership as though we were independent units, and give all the support we can according to our circumstances. This should give us greater strength and self reliance.
There is one point I must here stress. It is important that there is absolute unity and harmony among our members. When Mr. Freeman-Eales has gone all official contact with the Holy Mountain must come through myself as Guardian of the Community. Where it is a question of seeking personal spiritual advice from wiser and more experienced persons, indeed from Frau Maria herself, then of course everybody is free to write directly to the Grail Settlement . . . . “
In deutscher Sprache:
„Für Herrn Freeman-Eales, Jünger Imanuels während acht langer Jahre voller An- fechtungen und Sorgen in Großbritannien, betone ich folgendes:
Ich persönlich, wie auch die Mitglieder der Grals-Gemeinschaft, erkennen das Ausmaß Ihrer Stärke und Ihres unerschütterlichen Eifers in der Aussaat der Botschaft Abdruschins in diesem Lande an. Ich bin stolz, ein Gründungsmitglied dieser Gemeinschaft und ihr erster Ehren-Sekretär und Schatzmeister gewesen zu sein.
Wir haben unter vielen Schwierigkeiten zu leiden gehabt, welche oft die schmerzten, welche erst Anfänger im Erkennen des Gralswissens waren. Keiner von uns wird Ihre persönlichen Ratschläge und Hilfeleistungen vergessen, ebenso wie wir
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales als sicher annehmen dürfen, daß Sie uns nicht vergessen, wie unsere geringen Bemühungen, Sie zu unterstützen und damit unser Werk zu fördern. Glück und Leid schritten Hand in Hand, uns Stufe um Stufe zu reifen, und so wird es immer sein, bis das Reich Gottes auf Erden erstanden ist.
Schenk uns, o Herr, Kraft, Weisheit und Mut zum Dienst, um die Menschenseelen dieses Landes zur Erkenntnis des Lichtes der Wahrheit zu führen.
Der beste Dank, den wir Herrn Freeman-Eales erstatten können, besteht darin, daß wir zusehen, daß wir mit noch größerer Energie und Entschlußkraft voranschreiten, das Werk des Grales aufzubauen.
Dann wird er imstande sein, auf seine eigenen Jahre harter Gründungs- und Pionierarbeit zurückzublicken und zwar mit guter Überzeugung, sich sagen zu können, daß er mit gutem Material auf gesundem Boden baute. Seine Abreise wird eine große Lücke lassen, die von uns allen gefühlt werden wird. Wir werden nicht länger sein Wissen und seine Unterstützung in jeder Lesegruppe und bei jeder Feier zur Verfügung haben. Meine eigene Lage ist nicht dieselbe wie die Mr. Freeman- Eales! Ich arbeite oft spät bis in die Abende hinein und habe mannigfache Betätigungen. Deshalb muß jeder von uns seine Anlagen zur Führerschaft entwickeln, so, als ob wir je von einander unabhängige Einheiten wären, und jeder seine ganze Hilfskraft geben, die er aufzubringen imstande ist. Dadurch sollten wir größere Macht und größeres Selbstvertrauen gewinnen.
Es gibt jedoch einen Punkt, den ich hier betonen möchte. Es ist wichtig, daß absolute Einigkeit und Harmonie unter uns Mitgliedern waltet.
Nachdem Herr Freeman-Eales uns verlassen hat, muß jegliche offizielle Fühlungnahme mit dem Berg des Heils über mich, als den Hüter der Gralsgemeinschaft, laufen. Wo es sich jedoch um eine Frage oder Bitte, um rein persönlichen Rat in einer geistigen Angelegenheit handelt, und zwar von weiseren oder mehr erfahreneren Persönlichkeiten, oder von Frau Maria selbst, kann jeder, selbstverständlich unabhängig von mir, direkt an die Gralsverwaltung schreiben.“
Nach Beendigung dieses letzten Beisammenseins mit dem siebenköpfigen Vorstand der kleinen Anfangs-Gralsgemeinschaft in London drängte es mich, diesem noch einen Segensspruch zu erteilen, bevor ich endgültig englischen Boden verließ. Ich tat es mit folgenden Worten:
„Dein sind wir, Herr!
Unser Leben soll, nur Dir zum Danke sein!
O nimm dies Wollen gnädig an und schenke
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales uns dazu auch diesen Tag die Hilfe Deiner Kraft! Die Segenskraft Imanuels, des Menschensohnes und unseres Herrn, die Heilliebe der Lichtrose Frau Maria, und der Reinheitsstrahl Irmingards, der Reinen Lilie, bleibe bei Euch und beschirme Euch immerdar! Amen!“41
Am achten Juli 1946 mittags verließ ich für immer London, zwei Tage vor dem Datum, an dem ich vor acht inhaltsreichen Jahren die Hauptstadt Großbritanniens betreten hatte. Außergewöhnliches Erleben war dieser Jahre ergiebiger, nicht missenwollender Geistgewinn gewesen.
Mr. Kingdon, Miss Edith Arnold und Miss Chambury begleiteten mich bis zum Boot- Express auf der Victoria Station in Westminster, Miss Arnold noch weiter bis ans Schiff in Newhaven.
Spiegelglatt lag das Meer im Sonnengleißen eines strahlenden Julinachmittags. Die Überfahrt war ruhig, ich gedachte geborgen, in einer Koje des Dampfers liegend, halb wach noch halb träumend, selbiger Stunden, nur umgekehrter Richtung, vor acht Jahren, da der Vlissingen-Kanal-Dampfer mich bei Nacht und Nebel nach Harwich trug, einem noch unbestimmten Anfang meiner Missionsfahrt entgegen.
Gegen sechs Uhr abends trat die französische Küste in Sicht. Die gelblichen Felsen Dieppes erstanden klarer, – bald schlugen die ersten französischen Laute, mir einst so vertraut, an mein Ohr, und um die Mitternacht lief polternd und rumpelnd der schwere „Rapide“ über die Weichen des Hafenbahnhofs seinem Ziel Paris zu, der „leuchtenden Stadt irdischen Glanzes und Lichtes“ an den Ufern der Seine.
„Noch heute läßt der Gedanke an Paris mein Herz höher schlagen“, schrieb ich in meinem schon in den Jahren 1927/28 verfaßten, ledergebundenen Buche, betitelt „Sursum Corda – zweite Gedichtsfolge – Fragmente und Widmungen (Charlotten- burg-Grunewald)“, empfinde ich Verlangen nach dieser unvergleichlich einzig präch- tigen Stadt, die alles, was Menschenverstand, Kunst und Kult je geschaffen, gezeugt und ersonnen, in sich vereint mit der Grazie und gleichzeitig schwerem Pompe ver- schwenderisch edler Vornehmheit.
Besuche den Dôme des Invalides, Notre Dame oder das Panthéon, pilgere über den Père Lachaise oder die Totenstadt von Montmartre: durch vergilbte
Lorbeerkränze, marmorne Grabdenkmäler oder gotische Spitzbögen, auf weihrauchschwangeren Marienaltären und zerschlissenen Standarten, grüßen Dich erlauchte Namen der Großen vergangener Jahrhunderte, mahnen Dich unvergessene Tote an den Glanz erstorbener Geschlechter.
Doch über den Totengrüften mit ihren Perlenkränzen und finsteren, geheimnisvollen Nischen, über den unterirdischen Grabgefilden und Katakomben der Stadt nie erlöschenden Lichtes pulst wie nirgend anderswo der Herzschlag des Lebens. Ja, Leben und Liebe, wo feierten sie höhere Triumphe und größere Orgien als hier!
Was einst Athen und Rom der Antike gewesen, ist heute noch Paris dem Geschlechte der Neuzeit: Mittelpunkt exquisitesten Lebensgenusses!“
Und jedesmal wieder, nach meinem ersten Besuch von Paris in der Jünglingszeit, empfand ich dasselbe, was Millionen und Abermillionen von Menschen der Alten, wie der Neuen Welt empfunden haben mögen, wenn sie von ferne die goldene Kup- pel Sacré-Coeurs, wie den Eifelturm im azurblauen Äther auftauchen sahen, empfan- den Vorfreude am Schönen und Edlen, gepaart mit Gelüsten nach Sensation und Ex- travaganz, wie an wohl keinem anderen Ort der Erde.
Ist und bleibt doch Paris die Stadt der Frauen, Sehnsucht der Lebensdurstigen und Traum aller Studiosis, das Eldorado der Liebenden, der Sitz der Künste, das Herz der Wissenschaften, Nervenzentrale der Politik, Geburtsort aller Eleganz, alte Residenz französischer Kaiser und Könige, napoleonische Cäsarenstadt, Ausgangspunkt und Machtzentrum von Revolution und Republik!
Welcher Kontrast zwischen der Stadt des Lichtes und der des Nebels an der Themse Ufern der Mammutmetropole des Britischen Weltreichs! Jener Stadt höchsten Reichtums und gewaltigsten Luxusses, der grenzenlosesten Armut und vollsten Mitleids bedürftig! Der Stadt der Verbrechen und aller Laster, der Stadt der Einsamkeit inmitten lautesten Verkehrs! Der Stadt der Arroganz und des krassesten Hochmuts! Der Stadt des Verdienens und aller Schätze der Erde! Der Stadt uralter Etikette, am Zopfe festhaltend und an gepuderten Perücken inmitten der Technik und modernsten Errungenschaften menschlichen Verstandes und Erfindergenies!
Der Stadt des Towers als Zeugen englischer Blutgeschichte!
Der Stadt der „boardinghouses“ und stillen, typischen „homes“, für deren epheuumrankte, romantische Giebel und Kamine durch die Jahrhunderte der Spruch seit je bestanden: „An Englishman’s house is his castle“.
„Einmal nur, – noch entsinne ich mich der Episode, so schrieb ich gleichfalls in 42
zuvor erwähntem Buch „Sursum Corda“ – stand ich wie gelähmt, fasziniert, ja geängstigt durch die Wucht und Übergröße, die Weite und Fremde dieser einzigartigen Stadt, London, Herz des britischen Imperiums, als ich mit John Clifford Geen, einem Marinekadetten und Sohn meiner Blackheather Landlady im Frühjahr 1909 eines Abends von der Höhe des Greenwich Parkes, dicht neben seiner berühmten Sternwarte, erstmals den Sonnenuntergang über dem Dunst und Nebelmeer des wie in giftigen Schwefeldampf tauchenden Häusermeers der City, mit der daraus hervorragenden Domkuppel von St. Pauls Kathedrale und Tower-Bridge wie Phantome erlebte, und monoton und düster die Themse, auf ihren schmutzig- gelben Fluten bizarr wirkende Schiffsleiber und gespenstische Segler, unheimlich in die Abendschatten trieb … fernen Gestaden und Kontinenten entgegen.
Da erfaßte es mich wie Furcht vor dem Unendlichen, wie banges Ahnen um die Größe der Welt und die Kleinheit des „ichs“, und erstmals in der Fremde und großen Stille des Lebens, fern elterlicher Obhut, brach die Sehnsucht nach dem Licht, nach einer höheren Heimat, durch“, von der ich eingangs dieses Abschnittes gesprochen habe.
Viele Male seit 1909 erlebte ich wieder und wieder die Hauptstädte Englands und Frankreichs, und während ich am achten Juli 1946 noch in London gewandelt, am 9. Juli mein Fuß historischen Boden von Paris betreten, saß ich noch am Abend gleichen Datums im „Arlberg-Express“, der mich meinem Ziel in Tirol „Innsbruck-Vomper- berg“ entgegen tragen sollte.
Die Route führte über Basel und Zürich, entlang des Sees gleichen Namens nach Buchs und Feldkirch, von da durch das Kloster- und Stanzer Tal mit dem Arlberg- Tunnel, zwischen Langen und St. Anton in deren Mitte, nach Landeck, weiter hinab das Inntal, vorüber an Imst und Telfs, zur Linken die historische Martins Wand pas- sierend, bis endlich die Türme von Innsbruck sichtbar wurden und der Expreß auf dem von vielen Bomben zerstörten Hauptbahnhof einlief. Auf dem dachlosen Bahn- steig erkannte ich sofort unter der harrenden Menge meine Tochter Beatrice in Schwesterntracht und den Chauffeur von Gralshöhe: Alexander Fahsel aus St. Peters- burg-Berlin.
Zu meiner großen Freude wartete vor dem Bahnhof im Herrschaftswagen Frau Maria, selbst zur Rückkehr zum Vomperberg, dem Berg des Heils. Inmitten Tiroler Bergwelt, umrahmt von schneegekrönten Firnen zur Herbstund Winterszeit, baut er sich am Südhang des Karwendels auf, gleich einer Veste seit Jahrtausenden, ein Schutzwall geformt durch wesenhafte Hüter gegen dunkle Mächte und fremdländischen Einfluß lateinischen Wesens.
Die Fahrt verlief im Tal des Inns, bald rechter- bald linkerseits der türkisgrünen Fluten, in denen sich hie und da die Konturen von Burgruinen, Schlössern und Klöstern spiegelten, aber auch Zeugen des Krieges verlassen am Wegrand, verbrannte Autos, zertrümmerte Waggons, kaum mehr kenntliche Gefährte – unverkennbare Denkmäler rohen und barbarischen Vandalentums.
In den Ortschaften und Dörfern tat sich noch die Anwesenheit französischer Besatzungstruppen kund.
Schwaz, das Tausendjährige, mit der Burg Freundsberg als Wahrzeichen, die alte Knappenstadt mit historischen Annalen, überragt vom Kellerjoch, Karwendel und Bettelwurf mit ihren heroischen, lichtgrauen Felsmauern, tauchte auf in der Ferne, letzte verglühende Sonnenstrahlen ruhten auf ihm wie auf goldenem Samt.
Wir überquerten den Inn, und bald nahm uns würziger Föhrenwald auf, heilige Hallen, durch Tannen geformt, im Dom der Natur. In abendlicher Stille herrschte tiefstes Schweigen. Hauchzart lagen Berge und Triften in violette Schleier gebettet, schräg fielen der Tagkönigin letzte scheidende Strahlen auf die Schönheit einer Landschaft, wie sie einzig sich im Umkreis Vomperberg nur zeigt, den sich Imanuel zum Verankerungspunkt des Lichtes auf Erden erkor. Aus des Tales Tiefe zog zur Höhe des Berges „Ave Maria“ katholischer Glocken.
In diesem Augenblicke war das Plateau erreicht, der Steinlechner-, Zöhrer- und Weberhof wurden sichtbar, auch die vom Franzosen noch beschlagnahmte Gralsschule, dahinter die Berninger Villa, doch vermochte ich nicht mehr die alte „Halle“ zu entdecken, die Anfangsstätte der Gralsfeiern des Menschensohns, die ein Opfer der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde.
Auf der Verkündigungshalle der Wahrheit des Neuen Bundes, der „Hütte Gottes bei den Menschen“, wie sie die Alten Propheten schon schauten, leuchteten wiederum zwei weiße Gralskreuze, das westliche mit, das östliche ohne Ring, wie die Symbolik es forderte, die Nazitum besudelt hatte. Scharf bog der Wagen um den „Zildererhof“, und – das Gralshaus, irdische Heimstatt des „Göttlichen Trigons“, grüßte die Heim- kehrenden von Gralshöhe. Hinter der Einfahrt mit dem Pförtnerhaus erwartete uns auf dem Platz am Verwaltungsbau der internationalen, konfessionslosen und dogmaf- reien Gralsbewegung Fräulein Irmingard mit Marga, Herr Alexander, das Ehepaar Vollmann und Herr Frederic Haug, der erste französische Offizier im Dienste des Grals.
Noch stand wie ehedem die gesamte Siedlung, wie sie unter Aufsicht des Herrn durch den Jünger Hermann Lohr in den dreißiger Jahren erbaut worden war, nur hatte der Zahn der Zeit an ihr genagt, hatten Gestapobeamte, wie amerikanische und französische Besatzungstruppen unverkennbare Spuren der Verhöhnung und Mißachtung hinterlassen. Das, was gewechselt hatte, waren die Siedlungsbewohner, die ehemalige Berg-Gemeinschaft des Grals, die der Menschensohn selbst einst am einunddreißigsten Juli 1932 ins Leben gerufen und feierlich sich zum Gralsdienst verpflichtet hatte. Bei dem politischen Umbruch im Frühjahr, März 1938, hatten fast alle Kreuzträger den Berg des Heils verlassen müssen, waren in alle Winde zerstäubt, und nun hatte Lichtsehnsucht den einen oder anderen geistig gedrängt, wieder leben zu dürfen an dem Ort auf Erden, der vom Licht seit Jahrtausenden erkoren war, die Wiedergeburtsstätte einer von der „Erbsünde“ befreiten, sich veredelnden und geistig heranreifenden Menschheit zu werden.
Da stand am Eingang zur Grals-Siedlung noch das Pförtnerhaus, das im Laufe der Jahre verschiedene Insassen als seine Betreuer und Betreuer der Siedlung ganztägig
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales oder auch nur halbtägig beherbergt hat, Herrn Alexander, Frau Thusnelda Reckleben, Herrn Willy Fritsch, Herrn Lothar Giesert und andere . . . . nun war es ein Holländer namens Ludwig Weglau, ein schon älterer Herr mit manchen in Belgisch-Afrika ge- sammelten Erfahrungen, die aber doch nicht die Pflichten aufwogen, die er jetzt als Torhüter der Gralssiedlung ausüben durfte.
Wie ehedem grüßten noch immer die typisch Tiroler Baulichkeiten der Reihenhäuser I und II, auch das Haus des Baurates Lohr- Karlsruhe, das holländische Frank-Haus, sowie die Wirtschaftsgebäude auf der Nordseite der Siedlung mit Stallungen fürs Vieh, Pferde, Kühe, Schweine, Schafe und Geflügel mit seinen Lauten verschiedenster Art, Geschnatter von Gänsen und Enten, schrillen Tönen eines Truthahn-Volkes, pfeifenden Lauten eines gemessen einherstolzierenden Pfauenpaares, sowie dem Gegacker buntgefiederter Hühner mit kampfsüchtigen und kammgeschmückten Hähnen.
An die Stallungen reihten sich Holzablegeschuppen und Gerätelager. Auch die ehemalige Flockenbereiterei und Bäckerei standen noch, eines Tages ihren Betrieb wieder aufzunehmen. Dann folgte der weißgetünchte Bau der Vomperberger Freiwilligen Grals-Feuerwehr, deren Begründer und erster Kommandant, Herr W. Fritsch senior, gewesen. Neben diesem Gebäude lag die Schmiede mit anschließender Tischlerei, dem Machtbereich des Golden-Kreuzers Josef Wagner, und über ihr im ersten Stock die beiden Malerateliers der Herren Hermann Wenng und Otto Ernst Fritsch. Den Abschluss dieser nördlichen Gebäudefront bildete ein weiterer wohnungsmäßiger Bau, zuerst vom Ehepaar Vollmann bezogen, später als ein Zahnatelier der Dentistin Karla Kemmer-Schwerin mit Wohnung ausgewertet. Im Erdgeschoß darunter befand sich die Tischlerei II, sowie der Literatur-Lagerraum der Gralsverwaltung.
Um das Wohnhaus des Herrn blühten wieder wie einst in schier verschwenderischer Fülle, von den Wesenhaften besonders gehegte Blumen in leuchtenden Farben und ebenmäßigem Wuchse, und wie einst war der Gralsgarten sorgsam gepflegt mit seinen Beeten und Sträuchern, Baumgruppen und Pfaden, mit feinem Kies bestreut, dem Tee-Pavillon und dem Teich, wie dem Taubenschlag, in dem wiederum schneeweiße Täubchen gurrten und gurrten… Nur die Hunde, die ihrem Herrn wohl mehr denn nur treue Tiere gewesen, vor allem den Ajax, vermißte ich. Nun lag ein schwarzer Neufundländer, mit Namen Barry, vor des Hauses Eingang, über dem das Motto noch immer stand:
„Mutig voran! Gott wohlgetan!“
Dies alles war noch, noch wölbte sich des Himmels Azur über die geweihte Stätte, die der Herr selbst „die Stätte Gottes auf Erden“ bezeichnet hatte, die Stätte, welche die Hierwohnendürfenden „durch ihr vorbildliches Erdenleben dienend heiligen sollten“ – „die von dem Vater berufen waren, in nächster Nähe des Sohnes zu stehen“. Noch thronten ringsum im heiligen Schweigen die Föhrenwälder und
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales hielten schneegekrönte Berge Wache, mit ihren Gipfeln zur Höhe weisend; Josef Wagner in der Tischlerei noch glühte im Abendrot die purpurne Sonne, Zaubergebilde in Farbe und Schatten formend, gleich Silhouetten aus „Tausend und einer Nacht!“
Nur der, der nicht mehr wandelte im irdischen Kleide als Mensch unter Menschen, das war der Herr, der Herr aller Herren und König der Könige! Doch sein göttlicher Kern war nah, durchstrahlte alles Leben auf dem Heiligen Berg und leitete durch Maria, der Lichtrose Liebe – welche ein Teil gemeinsam mit ihm durch das Erdenleben wanderte, um nach göttlicher Bestimmung mitzuwirken an der großen Aufgabe33 – dem Aufstieg der Menschheit aus Not und Chaos unter den reinigenden Flammengarben des „großen Kometen“.34 Frau Maria zur Seite waltete Irmingard, die „göttliche Reinheit“, der Reinheit Lilie, ihres hohen Amtes in Erfüllung des ihr von Imanuel erteilten Rufes. –
So fand ich die Stätte des Lichtes, den irdischen Berg der Erleuchtung, Patmos auf Erden, nach einem Fernsein von neun Jahren wieder.
Doch mit Imanuel, dem Gottgesandten, nie wiederkehrendem Weltenlehrer, fehlten noch andere zu Säulen des Grals einst erkorene Menschen, für nur einen Zweck im Stoff in dieser Zeit inkarniert, dem „Göttlichen Trigon“ zu dienen. Dem Heer dieser Treulosen schritten machtvolle und hochentwickelte Männer und Frauen auch irdischen Formats voran, auf die der Herr wie auf Felsen einst baute, wie er es in seinem Vortrag „Der Fremdling“35 bezeugte:
„Die Gewährung deren Bitte war mit Sorgfalt durchgeführt. Zu rechter Zeit erfolgte Inkarnierung auf der Erde. Unter treuer Führung wurden sie irdisch gerüstet für die jeweilige Aufgabe mit allem dem, was sie zu der Erfüllung nötig hatten. Es wurde ihnen zugeführt, geschenkt, so auffallend, daß sie es gar nicht anders als Geschenk betrachten konnten, als Lehen für die Stunde der Erfüllung ihres einstigen Versprechens. Pünktlich kamen sie mit dem Gesandten in Berührung, durch sein Wort, dann auch persönlich ..
„Mit Trauer sah der Fremdling auf der Erde die Verheerungen unter der Schar der Berufenen. . . . Feindselig fauchte es schon hier und da empor, und zischte hassend in die Reihen derer, die dem Rufe folgen wollten. Eng und enger aber kreiste es um die Berufenen, die durch Versagen in die Dunkelheit versinken mußten, der sie damit freiwillig die Hand geboten hatten.“
Wer aber war noch da, der alten Getreuen? Ihre Zahl war gering und wuchs erst allmählich. Noch atmete im Lichte der Gralshöhe, die einst schon Nahome diente und Abdruschin in Ägypten als Juricheo, eines stolzen Pharaonen Tochter, die das Knäb- lein Moses im Nilstrom entdeckte.
Noch lebte hier, wenn auch physisch gehemmt, die „äußere Torwacht zum Trigon,
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales ringend um Erstarkung und Gesundung, damit erfüllen sie könne, was das Licht von ihr forderte: reinsten Gralsdienst.
Zu denen, die neu den Ring der Treue um Frau Maria und Fräulein Irmingard zu schmieden strebten, die aus Not und Tod dem Zweiten Weltkrieg entronnen, geflüch- tet vorm Feinde, beraubt ihrer Habe, geschlagen am Körper und durch Luzifer ver- sucht waren, doch welche die Sehnsucht im Herzen bewahrten und dienen wollten dem Heiligen Gral, den Gott als letzte Gnade der Menschheit belassen zur Rettung und Erlösung des Weltenteiles Ephesus, zu diesen zählten Jünger Hermann Wenng, beide Ehepaare Siffrid, zwei Familien Fritsch, der Jünger Elisabeth Berninger mit Elisabeth Weglau aus Holland, Jünger Elisabeth Kretschmer aus Lodz in Polen, die Familien Paul Borbe, Paul Bergmann und Alexander Fahsel, zwei Hausmannsehepaa- re Karl Bergmann und Josef Wagner mit Kindern, der Tempelwart und Senior der Gralssiedlung Martin Görtz mit Frau aus dem Elsaß und folgende weibliche und männliche Gralskreuzträger:
Frau Hertha Döring mit Sohn, Fräulein Luise von Schwichow, Fräulein Lucy Reckleben, Frau Margarete Wilder mit Tochter, Fräulein Anna Maria Petz, Frau Karla Kemmer, Frau Luise Giesert, Fräulein Meta Genske, die Schwestern Maria und Gertrud Nell, Frau Elisabeth Regner, Fräulein Regina Bühler, Fräulein Anna Walter und Fräulein Jacqueline Choisel, sowie Mutter und Tochter Margarethe und Gerda Köckeritz, meine Frau Irene und Tochter Beatrice Freeman-Eales. Die Herren René Weill, Lothar Giesert und Jean Choisel.
Aber noch flammte in anderen Kreuzträgern da und dorten der Sehnsucht Lohe zum Berge des Heils und – war diese echt – strömte von oben Hilfe, daß deren Reise auch irdisch sich erfüllen konnte. So harrte in Dänemark, die vor rund dreieinhalb Jahrtausenden in Ägypten „Nanna“ gewesen und zur Lichtstadt pilgerte unter Lebensgefahr nach dem Tod Abdruschins. War ihr Los jetzt nicht ähnlich dem von damals, da klingende Worte ihr gekündet wurden: „Du sollst dereinst auf Erden leben, wenn sich das Sein Marias erfüllen wird, so Du in Treue dienst“. – Dem Kreis der höchsten Diener im Tempel der Isra gehörte sie ehedem an.
Es warteten der Rückkehr zum Vomperberg in der Schweiz jene beiden Getreuen, die ebenfalls Abdruschin im Land des Nils schon dienten als Hussa und Dhuffar.
Zur Fahrt über das Meer des Ozeans bereitete sich der Leiter des Grals in Sao Paulo, damit seine Gattin hier sterben dürfe und ihre Gebeine ruhen in geweihter Erde auf dem Waldfriedhof des Herrn: Walter und Margarete Brauning.
Auch eine Berufene aus den Vereinigten Staaten Nord-Amerikas nahte: Frau Helene Westphal mit Sohn und Tochter. Und der Balte Walther von Boetticher hoffte auf ständige Wohnerlaubnis auf dem Berg des Heils.
So also, äußerlich betrachtet, entwickelte sich die Berggemeinschaft der zweiten Phase des Grals auf Erden. Etwas ausführlicher über die innere Struktur, sowie den weiteren Aufbau zu sprechen, liegt nicht im Rahmen dieser Niederschrift. Darüber
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales kündet eine andere Stelle meiner „Gralsaufzeichnungen“. Vorausgeschickt sei nur, charakterisiert in einem kurzen Satz: Der materielle Aufbau schreitet dem geistigen voran.
Diesen Aufbau erlebte ich mit eigenen Augen, mit Erlaubnis Frau Marias, auch hie und da werktätig mit helfen zu dürfen, obwohl der Schwerpunkt meines Dienstes im Schreiben liegt – nach dem Willen des Herrn.
Ab Juli 1946 durfte ich mich erstmals als ein ständiges Mitglied der „Berg- Gemeinschaft“ zählen, während ich noch zu Lebzeiten des Herrn stets nur als Gast hier weilen konnte. Während meiner einundzwanzig Bergfahrten in den Jahren 1930 bis 1937 erlebte ich die Höhestunden auf Vomperberg, vor allem jene unvergeßlichen Gralsfeiern, die der Menschensohn amtierte und die „in wissender Gottverehrung schwangen“,36 weniger den Alltag.
Nun weiß ich aber auch, was der Alltag an dieser Stätte bedeutet, die durch ein vorbildliches Leben ihrer Bewohner mit- und untereinander für ein Ziel für immer geheiligt sein soll. Ich weiß um die tausend kleinen und scheinbar nichtigen Dinge, Begebenheiten und Pflichten, die jedes Mal für den, den sie betreffen und angehen, „wichtige Großigkeiten“ sind. Setzt sich das ganze Leben nicht aus Kleinigkeiten zusammen, „Bagatellen“ im Volksmund benannt, deren jede jedoch erfüllt sein muß von dem, der das Kreuz der Wahrheit trägt, das gleichschenklige Kreuz des Heiligen Grals. So weiß ich zuletzt auch, daß der Rat unseres Herrn von uns allen noch nicht genügend befolgt ist, den er uns am Ende seiner Ansprache über den „Berg des Heils“ in Liebe erteilt hat.
„Die lebende, dienende Liebe, wahre Treue, die vorwiegend des anderen gedenkt, das Helfenwollen und Sich-Selbst-Vergessen, das ist es, was Euch noch fehlt in dem Zusammenleben auf dem Berge.
Nicht rechts und links schauend, nicht nach Schönerem und Bequemerem haschend, nicht nach hohen Ehren trachtend, keine außergewöhnliche Stellung 47 einnehmen wollend, so muss das Kleid derer sein, die auf dem Berge leben wollen“.37
Abschnitt 7.
Ausblick in die Zukunft.
Als ich ein Kind noch war, geborgen rein am heiligen Herd der Heimat, vor meinen Augen rosig alle Welt im Sonnenschein, kannte mein Ich nicht Schmerz und Leid des Körpers und der Seele. Ein Meer von Licht und Glück umgab mein Sein!
Als ich ein Knabe ward, war all mein Sinnen je und je nur ein Gedanke, gepaart mit Angst und Furcht, daß eines Tages Mutter früher oder später sterben und mich allein mit Vater lassen würde; gleich einem Alp lag diese Last auf meinem Herzen! Schon diese Möglichkeit erstarrte all mein Hoffen, meine Freude, die mir das Leben schenkte, als Mutter lebte. Zu groß war die Verschiedenheit und Kluft der Charaktere 48
von mir und Vater, als daß die via media im Sein des Alltags Glück, Frieden, Harmonie geboten hätte. Des Schicksals Walten hat es gut mit mir gemeint: Vater verschied vor meiner Mutter Himmelfahrt.
Als ich zum Jüngling reifte, war es der Mutter Liebe und Allmacht, die mich feite vor dem Schmutz der Welt. Die Kraft des Fürgebetes ihres Wesenskernes war stark genug, selbst Raum und Zeit zu überspannen, auf unsichtbaren Bahnen zog zu mir ihr Wünschen und ihr Hoffen in weite Ferne.
Tief in der Brust empfand ich ihren Strahl, der mir von Kindesbeinen an den Glauben an die Allmacht ins Herze senkte, der sich in ihm für immerdar verankerte, bis er zur Überzeugung für das Licht der Wahrheit wurde.
Als beide Eltern dann das Zeitliche gesegnet hatten, und das, was irdisch war, hoch auf der Höhe Meißens im Sachsenland in kühler Erde ruhte, im Schatten einer Traueresche, umrankt von Efeu, all irdischer Besitz geschwunden war im Strom der Zeit, der Kampf nur birgt und Kampf bedingt um Sein und irdisch Gut, um Glück und Frieden, um des Gewissens reines Ruhekissen um Freiheit der Gedanken, um höchs- ten Dienst für Gott, galt all mein Sehnen einer Zweisamkeit mit einer edlen Jungfrau im Lenz des Lebens, einer Ehe, die schon im Himmel sich gefügt, mit ihr gemeinsam alles Sein zu meistern nach heiligem Natur- und Gottgesetz.
Als ich ein Vater wurde, aus Zweiklang sich ein Dreiklang formte, ein fremder Erdengast, doch geistverwandt nach dem Gesetz der Gleichart, die Tage unserer Zweisamkeit besonnte, und uns ein still Familienglück erfreute, klopfte ein hohes Walten an des Geistes Kern, gemahnend, daß Glück und Ruhe wohl Gefahren bergen, daß Rasten Rosten ist nach dem Gesetze der Bewegung, welches im Kosmos streng und ehern, selbsttätig, unantastbar wirkt.
Am heiligen Altar des Heims begannen Not und Sorge nun zu nagen, wie schleichendes Gift, das die Lebensfreude lähmt, das schwer zu bannen ist, weil es im Trüben fischt, unheimlich ist. Mein Haar erbleichte, des Lebens volle Härte spürend, das Leid nahm zu, neue Verluste irdischer Güter, Krankheit zog ein ins Haus, und un- ser Dreiklang selbst ward einige Zeit irdisch getrennt.
Da fügte sich ein neuer Ring dem alten in des Schicksals Ablauf, das Licht griff ein, was einst der Geist gelobt auf hoher Ebene in fernen Lichtregionen, heischte Erfüllung nun durch Tat – der Herr war da, der das Gelöbnis einst entgegen nahm auf Patmos.
Es fand mein Geist auf vielen erdverschlungenen Pfaden den Herrn der Welt. Im Dunkel irdischer Finsternis, im Chaos hoher Meinungswogen, im Kampf des Guten mit dem Bösen, wies mir des Lichtes Führung das Ziel des Menschensohnes Imanuel, der selbst das Gotteswort erfüllt:
„Harret sein, den Ich erkor … Euch zur Hilfe!“38
Ein völlig neues Leben nun begann. Ein völlig Neues hatte es durchdrungen, die Saat vor langem schon gelegt, ging auf. Im Evangelium des Grals erkannte nun mein Ego das „Licht der Wahrheit“, das Abdruschin noch einmal allen Menschen brachte vor dem Gericht, das sich „das Jüngste“ nannte.
Wie Schuppen fiel es von den geistigen Augen. Das Dogma wankte, die Welt begann im Urglanz ihres Lichtes neu zu leuchten, klar wurden all die Gottgesetze, die nur zum Besten eines Menschen schaffen, wenn dieser sie als Hilfe für sich wertet, befolgt, sie lebt. Der Lenz des einst verheißenen „Reiches der Tausend Jahre“ brach strahlend in der Welten Dämmerung an, das Morgenrot des „Neuen Tages“ verkünde- te das Hochamt des Messiaskönigs, sein Ruf erreichte mich, ich löste mein Gelöbnis ein mit nur zwei Wörtlein von bedeutungsvoller Schwere:
„Ich dien’!“
Es währte sieben Jahre, daß ich des Grales Hohe Feiern auf Vomperberg, dem Berg des Heils, erleben durfte, die er, der Priesterkönig, selber hielt. Es ist unmöglich, hier nur zu versuchen, das Amt Imanuels in Menschenworten zu beschreiben. Es war ein Geisterleben, das nur in wahrer Gottanbetung zu erleben möglich war.
Dann kam an eines Frühherbstes grauem Tage mein letzter Blick auf ihn, die letzte Strahlung seines Wesenskernes auf mein Ich. Der Vorhang fiel. Barbarentum entweihte die Gottesstätte hier auf Erden, Imanuel schmachtete im Kerker und mit ihm manche seiner Freunde, bis eines Jüngers Liebe ihm ein letztes Erdheim bot.39
Dort ließ sein Gotteskern sein irdisch Kleid zurück. Der Herr stieg auf in ferne Welten, wo ihm ein neuer Ring der Treue Verankerung bot, fester gefüget denn auf Erden.
Lichthilfe gab den Hohen Damen den Heil’gen Berg zurück. Des Lichtes Rose und die Reine Lilie gelobten, das Werk des Herrn im Stoffe zu vollenden, der Ritter Löwe trat an ihre Seite und damit offiziell in seine Sendung.
Der Hort Imanuels – des Grales Siedlung – erstand erneut, befreit ward er von allen Kriegesspuren, aus vielen Landen und übers Meer nahten sich Wahrheitssucher, welche im „Kreuz der Wahrheit“ ihre Rettung fanden, und nun von Irmingard das Siegel auf die Stirn erhielten, sie reihend in den angelobten Kreis. Marias Gotteskern spendete das Heilige Mahl im Namen Gottes.
Der Erdenleib des Herrn kam aus der heimischen Erde Bischofswerdas zum Vomperberg zurück. Die Pyramide stand bereit, die strahlende Hülle in sich aufzunehmen. Unter Gralsglockenläuten wurde sie beigesetzt.
Ein Lichtgeschehen schloß sich so im Ring, das alle Ebenen der Welt erfüllte.
Das Alte war vergangen, die neue Zeit brach an!
Welch Menschheitsschicksal birgt sie in dem Schoße? Was bringt die Zukunft?
Stumm bangend hält die Welt den Atem an. Das Wesenhafte und Getier duckt sich im Gottesstrahl des Zornes, den Willen des Allmächtigen spürend – doch nur der Mensch spürt nichts! Im Größenwahn des eigenen Könnens, nur Waffen der Vernichtung schmiedend, rast er ins sichere Verderben – richtet sich selbst!
Hiermit schließt mein in sieben Abschnitte gegliedertes „Gralserleben“, beendet in den Tagen um die Feier des Strahlenden Sternes Anno Domini 1949 auf Vomperberg, dem Berge des Heils. —
Mein Bekenntnis zum Menschensohn.
Februar 1949.
Die Zeit dünkt mich reif, nach langer Schreibpause abermals den Griffel zu ergreifen, um mein Bekenntnis zu dem Menschensohn niederzuschreiben.
Ich tue dies, gedrängt von einer Kraft aus der Höhe, deren Quell nur in Einem wurzeln kann, welcher der Ausgangspunkt allen Lebens ist – im Göttlichen und Urgeistigen, im Geistigen und Wesenhaften, so auch im Stoff und in dem, das Menschenantlitz trägt. Dieser Eine ist es, dem ich angehöre, seitdem mein Ego zum Bewußtsein erstanden, und dem auch dieses Bekenntnis gilt, dem Menschensohn, von dem ein Berufener des Gottgesandten zeugte:
„Am 29. Dezember 1929, inmitten einer traumhaft schönen Winterlandschaft auf dem Heiligen Berge, erfolgte die Verkündung des Menschensohnes. Es war damit eine ergreifende Feier verbunden. Das die Teilnehmer überflutende Licht ließ alles in reinster Empfindung schwingen, es kann darüber nicht gesprochen werden.
Die Verkündung erfolgte mit seinem Namen:
„Ich bins der Menschensohn“
Es ist der, von dem an anderer Stelle bezeuget stehet:
„Imanuel Abdruschin Parzival, – Oskar Ernst Bernhardt, – achzehnter
April eintausendachthundertfünfundsiebzig, der Kommende.“51
Mein Bekenntnis zu ihm erfolgt nicht nur für die, denen gleich mir die hohe Gnade geworden, den Hocherhabenen von Angesicht zu Angesicht auf dieser Ebene in dieser Zeit gekannt zu haben und für all die Millionen, die ihm Zeitgenossen sein durften, vielmehr auch für noch Ungeborene, die erst zukünftig diese Erde bevölkern und in seiner Botschaft vom Heiligen Gral das Wesen seiner Persönlichkeit erkennen werden, die durch ihr Lesen und Schürfen in der Gralslehre, die alles Schöpfungswissen umfaßt und offenbart, oder nur durch von ihr Hören bei geöffnetem Geiste und reinstem Wollen nachzuempfinden vermögen, was ich und
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales meinesgleichen einst als „lebendiges Geschehen“ zu erleben den Vorzug hatten.
Die Zeit dünkt mich reif zu einem starken, mir vollbewußten Bekenntnis zu dem Menschensohn, der mit dem Schöpfungswort „Es werde Licht!“ das Dunkel erhellte, das vor Jahrmillionen, unfaßbar menschlichem Verstande, noch raum- und zeitlos war.
Die Zeit dünkt mich reif zu einem unwankbaren Bekenntnis zu dem Menschensohn, der von dem Zeitalter der Fische die Brücke zu dem des Wassermannes spannte, der durch sein „Sein“ im Stoffe – biblisch gesprochen – die Schafe von den Böcken trennte, und so der Menschheit von Ephesus das Gottgericht brachte, Jüngstes Gericht, die Weltenwende.
Reif dünkt mich die Zeit zu dem Bekenntnis zu dem Menschensohn, in welcher die Menschheit am Kreuzweg ihres Schicksals steht – „Quo vadis humanitas?“ – in welcher die Atombombe Trumpf bedeutet – das Grauen biologischer Kriegsführung eines dritten Weltkrieges unheilschwanger droht – Menschenhirn, verkrampft zur Unkenntlichkeit, der Gestirne Strahlen als kreaturenvernichtende Waffen nützt und Naturkatastrophen oft unerklärlicher Art das Gefüge unseres Planeten erschüttern, so, wie es bisher noch niemals war.
Reif ist die Zeit, von welcher der Erhabene nicht nur prophetischen Blickes, vielmehr „wissend“ kündete:
„Die Stunde ist nicht fern, in der nunmehr ein Kampf beginnen muß, der bisher fehlte. Die Einseitigkeit hört auf, es folgt ein scharfes Gegenübertreten, das jede 52 falsche Anmaßung zerstört“.
Sieht dies nicht Jeder, der Augen hat zu sehen und Ohren zu hören schon in jeglichem irdischen Geschehen, betreffe es Politik oder Technik, Wissenschaft oder Handel, ja, jedes nur Allzumenschliche jedweden Alltags, sei es in Rasse oder Volk, in Gemeinschaft oder Stamm, selbst im Rahmen der Familie oder beim Einzelmenschen! Empfindet nicht einer, der sich die innere Sicht erhalten durfte und noch seiner Führung zu lauschen vermag, wie sich im Kosmos noch Furchtbareres bereitet, damit endlich durch Gottes Willen Menschenverstand von seinem sich selbst bereiteten Hochsitze stürze.
Enttäuschender, schrecklicher und niederschmetternder aber als all Genanntes, ist die Erfüllung noch einer anderen Vorausschau des Menschensohnes, die ihm die höchste Stufe seines Leidensweges bis zum Golgatha wurde und die schon in der letzten Phase seines Berglebens begann, immer mehr sich türmte, und ihren Trumpf auszuspielen droht dadurch, daß Verrat auch an dem Geisterbe des Menschensohnes geübt ward, worüber am Schluß dieses Bekenntnisses noch ausführlicher gesprochen sei.
Mit folgenden Worten beschreibt der Herr selbst dieses namenlos erlittene Weh in
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales
53 seinem Vortrag „Der Fremdling“:40
„Mit Trauer sah dieser auf der Erde die Verheerung unter der Schar der Berufenen. Das war eine der bittersten Erfahrungen für ihn! Soviel er auch gelernt hatte, soviel er durch die Menschen selbst erlitt …. vor dieser letzten Tatsache stand er verständnislos!“
Und weiter lautet es:
„Verräter, falsche Zeugen und Verleumder kamen aus der Schar Berufener. Immer mehr Gewürm des Dunkels wagte sich heran, da es sich sicher wähnte, weil der Fremdling auf der Erde in Erfüllung vor dem Schmutze schwieg, wie ihm geboten war, und wie auch einst der Gottessohn nicht anders tat vor der johlenden Menge, die ihn als Verbrecher an das Kreuz gefestigt haben wollte“.
Doch genug mit dem so unsäglich Betrüblichen! Mögen die Missetäter ernten, was sie sich säten! Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen!
Nachstehende Ausführungen sollen für Zeit und Ewigkeit „Mein Bekenntnis“ zu ihm, dem Menschensohn, bezeugen:
Mein erster Kontakt mit dem inkarnierten Menschensohn erfolgte auf feinstoffliche Weise. Nichts kann dieses In-Verbindung-Kommen mit treffenderen Menschenworten schildern, als die einer hochbegnadeten Seherin auf Vomperberg, die im Land der Pharaonen einst Fürstin Aloe gewesen und zur Zeit des Heilandes in Judäischen Gefilden Maria von Magdala, genannt Maria Magdalena, war.
In ihrer Niederschrift betitelt „Zeugen des Lichtgeschehens“ im ersten Bande von „Verwehte Zeit erwacht!“41 stehet geschrieben:
„Groß und gewaltig war das Erfüllen für die Welt, das nun begann. Aller Augen, aller Ohren richteten sich nach dem Berge,42 horchten auf bei dem Klange des Namens, den die Welt vergessen hatte.
Der Name hieß: Abdruschin,43 44 Als dieser Name zum ersten Mal mein irdisches Ohr in diesem Sein traf, schlug sein Klang wie ein Klöppel an eine goldene Glocke, deren Widerhall gleich einem Echo aus der Ewigkeit deuchte, Erinnerung lösend aus vergangener Zeit, mein Gedächtnis durchstrahlen lassend wie mit Blitzeszucken an 57 eine bessere, geistige Welt.
Seitdem war dieser Name, vielmehr der, der ihn trug, der unter ihm die Botschaft
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales des Heiligen Grales „Im Lichte der Wahrheit“ geschrieben, bis heute der Leitstern meines Lebens. Und groß und gewaltig ward auch für mich nun die folgende Zeit!
Bald wurde mir im Innersten bewußt, daß er und der Name eins waren, daß es anders gar nicht zu sein vermochte, in selbiger Art, als auch Oskar Ernst Bernhardt 58
und Abdruschin, wie er selbst bekundet hat, ein und dieselbe Person waren. Eine weitere Erkenntnis, die in mir tagte, war, daß er und auch sein Wort nur eins sein konnten, ja sein mußten. Und mein Herz jauchzte, als ich dies Ahnen später dann auch bestätigt fand, nachdem der Herr seinen Vortrag
„Wer nun mein Wort nicht kennen will um eines anderen willen, den werde ich nicht kennen in der Stunde seiner Not!“ geschrieben hatte und ich in diesem die Offenbarung des Weltenlehrers fand.
„Ich und das Wort sind eins! Wer also mein Wort kennt, der kennt auch mich. Ein körperliches Sehen ist dabei nicht notwendig; denn er hat dadurch geistige Verbin- dungen mit mir erhalten, gleichviel, ob ihm das bewußt ist oder nicht. Der Mensch, der mein Wort aufgenommen hat, hat damit auch mich aufgenommen, ist mit mir ver- bunden“.45 46
Doch nicht genug hiermit! Weiter drängten Wißbegier und das Suchen nach Wahrheit und den „letzten Dingen“, das Schürfen nach dem Quell, dem Born des Lebens, der der Menschensohn ist, den nimmer rastenden Geist. Welches tiefe Geheimnis umwob doch noch immer das gewaltige Schöpfungswort: „Es werde Licht!“ Wer hatte es gesprochen? Von wem war es ausgegangen am Anfang der Äonen, das ganze Welten schuf? Wohl hatte sich auch hierum, wie um so vieles, ein starres Dogma gewoben, die Geister einlullend in tödlichen Schlaf und damit den Verstand auf gleißenden Thron setzend, solange, als bis ein Strahl aus dem Licht die Finsternis erhellte, die Wahrheit offenbarte um dieses Wort. Und da es aus dem Lichte kam, so kam es von Gott, denn Licht ist nur Gott selbst.
So kündet der Menschensohn:
„Gott sprach also nicht nur die Worte „Es werde Licht!“ nach menschlichen Begriffen aus, sondern es war gleichzeitig ein Vorgang der Tat! Es war das große Geschehen des aus dem Göttlichen Hinausgesendet- oder Hinausgeborenwerdens eines Teiles von Imanuel! Das Hinausstellen eines Lichtteiles vom Urlichte, damit es außerhalb der unmittelbaren Gottesstrahlung selbsttätig leuchte und erhelle. Der Beginn des großen Schöpfungswerdens war nichts anderes als die gleichzeitig einsetzende Folge der Aussendung Imanuels.
Imanuel ist also Ursache und Ausgangspol der Schöpfung durch sein Ausgesendetwerden aus dem lebenden Lichte selbst. Er ist der Gotteswille, der das
Wort „Es werde Licht!“ lebendig in sich trägt, der es selbst ist. Der Gotteswille, das lebende Kreuz der Schöpfung, um das die Schöpfung sich gestalten konnte und mußte. Deshalb ist er auch die Wahrheit, sowie das Gesetz der Schöpfung, die durch ihn, aus ihm, sich bilden durfte!
Er ist die Brücke aus dem Göttlichen heraus, der Weg zur Wahrheit und zum Leben, die schöpferische Quelle und die Kraft, die aus Gott kommt“.47
„Damit wurde er zu dem ausgeborenen Sohne Gottes, in dessen Ausstrahlung die reingeistige Welt zum Sichbewußtwerden erstehen konnte. Also der Sohn, in dessen Strahlung die Menschheit der Urschöpfung sich entwickelte, woraus der Beiname „Der Menschensohn“ den Ursprung hat. Der Sohn, der in Vertretung Gottes unmittel- bar über den Menschengeistern steht, da diese erst durch ihn sich zum Bewußtwerden entwickeln konnten.
Bei dem Mysterium der Abtrennung und Aussendung eines Teiles aus Imanuel blieb dieser in der Gralsburg der göttlichen Region, aus dem Gesetz heraus, seiner Herkunft entsprechend als König des Heiligen Grales, öffnete das Tor nach außen und bildete damit die Brücke zu dem Durchgang für das Geistige. Er war persönlich nicht mit außerhalb der Grenze. Nur seine Strahlungen gingen von dieser Grenze aus hin- aus in den bis dahin noch lichtleeren Raum.
Durch das Verbundenwerden mit Reingeistigem dann später, zur Zeit, da dieses sich bewußt geworden war, erstand in dem Reingeistigen selbst Parzival, als aus Imanuel kommend durch ein Band, genauer noch gesagt, durch eine unreißbare Strahlung immer mit Imanuel verbunden seiend. In solcher Art kann sich der Mensch dieses Verbundensein vorstellen. Es sind zwei und doch im Wirken eins! Imanuel im göttlichen Teile der Gralsburg an der äußersten Grenze der göttlichen Region, noch innerhalb dieser stehend und nur die Brücke bildend, die zum Reingeistigen durch ihn, ja in ihm selbst offen gehalten bleibt, und Parzival im reingeistigen Teile der Gralsburg, das mit Bewußtwerden des Geistigen und dem damit verbundenen Sichformen aller Landschaften und Bauten erstand. Beide Personen untrennbar verbunden und als eine Person wirkend, damit auch eins seiend!“48 –
“Da nun die Nachschöpfung durch die langsam sich entwickelnden Menschengeister und deren Fall durch einseitig gezüchteten Verstand verdüstert wurde, musste eingegriffen werden. Um alles von der Menschheit Gefehlte hilfreich wieder richtigzustellen, wurde Parzival mit der Grobstofflichkeit verbunden in Abdrushin. Abdrushin war also Parzival und deshalb auch Imanuel durch die weitergeführte unmittelbare Strahlungsverbindung, die durchzuführen große Vorbereitungen und Mühe kostete. Durch dessen Sein auf Erden (das erste Mal in Ägyptenland, das zweite Mal auf Vomperberg, Tirol) konnte der Nachschöpfung wieder entsprechende Lichtkraft gegeben werden, zur Klärung, Stärkung und Hilfe
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales
allem Geistigen, und durch dieses weitergehend der ganzen Nachschöpfung“.49 –
Dies ist das Mysterium um die Dreieinheit des Lichtwirkens: Imanuel-Parzival- Abdrushin, von dem der Menschensohn kündet, daß dies Dinge betrifft, „die weit über dem Begreifenkönnen eines Menschengeistes liegen, die weltenferne von ihm sich erfüllen, rollend auf ehernen Bahnen göttlicher Gerechtigkeit und göttlicher Voll- kommenheit“.50
Geistig ward hierüber am neunzehnten Juli 1931 gekündet:
„Die göttliche Lichtkraft dringet ein in alle Reiche und durchdringet jetzt die Erde. Mit einem donnernden Schlage wird sich die Stunde melden. Ein scharfer Blitzstrahl fahret ins Irdische. Ein leuchtender Blitz verbindet die gewaltigen Geschehen zwischen Abdruschin und Imanuel.“
Am zweiten August 1931:
„Feurige Kämpfe entstehen am Himmel. Imanuel sendet den Blitz zur Erde“.
Am dritten August 1931 fuhr um vier Uhr nachmittags aus heiterem Himmel ein eigentümlicher, weißleuchtender Blitz zur Erde, als sichtbares Zeichen des im Geisti- gen zündenden Blitzes. Darüber wurde gekündet:
„Dieses ist ein weißer Blitz, der nichts gemein hat mit der gewöhnlichen Elektrizität“.
Am fünften August kam der zweite Blitz. Es war das zweite Wort, das in den Himmel geschrieben war durch den zündenden Blitz. Es stand unter dem Zeichen Imanuel und heißt:
„Der Vollendung entgegen durch das Schwert“.
Am siebenten August früh einhalb acht Uhr fuhr ein furchtbarer violetter Strahl vom Himmel, dem ein starker Schlag folgte. Der Blitz war in den Raum gefahren, in dem der Gottgesandte arbeitete, ihn von allen Seiten mit feurigem Schein umgebend. Und eine Stimme ertönte:
„Es ist vollbracht!“
Imanuel hielt in seiner Hand den Blitz. So war das göttliche Licht eingezogen in
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales den Erdenkörper des Gottgesandten, bringend das Endgericht und den Beginn des Tausendjährigen Reiches.51
Jeder Menschengeist, der noch fähig ist, vor der Größe derart unirdischer Geschehen sich in Demut zu beugen, wird leicht auch ermessen können, daß, wollte man in Menschenworten eingehend hierüber berichten, man diese schwerlich zu finden vermöchte. Doch habe ich versucht, meine Eindrücke über den Menschensohn und seine gesamte Mission an anderer Stelle ausführlicher darzulegen.
Da jedoch der Kernpunkt vorliegender Abhandlung „Mein Bekenntnis“ zu ihm enthalten soll, will ich hierbei verbleiben, und mich bemühen, ein Bildnis von ihm zu zeichnen, wie es sich tief und unverwischbar in meinen Geist gegraben, wie ich ihn erleben durfte – als Mensch, als Geist, als Gottsohn, und somit bezeugen, daß er für mich, für die Meinen und meinesgleichen der Menschensohn war und in Ewigkeit ist. Ich tue dies, teilweise auf früher Geschriebenes zurückgreifend, teilweise Neues hin- zufügend – da ja im Schreiben erst wieder die ganze gewaltige Vergangenheit ersteht – Aussprüche von ihm anführend, ihn als Menschen malend, als den Messiaskönig, wie ihn Fremde, ihn nie gesehen und gehört Habende durch meinen Mund und Griffel zu erleben wünschten, und auch, wie ich ihn vor den Menschen bekannte, vor Behör- den verteidigte, vor der Obrigkeit schützte, zu schützen versuchte, wobei das Dunkel jedoch den scheinbaren Sieg behielt. Wenn ich hier oder da mich der Beschreibung eines Dritten bedienen sollte, führe ich diesen Namen an.
Weit zurück liegt der Tag, an dem ich zuerst über Herrn Oskar Ernst Bernhardt erfuhr. Es war im Spätherbst des Jahres 1930, kurz, nachdem sein angenommener Schriftstellername Abdruschin – allerdings von größter Bedeutung – geistig zu mir gesprochen hatte und somit Anlaß gewesen war, mich auch irdisch mit ihm in Verbindung zu setzen. Herr Dr. Kurt Illig, ein Siemens-Schuckert Direktor, sowie der spätere „Grüne Ritter“, gab mir die erste Beschreibung über den Menschensohn, als ersterer, auf dessen Anregung uns einmal besuchte. Unser Gast, Dr. Illig, jedoch übte eine anfänglich auffallend strenge Zurückhaltung. Es war – wie ich später schrieb52 – als müßte man jedes Wort förmlich aus seinem Munde ziehen, wir hörten wenig und sahen von Herrn Bernhardt kein Bild, nach dem meine Frau wiederholt gefragt hatte. Nur das ließ uns Herr Dr. Illig zur Beruhigung wissen, Herr Bernhardt sei äußerlich ein völlig natürlicher Mensch, verheiratet, sehr vornehmer Natur, hochgeistiger Ein- stellung, mit dem man, da er weitgereist sei und großes allumfassendes Wissen besä- ße, wunderbar über alle Lebensfragen sprechen könne.
„Im Übrigen werden Sie den Berg ja bald selbst erleben können, dann werden Sie auch Herrn Bernhardt kennen lernen“, fügte Herr Dr. Illig hinzu. „Ich will heute nichts vorwegnehmen von dem, was Sie über ihn zu wissen wünschen. Urteilen Sie selbst, wenn Sie von ihm empfangen werden und Sie vor ihm stehen!“
Bei diesen Worten ergriff Herr Dr. Illig ein kleines, bis dahin verborgen
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales gehaltenes „Goldenes Kreuz im Ring mit gleichschenkligen Balken“, zeigte es uns und sagte ernster Miene:
„Dieses Kreuz ist das Zugehörigkeitszeichen zu Herrn Bernhardt, das mich auf ewig an ihn bindet. Es trägt einen kleinen Spruch mit nur zwei Worten „Ich dien“. Außerdem in der Mitte noch einen schwarzen Onyxstein, den Stein des Schweigens, der eine besondere Bedeutung hat, worüber Sie später noch mehr und Ausführliches erfahren werden“. –
Bald war der Tag gekommen, an dem sich erfüllte, was der künftige „Grüne Ritter“ vorausgesagt hatte, am achtundzwanzigsten Dezember 1930 stand ich erstmals vor dem Menschensohn, der zuvor mir folgendes geschrieben hatte:
„Es ist jetzt die Zeit, wo, wie schon Christus sagte, die Eltern die Kinder und die Kinder die Eltern, der Mann die Frau und die Frau den Mann verlassen werden um des Wortes willen. Dieses Wort gebe ich noch einmal den Erdenmenschen in meiner Gralsbotschaft, damit sie sich darnach richten können“.
„Im Übrigen glaube ich, daß es Sie in Ihrer geistigen Entwicklung fördern würde, wenn Sie eine Feier hier auf dem Berge erleben könnten.“
„Ich würde Sie ausnahmsweise als Hörer bei der Feier des Strahlenden Sternes am achtundzwanzigsten Dezember zulassen.“
„Setzen Sie sich bitte mit Herrn Dr. Illig in Verbindung, ob Sie zu kommen vermögen?“
Meine Erwiderung war eine jubelnde Zusage!
Als in der „Hütte Gottes bei den Menschen“, in dem ersten Tempel des Menschensohnes auf Erden, auf Vomperberg in Tirol, in der Morgenfrühe des achtundzwanzigsten Dezember 1930, während der Feier der weiße Vorhang hinter dem Tisch des Herrn sich teilte, und unter Vorantritt von Frau Maria, Abdruschin, der Lichtfürst und Sendling Gottes erschien, glitt es wie ein Aufleuchten durch den violett verhangenen, dunklen Raum, das selbst die Kerzen des Altars überstrahlte. Das Leuchten nahm an Strahlungskraft zu, als das „Lebende Wort“ zu offenbaren begann, und Imanuel, der Herr aller Herren und König der Könige in goldgerändertem, weißem Gewande, umhüllt von einem violetten Mantel, seine Ansprache verlas.
Da fiel die letzte Binde vor meinem geistigen Auge, der Lichtstrahl hatte meinen Geistkern durchdrungen:
„Ich schaute den Herrn, ich erkannte das Licht und fand die Wahrheit!“ Ich schaute das Leuchten Seiner unergründlichen Augen, ich hörte sein leises, doch so kristallklares Reden, und langsam begann aus dem Urgrund meines Geistes eine Frage zu schwingen:
„Wo erlebtest du einstens schon diese Gestalt?“ – So bekannt war sie mir!
„Wo sahest du schon den Lichtblick seiner göttlichen Augen?“ – So leuchteten sie
Verstehen und inniges Vertrauen!
„Wo hörtest du den Klang dieser harmonischen Stimme?“ – So sprach sie von Heimat!“
„Wo empfandest du die Wärme seiner flutenden Liebe?“ – So strahlte dieser Geist wie eine Riesensonne!
Und triumphierend brach in mir das Licht der Wahrheit durch, erstand die Überzeugung von dem „Menschensohn“, von dem schon Christus, der Gottessohn, vorausschauend in seiner Zeit gekündet hatte:
„Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgehet, der wird zeugen von mir und euch alles lehren und erinnern dess’, das ich euch gesagt habe!“53 54
Und alsdann versiegelte mich der Menschensohn für den „Neuen Bund“, mir das Zeichen seiner Sendung auf die Stirne drückend:
„Mit der Reinheit dieses Wassers gebe ich dir das Zeichen meines Vaters, deines Gottes und Herrn, das dich ihm zu eigen macht und dem Lichte vermählt!“
„Nimm auch die Kraft des Heiligen Geistes, die dich schützen, führen und
67 erleuchten wird, solange du dem Lichte zustrebst!“
Amen!
Am Nachmittag um fünf Uhr selbigen Tages sollte ich in Gralshöhe in Privataudienz von dem Menschensohn empfangen werden. In dem kleinen Vorraum des Gralshauses legte ich ab, auf dem Tische dufteten rote Rosen. An Wänden hingen Aquarelle, die Lichtgestalten und geistige Geschehen zeigten. Eine hölzerne Treppe führte in den Arbeitsraum des Gottgesandten.
Als ich eintrat, stand Abdruschin am Fenster und ließ mich auf sich zukommen. Er reichte mir die Hand. Ich ergriff sie, ich fiel vor ihm auf die Knie und küßte seine Hand. Ich spürte, wie etwas meine Kehle schnürte und ich kein Wort zu sprechen ver- mochte.
Ich entsinne mich noch, daß ein undefinierbares Etwas, das wie ein Drang war, ihn zu schützen, mich den Arm erheben ließ, der sich wie durch sich selbst um seine Schultern legte. Der Menschensohn lächelte mit einem unbeschreiblich lieben Ausdruck seiner Augen und lud mich mit freundlicher Geste zum Sitzen ein.
Da entsann ich mich der Worte Dr. Illigs: „Urteilen Sie selbst, wenn Sie von ihm empfangen werden und Sie vor ihm stehen!“
Anstatt eines Greises mit weißem Vollhaar, langem Bart in würdevoller Priestertracht, anstatt Asketentypes in grauem Bußgewande nach morgenländischer Art, stand vor mir nun vornehm und elegant im Smoking, glattrasiert und wohlgepflegt, ein Monokel im linken Auge, mit rassig schönem und edlen Haupte, der Vollbegriff eines Grandseigneurs, der jedem Menschen in der Alten, wie der Neuen Welt, dies- oder jenseits der Ozeane, etwas besonderes zu sagen haben würde, den jedes Volk, im Osten oder Westen, Norden oder Süden, als einen seiner Größten erkennen müßte.
Dies war die äußere Hülle des Menschensohnes, der am achtzehnten April 1875 zu Bischofswerda in Sachsen, als Mensch unter Menschen, das Licht der Welt erblickt hatte.
Das, was ihn gesetzmäßig von den Menschen unterschied, ihn hoch emporhob über die Kreatur, war sein innerer Kern, das göttliche „Ich“, das den Erdenleib durchstrahlte und die Menschengeister erschütterte. Gleichwie in dem irdischen Jesus von Nazareth sein innerster Kern ein Teil Gottvaters gewesen war, so wirkte auch im Menschensohn Oskar Ernst Bernhardt ein wesenloser Teil des Allewigen:
Imanuel – Parzival.
Christus, der Eingeborene Sohn, zur Rechten des Vaters, personifizierte Gottliebe und König der göttlichen Sphäre – dagegen Imanuel, der Ausgeborene Sohn, zur Linken des Vaters, personifizierte Gottgerechtigkeit, wirkend in und durch Parzival als Gralskönig der Urschöpfung, Schöpfung und Nachschöpfung, ewiger Mittler zwischen Gott und Mensch.
Nahm es Wunder, daß die Lichtgestalt des Menschensohnes auch äußerlich das Ideal allen Menschentums sein mußte, der vollkommene Mensch, wie der Schöpfer ihn forderte! Abdruschin selbst sprach dies mir gegenüber einmal in einer mir gewährten Audienz aus, indem er sagte:
„Ich bin der erste vollkommene Mensch!“
Leicht und behend war sein Gang, trotz vorgeschrittenen Alters, als fühle der Körper keine Schwere des Stoffes! Abdruschin war von edlem Mittelmaße, weder wuchtig noch zierlich, schon in der Form seiner feinen, sprechenden Hände drückte sich hohes Geisttum aus, das die Hülle formte, ja, völlig beherrschte.
In seinen dunklen, unergründlichen Augen spiegelten Weltenweiten, die raum- und zeitlos schienen. Der Ausdruck seines Antlitzes, von gebräuntem Teint, wechselte ständig, je, wie es der Sinn seiner Worte heischte, die oft weich aus seinem feinge- schwungenen Munde flossen, aber auch brausen konnten wie grollender Donner, wenn göttlicher Zorn es fordernd gebot.55
Jeder Ausspruch Abdruschins war Offenbarung, sowohl im Alltag wie zu den hohen Feiern. Glückselig, die ihrer teilhaftig wurden und die durch Jahre hindurch
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales die Gnade erhielten, seinen Sonntagsandachten im Grals-Tempel lauschen zu dürfen, in denen er „belehrende“ und „verkündende“ Vorträge hielt, je wie es der Ernst der Stunde gebot. Denn gezählt schon waren die Stunden einer verklingenden Weltenzeit!
Und was er so kündete, nahm sogleich Form an, war doch sein Wort „schaffendes Gotteswort“. Er sandte sein Wort vom Heiligen Berg in den Kosmos, das durch alle Schöpfungen schwang und endlich in gesetzmäßiger Rückkehr auf die Erde auch im Stoff die irdischen Auslösungen erzwang und noch erzwingt.
Doch am köstlichsten war es immer, wenn der Herr mich persönlich zu sich rufen ließ, sei es, um ihm als Taufjünger in der deutschen Metropole oder als erster Missio- nar fern dem Heiligen Berge – dies war meine zweite Berufung durch den Herrn im Gralsdienst auf Erden, während die andere die eines Chronisten war – von meinem Wirken berichten zu können. Oft war es sofort nach meinem Betreten der Grals-Sied- lung, innerhalb deren wir, wenige Schritte nur von „Gralshöhe“, wohnen durften, daß, während der Zeit meiner einundzwanzig Bergbesuche, kaum nachdem ich Frau und Kind begrüßt hatte, schon ein weißes Billet gebracht wurde: der Herr erwarte mich in seinem Arbeitszimmer, im Gralshaus, zur Berichterstattung.
Einmal dämmerte es schon an einem Spätnachmittag kurz vor Weihnachten; unvergeßlich bleibt es mir, wie der Herr mich in dem stillen Haus auf der Höhe empfing. Nachdem eine Bedienerin mich gemeldet hatte, kam er sogleich die Treppe herabgestiegen und lud mich ein, in das kosige Eßgemach zu treten, wo wir neben dem wärmenden Kachelofen Platz nahmen.
Durch meine Erinnerung zog blitzschnell ein Erlebnis, das ich auf selbigem Platze, bei meinem Abschiedsbesuch während meiner ersten Bergfahrt Ende 1930, hatte. Weit aufgestoßen standen damals die Fenster, draußen braute der weiße Nebel, gar mannigfache Gebilde formend. Es war, als stünde das Haus auf einsamer Höhe, hoch über dem Strom der rauschenden Welt, geborgen in Frieden und Himmelsruh. Nur der Töne Akkorde, gemeistert von den Händen des Jüngers Friedrich Mörbitz, durchschwangen es, sich dann in freien Äther ergießend, – ein jauchzender Jubel zum Preise des Höchsten. Neben mir saß ein schlichter Schweizer. Demut stand auf seinem Antlitz geschrieben, durchwühlten Gemütes sagte er zu mir, doch fester Überzeugung:
„Ja, scheint es nicht schier unglaublich zu sein, daß man hier im Haus eines Gottessohnes sitzt, ihn sieht und spricht, wie einst die Nazarener den Heiland sahen!“56
In dieser Feierstunde ohnegleichen sprach mir der Menschensohn von den Geschichten aus „Verwehter Zeit“, nachdem ich ihm über das Gralsleben in Berlin hatte erzählen dürfen. Das Manuskript „Nahome“ war es vor allem, das er hervorhob, das ich lesen, ja, in mich eintrinken müsse, wie erkorenen Nektar, bevor ich den Berg verließe und in dem Dunkel der Niederung wieder untertauche. –
Ein ander Mal, es war sprießender Frühling, hatte ich mit Frau und Kind gerade unsere Wohnung in Reihenhaus II verlassen, und schickten wir uns an, einen Spaziergang nach der Rodelhütte nahe dem Vomper Loch zu machen.
Da vernahm ich plötzlich vom hohen Balkon im Verwaltungsbau die mir so vertraute Stimme des Herrn, mich bei meinem Namen rufend. Es hatte ihn ein besonderes Problem beschäftigt, das auch sofort geklärt werden mußte, – so war sein Prinzip – wie er auch jeden Brief innerhalb dreier Tage zu beantworten pflegte, und tat er nicht so, erfolgte keine Antwort.
Es handelte sich jetzt um den Grafen Ernst von Reventlow in Potsdam, den Chef- Redakteur und Besitzer der Zeitung „Reichswart“, dem ich die Gralsbotschaft hatte überbringen dürfen. Der Herr frug mich, ob ich wohl meine, daß dieser bedeutsame und einflußreiche Mann die Wahrheit aus seiner Botschaft erkennen würde? –
Wieder ein anderes Mal erzählte ich ihm ein Traum-Erlebnis, das ich in meiner in London herausgegebenen Schriftserie „The Herald of Truth“ im dritten Hefte hatte drucken lassen.
Während einer Nacht im Jahre 1936 hatte mein Astralkörper den stofflichen Leib verlassen und war nach Ägypten gepilgert. Ich sah eine grandiose, doch im Todes- schweigen erstarrte Landschaft, Felsengebirge und Wüstensand. Mein Ego folgte ei- nem einsamen Pfade, nur mühsam fand es endlich das Ziel, nach dem es von unge- kannter Macht getrieben strebte, doch fest und bestimmt, wie magnetisch gezogen, als könnte es gar nicht anders sein. Ein Felsengang hatte mich aufgenommen – nun stand ich vor einem steinernen Tor, das mein Astral durchschritt. Ich tastete mich in der Dunkelheit weiter, die Luft war dumpf und modrig.
Ich schritt im Innern einer Pyramide und stand nun vor einer tausendjährigen Grabkammer. Auf der sie hermetisch abriegelnden schweren Steinplatte gewahrte ich ein gleiches Zeichen, das der Grabstein zeigt, der die Gebeine deckt, welche der 70
Gottessohn Jesus auf Erden trug“.
Am Abend des dreizehnten Januar 1931, um zehneinviertel Uhr empfing Schwester Rosa gemäß einer Aufzeichnung von Apostel M. Reinhardt folgende Kundgebung:
„In der Pyramide liegt ein Kreuz. Die sehr verzierte, wie geschnitzt aussehende Goldumrandung ist schon fast ganz abgebröckelt. Ein großer Stein ist in der Mitte, scheinbar eine Perle. Auch in den vier Balken sind solche Steine. Das Kreuz hat et- was Ähnlichkeit mit Herrn Halsebands Ritterkreuz. In dem mittleren Stein ist etwas zu sehen, Bilder und Zeichen. Ich sehe dieses Zeichen „X“ und darüber eine primitive Axt, darunter ein Feuer. Das Feuer kommt aus einer Wölbung, es ist die Erde. Letztes Gericht auf Erden, daraus hervorgehet die ewige Vereinigung, der ewige Friede.
Und wird neu sein alles in dem Heiligen Kreuze in dem Heiligen, der das Kreuz 57 ist. Groß ist die Stunde, da es wird erschauet. Es ist die Stunde des Hochgerichtes, der höchsten Erkenntnis, des schlimmsten Verderbens, der reinsten Klarheit, der tiefsten Wirrnis.
Imanuel ist der Name des Verheißenen. In den Himmel geschrieben seit Anbeginn und erkannt von den Lebenden zu seiner Zeit.“
In tiefster Ehrfurcht war mein Astral vor dem Schrein in der Grabkammer niedergesunken, darinnen die Mumie Abdruschins, des Lichtfürsten der Isra, noch immer schlief. Und wieder erkannte mein Geist die edlen Züge des einst so hoheitsvoll geformten Hauptes.
Auf mein Befragen bestätigte mir der Menschensohn, daß mein Astral diese Reise unternommen hatte.
Abdruschin fügte hinzu:
„Schon damals dienten Sie mir mit Leib und Seele, wie mit dem Griffel, mit dem Sie emsig Hieroglyphen in Papyrusrollen über Begebenheiten ritzten, die ich Sie festzuhalten bat“.58 59
„Im Übrigen“, fuhr er in schlichten Worten, mit denen er stets große Dinge schilderte, fort, „haben auch Sie ein Evangelium über den Gottessohn Jesus geschrieben, denn auch zu seiner Zeit waren Sie erdinkarniert. Auch Sie haben auf dem Berge des Leides gestanden – haben Golgatha erlebt. Ihr Evangelium wird noch gefunden werden, wenn die Steine zu sprechen beginnen und aus den Trümmern von 72 einst das Neue ersteht“.
Der Menschensohn beschloß mein ihm erzähltes Traum-Erleben mit folgender Mahnung:
„Beherzigen Sie stets, wenn Sie zu mir kommen oder sich in meiner Nähe befinden, mit Bleistift und Papier gerüstet zu sein, um Wichtiges sofort festzuhalten. Menschlicher Verstand kann Erlebtes oder Gehörtes nicht so genau im Gedächtnis behalten, wie es in Wahrheit gewesen ist. Anders verhält es sich mit dem Geiste, der in Bildern bewahrt, was er erleben durfte. Irdisch, verstandesmäßig, aber sollen Sie gerade die Chronik des Heiligen Grales schreiben, den Aufbau des Grales auf Erden beschreiben, klar und verständlich für die Ihnen folgenden Geschlechter! Ein 73 Menschheitswerk sollen Sie schaffen zum Preise meines Namens und Wirkens!“60
Der Herr fuhr fort:
„Ich würde Sie schon jetzt hier auf dem Berg zur Ausübung Ihrer Berufung wohnen lassen, denn viel Material müßte bereits sortiert und bearbeitet werden, wenn ich Sie dementsprechend auch finanziell honorieren könnte. So müssen wir warten, bis die Verhältnisse es gestatten werden. Ich schaue Sie aber schon jetzt im Geiste
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales friedsam in einem ruhigen Kabinett hier über Ihrer Chronistenarbeit sitzen und glücklich darüber“.
In einem Brief schrieb Abdruschin mir einst auf mein Befragen, ob ich in der Chronik in der „Ich-“ oder „Dritten-“ Form schreiben solle? – daß ich es in der „Ich-“ Form schon tun könne, nur müsse jedes Wort auf die Waage gelegt werden, um bestehen zu können, und müsse die Sprache wie aus „Granit geschlagen“ und im 74
„Feuer gestählt“ sein!
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Und mündlich fügte er einmal betreffs Niederlegung der Grals-Chronik hinzu:61 62
„Alles, was Sie jetzt arbeiten und schreiben, dient nur zur Übung für kommende Erfüllung dessen, was Sie tun zu dürfen einst erbaten. In der Grals-Chronik, die für die Geschlechter der Zukunft im Tausendjährigen Reich bleibt, wird die Zeit von heute mit ihren Leiden und Wirren nur in wenigen Sätzen geschildert werden. Das Alte wird dann vergangen sein nach dem Wort alter Weissagung: Siehe es muß alles neu werden! Der Inhalt der Chronik wird vor allem die chronologische Folge des Gralsaufbaus auf Erden enthalten. Erst, wenn nach dem Geschehen, dem Jüngsten Tage, die letzten Schleier vor dem erwachenden Geiste gelüftet wurden, wird das Menschheitswerk begonnen werden können. (Worte des Herrn zur Zeit des Festes der Heiligen Taube 1934)“.
Ein anderes Mal sagte er noch das zu mir:
„Um so für den Gral auf Erden und zur Hilfe für die Menschen intuitiv und verstandlich wirken zu können, wurden Sie aus Gnaden mit zwei Drittel Empfindung und nur ein Drittel irdischem Verstand gerüstet, während es im Normalfall halb zu halb sein müßte. Zur Zeit besitzen die Menschen ein Drittel oder gar keine Empfindung, dafür aber zwei Drittel Verstand, der nur auf Materielles gerichtet ist“.
Was die Bemerkung des Menschensohnes über einige meiner Inkarnationen betrifft, bestätigte diese auch der Jünger Hermann Wenng in einem Zusatz zu meiner Namensauswertung, die er mit höherer Erlaubnis fertigen durfte in einer Teilerfüllung seiner Berufung:
„Ihr Schicksalslauf führte von den Bergen im Süden Ägyptens in gerader Linie nach dem Berge des Leidens und von da nach dem Berge des Heils!“63
So bedeutete der Menschensohn auch Herrn Dr. Friedrich Rauber, daß er alle Lichtgeschehen auf Erden erlebt habe und darin auch zu wirken hatte – von der Zeit von Atlantis begonnen bis zum Tag des Gerichtes, sein Leben in den Tagen Kassandras zu Troja als eine seiner Hauptinkarnationen mit eingerechnet. –
Während einer Audienz in den Tagen des Festes der Reinen Lilie 1935 sagte der Herr zu mir folgendes:
„Wenn die Menschen den „Heiligen Berg“ besuchen, sei es aus Neugier, zum Genuß der Alpenwelt oder aus Drang in Sehnsucht nach einer seelischen Erbauung, in den wenigsten Fällen aus reinstem geistigen Wollen, so fragen sie zuerst, wenn der Wunsch nach einem Andenken ersteht, nach Bildern des Trigons, den geschichtlichen Werken, die Vorboten der „Neuen Zeit“ bedeuten und alte Irrtümer richtig stellen, verlangen nach Heilmitteln aus meinem „Yaspis-Laboratorium“ zur Gesundung und Stärkung, ja, nach kosmetischen Präparaten, um ihrer Schönheitssucht willen, – am wenigsten und zuletzt erst nach meiner Botschaft. Dies hat mich oft schmerzlich und eigen getroffen, aber mir in Wahrheit den Menschen von heute enthüllt. Doch es kommt die Zeit, sie ist schon nahe, wo es für viele zu spät sein wird. Wo die einzel- nen, deren Geistfunke noch nicht erlosch, sich aus den wenigen dann noch erhältli- chen Gralsbotschaften in allen Ländern der Erde, zur Wahrheit erwachend, einzelne Seiten und Sätze reißen werden, um ein Stück wenigstens aus dem „lebendigen Worte
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Abdruschins“ ihr eigen nennen zu können“.77 –
Ein Jahr, nachdem mir der Menschensohn in der Feier des Festes des Strahlenden Sternes 1933 den silbergrauen Taufmantel mit dem Goldenen Gralskreuz ohne Ring auf der linken Seite verliehen hatte, ließ er mich am Sylvestertag 1934 rufen. Klop- fenden Herzens, wie stets bei solchen Rufen, doch beschwingten Geistes und heiter freudig betrat ich das Zimmer des Herrn im vornehmen, großen Verwaltungsbau.
Wichtiges schien er mir zu künden, denn er lud mich auf dem mir und anderen so wohlbekannten Stuhle dicht vor seinem Diplomaten-Schreibtisch zum Niedersitzen ein.
Ich harrte der Worte aus dem göttlichen Mund, die Tat und Erfüllung in sich trugen, wenn sie im Gesetze des Herrn bewegt und in Demut und reinstem Wollen befolgt wurden.
Er saß auf seinem Arbeitsplatz in seinem Sessel; unergründlich war seiner Augen Leuchten, es schien als krönte das Haupt eine Krone, darüber die Schwingen der Tau- be rauschten. Durch seinen Erdenleib strahlte das Kreuz und umflutete seine Gestalt mit Himmelsglanz.
Es war ein Erleben, schwer mit Worten zu malen; in diesem Erleben glühte der Geist, Verstand und Denken vermochten in die hohen Ebenen des Urlichtes Glanz mitnichten zu folgen. Und wie aus Weltenweiten sprach dann der Herr. Wohl waren es Worte, die Menschenmund formte, doch in ihrem Schwingen lag das Geheimnis der Kraft, wie feinstes Kristallklingen wirkte der Ton, als klänge er durch die Ewigkeit: Mysterium des Wortes des Menschensohnes.
Er betreute mich mit einem neuen Amt: dem Erstlingsamt eines Gralsmissionars.
„Da es mir liegen und meines Schaffens Drängen befriedigen würde“, so meinte er gütig, wissend um der Seinen tiefinnerste Wünsche. „Die Zeit für das Chronik- Schreiben wäre noch nicht, die Verkündung des Wortes aber würde immer schwerer
und somit das öffentliche Wirken für den Gral, dem bald die Feindschaft begegnen würde. Im Stillen aber könne Missions-Dienst blühen, er entspreche meinem Wesen 78 und viel Freude würde mir daraus erblühen!“
Dank ohne Worte galt dem Herrn aller Herren; ein einziger Dankpsalm war mein Empfinden. –
Abermals waren zwei Jahre getaucht in den Schlund der Zeiten. Ungeheueres war geschehen Anno Domini 1936 und abermals hatte sich Vomperberg bereitet, das Fest des Strahlenden Sternes zu begehen.
Und abermals durfte ich den Menschensohn sprechen von Angesicht zu Angesicht. Doch wie stets verblaßte das Menschenwort gegenüber dem Gotteswort und nur letzteres schwang weiter im Rhythmus des Gesetzes und bei dem, der es in Gnaden empfangen durfte.
Prophetischen Blickes, wissend, kündete der Herr meines ferneren Lebens Ablauf nach dem Gesetz der Gestirne, die auch mein Schicksal beeinflußten, sei es gut oder böse. So sprach der Herr zu seinem Diener:
„Wundern Sie sich nicht, wenn Sie Ihr Weg, sobald Sie einmal Berlin verlassen müssen, nicht zu mir nach dem Heiligen Berge führt, sondern nach England! Nicht für immer, doch für eine geraume Zeit!“
„Nur in England können Sie erfüllen, auch dort nur können Sie irdisch groß werden, sofern Sie geistig Ihrer Berufung leben und zu erfüllen sich wahrhaft mühen. In Ihre Hand lege ich Leben und Tod. Sorgen Sie, daß Sie als Sieger zurückkehren!“
„Fragen Sie nicht, wenn die Stunde des Gehens kommt! Unternehmen Sie nichts, es irdisch herbei zu zwingen! Vergessen Sie nie, daß Sie lichtgeführt sind, lauschen Sie nur Ihrer inneren Stimme, Ihrer Führung aus dem Heiligen Gral!“
„Die Kanäle bereiten sich von selbst für Sie. Eines Tages stehen Sie auf englischem Boden. Britannien aber werden Katastrophen erschüttern, nicht nur stoffliche, – auch schwere geistige -, wie es solche nie erlebte. So wird das Volk bereitet durch Schmerz und Nöte, durch Tod und Schrecken und unsagbare Ängste zum Empfang meines Allheiligen Wortes aus der Burg des Lichtes.“
„Wenn es soweit ist, und der Geistschlaf der Jahrhunderte behoben, der Volks- Stolz gebrochen und sein Hohn verloschen, wenn langsam und heißer das große Suchen beginnt, die Sehnsucht nach Licht und inneren Frieden, – dann brauche ich 79
Einen, der mir die Treue bewahrt, zu pflanzen das Kreuz in Albion!“64 65
Wie ich später, und zwar am dreizehnten November 1949, vom Jünger-Ehepaar Emil und Elsa Dörflinger auf Vomperberg erfuhr, hatte der Herr einst zu diesen betreffs Englands folgenden Ausspruch getan:
„England wird wieder ein Fischervolk!“
Und noch von einem fünften Amt im Dienste des Grals neben dem des Chronisten, Täufers, Missionars und dem des Wort-Überbringers auf anglikanischer Erde jenseits der Wasser, die er selbst einst so liebte, redete zu mir der Menschensohn in einer Hochstunde reinster Harmonie und seligsten Friedens. Dies aber, so wunderbar verheißend es auch klang, liegt heute noch im Schoße der Zukunft. Wird Erfüllung je werden? Werde ich überhaupt den Bau der Gralsburg im Stoffe noch lebend erleben?
Denn von ihr sprach der Herr weitgeöffneten Seherauges in jener Stunde. Er sah sie auf Erden im Geiste erstehen auf dem Heiligen Berge im Lande Tirol, sieben gewaltige Kuppeln gen Himmel ragend, jede von ihnen das Zeichen einer Weltreligion tragend, die mittelste und höchste aber das Kreuz des Heiligen Grals, nach dem Abbild von oben. Während er selbst in dem Mitteldom amtieren würde, würde er seinen auserwählten Taufjüngern in den Seitendomen zu versiegeln erlauben, und so auch mir in der „weißgehaltenen“ Grottenhalle, daselbst um die Versiegelung Bittende in seinem Namen zu taufen und ihnen das Siegel des Neuen 80 Bundes auf die Stirn zu drücken. Viel würde ich dann zu wirken haben!“
Dann wiederholte er, was er mich schon einmal hatte wissen lassen:
„Die Kraft Ihrer Wirksamkeit im Dienst des Grals liegt in Ihrem Wort zu einer Einzelseele, nie aber zur Masse!“
Einen Tag vor dem Fest der Heiligen Taube 1936 durften meine Frau und ich den Menschensohn während seiner ihm aufgezwungenen Haft im Zahlstock der Innsbru- cker Universitäts-Klinik besuchen. Klein war das Zimmer im ersten Stock, nach der Straße zu gelegen, in dem der Gottgesandte inhaftiert und streng polizeilich über- wacht zu irdischer Untätigkeit gezwungen bis zum siebzehnten Juni selbigen Jahres auszuharren hatte. Unsäglich traurig und rührend war es, wie der Herr hier lebte und die, die ihn besuchen durften, empfing. Trotz seines eignen Leides und Schmerzes suchte er andere noch zu trösten und ihnen Kraft zu vermitteln. Stetig interessierte er sich für die, welche durch sein Wort zur Wahrheit fanden und gelobten, nur dem Licht zu dienen. –
Je tiefer mein Geist in die unwiederbringbare Vergangenheit taucht, desto lebendiger wird wach, was er einst auf Heiligem Boden erleben durfte oder brieflich durch den Herrn, der ihm alles war. So belebt sich immer mehr der geistige Horizont der im Erdlauf physischer Geschehen versunkenen Erinnerung, und Bilder über Bilder steigen aufs neue, wie einer laterna magica dahinrollende Streifen auf, die das Bildnis des Menschensohnes oder Zusammenhänge mit ihm, lebendig vor die Innenschau führen.
Ich sehe mich wieder mit ihm in Gralshöhe, in seinem Zimmer mit dem Balkon 66
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales gegen Süden gelegen. Bei meinem zweiten Bergbesuch geschah es, diesmal gemeinsam mit Frau und Kind im Jahre 1931, als wir im Kastner-Hof einquartiert waren.
Ein dröhnendes Mai-Gewitter war niedergegangen, Wald und Fels hatten gezittert unter der elementaren Wucht von Blitz und Donner; der Sturm hatte gebrüllt und die Echos dröhnender Schläge hatten die Täler durchzogen, die Firnen der Bergriesen im Weißglanz elektrischer Ströme gestanden. Ozonreiche Luft durchschwängerte nun die gereinigte Atmosphäre, und im Abendglühen der sinkenden Sonne prangten die blu- menübersäten Wiesen.
Es war vor fünf Uhr und ich mußte eilen, pünktlich am Portal von Gralshöhe zu erscheinen, über dem in großen Lettern folgende Worte einen Wanderer grüßten:
Mutig voran – Gott wohlgetan!
Eine Dienerin geleitete mich nach oben, und nun saß ich wieder vor der Hoheit des Herrn.
„Bleiben Sie nur sitzen und lassen Sie mich gehen!“ hatte er zu mir gesprochen; dies war seine Eigenart, so mochte er es gern. Plötzlich hielt er seine Schritte inne und schaute begeisterten Blickes zum Fenster hinaus, mich zu sich winkend. Gemeinsam traten wir auf den Balkon, und vor uns entrollte sich ein grandioses Schauspiel.
Über dem Inntal baute sich ein doppelter Regenbogen, in Farben rein wie leuchtendes Glas.
In diesen Anblick versunken stand der Menschensohn für Minuten, still, stumm, fast regungslos. Keine Kreatur hätte dieses Schweigen stören mögen. Dann sprach er, wie zu sich selbst:
„Wie schön ist doch die Natur, wie schön die Welt, wie schön dieser Ort!“
Und wie erwachend aus seinem Innersten:
„Warten Sie hier, ich will meine Frau holen!“
Zu dritt standen wir noch wenige Augenblicke, dies Schauspiel genießend, der Menschensohn, Frau Maria, und ich kleiner Mensch — dann nahm das begonnene Gespräch seinen Weitergang.67 68
Es war in den Tagen, da die ersten Bergbewohner ihre Hütten auf Vomperberg zu bauen begannen, um fürderhin ihr Leben in des Menschensohnes Nähe verbringen zu dürfen. Er hatte sie nicht gerufen, aus innerem Drang nach dem Licht waren sie sei- ner Spur zur Höhe gefolgt – aus freiem Entschluß.
Unter den ersten Ansiedlern an heiliger Stätte waren die Brüder Lucien und Emil Siffrid, die als Unterkunftsstätte den Jaud-Hof gefunden hatten. Ihre Möbel hatten die
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales lange Fahrt vom Ausland nach Schwaz in Tirol beendet und waren von kräftigen Bau- ernarmen und starken Bergpferden auf den Heiligen Berg befördert worden. Nun standen sie vor dem Jaud-Hof, bereit, in das Innere getragen zu werden. Auch das wurde geschafft mit gutem Wollen, aber unmöglich schien es, den Flügel Emil Siffrids ins erste Stockwerk befördern zu können.
Man stand ratlos…
Da schritt der Menschensohn auf einem Spaziergang vorüber. Geschah es zufällig? Nein, denn er selbst lehrt ja, daß es keinen Zufall in der Schöpfung gibt.
Abdruschin trat näher und frug nach dem Wollen, erteilte kurzen Rat, den Flügel von außen über die Rampe auf den Balkon zu seilen, um die Innentreppe vermeiden zu können und das Instrument in das dafür bestimmte Gelaß zu bringen.
Nach erfolgter Anseilung aber erwies es sich, daß der Hände nicht genügend waren und der Flügel zu schwer, ihn zu bewegen.
Da geschah etwas Menschenhirn Unverständliches! Der Herr legte seine Hand auf den Flügeldeckel und erteilte nach oben blickend die Weisung:
„Nun ziehet auf!“
Ruck um Ruck bewegte sich der Flügel nach oben und landete glücklich im ersten Stock; – wesenhafte Kräfte hatten Hilfe geliehen! –
So lebenssprudelnd, von innerem Lebensfeuer durchpulst der Menschensohn bei derlei Gelegenheiten, besonders in Gegenwart ihm Nichtnäherstehender – hier waren es die Bauern und Arbeitsleute – erschien, so ganz anders, um so viel größer noch, gi- gantischer, ja, geheimnisvoller, in sich gekehrt und erdenfremd, wurde der Gottes- sendling, wenn seine Augen in die Ferne blickten, und er, der Vergangenheit, Gegen- wart und Zukunft in einem zu erleben imstande war, Erfüllungen schaute, die gemäß seines Wortes, in die Welten gesendet, einmal kommen mußten — falls menschliches Übelwollen sie nicht verzögerten oder unmöglich machten – Menschen- aber nicht Gottes Schuld!
So sprach der Herr schon 1930 bei meinem ersten Bergbesuch von großen Reisen über den Erdball, auf denen etliche seiner Jünger das göttliche Trigon – Imanuel, Ma- ria, Irmingard – zu begleiten den Vorzug haben würden, wie es kurze Zeit zuvor 83
durch eine Kundgabe von Oben dargetan war,69 70 die Imanuel selbst der Empfangenha- 84
„Des Kreuzes Wandel, durch alle Reiche der Erde geistig begonnen, wird später ein irdischer werden. Wir werden über die ganze Erde reisen zur Erfüllung“.
So erfuhr ich erstmals aus dem Mund des Menschensohnes auch von der Fahrt nach Süd-Ägypten, wo heute noch unter Wüstensand begraben die Grabpyramide des Lichtfürsten der Is-ra liegt, harrend des Tages der Wiederfreilegung durch wesenhafte
Kräfte, und damit verbunden die Auffindung der Mumie Abdruschins.
Ich hörte von ihm, daß ich noch im jetzigen Leben meine alten Heimatländer Indien und China wiederschauen würde und wertvolle Arbeiten darin bestehen würden, in uralten Schriften nach Offenbarungen zu forschen, die auf das Kommen jenes wiesen, den die Iraner den Saochyanten, die Inder den Maitreja, die Araber den Mahdi und Jesus den „Geist der Wahrheit“ nannten. Auch im Buche „Verwehte Zeit erwacht!“ stehet zu lesen:
„Und Imanuel selbst wird kommen und unsern Tempel dem Höchsten weihen! Rein senkt sich die Taube vom Himmel herab, und neu erblüht das Inkareich unter 85 dem Szepter des Menschensohnes, unter dem Kreuz des Heiligen Grales.“ –
Ein andermal sprach der Herr mit mir über Zukünftiges, diesmal jedoch seine Jünger und Berufenen betreffend.
„Die Zeit wird kommen“, sagte er, „wenn die Zeitungen der Erde71 72 Bildnisse und Biographien meiner Getreuen bringen, wie sie heute nur von Nazi-Helden sprechen. Auch werden Berufene, wenn sie treu erfüllen, später bedeutende Stellen in meinem Reich bekleiden, obwohl sie heute noch schwielige Hände haben und Erdarbeiten verrichten. Denken Sie nur an Karl Bergmann!“ – beschloß der Herr dieses Gespräch.
Während der Zeit, da Österreich von Deutschland, beziehungsweise Tirol von Bayern abgeriegelt war und noch die Tausend-Mark-Sperre bestand, durfte ich als Engländer wiederholt der Mittler zwischen dem Herrn in Tirol und den, dem Naturphilosophischen Verein von Gralsanhängern e. V., vorstehenden Kreisleitern, vor allem dem Grünen Ritter, Dr. Kurt Illig, in Deutschland sein. Da blieb es nicht aus, daß mir der Herr auch von Dingen sprach, die Diskretion erforderten und von denen ich sonst wahrscheinlich nicht gehört haben würde. Er vertraute sie mir an, in Erwartung, daß ich sie vertraulich weitergeben würde, wie er mich auch als dritten Zeugen zu der historischen Sitzung geladen hatte, die er um die Weihnacht 1932 abends an einem zur Rüste gehenden Wintertag in seinem Arbeitszimmer im Gralshaus einberufen hatte und zu der, außer ihm und mir, noch Herr Dr. Kurt Illig und Herr Oberstleutnant August Manz als juristischer Berater hinzugezogen waren. An diesem Abend wurden die Grundpfeiler für die weltliche Organisation der geistigen Gralsbewegung errichtet, die hernach in der Gründung des oben genannten 87
Vereins erstmals ihre Auswirkung fanden.
Da gemäß der hierarchischen Rangordnung des Grals auf Erden nur der Grüne Ritter, Herr Dr. Kurt Illig, Spitze und Vorstand besagten Vereins sein konnte, lag es in der Natur der Sache, daß letzterer auch voll verantwortlich für dessen Erblühen, Weitergang, Gedeihen und Ansehen war. Leider, muß es jetzt gesagt sein, um der Wahrheit die Ehre zu geben, war es nicht stets so, was sich später am neunzehnten 88
September 1936 auch offensichtlich kundtat.
Auch dieses ahnend, geistig vielleicht schauend, erteilte mir einst der Menschensohn strengen Auftrag, mündlich Herrn Dr. Illig diese Warnung seines Herrn zu überbringen, in dessen williger und demütiger Annahme sich jedoch Herrn Dr. Illigs gutes Wollen kundtat. Der Ritter erkannte den Willen seines göttlichen Meisters.73 74 75
Gralsanhänger der Niederung waren vor Weihnachten 1935 übereingekommen, als Weihnachtsgabe dem Herrn einen schwarzen Gehpelz zu überreichen.
Die Schwierigkeit bestand darin, die Gabe über die Grenze zu bringen. Ich wurde ersucht, hierfür Rat zu schaffen. Ich erbot mich, den Pelz selbst zu befördern, und zwar als den meinen. Frau Dr. Gecks übergab ihn mir auf dem Bahnhof in München, und ich benutzte die Mittenwald-Bahn – der leichteren Kontrolle wegen – nach Tirol zu fahren. Auf Gralshöhe angekommen, legte ich die Festgabe für den Menschensohn in bewährte, berufene Hände. –
Gelegentlich einer Audienz und meines Berichtes über das Gralswirken in dem mir anvertrauten Berliner Gralskreis, frug mich der Menschensohn – wie aus dem Stegreif – ob befrackte Herren bei großen Festen und Empfängen in der Reichshauptstadt in ihren Frackhemden Perlen oder Brillianten trügen? –
Wieder ein andermal war mir eine Frage in Berlin übergeben worden, und zwar eine äußerst intime seitens des jungen Herrn Wolfgang Manz, eine Frage, sich beziehend auf das „andere Geschlecht“.
Diese Gelegenheit nutzte der Weltenlehrer mir gegenüber zur Erkenntnis und Weitergabe an künftig Fragende, das Problem der „künftigen gottgewollten Ehe“ zu lüften und teilweise aufzurollen. Ich habe Gedanken hierüber in meinen englischen Vorträgen No 356, 378 und 420 verwertet, die der Herr bei einer anderen Gelegenheit in folgende Worte zusammenfaßte:
„Die Hauptrichtlinien für den geschlechtlichen Verkehr gab ich bereits; sie gipfeln darin: „Tue dem Nächsten nie etwas, das ihm zum Schaden gereicht“. Die Menschheit aber hat Nötigeres vorerst zu wissen. Ich gebe später auch noch genaue Gesetze, die Richtlinien für die Geschlechter sind. Es wird auch hierin vieles „neu“ werden müssen nach dem Willen Gottes, der nur Natürliches will“.76
Einen anderen Ausspruch des Menschensohnes überlieferte mir Herr Dr. Rauber. Als Ersterer sich mit ihm über das Schreiben der Gralsbotschaft unterhielt, sagte der Herr:
„Müßte ich jetzt noch einmal beginnen, die Botschaft niederzuschreiben, wahrlich, ich vermöchte es nicht!“
Wenn dieser Ausspruch auch anfänglich befremden dürfte, zumal aus dem Mund des Erdgestiegenen, ist er doch ein untrüglicher Beweis für die ehern kosmische Tatsache, daß, wenn ein geistiger, ja göttlicher Wesensteil an einen Körper mit Fleisch und Blut gebunden und so gezwungen ist, zu Offenbarendes mittels irdischen Gehirns in Erdenworte zu kleiden, er dies ein zweites Mal in gleichem Wortlaut kaum zu tun vermag. Wie ein Mensch nach des Herrn Urteil „nicht fähig ist, nach Wochen oder Monden unfehlbar noch zu schildern, was er einst erlebte, was er hörte! Vermag es wörtlich niemals ganz genau zu wiederholen“.77
Eine der großen Mahnungen an alle Kreuzträger, wie auch mir persönlich vom Menschensohn gegeben, gipfelte in seinem Ausspruch:
„Bleiben Sie beweglich! Nur sich regen! Nur etwas tun! Dies ist stets besser, denn untätig sein, warten, grübeln! Es fördert Sie geistig mehr, etwas zu tun – selbst wenn das Getane falsch ist – als nichts zu tun! Stillstand ist Rückgang, Rückgang gebiert Erstarrung und Erstarrung bringt Tod! Nur „Mutig voran – Gott wohlgetan!“ –
Unsäglich trauriger Miene bekannte mir einst (September 1935 oder 1936) der Menschensohn:
„Mein Heimweh war so groß nach oben, daß ich gehen wollte. Ebenso groß war mein Ringen mit mir selbst, ob ich es tun sollte!“ – Seinen Gesichtsausdruck wechselnd – „Um meiner Mission willen bin ich geblieben, nun harre ich aus, bis ich vollbracht habe!“
Ohne ein Wort zu finden, das ich erwidern konnte, saß ich vor ihm, dessen Antlitz feierlich strahlte, auf dem solch Freude der Überwindung sich prägte, daß meine Seele nur ein Dankgebet wunschloser Daseinsfreude zu beten vermochte. –
Kurz darauf erhielt ich von ihm ein Fragment einer Kundgebung nach Berlin gesandt. Eine kurze Weisung begleitete es „Bitte, vor der Andacht, Ihrer Gruppe vorzulesen!“ Der Brief war mir vom Postboten auf dem Weg zur Andachtsörtlichkeit 92
(die Grunewalder Gemeinde-Schule ausgefolgt worden und hatte ich diesen unterwegs nur überfliegen können, doch die vorzulesende Kopie des Fragmentes, mit einem „I“ unterzeichnet, in meine Vortragsmappe zu oberst gelegt.
Als erstes in der Andacht las ich also jenes Manuskript, das von drei goldenen Särgen sprach, in denen das Trigon zur Beisetzung in der Burg gebettet lag. Goldene Sonnenstrahlen warfen ihr gleißendes Licht auf Scharen weiß gekleideter Kreuzträgerinnen und Männergestalten, teilweise mit farbigen, köstlich samtenen Mänteln bedeckt und alle tief bangend und ergriffen von dem einzigartigen Geschehen: Die Abschiedsfeier von dem Trigon, ihrem König und ihrer Königin. Die Totenwache an den Särgen hielten Herr Alexander, der Schwertträger des Menschensohnes, sowie Herr Friedrich Halseband, der Weiße Ritter……..
Während des Lesens, wobei mir die Augen übergingen, glaubte ich, daß es Wirklichkeit sei, und kam mir erst am Schluß des Manuskriptes die Einsicht, daß es sich um eine geistige Vorschau handelte, die der Apostel Maria Halseband empfangen durfte und die von der zukünftigen Gralsburg im Stoffe zeugte, mit vielen Einzelheiten über Lebensweise und Trachten, über Rosen- und Lilien-Orden im Tausendjährigen Reiche Imanuels.
Zu jener Stunde im Grunewald aber war es nicht nur mir allein so erschienen, als künde der Bericht die grausige Wahrheit, an Augen und Aufregung der über hundert Zuhörer konnte ich empfinden, daß auch diese gleiches gefühlt hatten wie ich. –
Eines Tages lud mich Mr. Man, ein Mitglied der englischen Kolonie in Berlin, zu einem „freikatholischen“ Gottesdienste, den der holländische Bischof Bonjer in seiner Grunewald Wohnung zelebrieren würde. In seiner Ansprache gebrauchte der Bischof Redewendungen, die der Gralsbotschaft hätten entlehnt sein können. Wie stets bei solchen Gelegenheiten drängte mich die Führung, Verbindung mit betreffendem Sprecher zu suchen, um ihm von Imanuel und seiner Botschaft zu künden. So auch hier. Ich bat meine Nachbarin, die später vom Menschensohn auf Vomperberg versiegelt wurde, Baronin Gabriele Speth von Schülzburg, geb. Freiin von Solemacher, mich mit dem Bischof bekannt zu machen. Er war ein Mensch von ansprechendem Äußeren, in der Blüte seiner Jahre, hohes Geisttum strahlend, von einer Liebenswürdigkeit, die ihresgleichen suchte. Das Endergebnis unserer Aussprache war: „Bringen Sie mir bitte die Gralsbotschaft noch heute in mein Hotel!“
Noch einmal traf ich mit ihm vor seiner Abreise zusammen. Da bekannte er mir: Er habe Imanuel im Traume erlebt und wisse von ihm. Sein Wort sei die Wahrheit, er 78
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales bäte, die Botschaft erwerben zu dürfen. Wir haben hernach wiederholt korrespondiert, und als ich mich einmal zur „Bergfahrt“ rüstete, schrieb er mir, daß er in Lermoos bei Ehrwald, nahe der Zugspitze, kurze Zeit in einem Landhaus mit Krishnamurti ver- bringen werde.
Nach meiner Ankunft auf Vomperberg erzählte ich es dem Menschensohn und dieser veranlaßte mich, Bischof Bonjer einzuladen, Unterkunft und Verpflegung würde gestellt, auch würde gesorgt werden, daß er im Bahnhof Schwaz einen Wagen vorfände. Bischof Bonjer war jedoch verhindert, wie er schrieb, der freundlichen Einladung Folge zu leisten.
Kein Brief ward je wieder mit ihm gewechselt. Ungenutzt aus freiem Willen, war für Bischof Bonjer die einzige Gelegenheit des persönlichen In-Verbindung- Kommens mit dem Menschensohn verstrichen. –
Letzterer riet mir, als ich ihn um ungefähr die gleiche Zeit bat, auch Kaiser Wilhelm II. nach dessen Asyl, Haus Doorn, über die Gralsbotschaft schreiben zu dürfen, es vom Vomperberg, aber nicht von Nazi-Deutschland aus zu tun, doch nicht 93 aus den Augen zu lassen, daß die „gewesene Majestät“ auch nur Mensch wäre. –
Als der Menschensohn in einem späteren Gespräch mit mir den englischen König erwähnte, sagte er folgendes:
„Wer immer auch versuchen wird, meine Gralsbotschaft an den König von England heranzutragen, muß größte Vorsicht und Taktgefühl walten lassen. Denn von dessen Entscheidung der Annahme oder Ablehnung meiner Botschaft hängt das künftige Schicksal Großbritanniens ab, vielleicht das Schicksal der gesamten Menschheit. Als König von England und Schottland, wie als Kaiser von Indien, beeindruckt er viele Millionen von Menschenseelen und kann somit die Strahlungskraft meines Wortes zum Wohl und zum Segen seiner Untertanen verwerten, zur Erleuchtung der Menschheit, zum Frieden auf Erden! Tut er dies nicht, aus Überzeugung oder nur aus Nachlässigkeit und Geistesträgheit, wird sich die Kraft des Wortes gegen ihn und seine Völker auswirken. England und mit ihm die englisch sprechende Welt, steht am Scheidewege um Sein oder Nichtsein!“79 80
Als das Ehepaar Giesecke erstmals September 1935 Vomperberg besuchte, ließ mich der Herr nach dessen Anmeldung im Büro rufen und sagte:
„Führen Sie das Ehepaar in der Siedlung herum und zeigen Sie ihm vor allem die Blumen im Gralsgarten, Frau Giesecke liebt sie und schaut hie und da in ihnen die Elfen“.81
Wesentlich gestrenger verfuhr der Menschensohn bei der letzten Ankunft des Jüngers Otto Giesecke auf dem Berg des Heils. Seiner Begrüßung des Herrn war
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales schon der Ruf vorangeeilt, daß er aus Furcht vor Nazi-Nachstellung und Grenzkontrolle sein Jüngerkreuz in Berlin zurückgelassen hatte. Anstatt Herrn Giesecke, ließ der Herr, der über das Verhalten Herrn Gieseckes sehr ungehalten war, mich rufen. „Wie könne ein Jünger, der zu ihm fährt, aus Furcht vor Menschen sein Kreuz, das Zugehörigkeitszeichen zu ihm, nicht tragen! Bedeute dies nicht Verleugnung des Kreuzes?“
Streng fügte er hinzu: „Im Tempel bin ich der Herr! Und was ich wünsche, hat zu geschehen!“
Dann ward mir der Auftrag, Herrn Giesecke dies klar zu machen. Der aber erkannte sein Verfehlen, fuhr unverzüglich nach Berlin zurück und holte sein Jüngerkreuz.82 83
Ich selbst erhielt einmal einen strengen brieflichen Verweis durch den Herrn.
In einer schwerwiegenden Meinungsverschiedenheit zwischen dem Jünger Dr. Rauber und Herrn Theodor Jansen, beide in Berlin, hatte ich mich trotz meiner Zunei- gung zu Dr. Rauber auf Seite des Goldenkreuzers Jansen gestellt, und zwar gemäß ei- ner Empfindung, die ein Teil meiner Eigenart ist, und darin besteht, in Streitfällen mich zu dem „schwächeren“ Teil zu bekennen, das heißt, dessen Interessen gegen- über denen des stärkeren zu verfechten. Es ist dies wohl eine Eigenart „englischen Blutes“, die niemand treffender als der ehemalige englische Premierminister, Earl Baldwin of Bewdley, in einem seiner, in der Universität von Toronto im April 1939, gelieferten Vorträge in folgende Worte gekleidet hat:
“In practice the English are a kindly hearted folk. They want to be at peace with the world and they cannot hate for long. Nevertheless, when they have to fight their tenacity is unbreakable. But after a fight they are always ready to make friends. At home or abroad their sympathy is always with the underdog”.
(Gewöhnlich sind die Engländer ein freundlich geartetes Volk. Sie lieben mit der Welt in Frieden zu leben und können nicht lange hassen. Nichtsdestoweniger ist ihre Zähigkeit und Hartnäckigkeit unzerreißbar, wenn sie kämpfen müssen. Aber nach einem Kampf sind sie stets wieder bereit, Freundschaft zu machen. Zu Hause oder 97 außerhalb ist ihre Sympathie stets auf Seiten des Unterdrückten.)
Als der damalige Streitfall zwischen zwei Berufenen des Menschensohnes weitere Ausmaße zu nehmen drohte, was unbedingt die Harmonie des Berliner Kreises gestört haben würde, fühlte ich mich als zu vermittelnd-Versuchender gezwungen, schriftlich darüber dem Herrn zu berichten.
Seine unverzügliche Antwort blieb nicht aus.
„Nun, da haben Sie es, was Sie selbst sich schufen!“ begann der Warn- und Mah-
nungsbrief. Er enthielt die Lehre, sich nie mehr in Dritter Angelegenheit zu mischen, sei es auch gut gemeint. Gut ist ja nicht immer „recht“. In Zukunft solle ich für mich allein nur schreiten, weder links noch rechts meiner Umgebung achten und dort, wo Streit und Unstimmigkeit herrschten, meinem eigenen Ziele folgen, das droben läge!84
Bei meinem nächsten Bergbesuch wurde besagter Fall nochmals besprochen. In Verbindung damit sagte mir der Menschensohn:
„Es ist gut für Herrn Jansen, daß er unverzüglich meiner Einladung folgte, für einige Wochen hier den Berg zu erleben. Wohl wußte ich, daß für ihn der Entschluß für die praktische Befolgung nicht einfach und leicht war. Dadurch aber, daß er die Sache über persönliche „wenn und aber“ stellte, wurde ihm die Hilfe stofflich gewährt. Hätte er die Gelegenheit verfehlt und wäre nicht in der Nacht zum Karfreitag gefahren, wäre sein irdischer Tod erfolgt“.85
Vielerlei Geschehen im Gralswirken, Seite an Seite mit Herrn Dr. Rauber, ließen uns beide erkennen, daß karmische Bindung unbedingt vorhanden ist. So schrieb mir eines Tages Imanuel, ich möchte mich mit Dr. Rauber besprechen und hierzu Herrn Rechtsanwalt Linckelmann zu Rate ziehen, um auszuforschen, wie erreicht werden könne, ein behördliches Schriftstück zu erhalten, das offiziell das offene Tragen des Gralskreuzes erlaube.
„Wenn Sie richtig vorgehen und keine Fehler begehen, muß der Sieg des Lichtes auch hierbei walten!“
Nach genügender Vorbereitung und meinem Besuch in dem dafür zuständigen Berliner Ministerium kam nach einiger Zeit der „bejahende“ Bescheid in meine Hand. Freudig schickte ich dem Herrn ein Telegramm.86 Noch in einer anderen Sache schrieb mir der Herr betreffs Herrn Dr. Rauber. Letzterer war nach Potsdam verzogen und hatte dortige Gralskreuzträger unter seiner Leitung zusammengezogen.
Nun galt es, neue Wahrheitssucher zu finden. Der Herr wurde befragt, ob Dr. Rauber Vorträge aus und über die Botschaft für „Nichtkreuzträger“ halten dürfe? Imanuels Zustimmung kam, in der er mich bat, sie Dr. Rauber zu übermitteln. –
Professor Toussaint in Zehlendorf-West war gestorben, nachdem ich ihm die Not- Taufe im Namen des Herrn hatte geben dürfen. Nun handelte es sich um die Beerdi- gung. Der Witwe und auch mein Wunsch zielten auf eine solche im Sinne des Grals. Sie wurde die erste dieser Art in der Niederung, eine Erfüllung im Kranz von Gralser- füllungen auf Erden.
Der Menschensohn hatte mir telegraphische Genehmigung gewährt.87 –
Nach schweren geistigen, wie stofflichen Erschütterungen war September Anno 1937 herangekommen, in dem meine letzte, die einundzwanzigste Bergfahrt erfolgte. Zur Feier des Strahlenden Sternes selbigen Jahres saßen die Herren Dr. Rauber, Theodor Jansen, sowie ich selbst, schon im Nazigefängnis.
Während meiner letzten Tage auf Gralshöhe war es mir vergönnt, noch einige tiefergreifende Erleben zu erhalten, welche sich unverwischbar in das Gedächtnis gruben.
Auch Frau Jaaks-Müncheberg hatte die Reise von Berlin aus unternommen, begleitet von Schwester Bünger, und als der Herr ihrer ansichtig wurde, hatte er ausgerufen:
102
„Jetzt kommt Frau Müncheberg, meine größte Streiterin! –
Ohne es zu ahnen, saß ich während jener Festtage wieder einmal, zum vorletzten Male, auf dem „Besucher-Stuhl“ vor dem Schreibtisch des Herrn in seinem Arbeits- und Empfangsraum in der Gralsverwaltung, über welchem ich, einen Stock höher, diese „Erinnerungen an ihn“ jetzt niederschreibe. –
Wie immer lenkte der Gottessendling die Unterhaltung. Fragen, geformt und bewahrt in sorgfältigster Weise, sanken meist in nichts zusammen, denn ehe man sie zu stellen vermochte, hatte der Herr sie von selbst beantwortet, als hätte er in den Gedanken gelesen! Oder sie dünkten ob des Gehörten als unangebracht und überflüssig.
Erfreut begann der Herr zu erzählen, erfreut wie stets, wenn es sich um Fortschritt in der Verankerung der Gralsbotschaft in Menschengeistern handelte, daß seitens von Kreuzträgern dem Prinzen Paul von Jugoslawien ein extra-schön gebundenes Exem- plar des Heiligen Wortes überreicht worden war, und jener nun darin zu schürfen be- gänne.
Auch daß eine Gruppe von rund vierzigtausend bulgarischen Theosophen
103 ernstlich beriete, die Gralsbotschaft als ihr religiöses Fundament zu betrachten.
Ebenso erfreut hatte mir der Herr schon vor zwei Jahren von einem mährischen Priester erzählt, der die Gralsbotschaft von der Kanzel verkündete und bald auf dem Berg erwartet würde.
Es war Ferdinand Valik,88 89 90 der zur Feier der Heiligen Taube 1937 als „Johann Huss von dereinst“, die Weihe zum Jünger empfing. –
Ein ander Mal hatte der Menschensohn unter Bezug auf Erdenpriester jedweder Konfession folgendes Wort geprägt:
„Ein Lichtstrahl aus dem Heiligen Gral wird nach und nach sechzig Prozent aller Prediger auf Erden treffen, jeden zu seiner bestimmten Stunde, um unbewußt den im Stoff inkarnierten Gottsohn zu verkünden!“91
Einen Beweis für die Erfüllung auch dieses göttlichen Ausspruches lieferte ein protestantischer Pastor von einer kleinen Kanzel auf schlesischer Erde um die Weih- nachtszeit 1938:
„Nicht kommt das Licht in die Dunkelheit, um eine Eisdecke zu schmelzen, sondern es kommt das Schwert!“92 –
Das Schwert war Imanuel, der Menschensohn, von dem ich zeuge. –
Auch jenes Wort kam einst aus seinem göttlichen Munde, das ich im Kranze vorliegender Aussprüche nicht missen möchte:
„Begnadet sind Sie, dessen Geburtsdatum in der „Sieben“ schwingt, meiner Zahl; begnadet all jene, denen selbige Gnade von oben geworden. Auf mein Befragen erklärte er mir, sich eines Stückes Papiers bedienend:
„Sehen Sie mein Geburtstagsdatum: der achtzehnte April 1875; die Quersumme von 18 plus 4 plus 1875 ist 34, die Quersumme von 34 ist „7“.
„Nun vergleichen Sie Ihr eigenes Geburtstagsdatum: der fünf zehnte Juni 1885; die Quersumme von 15 plus 6 plus 1885 ist ebenfalls 34, die Quersumme hiervon wiederum „7“. –
Alles, das in der „Sieben“ schwingt, schwingt im Willen Imanuels, der die „Sieben“ verkörpert. Die gesamte Schöpfung, die aus ihm erstand, schwinget in der „Sieben“: Sieben Erzengel – Sieben Säulen von Urgeschaffenen um Parzivals Thron – Sieben Urgeistige Ebenen – Sieben Weltenteile der Nachschöpfung – Sieben Planeten in Ephesus – Sieben Wochentage auf Erden —.
Die „Sieben“ bedeutet „Wille“, der Wille Gottes aber ist der Menschensohn, der die Krone im Kosmos trägt. Wie der Wille Gottes im Göttlichen herrscht, so sollte auf Erden der Wille des Menschen lenken, hätte dieser verstanden, sich unter Gottes Wil- len zu beugen. Da er das Gegenteilige tut, erstand der „menschliche Eigenwille“, der 107 im Gericht durch Imanuels Willen gebrochen wird.93 –
Ich kehre nach dieser Abschweifung zu meiner letzten Audienz bei dem Menschensohn zurück:
Seine Augen begannen mehr und mehr zu leuchten und wie ein unversiegbarer Born brach es aus seinem erhabenen Geiste, sich also formend:
„Ich will Ihnen ein Erlebnis schildern, das weit zurück liegt. Hören Sie sorgsam zu! Ich möchte, daß Sie meine Schilderung niederschreiben, denn sie ist wichtig und
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales wert, einst in der Chronik gelesen zu werden, die meine Erdmission offenbaren soll. Ich lebte noch in Sachsen, in meinem Heimatlande. Eines Tages erhielt ich eine Ein- ladung, einer besonderen Versammlung beizuwohnen, die eine Gruppe der Spiritisti- schen Bewegung einberufen hatte.
Die Manifestation eines bekannten Mediums sollte der öffentlichen Sitzung eine besondere Note verleihen. Der Name des Mediums ist mir entfallen. Wie Sie wissen werden, sind sogenannte Medien nur menschliche Instrumente in Fleisch und Blut, deren sich jenseitige oder abgeschiedene Menschengeister zwecks Kundgaben ihrer- seits an Erdenmenschen bedienen. Hin und wieder sind es auch höhere Wesenheiten, die längst das Jenseits verlassen durften und im Reich des Geistes wirken. Des Medi- ums Name spielt also keine weitere Bedeutung. Ein seltenes, inneres Drängen befiel mich, es trieb mich einfach, mir ein Billet zu besorgen, um in der Versammlung zuge- gen zu sein. Da die Plätze fast ausverkauft waren, erhielt ich einen solchen nur noch auf einer der hintersten Stuhlreihen. Ich spürte eine gewaltige Erregung, wie Erwar- tung und Spannung bei den meisten der ungezählten Anwesenden. Endlich erschien das Medium auf der Bühne, eine starkbeleibte Dame mittleren Alters wurde von dem Versammlungsleiter dem Publikum vorgestellt, worauf sie im Trancezustand frei ihre Ansprache zu halten begann.
Das mir Ungewöhnliche bestand nun darin, daß ich im Sonnengeflecht eine sonderliche Reaktion verspürte, daß eine gewaltige unsichtbare Kraft mich fast des Tagbewußtseins beraubte, ich wähnte, in höheren Welten zu schweben, aus welchem Traumzustand mich erst mit Wucht die immer mehr angeschwollene Stimme des Me- diums weckte, die dröhnend offenbarte:
„Es befindet sich hier unter Euch, Ihr Erdenmenschen, eine Wesenheit im Körper gleich den Euren, deren innerer Kern einer flammenden Säule gleicht. Die Kraft, die von ihr ausstrahlt, ist so überwältigend, selbst für mich, einen entkörperten Men- schengeist, daß sie mir jede Möglichkeit weiterer Beschreibung nimmt und mich hin- dert, weiter zu sprechen. Ich spüre, wie diese Feuersäule in menschlicher Schalung eine Strahlung aussendet, die alles in ihrer Nähe bewegt. Um sie herum erblicke ich Wesenheiten, aus hohen Ebenen, die gleichfalls leuchten. Wie Erzengel muten sie an mit mächtigen Schwingen, voll lebenden Lichtes mit Augen gleich Feuergarben. Ich höre eine Stimme, wie aus der Ewigkeit brausend, jenseits von Raum und jenseits von Zeit wie Donner und Posaunenton:
„In ihm wird einst Imanuel wirken, das Weltgericht im Namen des Vaters zu bringen!“ – „Doch Jahre vergehen noch, bis das Ende wird kommen. Ein Stern wird für ihn den Weg bereiten, der Menschendünkel und Stolz vernichtet.
Wenn alles, was Stückwerk, gefallen ist und die Eitelkeit wich und Hochmut und Übel gebrochen sind, dann erst wird die Erde bereitet sein, ihn, den König der Könige in Demut zu empfangen!“
Hiermit beschloß der Herr sein Gespräch, das ich mit dem Griffel festhalten sollte. Wenn der Original-Bericht auch in die Hände der Gestapo fiel, die ihn
konfiszierte, ist doch der Inhalt der gleiche geblieben, so, wie ich ihn aus dem Mund des Menschensohnes empfangen hatte.
Sein Abschluß-Wort lautete: „Jesaja war es, der Prophet der Propheten, der abermalen mein Kommen verkündete“. –
Nur wenig Tage standen zwischen obigem und dem nächsten Erleben zur Festzeit der Feier der Reinen Lilie, Anno 1937.
In den Evangelien des Neuen Testamentes der Christlichen Bibel stehet öfters zu lesen, daß der Gottessohn Jesus seine Hände auf die Schultern seiner Jünger oder derer legte, die ihn demütig um Heilung baten.
So fühlte auch ich einmal die Hände des Menschensohnes auf meinen Schultern ruhen. Ich werde dieses Gefühl schwerlich vergessen.
Ungefähr zweihundertundfünfzig Bergbewohner und Berggäste hatten gemeinschaftlich eine Ausfahrt per Omnibus nach dem Hafelekar unternehmen dürfen, hoch auf den Felsen über Innsbruck gelegen. Auch das Trigon mit Herrn Alexander hatte uns begleitet. Der Ausflug wurde meist mit einem gemeinsamen Kaffee in einem der fashionablen Hotels der Tiroler Hauptstadt beendet. Dieses Mal hatte der Herr Hotel Kreid gewählt, da der dortige Oberkellner ihn aus der 108
Internierungszeit auf der Isle of Man kannte, und so Gewähr bestand, daß alles zu voller Zufriedenheit arrangiert wurde und kein Zwischenfall die Harmonie unterbrechen konnte.
Während der Bewirtung der Teilnehmer ging der Herr meist von Tisch zu Tisch, von Raum zu Raum und erteilte hier oder dorten ein freundliches Wort oder auch Anregung, sich nur des Kuchens kräftig zu bedienen und ja nicht dabei den Schlagrahm zu vergessen.
Nun kam er auch in den Raum, wo ich saß. Ich sah ihn schon eintreten und meine Augen verfolgten, wohin er schritt. Langsam näherte er sich meinem Platz, der sich am Kopf einer der langen Tafeln befand. Plötzlich hörte er zu schreiten auf, ganz still war es geworden, und während ich seine Hände auf meine Schultern sich stützen fühlte, begann er eine kurze Ansprache an die dort Anwesenden.
Für mich aber war diese Geste des Menschensohnes gleichsam ein Symbol dafür, daß ich nie ermüden oder nachlassen dürfte, ihm als Stützpunkt zu dienen in einer ihm fremden und feindlichen Welt.94 95 –
Bevor ich die Kette persönlicher Erlebnisse mit dem Menschensohn beende, die gleichzeitig ein Bekenntnis zu ihm bedeuten und ich den zweiten Teil dieses Manu- skriptes beginne, der von meinem Zeugen für ihn in England und nach seinem Erden- tode 1941 berichten soll, drängt es mich, noch in Schmerz kundzutun, was er als Letztes zu mir gesprochen und wo und wie ich ihn letztmalig auf Erden erlebte.96
Es begab sich an meinem letzten Sonntag auf dem Heiligen Berg im September 1937, womit sich für mich der Ring des Wirkens Imanuels auf Vomperberg, dem Berg des Heils, beschloß.
Der Apostel Thusnelda Reckleben, der zur „Äußeren Wacht“ des Trigons berufene Jünger, hatte mich und die Meinen gemeinsam mit dem Ehepaar Max von Rosenberg aus Sao Paulo, Brasilien, zu einem trauten Beisammensein abends acht Uhr geladen.
Kurz vor neun Uhr klopfte es sacht an die Türe und Fräulein Irmingard trat ein, ankündend, daß auch der Herr folgen würde, wenn sie beide die Tafelrunde nicht störten. Wer wäre wohl willkommener gewesen, aber trotz alledem legte sich etwas wie leise Beklemmung auf unser aller stockende Unterhaltung, wie stets, wenn höchster Besuch gekommen war.
Auch der Herr empfand dies, und es war ihm nicht recht, daß es so war und nicht im Gegenteil, wir ihm mit einer flotten, interessanten Unterhaltung die Stunde seines Weilens angenehm machten.
So geschah es, daß in den meisten Fällen erst der Herr wieder beginnen mußte, ein Gesprächsthema zu wählen, was er auch an diesem Abend tat. Und da er wohl wußte, zumindest empfand, daß diese Stunde die meines Abschiedes war, sprach er hauptsächlich zu mir gewandt…über das Glockenthema, das ihn damals am meisten beschäftigte, während die meisten noch nichts davon wußten, so auch wir, die Anwe- senden nicht.
Lebendig, begeistert kündete er von dem geplanten Bau eines Glockenturmes, den das Gralskreuz krönen sollte, bei Nacht erleuchtet, die Finsternis erhellend.
Und von der Imanuel-, Maria- und Irmingard Glocke mit den Tönen as, c und es, deren Feierklang Berg und Tal erfüllen möchte zum Ruhme des Höchsten, dem er diente.
Und so hoffe er, Imanuel, daß, wenn ich wieder käme um die Weihnacht 1937, der Turm schon stünde und wir alle den Dreiklang der Gralsglocken vernähmen, die seit der Ismanenzeit geschwiegen hatten.
Dann erhob sich der Herr, nahm Abschied von uns und verließ mit Fräulein Irmingard die Apostelwohnung.
Es war, als ginge das Licht mit ihm, als lasse es uns in der Dunkelheit zurück.
Ich habe den Menschensohn nicht wieder gesehen. –
Ich beschließe diesen ersten Teil von „Mein Bekenntnis zum Menschensohn“, indem ich voll Andacht das Glaubensbekenntnis spreche, das er zu sprechen uns gelehrt:
„Ich weiß, daß Gott der Allmächtige ist und daß er das ganze Sein beherrscht mit Seinem Heiligen Willen.
Ich weiß von Seinen ewigen Söhnen, Imanuel und Jesus. Weiß, daß Imanuel der schaffende Geist Gottes ist, der die Welten um sich formte mit der Kraft des Vaters.
Ich weiß, daß Jesus, die Gottesliebe, kam, um die Menschen zu lehren, und dafür grausam gemordet wurde.
Ich weiß, daß Imanuel niederstieg zur Erde, um Gericht zu halten im Namen des Vaters und sie zu reinigen von dem Übel des Bösen.
Ich weiß, daß das Heilige Wort Gottes wieder rein und klar erstanden ist und ich Ihm leben darf in freudigem Aufschauen und Dank zu Gott dem Herrn“.
Amen!
Gebet Imanuels, am 10. November 1935:
„Vater, lasse Dein Wort lebendig werden auf Erden, damit der Tod nun weiche!
Vater, es ist alles bereitet. Ich bitte Dich, gib Kraft meinen Getreuen!
Vater, ich bitte Dich, lasse Dein Auge gnädig auf dem kleinen Kreis derer ruhen, die dem Ruf des Lichtes folgend ihr Gelöbnis treu erfüllen wollen!“ Amen!
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales
Mein Bekenntnis zum Menschensohn
Teil 2.
– April 1949 –
Imanuel, der Menschensohn, schmachtete im Kerker in Innsbruck. Üble Strahlungen lichtscheuer Elemente und fragwürdiger, tabakdurchräucherter Individuen, die der Arm irdischer Gerichtsbarkeit für ihre Missetaten zu gerechter Verbüßung harter Freiheitsstrafen verurteilt hatte, wirkten niederdrückend und schier bis zur Unerträglichkeit belastend auf die feinbesaitete Wesensart, wie auch zufolge Anstrengung und Aufregung physisch geschwächte Konstitution des Gottessendlings.
Gewürm und Geschmeiß ekelhaften Dunkels vermeinte endlich erreicht zu haben, was der Menschensohn in weiser Vorausschau kommender Geschehen von sich selbst als dem „Fremdling auf Erden“ in seiner Botschaft aus dem Lichte97 geschrieben hatte.
Nur wenige Schutzhäftlinge in einer Gemeinschaftszelle des Innsbrucker Polizeigefängnisses, Nummer 34 tragend, das damals im alten Hotel zur Sonne, Eingang Adamstraße, untergebracht war, die unabwendbares Mißgeschick zu Leidensgefährten des Menschensohnes gestempelt hatte, waren kraft ihres 112 ureigensten inneren Geöffnetseins imstande gewesen,98 in ihm den Lichtkern, seine göttliche Ausstrahlung, die weitaus höhere Art, so verschieden von Menschenart, zu ahnen und darum, zufolge ihrer Empfänglichkeit für Geistiges und ihrer Bereitwilligkeit, dem Gotteswort zu lauschen und es anzunehmen, zu Säulen der Kraft und Schmerzensstillern dem Gottsohn in der Stunde seines Golgatha geworden.
In dieser Stunde reifte der Menschensohn zu der vollsten Erkenntnis, daß das Menschengeschlecht sich abermals gegenüber dem Erlösungswerk eines Gottsohnes als unwürdig erwies.
„Erschüttert sah er plötzlich vor sich die Menschheit in ihrer unsagbaren
113 Minderwertigkeit, Verworfenheit. Sie wurde ihm zum Ekel“.99
Mit der Besetzung Österreichs und somit des Landes Tirol durch Adolf Hitler, den Irreführer des deutschen Volkes, war in selbiger Weise die Gralssiedlung auf Vomper- berg, die dem Menschensohn als Anfangswirkungskreis seiner Erdmission seit dem
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales dreizehnten Februar 1928, also ein volles Jahrzehnt, gedient hatte, ihrer Freiheit und Selbstbestimmungsrechte beraubt und zur Auflösung durch skrupellose Machthaber nazistischen Diktatorenwahnes gezwungen worden.100
Kreuzträger und Siedlungsbewohner hatten ihre Heimstätten verlassen müssen, und selbst Frau Maria und Fräulein Irmingard waren mit ihren näheren und weiteren Familienangehörigen nach unsäglichen Drangsalen und Demütigungen brüsk und erbarmungslos vom Heiligen Berge, dem Berg des Heils, vertrieben worden. Etliche Jünger Imanuels aber lagen gleichfalls zur Untätigkeit verurteilt und ihres Schwertes, des Wortes, zum Kampf für die Wahrheit beraubt, in Einzelzellen nazistischer Verliese.
Gerade dort aber bereitete sich für jene in völliger Abgeschiedenheit von der Außenwelt, in der Einsamkeit irdischer Not und Öde, der Lichtweg ihres zukünftigen Wirkens für ihren höchsten Freund und Herrn, den König des Heiligen Grals.
Und damit erfüllten sich auch für sie allheilige Worte, mit denen der Menschensohn sie einst zu hehrem Gralsdienst berufen hatte, wie alles sich erfüllte, was er je bewußt in den Kosmos gesprochen hatte und Vieler Lebensringe rundeten sich zu einem Ganzen, um sich in Erfüllung einstigen Gelobens in Harmonie mit dem Unendlichen zu schließen.
Des Lichtes Wegweiser wies auch mir eine neue Bahn, eine neue Lebensstunde begann zu schlagen. Lichthilfe zerriß den Vorhang schier undurchdringlicher Finsternis, der die Zukunft verhüllte und in düsterer Gefängniszelle jeden Ausblick verhinderte.
Eines Morgens im Frühsommer 1938 ward das Wort Imanuels wahr, das er um die Weihnacht 1936 zu mir gesprochen hatte:
„Ihr Lebensschiff wird Sie nach England tragen, dem Land Ihrer Väter, um dort für mich zu zeugen!“101
Bevor ich hierüber zu sprechen beginne, will ich in dieser Niederschrift noch zwei Bekenntnisse meiner selbst für den Menschensohn der Nachwelt überliefern, das erstere der Kriminalpolizei in Berlin-Schöneberg, Gothaischestraße 19, zwangsläufig nach erfolgter Vorladung zur Kenntnis gebracht, dort von mir selbst protokollmäßig dem Untersuchungsbeamten diktiert und hier nur aus der Erinnerung geschrieben, da der genaue Wortlaut verblaßte.
Vorbemerkt sei, daß ich durch meine Aussage erreichte, daß, während des Kreuzverhörs, der Kriminal-Kommissar selbst Interesse bekam, sich persönlich mit der „Gralsbotschaft“ einmal zu befassen. Wunschgemäß überreichte ich ihm die mitgebrachte „Volksausgabe“. Darauf eröffnete er mir, daß er einst in Indien und China fremde Religionen studierte und dorten lernte, die Kulte zu achten. Als längst
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales eine Stunde überschritten war und dem Beamten es jäh dämmerte, daß er mich zu einer Untersuchung anstatt Unterhaltung geladen hatte, war er mit meinem Anerbieten einverstanden, ihm das Protokoll in die Hand zu diktieren. So formte ich es gemäß meines Wunsches, zum Schutz für den Gral, zum Schutz für den Herrn, und setzte befriedigt meinen Namen darunter.102
Das zweite Bekenntnis für Imanuel führe ich wörtlich an, da ich es schriftlich dem Gestapo-Kommissar Rehfeldt im Zimmer 107 der Geheimen Staatspolizei, die in der Prinz-Albrechtstraße am Anhalter Bahnhof in Berlin ihren Hauptsitz hatte, am ersten April 1938 überreichte.
Meine Erklärung lautete folgendermaßen:
„Abdruschins Gralsbotschaft, in fast alle modernen Sprachen übersetzt, richtet sich deshalb auch an alle Menschen ohne Unterschied der Konfession oder Nationalität. Sie ist raum- und zeitlos und unpolitisch. Die Botschaft erklärt die Welt, besagt, daß außer Menschen und Tieren noch andere Kreaturen leben, die Wesenhaften zum Beispiel, denen die Führer der Elemente angehören, welche die Germanen, noch zu schauen vermögend, als Götter verehrten. Es waren die gleichen, die Römer und Griechen nur anders benannten. Wesenhafte sind auch alle Naturwesen, wie Elfen, Nixen, Nymphen, Sylphen, Salamander, Faune, Kobolde, Gnome, Heinzelmännchen und andere.
Die Botschaft „Im Lichte der Wahrheit“ bestätigt noch einmal – zum dritten und letzten Mal – die von Gott in die Schöpfung verankerten, ehernen Naturgesetze, kosmische oder Gottgesetze.
Die Botschaft fordert Tatchristentum. Auch stellt sie die in der alten Bibel verbogenen und falsch ausgelegten Begriffe wieder richtig, gibt einen Spiegel der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Menschheit und lehrt, wie der kommende Voll- und Edelmensch auf Erden zu leben hat.
Sie offenbart, daß Gott in naher Zukunft durch kosmische Ereignisse seinen Gesandten als den von Propheten und Jesus geweissagten Menschensohn offenbaren wird. Dann ist für jeden Menschengeist im Dies- und Jenseits der endgültige Wendepunkt zum Entscheid für oder gegen Gott gekommen. Als sein Verkünder erscheint wiederum der Bethlehemstern.
Abdruschin kündet, daß der „deutsche Geist“ – doch nicht an politische Grenzen gebunden – der zur Zeit reifste ist und darum berufen, allen Völkern der Erde voranzuschreiten.
Abdruschin bedauert außerordentlich, daß der Nationalsozialismus die Gralsbotschaft nicht anerkennt, um so mehr als dessen Führer zu Beginn seiner Mission selbst gerufen hat:
„Ich warte noch auf einen Christus!“
Abdruschin lehrt, daß dauernder Frieden und Segen auf einem Volke nur dann ruhen kann, wenn dessen Menschen geistig die Lehre und die Wahrheit der Gralsbotschaft erkennen und anerkennen und nach ihr zu leben sich bemühen.
Er bekundet schließlich, daß es ihm völlig fern liegt, in irdisches Geschehen einzugreifen und Politik zu treiben, daß sein Ziel geistiger Art ist. Er weiß aber, daß nach geistigen Gesetzen das Weltgeschehen automatisch zum Ablauf kommt. Er vermag bestimmte Ereignisse datlich nicht vorauszusagen.
Seine Mission ist lediglich die Offenbarung der Gralsbotschaft, an der sich jeder 117 einzelne Mensch richten muß!“103
Noch zu einem dritten Bekenntnis für den Menschensohn vor einer Polizeibehörde zwang oder vielmehr begnadete mich das Schicksal, und dieses Mal auf englischem Boden.
Während der ersten Monate meines Aufenthaltes in London-Clapham fuhr eines Tages eine große, dunkel lackierte Limousine in neunzehn Crescent Grove vor, und das Stubenmädchen meldete mir einen elegant gekleideten Herrn in Zivil.
Auf meinem Arbeitstisch lagen Dokumente, Briefe, Schriften und Bücher verstreut, auch die aufgeschlagene englische Gralsbotschaft, die ich nicht mehr zuschlagen konnte, so plötzlich und unerwartet war der Fremde vor mich getreten: Ein Agent von Scotland Yard, der weltberühmten englischen Geheimpolizei.
Im ersten Augenblick wähnte ich mich, wie im Traum, nach „Nazi-Deutschland“ zurückversetzt, wo „Freiheit des Wortes und der Schrift“ als Staatsverbrechen geahndet wurde. Doch als ein „British subject“ befand ich mich ja auf Heimatboden. Ich offerierte dem Herrn einen „Port“ und harrte seiner Fragen.
Aus diesen erkannte ich, wie vortrefflich der „Geheimdienst von Scotland Yard“ arbeitete. Der Agent war in allem aktengemäß über mein Vorleben orientiert und kam selbstredend auf Abdruschin zu sprechen.
„Ob ich auch in London für ihn zeugen würde, wie ich es in Berlin getan? Wer er sei?“
Bei dieser Frage deutete er auf die neben mir liegende englische Ausgabe der Gralsbotschaft. Ich versicherte ihm, daß es sich bei der „Gralsbewegung“ um keine politische, sondern religiös-naturwissenschaftliche Bestrebung handele, deren Förderung auch dem englischen Volke nur zum Segen gereichen dürfe.
Mr. Barnes begnügte sich mit diesem Bescheid und akzeptierte mein Anerbieten, ihm zur Lektüre eine Kopie der „Selected Lectures from the Message of the Holy Grail: IN THE LIGHT OF TRUTH“ zu überlassen, auf Grund deren er sich persönlich von der Tendenz der Gralsbotschaft des Weltenlehrers überzeugen und ein Urteil bilden würde.
Nach ungefähr sechs Wochen hielt an einem Frühmorgen nochmals die Limousine vor neunzehn Crescent Grove in Clapham, Mr. Barnes entstieg ihr wieder und beteuerte mir unter Rückgabe des ihm geliehenen Bandes, daß die Gralsbotschaft Abdruschins in keiner Weise als ein Stein des Anstoßes oder Gefährdung der 118 öffentlichen Meinung des englischen Volkes vom Scotland Yard betrachtet würde.
Während Niederschrift dieses Vorfalls, begann mein gesamtes Erleben während acht inhaltsreicher Jahre in London wie ein wundervolles Mosaikgemälde in buntesten Farben vor meiner inneren Schau zu erstehen. London war zur Zeit des zweiten Weltkrieges wohl die Stadt auf Erden, in der alles vertreten war, was dieser Planet geboren, in der Vertreter jedweder Nationalität und Religion, politischer Einstellung und wissenschaftlicher Überzeugung, jeder Farbe und Sprache, sowie Eigenart und Sitte menschlicher Kreaturen in den Palästen der Großen, wie den „slums“ der Ärmsten aller Armen, ihr Dasein führten.
Es bedurfte gewisser Zeit, mich aus der Einförmigkeit einer Gefängniszelle in Einzelhaft auf das ungeheuere Getriebe und die Vielseitigkeit der Neun-Millionen- Metropole des Britischen Weltreichs umzustellen. Aber auch hierbei half Lichthilfe, den Felsengrund zu wahren, auf dem allein der Geist zu ruhen vermochte, der da war und ist:
Imanuel, der Weltenkönig, in seinem Schutz war ich geborgen.
Das Gedenken an ihn begleitete mich übers Meer. In meinem Herzen trug ich das Bildnis des Menschensohnes in ein neues Leben. Noch während der Nacht der Über- fahrt erschien er mir im Traume, und am frühen Morgen bewegte ich das oder jenes seiner unvergeßlichen Worte noch einmal in meinem nimmer rastenden Geiste, der stetig von ihm gekräftigt wurde mit Lebens-Balsam nicht stofflicher Art.
Vor meinem Geistauge erstand das zerschlagene Gralsheim, das ein Haus des Herrn hätte werden sollen und können.
Hierzu hatte sich Imanuel einmal geäußert und zu mir gesagt:
„Was zerschlagen, ist zerschlagen! Wenn ein neuer Aufbau erfolgt, leite ich diesen persönlich von hier aus!“ (er meinte: vom Berg des Heils.)104 105
Wie mir Frau Elsa Dörflinger am zwanzigsten November 1949 anvertraute, hatte der Herr zu ihr noch folgendes und zwar in Kipsdorf hinzugefügt:
„Wenn ich wieder auf den Berg komme, dann bestimme ich, wer oben wohnen soll!“
Auch Bischofswerda, seine Geburtsstadt, stand lebendig vor mir wie ein Gemälde. Lebhaft entsinne ich mich noch, wie ich ihm meinen schriftlichen Bericht über meine erste Fahrt nach Bischofswerda im Sommer 1935, die ich hauptsächlich auf Anregung von Frau Maria Weihnachten 1934 unternommen hatte, übergab, den ich mündlich noch ergänzte, worauf der Menschensohn folgende zwei Aussprüche machte:
„Es kommt der Tag, wenn ich von der Kanzel der Kirche meiner Heimatstadt einmalig der geistig dann erlösten Einwohnerschaft das Gotteswort meiner 120
Gralsbotschaft verkünden werde!“
Der zweite Ausspruch betraf sein Geburtshaus, Kirchstraße Nr. 10. Er sagte ungefähr folgendes:
„Wenn ich über genügend Geld verfügen könnte, würde ich dieses, mein Vaterhaus kaufen und herrichten lassen, damit es eine Gedächtnisstätte für später verbleibe, in gleicher Weise, wie ich wünsche, daß auch Gralshöhe so erhalten bleibt, wie ich es jetzt bewohne, ein Ort der Weihe und Erinnerung an meine irdische Mission. Als Zwischenwohnung werde ich für mich und die Meinen auf der Höhe gegenüber dem Reihenhaus II ein kleineres Palais, mit einer Mauer umgeben, erstehen lassen, bis einst die Gralsburg errichtet sein wird, wie sie erleuchtete Bauherrn im Geiste schon schauten, deren Bau sich in sieben Jahren, sieben Monaten und sieben Wochen vollenden soll und im Jahre 1947 stehen dürfte“.
Je mehr ich dem naziunterjochten Kontinent den Rücken kehrte und mich dem Land der Freiheit näherte, tauchten Worte Imanuels in meiner Erinnerung empor, die er mit Bezug auf außereuropäische Dinge gesprochen hatte. War doch sein Wirken allumfassend, die Erde umspannend, die gesamte Menschheit betreffend.
Eines Tages zeigte mir der Herr hocherfreut eine portugiesische Urkunde, die sich auf „Gralsboden Inkaland“ bezog und ihn, den Menschensohn, zum rechtmäßigen Herren und Besitzer dieses ersten Grals-Landes in Brasilien, in Süd-Amerika, erhob. Weiße und Schwarze, Indianer und Mulatten bildeten die dortige Gralsgemeinschaft 121 von rund einhundertfünfzig Seelen, welche die Botschaft der Wahrheit einte.
Zur Weihnachtsbescherung sämtlicher Gralssiedlungs-Angestellten durch das Trigon, Anno 1935, im Musiksaal des Gralsverwaltungsgebäudes, erzählte uns der Herr von einem einzigen Kreuzträger italienischer Nationalität, der sich die „Nachklänge“ zur Gralsbotschaft noch habe nachsenden lassen, bevor er sich für den „abessinischen Feldzug“ einschiffen ließ.
„Vielleicht ist dieser gerade berufen“, so fügte der Herr bei, „da er in Abessinien zu bleiben und dort sich anzusiedeln wünscht, die Gralsbotschaft jenem noch harrenden Volksstamm zu bringen, der in der Nähe der Nilquelle leben müsse und 106 107 sich rein erhalten habe, schwermütige, sehnsuchtsvolle Lieder singend, die von der 122
„Weißen Taube“ sprechen und dem „Lichtfürst“, der ihr folgen wird“.
Als ich dem Menschensohn in jener Zeit, in der die ersten Greueltaten nazistischer Meuchelmörder die deutsche Öffentlichkeit zu beunruhigen begannen, von einem solchen Vorfall berichtete, der durch Alfons Gläser, Berlin, einem Heilpraktiker und Freund Dr. Räubers, ausgelöst worden war – dieser hatte „Grüne Gralsblätter“ unter der S.S. in München zirkulieren lassen, was zur Folge hatte, daß ein sich zum Gral bekehrt habender S.S. Mann und Söldling Heinrich Himmlers, des Chefs der Gestapo, von zwei Schergen ermordet, tot in einem Wald bei München aufgefunden wurde – sagte der Herr zu mir:
„Ich wußte, daß ein sich zum Gral bekehrt Habender für seine Überzeugung zu sterben hat – vielleicht war es dieser!“
Noch einige andere Aussprüche des Menschensohnes glitten mir, wie Sternschnuppen in einer balsamischen Augustsommernacht über den Himmel segelnd, als ich halb-wach noch in meiner Koje auf dem Überfahrtsdampfer nach Harwich in der englischen Grafschaft Essex lag, durch das sinnende Gedächtnis.
Einmal, nach einer Gralsfeier, hatte mich der Herr befragt, was ich empfunden habe im Augenblicke der Weihe, da er den Gralskelch beim Heiligen Mahle hob? Ich erwiderte ihm: „Es wehte über mein Haupt wie ein eisiger Luftzug!“
Der Erdgestiegene entgegnete: „Da haben Sie recht empfunden! Göttlich- Urgeistiges ist so eisig, kristallenlichtklar, wie kein Menschengeist es je zu ertragen vermöchte! Er würde erfrieren in diesen Regionen! Darum, je reiner ein Menschengeist, je kälter seine Ausstrahlung! So ist es auch mit der echten, wahrhaftigen Gottesliebe, von der sich der Mensch bisher ein falsches Bild geformt hat“.108 109
Ein anderes Mal befragt, wie es sich mit Gehorsam gegenüber dem alten Gesetz verhalte, auch wenn dieses im Vergleich zur Gralslehre nicht gleichen Sinnes sei, betonte der Weltenlehrer:
„Der, welcher das alte Gesetz nicht hält, wird auch das neue nicht halten können. So lange das alte noch auf Erden besteht und irdisch-rechtmäßige Gültigkeit hat, muß es geachtet und befolgt werden, will man sich nicht in des Codes Maschen verstricken und Gefahr laufen, von der irdischen Gerichtsbarkeit bestraft zu werden“.
Auch Otto Giesecke, ein Jünger des Menschensohnes, kam mir in den Sinn. War er es doch gewesen, der mir, auf Wunsch des Herrn, nach meiner Entlassung aus dem Nazi-Gefängnis die England-Fahrt finanziell ermöglicht hatte. Wie ich später ver- nahm, hatte der Herr folgendes zu ihm gesprochen:
„Mein lieber Herr Giesecke, auch Herrn Freeman-Eales steht noch Schweres bevor. Wenn sein Schicksalsweg ihn voranführt, wird er eines Tages zu Ihnen kommen und Sie um Rat und Unterstützung bitten. Ich ersuche Sie, ihm dann zu helfen!“110 111
Ein Beweis für mich, wie selbst der Menschensohn gesetzgemäß nicht in der Lage war, in Vorausschau der Dinge, die Zukunft in allem genau zu ergründen und dementsprechende Versprechen oder Voraussagen zu machen, die nach Anschauung manch eines kleinen Menschleins unbedingt auch hätten eintreffen müssen – wäre er andernfalls doch kein Gottgesandter – sondern betreffs kommender Geschehnisse jeweils nur das aussprach, was er nach dem Gesetz, der er selbst das Gesetz auf immerdar ist, im Augenblick seines Ausspruches auf Grund des Standes der Dinge als logische Folgerung daraus erkannte; ein Beweis hierfür war mir sein Ausspruch zu Otto Giesecke, den er kurz vor Abbruch seiner Erdmission zufolge der „nazistischen Sturmflut“ getan:
„Warten Sie in frohem Wissen und Geduld des Beginnes Ihres irdischen Wirkens unter meiner Führung im Dienste des Grals! Die Stunde kommt, auch wenn es 125 scheint, als stünde das Geschehen still, Ihre geistige Entwicklung ist fertig!“
Zur Stunde dieser Niederschrift haben beide, der Menschensohn und sein Jünger, die Stofflichkeit seit langem verlassen!
Die Zeit meines Eintretens für die von Abdruschin in seiner Gralsbotschaft gebrachte Wahrheit brach an, und somit die Zeit meines Bekenntnisses zum Menschensohn, inmitten eines vom Mammon und Intellekt beherrschten Volkes, auf englischem Boden.
„Aller Anfang ist schwer“, und schwer war zufolge noch besonders erschwerter irdischer Verhältnisse – wie Mangel an Sprachkenntnis und vor allem flüssiger Münze, denn gemäß Hitler-Bestimmung durfte der Ausland-Reisende nur sechzehn englische Shillinge mit über die holländische Grenze nehmen – die Möglichkeit, mit gebildeten Engländern überhaupt Fühlung zu erhalten. Es ist gerade das Geld und eine einwandfreie englische Aussprache, die dem vom Kontinent Kommenden englische Häuser erschließen. Diese Blätter sollen keinen Bericht meines Wirkens für den Menschensohn in England geben, diesen enthält ausführlich mein Band VI, betitelt „Der Weg des Gralskreuzes in Britannien“.112 Ich will vielmehr fortfahren, Bekenntnisworte für Imanuel zu notieren, die ich vornehmlich in Londoner „meetings“ und Andachten aussprechen oder schriftlich in Vorträgen niederlegen durfte.
Um die harten Schalen englischer Menschen durchstoßen zu können, um überhaupt Fühlung mit ihnen zu erhalten und Eingang in ihr Herz und ihre Empfindung zu finden, mußte ich mich einer Sprache bedienen, die ihnen Vertrauen
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales schenkte, sich ihrer englischen Psyche anpaßte und sie auf ihrer Ebene traf, sonst hätte ich wie zu toten Steinen gesprochen!
Mahnte der Menschensohn nicht selbst in seinen „Nachklängen“ zur Gralsbotschaft im Vortrag „Strebet nach Überzeugung“:
„Laßt alles Starre Euren Nebenmenschen gegenüber fallen, werdet dafür lebend und beweglich! Gebt vorübergehend nach, wo etwas nicht zu gehen scheint, doch laßt dabei die Zügel niemals aus der Hand! Ihr bringt das Widerstrebende zuletzt mit eini- 127 gem Geschick schon dahin, wo es stehen soll“.
Und im Vortrag „Ich sende Euch!“ fordert er auf:
„Ihr müßt geistig zu ihnen treten, müsst Eure Hände allen Bittenden auf deren Ebene ihrer Verständnismöglichkeiten bieten, nur so vermögen diese dann die Hilfen 128 zu ergreifen, sich daran aufwärts zu bewegen“.
Wie also konnte ich echtem Engländertum, mit noch aus dem Mittelalter überkommenen Anschauungen und Sitten, Gebräuchen und Glaubenssatzungen, die Majestät des Menschensohnes beweisen, ihn ihnen künden und ihn in ihren Bannkreis alltäglichen Seins und ihrer Überzeugung bringen? Wie konnte ich diese, ans Dogma gebundensten aller dogmatisch gebundenen Christen, vom Sein des von Christus verheißenen „Trösters und Geistes der Wahrheit“ im Stoffe auf Erden überzeugend erleuchten? Wie sollte ich den Weltenfürsten ihnen schildern, welches Bildnis von seiner Glorie entwerfen, damit er gebührenden Eindruck hinterlasse?
Wahrlich, leicht war dies nicht bei der Seichtheit und Geistlosigkeit des englischen Krämervolkes, bei skeptischer Einstellung derer, die überhaupt zu denken vermochten, zu allem, das als „neu“ in ihren Gesichtskreis trat, nicht am wenigsten aber bei der bekannten Exklusivität der sich als „Herren der Schöpfung“ dünkenden „Oberen Zehntausend“, zu denen sich die „illusteren“ Mitglieder des englischen Adels, Erzbischöfe und Bischöfe der anglikanischen Kirche, die Professoren der Universitäten von Oxford und Cambridge, die Spitzen der Behörden zählen. Gar nicht zu sprechen aber von der Hefe des Volkes, die niedriger stehend als die des Kontinentes, ausgenommen die bolschewistischen Analphabeten, die ihre Kinder und Kindeskinder in der Gosse erzogen, vielmehr nicht erzogen.
In Menschensprache also, mit irdischen Worten, mußte ich den Herrn aller Herren, den König der Könige schildern, und keine anderen schienen mir geeigneter, deuchten mir edler und würdiger, als die eines der größten österreichischen Dichter, Hans Sterneder, mit denen er die Gestalt seines „Wunderapostels“ in seinem Roman gleichen Titels malte:
„Auf diesem Antlitz lag eine Erhabenheit, wie sie einst die Häupter weiser, sagenumwobener Könige längst verklungener Jahrtausende geziert haben mag, gepaart mit einer so sonnenhaften Klarheit, wie sie nur Köpfe besitzen, deren Geist in
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales alle Höhen und Tiefen des Seins gedrungen, und dem sich Geheimnisse der Schöpfung geoffenbart, die den andern Sterblichen verschlossen bleiben. Es lag ein Glanz auf diesem Gesichte, wie wir Menschen uns das Antlitz eines Erhabenen denken. Doch so sehr das Antlitz leuchtete, in überirdischer Gewalt brachen aus ihm die noch blendenderen Strahlen von zwei kreisenden Sonnen“.
Und noch einer anderen Beschreibung bediente ich mich, als ich versuchte, meiner Zuhörerschaft in „Caxton Hall“ in Westminster, London, anläßlich der Feier des „Strahlenden Sternes“ 1941 meinen eigenen Eindruck von der einzigartigen Persönlichkeit Imanuels zu übermitteln.
Ich sagte:
„Es ist schwer, seine Gesichtszüge, die das „Ego“ seiner Wesensheit verbürgen, treffend zu schildern. Sie wechseln beständig, je nachdem wie es die ihn durchflutenden Schwingungen seiner Empfindungsmacht bedingen, die höherer Art denn menschlich physische, feinstoffliche und selbst geistige sind. Um Ihnen zu helfen, sich einen Eindruck von ihm formen zu können, will ich eine Beschreibung verwerten, die sich auf das Äußere des Gottessohnes Jesus bezog, und vielleicht auch die bestmöglichste für den Menschensohn Imanuel ist. Sie wurde von Es-li, einem Sohn von Maath-ben-Jessai von Bethsaida am See Tiberias überliefert „In Erinnerung an den, welchen wir beständig vergessen“:
„Der Unterschied zwischen Jesus und anderen Menschen war nicht der, mit welchem ein reicher Pharisäer beeindruckte, sondern der, daß sein Sichgeben so natürlich und doch hoheitsvoll war, sein Antlitz von solch innerem Frieden und Ausgeglichenheit strahlte, so daß er unter allen wie ein König erschien. An ihm war etwas, das nie je zuvor an einem Menschen bemerkt worden war. Ich hatte nie einen König zu sehen bekommen und jene, von denen ich gehört hatte, waren weder groß noch vornehm. War doch die ursprüngliche Vorstellung eines wahren Königs, wie es im Fall von David und Salomon sich verwirklicht hatte, daß er als der allerbeste seiner Zeit in seiner hohen Stellung gehalten wurde.
Und das war es, was den Meister heraushob, jedes Stück von ihm. Der Ausdruck seines Gesichtes war ernst und entschlossen, etwas lag in ihm wie der majestätische Blick des Adlers, ohne jedoch des Adlers Wildheit, in den Zügen prägte sich stolze Kühnheit, dem Dunkel zu trotzen, das ihn umlagerte. Aus seinen Augen brach Ener- gie und Furchtlosigkeit.
In seinem Leuchten glühte jedoch Liebe, wenn man Kranke zu ihm zum Heilen brachte, aber heiliger Zorn wie Blitzeszucken, wenn Priester sich ihm näherten, ihn herausforderten“.
„Ein Gleiches kann auch von der königlichen Erscheinung Imanuels gesagt werden, der einzigartigen Art seiner Strahlung, der Macht des Zaubers, den seine Persönlichkeit ausübt. Merket aber wohl, meine Freunde, nicht die Gottesliebe ist es, die in ihm inkarniert ist, die Gottgerechtigkeit ist es und – dies erklärt alles!“
Das schwer Beschreibliche sowohl der äußeren Gestalt wie der inneren Wesensart des Erdgestiegenen hatte ich selbst schon versucht in Worte zu formen, so, wie ihn mein Ego empfunden, als er mich erstmals in Gralshöhe auf Vomperberg empfangen hatte. Dies geschah in den Tagen um die Feier des „Strahlenden Sternes“ 1930.
Noch einmal unternahm ich später das Wagnis, ein Portrait des Menschensohnes in der Sprache der Angelsachsen zu entwerfen, wie ihn mein Geist in sich bewahrt hatte, nachdem er Imanuel letztmals in der Feier der „Reinen Lilie“ 1937 im Tempel des „Neuen Bundes“, das Gralsmahl amtierend, hatte erleben dürfen.
Ich schilderte ihn den ersten in London zur Erkenntnis der Wahrheit erwachten Seelen während der Feier der „Reinen Lilie“ im Jahre 1942 mit folgenden Worten:
„Die Menschen, die zugegen sein durften, werden nie das Hervortreten der königlichen Erscheinung Imanuels im weißen Gewande, des Königs der Könige, vergessen. Ein weißseidener Mantel, bestickt mit der Purpurrose, der Lilie, wie der Blauen Blume der Treue, bedeckte seine geheiligte Hülle. Über der Brust trug er am weißen Bande das königliche Emblem seiner göttlichen Sendung; ein leuchtendes Auge auf dunkelblauem Grund in der Mitte des Kreuzes mit vier gleichen Balken. Das Auge symbolisiert in einzigartiger Weise für das Vorstellungsvermögen der Menschengeister die Wesensart Gottes, in dessen Allheiligem Willen der Menschensohn seine Mission erfüllte, mit der er, die Mission des Gottessohnes Jesus 129 ergänzend, zum endgültigen Abschluß brachte.“
Über das Wirken des Menschensohnesauf dem Heiligen Berge während eines Dezenniums, von 1928-1938, ward ich nicht müde in London zu künden. Denn „wess’ das Herz voll ist, dem gehet der Mund über!“
In 506 Lesestunden und Gralsandachten, 12 Festandachten und 18 Feierandachten, während 5 Versiegelungshandlungen, 4 Mitgliederversammlungen, 130
17 Vorstandssitzungen und 5 „Socials“, insgesamt 567 offizielle Gralsveranstal tungen, die London und seine nächste Umgebung an 36 verschiedenen Örtlichkeiten erlebte, las ich oder ließ ich Gralsvorträge Abdruschins aus der Botschaft „Im Lichte der Wahrheit“ und ihren „Nachklängen“, vornehmlich in englischer, nur hin und wieder in der Ursprache des Menschensohnes, der Sprache des einst berufenen deutschen Volkes, lesen.
Zur Förderung der Anfänger im Erfassen der Gralslehre und zu deren Hilfe drängte es mich, noch weitergehende Erklärungen auf deren vielfache Fragen zu erteilen, die in Form eigner Vorträge in Sonderbänden niedergelegt sind. Für die vorliegende Niederschrift habe ich lediglich einige wesentliche Stellen herausgezogen, sofern sie inhaltlich mit deren Titel „Mein Bekenntnis zum Menschensohn“ in Einklang stehen.
Mein allererstes Bekenntnis auf englischem Boden in einem öffentlichen Kreis
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers Nr. 91. „geselliges Beisammensein“.
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales erfolgte anläßlich einer Sitzung des „World Congress of Faiths“ in Abbey House, Victoria Street London, unter Führung seines Begründers: Sir Francis Young-hus- band. Ich erwiderte dem Sekretär der „Society of Friends of Europe“, der über „Reli- gion in Deutschland“ gesprochen hatte, und erwähne hier nur den Kernpunkt meiner Entgegnung:
„Es war im Jahre 1921, als zwei Männer in Deutschland ihre Mission begannen, in jenem Jahr, da eine gewaltige Geistwoge über unseren alten, verseuchten Planeten dahin brauste. Nur einige Menschengeister spürten dieses Geschehen, während die Mehrheit schlief. Da begann ein unbekannter Mann aus der Hefe des Volkes in töner- nen, viel versprechenden Worten zu dem durch Kriegsnot und Elend zermürbten deutschen Volk zu sprechen. Und noch eine Gestalt hub an, sich an dieses Volk zu wenden, auch er war ein Unbekannter, und was er zu sagen hatte, legte er schriftlich in seiner Botschaft in deutscher Sprache für die gesamte Menschheit nieder. Beide Männer waren in sich überzeugt, die Führer des „deutschen Geistes“ zu sein. Jener war Hitler, dieser Abdruschin. Denen, die nach Rettung aus Not, Arbeitslosigkeit und Mühsal schrieen, bot Hitler „panem et circenses“, wie einst der römische Cäsar es tat, den anderen, die zufolge der Zeitgeschehen, der Tragik ihres Schicksals wie der ihres Landes geistig verkümmerten und physisch verkamen, bot Abdruschin das Wort der Wahrheit, die Möglichkeit, sich selbst aus dem Chaos zu retten. Er erleuchtete sie mit dem Schöpfungswissen. Deutschland aber wählte den Irreführer, den, der ihm nur Materielles versprach!
Dies mag eine Mahnung dem britischen Volk bedeuten! Beizeiten den Welterlöser in seinem Wort zu erkennen! Damit es Geistführer werde für die Nationen der Erde! Ihr Ziel, Herr Vorsitzender, d. h, das Ziel Ihres Weltkongresses der Glaubenskonfessionen, unter einem Dom die verschiedenen Kirchen und Kulte zu einen, ist sicher gut und ethisch rein, aber kein Mensch ist stark genug, erfolgreich dies Vorhaben durchzuführen!
Wenn der neue Morgen aus der Nacht des Dunkels ersteht, wird es allein die Bot- schaft „Im Lichte der Wahrheit“ des Menschensohnes Imanuel sein die den Schlüssel zur neuen Weltordnung reicht. Die Gralsbotschaft ist die neue Bibel, die der Mensch bedarf, die Wahrheit Gottes, die alles Dogma zertrümmert! Sie zu lesen, sie zu erfas- sen und ihr ein Heiligtum im Herzen zu errichten, ist mein einziger Wunsch für Sie alle!“113 114
Gleiche und ähnliche Bekenntnisse legte ich wiederholt noch im Laufe der Jahre meines Exils in England ab, deren Einzelheiten in einem Sonderband, betitelt „Bericht über erstes Gralswirken in England“ zu lesen sind. Die eindringlichsten Worte flößte mir hohe Führung im „Bahai Centre“, dem Londoner Sitz der Anhänger 132
Baha’u’llahs ein, – sodann im „Universal College of Psychic Science“ von Dr. J. Lasalles Anderson, 27 Sigdon Road, Hackney, – in Caxton Hall und Alliance Hall,
Westminster in der „World Service Group“ , 13. Chesam Place, S.W.1.; – in „Cannon House“ in der City von London, – im „Chelsea Sanctuary“ 183 Kings Rd., S.W.3., – in der „Lady Margaret Hall“, Oxford, – und vor allem in dem „Bedford College“ der Universität von London.
Vor einem Gremium von rund dreihundert illusteren Köpfen englischen Geistlebens, drängte es mich, vor Exzellenzen und Bischöfen, vor Lords und Ladies der englischen Krone, am zehnten Juli 1940, mittags 12 Uhr, von der Mission des Menschensohnes, vom Zentrum Europas ausgehend, zu zeugen.
Ich endete mein Bekenntnis zu Imanuel mit dem Epilog seiner Gralsbotschaft und der Mahnung:
„Menschheit, erwache aus dem Schlafe Deines Geistes!“
Die englisch sprechende Menschheit, vorerst in ihrer Metropole, im Herzen des Britischen Weltreichs, aus diesem Schlaf ihres Geistes durch Verkündung der Gralsbotschaft Abdruschins zu erwecken, sah ich als meine einzige Aufgabe, mein Hauptbestreben in England an. Mein ganzes Sinnen und Wirken zielte auf die Erfüllung dieser mir heiligen Bestimmung.115 116
Tief verankert in meinem Gemüt trug ich die, mir vom Menschensohn unter dem Bildnis seiner zum Gebet gefalteten Hände, mit eigenen Schriftzügen niedergelegte Widmung, mit „Imanuel“ gezeichnet:
„Wenn Du ermüdest, fasse meine Hand, sie wird Dich stützen, so Du Treue hältst!“, dem unlöslich verbunden, ich meinen eignen Spruch noch wählte als mein Panier in „Albion“ für kommende Stürme: „Sei Hüter des Kreuzes, das lebet im Stoff!“117
Wie konnte es anders sein, als daß ich nicht müde ward, nach Wahrheit und Licht hungernden Seelen, auch wenn deren nur wenige, immer und immer wieder, so wie es der Herr getan, mit stetig neuen Worten von dem Wirken Imanuels zu sprechen, wie ich es selbst in Stunden flutenden Lichtes auf dem „Berge des Heils“ erleben durfte! Und aus dem, was ich hierüber mit dem Griffel für kommende Geschlechter noch aufgezeichnet habe,118 seien einige Stellen entnommen, womit ich dieses Manu- skript schließen will.
In der „Lesegruppe der Gralsbotschaft“ von Miss Mollie Davies, 50. Baker st. London W.1., machte ich anläßlich des Erscheinens einiger Neuankömmlinge am achtundzwanzigsten Juli 1942 folgende, der Lesung der Vorträge:
„Ich bin die Auferstehung und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales
137
mich!“ und „Der Schrei nach dem Führer“119 vorausgehende Einführungsbemerkung- en.
Ich sagte nach Betonung des Zweckes dieser Lesestunden und der Notwendigkeit, daß sich der Mensch selbst erkennen müsse, um geistig voranzukommen, daß die meisten Lichtsucher bisher geglaubt hätten, „kosmisches Wissen“ sei nur im Osten zu finden.
„Sicher ist es wahr“, fuhr ich fort, „daß da und dort in weltfernen Orten Asiens noch einige Seher und Weise aus uralten Überlieferungen kosmisches Weistum verwalten und sorgsam wie ihren Augapfel hüten. Sie wohnen fern den Menschen, wie eine für letztere ausgestorbene Rasse, und verwahren sorgfältig in ihren Schreinen die göttlichen Geheimnisse, die das Leben und Schicksal ihnen anvertraute.
Wer von uns begegnete nicht schon einmal im Osten oder Westen solch einer Wundergestalt in Fleisch und Blut? Die Stunde solchen Treffens auf irdischem Plan prägte sich tief in unser Gedächtnis! Ich habe selbst schon den Pfad solcher Wesen gekreuzt. Gleich Leitsternen durchflammen ihre Worte noch meine Erinnerung.
138
Emerson, der bekannte amerikanische Autor und Philosoph,120 schrieb in eines seiner Tagebücher:
„Ich pflückte goldene Früchte aus solch seltenen Begegnungen mit weisen Männern“.
Unsere besten europäischen Philosophen können schwerlich Richtpfahl sein solchen, welche einer von uns schon auf der Pilgerschaft über die Erde getroffen!
Ich erinnere Sie auch an Paul Brunton, vielleicht einer der feinsten Kenner des sogenannten „Okkulten“ und Östlichen Weistums mit seinen religiösen Kulten. So schrieb er einmal:
„Ich beabsichtige nichts anderes, als eine Erforschung Asiens in geistiger Hinsicht, die mein Drängen von jeher nach Auffinden der letzten überlebenden Vertreter uralten, echten Weistums befriedigen sollte. Ich hoffte, durch die gelbfarbenen Wüsten Ägyptens zu wandern und hochentwickelte Scheichs in Syrien zu treffen. Ich hoffte, mich unter die aussterbenden Fakire weltfremder Dörfer im Irak zu mischen und in persischen Moscheen, mit edlen Domen und spitzzulaufenden Minaretts gekrönt, mich mit Anhängern ältester Sufi Mystik zu unterhalten. Hoffte auch, im Schatten purpurner Zelte indischer Tempel, von Yogi-Magiern ausgeübte, unglaubliche Dinge zu schauen, wie mit den wunderwirkenden Lamas von Nepal und Tibet meditieren zu können, in buddhistischen Klöstern von Burma und Ceylon zu sitzen und mich in schweigsame telepathische Verständigung mit hundertjährigen Weisen im chinesischen Hinterland der Wüste Gobi einzulassen“.
Soweit Dr. Brunton.
„Alles dies beeindruckte auch mich zu tiefst, davon hörend oder lesend – bevor ich Abdruschin-Imanuel traf, für den ich zeuge. Aber nachdem ich ihm begegnet und seine Strahlung empfangen durfte, so wie ich und vielleicht einige von Ihnen, ohne sich dessen noch bewußt zu sein, auch den Gottessohn Jesus im „Heiligen Lande“ erlebten, änderte sich meine Ansicht und kam ich zur Überzeugung, daß „Schöpfungswissen“ nicht mit einem irdischen Land zusammenhängt, vielmehr nur von Gottgesandten geoffenbart werden kann, und – diese zwei einzigen sind für immer und ewig – der Gottessohn Jesus und der Menschensohn Imanuel.
Ich kam zur Einsicht, daß ich weder nach dem Osten pilgern, noch in „heiligen Landen“ weise Männer treffen mußte, um Erleuchtung zu finden, sondern, daß „kosmisches Weistum“, die „Neue Offenbarung“, im Dämmern der „Neuen Zeit“ zur Verfügung stand, daß die Gralsbotschaft Abdruschins sie mir schenkte.
Mein Weckruf für Sie ist, diese Botschaft zu ergreifen, sie in Dank zu Gott auch anzunehmen. Nur so werden Sie Herr Ihres eigenen Schicksals!
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Wir Engländer werden oft „das Volk der Leser“ genannt. Doch möchte ich betonen: „Unsere Generation liest meist, um damit die Zeit zu töten. Nur wenige Kluge lesen, hierdurch ihre Zeit lebendig zu gestalten. „Ich hoffe, daß diese das Buch „Im Lichte der Wahrheit“ lesen, oder zu unserer Lesegruppe kommen, das gelesene Wort Imanuels zu hören!“121 122
In meinem Vortrag „Bruchstücke der Wahrheit“ schrieb ich:
„Als ich zur Feier der Reinen Lilie im September 1937 zum letzten Mal während der Anwesenheit des Menschensohnes Imanuel daselbst weilen durfte, sagte der Herr in einer mir gewährten Audienz unter vielem anderen auch dieses:
„Zahlreiche Bücher geistwissenschaftlichen Inhaltes werden in Zukunft noch durch Ihre Hände gehen; wenn Sie nach deren Veröffentlichungsdatum suchen, werden Sie finden, daß es in den meisten Fällen das Jahr 1921 war.
Denn es geschah in diesem Jahr, daß die erste große geistige Welle über diesen Planeten strömte und manche Menschengeister zur Erweckung brachte. Ihr Tagbewußtsein wußte nichts darum, doch ihr Geist nahm die Strahlung auf“.123
Wie immer beendete ich den Vortrag mit einem Hinweis auf Imanuel, den erdgestiegenen Menschensohn. Den Anfang und Inhalt des Vortrags füllte ich jedoch mit dem Hinweis und der Besprechung eines in Nord-Amerika im Jahr 1921 gedruckten und veröffentlichten Buches, betitelt „Bruchstücke der Wahrheit“, deren Autoren Richard und Isabella Ingalese waren.
Im Jahre 1921 waren beide, ohne vom Sein des Menschensohnes im Stoffe
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales gewußt zu haben, begnadet worden, in einer gewaltigen inneren Schauung das Wirken des Weltenlehrers vorahnend zu erleben.
In vorgenanntem amerikanischen Buch war Imanuel als der Messias nicht bezeichnet worden. Es besteht daher die Möglichkeit, daß die beiden Autoren mit 142
dem Messias Baha’u’llah und mit seinem Wirken das „Zweite Kommen Christi“ meinten. Die Bahais, in Amerika zumal nach Millionen zählend, verehren ja Baha’u’llah als den Stifter der „Neuen Zeit“.
In meinem Vortrag hob ich am Ende hervor, daß nur Imanuel der Menschensohn ist, der mit seiner Gralsbotschaft die „Neue Zeit“ erstehen läßt, und Richard und Isabella Ingalese irrten, wenn sie meinten, daß Baha’u’llah „der Verheißene“ war. Das, was sie schrieben, kann sich nur auf den Menschensohn, Abdruschin-Parzival- Imanuel, Oskar Ernst Bernhardt, 18. April 1875, beziehen.
In meinem Vortrag „Das Geheimnis der Gezeiten“124 125 sagte ich zur Einführung: „Seit urgrauen Zeiten zog es wie ein Raunen bis zur Gegenwart durch die Welten, ein leises Flüstern wie auffliegende Blätter im Morgengrauen oder auch das Branden der Wogen am fernen Meeresstrand. Und in der Unruhe menschlicher Herzen formte sich die bange Frage: „Woher kommt dies Säuseln? Was will es uns sagen? Ist es ein Wink aus der Ewigkeit? Ein prophetisches Versprechen unverlöschlichen Segens?“
Auf alle diese Fragen gibt es nur eine Antwort und gleichzeitige Mahnung:
„Gedenke, oh Kreatur der Erde, daß am Ende der Tage der Menschensohn kommt, im Namen Gottes Gericht zu halten!“ –
In meinem Vortrag „Die Sphinx“126 sprach ich vom „Ewigkeitsbegriff“, wie ihn auch die Gestalt der Sphinx an den Ufern des Nils versinnbildlicht.
Ein Kreis kann symbolisch als Bild für die Ewigkeit gelten. Eine Linie, die unendlich fortläuft, ohne sich je zu schließen, oder auch, die sich ewig in ihrem Kreislauf schließt. Jedenfalls ein Begriff, der das Denkvermögen des menschlichen Gehirns unzweifelhaft schon ins Wanken bringt. Auch kann der Ring eine sich in ihren Schwanz beißende Schlange darstellen.
Seit erdenklichen Zeiten war der Begriff der Ewigkeit für die Menschen ein Problem, das ihre Priester und Seher zu lösen versuchten und das sie doch nicht ergründen konnten, weil ihr Gehirn an Raum und Zeit gebunden, Begriffe jenseits von Raum und Zeit nicht zu lösen imstande war. Somit vermochten sie auch nicht Gott zu erkennen, weil Gott und Ewigkeit miteinander verwoben, nicht mit dem Verstand, nur mit dem Geist zu erfassen sind. Die Menschen aber hatten schon frühe ihren Geist verschüttet, und was daraus ersprang, war der, Gott feindlich eingestellte, Materialist mit seinem überzüchteten Vorder- oder Verstandeshirn. Urvölker und auch
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales noch spätere Generationen schufen sich Bilder und Symbole für das, was die Besten unter ihnen wohl leise erahnten, aber doch klar umrissen nicht in Sprache oder Stoff zu prägen vermochten.
So erstand wohl auch der älteste irdische Bau als ein Symbol für die Ewigkeit: die Sphinx nahe der Cheopspyramide an den Ufern des Nil, im Land der Pharaonen. In graueste Vorzeit reicht die Errichtung dieses ungeheuren Monumental-Denkmals, kein Sterblicher vermochte je ihren Ursprung zu erforschen, wenn auch hierüber An- nahmen oder Theorien bestehen. Jahrtausende zogen über die Sphinx dahin, Jahrtau- sende noch wird sie kommenden Geschlechtern die Größe einstiger Zeit bekunden, mediale Schriften, sorgfältig im Britischen Museum bewahrt, aber bezeugen, daß un- ter der Sphinx in vor Menschenaugen noch verborgenen, ehedem heilig gehaltenen Tempelstätten, unermeßliches Weistum einstiger Hebung harrt, von dem zu künden, wenn die Steine, im Sturz alles Alten sprechen, der in urfernen Zeiten noch einmal, das letzte Mal vor dem Gottgericht, die verlorene Wahrheit des Kosmos, der Gott- Gesetze, einer sich verirrt habenden Menschheit offenbart.
Am Schluß seines Werkes „A New Model of the Universe“, versuchte der russische Denker und Schriftsteller P. D. Ouspensky, die Idee der ewigen Wiederkehr zu definieren, doch seine Erklärung befriedigt nicht die, welche die Gralsbotschaft Abdruschins sich zu eigen machten.
Auch Abdruschin wählte als Verlagszeichen eine sich in den Schwanz beißende Schlange mit einem „A“ in deren Mitte. Warum tat er dies? Warum war es vielen Le- sern der Gralsbotschaft anfänglich ein Rätsel, so daß in ihnen der Wunsch sich regte, nach dem Grund dieses Zeichens zu forschen?
„Unwissende oder Übelwollende“ – schrieb Abdruschin selbst in seinen Gralsblättern – „versuchten sogar eine allerdings recht sonderbare Erklärung dafür zu finden, indem sie die Schlange (die als ein Ring dem oberflächlichen Betrachter erscheint) als den Ausweis dafür hinstellen wollten, daß Abdruschin unbewußt mit seinen Vorträgen für das Dunkle, also Böse und Schlechte arbeite. Die Schlange dabei als Symbol alles Bösen gedacht“.127
Ich will versuchen, in Folgendem den Sinn des Verlagszeichens Abdruschins „eine sich in den Schwanz beißende Schlange mit einem „A“ in der Mitte“ verständlich zu machen.
Die Symbolik des Zeichens bedeutet:
1. Anfang und Ende der Erdmission Abdruschins, des Fürsten des Lichtes der Is- ra von einst, des Weltenlehrers unserer Gegenwart. Damals wie jetzt kündete er die absolute Wahrheit, das Wesen der Schöpfung und der sie gleich Nervensträngen durchziehenden Natur- und Gottgesetze des alleinigen Schöpfers, den Gläubige
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales jedoch unter verschiedenen Namen verehren. Moses erkannte den Lichtkern in Abdruschin, und war darum nur imstande, gestärkt durch die ihm vom Gottgesandten übermittelte Kraft, sein Volk Israel aus der Schmach Ägyptens zu befreien. In dem Fürsten der Is-ra war erstmals Parzival in Fleisch und Blut auf Erden, des Heiligen Grales ewiger König.
Am Schluß jetziger Weltenzeit inkarnierte Parzival zum zweiten und letzten Mal in Oskar Ernst Bernhardt. Aus der Mitte Europas offenbarte er unter seinem alten arabischen Namen Abdruschin128 noch einmal die volle absolute Wahrheit für alle sich nach ihr sehnenden Menschen ohne jedweden Unterschied.
Er erfüllte seine Sendung aus des Lichtes Ursprung als der Menschensohn Imanuel.
2. Anfang und Ende im kosmischen Sinn: Die Menschheit erstand nicht durch sich selbst, sondern durch einen Willensakt des Schöpfers. Der Mensch ist eine Kreatur des Schöpfers, eines seiner Werke, und darum abhängig von Gott, dem einzig Unabhängigen im All.
Die Menschen zu leiten und ihnen zu ermöglichen, nach Hineintauchen in den Stoff, durch Erfahrungen im Lebenskampf, geistig zu reifen, um so in die Ebene ihres Ursprungs, das geistige Reich, vollbewußt zurückkehren und dauernd an der Entwicklung der Schöpfungen im Dienste Gottes mitwirken zu können (was das selige, schaffensfreudige Sein im Paradiese bedeutet), sandte der Herr in gewissen Zeiten zu heranreifenden Völkern Propheten und Wegbereiter, und erst als diese bei dem beständigen Abgleiten der menschlichen Kreatur ins Gottlose nicht mehr ver- mochten, jene zur Besinnung zu rufen, seine zwei Söhne aus der „wesenlosen Gott- dreifaltigkeit“ – Christus Jesus, den „eingeborenen“ Gottessohn und Parzival Imanu- el, den „ausgeborenen“ Menschensohn.
Die Sendung der beiden Gottsöhne war ein kosmisches Geschehen, in seiner Auswirkung auf Menschengeister im Dies- wie Jenseits von einschneidender, ausschlaggebender Bedeutung: Ewiges Leben verbürgend oder ein in die Zersetzung Gestoßenwerden, stofflich wie feinstofflich, also der geistige Tod, und dies je nach freiem Willensentschluß des einzelnen Menschen.
Der Menschensohn, Abdruschin-Parzival-Imanuel, Oskar Ernst Bernhardt, schloß diesen Ring. Sein Erlösungswerk bestand in der Offenbarung der Gralsbotschaft, mit der er für das gesamte Menschengeschlecht das Alpha und das Omega wurde, der An- fang und das Ende aller menschlichen Erkenntnis.
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Meinen Vortrag „Das Vermächtnis des Menschensohnes“129 begann ich mit der Erklärung:
„Das größte Vermächtnis, das Gott in seiner Liebe, Gerechtigkeit und Gnade der
Menschheit je schenkte, ist die Gralsbotschaft Abdruschins: „Im Lichte der Wahrheit“.
Aus ewiger Höhe, von des Gottesthrones Stufen kommend, durchdringt das Gral- sevangelium gleich einem Sauerteig alle Ebenen der Stofflichkeit, wie sie im Reich des Göttlichen, Geistes und Wesenhaften die Wahrheit ist. Noch einmal scheint das Licht in der Finsternis!“
Ich schloß den Vortrag:
„Die Gralsbotschaft bietet die Befreiung aus der Knechtung des Dunkels. Aus ihr strömt neues Leben, in geistigem wie auch irdischem Sinn. Sie ermöglicht die Geburt in höchste menschliche Geisterkenntnis, die jeden demütig Empfangenden aufsteigen läßt nach dem Gesetz geistiger Schwerkraft und ihm den Eintritt in das Paradies ge- währt. Sursum Corda – Die Herzen in die Höhe!“
Freudevoll und unermüdlich, getreu meinem Geloben, restlos mein selbst gewähltes, hohes Ziel verfolgend, dem Herrn der Welten auf Erden zu dienen, gab ich mein Herzblut und all mein Können diesem Wirken auf dem Boden, wohin das Schicksal mich berufen: nach Berlin und nun in London.
Aufrecht erhielt mich die Hoffnung, die nie schwindende Zuversicht und Gewißheit, den Menschensohn auf dem Berg des Heils wiederzusehen, wiederzusprechen und ihm weiter dienen zu dürfen, so, wie er es für mich bestimmt hatte.
Gemäß Imanuels eigenen Ausspruches „nun werde ich die Erde nicht verlassen, bevor ich das Gottesreich im Stoffe gebaut habe“, hatte ich die dem Gral sich nahenden Menschen in London beschieden und ihnen die Hoffnung, ihn selbst noch erleben zu dürfen, geschürt.
Da traf mich am zwanzigsten Februar 1942, mitten im Völkerringen des zweiten Weltkriegs, die ungeahnte, ungeheuerliche Nachricht durch das Internationale Rote Kreuz von dem Heimgang Imanuels. In mir, wie um mich herum, versank alles in un- durchdringliche Nacht. Ich war unfähig zu denken, zu empfinden. Alles erstarrte, selbst die Träne im Auge.
Wie war dies möglich, möglich das Unmögliche? Und erst als wieder Blut im Gehirn zu kreisen begann, kam mir ein Wort des Apostels Mali Reinhardt in den Sinn:
„Endlich weiß man jetzt, daß alles, was er sagt, sich als Wahrheit erweist!“
Widerlegte nun die Tatsache nicht diesen Ausspruch? Gleichzeitig aber schlug mein Geist dieses Hirndenken zunichte, Luzifer versuchte sein letztes Ränkespiel, und Dank, unsagbarer Dank stieg empor zu Gottvater. In die Knie sank ich, und Dankesempfinden erstickte meine Seelenqual und meinen physischen Schmerz, ich pries den Allmächtigen, daß er seinen Lichtsohn dem Dunkel der Erde enthoben hatte.
Langsam gelang es mir, mich in die neue Lage zu finden, und in der Einsamkeit und Stille meiner Behausung in Clapham, 19. Crescent Grove, beeindruckte mich noch selbigen Tages meine Führung aus dem „Gral“ nach der positiven Seite. Das Dunkel wich und mein Weg lag vor mir in der Klarheit des Lichtes.
Mein Griffel wurde geführt und ich schrieb nieder, wie ich das Ereignis bekannt machen sollte:
„Es hat Gott dem Allmächtigen gefallen, seinen Sohn zurück zu rufen. Abdruschin-Parzival-Imanuel hat die Erde verlassen. Er schied aus Raum und Zeit am Sonnabend, den 6. Dezember 1941, um 4.15 nachmittags nach mitteleuropäischer Zeit. Er hatte ein Alter von sechsundsechzig Jahren, sieben Monaten und achtzehn Tagen erreicht.
Er wurde zu Bischofswerda in Sachsen, seiner Geburtsstadt, am 11. Dezember beerdigt. Seine Befreiung aus tiefstem Dunkel muß unseren Schmerz überwiegen“.
Während ganz leise, wie von ferne, das Vorspiel zu Wagners „Parzival“ ertönte, verlas ich in einer Sonderandacht in 9 a Highbury Hill, London, am 28. Februar 1942 folgende Worte:
„Gesegnet sei die Erinnerung an Imanuel, unsern Herrn! Er lebte unter uns und ist nun von uns für immer gegangen. Niemals wird je wieder ein Sterblicher das Antlitz des Königs der Könige schauen. Preis sei Ihm der uns die Wahrheit offenbarte! Preis Ihm, der uns die Pforte des Paradieses wieder öffnete!“
„Gesegnet seien die, welche beizeiten das Licht der Welt erkannten und alles mit ihrer geringen Menschenkraft taten, das Rettungswerk des Menschensohnes in Ephesus zu fördern!“
„Gesegnet seien alle, die den Gottgesandten durch seine Botschaft „Im Lichte der Wahrheit“ erkannten und versuchten, sie zu verstehen, sich bemühten, ihre Richtlini- en zu leben und einen Tempel für sie in ihren Herzen zu bauen!“
Als „Epitaph“ legte ich in Erinnerung an den „Aufgestiegenen“ nachstehende Gedanken zu Grunde:
„Alle Majestät der Morgenfrühe, der Mittagsglut und der Kühle der Nacht, wie alle verborgenen Geheimnisse der Schöpfung waren verkörpert in der einzigartigen Gestalt Imanuels, Gottes im Menschen.
Wie die göttliche Liebe in und durch Jesus wirksam wurde, ward es die Gott- Gerechtigkeit in und durch Ihn, der als ewiger Mittler für immer die Erde durch 148 seinen Namen, den Neuen, heiligte“.
Wie aber sollte ich den Fernerstehenden, vor allem aber den noch neu hinzukommenden Wahrheitssuchern in britischen Landen mit kurzen, aber doch verständlichen Worten, die ganze Tragik des Geschehens schildern? Von jedem Worte
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales hing ihr Verstehen ab, und hierin lag gerade das Tragische, daß das Geschehen im Gegensatz zu deren Worte der Wahrheit der Gralsbotschaft stand!
Aber auch hierfür ward mir die Hilfe aus dem Licht, die rechte Rede wurde mir eingegeben, so, daß ich die Menschen erleuchten durfte.130
Es bedurfte nicht langer Zeit, mich daran zu gewöhnen, hinfort nicht mehr den im Erdenkörper lebenden, sondern „aufgestiegenen“ Menschensohn vor der Welt zu bekennen. Sein irdisches Wallen gehörte nun der Vergangenheit an.
Nur sein Wort war geblieben, Heiligstes Gotteswort, inmitten einer Flut von Men- schenlügen, Widersprüchen und Beschuldigungen, selbst Anfeindungen und bittersten Verleumdungen.
Sein Wort stand wie ein Fels in tosender See, das einzige Fundament für jede Erklärung geistig-kosmischen, wie irdisch-stofflichen Geschehens, woran Menschenverstand zerschellen und von seinem sich selbst seit Jahrtausenden bereiteten Throne stürzen mußte.
Denn so bezeugt es das Wort seiner Gralsbotschaft:
„Was der Mensch auch denkt, wo immer er auch prüfen will, sein Eigendünkel läßt ihn nicht zur Wahrheit kommen, weil er selbst damit auf falschem Boden steht, von dem aus er nie richtig denken kann, auch wenn er ehrlich sich darum bemüht. Und so werden die meisten aller Menschen nun auch in den Abgrund sinken, ohne es zu denken, ohne es im Anfange des Sturzes zu bemerken“.131
Wenn immer ich in London hauptsächlich von Verstandesmenschen befragt wurde „Wie können Sie das oder jenes beweisen, um mich zu überzeugen?“ gab ich stets nur die eine Antwort:
„Ich weiß es von dem, der die Botschaft des Heiligen Grales schrieb. Dies genügt mir. Nach Beweisen frage ich nicht mehr. Denn sein Wort ist für mich der Beweis.
Wer je vor Abdruschin gestanden, die Strahlung seines Wesens empfunden und in Augenblicken seligen Friedens das ihn durchflutende Kreuz geschaut hat, frägt nicht mehr nach verstandlichen Beweisen. Im Innersten des Herzens ist es ihm zur Gewißheit geworden, daß das Wort aus seinem Mund „Das Heilige Wort der Wahrheit“ ist.
Dies muß Ihnen genügen! Das ist das Bekenntnis eines, der selbst nach langem Irren und Suchen die Wahrheit erkannt und in ihr den Frieden gefunden hat“.132
Selbiges Bekenntnis kleidete ich noch in andere Worte:
„Wenn alle versammelten Religionslehrer der Welt und alle Seher und Propheten, die während der Jahrtausende im Stoffe lebten, mir einmütig bezeugten, daß
Abdruschin, der Weltenlehrer, in seinen Offenbarungen irrig wäre, ich würde ihnen doch nicht glauben! Wenn alle Menschheit mich eines gleichen belehren würde, ich würde mich abwenden – unüberzeugt!
Als letzten Beweis für die Annahme, daß jene irren und nicht ich, müßte ich nur immer wieder meine innerste Erfahrung bringen. Selbst bei einem Versuch, mich mittels hellseherischer oder hypnotischer Hilfsmaßnahmen zu einem Widerruf meiner Überzeugung zu zwingen, würde ich jene energisch verstoßen mit etwas, das bei weitem stärker, wertvoller und – meiner Ansicht nach unwiderlegbar ist. Das beruht in meinem persönlichen Erleben und der eigenen Erkennung des Menschensohnes und Weltenlehrers, wie in dessen direkter Strahlung auf meinen Geist, der in ihm das Licht der Welt erlebte!“133 134
Ich schließe den zweiten Teil meines „Bekenntnisses zum Menschensohn“ mit einem in mir lebendigen Bild, das mein Geist im Erdenkörper auf Vomperberg für die 153
Ewigkeit trank.
Gralshöhe, ein schlichtes, doch strahlendes Haus in Tiroler Bauart, ist die irdische Heimat des Menschensohnes. Hier lebt er mit seiner Familie, Frau Maria, der Licht- rose und Königin des Heiligen Grales, Fräulein Irmingard, der Reinen Lilie, Alexan- der, dem Urgeschaffenen Löwen aus dem ersten Ring um Parzivals Thron, und Ma- ria-Elisabeth, zweite Tochter Frau Marias und eine Schwanenjungfrau der Schwanen- insel in der vierten Ebene der Urschöpfung.
Das Göttliche Trigon wird geschützt und behütet durch vorgeburtlich erwählte Menschengeister, die dem Rufe Parzivals zur Inkarnierung auf Erden folgten, sein Erlösungswerk im Stoffe fördern zu helfen.
Es war um die Weihnachtszeit 1933.
Der Heilige Berg war in tiefen Schnee gehüllt und kristallene Eiszapfen hingen von den Firsten, die wie Brillianten in den Strahlen der Sonne gleißten. Der Morgen war geheiligt, ich vergesse ihn nie. Imanuel, der Herr aller Herren und König der Könige, in weiß gekleidet mit goldener Stickerei auf violettem Mantel, stand hinter dem Tische des Herrn im Gralstempel.
Auf ihren blaugepolsterten Hochsitzen, mit Ismanenköpfen geziert und hohen Rücklehnen, hatten Frau Maria und Fräulein Irmingard Platz genommen. Ein schwarzer Samtmantel mit dem goldenen Strahlenkreuz schmiegte sich weich um die königliche Gestalt der Gralskönigin, der leuchtend smaragdene, bedeckte die Reine Lilie, eine anmutige Jungfrau, Irmingard.
Der Augenblick im feierlichen Ablauf der weihevollen Handlung des Menschensohnes zum Fest des „Strahlenden Sternes“ war gekommen, da nach erfolgter Berufungszeremonie der Knappen für das Gralsreich auf Erden der Ruf an
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales mich erging, vor den Altar zu treten und vor dem Priesterkönig niederzuknien. Er weihte mich für die Sendung, fortan in norddeutschen Gauen die versiegeln zu dürfen, die darum baten.
Es war dieselbe Sendung, die einst Jesus seinen Jüngern mit folgenden Worten gegeben hat:
„Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Und lehret sie halten alles, was ich Euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende!“135
Das Jünger-Gelöbnis, das der Menschensohn Imanuel von seinen erwählten Jüngern forderte, lautete also:
„Ich rufe Euch hiermit zum zweiten Male, jetzt zum aktiven Dienst! Denn meine Stunde steht bevor. Das ist für Euch ein Schritt, so ernst, so einschneidend, so pflich- tenschwer, wie es nur selten etwas für die Erdenmenschen gibt.
Es ist ein Wagnis, da Ihr damit unzertrennbar mit der Durchführung meiner Mission auf Erden eng verbunden werdet. Dadurch seid Ihr nicht mir allein verpflichtet sondern auch Eurem Gott!
Bedenket eins: Wenn ich Euch diese Auszeichnung je einmal wieder nehmen müßte, so ist die Folge davon für Euch Tod! Irdischer Tod und geistiger! Also die ewige Verdammnis. Kein Menschengeist könnte noch tiefer stürzen als ein Versagender, sobald er diese Auszeichnung des zweiten Rufes trägt. Deshalb ermahne ich: Laßt keine Zweifel Eure Seele trüben! Ich muß Euch ganz und stets vertrauen können! Was ich Euch sage, muß erfüllet werden, auch wenn die größten Hindernisse bei der Ausführung zu überwinden sind!
Es gibt im Dienst kein irdisch Aber und kein Wenn! Sondern nur freudiges Erfüllen. Darin liegt die Gewähr des Sieges!
Die mir von Gott bestimmte Fahne sei Euch Heiliges Symbol im Kampf und in der Freude! Wortlos gelobet Treue, indem Ihr nacheinander Eure Finger auf die Fahne legt, da echte Treue nicht mit Worten abzugrenzen ist!“
„Eure Namen werden eingezeichnet in der Burg! Sie stehen nun im goldnen Buch ewigen Lebens! Damit dürft Ihr im Dienst nicht Mann noch Weib noch Kinder ken- nen, nicht Eltern, Schwestern, Brüder, oder Freund! Nur von dem Einen seid Ihr voll erfüllt: Den Pflichten Eurem Gotte gegenüber!
Amen“.
„Nun tretet einzeln vor und nehmt aus meiner Hand das Zeichen als den Ausweis Eures hohen Dienstes! Es ist nun Eure Pflicht, voll dafür einzutreten.
Nie dürft Ihr es verleugnen, noch Eure Zugehörigkeit zu mir! Traget es Gott zu Ehren, dessen ersten Diener Ihr in mir zu sehen habt. Und seine Gnade wird in gleichem Maße mit Euch sein!
Es ist Bestimmung Gottes, daß Ihr einen Ring um mich zu bilden habt, der Schutz bedeutet in dem grobstofflichen Erdensein. Die Reinheit Eurer Liebe und der Treue muß einem Wall von Feuer gleichen, der dauernd unverändert seine Flammengarben steigen läßt bis zu den Thronesstufen Eures Gottes, meines Vaters! Und der Allgütige wird auf dem Wege dieser Flammen Euch seine Kraft herabsenden, die Freude, Glück und Sieg in Eure Seelen senkt!
Ihr sollt nun meine Jünger sein. Auf Euch will ich aufbauen jenes viel ersehnte Reich, welches der Menschheit einst verheißen ward, die sich in rechter Art zu Gott bekennt. Das Tausendjährige! Doch nicht nur tausend Erdenjahre wird es währen, sondern weit länger noch. Sind tausend Jahre doch nur wie ein Tag vor dem, der es in Gnaden Euch verhieß. Vergeßt niemals die Größe Eures hohen Amtes und die Verantwortung vor Gott und vor den Menschen!
Wie einst Jesus, der Gottessohn, zu seinen Jüngern rief, so ruf’ ich heute als Imanuel, der Menschensohn, zu Euch: „Kommt und folget mir!“
Es ist der höchste Ruf, der einen Erdenmenschen treffen kann. Zu diesem will ich Euch nun meinen Segen geben, der Euch die Kraft des Herrn vermittelt! Denn in die- ser Kraft könnt Ihr als meine Jünger einst die Taufe geben denen, die Euch darum bit- ten. Kniet nieder, daß es sich erfülle!“
Für Augenblicke schaute mein inneres Auge den offenen Himmel, in dessen höchster Höhe die Gralsburg leuchtete mit sieben Kuppeln. Die Taube schwebte über dem Gottgesandten. Durch das Antlitz Imanuels blickte das Antlitz des Gottessohnes Jesus.
Um den Tisch des Herrn, mit dem Gralskelch inmitten von sieben Kerzen, standen feinstofflich in strahlenden Gewändern viele der großen Geistesführer verklungener Epochen, etliche in schneeweißen Kleidern mit Purpur besetzt, die ihr Leben als Zeugnis für die Wahrheit ließen. Es traten Scharen himmlischer Engel herzu, auf deren Häuptern Sterne aus fernen Welten strahlten. Auch vier der Erzengel mit ihnen eigenen hehren Symbolen, die sie kennzeichneten, denn ihre Antlitze verhüllte ein Schleier, hielten Wacht am irdischen Thron des Priesterfürsten.
Während ich noch kniete, wurde der silbergraue samtene Taufmantel mit dem Goldenen Gralskreuz ohne Ring um meine Schultern gelegt, der mich bei Amtshandlungen im Namen des Herrn von üblen Strömungen abschließen sollte.
Dann gab Imanuel das Zeichen zum Aufstehen. Ich erhob mich, gesegnet vom Menschensohn zu neuem Beginn.
Für Sekunden weilte ich noch in Anbetung des Lebenden Kreuzes, in diesen
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales gewaltigen mich umbrausenden Geistströmungen fast das Bewußtsein meiner irdischen Umgebung verlierend. –
Bevor ich den Griffel zur Seite lege, der mich „Mein Bekenntnis zum Menschensohn“ beenden ließ, muß ich in Kürze von dem noch sprechen, was ich ein- gangs dieser Niederschrift136 in Aussicht stellte, als ich das „Golgatha Imanuels“ streifte, und das ich „Mein Bekenntnis zu Frau Maria und Fräulein Irmingard“ nen- nen möchte.
Damit beschließt sich „Mein Bekenntnis zum Göttlichen Trigon auf Erden während des Jüngsten Gerichtes“.
Ich habe den Verrat Abtrünniger am Menschensohn als den höchsten Schmerz be- zeichnet, den dieser schon zu Lebzeiten erfahren mußte und welcher schrittweise zu seinem moralischen Golgatha führte, zuletzt auch seinen Erdentod auslöste. Aber selbst die Art des Verrates wuchs Schritt um Schritt und nahm immer grauenhaftere Formen an.
Und so war, wie ich es sehe, der wahrhafte Grund und Anlaß zu dem, besonders nach dem Ableben des Herrn noch weitere Ausmaße annehmende Verrat am Lichte, das Hohe Damen-Paar selbst, das mit dem Aufgestiegenen das Göttliche Trigon nicht nur bildete, sondern ist.
Anders gesagt, dünken mich die beiden Hohen Damen, Frau Maria und Fräulein Irmingard, das letzte Problem für den vom Verstand irregeführten Menschengeist für die Erkenntnis des wahrhaften Gottbegriffes zur Zeit der Weltenwende.
An dem Erkennen oder Nichterkennen der Wesenheit und Bedeutung von Frau Maria und Fräulein Irmingard in ihrem Sein auf dem Berg des Heils während des Weltgerichtes, muß sich der Mensch richten, entweder aufsteigen oder vergehen. Die beiden Hohen Damen sind gottgewollt der letzte Eckstein, an dem der Mensch zur Zeit der Geisternte sich richten muß.
Zugegeben auf vieler Einwände, daß wenig oder nichts über die „Rose des Lichtes“ und die „Reine Lilie“ in der Gralsbotschaft geschrieben steht, beide haben von Beginn des Wirkens des Menschensohnes auf Vomperberg in den Gralsfeiern ihres Amtes gewaltet, sodaß nichts verborgen blieb.
Abdruschin hat aber auch am Ende seiner Gralsbotschaft in der Beschreibung der „Sieben Urgeistigen Ebenen“ der Urschöpfung ausführlich über diese „Letzten Din- ge“ gekündet und die untrennbare Zugehörigkeit Frau Marias und Fräulein Irmin- gards zu sich, und somit zum „Göttlichen Trigon“ geoffenbart.
Diese meine Schluß-Erklärung bekräftige ich noch durch folgende Aussprüche Imanuels selbst:
„Nimm die Rose – im Wirken getrennt, aber vereint in Ewigkeit mit Imanuel!“
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales
„Wer gegen die Damen ist, ist auch gegen mich!“
„Schützet Maria und Irmingard im Stoffe auf Erden!“
(Kundgebung, verlesen im Gralstempel am 6.12.1947.)
Am sechsten Dezember 1946 verlas Herr Dr. Rauber eine Kundgebung, die von Fr. Emilie Rauch am Bodensee empfangen wurde:
„Der Herr hat die Erde verlassen und stehet im Licht! Nicht verlassen ist die Erde! Frau Maria ist da und Fräulein Irmingard und sind mit dem Herrn innigst verbunden. Das Strahlungsband ist so fest und stark, als sei es ein Herzschlag, so unmitteilbar flutet die Kraft vom Herrn zu Frau Maria auf dem Berg. An Euch, Menschen, liegt es, den Segen auf Euch zu nehmen, fest zu halten und zu verbreiten auf Erden! An Euch, Menschen, liegt es, daß der Opfergang des Herrn zur Erde nicht vergeblich war!
Nehmet mein Wort auf und folget mir nach!“
Zum Preise Imanuels!
Ein Glaube, – sonnenklar und lichtumwoben!
Ein jubelndes Bekenntnis für und für!
Der Gottesstab! Die Leuchte unsrer Füße!
Die Kraft des Wandels und des Lebens Zier!
Der Felsengrund in Sturm und Ungewitter!
In Not und Ungemach der Freudenquell!
Das Band der Einigkeit, – des sel’gen Friedens!
Der Seele Heil und Ziel: Imanuel!
Vomperberg
18. April 1949
Gralsglockenweihe auf dem Berg des Heils am 18. April 1948, 9 Uhr.
Noch schwingen die Klöppel der Glocken und senden ihren Jubelton über Berg und Tal im Heiligen Lande Tirol.
Und schon regt sich ein Drang tief im Innersten der Empfindung, mit dem Griffel
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales zu schreiben, was in der Weihestunde, die einzig war und bleiben wird in Zeiten der Zukunft, geistig empfindbar wie irdisch sicht- und hörbar sich zutrug für jene, die dem Feier-Akte beiwohnen durften.
Denn Glockenweihe gab es! Glockenweihe dreier Glocken des Grales, zum Preise Imanuels, Marias und Irmingards, so wie es einst der Herr bestimmt hat.
Voller Erwartung und in Sehnsucht der gewaltig-kosmischen Erfüllung haben die Kreuzträger der Berg-Gemeinschaft und alle, die seit Jahren um dieses Ereignis wuß- ten, des Tages des achtzehnten April geharrt, der auch die dreiundsiebzigste Wieder- kehr des irdischen Geburtstages Imanuels war.
Von nah und fern war gekommen, wer die Reise zu unternehmen vermochte, erstmals dem Klang der Glocken zu lauschen, die nach viel Mühe, Anstrengung und Sorge zur Stunde der Erfüllung nun im Glockenstuhl hingen, im Turm am Tempel, der unter Aufwand vieler Kräfte, nach dem Plan Friedrich Hermanns, des Schweizer Jüngers, in den vorhergehenden Tagen errichtet worden war, nachdem im Beisein von Frau Maria, Fräulein Irmingard und Herrn Alexander am siebenten März 1948, an einem sonnenübergossenen Sonntagmorgen nach der Gralsandacht, die Abmessung des Ortes und der erste Spatenstich vollzogen worden waren.
Die über den Firnen der Berge aufsteigende Frühsonne grüßte den Feiermorgen des achtzehnten April, Anno Domini 1948.
Vor dem Pavillon im Gralsgarten sammelte sich in Weiß die Damen und in Schwarz die Herren der Chor des Grals, um unter Leitung des Jüngers Siffrid seinen Jubelhymnus „Das ist der Tag des Herrn“ Frau Maria und Fräulein Irmingard, der „Rose des Lichtes“ und der „Reinen Lilie“, vorzutragen.
Um die neunte Stunde darauf pilgerten die Kreuzträger in Feiergewändern zum Tempel des Herrn, dessen weiße Kreuze auf beiden Giebeln von weitem schon grüßten, und denen sich nun ein drittes gesellte, das ringlose Kreuz auf dem Glockenturm, gleich dem auf dem Ostfirst über dem Tisch des Herrn, im Inneren der Halle. Jede Nacht wird das Turm-Kreuz erleuchtet sein, um seinen erweckenden und mahnenden Lichtschein weithin über den Berg verbreiten zu können, ein Lichtmal für Lichtsuchende im Tal, Inn auf- und abwärts, Sehnsüchtigen weisend das Licht auf dem Berg, von dem es noch einmal über die Welten strahlt.
Der Tisch des Herrn prangte im Schmuck roter Rosen, unter ihnen das Hoheitszeichen des Göttlichen Trigons: ein goldenes Strahlenkreuz mit dem Schwert als Symbol, umrankt von Rosenzweig und Lilienblüten. Über dem Hochsitz Irmingards hing die Standarte des Heiligen Grals, smaragdgrün in Farbe mit dem Kreuz im Quadrat.
Orgeltöne schwangen im Raum, während Helfer und Helferinnen die Kreuzträger auf ihre Sitze wiesen, vor denen die Jünger Platz genommen, und wiederum vor diesen auf gepolsterten Sesseln, Herr Alexander, Gralsritter und Urgeschaffener Löwe, neben ihm der Apostel Herbert Vollmann und beiden gegenüber Maria-
Elisabeth, Frau Vollmann.
Alles vollzog sich in Schweigen und Ordnung, nur die Orgel, von Emil Siffrid ge- spielt, und die Geige des Jüngers Kaufmann-Strasbourg, beherrschten feierlich den Raum, den jeden Augenblick die Hohen Damen betreten würden.
Es spaltete sich der Vorhang hinter dem Tisch des Herrn, und unter Voranschritt der Reinen Lilie betrat Frau Maria den Andachtsraum. Noch einmal braust die Orgel auf, der Apostel Imanuels tritt zum Lesepult und verliest aus der Gralsbotschaft Worte des Herrn, den „Fremdling“ betreffend, der der Menschensohn war, solange er im Dunkel dieser Stofflichkeit wallte.
Ihm folgte wieder Orgelspiel, und Herr Alexander, das grüne Ordensband auf be- frackter Brust, noch immer mühsam an Stöcken gehend, verliest die einschlägige Feier-Rede. Ihr Eindruck ist gewaltig, gewaltig auch der Eindruck, den die Heroenge- stalt des „Löwen“ prägt.
Der Ansprache Wortlaut wird im Archiv des Grals verwahrt, doch mühte ich mich, ihren Sinn zu Papier zu bringen. In großen Zügen war er so:
Gott, dem Allmächtigen gebührt allein der Dank, daß er in Gnaden der Berggemeinschaft des Grales gewährte, die Stunde der Glockenweihe zu erleben. Dank, daß er das Werk trotz Mühsal und Arbeit zu Ende förderte, das heute Erfüllung und Krönung findet: die Weihe der ersten Gralsglocken auf Erden, die seit der Zeit der Is-ra geschwiegen haben.
Seit Jahrtausenden war ihr Geläute verstummt, die Menschen haben ihren Klang vergessen, und nur durch den Willen Imanuels wurde der Glockenguß beschlossen, die Allen, besonders den „Berufenen“ des Berges, das Ende des Gerichtes künden sollen, sie warnen und mahnen, daß die Warte- und Lernzeit nun verflossen und sie bereit stehen müssen für den Dienst im Gral.
Die Glocken sollen sie aus dem Geistschlaf wecken, wollen sie bestehen, aber nicht versagen. Dreier Glocken Dreiklang wird ab heute zu jeder Andacht, jeder Feier, in Reinheit schwingend alle Geister rufen, damit sie im Tempel die Wahrheit hören und ihr entsprechend ihr Leben gestalten. Denn nur, wer im Gesetze Gottes lebt, vermag das Weltgericht zu überstehen!
Die große, tieftönende „Imanuel Glocke“ trägt die in Erz gestochenen Worte:
Mutig voran – Gott wohlgetan!
Über dem Emblem der Heiligen Taube mit dem Strahlenkreuz darunter stehen die Worte:
In Reinheit begonnen und vollendet im Jahre des Herrn 1948!
Die Rückseite der „Imanuel Glocke“ ziert die „Blaue Blume“ des Menschensohnes, von Rose und Lilie umrahmt, darüber das Gralskreuz mit einer Dornenkrone.
Die mittlere „Maria Glocke“ trägt folgenden Spruch:
Liebe lässt sich von
Gerechtigkeit nicht
trennen, sie sind Eins!
Die zu oberst hängende und kleinste „Irmingard Glocke“ zeigt diese Inschrift:
Dem Herrn der Welten diene ich
in Reinheit und
Treue!
Auch die „Maria und Irmingard Glocken“ tragen auf ihrer Rückseite Embleme des Heiligen Grals, eine, die „Gottesliebe“ verkörpernde Rose und eine, die „Gottesreinheit“ versinnbildlichende Lilie.
Nachdem Herr Alexander die Feier-Rede beendet hatte, trat Frau Maria von ihrem Hochsitz an den Tisch des Herrn und weihte in Gegenwart der Kreuzträger-Gemein- schaft die Glocken des Heiligen Grals zur Ehre Gottes und zu Heiliger Erfüllung des- sen, was der Wille Gottes beschlossen.
Von tiefer Erregung ergriffen, schwang ihre göttliche Stimme durch die Stille des Raumes, die kein Hauch bewegte, und während in der Gralsburg hoch über Raum und Zeit Gralsglocken ihr jauchzendes Läuten begannen, das alle Ebenen und Welten durchflutete und Jubelklang die Sphären füllte, setzten auch die irdischen Gralsglocken ein und viele Augen netzten Tränen.
Frau Maria stand in Andacht, die Arme erhoben, den Blick in die Höhe des Lichtes gerichtet – als schaute ihr Auge Imanuel, bis Herr Alexander, sein Ritter und Löwe, das Lichtgebet sprach:
Wir stehen im Licht, in Deiner Schöpfung, und wissen von Dir, o Schöpfer des Alls. Wissen von Deiner unendlichen Weisheit und Güte, von Deiner urewigen Macht und Deiner unerschöpflichen Kraft. Anbetend heben wir die Hände und bitten Dich: Herr, lass’ Deine große Güte und Gnade über uns sein!
Amen.
Die evangelische Choral-Melodie „Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, der große Dinge tut an uns und allen Enden . . .“ beschloß die erhebende, einmalige, nie wiederkehrende Weihestunde und Gralshandlung, die keiner, der sie erlebte, vergessen dürfte und vergessen wird.
Ein neuer Eckstein im Aufbau des Heiligen Grals auf Erden war damit gesetzt worden. Eine neue Tat zur Ehre Gottes des Vaters und seiner zwei Söhne hatte sich am achtzehnten April 1948 auf Vomperberg erfüllt.
Bericht in der Tiroler Tageszeitung vom 21. April 1948:
Grals-Siedlung Vomperberg. Man schreibt uns: Am achtzehnten April, dem Geburtstag des Gründers der Grals-Siedlung, Oskar Ernst Bernhardt, wurden die drei Grals-Glocken geweiht.
An der Feier nahmen auch ausländische Gäste teil. Das Metall wurde von der Grals-Bewegung Schweiz gespendet. Gegossen wurden die Glocken in der Glockengießerei Johann Grassmayr, Innsbruck.
Die Glocken haben die Töne as, c und es ; ihr feierlicher Klang ist weit über Berg und Tal zu hören.
Erster Angestellten-Ausflug der Grals-Siedlung mit dem L.K.W. am 22. April 1948.
Das freudige Ereignis eines ersten Angestellten-Ausfluges der Grals-Siedlung kam, fast für alle der in Frage kommenden Teilnehmer, wie ein Blitz aus heiterem Himmel in bester Deutung des Wortes.
Erst am Nachmittag des zuvorgehenden Arbeitstages, an dem keine Hand in der Siedlung müßig ruhte, sondern regstes Schaffen auf Feld, wie am Glockenturm, im Grals-Garten, wie in den Arbeitsstätten herrschte, sickerte die frohe, unerwartete Kunde, von Frau Maria veranlaßt, von Herrn Alexander weitergegeben, hier und dorten durch, so daß am Vorabend des zweiundzwanzigsten April die gesamte Siedlung wohl das Geheimnis kannte, um letzte Rüstung für die Ausfahrt zu treffen.
Sieben Minuten lang hatten die Grals-Glocken, die vor vier Tagen erst bei der Ge- dächtnisfeier des Geburtstages Abdruschins ihre Weihe erhielten, um sechs Uhr abends den zur Rüste gehenden, sonnigen Tag ausgeläutet und am nächsten Morgen den neuerstehenden mit gleichem Jubelton gegrüßt, während das auf dem Glocken- turm erleuchtete Gralskreuz die ganze Nacht seinen Schein in die Finsternis strahlte.
Alle Siedlungsbewohner waren schon auf den Beinen, teils das Letzte für die Fahrt zu rüsten, teils so Beschäftigten freudiger Miene zuzuschauen, denn erstmalig war dies große Ereignis!
Fast dämmerte es noch in diesen Anfangstagen der begonnenen Frühlingszeit, als der schwere Last-Kraft-Wagen (L.K.W.) seine Garage im ehemaligen Dr. Illig Haus verließ und auf den freien Platz vor dem Gralsverwaltungs-Bau rollte. Karl Bergmann und Josef Wagner waren die ersten zur Stelle, und nicht lange währte es, so bewegte,
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales wirbelte und schwirrte es um das graulackierte Gefährt, es kam und ging, und immer mehr der Dinge, Decken und Kissen, vor allem Eßwaren, wurden gebracht, denn die achtundzwanzig Teilnehmer, die vom Trigon zu der Fahrt geladen waren, sollten auch auf Verwaltungskosten gut und reichlich beköstigt werden.
Ein Viertel vor neun Uhr war alles bereit. Das blaue Herrschaftsauto mit der wohlbekannten Nummer T 18026, und der L.K.W. T 18415 standen abfahrtsfertig vor dem geöffneten Siedlungstor. Herr Vollmann prüfte noch einmal an Hand einer Liste durch Ausrufen der Namen die teilnehmenden Gäste, und siehe, es ergab sich, daß Fräulein Meta Genske noch fehlte. Jean Choisel wurde zu ihr gesandt, und bald war auch sie zur Stelle.
Folgende waren die achtundzwanzig Teilnehmer:
Herr Alexander Fahsel als graulivrierter Chauffeur des Herrschaftswagens. Herr Karl Bergmann als Fahrer des L.K.W., und neben ihm auf der Führerbank Herr Herbert Vollmann. Fünfundzwanzig Insassen des Lastkraftwagens, und zwar fünfzehn weibliche und zehn männliche Personen:
Margarete Wilder, Elisabeth Görtz, Alice Schmid, Elisabeth Regner, Anni Niemeck-Freitag, Eva Schlieper, Meta Genske, Maria Nell, Olga Studer, Ida Kaiser, Blandine Wagner, Hedy Weibel, Lucie Reckleben, Frieda Bergmann, Charlotte Siffrid – René Weill, Walther von Boetticher, Josef Wagner, Jean Choisel, Eberhard Dowe, Wilhelm Fritsch, Martin Görtz, Paul Bergmann, Wilhelm Vollmann und Randolph Freeman-Eales.
Die genannten Personen gehörten sechs verschiedenen Nationen an – Österreicher, Deutsche, Schweizer, Balten, Franzosen und Engländer. Bei der Durchfahrt von Ortschaften und Dörfern fiel der Landbevölkerung besonders Herr von Boetticher auf, der mit Cowboyhut und Reitstiefeln am besten den baltischen Fremdländer aus Brasilien markierte.
Herr Alexander blieb als „landwirtschaftlicher Leiter“ der Grals-Siedlung zurück, zusammen mit drei Jüngern, Lucien Siffrid als Vertreter Fräulein Recklebens und „Pfortewächter“, Herr Emil Dörflinger und Herr Hermann Wenng, ferner Fräulein Henn als „Betreuerin des Gralshauses“, Herr Kurt Naumann in Bereitschaft eines seit Tagen schon erwarteten Fohlens, sowie alle übrigen Privat-Siedlungsbewohner und Kinder.
Frau Maria, Fräulein Irmingard, Frau Maria-Elisabeth Vollmann, und klein Marga (Hannelore Scherer) hatten im Herrschaftswagen Platz genommen, und nachdem die- ser vorangefahren war, setzte sich auch der L.K.W. Auf ein von Herrn Alexander ge- gebenes Zeichen „Los“ in Bewegung.
Ohne Plane, die Aussicht frei auf eine herrliche, blütendurchschwängerte Landschaft, fuhren wir unter Abschiedswinken der Zurückbleibenden und freudigem Gegengruß unsererseits Gralshöhe hinab, vorüber am Zilderer-Hof, der anstatt von Frau Regner von Frau Choisel gehütet wurde, vorbei an dem „Gästehaus“, der
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales früheren Grals-Schule, wo aus ihrer nebenan liegenden Villa Frau Berninger und Fräulein Weglau noch Abschied winkten. Dann ging es talabwärts, am Gemeindeamt Vomp und Talstation noch einmal haltend, bis die Fahrt im Tempo auf offener Landstraße nach Innsbruck verlief, durch engwinklige Ortschaften, an Gebirgs- Gottesackern Tiroler Eigenart, Klöstern und verfallenen Schlössern vorüber. Verabredungsgemäß erwartete uns in Wattens Herr Schwaiger von der Firma Swarovski, um den bestellten Bier-Vorrat für den Festtag in unser Auto abzuliefern.
Hinter Innsbruck eröffnete sich den entzückten Augen eine grandiose Alpenwelt. Es grüßten uns die Firne gewaltiger Bergriesen, die in den Strahlen der Sonne gleißten und unsere Herzen jubeln machten. Unterhalb Zirl stieg senkrecht die Martinswand hoch empor, die 1113 m hoch, durch das Jagdabenteuer Kaiser Maximilians im Jahre 1493 bekannt ist, und droben, durch ein schwarzes Kreuz bezeichnet, die Felshöhle heutigen Tages noch birgt, wo sich der Kaiser angeblich in Lebensgefahr befand. Als erste größere Ortschaft folgte dann Telfs mit schmuck bemalten Häusern und vielen Gasthöfen, von wo eine schöne Straße über Obermieming und Obsteig nach Nassereith führt.
Wie eine Trutzwand lag zur Rechten die Mieminger Kette bis ca. 2700 m steigend, noch immer schneebedeckt, während hinter ihr das Wetterstein Gebirge mit Zugspitze, dem höchsten Berge Deutschlands (2963 m), entlang zieht.
Auf der Mieminger Hochebene wurde inmitten eines Lärchenhaines Rast gehalten, an einer gar wundersam schönen Stelle, wie sie Frau Maria nicht hätte besser wählen können. Schon waren die Damen dem Auto entstiegen, Marga lag sich sonnend auf weichem Waldboden, als der L.K.W. ankam. Wir entstiegen demselben und lagerten uns in Gruppen zu einer köstlichen Mahlzeit unter freiem Himmel. Frau Wagner und Frau Bergmann verteilten die Portionen, die auf mitgebrachtem Geschirr mit eigenem Besteck vollen Appetites dankbarst verzehrt wurden. Etwas abseits der Angestellten hatten Frau Maria und Fräulein Irmingard mit Frau Vollmann an einem mitgebrachten Tisch auf Klappstühlen Platz genommen, und trotz kleiner Trennung schwang manch freudiger Ruf, manch echte Dankempfindung herüber und hinüber, wo diejenigen saßen, die im Namen Imanuels sein Werk nun weiterführen.
Es wurde leckerer Kartoffelsalat mit köstlich geräuchertem Schweinefleisch und hart gesottenem Ei geboten, Schwarzbrot und Bier, Schokolade und Äpfel reinsten Aromas.
Nach dem Mahle gab es Ruhe, oder man ging in den Wald auf Enzian- und Erika- Suche, und ein besonders freudiger Augenblick war es, als Ehepaar Götz, er der Seni- or der Gemeinschaft, Hand in Hand mit seinem Weib sich in die hellgrüne Tiefe leuchtenden Lärchenwaldes verzog, während Fräulein Irmingard mit alles erfassender Kamera nachstieg, um das betagte Paar, des Überfalls nicht ahnend, photographisch zu verewigen.
Gegen drei Uhr wurde Jause gehalten. Einzeln und in Gruppen fanden sich die Kreuzträger wieder zusammen. Drei- oder viermal wurde ein duftender Apfelkuchen
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales gereicht, ein seltener Genuß bei normalen Verhältnissen in sonst kärglicher Zeit.
Den Abschluß der Waldrast bildeten Gesänge, von Jünger Lucien Siffrid einstudiert, und in Abwesenheit von Herrn Vollmann dirigiert. Der Chor nahm vor den Hohen Damen Aufstellung, und bald ertönten harmonische Weisen, von frischen, geschulten Kräften gemeistert, durch die weihevolle Stille des friedvollen Waldes.
Folgende Lieder wurden gesungen:
„Es steht eine Stadt im schönen Tirol“ (Mein schönes Innsbruck) „Des Sonntags in der Morgenstund“ und „Die Capri Fischer“ mit einem Solo der Herren Vollmann und von Boetticher.
Nachdem Blumen und Lärchengrün, wie alles übrige im L.K.W. wieder verstaut worden war, bestiegen wir gegen vier Uhr das Auto und traten durch das romantische Gurgltal über Obtarrenz und Imst, Silz und Stams die Rückfahrt an, um in Telfs auf die Innsbrucker Straße zu stoßen.
Während wir auf Hinfahrt die linke Inn-Seite fuhren, führte uns das Auto auf der Rückfahrt bis Telfs auf rechter Inn-Seite entlang, von wo sich die Mieminger Kette mit vorgelagertem Hochwald nur um so imposanter bot. Auch Stams zeigte sich prächtig mit seinem massiv gebauten Zisterzienserstift und zwei Türmen.
Gegen sechs Uhr hatten wir Innsbruck berührt und befanden uns nun bei Pill, fast Vomperberg gegenüber gelegen. Das Auto hielt, denn von der Höhe des Glocken- turms am Tempel Imanuels schwangen zum Tal über die Wasser des Inns hernieder weihevolle Klänge der Glocken des Grals. Tiefe Andacht durchzog unsere Geister im Gedenken an den, der uns den Gral für immerdar erschloß, der uns das Wissen der Schöpfung schenkte und damit die Möglichkeit der Heimkehr ins Paradies. Tiefe Dankbarkeit auch gegenüber den Hohen Damen, die freiwillig auf sich das schwere Amt genommen, dem Gral auf Erden zum Sieg zu verhelfen.
Nicht geringer Dank gebührt auch dem Schwertträger Imanuels, der festen Willens mit starker Faust auf dem Schwertknauf das Werk der Hohen Damen beschützt und fördert, und der im Augenblick, da die Glocken tönen, anstatt des Mesners Josef Wagner, die Gralsglocken läutet auf dem Berg des Heils.
Als wir Vomperberg gegen sieben Uhr erreichten, erwartete uns schon das Trigon und Herr Alexander, sowie die zurückgebliebenen Siedlungsbewohner, und ein jeder der Teilnehmer nahte in Ehrfurcht den Erkorenen, einen Dank zu stammeln für den gespendeten Festtag.
Entwurf 1.
Oskar Ernst Bernhardt.
Der Verfasser der Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“ – die unter dem Namen Abdruschin in kompletter Ausgabe deutscher Sprache erstmals im Jahre 1931 veröffentlicht wurde – war am achtzehnten April 1875 zu Bischofswerda in der sächsischen Lausitz geboren.
Sein Vater war von Beruf ein Weißgerber und bewirtschaftete mit seiner Frau, Emma Bernhardt, das Gasthaus zum Gambrinus in der Kirchstraße 10.
Oskar Ernst und sein jüngerer Bruder Alwin besuchten zunächst die Volksschule in Bischofswerda. Nach Beendigung des Schulunterrichtes durfte sich Alwin auf dem Gymnasium für das Studium der Rechtswissenschaft auf der Universität zu Leipzig vorbereiten, während Oskar Ernst von seinem Vater für eine kaufmännische Laufbahn ausersehen war. In der Firma E. L. Huste & Sohn, einem Lebensmittelgeschäft in nächster Nähe des großen freien Marktplatzes, verrichtete Oskar Ernst seine Lehr- lingsdienste.
Der aus dem Knabenalter zum Jüngling Herangereifte war indessen mit seiner Beschäftigung nicht zufrieden. Sie war ihm zu nüchtern und materialistisch. Sein Drang ging in die Fremde und unter die Menschenwelt.
Er machte sich selbständig und etablierte sich in Dresden, wo er unter eigenem Namen metallene Auslagegestelle für Schaufenster zu fabrizieren begann. Doch auch hierin fühlte er sich nicht glücklich, erlittene Geldeinbußen taten das ihre, und er ent- schloß sich, als Journalist nach dem nahen Osten zu ziehen. Seine Heimatstadt vergaß ihn, man wähnte ihn verschollen.
In Konstantinopel verdiente er seinen Lebensunterhalt durch Schreiben von Aufsätzen und Erzählungen. Da letztere aber meist in erzieherischer Tendenz gehalten waren, erlangten sie keine große Nachfrage. So erlebte der Voranstrebende auch in diesem Beruf manche Enttäuschung, ja Anfeindung und dadurch Schmerz. Aber gerade hierdurch stählte sich sein Wesen für sein späteres einzigartiges Wirken.
Den nirgends sich Heimfühlenden, rastlos nach Erlebnissen Dürstenden, trieb es aus dem Osten nach dem fernen Westen. New York nahm ihn auf. Das Land des Mammons wollte er in seinen vielgestaltigen Arten des Lebens mit Höhen und Tiefen kennen lernen. Daselbst überraschte den jungen Weltwanderer der jähe Beginn des ersten Weltkrieges. Amerikanische Freunde rieten zu schnellster Abfahrt; mit einem der letzten Europaschiffe kam er bis nach England, wo ihn das Geschick der Internierung als Reichsdeutschen auf der Insel Man erreichte.
Hinter Stacheldraht eines Lagers erwachte in Oskar Ernst Bernhardt sein
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales messianischer Geist: In der Stille und in der Natur, umrauscht vom Weltmeer, ward ihm die Erleuchtung seines Dienstes für Gott an der Menschheit.
Ein verblutendes Deutschland empfing seinen größten Sohn wieder auf heimischem Boden. Er wohnte bald hier, bald da – sein Ziel suchend. Er lebte 1923 in Penzberg, 1924 in Bad Heilbronn, ab Frühjahr 1926 in Igls bei Innsbruck, ab Herbst gleichen Jahres in Tutzing am Starnberger See, bis er endlich am dreizehnten Februar 1928 den Flecken Erde fand, der seit Jahrtausenden bestimmt war, die Lichtstätte für eine vom Erbübel des Dunkels befreite, neue Menschheit zu werden.
Auf Vomperberg in Tirol gründete Oskar Ernst Bernhardt die internationale konfessionslose Gralsbewegung mit seiner Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“ als Fundament, der „neuen Bibel“ der „neuen Zeit.“
Mit seinen eigenen Worten bezeichnete er die mit der Bewegung eng verbundene Gralssiedlung als „Hort des Friedens und Quelle neuer Kraft“, deren Bewohner nur einem Ziele zu leben hätten: In allem Gott zu ehren, alles zur Ehre Gottes zu gestal- ten.
Bei Einverleibung Österreichs in das nazistische Hitler-Deutschland im März 1938 wurde die Grals-Siedlung in eine Gauschulungsburg der NSDAP gewandelt, die Bewohner vertrieben und ihr Leiter eingekerkert.
Am sechsten Dezember 1941 verstarb Oskar Ernst Bernhardt auf dem Besitz eines seiner Anhänger in Kipsdorf im sächsischen Erzgebirge und hinterließ aller Menschheit als Vermächtnis seine, unter dem Pseudonym „Abdruschin“ geschriebene Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“, die kurz nach ihrer Veröffentlichung im deutschen Urtext in fast alle modernen Sprachen übersetzt und im Verlag „Der Ruf“ G. m. b. H., München, veröffentlicht wurde.
Entwurf 2.
Oskar Ernst Bernhardt.
Es ist nicht mehr das Schwert, nicht mehr das vergilbte Stammregister grauer Ahnen, worauf der Adel in unseren Tagen seine Würde stützt. Wahrer Adel besteht in Geistesgröße. Beides, wahrer Adel und Geistesgröße von Gottesgnadentum waren in keinem Sterblichen mehr und zu schönerer Harmonie geeint als in dem Menschensohn Imanuel, der am achtzehnten April 1875 zu Bischofswerda in Sachsen als Oskar Ernst Bernhardt das Licht der Welt erblickte.
Als Mensch unter Menschen und doch ein Fremdling unter Menschen, hat der Menschensohn, der wie einst der Gottessohn einen wesenlosen Kern in sich trug, seine irdische Pilgerbahn begonnen, die ihn durch Leid und Mühsal, Entbehrungen und Schmerzen zur Erkenntnis allen Übels führt, durch „Miterleiden wissend werdend!“
Seine Wiege stand nicht in einem Schloß dekadenter und gottentfremdeter Höflinge, auch nicht in den Armenvierteln verwahrloster Großstädte. Seine Eltern rechtschaffen, treu und gottesfürchtig, ihr Leben im lutherischen Glauben führend, gehörten dem gesunden, naturverbundenen Mittelstand an.
Im Schatten einer ehrwürdigen achthundertjährigen Kirche, sichtbares Wahrzeichen des freundlich friedlichen Lausitzer Städtchens, träumte sein altes patriarchalisches Vaterhaus in der Kirchstraße zehn einen Traum der Jahrhunderte.
Stark und dick waren die weißgekalkten Wände, klein und niedrig die Fenster in tiefen Nischen und sauber die glänzenden, sandbestreuten Dielen, über die so oft vor einem Dreivierteljahrhundert die zierlichen Füßchen des kleinen Oskar Ernst getrappelt sein mögen, mit beiden Händchen den Rock seines Mütterchens Emma Bernhardt umklammernd.
Der Geburtsraum selbst lag im ersten Stock und war ein einfenstriges Zimmer über dem Eingang zur Kirchstraße.
Oskar Ernst Bernhardt wurde in der Stadtkirche getauft und konfirmiert, und von der Kanzel, über dem Altar gelegen, würde er, so hatte er einst in Vorausschau geahnt, als gereifter Mann einmalig seiner Heimatgemeinde das Gotteswort verkünden, nachdem diese ihn als den Gottessendling und Menschensohn erkannt haben würde.
Mit großer Liebe sprach er von seinen Erdeneltern.
Wie einst Maria, die leibliche Mutter des Gottessohnes, so war auch Emma Bernhardt geistig in sich bereitet worden, des Menschensohnes Lichtgeburt stofflich zu ermöglichen, die zweite Menschwerdung König Parzivals, der schon zu Mose Zeit im Land der Pharaonen gewandelt war.
Auch diesmal konnte der Gottgesandte während der Frühzeit seines Erwachens auf Erden über sich am Himmel den „Großen Kometen“ schauen, der ihm ein Gruß aus himmlischen Gefilden dünkte und als „Bethlehemstern“ schon dem Jesuskinde zu Beginn seiner Erdmission während dreier Nächte geleuchtet hatte.
Erzengel hatten die Wiege des Menschensohns umstanden, so wie sie einst den Hirten auf dem Felde den Friedensgruß Gottvaters sandten.
Während seiner ersten Jugendjahre war der kleine Oskar Bernhardt durchaus ein natürliches Kind gewesen, wie er sein natürliches Wesen, selbst nach dem Durchbruch des Lichtkerns zur Ausübung seiner Mission im Mannesalter von fünfundvierzig Jahren, bewahrte.
Er besuchte die Volksschule in Bischofswerda und wurde nach Beendigung von seinem Vater für die kaufmännische Laufbahn ausersehen. In der Firma E. L. Huste & Sohn, einem Lebensmittelgeschäft, verrichtete er seine Lehrlingsdienste.
Der aus dem Knabenalter zum Jüngling Herangereifte, war aber mit seiner Beschäftigung unzufrieden. Sie erfüllte ihn nicht, war im Gegenteil zu nüchtern und materialistisch. Sein Drang ging in die Fremde und unter die Menschheit. Sein Feld war die Welt!
Er etablierte sich zunächst in Dresden, wo er unter eignem Namen metallene Auslagegestelle für Schaufenster zu fabrizieren begann. Aber auch hier war er nicht glücklich, erlittene Geldeinbußen taten das ihre und so entschloß er sich, innerem Drängen folgend, sich journalistisch und literarisch im nahen Osten zu betätigen. Er kehrte seinem Heimatland den Rücken, seine Vaterstadt vergaß ihn, man wähnte ihn verschollen.
In Konstantinopel ließ er sich nieder, wo er sein Leben als angehender Schriftsteller verdiente. Da seine Schriften aber in erzieherischer Tendenz gehalten waren, wirkten sie nicht anziehend auf eine sensationsbedürftige Leserschaft. Diese fühlte sich in ihrem Dünkel und ihrer Eitelkeit getroffen und vertrug es nicht, sich im Lichtstrahl des Tages beurteilt zu sehen. Trotz allem ließ sich der junge Menschensohn nicht beirren, er schrieb weiter in seiner Art, einfach, weil er schreiben mußte, unbekümmert darum, ob seine Aufsätze Ansprache und Honorierung fanden, oder Ablehnung und gehässige Kritik erfuhren.
So erlebte der Voranstrebende auch in diesem Beruf gar manche Enttäuschung, wenn nicht Anfeindung und dadurch Schmerz. Aber hierdurch gerade stählte sich der Charakter für sein späteres einzigartiges Wirken. Den nirgends Beheimateten, unstet nach Neuem Dürstenden, trieb es aus dem Osten nach dem fernen Westen. New York nahm ihn auf. Das Land des Mammons wollte er in seinen vielgestaltigen Lebensweisen, mit seinen Höhen und Tiefen menschlichen Glanzes und Leides kennen lernen.
Daselbst überraschte den jungen Weltwanderer der jähe Ausbruch des ersten Weltkrieges. Amerikanische Freunde rieten zu schnellster Abfahrt; mit einem der letzten Europadampfer erreichte er England, wo ihn das Geschick der Internierung als Reichsdeutschen auf der Insel Man ereilte.
Hinter Stacheldraht eines Lagers erwachte in Oskar Ernst Bernhardt sein messianischer Geist; in der Stille und Natur, umrauscht vom Weltmeer, ward ihm die Erleuchtung seines Dienstes für Gott an der Menschheit.
Ein verblutendes Deutschland empfing seinen größten Sohn wieder auf heimischem Boden. Er wohnte bald hier, bald da – sein Ziel suchend. Er lebte 1923 in Penzberg, 1924 in Bad Heilbrunn, ab Frühjahr 1926 in Igls bei Innsbruck, ab Herbst gleichen Jahres in Tutzing am Starnberger See, bis er am dreizehnten Februar 1928 den Flecken Erde fand, der seit Jahrtausenden bestimmt war, die Lichtstätte für eine vom Erbübel des Dunkels befreite, neue Menschheit zu werden.
Auf Vomperberg in Tirol gründete Oskar Ernst Bernhardt die internationale, konfessionslose Gralsbewegung mit seiner Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“ als Fundament, der „neuen Bibel“, der „neuen Zeit“.
Mit seinen eigenen Worten bezeichnete er die mit der Bewegung eng verbundene Gralssiedlung als „Hort des Friedens und Quelle neuer Kraft“, deren Bewohner nur einem Ziele zu leben hätten: In allem Gott zu ehren, alles zur Ehre Gottes zu gestal- ten.
Kurz nach der Einverleibung Österreichs in das Groß- Deutschland Hitlers Anno 1938 wurde die Gralssiedlung in eine Gauschulungsburg der NSDAP gewandelt, die Bewohner vertrieben und ihr Leiter ins Gefängnis geworfen.
Nach reichlich drei Jahren verstarb Oskar Ernst Bernhardt im Exil. Sein Todestag war der sechste Dezember 1941. Die Mission des Menschensohns war vollendet. Er folgte dem Rufe Gottes, seines Vaters.
Der Menschheit verblieb als ewiges Vermächtnis die Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“, geschrieben und veröffentlicht unter dem Namen „Abdruschin“.
Der sechste Dezember 1946.
Zum Gedächtnis an den Todestag Abdruschins vor fünf Jahren. (Eine Lesung bereitet für den Gralskreis in London) Jedwedes Datum der Geschichte der Menschheit hat seine eigene Bedeutung.
Diese Daten interessieren mehr oder weniger die, welche an ihre Bedeutung glauben, beziehungsweise von ihr überzeugt sind, mögen sie nun Schriftsteller oder Geschichtsschreiber, Philosophen oder Wissenschaftler und auch sonstige Fachmänner sein.
Es gibt aber noch wichtigere Daten, als jene der menschlichen Annalen, Daten, welche kosmische Bedeutung haben und als Ecksteine in der Entwicklung der Welt bezeichnet werden dürfen, Ecksteine des Fortschrittes für das Menschengeschlecht.
Unser Planet Erde, vielmehr ein Weltenkörper, der Gott, dem Schöpfer gehörig, zählt zu der sogenannten „Nachschöpfung“, die am dichtesten und fernsten von dem Urlicht schwingt und so auch verschiedener Art, hinsichtlich der zu ihr gehörigen menschlichen Wesen, Tieren, Pflanzen und Mineralstoffen, von der sogenannten „Schöpfung“ und „Urschöpfung“ ist.
Verweilen wir nun für wenige Augenblicke bei solchen kosmischen Daten, welche so wesentlich die geistige Evolution der Menschheit gefördert haben.
Da sei zuerst der Geburtstag Omarams vor rund 3500 Jahren genannt, der ein Sohn des Fürsten Ara-Masdah und seines Weibes der Fürstin Dijanitra war. Später wurde der Knabe von Is-ma-el „Abd-ru-shin“ gerufen, verdolmetscht „Sohn des Heiligen Geistes“.
Is-ma-el war ein Herrscher über den Stamm der Is-manen, die als ein hochentwickeltes Volk in den Bergländern zwischen Persien und Tibet ihr Dasein führten.
Is-ma-el inkarnierte später noch zweimal auf Erden, zuerst als der Prophet Elias und zuletzt als Johannes der Täufer, welcher der Vorläufer für das Erlösungswerk des Gottessohnes hier auf Erden wurde.
Während seines Lebens als Is-ma-el erhielt er vom Lichte den Ruf, den kleinen Omaram zu erziehen und ihn für seine spätere Mission im Stoffe zu bereiten. Fürst Abd-ru-shin hatte diese als Parzival zu erfüllen, der dann zum ersten Mal auf Erden wirkte, und vollbrachte dies in Ägypten.
Eng verbunden mit dem Geburtsdatum Omarams ist natürlich sein physischer Tod. Nachdem Abd-ru-shin von Fürst Is-ma-el aus seiner Heimat in Asien nach dem Land der Pharaonen am Nil entsandt worden war, war ersterer von dem Stamm der Beni-Hus-dhu als deren Führer anerkannt worden.
Abd-ru-shin hatte darauf die beiden Stämme, die Beni-Hus-dhu mit den Ismanen, die ihm aus Asien mitgefolgt waren, zu einem einzigen Stamm verschmolzen, dem der Lichtfürst den Namen Is-ra verlieh. Als König der Is-ra wurde Abd-ru-shin, den der stolze Pharao am Hof von Theben, Ramses II., nicht nur fürchtete, sondern auch beneidete, auf dem Höhepunkt seines Lebens von einem von Ramses gedungenen Mörder meuchlerisch getötet.
Parzival, der König des Heiligen Grales, durch ein Strahlungsband mit Imanuel,
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales dem Ausgeborenen Sohne Gottes, verbunden, stieg wieder auf, um sich für seine weitere Mission auf den Weltenteilen der Nachschöpfung vorzubereiten, die Johannes der Täufer in seiner gewaltigen Offenbarung bezeichnete und die also heißen:
Smyrna, Pergamos, Thyatira, Sardis, Philadelphia, Laodicea, Ephesus.
Hinsichtlich Pergamos ist auf Vomperberg bekundet worden, daß es bereits in Zersetzung geht, während Ephesus, der siebente Weltenteil mit der Erde als Hauptplaneten, derzeit im Gottesgericht, dem „Jüngsten Gericht“ steht.
Das zweite hervortretende Datum einer göttlichen Inkarnation auf Erden war die Geburt Kassandras, eine der Töchter König Priamus von Troja und seiner Gemahlin Hekuba. Kein Mensch hat je die Sendung dieser größten der Seherinnen aller Zeiten erkannt. Obwohl die prophetischen „Kassandra-Rufe“ von verschiedenen Geschichts- schreibern besprochen wurden, hat deren Verstandeswissen doch nicht die Wahrheit getroffen, im Gegenteil, sie zufolge falscher Aufzeichnung und Auslegung von Kas- sandras Worten und Taten verbogen und sie ihrer Eigentümlichkeit und großen Be- deutung beraubt.
Kassandra war weder eine sagenhafte noch erdichtete Gestalt, vielmehr eine lichtinkarnierte göttliche Wesenheit, im Stoffe wirkend, durch deren irdisches Gefäß die Gottesliebe erstmals auf Erden zur Auswirkung kam.
Die zweite Lichtinkarnation, die Gottesliebe wirkte, vollzog sich durch die Menschwerdung Jesu von Nazareth, des Erlösers.
Beider Strahlungen, sowohl die Kassandra-, wie die Jesus-Strahlen, trugen in sich die Gotteskräfte zu physischen Heilungen.
Während des Trojanischen Krieges warnte Kassandra wiederholt ihre Landsleute, nicht die schöne Helena, das gestohlene Weib des Menelaus zu behalten, wie sie jene auch durch ihre Warnrufe vergeblich beschwor, das hölzerne Pferd der Griechen nicht innerhalb der Mauern Trojas zu bringen. Nur ein Mann befand sich unter den Unter- tanen des Königs von Troja, ein einfacher Hirt des Namens Perikles, der die Rufe Kassandras verstand und sie bekräftigte. Die Trojaner aber, von wilder Kriegsfurie gepackt, achteten weder der Prophetin, noch der Worte eines unauffälligen Hirten. Im Gegenteil, Kassandra wurde mißachtet und Perikles verspottet, aus Troja vertrieben und schließlich aus seiner Heimat verbannt. Kassandra aber ward von Agamemnon, dem Anführer der Feinde, nach Griechenland verschleppt und daselbst durch Klytem- nestra, Agamemnons Weib, grausamst ermordet.
Dies geschah um 1184 vor Christi Geburt.
Die Geburt des Gottessohnes Jesus ist das dritte Datum von kosmischer Bedeutung, das großen Einfluß auf das Schicksal der Menschheit ausübte. Obwohl der genaue Zeitpunkt des Kommens des Erretters in die physische Welt niemals festgestellt worden ist, kann es doch als richtig gelten, daß das Ereignis in die Regierung des römischen Kaisers Oktavian, mit dem Beinamen Augustus fiel, der vom Jahr 31 vor Christus bis zum Jahr 14 nach Christus herrschte und dem Tiberius
folgte.
Das Geburtsdatum von Christus Jesus fiel auch in die Regierungszeit von König Herodes in Jerusalem.
Gemäß menschlicher Aufzeichnungen wurde Jesus von Nazereth zu Bethlehem im vierten oder fünften Jahr der Christlichen Ära geboren.
Es ist erst die Botschaft aus dem Heiligen Gral, die dieses gewaltige Ereignis der Erdgeburt des Messias ins rechte Licht gerückt hat, welche weder ein Wunder, noch eine „unbefleckte Empfängnis“ im Sinn der katholischen Kirche war, sondern eine wahrhaft natürliche Begebenheit, wie sie gemäß Gott und Naturgesetzes gar nicht anders hätte sein können. Denn alle physischen Bedingungen waren erfüllt; da war eine vorgeburtlich erwählte Jungfrau, da war der Vater, ein römischer Adeliger, namens Kreolus, aus beider Menschen von Fleisch und Blut normaler Zeugung, erstand das denkbar reinste Gefäß ihres Kindes, in dem um die Mitte der Schwangerschaft von Maria die Inkarnation aus dem Lichte erfolgen konnte. Eine Paarung von Fleisch und Blut muß jeder normalen Erdgeburt vorangehen, und so geschah es auch im Fall von Jesus von Nazareth.137
Hier war es jedoch kein Menschengeist, der zum Zwecke weiterer Entwicklung in einen reifen Embryo inkarnierte, sondern ein Teil des Lebendigen Gottes, eine Säule des Lichtes unvergänglicher Reinheit und Kraft, die aus dem Quell der All-Weisheit, Allmacht und Kraft, Wahrhaftigkeit, Liebe und die Gabe zu heilen empfingen.
Jesus war die Erstgeburt einer Jungfrau, d. h, eines Weibes, das nie zuvor Mutter gewesen war. In solch einem Fall sind alle Organe, die zur Entwicklung des Menschenkörpers gehören, jungfräulich, das heißt, sie haben sich in dieser Art noch nie betätigt. Bei jedem ersten Kinde müssen ja die Organe im Mutterleibe noch jungfräulich sein.
Nur so kann die Prophezeiung von der „unbefleckten Empfängnis“ ausgelegt werden. Bedeutungsvoller wie das Geburtsdatum des Nazareners ist vielleicht der Tag seines Todes, obwohl auch dieser in den Chroniken aus Menschenhand nur selten wahrhaft genau beschrieben worden ist. Der Mord jedoch an dem Gottessohn steht fest, unsicher ist nur auch wieder der genaue Tag des Geschehnisses, d. h. das Datum.
Unrichtig ist es zu glauben, daß die Kreuzigung des Gottessohnes eine bloße Legende sei, wie es ebenfalls irrig ist, der Darstellung des „Aquarischen Evangeliums“ von Levi zu folgen, das bekundet, daß Jesus nach Persien und Indien gepilgert sei, um dort Weisheit zu trinken, daselbst auch gestorben sei und beerdigt liege.
Das Skelett Jesu liegt noch in dem Felsengrab nahe Golgatha, verborgen vor den Augen Neugieriger. Es ist dasselbe Grab, in welches einige treue Anhänger die irdische Hülle des Gottessohnes während der zweiten Nacht nach seinem Scheiden vor mehr denn 1900 Jahren legten.
Einige dieser Menschengeister mögen zuvor in anderen Körpern den Lichtfürsten in Ägypten geschaut haben, wie sie in unseren Tagen den Menschensohn haben erleben dürfen. Durch seine Kraft gestärkt, vermochten sie geistig mehr zu sehen und innerlich zu erleben, als es die große Menschenherde zu tun vermochte, Begebenheiten, die der letzteren ein ungeöffnetes Buch mit sieben Siegeln verblieben.
Diese Bemerkung veranlaßt mich, nun eingehend von der Mission Imanuels zu sprechen, wahrlich, das gewaltigste Lichtgeschehen, das je in der Welt seit ihrem Bestehen sich vollzog.
Wer nun ist Imanuel? oder verdolmetscht „Gott mit uns!“ ? – mit welchem Namen dogmatisch eingestellte Kirchen Jesus bezeichneten und noch bezeichnen. Ihr aber, ernsthafte Sucher nach der Wahrheit, empfanget Imanuels eigene Erklärung über sich selbst und über seine Zeit!
Er hat also geschrieben:
„Und plötzlich war die Stunde der Erfüllung der Verheißung für die große Weltenwende da! Anscheinend unvermittelt, wie es damals in Ägypten war.“
(Sie wurde auf dem Berg des Heils, im Zentrum Europas, in der Nacht des zwanzigsten Juli 1929 verkündet.)
Nur die dabei Beteiligten wußten davon, während die Menschheit ruhig schlief. Großes bereitete sich damit vor, und Abdruschin trat nach der langen Erdenlernzeit in die Sendung ein, die ihn der Menschheit als den Menschensohn entgegenstellt. Die hemmenden Hüllen fielen von ihm ab. Die Auswirkung wurde dadurch zu ungeahnter Macht, die Abdruschin nunmehr bewußt nach jenen Richtungen aussenden konnte und mußte, die ihm durch Gottes Willen vorgezeichnet waren, um alles Ungesunde zu vernichten, und damit Gesundes von dem schädigenden Drucke zu befreien, der es 157 niederhielt und an dem freien Aufstiege dem Licht entgegen hinderte.138 139
So brachte Parzival Ephesus, dem siebenten Weltenteil der Nachschöpfung, das Gericht. Es war um die Weltenwende, da die letzte Phase des Großen Tages des Zorns des Herrn sich im Jenseits zu schließen anhub, daß der Göttliche Teil, Imanuel, sich einte mit Parzival in dem geheiligten Erdenleib Abdruschins. Dieses Trigon war der Menschensohn, dessen Kommen von Jesus, dem Gottessohn, der Menschheit geweis- sagt worden war, in gleicher Weise, wie ihn Jesajas, der Prophet, verkündet hatte:
„Darum so wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist 158 schwanger, und wird einen Sohn gebären, den wird sie heißen: Imanuel!“
Von diesem Trigon ist in der Botschaft vom Heiligen Grale geoffenbart worden:
„Dreigeteilt in Einem, gleichzeitig wirkend als ein göttliches Mysterium. Ein Vor- gang, der von entwickelten Menschengeistern nicht begriffen werden kann, an dem aber die Urgeschaffenen schon Anteil haben; denn auch sie vermögen auf der Erde hier zu wirken, während sie gleichzeitig oben in der Gralsburg ihren Dienst erfüllen“.140
Es mag auch betont sein, daß während der Mission des Menschensohns im Mittelpunkt Europas und auf dem Berg des Heils in Tirol, Parzival zum zweiten Mal auf Erden wirkte und unter seinem alten Namen Abd-ru-shin seine Botschaft „Im Lichte der Wahrheit“ aller Menschheit gab, ungeachtet ihrer Konfession, ihrer Sprache und Rasse oder Nationalität, doch in seiner deutschen Muttersprache. Selbige war durch viele Jahrhunderte hindurch durch hochentwickelte Menschengeister, wie Goethe, Martin Luther und andere, geformt worden, um die Sprache des Weltenlehrers zu werden.
Der Menschensohn wurde auf sächsischer Erde geboren, in der kleinen Lausitzer Stadt Bischofswerda, und zwar am achtzehnten April 1875, um 1 Uhr 16 Minuten nachmittags, welches Datum als das größte aller auf diesem Planeten gefeiert werden wird und soll, hat diese Geburt doch das Endstadium des Gottesgerichtes in Ephesus eingeleitet.141
Das Kind erhielt die irdischen Namen: Oskar Ernst Bernhardt.
Eugen Wenz in Bretten, Baden, schrieb in Nr. 5/6 des achten Jahrganges der Astrologischen Rundschau im Jahre 1918 einen Artikel, betitelt: „Der göttliche Lebenskreis und das Geheimnis seiner Enthüllung“, worin es im Auszug heißt:
„Die kommende Offenbarung des heiligen Geistes oder des durch die Erkenntnis der Wahrheit freigewordenen Menschensohnes, muß unter dem Sternbilde der Zwillinge und seinem Regenten Merkur sich vollziehen“.
„Der kommende Träger der Gottesoffenbarung wird nicht ein junger Mann von dreißig Jahren wie ehedem, sondern ein höchst gereifter Mann sein, wie dieses aus dem doppelpolarigen Zeichen der Zwillinge hervorgeht“.
„Dieser Mann wird, wohl entgegen der Anschauung der Gläubigen, weder von Haus aus königlichen Geschlechtes, noch ein privilegierter Träger priesterlicher Würden, sondern von Haus und Beruf aus ein Jünger des Merkur, d. h. ein Kaufmann, sein. Seiner Geburt nach gehört derselbe dem Hause Israel im neuen Bunde an, er ist also nicht vom Geschlechte der Juden, sondern der Christen. Gemäß astrologischen Gesetzes steht das Sternbild der Zwillinge in Beziehung zu dem des Wassermannes und der Waage“.
„Gemäß den astrologischen Beziehungen zu Deutschland dürfte der Messias in Deutschland erstehen und, ähnlich wie Luther, aus einfacher bürgerlicher Familie hervorgehen. Wie ein König bei seinem Regierungsantritt der Sitte gemäß einen neu-
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales en Namen annimmt, so wird auch der Name dieses nicht von Menschenhand, sondern von Gott dem Allmächtigen eingesetzten Königs „Imanuel“ sein, d. h. Gott geoffen- bart im Menschensohne“.
„Glückselig der Mensch, der sich unter das sanfte Joch der Wahrheit dieses Königs von Gottes Gnaden gläubig beugt: Denn seine Feinde, d. h. die Feinde der göttlichen Wahrheit und Gerechtigkeit, wird er am Tage Seines Zornes mit dem eisernen Zepter der göttlichen Macht wie irdene Töpfe zerschmettern“.142
Und es erfüllte sich, wie es von alten und neueren Sehern vorausgesagt worden war. Imanuel waltete seines hohen Amtes auf dem Berge des Heils und beschloß es durch Offenbarung seines Wortes der Wahrheit an alle Menschen.
An diesen allein lag es dann, das Wort anzunehmen, nach ihm zu leben, und von seiner Weisheit in ihrem Leben Gebrauch zu machen. Ob nun er oder sie, die mit dem Wort in Berührung kamen, diese Richtlinie verfolgten, war ihre eigne Angelegenheit, ihr diesbezügliches Verhalten beeinflußte in keiner Weise das automatische Arbeiten der Mühlen Gottes im Allheiligen Gericht.
Imanuel-Parzival-Abdruschin hat die Erde am sechsten Dezember 1941 um 4.15 nachmittags (Sommerzeit), d. h. um 3.15 Uhr nachmittags, mitteleuropäischer Nor- malzeit, verlassen. Er lebte damals zurückgezogen in einem Landhaus in Kipsdorf, das einem seiner Jünger, Herrn Otto Giesecke, einem wohlhabenden Industriellen von Berlin, gehörte. Das Besitztum lag mitten in herrlichen Wäldern nahe der sächsisch- böhmischen Grenze und war von Herrn Giesecke (den ich mit seiner Frau in Berlin hatte versiegeln dürfen) dem Herrn zum Darinwohnen angeboten worden, nachdem letzterer von den Nazis zum Schweigen verurteilt und seines stofflichen Besitzes be- raubt worden war.
Viele Anhänger des Menschensohnes haben nach der Ursache seines Todes gefragt. Hierauf die rechte Antwort zu geben, war nicht leicht, es dürfte wohl so sein, daß der Grund in dem Umstand zu suchen war, daß der Gottgesandte die gewaltigen Strahlungskräfte, die in seinem feinbesaiteten physischen Gefäß ungenutzt aufgespeichert lagen, nicht weiterleiten konnte. Sie pulsten nicht mehr durch ihn, wie durch eine Linse, verharrten in Stockung, weil die, welche ihm am nächsten standen, seine Ritter, Apostel und Jünger, versagten, die Strahlungskräfte ihm abzunehmen und ihrerseits dann wieder weiterzuleiten. Gar nicht von jenen Unwürdigen zu sprechen, die teils aus Furcht vor der Gestapo, oder dem Verlangen, sich von ihm abzuwenden, ihn betrogen und verraten hatten.
So nur geschah es, daß der irdische Körper des Weltenlehrers zu einer bestimmten
Stunde barst und sein göttlicher Kern, ein Teil des Lebendigen Gottes, aufstieg zur Höhe.
Der Goldenkreuzer, Ingenieur Zofka in Wien, berichtete in seiner Ansprache am dreißigsten Mai 1946 von einem eigenartigen Geschehnis, das er mit dem Tode des Herrn in Zusammenhang brachte. Herr Zofka schrieb:
„Noch vier Jahre nach der Machtergreifung des Dunkels, nämlich Hitlers, harrte der Herr aus, bis er am sechsten Dezember 1941 von dieser Erde schied. Die Natur zeigte und bewies uns, daß Herrliches, Göttliches von uns gegangen war, denn am sechsten Dezember in den Nachmittagsstunden war am Firmament ein vorwiegend lichtviolettes, vielfarbenes, grelles, nie geschautes Lichtstrahlen. Die Menschen sahen es, blieben stehen, die Wagenlenker hielten an, aber die Menschheit sah nur mit irdisch neugierigen Augen in geistigem Todesdämmern, nur wenige wußten von dem einzig dastehenden Geschehen“.
Frau Maria beschrieb das Abscheiden des Herrn in einem ihrer Briefe an eine Dame in Wiesbaden mit folgenden Worten:
„In der Nacht vom fünften zum sechsten Dezember spürten wir wohl, daß sich etwas Großes vorbereitete. In den Armen Irmingards und Marias öffnete er zum letzten Mal seine Augen, schon im Licht stehend, und schauend, daß er heimgekehrt war zum Vater.
Wir waren allein …..„
Noch einen anderen Bericht möchte ich hier anfügen, der das feierliche Leichenbegängnis des Menschensohnes beschreibt:
„11. Dezember 1941, 2 Uhr 30 bis 2 Uhr 45, Donnerstag. In der Kapelle Aufbahrung und stille Andacht mit leiser Orgelmusik. Dann kommt Frau Maria mit Fräulein Irmingard, gefolgt von Herrn Alexander und Herrn und Frau Vollmann.
Ein junger evangelischer Geistlicher bezeugt Frau Maria seine Ehrerbietung und tritt dann zum Altar, auf welchem ein aufgeschlagenes Buch liegt. Er sagt: „Ich bin gebeten worden, folgendes zu sprechen:
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, Niemand kommt zum Vater denn durch mich!
Der Allewige hat Herrn Oskar Ernst Bernhardt am sechsten Dezember 1941 um 16 Uhr 15 Minuten zu sich gerufen. Er ist hier geboren und seine Jugendjahre hat er hier verbracht, die er als die schönsten seines ganzen Lebens bezeichnet hat. Sein Wille war, den Menschen den Weg zum Licht zu zeigen. Sein Erdenleben war einsam, schwer und hart. Nur seine Gattin, seine Tochter und wenige Freunde haben mit ihm die vielen Stunden des Leidens und die wenigen der Freude geteilt. Es war seine Sehnsucht schon lange, diese Erde verlassen zu dürfen. Als ihn der Ewige
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales abgerufen, war er sechsundsechzig Jahre, sieben Monate und achtzehn Tage auf dieser Erde.
Laßt uns beten:
Allewiger, Deine Weisheit und Güte ist Unendlich, und Vollkommen ist Deine Gerechtigkeit. Amen!“
Die Orgel spielt: „O Haupt voll Blut und Wunden!“
Über dem mit wundervollen Blumen übersäten Sarg hing überlebensgroß der gekreuzigte Gottessohn und darüber zeigt das Deckengebälk waagerecht ein großes gleichschenkliges Kreuz.
Alsdann tritt Frau Maria an den Sarg und läßt ihre Hand darauf ruhen.
Dann wurden die vielen schönen Kränze und Blumen aufgenommen und der Sarg von acht Männern getragen und nach kurzem Weg in die Erde gesenkt, „Erde der Erde, Asche der Asche und Staub dem Staube!“
Dann betete der Priester das „Vaterunser“ und das evangelische Segensgebet: „Der Herr segne Dich und behüte Dich, der Herr erhebe Sein Angesicht auf Dich und gebe Dir Frieden.
Amen!“
Dann traten alle Anwesenden nacheinander an das Grab, gaben noch Blumen hinein und drückten Frau Maria, Fräulein Irmingard und Herrn Alexander, sowie den nächsten Angehörigen die Hand“. –
Dies war der Schlußakt des großen Dramas des Menschensohnes auf der Erde, nicht jedoch der Schlußakt des Gesetzes der Wechselwirkung, das die Mühlen Gottes treibt. Obwohl diese außerordentlich langsam mahlen, mahlen sie doch bis zum bit- tern Ende.
Ich möchte diese Aufstellung bedeutungsvoller Daten nicht beenden, ohne noch einige Persönlichkeiten zu erwähnen, die in engster Verbindung zu der Mission Imanuels, des Menschensohns, stehen, sowie diesbezügliche Einzelheiten der ersteren.
Da ist zuerst Frau Maria, die zweite Gemahlin des Menschensohns. Sie wurde ebenfalls in Sachsen zu Leipzig geboren und zwar am siebzehnten August 1887. Sie kannte nie ihre Eltern, sondern wurde von einem frommen protestantischen Pfarrer und dessen Frau, namens Kauffer, erzogen, die in Schweta b/ Oschatz zu Hause waren.
Späterhin wurde die kleine Maria in das berühmte Luisenstift, eine höhere Töchterschule bei Kötzschenbroda in der Nähe Dresdens, gegeben. Sie wurde durch ihre wunderschöne Stimme bekannt, der man, bald hier bald da, in Chören und in Kirchen lauschen konnte.
Ihre erste Ehe wurde mit Herrn August Freyer geschlossen, der als Offizier im ersten Weltkrieg diente, doch 1918 in Belgien starb.
Aus dieser Ehe stammen drei Kinder:
Irmgard Freyer (Irmingard Bernhardt), am 7. September 1908 geboren; Alexander Freyer (Alexander Bernhardt), am 24. Juli 1911 geboren; Maria Elisabeth Freyer (Maria Elisabeth Vollmann), am 20. Juli 1912 geboren.
Die inneren Kerne von Frau Maria und ihrer drei Kinder sind keine Menschengeister, sondern höhere Wesenheiten.
Frau Maria ist ein Teil Imanuels und somit ein Teil Gottvaters. Sie ist ein göttliches Mysterium, in gleicher Weise wie es Imanuel selbst ist. Sie ist die Königin des Heiligen Grales der Urschöpfung, sie ist die Lichtrose, zur Erde gesandt, um die Wunden zu heilen, die das Schwert Imanuels während des Gerichtes den Menschen schlug. Sie ist die zweite Wesenheit des Göttlichen Trigons.
Ich muß auch noch nachholen zu bezeugen, was ich im Anfang, da ich von Kassandra, der Königstochter von Troja, gesprochen, zu tun unterlassen, daß beide Egos, nämlich das Frau Marias und jenes Kassandras, ein und dasselbe sind, ein Teil des lebendigen Gottes.
Irmingard ist die Reine Lilie, die von Imanuel einen „wesenlosen Funken“ erhielt, als sie der Menschensohn zur Feier der Reinen Lilie am 7. September 1930 rief, und zwar bei ihrem alten Namen „Nahome“, zur Zeit Abd-ru-shins in Ägypten. Sie ist die „Göttliche Reinheit“ in Person und somit die dritte Wesenheit des „Göttlichen Trig- ons“.
Alexander ist der Urgeschaffene Löwe, eine der vier Lichtsäulen um den Thron Parzivals. Einer der mächtigsten Urgeschaffenen ist er, der Schwertträger König Imanuels.
Maria-Elisabeth ist eine der Schwanenjungfrauen von der Schwaneninsel in der vierten Rein-Geistigen Ebene der Urschöpfung. Somit ist ihr innerster Kern weder ein Menschengeist noch ein Elementarwesen, sondern eine besondere Schöpfungsart. Sie ehelichte Herrn Herbert Vollmann am siebzehnten September 1935 und ein Teil beider Erdmission besteht darin, vorbildlich ein harmonisches Eheleben zu führen.
Es besteht eine Annahme, daß Herr Vollmann kein entwickelter, sondern geschaffener Menschengeist ist.
Die irdische Ehe des Menschensohnes mit Frau Maria, verwitwete Freyer, wurde am 17. September 1924 zu Heilbronn, nahe Tölz, in Oberbayern, geschlossen.
Das Gralshaus in Heilbronn hat die ersten Vorträge des Weltenlehrers erlebt. Er las sie seiner ersten kleinen Lesegruppe, die aus wenigen intimen Freunden, darunter Frau Grete Kölle, und seinen Familiengliedern bestand, vor.
Diese Vorträge wurden erstmals unter dem Titel „Gralsblätter“ von Abdruschin veröffentlicht. Späterhin erschienen sie in den Heften „Der Ruf“ und schließlich als die große Ausgabe „Im Lichte der Wahrheit“ Gralsbotschaft von Abdruschin, die Ende 1931 herauskam. Dieser großen Botschaft in deutscher Sprache folgte bald die französische und englische Übersetzung, hernach die tschechische und portugiesische. Eine russische, spanische und holländische Übersetzung sind in Vorbereitung. Als das Nazi-Regime den Ruf-Verlag zum Stillstand brachte, wurden weitere Vorträge und Niederschriften von dem Verlag „Die Stimme“ in der Schweiz in Druck übernommen.
Im Verlauf der Zeit begannen auch die ersten Jünger Abdruschins Abhandlungen schriftlich niederzulegen, die zu Druck kamen, und deren Titel folgende sind:
„Der Weltenlehrer als Führer der Wissenschaft“ von Dr. Kurt Illig;
„Die Weltenwende“ eine musikalische Komposition von F. Könnecke;
„Der Tag ist Nahe“ aufgenommen durch August Manz;
„Der Kommende!?“ von Friedrich Mörbitz;
„Der Menschensohn, die Enthüllung des Zahlengeheimnisses“ von Lucien Siffrid.
Weitere Veröffentlichungen des Verlags-Hauses Abdruschins waren Manuskripte solcher Jünger, die begnadet waren, hellhörerisch Offenbarungen kosmischen Wissens über das Leben in anderen Welten zu empfangen oder auch Berichte historischen Geschehens, die menschliche, durch Chronisten und Geschichtsschreiber früherer Zeiten und Völker gemachte, irrige Aufzeichnungen wieder gerade bogen.
Das erste dieser in deutscher Sprache mit grünem Einband erschienene Buch heißt: Aus verklungenen Jahrtausenden. Es enthält 1) Die Geschichte Moses. 2) Das Leben Abdruschins auf Erden als Araberfürst zur Zeit Moses. 3) Deutung der in Abbildung gezeigten Grabtafel Abdruschins. 4) Leben und Erlebnisse von Maria, der Mutter des Gottessohnes. 5) Das Leben Jesu, (Dieser Band bietet Beschreibungen wirklicher Geschehnisse.)
Bildermappe zu „Aus verklungen Jahrtausenden“ , Die ersten wirklich echten Bilder der Personen, die in obigen Geschichten eine Rolle spielen, wie sie in ihrem Erdenkörper aussahen.
Die nächste Veröffentlichung durch den Abdruschin-Verlag bot drei Bände „Verwehte Zeit erwacht“. Einblicke in die Schicksalsbahn des Weltenrades durch vom Licht Begnadete.
Band I enthält: Krishna – Nahome – Kassandra – Zeugen des Lichtgeschehens.
Band II enthält: Atlantis – Das Reich der Inkas – Parzivals erste irdische Erfüllung:
1. Die persischen Eltern, 2. Im Reiche der Ismanen, 3. Das auserwählte Volk. –
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales
Die zweite Gnade aus dem Licht.143 144
– Johannes der Täufer – Zum dritten Male neigt sich Gottes Liebe.163
Band III enthält: Ringen nach der Wahrheit! 1. Ägypten, 2. Nemare. 3. Pharaonen.
Und als das Wort der Wahrheit kam! 1. Unbekanntes aus dem Leben des Gottessohnes Jesus. 2. Das Evangelium des Johannes. 3. Die Apostel. Das Wort der Wahrheit in der Menschen Hand!
Bilder aus der deutschen Geschichte. 1. Die Germanen. 2. Rechtssprechung der Germanen. 3. Hermann der Befreier. 4. Bonifatius. 5. Karl der Große. 6. Otto von Bamberg. 7. Bernhard von Clairvaux. 8. Arnold von Brescia. 9. Friedrich Barbarossa.
„Ich klopfe an!“ ist ein illustriertes, rot-eingebundenes Buch betitelt, das die Gralslehre in Märchenform und Erzählungen für Kinder übermittelt.
Ein gewaltiges Werk größter Bedeutung ist „Ephesus“. Es bietet den einzig wahren Bericht über die Entstehung der Schöpfung und wurde von Johannes, dem Lieblingsjünger Jesus, in Erfüllung seines Erdkreislaufes einem Seher und Jünger des Menschensohnes auf dem Berg des Heiles gegeben.
Von nicht minder großer Bedeutung kann der lichtblaue Band einer Sammlung, von „Rufe aus der Urschöpfung“, betrachtet werden, die zum Heile derer gegeben wurden, die sich nicht in Trotz und Dünkelhaftigkeit verschlossen halten. Der zweite Teil enthält die Offenbarung Johannes des Täufers.
In der nächsten Serie der Veröffentlichungen sind die Leben der Wegbereiter be- schrieben worden, wie sie in Wahrheit sich abgespielt haben. Jedes Wegbereiters Le- ben ist ein Band für sich und ihre Namen sind, wie folgt:
Zoroaster (Zarathustra): Das Erdenleben des Propheten von Iran.
Buddha: Beschreibung der Mission Gautama Buddhas, befreit von allen falschen Darstellungen und Irrtümern.
Lao-Tse: Lebensbericht des chinesischen Weisen und bisher Unbekanntes aus seinem Wirken.
Mohammed: Bericht über das irdische Leben des arabischen Propheten und seine wahrhafte Lehre.
Die letzte Veröffentlichung des Abdruschin‘schen Verlags „Die Stimme“ in Zürich, Drusbergstraße 17, ist die Luxusausgabe von „Schöpfungsweben in Wort und Bild“ mit Auszügen aus der Gralslehre und mehrfarbigen Tafeln, mehrsprachig in deutsch, englisch, französisch und tschechisch.
Hinsichtlich weiterer Gralslektüre mag informatorisch dienen, daß von Jüngern Imanuels noch mehrere Vorträge geschrieben, bisher aber nicht veröffentlicht wurden.
Während seines letzten Lebensabschnittes unternahm es der Menschensohn in der Stille seiner Abgeschiedenheit, seine sämtlichen Botschaftsvorträge nochmals zu überarbeiten, von Geschriebenem zu streichen und Neues hinzuzufügen, wie neu zu ordnen. Als seinen letzten Willen legte er nieder, daß seine Vorträge neu gedruckt und später in drei oder vier Einzelbänden veröffentlicht werden möchten, die so in seiner Wortfassung zum Heil und Fortschritt geistiger Erkenntnis auf Erden für alle Zeiten zu verbleiben hätten.
Ich beschließe diese Übersicht von Grals-Lektüre, indem ich noch einen kleinen, gehefteten Band erwähne, in dem König Imanuel den Schleier von den Geheimnissen göttlicher Lichtgeschehen gezogen hat, und der sich benennt:
„Aus den Geheimnissen des Gotteswirkens“ . –
Ich komme nun zu dem Leben Abdruschins und Frau Marias, sowie deren Wirken im Dienst des Heiligen Grales, zurück.
Nachdem beide von Kötzschenbroda in Sachsen nach Bayern verzogen waren, lebten sie um 1923 in Penzberg. Aber ihr Verweilen da währte nicht lange, sie gingen nach Bad Heilbrunn in der Nähe von Tölz und richteten sich dort in einem geräumigen bayrischen Landhaus ein. Dies erfolgte im Jahre 1924. Der Ruf dieses Gralshauses zog bald über die Grenzen Deutschlands zufolge der Heilungen von Frau Maria. Aber selbst hier harrten Abdruschin und seine Frau nicht lange aus. Altes Nomadenblut ward wieder wach in seinen Adern, nach einem anderen Wohnplatz hielt er Ausschau, und so gelangten sie am zehnten März 1926 nach Igls bei Innsbruck. Das nächste Jahr sieht das Hohe Paar in Bayern wieder, wo Tutzing am Starnberger See ihr Zuhause für ein weiteres Jahr wird. Endlich jedoch fand Abdruschin den Ort, den er visionär seit langem schon geschaut, wo er die „Hütte Gottes bei den Menschen“ errichten und seine Wirkungsstätte zu bauen vermochte, auf Vomperberg bei Schwaz, in den Bergen Tirols. Der Fremdling auf Erden hatte endlich seine irdische Heimstatt gefunden, die er „Gralshöhe“ benannte. Dortselbst verblieb er nun mit den Seinen vom dreizehnten Februar 1928, bis ihn die Nazis am Abend des zwölften März 1938, um sechs Uhr fünfzehn Minuten, von da vertrieben. Kurz darauf wurde die Gralssiedlung beschlagnahmt.
Als erstmalig eine Gralsfeier, das Fest des Strahlenden Sternes, auf Vomperberg 1945 wieder gehalten werden konnte, war die Siedlung Frau Maria bereits durch die amerikanischen und französischen Behörden zurückerstattet worden. In dieser Feier erfolgte endlich die heiß ersehnte und hoch geschätzte Verkündung Frau Marias:
„Ich stehe jetzt vor euch, um im Namen Imanuels Sein Werk mit Irmingard zu vollenden!“
Diese Worte Frau Marias klärten gar vielfache Vermutungen und wiesen auf das Ziel der Gralsbewegung, den Weg reinfegend für einen Schritt voran in der Entwicklung des Geistlebens auf diesem Planeten.
Während der erste Abschnitt der Mission der „beiden Ölbäume stehend vor dem Gott der Erde“ unter der persönlichen Leitung des Menschensohnes Imanuel, personifizierte Gottgerechtigkeit, gestanden hatte, stand nun der zweite Abschnitt unter der Leitung Frau Marias, mit Imanuel durch ein Strahlungsband verbunden seiend, der Lichtrose und Königin des Grals, personifizierte Gottesliebe im Gerichtstag des Allewigen.
Was die Menschen mit dieser neuen Offenbarung anfangen, welchen geistigen Gewinn sie daraus zu ziehen sich bequemen, ist jedermanns eigene Sache – seine Rettung oder sein Untergang.
Der Herr hat mit seiner Botschaft den Weg gewiesen und all seine Lehren, Mahnungen und Ratschläge noch einmal in zwei Vorträgen verankert, die folgende Überschrift haben:
„Der Berg des Heiles“ und „Es muß alles neu werden!“
Lest und schürft darin mit allen Kräften, um darnach euer ganzes Leben richten zu können! Beginnet, mit eurem Geiste den gewaltigen Ausspruch Jesu zu verstehen; daß wohl Sünden gegen Gottvater und Gottsohn vergeben werden könnten, nie aber die Sünden gegen den „Heiligen Geist!“
„Der Heilige Geist“, erklärt Abdruschin in seinem Vortrag über „Gott“, „ist Geist vom Vater, der abgetrennt von ihm gesondert in der ganzen Schöpfung wirkt, und der wie auch der Sohn trotzdem noch eng mit ihm verbunden, eins mit ihm geblieben ist“.145 146
„Der Heilige Geist ist ausübende Gerechtigkeit, dessen ewige, unverrückbare und unbestechliche Gesetze das Weltall durchpulsen und bisher nur ahnend genannt wurden: Schicksal! … Karma! … Der göttliche Wille!„165
Es seien hier noch einige Daten angegliedert, und zwar chronologisch geordnet, die für das Gralsgeschehen auf Erden Bedeutung erlangten:
Januar/Februar 1919. Abdruschin kehrt abgeplagt und müde aus der
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales Gefangenschaft in England zurück. In ihrem Haus zu Kötzschenbroda bei Dresden in Sachsen trifft er erstmals Frau Maria und mietet daselbst ein möbliertes Zimmer.
Daten dazwischen siehe Gralserleben S. 72.
30. Juni 1938. Verlassen Frau Maria und die Ihren den Heiligen Berg und leben für kurze Zeit in Innsbruck.
19. September 1938. Der Jünger H. Müller-Schlauroth bietet Abdruschin und seiner Familie Unterkunft und Verpflegung in seinem Gut Schlauroth bei Görlitz in Schlesien an. Das Angebot wird angenommen. Die Reise nach Görlitz über München.
27. März 1939. Abdruschin und die Seinen verlassen Schlauroth und siedeln nach Kipsdorf im Sächsischen Erzgebirge über, wo ihnen der Jünger Otto Giesecke sein Landhaus als ständigen Wohnsitz angeboten hatte. Herr Alexander nahm eine Be- schäftigung in einem industriellen Werk in Nowaves bei Potsdam in Preußen an, während der er bei Herrn und Frau Ernst Wiesner wohnte. Herr Herbert Vollmann und seine Frau konnten in der Fabrik des Herrn Giesecke in Grossenhain in Sachsen ein Arbeitsfeld mit Wohngelegenheit finden.
19. November 1941. Abdruschin begibt sich in eine Dresdner Klinik.
25. Mai 1942. Frau Maria und Fräulein Irmingard verlassen Kipsdorf und lassen sich auf dem Westerbuchberg, Post Übersee, in Oberbayern nieder, wo ihnen der Münchner Jünger Willi Freitag ein Haus vermittelt hatte. Auch Herr Alexander und etwas später das Ehepaar Vollmann wohnen von nun an wieder bei Frau Maria.
3. September 1945. Frau Maria und Fräulein Irmingard kehren zusammen mit Herrn Alexander und dem Ehepaar Vollmann, jedoch ohne den aufgestiegenen Herrn, nach dem Berg des Heils zurück, nachdem die Grals-Siedlung Frau Maria auf Befehl des französischen Hochkommissars für Österreich, General Bethouart, zurückgegeben worden war. Außerdem erhält die Familie Frau Marias Zuwachs von zwei Kindern:
Marga (Hannelore Scherer) am 20. Juni 1943 geboren und später von Fräulein Irmingard adoptiert, wird am 28. November 1943, mittags 12 Uhr 15 Minuten, im Haus Frau Marias in Westerbuchberg empfangen. Frau I. Jiloudi überbrachte sie.
Oskar Johannes, erstgeborenes Söhnlein von Herbert Vollmann und Frau, erblickt am 5. Oktober 1945 zu Innsbruck im Kettenkrankenhaus das Licht der Welt. (170)
Bevor ich schließe, möchte ich Ihnen, meine Freunde in England, einen gut gemeinten Rat und eine Mahnung erteilen:
Wenn es Sie tiefst aus dem Herzen drängt, Imanuel zu dienen, durch den Sie sind und durch den Sie bestehen, nähern Sie sich ihm in Anbetung und Demut.
Nicht vermögen Sie ihn in seiner Größe und Majestät zu erkennen, vor ihm Gnade zu finden, es sei denn, daß Sie zuvor Frau Maria und Fräulein Irmingard in ihrer Wesensart erkannten, daß sie Teile des Göttlichen Trigones sind, die mit dem Menschensohn zur Erde gestiegen, die Weltenwende zu erzwingen, das Gottgericht
zu vollenden und einzuweihen das Tausendjährige Reich.
„Drei herrliche Flammen schwingen sich aus dem Kreuz des Lebens. Über dem Kopfende flammet das allheilige Ewigkeitsauge, dessen Lichtstrom unertragbar al- lem, das nicht Gottes ist, gleich dem Herrn. Es einet sich der Flammen Lichtglut zu einem blendenden Trigon, in dem die heilige Taube schwebet. Heilig, und unnahbar allem Geschaffenen, schwebet die Urherrlichkeit des Herrn in ewiger Höhe, in der strahlenden Einsamkeit des Wesenlosen, und es löset sich aus den drei Flammen ein heiliges Strahlen, das in Trigonform langsam 170 gestorben im Verwaltungsbau der Grals-Siedlung am 22. Dezember 1946, kurz nach Mitternacht. Niedersinket zum lichtdurchflossenen Saal der schimmerndenBurg. Sie fliessen in seligem Glanze zu Parzival – Maria und Irmingard, Kraftstrom aus Gott zu Gott in heiliger, ewiger Ver- einigung“.147
Amen.
Da wir heute, am sechsten Dezember 1946, den fünften Gedächtnistag des Ablebens des von uns gegangenen Herrn und Menschensohnes, Imanuel, feiern, können wir als Epilog keine besseren Worte als die des Schlußkapitels des Propheten Malachi wählen, des Endes der Propheten des Alten Testamentes:
„Denn siehe, es kommt ein Tag, der brennen soll wie ein Ofen; da werden alle Verächter und Gottlose Stroh sein, und der künftige Tag wird sie anzünden, spricht der Herr Zebaoth, und wird ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen. Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter desselbigen Flügeln, und ihr sollt aus- und eingehen, und zunehmen wie die Mastkäl- ber. Ihr werdet die Gottlosen zertreten; denn sie sollen Asche unter euren Füßen wer- den des Tages, den ich machen will, spricht der Herr Zebaoth. Gedenkt des Gesetzes Mose, meines Knechts, das ich ihm befohlen habe auf dem Berge Horeb an das ganze Israel, samt den Geboten und Rechten. Siehe, ich will euch senden den Propheten Elia, ehe denn da komme der große und schreckliche Tag des Herrn. Der soll das Herz der Väter bekehren zu den Kindern, und das Herz der Kinder zu ihren Vätern; daß ich nicht komme, und das Erdreich mit dem Bann schlage“.
Bemerkung: Die Warnrufe des Propheten Elias haben sich erfüllt. Wie auf Seite 229 dieser Niederschrift gesagt wurde, inkarnierte Ismael zum zweiten Mal als der Prophet Elias und zum dritten und letzten Mal als Johannes der Täufer. Derselbe Geistkern lebte also in drei verschiedenen Erdenkörpern. Johannes gab in unseren Tagen neunundvierzig Warnungsrufe aus der Urschöpfung, die auf dem Berge des Heils um die Jahre 1933/34 empfangen wurden. –
Rückkehr der sterblichen Hülle des Menschensohnes Imanuel zum Vomperberg, dem Berge des Heils, am Achtzehnten August Anno 1949.
Groß und erhaben, gewaltig und unvergeßlich für die, die sie erlebt hatten, war die Stunde gewesen vor rund 3500 Jahren, da im Land der Pharaonen weiße Burnusse tragende und sonnengebräunte Ismanen und Isras ihren gemordeten Lichtfürsten Abd- ru-shin Parzival heimwärts brachten zu der „leuchtenden Stadt in der Wüste“ im Sü- den Ägyptens.
Wie mit unvergänglichen Runen in ihre Geister gemeißelt stand in ihnen das Erlebnis dieser seelischen Erschütterung geschrieben, denn sie alle, ohne Ausnahme, hatten ihn geliebt, geliebt wie nur einer geliebt werden konnte, der ihnen die Pforte des Paradieses erschlossen, dem zu dienen sie gelobt hatten für Zeit und Ewigkeit.
So steht berichtet über die Rückkehr des toten Gottessendlings in den Annalen aus „Verwehte Zeit erwacht“ für uns und für noch folgende Geschlechter:
„Und wenig später wanderte ein weißer, ernster Zug langsam, die Pferde führend, durch die Wüste der Lichtstadt zu. Es ruhte, weiß und stille, wie schlafend, die Hülle des weißen Fürsten in der Bahre, die seine schönsten Leibrosse trugen.
Neben ihm, unzertrennbar wie im Leben, weißzart, vom Lichte erfüllt, die liebliche Schale der zarten Nahome. Es war, als ob sie schliefe. Freiwillig war sie ihrem Herrn gefolgt, um bei ihm sein zu können. Und so begegneten die eilenden Boten Aloes dem Trauerzuge, neun Stunden nach dem Morde. –
Tiefe Stille lag über dem lichten Reiche der Is-ra. Auf den flachen Dächern des Palastes harrten die Ismanen und alle getreuen Diener Abd-ru-shins der Boten, die Aloe ausgesendet hatte. –
Endlich, nach zwei und einem halben Tage, gewahrten sie das Nahen der arabischen Reiter, die eine kleine Vorhut gebildet hatten. Umgeben von den treuen, wilden Arabern, die für ihren Herrn durchs Feuer Nahome nach Abd-ru-shins Tod gingen, wurden die beiden Hüllen sorglich und langsam heimgeführt.
Alle Zurüstungen ordneten die Ismanen an, und Stille, Feierlichkeit und Reinheit breitete sich aus. Hohe Feuer auf mächtigen Sockeln flammten in den Himmel. Die Räume, der Hof und die Halle, die zum Tempel führte, waren mit weißen Schleiertü- chern bespannt. Wundervoll wirkte auf weißem Grunde die Fülle der mächtigen Pal- mengruppen. –
Es regte sich aber bei aller Arbeit kein Laut, kein Schmerz. Nur unbeschreiblich heilige Feierstimmung lag über den Menschen.
Aus dem Tempel, darin die beiden Toten ruhen sollten, bis sich über ihnen die mächtigen Platten der Totenkammern schlossen, klang die Musik, welche seit der Zeit der Ismanen nicht mehr gehört ward auf Erden. Sie war eine Wiedergabe der Gesänge seliger Geister, die nur Menschen festzuhalten vermochten, deren Geister sie erlauschen durften in der Ewigkeit. Es waren keine Totenlieder, es waren nur Hymnen an Gott, Gesänge zur Ehre der lebendigen Kraft.
Brausend empfingen die Töne des Weihegesanges die Hüllen ihrer Fürsten. Still, langsam, unwirklich wie ein Geisterzug, trugen die Ismanen die Bahren in den Tem- pel. Noch einmal scharten sich die Anwesenden um ihren Herrn im Gebet. Es schlos- sen sich dann die Vorhänge und die Tore für die, welche nicht zu den Eingeweihten zählten. –
Auch die Reine Lilie war in das Licht der Heimat eingegangen. Brausend strömte der Ton der hohen göttlichen Sphäre um sie. Es rauschten die Fittiche der Engel, die aus dem Urquell des Lebens schöpfend, ihre Schalen neigten und die heiligen Gärten der Lilie nährten.
Der Gotteswille aber war in den Urquell der wesenlosen Kraft eingegangen und verblieb da eine Zeit. Sein Wille aber wirkte trotzdem immerfort durch den Geist, und es bereitete sich im Schoße der großen, urewigen Weisheit ein neues Schwingen zum Anfang eines neuen Ringes.
Lichtstrahlen durchzogen die Schöpfung, die der Gotteswille durch sein Hinabsteigen bis in die Stofflichkeit getragen hatte und die in einigen Menschengeistern verankert waren. Diese wirkten weiter in seinem Willen und wanderten auf sein Geheiß über die Erde. Lichtinseln bildeten sie dort.
Nachdem dies geschehen war und Gott so Sein Licht wie Samenkörner ausgestreut hatte, wurden die Ismanen nach und nach in das lichte Reich des Geistes emporgehoben, wo sie verweilen durften.
Das Reich der Is-ra auf Erden verblieb zwar noch in seiner ursprünglichen Schönheit, wie es nach dem Gesetz bestimmt war, aber die Menschen, die immer wieder Leben hineintragen sollten, wurden immer weniger. Es kam die Zeit, da alle, die Abd-ru-shin auf Erden gedient hatten, in die große Pyramide gelegt waren. Damit nahte sich dem Reiche auch das Ende.
Es sollte in einen langen Schlaf versinken, bis in die Zeit seiner Erweckung durch den Menschensohn“.148 –
Soweit der Seherin und Übermittlerin unvergängliche Worte, die einst Fürstin Aloe im Land der rauschenden Wasser des ehrwürdigen Nilstromes gewesen und noch einmal Abdruschin Parzival dienen durfte in unserer Erdepoche, zur Zeit des Menschensohnes Imanuel auf Vomperberg, dem Berge des Heils.
Auch dieser Ring kosmischen Waltens im Willen Gottvaters, der das Wirken Parzivals zum zweiten Mal auf Erden umschloß und in dem zur Höhe seiner Mission der Menschensohn Imanuel erstand, hat nun zu Ende geschwungen.
Wie es gekündet ward in hoher Lichtstunde der Feier, des zweiundsechzigsten Geburtstages Frau Marias am siebzehnten August 1949, sollte auch des Menschensohnes sterbliche Hülle heimgeführt werden auf den Heiligen Berg, wo er gewirkt hat, wo er der Menschheit ohne jedweden Unterschied, sei es in Rasse oder Farbe, Nationalität oder Sprache, Konfession oder Bildung, die Wahrheit verkündete. Mit Rückkehr seiner Gebeine zum Vomperberg, die länger strahlen würden als eines Menschen sterbliche Schale – so lauteten des aufgestiegenen Herrn ureigenst geoffenbarte Worte – vollzöge sich letzter Ringschluß des Seins Imanuels im Stoffe, der dermaleinst zu schwingen begonnen, als König Parzival von seines Vaterreiches Thronesstufen stieg, nachdem er mit Maria vom Urquell aller Kraft die Sendung empfangen, und dann mit seinem Fuß die Erde berührte.
Und weiter sprach der Herr, daß, wenn seine irdische Hülle erst wieder in Gralshöhe ruhe, er noch einmal feinstofflich all die Dinge und Orte schauen und berühren würde, die einst bei Lebenszeiten ihm so vertraut und auch teuer gewesen, noch einmal würde er im Geiste die Wege schreiten, die so oft sein irdischer Fuß geschritten, wie er weilen würde am Hochtisch seines Tempels, den er mit seinen Getreuen zum Preise Gottvaters im Jahre 1932 errichten durfte. Auch würde er die Treuegelübde seiner Berufenen erneuern, würde bei ihnen sein und ihnen Lichtkraft vermitteln, so sie sie aufnehmen möchten.
Denn ihm sei Allmacht und Heiligkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Als wir im Gralstempel des neuen, zwischen Schöpfer und Kreatur errichteten Bundes, Worte des Messiaskönigs hören durften, die sein Apostel Herbert Vollmann in der Feierandacht verlas, ahnte wohl keiner der Gralskreuzträger, daß die Heimkehr der geweihten Hülle, die seit dem elften Dezember 1941 im Friedhof zu Bischofswerda in kühler Erde gebettet gelegen, schon tags darauf sich vollziehen werde.
Wohl war das Mausoleum für den Menschensohn, das in Form einer Pyramide erstehen sollte, bereits im Bau begriffen, doch ihre Fertigstellung durfte noch Wochen beanspruchen. Indessen, restlose Hingabe der Diener des Trigons, unter Führung des Gralsritters Alexander, des „Urgeschaffenen Löwen“, an das einmalige Werk, be- schleunigte dieses, und wesenhafte Kräfte liehen ihm ihre Hilfe.
An einem strahlenden Sonnensommersonntag, dem dritten Juli 1949, hatten sich kurz nach drei Uhr nachmittags Frau Maria, Fräulein Irmingard, Herr Alexander, mit den Jüngern Daniel Swarovski – Wattens und Friedrich Hermann – Zürich, sowie den Goldenkreuzträgern Karl Bergmann, Hans Schwaiger und Ernst August Ostermann auf die rasige Anhöhe bei der Pferdekoppel vor dem Gralshaus begeben und eine Ver- messung, sowie Markierung einer bestimmten Stelle mit einem Holzpfahl vorgenom- men. Über den Sinn und Grund dieser Handlung waren nur die nächsten Eingeweih- ten unterrichtet. Aber schon am folgenden Tage war die Kunde vom geplanten Bau der Pyramide durch die Reihen der Gralssiedlungsbewohner durchgesickert.
Auf der Höhe Vomperbergs sollte sie erstehen an jener Stelle, wo der Herr noch bei Lebzeiten für sich und die Seinen eine palaisartige Behausung hatte erbauen lassen wollen, da sich das Gralshaus als zu klein erwies und die Gralsburg nach dem Abbild von oben mit ihren Grotten und Höfen, paradiesischen Gärten und marmornen Wasserbecken vorerst noch nicht gebaut werden konnte.
Am sechzehnten Juli, einem Samstag, steckte Architekt Hermann – Zürich gemeinsam mit Professor Emanuel B. Geering – Basel – Riehen, und Alexander Fahsel zwischen elf und zwölf Uhr vormittags an der markierten Stelle ein Quadrat von je sechs Meter Breite und Länge ab, und von Herrn Alexander, der am Bauplatz weilte, erfuhr man, daß auch die Höhe der Pyramide sechs Meter betragen würde.
Die ersten vorbereitenden Arbeiten für den einzigartigen Bau bestanden in Heran- schaffung der hierfür notwendigen Materialien, vor allem Schotter, der aus dem Vom- per Bach gehoben wurde und den der L. K. W. (Last-Kraft-Wagen), unter Führung des Goldenkreuzträgers Karl Bergmann, nach Gralshöhe beförderte.
Mit Ausführung der praktischen Arbeiten waren folgende Kreuzträger betraut worden:
Karl Bergmann, Walter von Boetticher, René Weill, Kurt Naumann, Eberhard Dowe, hin und wieder Lucien und Emil Siffrid und die Gebrüder Stumpf – Stuttgart. Seit seiner Ankunft auf dem Heiligen Berg zur Verbringung seines Urlaubs auch Monsieur F. Haug – Lyon, der mit Ingenieur Paul Borbe ebenfalls während seines Urlaubs in einem besonderen Verfahren die für das Äußere der Pyramide bestimmten Platten aus Betonmasse mit roter Marmorbruch-Mischung fertigen durfte. Bevor sie zur Verwendung kamen, wurden sie gemäß Anweisung des Betriebsobmanns, Hans Schwaiger aus den Swarovsky – Werken, Wattens, noch fachmännisch bearbeitet, daß dadurch eine künstlerische Wirkung erzielt wurde. Eine der Mittelplatten sollte als einzigen Schmuck und als symbolisches Wahrzeichen das gleichschenklige Gralskreuz aus weißem Marmor tragen.
Wunderbares Schicksalswalten, gefördert von hoher Lichtesführung, fügte es, daß am Tag von Frau Marias irdischem Geburtstag, dank meisterlichen Wirkens und furchtlosen Vorgehens bei den Behörden des Jüngers Dr. Erich Walkhoff – Stassfurt der Sarg mit den irdischen Überresten des Menschensohnes aus seiner Heimaterde auf sächsischer Flur gehoben und über die sowjetrussische Zonengrenze vermittels eines Leichenbestattungsautos, offiziell und gesetzmäßig, ohne jedwede weitere Schwierigkeit und unvorhergesehene Störung nach München überführt werden konnte, wo es bereits am achtzehnten, vormittags vor dem Sitz der südbayerischen Landesverwaltung der Gralsbewegung in der Möhlstraße fünfundzwanzig eintraf.
Kurz darauf fuhr der L.K.W. der Gralssiedlung mit Herrn Alexander, Karl Bergmann und Josef Wagner ebenda vor, um in aller Stille und ohne Zeremonie die kostbare Last in Empfang zu nehmen. Mit herrlichem Blumenschmuck reich umgeben, bedeckt mit der grünen Grals-Standarte, bei deren erstmaliger Hissung auf Gralshöhe in einem welthistorischen Augenblicke während der Tage der Feier des Strahlenden Sternes 1932 der Herr selbst zugegen gewesen, während der Jünger Friedrich Mörbitz mit der Stoppuhr in der Hand die genaue Zeit für horoskopische Zwecke festgehalten hatte, verweilte der Wagen noch wenige Minuten vor dem Haus Frau Maria Lufts, eine der Ersten, die den Menschensohn erkennen durfte und seitdem in Treue dem Trigone diente, um den wenigen, die um das Geschehen erfahren hatten und zur Stelle eilen konnten, unter ihnen Frau Elisabeth Gecks, Herr Willi Freitag und Fräulein Wilke, die Gelegenheit zu lassen, den braunpolierten Holzsarg sehen zu können, der den Metallsarg mit den Gebeinen des Herrn umschloß.
Nach nur einhalbstündigem Aufenthalt in der bayerischen Hauptstadt rollte der Wagen von dannen, dem Heiligen Berge entgegen, mit Herrn Alexander auf dem Führerbock, neben ihm Karl Bergmann am Lenkrad, während Josef Wagner im Inneren des Wagens zum Schutze des Sarges Platz genommen hatte.
Nachdem auch das Überfahren der österreichischen Grenze kein Hindernis gebracht hatte, gelangte der Berg – L. K. W. früher in den Bereich des Heiligen Berges als ursprünglich geschätzt worden war. Wie allüblich, wurde die nahe Ankunft von der Hüterin der ehemaligen Drahtseilbahn – Talstation, Frau Dengg, unverzüglich per Telephon nach der Pforte der Grals-Siedlung gemeldet.
Binnen weniger Minuten war die Siedlung im Alarmzustande. Gleichzeitig setzte, während der L. K. W. sich dem Dorf Vomp näherte, um in Sekunden den Fuß des Heiligen Berges zu erreichen, droben auf seiner Höhe im Glockenturm des Gralstem- pels feierliches, einstündiges Läuten ein – zum erschütternden Empfang der heimkeh- renden, leuchtenden Hülle des jedem von ihm persönlich Versiegelten unvergeßlichen und im Gedächtnis kommender Generationen unsterblichen Offenbarers alles Wis- sens aus Gott, soweit Menschengeist dieses erfassen kann.
Unter dem Willkommengruß jauchzenden Jubelgetöns, den Sieg des Lichtes verkündender Gralsglocken, berührte der Kondukt mit dem „Corpus sanctus“ des Königs der Könige, wenn auch nicht mit irdischem Pomp und Trauergepräge eines prunkvollen Leichenbegängnisses, in einem Arbeitswagen schlicht und einfach, wie sein Wesen und Sichgeben jederzeit zu den Menschen gewesen war, wieder die Erde aller Verheißungen und Erfüllungen, die für immer geweiht ist durch sein alltägliches Leben und Wirken, von wo aus sein Ruf in alle Welten wanderte, um zurückzukehren zur Endauslösung des Weltgerichtes.
Stumm für immer war zwar sein irdischer Mund nach ehernem Gottgesetz, daß wieder zu Asche werde, was einst Fleisch gewesen, doch darum um so mehr feinstofflich wirkend, alles Leben und Weben geistig beeinflussend, göttlich alles durchstrahlend und nach Lichtgesetzen in Bewegung setzend, erfüllte sich nach 4177 Tagen Abwesenheit des Erdenleibes des Menschensohnes, berechnet vom Tag seiner gewaltsamen Entführung von Vomperberg an, dem zwölften März 1938, durch die Organe nazistischer Geheimpolizei, dem geschichtlichen Datum der Übernahme Tirol-Österreichs durch Adolf Hitler, seine Rückkehr dahin, damit einen gewaltigen Ringschluß fügend, am 15. Juni l947, abends 9 Uhr zusammengebrochen sich auswirken wird auf alles Menschenfleisch.
Es war genau um drei Uhr sechzehn Minuten am achtzehnten August 1949, als das Lastauto in die Grals-Siedlung einfuhr, wo alle Angestellten und Private, alle Gäste der Verwaltung es mit Spannung und höchster Erregung erwarteten, während Frau Maria, Fräulein Irmingard und Frau Maria-Elisabeth diese wehmütig-freudigen Minuten auf des Gralshauses Balkon verbrachten.
Inzwischen stand der Wagen auf dem Verwaltungsplatz still, die Blumen wurden aus ihm gereicht, dann ward mit Ehrfurcht und Sorgfalt der Sarg auf eine bereitstehende Tragbahre gehoben.
Die Herren Vollmann und Haug, von Boetticher und Dowe, die beiden Stumpf Gebrüder trugen die Bahre durch den Gralsgarten unter noch anhaltendem Glockenläuten in den weiß-verhangenen, zum Tempel gerichteten Garten-Pavillon. Dann schlossen sich, wie einst in Ägyptenland, die Türen für die „welche nicht zu den Eingeweihten zählten“, während die Anwesenden vor dem Gralsgarten sich noch einmal um ihren Herrn in stillem Gebete scharten… die Hohen Frauen waren allein mit ihm.
Im tiefsten Schweigen löste sich die Gruppe der Zeugen des Geschehens vor der Gralsverwaltung auf.
Vom hohen Mast im Gralsgarten wehte die grüne Gralsfahne weithin sichtbar über die Fluren des Heiligen Berges bis herab ins Tal des Inn.
Rückkehr der sterblichen Hülle des Menschensohnes Imanuel zum Vomperberg, dem Berge des Heils, am 18.8.1949.
Groß und erhaben, gewaltig und unvergeßlich für die, die sie erlebt hatten, war die Stunde gewesen vor rund 3500 Jahren, da im Land der Pharaonen weiße Burnusse tragende und sonnengebräunte Ismanen und Isras ihren gemordeten Lichtfürsten Abd- ru-shin Parzival heimwärts brachten zu der „leuchtenden Stadt in der Wüste“ im Sü- den Ägyptens.
Wie mit unvergänglichen Runen in ihre Geister gemeißelt stand in ihnen das Erlebnis dieser seelischen Erschütterung geschrieben, denn sie alle, ohne Ausnahme, hatten ihn geliebt, geliebt wie nur einer geliebt werden konnte, der ihnen die Pforte des Paradieses erschlossen, dem zu dienen sie gelobt hatten für Zeit und Ewigkeit. –
Auch der Ring, der das Wirken Parzivals zum zweiten Mai auf Erden umschloss und in dem zur Höhe seiner Mission der Menschensohn Imanuel erstand, hat nun zu Ende geschwungen.
Wie es gekündet ward in hoher Lichtstunde der Feier des zweiundsechzigsten Ge- burtstages Frau Marias am siebzehnten August dieses Jahres, sollte auch des Men- schensohnes sterbliche Hülle heimgeführt werden auf den Heiligen Berg, wo er ge- wirkt hat, wo er der Menschheit noch einmal die volle Wahrheit offenbarte. Doch nie- mand ahnte, daß die Rückkehr der geweihten Schale, die seit dem elften Dezember 1941 im Friedhof zu Bischofswerda gebettet gelegen, schon tags darauf sich vollzie- hen werde.
Wohl war das Mausoleum für Imanuel, das in Form einer Pyramide erstehen sollte, bereits im Bau begriffen, doch ihre Fertigstellung durfte noch Wochen beanspruchen. Wunderbares Schicksalswalten, gefördert von hoher Lichtesführung, fügte es, daß am Tage von Frau Marias irdischem Geburtstag der Sarg mit dem Leichnam des Herrn aus seiner Heimaterde gehoben und über die sowjetrussische Zonengrenze ohne jede Schwierigkeit gesetzmäßig nach München überführt werden konnte, wo das Bestattungs-Auto bereits am achtzehnten vormittags, vor dem Sitz der südbayerischen Landesverwaltung der Gralsbewegung in der Möhlstraße 25, eintraf.
Kurz darauf fuhr der Gralsritter und „Urgeschaffene Löwe“, Herr Alexander, in Begleitung zweier Goldenkreuzträger ebenda vor, um still und ohne Zeremonie die kostbare Last in den Berg-Kraftwagen zu übernehmen. Von Blumen umgeben, bedeckt mit der grünen Grals-Standarte, bei deren erstmaligen Hissung auf Gralshöhe, in einem welthistorischen Augenblicke um die Weihnacht 1932, der Herr
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales selbst zugegen gewesen war, passierte der Kondukt noch gleichen Tages die österreichische Grenze und kam um die dritte Stunde in den Bereich des Heiligen Berges. Auf Vomperberg setzte einstündiges Gralsglockenläuten ein. Im Garten des Gralshauses stieg die grüne Fahne mit dem goldenen Kreuz im Quadrate hoch. Die ganze Siedlung bereitete sich zum Empfang des Herrn.
Unter dem Willkommengruß, den Sieg des Lichtes verkündenden Glokken, fuhr der Wagen mit dem „Corpus Sanctus“ des Königs der Könige vor dem Gralsverwaltungsgebäude vor, wo sich alle Siedlungsbewohner und Gralsangestellten im Halbkreis andachtsvoll aufgestellt hatten. Stumm für immer war zwar sein physischer Mund nach ehernem Gottgesetz, daß wieder zu Asche werde, was einst Leib gewesen, wohl aber feinstofflich wirkend, geistig alles Leben und Weben beeinflussend, göttlich alles durchstrahlend und nach Lichtgesetzen in Bewegung setzend, erfüllte sich nach 4177 Tagen Fernsein des Erdenleibes Imanuels vom Berge (gerechnet ab zwölften März 1938) seine Rückkehr dahin, damit einen kosmischen Ringschluß fügend, der sich auswirkt auf alle Menschenkreatur.
Frau Maria, Fräulein Irmingard und Frau Maria-Elisabeth harrten seiner Heimkehr auf dem Balkon des Gralshauses. Mit großer Behutsamkeit wurde der braunpolierte, schwere Holzsarg, der den Metallsarg enthielt, auf eine Tragbahre gehoben und von sechs Kreuzträgern in den weiß-verhangenen, zum Tempel gerichteten Garten-Pavillon getragen.
Während alle Kreuzträger außerhalb des Gartens im Gebete standen, waren die Hohen Frauen allein mit ihm.
Noch immer läuteten die Glocken des Heiligen Grales!
Beisetzung der irdischen Hülle des Menschensohnes Imanuel am 7. Oktober 1949, auf dem Vomperberg.
Einzigartig schöne, sonnendurchstrahlte und wärmeübergossene Spätsommertage waren über den Berg des Heils gezogen. Wie ein goldener Traum hatte der Herbst über Burgen und Klöstern, Wäldern und Triften Tirols zu lagern begonnen, und mehr denn je war auch Vomperberg wundersamsten Zaubers voll gewesen.
Unaussprechliche Weihe hatte über dem Heiligen Berge neunundvierzig Tage und Nächte gelegen, während deren die irdische Hülle des Königs der Könige eingesargt und mit der grünen Gralsstandarte bedeckt, im Tempelpavillon des Gralsgartens ge- standen war, bis sie am siebenten Oktober im Grabmal einer Pyramide auf der Höhe Vomperbergs zur feierlichen Beisetzung kommen sollte.
Wie es am Tag des irdischen Geburtstages Frau Marias von hoher Warte gekündet worden war, hatte sich mit der vergänglichen Hülle des Menschensohnes der göttli- che Kern Imanuels noch einmal der Stätte seines Erdenwirkens genaht, uns Menschen näher wie nie, wieder in sieben mal sieben irdischen Tagen, die vervielfacht neunundvierzig geben, selbige Zahl, in deren Erfüllung einst Is-ma-el, Johannes, noch zu Lebzeiten des Herrn, seine Mahn- und Warnrufe aus der Ebene seiner urgeis- tigen Heimat kündete.
Dann war Oktober ins Land gezogen. Seine Sonne stand schon tiefer, matter werdende Strahlen über die prächtigen Farbenspiele hoch sich türmender Wolken am herbstlichen Firmamente werfend. Die Tage hatten begonnen, jene erborgte Wärme zum Sterben sich rüstender Natur zu nehmen, Wärme, die vom letzten Hauch des Feuers rötlicher Blätter und dem grellen Lichte sonniger Wiesen stammt. Über die Morgen spannte sich ein Himmel, blauer denn blauester Enzian, freundlich und sanft war der Mittag, der Glanz der Landschaft gemildert, alles umher in weiche einherschwebende Schleier Altweibersommers gehüllt. Die Nächte aber weiteten sich sternenklar und unendlich, über Sümpfen und Weihern zitterten da und dort Irrlichter, die Temperatur nahm ab.
Einen Tag und eine Nacht war schon kalter Regen gefallen, und dicke, brauende Nebel hatten sich über das Erdreich gesenkt, alles ringsum gleichsam in graue, ziehende Watte hüllend. Im Dämmerschein am Abend reckten Bäume und Sträucher wie suchende Gespenster ihre dorrenden Zweige.
Hin und wieder brach matter Mondschein durch das Gewölk des Himmels, aus dem Inntal herauf stieg feuchter Dunst, Wassertropfen funkelten wie Brillianten an Gräsern und zum Vollmond rundete sich das Nachtgestirn für den hohen Tag der Beisetzung Imanuels, ein Ereignis von einzigartiger, welthistorischer Bedeutung. Nur selten flatterte ein aufgescheuchter Vogel mit schrillem Ruf aus raschelndem Buschwerk, das den Pfad, mit Steinfließen bedeckt und im Mondlicht gleißend, zur Pyramide säumte; und das Vöglein schwang sich unruhig in die erdferne Unendlichkeit eines nächtlichen Himmels. Diesen aber zeichnete in der Nacht zum siebenten Oktober eine gar seltene Naturerscheinung, eine totale Mondfinsternis, die nach dem Bericht der Wiener Universitätssternwarte um die dritte Morgenstunde ihren Höhepunkt erreichte.
Doch leichtes Gewölk verdeckte das Schauspiel und ließ bei des Mondlichtes Fahlheit die Konturen der Pyramide nur um so geisterhafter wirken, an deren Aufbau und Vollendung seit Wochen rastlos unter Einsatz sämtlicher Arbeitskräfte der Gralssiedlung gearbeitet worden war, so, wie es einst vor rund dreieinhalb Jahrtausenden mit der Grab-Pyramide Abd-ru-shins im Süden Ägyptens geschehen war:
„Sieben Jahre dauerte die Vollendung der Pyramide, in die der weiße Fürst gelegt wurde,149 und an der alle arbeiteten, die ärmsten Araber wie die edelsten Ismanen. Nam-Chan an der Seite Eb-ra-nits, ebenso wie Jesu, der Alte, an Dhu-Fars und Din- Ars Seite.
„Sieben Jahre meißelte Ne-so-met an der Grabtafel, die ein Wunder an Schönheit wurde. Oft stand Eb-ra-nit bei ihm und betrachtete die Bilder, die da aus dem Stein entstanden. Aber nie kam ein Wort über des Sehers Lippen. Es war, als wolle er, der zur unrechten Zeit geschwiegen, nun schweigen für alle Ewigkeit.
„Sieben Jahre lang stickten Hussa und Na-Lah mit den Frauen an den Gewändern, die die einbalsamierten Körper ihres Fürsten und Nahomes bekleiden sollten. Kunstwerke wurden es. Auch zu ihnen trat Eb-ra-nit oft. Er fühlte, daß alle diese arbeitenden Menschen seiner freundlichen Worte bedurften, um nicht in Schmerz zu versinken. Eines Tages sah er, daß Hussa ein eigenartiges Gebilde stickte: Zwei Balken, die sich kreuzten.
„Was soll das bedeuten, Hussa?“ fragte er gütig.
„So habe ich unsern Herrn oft gesehen!“ lautete die Antwort der Araberin.
„Aus ihm leuchtete das Kreuz der Wahrheit, da er die ewige Wahrheit ist“.
„Du bist gesegnet vor vielen, Hussa!“
„Ihre großen Augen hoben sich tränenüberströmt zu dem Sprecher empor.“
„Arm ist Hussa geworden, seit der Herr ging. Aber Hussa darf ihm wieder dienen. Darauf wird sie warten viele Leben lang!“
„Sieben Jahre sind eine lange Zeit für Erdenmenschen, viel kann sich in ihnen ereignen“.150
Während das Grabmal Abd-ru-shins nahe der „leuchtenden Stadt in der Wüste“ von gewaltigen Ausmaßen war, – „wurden doch alle, die Abd-ru-shin auf Erden 170
gedient hatten, in die große Pyramide gelegt!“ und „einer nach dem anderen der Getreuen fand seinen Platz in den Grabkammern, wie es Abd-ru-shin einst bestimmt 171
hatte – so waren die Größenverhältnisse der Grabmals-Pyramide Imanuels auf Vomperberg doch bei weitem geringere, und betrug ihre Grundlinie nur sechs mal sechs Meter, während die Lothöhe fünf Meter und zwanzig Zentimeter maß.
Aber beide Bauten zeichnete ein einheitliches Zeichen: Zwei Balken, die sich kreuzten – das Kreuz der Wahrheit.
Auf den wildzerklüfteten Felsgraten der die Stätte des Lichtes umlagernden Bergriesen, die über ihnen das Firmament begrenzten, lag bläuliches Dämmerlicht am frühen Morgen des siebenten Oktober Anno Domini 1949.
Hinter den scharf gegen den Horizont sich abzeichnenden Konturen des Wilden Kaisers bei Kufstein rötete sich langsam der östliche Himmel. Goldene Strahlen flammten hoch und überzogen Karwendel und Bettelwurf wie mit flüssigem Feuer.
Beim Anblick dieses grandiosen Schauspiels, das allen Städtern verschlossen bleibt, und nur dem Landvolk noch erblüht, so sie den Sinn für das, was Gottes Natur ihnen bietet, sich rein und schlicht erhalten konnten, sah ich mich plötzlich in ein Land versetzt, in dem der Herr vor langer Zeit einst heimisch gewesen, in dem sein irdisches Bewußtsein zu ungeahntem Höhenstieg erwuchs. Der Duft sächsischer Erde umhüllte meine Schläfe wie mit leiser Wehmut. Einem Sphärensang ähnlich, aus fernen schier unwirklichen Gefilden, dünkte mich diese plötzliche vor meinem Geistauge erstehende Rückschau, einem Sonnennebel vergleichbar durch das Kristall der Erinnerung erfaßt, die sich in Worten eines frommen Chorales löste, der seit meiner Jugend lebendig in mir geschwungen hat wie ein Vermächtnis:
„Morgenglanz der Ewigkeit,
Licht vom unerschöpften Lichte, Schick uns diese Morgenzeit Deine Strahlen zu Gesichte Und vertreib durch Deine Macht
171 „Verwehte Zeit erwacht“, Band 2,- „Das auserwählte Volk“, Seite 296.
Unsre Nacht!“
Und als der erste Sonnenstrahl der aufziehenden Tagkönigin den Berg des Heiles streifte und sich wie leuchtendes Gold auf das rötliche Marmorgestein der Pyramide Imanuels zu legen begann, stieg majestätisch vor der irdischen Heimstatt des Men- schensohnes am weißen Fahnenmast die Gralsstandarte hoch, königlich ihr leuchten- des Grün mit dem Lichtkreuz im Quadrat entfaltend.
Aus dem dreieckigen Giebel der Gralsverwaltung aber wehten die weiß-roten Farben der Tiroler Fahne im frischen Morgenwinde, während seit Ankunft von mehr als zweihundert Gästen aus vielen Ländern Europas, vom hohen Gesims des Gästehauses das französische, brasilianische, luxemburgische, tiroler, holländische, amerikanische, englische, schweizer, tschechische, deutsche, und österreichische Banner ihre stolzen Farben zeigten.
In der Klarheit eines gottgesegneten Morgens nahte die neunte Stunde, die seit dem Tage von Golgatha, in Bezug auf den Kreuzestod des Gottessohnes Christus Jesus ihren besonderen Stempel trägt. In den Eingängen zu den Siedlungswohnungen der irdischen Diener des Göttlichen Trigons zeigten sich Frauen und Jungfrauen in weißer Feiertracht mit grünen und rosa Gürtelbändern, sowie Männer und Jünglinge mit Frack und Zylinder, zumindest dunklem Sonntagsanzug. Die Gralsglocken begannen ihr Jubelgeläut, denn im Gral gibt es nur Freude, Jubel und Dank, keine Trauer noch Schmerz. In der Grals-Siedlung wurde es lebendig, und bald zogen ihre Bewohner in Familiengruppen oder zu zweit und auch einzeln, schweigsam und ernster Miene, hinab zum Grals-Tempel des Menschensohnes, auch herauf zu ihm, aus dem Gästehaus, wie aus der näheren Umgebung Vomperbergs.
Kurz vor dem Neun-Schlag vom Uhrturm des Verwaltungsbaues fuhr der Herr- schaftswagen vor dem östlichen, für das Trigon bestimmten, Tempeleingang vor, und hernach schlossen sich zur pünktlichen Minute die Tempeltüren für Berufene wie Un- berufene, d. h. Nichtkreuzträger, die das Siegel des Menschensohnes nicht auf ihren Stirnen trugen.
Für die erste Gralsgemeinde auf Erden und ersten Zeugen der neuen Zeit, für die, welche durch das Wort des Herrn, „die Gralbotschaft: Im Lichte der Wahrheit“, neu im Geiste geboren wurden, vollzog sich nun eine einzigartige, nie je sich wiederho- lende Feier, solange die Menschheit leben darf: die Abschiedsfeier von dem aufge- stiegenen göttlichen Sendling – Imanuel dem Menschensohn – Gott im Mensch.
Gleichzeitig war es eine, vielleicht die bedeutsamste kosmische Erfüllungsfeier, diejenige Gralsfeier, die gleichsam zwischen zwei Weltenzeiten thront. Mit dem Ringschluß der ersteren erlosch – astrologisch gesprochen – das Zeitalter der Fische, in dessen Endzeit das einmalige Erlösungswerk Parzival Imanuels im Weltenteile Ephesus fällt, dem der Erdplanet als Zentralpunkt zugehört. Mit der nun beginnenden neuen Zeit, die unter dem Zeichen des Wassermanns steht, soll nach göttlichem Rat- schluß, der gleichbedeutend mit dem Willen Imanuels ist, so die Menschheit ihn be- folgt, das Tausendjährige Reich einsetzen, eine gesetzmäßig begrenzte Weltepoche, während deren Luzifer gefesselt bleibt. Der Erdenmensch soll zum Voll- und Edel- menschen reifen, durch einwandfreien Lebenswandel die Erbsünde verlierend und dadurch mithelfen, daß der durch menschliche Schuld aus seiner Bahn geschleuderte Erdball durch Gottes Gnade wieder in lichtere Regionen gehoben werden kann und vom Schöpfer in seine ursprüngliche Bahn gewiesen.
Die Kundgebung, welche während der Feierandacht vom Apostel des Herrn, Herbert Vollmann, verlesen werden durfte, waren Worte Imanuels, also Worte aus göttlichem Mund in deutscher Sprache verdolmetscht, deren Wiedergabe an dieser Stelle zu überliefern unmöglich ist.
Es waren Worte des Lichtes, aus dem Lichte gekündet, die auch für das Licht ver- wahrt bleiben müssen. Es kann darüber nicht geschrieben werden. Schöner denn je 172
war mit purpurnen Rosen der Tisch des Herrn von berufener Hand geschmückt, vor den Hochsitzen Frau Marias und Fräulein Irmingards erblühten weiße Lilien aus ge- schliffenen Kelchen, und gewaltige Akkorde füllten den hehren Tempel, die „Hütte Gottes bei den Menschen.“
Wie selten bisher brausten die Orgeltöne durch die geweihte Halle, begleitet von den tiefen, das menschliche Gemüt aufwühlenden Weisen eines Cellos, gemeistert von Frau Zwargs Künstlerhand, die aus Brasilien übers Weltmeer erstmals zum Heiligen Berge gefunden hatte. Und nachdem die Worte des Apostels im Äther verhallt waren, in den Seelen der Hörer unvergängliche Spuren hinterlassend und das Lichtgebet gesprochen war, erklang noch einmal der Instrumente Jubelhymnus:
„Die Allmacht“ Franz Schuberts:
„Groß ist Jehova, der Herr!“
Die Hohen Frauen verließen ihre Hochsitze und die Kreuzträger unter feierlichem Geläut der Gralsglocken den Tempel Imanuels.
Eine Viertelstunde vor der, für die Beisetzung der sterblichen Hülle des Menschensohnes Imanuel, festgesetzten Stunde – elf Uhr vormittags – setzte abermals feierliches, ins Tal des Inn weit hinausziehendes, Läuten aus ehernem Munde ein.
Auf dem freien Platz vor dem Verwaltungsgebäude sammelten sich an die dreihundert Kreuzträger in Feierkleidern, Blumen, als letzten Gruß der Liebe und Treue für ihren unvergesslichen Herrn, in den Armen tragend. Von höchster Leitung bestimmte Ordner sorgten dafür, daß sich ein Halbbogen aus lebenden Wesen formte, deren aller Blicke auf die Pforte zum Gralsgarten gerichtet blieben, durch die so oft
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales der Herr bei Lebzeiten von seinem irdischen Heim zu seinem Arbeitszimmer geschritten war, bis die Stimme des Apostels Herbert Vollmann, umhüllt vom goldenen Mantel mit grünem Gralskreuz als Abzeichen seines hohen Amtes, vor dem Pforteneingang folgende Worte an die harrende Menge richtete:
„Nun lasset uns die sterbliche Hülle des unsterblichen Lichtes in den für sie bestimmten Raum bringen!“
Alsbald ward unter den Tannen des Gralsgartens der Trauerkondukt sichtbar. Der braunpolierte Holzsarg, bedeckt mit dem Gralsbanner, vor dem so oft der Herr seine Gralsvorträge während der Sonntagsandachten gelesen hatte, wurde von den Brüdern Wolfram und Hans R. Stumpf, Hans Schwaiger und Kurt Naumann, sowie Herrn Haug und Paul Bergmann, gemessenen Schrittes durch das Siedlungsportal zur Pyra- mide getragen. Josef Wagner und Karl Bergmann begleiteten den Zug, Sorge dafür tragend, daß der Sarg während des Tragens auf der Bahre nicht ins Gleiten geriet.
Hinter ihm schritten Apostel Vollmann und Jünger Lucien Siffrid, zu beiden Seiten des Grabmaleingangs, gleichsam als Hüter, Aufstellung nehmend, barhäuptig und im Frack.
Selbst der säuselnde Wind über dem Heiligen Berge schien für eine kurze Atempause zu schweigen, als der Leichnam des Lichtsendlings in der heiligen, reinen Schönheit des Todes zum letzten Abschiednehmen vorübergetragen wurde.
Dem Trauerzug voran schritt der Balte Walter von Boetticher, der über Brasilien den Weg zum Heiligen Gral gefunden. Ihm folgten, je zu zweit, die Hunderte von Kreuzträgern verschiedener Konfessionen, verschiedener Nationen und Sprachen, Berufe und Bildungsgrade, ja verschiedenfachster sozialer Verhältnisse, die alle eine geistige Überzeugung einte, gewonnen aus dem Gralsevangelium des Menschensohnes. Sie alle pilgerten nun zur Pyramide, um am Sarg des Herrn aller Herren Blumen und Blumengewinde niederzulegen.
Leget Blumen der Erinnerung zu Füßen des Herrn – Rosen der Liebe und Lilien der Reinheit. – Dem Ihr dientet, da Er bei Euch war, so gern. Bewahret in Euch Sein Bildnis, unverwischbar, allezeit!
Allein im Innenraum des Grabmals, dem Sarge gegenüber, hielt Herr Alexander, geschmückt mit dem grünen Ordensband des Gralsritters, als der Urgeschaffene Löwe und Schwertträger König Imanuels, die Totenwache.
Die Hohen Damen hatten mit Frau Maria-Elisabeth Vollmann und Klein-Marga der Beisetzung vom Altan des Gralshauses beigewohnt.
Dann schlossen sich die beiden Pforten der Pyramide Imanuels. Die Gruft ward mit zwei schweren Steinplatten verschlossen, über denen Hände der Liebe die Blumen des Herbstes in bunter Fülle ordneten, und – Rosen- und Lilienduft füllten den geheiligten Raum.
Leuchtende Sonne lag während dieses einzigartigen Tages von früh bis spät über dem Berg des Heiles.
Schräg fielen nun ihre letzten, verglühenden Strahlen, und feurig sank die scheidende Tagkönigin am Horizont in ein Meer von glasiger Lohe. Im Westen und im Osten, Norden und Süden wuchsen die Bergriesen in die Unendlichkeit des Firmamentes. Schroffe Abstürze und rotglühende Firnen hoben sich aus dem Bild wie Märchenlandschaft einer fremden Welt.
In dem schimmernden Abendduft erstrahlten die Hüter der Ewigkeit wie ein Wunder an Farbenpracht. Goldener Dunst und violetter Nebel umkoste sie und hüllte sie sachte ein. In sattes Olivgrün tauchten Fluren und Hochwald, weiße Nebelschwaden lagerten sich darüber wie ein Bahrtuch.
Aus den Furchen der Äcker stieg frischer Erdgeruch. Mattgolden zog der wieder abnehmende Oktobermond über dem Kellerjoch empor.
„Nun ruhen alle Wälder,
Vieh, Menschen, Städt‘ und Felder,
Es schläft die ganze Welt.
Ihr aber, meine Sinnen,
Auf, auf! Ihr sollt beginnen,
Was eurem Schöpfer wohl gefällt!“
Lasset den Schreiber dieser Aufzeichnungen seinen Bericht über die Beisetzung der irdischen Hülle des Menschensohnes Imanuel in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts mit den Schlußbildern Ne-so-mets, eines Ältesten des Stammes Is-ra, beenden, die dieser in Hieroglyphenschrift in hartes Gestein der Grabplatte Abdruschins vor nahezu dreitausendfünfhundert Jahren in Ägyptenland meißelte:
„Vollendet ist des Sehers Schauen von hoher Warte. Löset das Siegel vom Eingang zur Grabkammer, von dem das Kreuz leuchtet. Ihr werdet finden den aufbewahrten Erdenkörper Abdruschins und bei ihm alle Weisheit und den Schlüssel zu den Seelen. Abdruschin, unser Held, unser König, wandelt nicht mehr im Reiche der Schatten, er herrscht über die Welt, über das All. Lasset das Klagen, Ihr Menschen, jauchzet und lobsinget!“
Bericht in der Tiroler Tageszeitung vom 12. Oktober 1949:
„Grals-Siedlung Vomperberg.
Am 7. Oktober fand in der Gralssiedlung am Vomper Berg unter dem Läuten der Gralsglocken die feierliche Beisetzung von Oskar Ernst Bernhardt statt, dem Verfasser der Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“ und Gründer der Gralssiedlung.
Viele Gralsanhänger von nah und fern nahmen daran teil. Herr Bernhardt starb im Jahre 1941 und wurde in seinem Geburtsort Bischofswerda in Sachsen bestattet. Jetzt konnte, mit Erlaubnis der zuständigen Behörden, die Überführung seiner irdischen Hülle auf den Vomperberg erfolgen, wo sie in einem Grabmal beigesetzt wurde.“
Ein Sonntagabend im Gralshaus auf Vomperberg am 15. Januar 1950.
Es jährte sich der Abend des fünfzehnten Januar zum neunzehnten Male seit jener denkwürdigen, unvergesslichen Stunde Anno 1931, in welcher Dr. Kurt Illig, ein namhafter Direktor vom Siemens-Schuckert Konzern in Berlin, meine Frau und mich mit dem Jüngerpaar Käthe Giesert und Lucien Siffrid in einer Gemeindeschulklasse auf der Weinmeisterstraße, im dunklen Zentrum der deutschen Reichshauptstadt, bekannt gemacht hatte.
Wir beide betraten gemeinsam damals Neu-Boden im geistigen Leben jener Zeit, die zwischen den beiden Weltkriegen brütete und Geistiges eher erstickte, denn aufblühen ließ. Wie eine Flamme in der Dunkelheit begann damals die Stimme Lucien Siffrids, eines der ersten Jünger des Menschensohnes Imanuel, aufzuglühen, wie Morgenröte am schwülen Himmel und in Gralsvorträgen aus der Botschaft „Im Lichte der Wahrheit“ von Abdruschin, wahrhaft Wahrheit-Suchende aus dem Geistschlaf zu erwecken.
„Haltet den Herd Deiner Gedanken rein,
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales
173 Du stiftest damit Frieden und bist glücklich!“
„Ihr habt das Glück oder das Unglück in eigener Hand. Hebt deshalb stolz das Haupt und frei und kühn die Stirn. Das Übel kann nicht nahen, wenn Ihr es nicht ruft! Wie Ihr es wollt, so wird es Euch geschehen!“
So brauste machtvoll aus dem Mund des Feuergeistes Lucien Siffrids das „lebende“ Wort des Weltenlehrers über die Köpfe in Andacht Schweigender und hinterließ im Innersten ihres Wesenskernes unverblaßbare Furchen anhebender geistiger Wiedergeburt.
Und wie in Preußens Königsstadt, waren es in deutschen Landen, im Lande Luthers und Schillers und vieler anderer Geisteskönige, noch einige andere „Berufene“ des, nun sich selbst erkannt habenden, Gottessendlings, der wie kein anderer die Erfüllung des Gotteswortes in sich verkörperte: „Harret sein, den Ich 174
erkor Euch zur Hilfe!“ 151 152 und nun sein Reich auf Erden zu bauen anhub, „Berufene“ wie Elisabeth Gecks in München, Hermann Wenng in Stuttgart, Hermine Otto in Hohenlimburg, die laut und freudig das Gralsevangelium zu verkünden begannen, während auf dem „Berge des Heils“ im Lande Tirol der Herr es selbst tat.
Während ich den Lichtsendling an dieser für immer geweihten Stätte auf Vomperberg in der Feier des „Strahlenden Sternes 1930“ erstmals persönlich hatte erleben dürfen, hörte meine Frau sein Heiliges Gotteswort zum ersten Mal aus dem Mund Lucien Siffrids.
Und es jährte sich der Abend des fünfzehnten Januar in anderer Hinsicht zum elften Male seit jenen ebenfalls unvergeßlichen Stunden, in denen ich zum letzten Mal mit dem „Grünen Ritter“ des Königs der Könige, in Gestalt Dr. Illigs, in London zusammen weilen durfte, in Fleisch und Blut auf diesem irdischen Plan.
Weder er noch ich haben damals, als wir uns im Hochbetrieb der Acht- Millionenstadt im Herzen des Britischen Imperiums vor der Erosstatue in Piccadilly die Hände zum Abschied reichten, auch nur im leisesten geahnt, daß unsere Augen sich nie wieder in diesem Leben treffen würden, daß ein Granatsplitter der hoheitsvollen und kraftstrotzenden Gestalt des von der Vorsehung, als Bahnbrecher zum Umbruch der Wissenschaft im kommenden Gralsreich auf Erden bestimmten Dr. Illig, am achtzehnten April 1945, dem siebzigsten Geburtstag des Menschensohnes, mitten ins Herz dringen würde, ihm damit den Erdentod bereitend.
Seit jenem letzten Zusammensein mit ihm auf englischem Boden verstrichen nun ebenfalls elf ungemein reiche, bedeutungsvolle und auch schicksalsschwere, alles von oben zu unterst, von unten zu oberst kehrende, irdische Jahre im Welt- oder Gottge- richt des Herrn.
Und abermals wies der Almanach auf einen fünfzehnten Januar zu Beginn jenes Jahres, das prominente Persönlichkeiten der Astrologie und der Astronomie, der Wissenschaften und der Politik als das Schnittjahr einer Zeiten- und Weltenwende, das Umbruchsjahr in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, mit ungeahnten neuen Entwicklungen in jeglicher Sphäre menschlichen Lebens, als auch kosmischen Geschehens, vorausgesagt und gekennzeichnet haben. —
Dieser fünfzehnte Januar Anno Domini 1950 ging langsam zur Rüste. Über dem schneeüberwehten, in Milliarden feinster Kristalle erstrahlenden, Berge des Heils la- gerte tiefer Sonntagsfrieden, langsam und erhaben sank im Westen das Sonnengestirn in glasigen Dunst, Himmel und Landschaft in rosenroten Feuerschein tauchend. Stumm, und doch mahnend, wies die Spitze der Pyramide, darinnen der Leichnam des Gottessendlings ruht, durch den Lichtschacht in Höhen, die Menschenaugen nie- mals erschauen werden können.
Nun nahte die Stunde, die siebente am Abend, in der Frau Maria im Kreise der Ihrigen, meine Frau und mich im Hause des Herrn zu empfangen geruhte, das Nachtmahl zu halten.
Nicht ohne Herzklopfen betraten wir die Schwelle der für je und je geweihten Heiligen Stätte, wo der Menschensohn einst zur Rettung der Menschheit gewirkt hat, welch letztere ihm, dem Messiaskönig, anstatt ihn in Demut voll innigen Dankes zu empfangen, ein schmachvolles modernes Golgatha grub.
Nun war dieses irdische Heim des Herrn aller Herren – einer Insel des Friedens gleich inmitten der Unrast des Lebens – zur Heimstätte auch wieder Frau Marias, nach Tagen des Leidens und Kriegsnöten, geworden, der Lichtrose des im Stoff wei- lenden Trigons, die mit Fräulein Irmingard, der Reinheit Lilie und des Trigones Spit- ze, unter dem Schutz Herrn Alexanders, des „Urgeschaffenen Löwen“ und Schwert- träger Imanuels, das Erlösungswerk des Menschensohnes, in der von Frau Maria im Tempel Gottes erstmals selbst amtierten Gralsfeier des neunundzwanzigsten Dezem- ber 1945, gemeinsam weiterzuführen und auch zu vollenden gelobt hatte.
Im Frühling 1949, da die ersten tiefblauen Enziane zu blühen begannen, war der Erweiterungsbau des Gralshauses nach genehmigten Plänen des Bauherrn, Jünger Friedrich Hermann – Zürich, in Angriff genommen und dank unermüdlicher Arbeit der zur Ausführung der stofflichen Notwendigkeiten herangezogenen Kreuzträger- nur einige wenige Facharbeiter aus der Niederung durften am Bau mithelfen – binnen verhältnismäßig kurzer Zeit zu einem erfreulichen Ende geführt worden, obwohl die Oberaufsicht, die Herrn Alexander oblag, zufolge dessen längerer Erkrankung gerade in den Hochdruckwochen des Schaffens, nicht ausgeübt werden konnte.
Während dieser Zeit hatten die Hohen Damen mit Klein-Marga ihre Residenz im Gästehaus – dem früheren Schulgebäude – aufgeschlagen, das sie am neunzehnten April, einen Tag nach der Geburtstagsfeier des unvergeßlichen Herrn, bezogen.
Des Frühlings ganze balsamische Würze lag in jenen Tagen über den Berg
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales gegossen und begünstigte somit die Fertigstellung des Baus, die auf Mitte Mai festgesetzt war. Und wie es im Rat der Hohen Damen beschlossen war, erfüllte es sich zur bestimmten Stunde, bis zu der viele Hände treuer, im Gral dienender Kreuzträger, tagein – tagaus rege tätig waren – dem alten, nun historisch gewordenen Wohnhaus Imanuels, das er einst von dem päpstlichen Kämmerer Folie käuflich erworben, stand stolz und imposant der neue, geräumige Anbau mit Wohn- und Nebenräumen, die dem Lebensstandard der Hohen Frauen nun Genüge leisten sollten, einzugsbereit da, bis einmal – in Tagen der Zukunft – die Gralsburg erstehen würde, nach dem Abbild von oben, so wie es der Menschensohn am Ende seines Vortrags „Schöpfungsentwicklung“ in weisem Allwissen geoffenbaret hat:
„Es soll einmal auf Erden ein Abglanz kommen des wirklichen Paradieses, unter der Hand des Menschensohnes, in dem Beginn des tausendjährigen Reiches, wie auch dabei gleichzeitig ein irdisches Abbild der Gralsburg erstehen wird, deren Urbild auf höchster Höhe des wirklichen Paradieses steht, als bisher einzig wahrer Tempel Gottes“.153
Am fünfzehnten Mai Anno 1949 bezogen die Hohen Damen mit Marga das neuerstandene, innen und außen neu gerichtete Gralshaus, das im Laufe der Sommermonate hie und da in Kleinigkeiten noch vervollkommnet wurde. Und als die Hohen Damen mit Herrn Alexander von einer längeren, nach der Feier der „Heiligen Taube“, nach Zürich unternommenen Autofahrt mit dem ebenfalls neuen, elegant schwarz lackierten und reich mit silbrigem Nickel beschlagenen und leuchtenden „Crysler“, USA Wagen, Nr. T 18242, nach dem Berg des Heils zurückkehrten, war auch das stofflich-äußere Gepräge des Gralssitzes und Eigentums Frau Marias so, wie es zur Zeit wünschenswert und finanziell ausführbar erachtet wurde. Das bedeutend vergrößerte Gralshaus gereichte so nicht nur zu einer Zierde in dem an sich schon grandiosen Landschaftsbild des über die ganze weite Erde bereits bekannten Vomperberges, sondern vermochte nunmehr in gesellschaftlich – praktischer Hinsicht seine Portale auch weit für Empfänge zu öffnen, um Gesandten und Würdenträgern aus fernen Kontinenten, wie ganzen Abordnungen fremdsprachiger Kreuzträgergruppen von jenseits der Ozeane eine Gelegenheit zu bieten, den noch im Stoff sich befindlichen beiden Teilen des Göttlichen Trigons, Frau Maria und Fräulein Irmingard, ihre ehrerbietigste Aufwartung zu machen, so, wie es einst vor rund zwei Jahrtausenden die drei Könige und Weisen, Balthasar, Melchior und Kaspar, aus dem Morgenlande vor dem Gottessohne Christus Jesus taten. —
Meine Frau und ich hatten lange Zeit nicht den Vorzug gehabt, von den Hohen Damen im Gralshaus empfangen zu werden, wie es auch andere Siedlungsbewohner zu erleben hatten, nachdem Jahre schwerster geistiger, auch irdisches Alltagsleben sicher nicht unberührt gelassen habender Erleben – Prüfungen jedes einzelnen bis ins feinste Geäste seelischer Empfindungen – das Sein auf dem Berge erschüttert hatten. Und obwohl es der Erkenntnisse und aller möglichen guten Vorsätze die Fülle
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales gegeben, jeder einzelne Kreuzträger sich Besserung gelobt und neue Ziele gesteckt hatte, war all den Vorsätzen, Planungen und Gelöbnissen doch nicht die vom Licht nur anzuerkennende „frohe Tat“ gefolgt, sondern hatten sich auch hierbei die Menschen abermals nur über ihre eigene eingebildete Besserung sündhaft getäuscht.
Nahm es da Wunder, daß die Hohen Damen allmählich am wirklich guten Wollen jedes einzelnen Kreuzträgers zu zweifeln begannen, ja, es nun überhaupt für unmöglich hielten, daß Umkehr und eine Besserung folge und sich nur glücklich geborgen im eigenen Schwingen göttlicher Reinheit, inmitten des engsten Familienkreises fühlten!
Wenn auch die Mehrzahl der Siedlungsbewohner sich dieser tragischen Lage völlig bewußt gewesen waren und auch noch sind – nur ganz vereinzelte gingen blind und taub an ihr vorüber – sahen die tiefer Erschütterten doch nur schwer eine Möglichkeit, die Stufe wahren Menschentums in Wahrheit zu erreichen, die gefordert wird von Gott dem Herrn und somit von einem Teil aus seiner göttlichen Liebe Wesenloser Allheiligkeit: der Rose des Lichtes – Frau Maria.
Da durfte sich erneut aus göttlichem Erbarmen, tief in der Hoffnungslosigkeit menschlicher Ohnmacht, ein neuer Liebesstrahl in Menschenherzen senken, indem Imanuel, der hehre Gottsohn selbst, ein neu-lebendig Wort in die Welten sandte und hier auch auf Erden am Gedächtnistag seines Todes, dem sechsten Dezember 1949, im Tempel des Grales durch seinen Apostel, Herbert Vollmann, verkünden ließ:
„Sehet, durch euere Schuld mußte ich die Erde verlassen – und für diese Schuld belohne ich euch damit, daß ich euch künde, daß ich selbst mir die Dornenkrone eures Versagens vom Haupte reisse – damit ihr es leichter habet, euch aufs neue aufzurichten im neu erstandenen Dienste“.
Seit der Stunde und dem Tag dieser Verkündung aus dem Licht empfand man es wie ein Aufatmenkönnen, ein Aufleben der Erlösung aus langer Grabesnacht, ein, wie von einem Alp ungeheuerer Bedrückung befreites Dasein, das schweigsam und doch lebendig für sich sprechend, wie ein Wunder des Lichtes in den einzelnen Behausungen der Kreuzträger glühte, gleich einem Morgenstern am Himmel nach dunkeler Nacht voller Sturm und Gewitter.
Man sah es auf den Gesichtern, man spürte es in Gesprächen, man empfand es im Herzen:
Der Herr hat Großes an uns Getan! Und diese Großtat göttlicher Gnade des aufgestiegenen Menschensohnes bekundete sich gesetzmäßig irdisch auch durch die Hohen Frauen, ihr liebevolleres Sich-Geben, für das wiederum Frau Maria-Elisabeth, des Apostels hohe Gattin, das Barometer gegenüber den Menschen im stofflichen Alltagsleben auf dem Berge des Heiles war.
In dieser Atmosphäre gereinigter Schwingungen vollzog sich auch die Feier der Heiligen Weihnacht und die des Strahlenden Sternes im Jahre des Herrn 1949, welch beide Feiern die Kreuzträger in Zukunft in der einmaligen Feier der Rose des Lichtes
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales und der Gottesliebe verschmolzen alljährlich demütig und dankbar für das Liebesop- fer der Offenbarung des „Schöpfungswissen“ – so groß, wie die Menschheit vom All- mächtiges noch keines je empfing, nun auch auf Erden feiern werden. —
Doch werfen wir nun einen Blick in das Innere des Gralshauses, wie es sich meiner Frau und mir erstmals im örtlich erweiterten Zustand nach dem Umbau zeigte.
Nach dem Klingelschellen am Eingang kam uns Frau Vollmann entgegen, um die beiden wachsamen Hunde, Barm und Bella, zwei tiefschwarze Neufundländer, von uns fernzuhalten. Dann betraten wir, wie ehedem, als noch der Menschensohn Imanuel selbst seine Gäste als erster der Familie zu empfangen pflegte, durch die stehengebliebene alte Eingangstür mit dem Spruch über’m Portal:
„Mutig voran – Gott wohlgetan!“
den Vorraum zur Treppenhalle, wo ein in schwarz gekleidetes, junges Mädchen mit adretter Schürze und weißem Häubchen – Mechtild Bouvier – uns behilflich war, uns unserer Mäntel zu entledigen.
Schon in der Treppenhalle empfand man nun die wohltuende Wärme einer ausge- zeichneten Zentralheizung für das ganze Haus, im Gegensatz zu früherer Ofenhei- zung im alten Gralshaus, die nur in ganz geringem Maße alle äußeren Räumlichkei- ten, wie Gänge und Treppenhaus, mit Wärme versorgte und auch für das weibliche Personal des Herrschaftshauses eine mehr oder weniger große Arbeitszugabe bedeu- tete.
Von innen öffnete sich darauf das um vieles vergrößerte Speisezimmer, aus dessen hell-lackiertem Türrahmen flutendes Licht des voll erleuchteten Kronleuchters brach, aus dessen Kristallen gleißende Flammen strahlten. Licht-ocker-gelb dünkte mich die Wandbekleidung, auf der vereinzelt schöne Gemälde den Eindruck der Vornehmheit des Raumes noch erhöhten. Von der Schmalseite gen Westen grüßte ein Bildnis des fast in Lebensgröße edel geformten Hauptes des Herrn, wie mit seiner Gegenwart die Tafelrunde im Gralshaus segnend.
Als erste durften wir Fräulein Irmingard begrüßen, die ein orangefarbenes Abend- kleid trug. Und schon trat auch Frau Marias hoheitsvolle und ehrwürdige Gestalt in schneeweißem Haar und tiefschwarzer Bekleidung uns aus der, an das Speisezimmer grenzenden, im Winter geschlossenen Gartenhalle entgegen, sich von uns begrüßen zu lassen. In herzlichem Ton lud uns Frau Maria zu kurzem Verweilen in dieser Halle ein, die, zwischen Speiseraum und Musikzimmer gelegen, mit Korbmöbeln ausge- stattet im Frühjahr und Sommer, wenn die Glaswand nach dem südwärts gelegenen Garten zu entfernt ist und sich der Sitzraum so auf dem außen davor befindlichen steinernen Boden noch um vieles erweitert, eine köstliche Gelegenheit zum Einneh- men des Morgenfrühstücks und des Nachmittagstees unter freiem Himmel bietet, zu- mal der hierfür bisher benutzte, achteckige Gartenpavillon für den Gebrauch der Ho- hen Familie bald zu klein geworden ist. Frau Maria und Herr Vollmann verweilten mit uns in der Gartenhalle, bis das Abendmahl bereitet war und Fräulein Irmingard
mit Klein-Marga zu diesem rief.
Nachdem sich die anwesenden Persönlichkeiten gemäß einer vorgeschriebenen Tischordnung um die reich gedeckte Tafel gruppiert hatten, ergab sich erstere wie folgt:
Etwas aufgeregten Gemütes sprach Klein-Marga mit ihrem zarten, doch klaren Stimmchen mit gefalteten Händen das Tischgebet. Darauf lud Frau Maria freundlichst zum Zugreifen der leckeren Speisen ein, deren Höhepunkt eine eigens in der Grals- Siedlung gezüchtete und ausgezeichnet gebratene Pute war, die mit „weißem Burgun- der“ vortrefflich mundete und nur noch von den ihr folgenden echten Schlagrahm- Tüten, denen die Meissner Konditorei Mühlberg am Heinrichsplatz nur etwas Zimt als Spezialität noch zuzugeben pflegte, übertroffen wurde. Demzufolge führten derar- tige Bäckereien aus Mürbeteig, in Rollen – oder Tütenform, im Volksmund aller sächsischen Lande den Namen „Zimt-Rollen“ oder auch „Zimt- Tüten“. —
Auf meinen vielen Reisen im Auftrag Imanuels in früheren Jahren zu den verschiedenen Grals-Kreisen in Preußen, Mecklenburg, den Freien Hansestädten, Sachsen, Schlesien und auch in den Rheinlanden bin ich wiederholt von Kreuzträgern über Dinge befragt worden, die sich nicht ausschließlich nur auf die „Gralsbotschaft Abdruschins“ bezogen, sondern auch auf das irdische, rein persönliche Leben des Menschensohnes Imanuel mit seiner Familie im Gralshaus auf Vomperberg.
Ich traf da oft auf völlig irrige Anschauungen: man stellte sich hie und da ein außergewöhnliches Dasein vor, das aller Natürlichkeit menschlichen Lebens entbehrte, eines Lebens, das nur über allem Irdischen schwebte, und das demzufolge menschlicher Verstandesphantasie und Verstandeseinbildungsvermögen freie Bahn ins Uferlose ließ. Andere wiederum malten sich ein exklusives, fast klösterliches Leben in ihrem Hirn zurecht; Dritte vermeinten, es dürfe weder Hunger noch Krankheit im Haus des von oben gekommenen Weltenlehrers geben, weder er noch Frau Maria bedürften des Schlafes, die zwei erdgestiegenen Wesenlosen Teile aus Gott – Fremdlinge auf Erden – stünden auch irdisch-stofflich über jedwedem Belang natürlichen Menschentums.
Dem jedoch ist nicht so! Eingehend hat der Künder der Gralsbotschaft gerade auf die Notwendigkeit, selbst der geringsten „Natürlichkeit“ allen Seins in Fleisch und Blut hingewiesen und auch sämtliche irrigen Berichte, auch über das Erdensein des Gottessohnes Jesus durch verschiedene seiner Zeitgenossen, wieder geradegebogen und der Wahrheit gemäß richtiggestellt.
Abdruschin hat in seiner Botschaft betont, daß in dem Augenblick, da die beiden wesenlosen Teile aus Gott Vater in einem weiblich-jungfräulichen Menschenkörper zur Inkarnierung gelangten, diese auch jedem kosmischen, im Irdischen sich selbsttätig, zufolge des Willens Gottes, manifestierendem Naturgesetz unterstellt waren, dem sie nicht entgehen konnten. So mußte sich auch an ihnen erfüllen, was der Weltenlehrer in einem seiner Vorträge kündete: Ebenso wie sich der Mensch dem Verlangen des Körpers nach Essen, Trinken, Ruhe und Schlaf, Blasen- und
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales Darmentleerung nicht ungestraft enthalten kann, wie Mangel an frischer Luft und zu geringe Bewegung sich bald unangenehm fühlbar macht.154 155 156 157
Im vierundfünfzigsten Vortrag Abdruschins seiner Botschaft heißt es:
„Christus wurde Erdenmensch. Mit diesem Entschluß mußte er sich auch den zur grobstofflichen Fortpflanzung von seinem Vater gewollten Gesetzen unterwerfen, da 177 die Vollkommenheit Gottes dies bedingt.“
Erklärend fügt Abdruschin hinzu:
„Es war Gottes Wille! Das hat aber mit einer Willkür nichts zu tun, sondern es bedeutet im Gegenteil nichts anderes, als die Bestätigung der von Gott in die Schöpfung gelegten Gesetze, die seinen Willen tragen, und die damit verbundene unbedingte Einfügung in dieselben, die eine Ausnahme oder Umgehung nicht zulassen. Gerade in der Erfüllungsnotwendigkeit zeigt und betätigt sich ja Gottes Wille. Deshalb mußte sich ja auch Christus zur Ausführung seiner Mission unabwendbar allen Naturgesetzen, also dem Willen seines Vaters, unterwerfen. Daß Christus dies alles tat, beweist sein ganzes Leben. Die normale Geburt, das Wachstum, der auch bei ihm eintretende Hunger und die Ermüdung, die Leiden und 178 zuletzt der Kreuzestod“.
Und was der Weltenlehrer über den Gottessohn Jesus in seiner Botschaft, die „die Dinge zwischen Gott, der Schöpfung und den Menschen so schildert, wie sie wirklich 179
sind“ bezeugte, gilt in gleicher Weise für ihn selbst, den Menschensohn Imanuel, und seiner Wesenlosigkeit anderen Teil, der Rose des Lichtes – Frau Maria.
Es gilt der kosmisch bedingten Art entsprechend in gleicher Weise auch für göttliche, urgeistige, wie geistig-menschliche Wesenheiten, die aus Gottes, des Allmächtigen, Willen entweder sofort zu Vollbewußtsein erstehen oder in Zeitläufen zu geistiger Reife sich entwickeln durften, für sie alle im Stoff Inkarnierende galt das Gleiche, das galt für die zwei wesenlosen Gottessöhne – denn alle unterstanden und – stehen doch nur einem Walten, dem Gotteswalten des allein Unabhängigen.
In ähnlichem Sinne belehrte mich einst vor Jahren in seiner natürlichen, geraden Sprechweise Herr Alexander, nachdem er eine meiner Niederschriften gelesen hatte, in der ich in nicht korrekter Weise eine meiner inneren Empfindungen schwarz auf weiß zu Papier gebracht hatte, nämlich die, daß die Wesenheiten von Klein-Marga und dem nun von uns geschiedenen Oskar Johannes höhere als nur entwickelte Men- schengeister wären, indem er sagte:
„Was wollen Sie eigentlich mit Ihrer Phantasie, wir alle sind ja nur ganz natürliche Menschen!“ —
Nach dieser Abschweifung kehre ich in den Speiseraum des Gralshauses am
Abend des fünfzehnten Januar zurück und kann nur sagen, daß er ein ungemein schöner und aus der Alltäglichkeit herausgehobener war, der wirklich unvergeßlich bleiben wird.
Wohl keine Minute riß die Unterhaltung ab – oft wurde gelacht, so recht von Herzen – einfach herrlich. Natürlich gab es auch wieder sächsisch-gemeinsame Erinnerungen – und hin und wieder sprach Frau Maria auf Klein-Marga ein:
„Was würde die Bea wohl sagen, wenn sie Dich mit dem großen Knochen in den Fingerchen sähe!“
„Was würde die Bea wohl sagen, wenn sie Dich bei Tisch so gar kein Wörtchen sprechen hörte!“
„Was würde die Bea wohl sagen, wenn sie wüßte, daß Du so lange auf bist!“
Ja, die ungezwungene Tischunterhaltung entbehrte sogar nicht einer recht drolligen Episode: Es passierte mir nämlich etwas zur großen Belustigung der Allgemeinheit und besonderen Freude von Klein-Marga, indem eine der Sahnerollen beim Servieren der silbernen Kuchenzange entglitt und mir beinahe in den Schoß gefallen wäre, hätte Herr Vollmann nicht im rechten Augenblick das Kunstwerk des mit Schlagrahm gefüllten Mürbeteiges wieder zur Höhe befördert. Dabei aber zerbrach das Gebäck und sein rahmiger Inhalt ergoß sich über meine linke Hand. Mir blieb wahrlich nichts anderes übrig, als jeden sahnebegossenen Finger nacheinander einfach in den Mund zu stecken.
Da sagte Fräulein Irmingard höchst belustigt:
„Erst heute Nachmittag erinnerten wir uns dessen, daß Herrn Freeman, bei einem Besuch vor vielen Jahren, an diesem Tisch es traf, in unserer Sahne-Baiser-Torte von Schindler ein Stück Blech zu finden!“
Und nun mußte ihm tatsächlich hier in unserm Hause wieder etwas Besonderes bei der Nachspeise passieren!“
Und alle lachten!
Mit einem kurzen Trinkspruch auf der Hausherrin und Gastgeberin Wohl und Ge- sundheit auch im Neuen Jahr hob ich mein Glas und leerte das golden perlende Naß.
Man erhob sich von der Tafel und Frau Maria und Fräulein Irmingard führten uns in den Musik-Salon, dessen Schönheit wir erstmals bewundern konnten. In der mit Fauteuils und seidegepolsterten Stühlen möblierten Ecke, gegenüber dem glänzend braunpolierten Flügel, wurde der Mokka von Olga Studer aus der Schweiz serviert.
Zuvor aber meinte Fräulein Irmingard zu Marga, ob sie uns nicht ihre neue Puppenstube zeigen möchte. Nach freudiger Bejahung führten uns beide in den ersten Stock, über die neue, bequeme Holztreppe, die geradeaus in das ehemalige Arbeitszimmer des Herrn führt.
Andächtiger Stimmung verharrten wir für Augenblicke auf der Schwelle zu diesem Heiligen Schrein, der das Kostbarste barg, das je die Erde trug.
Dann geleitete uns Fräulein Irmingard in den neuen Flügel des Gralshauses, der neben einem geräumigen, in weiß gehaltenen Gang mit eingebautem und in Holz ver- schalten Heizkörper, sowie tiefen, höchst praktischen Wandschränken, das blitzblan- ke, mit allen Finessen moderner Wohntechnik ausgestattete, neue Bad enthält, ferner, mit Blick auf den Glockenturm und Gralstempel, das Schlafgemach Fräulein Irmin- gards und als letztes, über dem Musik-Salon gelegen, das lichte und freundliche Kin- der-Spiel- und Schlafzimmer Margas.
Mit ihrer charakteristischen Stimme beteuerte sie:
„Als Bea mich besuchte, hatten wir sooo viel zu spielen …. wir kamen kaum noch
bis zur Puppenstube!“
Aber gerade diese war sehenswert! An Größe und Länge überflügelte sie alle bisher gesehenen und fehlte in ihr an Möbeln, Geräten, Einrichtungsdingen und kleinen Spielsachen wohl nichts, das ein Kindergemüt nicht in Aufregung setzte.
Nach beendeter Besichtigung kehrten wir in den Musik-Salon zurück, wo das Plaudern und Reden über vergangene Zeiten und zukünftige Pläne, alte vertraute Gesichter und auch neu Erschienene – Kreuzträger des Grals mit einem Ziel, doch auf verschiedenen Erdenpfaden – bis gegen einhalb elf Uhr seinen Fortgang nahm.
Einmal frug mich Frau Maria, mich scharf durch ihre dunklen Gläser betrachtend:
„Ich möchte wohl wissen, was alles in dem Kopf des Herrn Freeman aufgespeichert ist, um es fein geordnet in irgend einer Niederschrift zu verwenden?“
Sie fügte noch hinzu:
„Ich lese schon auch Ihre Niederschriften, aber mehr als zehn bis zwölf Seiten davon kann ich täglich nicht bewältigen“.
Später wandte sich Frau Maria noch einmal direkt an mich und stellte, wie aus dem Stegreif, die Frage:
„Möchten Sie wieder nach England gehen?“
Ich antwortete:
„Ich möchte es wohl; würde dann aber wahrscheinlich Schottland (oder auch Irland) den Vorzug geben!“
Frau Maria schwieg, ihr Seherblick zog jedoch in weite Fernen, wie die Zeiten überschauend; gleich Imanuel erlebte sie die Zukunft in der Gegenwart und in der Gegenwart die Vergangenheit, doch sie schwieg – sich Menschenschicksal auswirken lassend durch sich selbst.
Abschließend meinte sie nur bedeutsam:
„Auch in Deutschland gibt es noch viel zu wirken!“
Das Gespräch wandte sich auch einmal der Sylvesternacht zu, und Fräulein Irmingard interessierte es zu erfahren, wie Herr Dubs-Zürich seine Aufgabe als Conferencier im Gesellschaftsraum des Gästehauses gelöst habe?
Wir lobten ihn und betonten seine Gewandtheit in dieser Hinsicht. Wir erwähnten auch den „Kanon“, den er gruppenweise einstudierte und immer und immer wieder singen ließ, mit dem Hinweis, daß er zum nächsten Sylvesterabend die Noten dazu brächte, damit der Kanon von allen für immer beherrscht würde!
Der Wortlaut des „Kanon“ lautete:
„Lobet den Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich!“
Auch noch einige andere Kreuzträger gaben Beiträge zur Unterhaltung. Herr von der Crone trug am Klavier vor und begleitete, abwechselnd mit Fräulein Jahnz- Zürich, zu gemeinsamen Gesängen. Die alten Herren Wenng und Bräunlich-Konstanz sagten, während des Abends entstandene, Gedichte mit Bezug auf den Gral und den „Berg“ auf, und als Letzter trat Herr O. E. Fritsch an die Seite des Herrn Dubs. Bei Hören seines Namens warf Fräulein Irmingard scherzend ein, indem sie mich mit Notizblock und Bleistift in den Händen nachzuahmen versuchte:
„Nun, sagen Sie mal, Herr Freeman, was hat denn der Herr Fritsch eigentlich zum besten gegeben? Sie haben es – soweit ich Sie kenne – sicherlich gleich aufnotiert!“
Leider hatte ich es diesmal nicht getan, da das Gesagte mir nicht so wichtig erschien, um „in die Annalen einzugehen!“ Es waren allgemein gehaltene, warme Glückwünsche für die Anwesenden zum Neuen Jahr!
Herrn Wenngs gereimte Worte aber lauteten:
Da sah ich nun zum ersten Male, Daß wir ja goldne Schuhe tragen – Es ist mit Worten nicht zu sagen, Wie leicht und wie beschwingt Sie über alles weg uns tragen – Wir brauchen nicht zu schreiten – Wir schweben ja!
Und aller Schmutz der Erde
Kommt uns nicht nah –
Er ist für uns nicht da!“
So schwer es meiner Frau und mir fiel, uns aus den wunderbaren Abendstunden des fünfzehnten Januar 1950 loszureißen, konnten wir doch nicht noch länger verweilen.
In gehobener Schwingung und voller Dank verließen wir das Gralshaus.
Hoch droben vom Himmel grüßte majestätisch das Sternbild des Orion. Die Beteigeuze funkelte ihr rötliches Feuer in den Weltenraum. Sirius strahlte sein violettes Leuchten in unvorstellbare Fernen und das Siebengestirn der Plejaden gleißte wie ein silbriger Kranz. Gewaltig und machtvoll zog langsam der Himmelswagen über das Firmament.
Stumm und erhaben thronte im Dunkel der Nacht über dem Hause Frau Marias die Kassiopeja, durch die einst Imanuel mit goldenem Fuß die Erde betreten.
Unzulänglichkeiten des irdischen Verstandes. Wenn ich, weder mit irdischen Tatsachen noch materiellen Hilfsmitteln, jenseitige Dinge und geistige Geschehnisse beweisen kann, um die, welche ich davon überzeugen möchte, wirklich zu überzeugen, bediene ich mich einer entsprechenden Frage. Jeder intelligente Mensch, d. h. intelligent durch Erfahrung des Lebens, nicht scheinintelligent durch Schulweisheit, muß sich von Zeit zu Zeit wohl selbst fragen, so, wie einst Napoleon eine Frage formte, in einer sternenübersäten Nacht aus einem Fenster seines Palastes schauend:
„Frage mich nicht, ob ich glaube, daß diese gewaltige Schöpfung nicht einen Urheber besäße!“
Aus dieser Formulierung der Frage aber sprach der positive Glaube des Korsen an eine höhere Macht!
Gesetzt auch den Fall, daß ein Mensch die Existenz eines Gottes bejaht, eines großen Architekten des gewaltigen Universums, eines Urhebers der Schöpfung, wird sich ihm sofort eine zweite Frage über das Problem des Leidens und Bösen ganz von selbst auf die Zunge drängen. Dieses Problem nun zu lösen, ist nicht so einfach, und der Mensch wird unverzüglich die Frage stellen:
„Warum erlaubt Gott solches Leiden und Elend in unserer Mitte?“
Und da ein solcher Mensch noch nicht die absolute Wahrheit, mit anderen Worten gesagt, das Schöpfungswissen kennt, wird er unglücklich über das Problem sinnen und grübeln, den und jenen Punkt erörtern, ohne jedoch zu einem Ziel zu kommen.
Auch noch andere Probleme gibt es, so alt wie die Menschheit auf Erden, die nie gelöst werden können, die kein Menschenhirn je zu erklären fähig ist, es sei denn, daß ein Wahrheitssucher sein Forschen auf die Botschaften Gottes gründet.
Solche Botschaften des Höchsten sind hie und da den Menschen durch reine Gefäße übermittelt worden, in denen hohe Geister inkarnierten, um in Fleisch und Blut ihr Missionsamt ausüben zu können. Wir wissen von diesen Wahrheitsbringern, von oben gesendet, die verirrten Menschen wieder zum Licht zu führen.
Krishna und Buddha offenbarten die Wahrheit den Indern, Zoroaster den Persern, Mohammed den Arabern, Lao-Tse den Chinesen und der Gottessohn Jesus dem Volke Palästinas.
Tiefen Bedauerns aber wissen wir auch, daß die jeweiligen Nachfahren der großen Wahrheitskünder das gebrachte Weistum verbogen, die Lehren verwässerten, wenn nicht verstümmelten. Wahrheit wurde Lüge, rechte Lehre Irrlehre.
Es verblieben nur wenige Menschengeister, die unwankbar an der Wahrheit festhielten, in denen die Fackel des Lichtes nicht erlosch, selbst als Hohn und Feindschaft sie traf, und die sich auch nicht scheuten, Kirchen und Tempel zu verlassen, die ihre Tore Irrlehren geöffnet, aber ihre Treue den Wahrheitskündern selbst bewahrten, den Königen des Geistes. Außer diesen Wahrheitsbringern erstanden im Lauf der Jahrhunderte noch andere Verkünder, Irrlehrer und falsche Propheten, Töter der Wahrheit und schlaue Apostel erdgebundenen Verstandes.
Getrennt von dem Lebensstrom göttlicher Strahlung, durch Verkümmerung des Hinter- oder Empfindungshirnes selbst organisch gehemmt, Geistiges, somit die Wahrheit, zu erkennen, nähern sich Materialisten und kalte Verstandesmenschen – zu denen heute die Jünger der Wissenschaften fast ausnahmslos zählen – allen Problemen der Menschen wie auch der Schöpfung mit Seziermessern, Mikroskopen und anderen Erdinstrumenten. Mit denen aber fehlen sie, in die Geheimnisse des Gotteswaltens einzudringen, sie zu erforschen, sowie die mysteriösen Rätsel der Schöpfung zu ergründen.
Für alle diese liegt meine Frage bereit. Ich stelle sie den Massen sich blähender Gelehrter mit ihrem aufgespeicherten Pseudowissen, unfähig zu erfassen, ja erfassen zu wollen, was sie weder sehen, hören oder tasten können.
Ich frage sie dies:
„Vorausgesetzt, daß Ihr an einen Gott noch glaubt, glaubet an seine erbarmende Liebe, wie könnt Ihr glauben, daß er sein Schöpfungswerk so beschloß, daß er die Geistwesen in seinem Werke, die Krone der Schöpfung, mit Kummer und Leid und Mühsal bedachte?“
Ich würde fortfahren zu fragen:
„Wäre es nicht besser zu glauben, und auch viel logischer, daß Gott, der die Güte ist, seiner Art entsprechend, in möglichst vollkommener Weise, gesund an Seele und Leib, auch seine Geschöpfe formte? Wäre es nicht vernünftiger zu meinen, daß der Abstieg des Menschen, sein Verfall in Barbarentum, ja, sein Sinken unters Tier in ethisch-moralischer Hinsicht, durch ihn selbst anhub, jenes Menschen, der sich un- würdig der Gnaden Gottes zeigte, durch Eigenwollen, nicht durch Gottes Wollen, stürzte – was alles Leid und Elend nach sich zog!
Der Bibelbericht des Sündenfalles in der Genesis Mose ist nur zum Teil allegorisch, recht gedeutet entspricht er der Wahrheit. Man unterscheide nur den Sinn der beiden Worte „Fall“ und „Stoß“! Gottvater stieß nie, was er schuf, in das Dunkel. Auch schuf er nie Wesen, damit sie gleich Marionetten auf einer Bühne fungierten. Die Wahrheit, daß der Mensch durch sich selbst zum Sturze kam, indem er der Versuchung nicht widerstehen konnte, ist genug Beweis dafür, daß ihm bis zum Fall der freie Wille über sein eigen Geschick, also das höchste der Krone der Schöpfung vom Schöpfer selbst zugebilligte Attribut, zugebilligt blieb.
Noch weitere Probleme, oft der schwierigsten Art, belasten Menschenexistenzen. Sie besprechen sie unter sich, oft Tage, oft Wochen lang, woraus zumeist die Verwirrung noch zunimmt. Geistprobleme werden in Versammlungen und Kongressen behandelt, ein Redner versucht den anderen zu schlagen – der stille Zuhörer aber lernt nichts. Gar manches ließe sich hierüber sagen, doch liegt es nicht im Rahmen dieser Schrift.
Ich schließe sie mit meiner eigenen Erkenntnis, die mir wurde, nachdem ich die Gralsbotschaft Abdruschins „Im Lichte der Wahrheit“ gelesen, durchschürft und zu einem Teil meiner selbst gemacht hatte.
Mein Urteil lautet:
Wenn alle versammelten Religionslehrer der Welt, und alle Seher und Propheten, die während der Jahrtausende im Stoffe lebten, mir einmütig bezeugten, daß Abdruschin, der Weltenlehrer, in seinen Offenbarungen irrig wäre, ich würde ihnen doch nicht glauben!
Wenn alle Menschheit mich eines gleichen belehren würde, ich würde mich abwenden – unüberzeugt!
Als letzter Beweis für die Annahme, daß jene irren und nicht ich, müßte ich nur immer wieder meine innerste Erfahrung bringen. Selbst bei einem Versuch, mich mittels hellseherischer oder hypnotischer Hilfsmaßnahmen zu einem Widerruf meiner Überzeugung zu zwingen, würde ich jene energisch verstoßen mit etwas, das bei weitem stärker, wertvoller und – meiner Ansicht nach – unwiderlegbar ist.
Das beruht in meinem persönlichen Erleben und der eigenen Erkennung des Men- schensohnes und Weltenlehrers, wie in dessen direkter Strahlung auf meinen Geist, der in ihm das Licht der Welt erlebte!
Dies alles wird indessen dem Materialisten mit seiner verlorenen Innenwelt, wie den schlau sich dünkenden Irrlehrern und „Alles-besser-wissen-Wollenden“ in unserer zu Ende gehenden Weltenzeit, als ein eitles und abwegiges Spekulationsunterfangen dünken.
Solchen Leugnern kosmischer Weisheit, des Lichtes und der Wahrheit, noch helfen zu wollen, würde nichts anderes bedeuten, als „Perlen vor die Säue zu werfen!“
Geistiger Verfall und Wiedererweckung.
„Alle, welche die Freiheit lieben, müssen die Meinung vertreten, daß Regieren keine Wissenschaft ist, sondern eine Kunst, wobei die Mitarbeit eines freien Volkes unerläßlich ist!“
In der gewaltigen geschichtlichen Entwicklung der Menschheit bildet das Zeitalter der „Ismen“ ein besonderes Kapitel. Die Ideologien des Kommunismus, Faschismus, Falangismus und Nationalismus haben für eine beträchtliche Zeit das Tor zu jenem Fragenkomplex geschlossen, der Gott und seinem Reiche dient. Die Fragen, ob der individuelle Mensch Rechte besitzt, ob Naturgesetze bestehen und Gottgesetze die Schöpfung wie ein Nervenstrang durchziehen, bekümmern in keiner Weise jene, die sich gewollt von jenem trennten, der selbst das Leben ist. Anti-Christ und seine Gefolgschaft, Gottesleugner und Materialisten, proklamieren kurzerhand, daß sie einen Gesetzeskörper für sich selbst bilden, mit dem sie auch andere in raffiniert und großzügig angelegten Revolutionen zu beglücken trachten, sich dabei jenes Prinzips bedienend, daß „der Zweck das Mittel heiligt“.
Von Beginn an war die Bahn der Menschheit im Stoffe ein Abenteuer ohne Ende, voller Versuchung und Irrtum auf allen Wegen. Schlachten wurden geschlagen zwischen Freiheit und Autorität, Grausamkeit und Menschlichkeit, Zweckmäßigkeit und Idealismus, Vernunft und Gemütsbewegung, Prosa und Poesie in stetem Wechsel sich gegenseitigen Bekämpfens. Selbst Glaube und Prophetentum wurden in ihren Grundfesten erschüttert – so zeigt sich in all deren Folgen die Lage des gesamten Menschheitsgeschlechtes am Ende des ersten Teiles geistiger Entwicklung zur Zeit der kosmischen Weltenwende.
Der Anblick ist grausig. Die Geistflämmchen im Stoffe flackern nur noch in Düsterkeit und Nebel. Aber ein Licht leuchtet, und schrittweise dieses Licht guten Willens zu suchen, und im rechten Suchen zu finden, erkennen wir die Ursachen, die den Kampf der Ideologien schüren, um sich zur Manifestation zu bringen. Was so ein jeder auf seinem Lebenspfad erlebt, im Alltag erfährt und selbst verwirklicht, ergibt großumrissen ein Abbild im kleinen der Menschheitsgeschichte, einen Paradezug un- vergeßlicher und eindrucksvoller Ereignisse, die Spuren zu hinterlassen durchaus nicht verfehlen. Wir erleben menschliches Märtyrertum, Sturz und Aufstieg der See- len, Tragödien und Komödien, Possen von Banalität, wie Narrengeschichten, …. bei
dem allen der Mensch sich im Mittelpunkt stehend fühlt, sein Ich das Sein um sich beherrschend. Schärfste Form des Marxismus, Lehre des internationalen Sozialismus. – Von Mussolini gegründete italienische nationalstaatliche Bewegung. – Bewegung der nationalspanischen Erneuerung des Caudillo Franco. – Betontes und selbstsiche- res Volkstum – Staatsbewusstsein der NSDAP, von Adolf Hitler ins Leben gerufen.
Durch diese Einstellung aber gerade stürzte der Mensch, blieb unvollkommen wie alles, was menschlich und demzufolge erdgebunden ist. Nun schreit er um Hilfe aus seiner Not und findet niemand, der ihm hilft. Hin und her von Trugschlüssen, Verzweiflung, und Wut gerissen, vermeint er in der Oberflächlichkeit seiner inneren Einstellung, daß letzten Endes alles Leben so weiterläuft, wie es lief, er weiter seinen Lastern fröhnen kann. Nur wenige beginnen, langsam zu fragen: Ist unsere Kultur alt oder jung?
Ist der Verlauf der Geschichte, besonders der jüngsten Geschichte, der Kampfaustragung der Ideologien, die Höchstleistung eines kindhaften, gereiften, oder abgelebten Stadiums? Sind das Auf und Nieder, Anstieg und Sturz ihrer Dynastien und Reiche nur Phasen kindischer Aufruhre und krankhafter Verwirrungen oder sind sie periodische Bewegungen in einem vorausbestimmten Zyklus von Wachstum, Bestehen und Wiederverfall? Durch Jahrtausende menschlicher Geistentwicklung noch bestand der Glaube, wie er noch bei Erleuchtung Verweigernden besteht, daß die Geschichte des Menschengeschlechtes auf Erden mit der Erschaffung von Adam und Eva im Paradiese begann, das sie im Land des Euphrat und Tigris gelegen wähnen. Auch begnügt sich ihr an Raum und Zeit gebundenes Verstandeswissen mit der falschen Theorie menschlicher Forschung, daß das Zeitalter Adams, also des ersten Menschen, mit dem dreiundzwanzigsten September Anno 4000 vor Christus seinen Anfang nahm!158 159 160 161
Wie diese Annahme nicht nur ein geschichtlicher, sondern auch dogmatischer Irrtum ist, ist es ein gleicher auch der Glaube jener, die an eine „Zweite Wiederkehr“ Christi ihre Hoffnungen knüpfen. Diese Gläubigen zählen heute Millionen, sich rühmend „gut“ zu sein und das Recht beanspruchen zu dürfen, dank ihres Glaubens an die Wiederkehr Jesu, sich Sitze im Paradies gesichert zu haben – bedauernswerte Gläubige, die in kindischer Unwissenheit und Starrheit, Belehrung nicht annehmen wollen, durch Dogma sich ketten.
All diese haben nicht die Zeichen der Zeit erkannt, den Rettungsanker erfaßt, den
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ihnen der Künder der Gralsbotschaft in der Stunde größster Menschheitsnot zuwarf. Sie gehören zu der Spreu, die verworfen wird, auf daß sich eine uralte Weissagung erfülle!
Es lebten weder Adam noch Eva auf dieser Erde, noch war der Garten Eden auf diesem Planeten gelegen. Auch ist der Glaube an das zweite Kommen des Gottessohnes nichts als eine Illusion! Sämtliche Mitglieder der „Britischen 182
Israeliten“, der „Christodelphianen“, der „Adventisten“, wie der „Zeugen Jehovas“, 183 um nur einige wenige zu nennen, sind auf falschem Glaubenswege.
Das sogenannte „Zweite Kommen Jesu“, von Wunschträumern in phantastischer Weise erfaßt, fand in der Offenbarung der Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“ Erfüllung, die der Menschensohn Abdruschin-Parzival-Imanuel, Oskar Ernst Bernhardt vollzog.
Glaube dies, wer es zu glauben vermag, denn auch in diesem Geschehen erfüllet sich das Gotteswort, das Jesus zu Pilatus sprach: „Wer aus der Wahrheit ist, der höret
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales
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meine Stimme!“162 So hören sie auch die, welche nach dem Erdentod in die jenseitigen Gefilde treten, wo Gehirn und Verstand sie nicht mehr belasten, wo nur ihr feinstofflicher Körper, sowie ihr Geistkern in der Wahrheit der Gottgesetze schwingen.
Lassen wir in Folgendem einige Geschehen der Geistentwicklung auf Erden wie eine Laterna magica an unseren Augen vorüberziehen.
Da lebten in der Menschheitsfrühlingstagen, vor vielen, vielen Erdepochen – wie Gralswissen bekundet – Hjalfdar und Holda, die ersten irdischen Geistgesandten, mit ihren Flammen die Materie zu durchglühen und ihren Mitmenschen das Licht von 185 oben zu vermitteln.163
Hjalfdars spätere und letzte Inkarnierung erfolgte zu Lebzeiten des Gottessohnes Jesus, während der er den Namen Johannes trug. Er wurde der Lieblingsjünger des Erlösers.
Doch um seinen Lauf durch die Schöpfungen beschließen zu können, wirkte der Geist des Geschaffenen zur Erfüllung seines letzten Dienstes an der Menschheit noch einmal von jenseits Raum und Zeit, indem er einer Berufenen des Menschensohnes auf Vomperberg seinen Schöpfungsbericht medial übermittelte. Dies vollendet ha- bend, ging er ein in seiner Heimat Urlicht, Patmos, die Insel der Erleuchtung.
Wiederum erst nach Erdepochen folgten die auch wissenschaftlich anerkannten Zeitalter, von Erdgelehrten verschieden benannt, von denen das „neolithische“ Zeitalter als der Urbeginn organisierten Gemeinschaftslebens betrachtet werden darf, für das eine das längste Ausmaß erlaubende Verstandestheorie eine Zurückdatierung zwanzig- bis dreißigtausend Jahre erlaubt. Aber auch diese Theorie ist nicht stabil, seit längerer Zeit schon erheben sich Stimmen aus Forscher- und Gelehrtenkreisen, die mit Hunderttausenden, ja Millionen Jahren für Lebewesen auf Erden rechnen.
Was den bisher historisch anerkannten Menschheitsbeginn betrifft, der aus Inschriften und Denkmälern Mesopotamiens, Ägyptens und anderer Kulturstätten ersehen wurde, deckt die christliche Zeitrechnung rund sieben Jahrtausenden. Aber auch durch solche ist die Wahrheit über den Zeitbestand der Erde, mit sie bewohnt habenden Menschen, durchaus nicht erwiesen.
Ein gleiches betrifft Atlantis, den gesunkenen Erdteil. Alle Verstandestheorien haben hierüber versagt, waren wie ein Tropfen in das Meer des Ozeans. Steht nicht auch schon in der christlichen Bibel zu lesen, daß die Kolosse der Pyramiden für Moses und Israel uralte Monumente waren, so alt wie für uns der Parthenon von Athen oder Tempel von Rom! Vom Alter der Sphinx soll gar nicht gesprochen werden, deren Ursprung in Zeiten taucht, die unergründlich sind.
Das Wirken Jesu hätte ein Eckstein in der Geistentwicklung der Menschheit sein sollen und auch werden können, wäre der Mensch damals nicht so unter Luzifers
Bann gestanden. Sind doch viele der Erdkreaturen sogar unter das Niveau eines Tieres gesunken. Was ein Tier im reinsten Trieb im Schwingen des Natur- oder Gottgesetzes tut, wie es seine Jungen hegt und pflegt, verrichtet der Mensch in unnatürlicher Gier, vom Verstande verseucht, und somit den kosmischen Gesetzen spottend.
Der AntiChrist brachte sein ruchloses, erbarmungsloses Zerstörungswerk zur Höhe des Triumphes, und erlaubte Heerscharen entmenschter Geister aus den Tiefen von Pergamos auf den Erdplan zu fluten, menschliche Egos, die dem Weltenteil Ephesus 164 Fremdlinge sind und nur zufolge der tierischen Gelüste bei Zeugungen auf Erden inkarnieren konnten. So tauchte im Kreislauf der Äonen das zwanzigste Jahrhundert aus dem Strom der Zeit.
Um 1875 erstand im Reigen kosmischer Tage der Tag, da Parzival zum zweiten Mal auf Erden geboren wurde. Die Ausstrahlung seines machtvollen Gotteskernes – der kein Menschengeist war – wurde zum Anlaß anhebender Meinungszwiste und Plänkeleien, die sich im Laufe der Jahre steigernd immer mehr zu Geistkämpfen, den großen Auseinandersetzungen der Ideologien, ja religiöser Bekenntnisgruppen und ganzer Religionen, auswuchsen.
Der erste Weltkrieg kam und legte Europa in ein Trümmerfeld. Schon mitten in ihm, besonders aber während der Nachkriegszeit, brach die Bestie im Menschen los. Alle Banden der Leidenschaften lösten sich. Vermessene Übergriffe der Sieger, Rachegelüste in den Reihen der Besiegten, wohlberechtigte Ängste, Furcht und Mißtrauen in den Ländern der Erde, kriegsmitbeteiligt oder neutral verblieben, hielten alle Ratschläge der Weisheit und Gerechtigkeit in Schach und untergruben die Hoffnungen auf eine „Neue Weltordnung“ unter dem Protektorat der internationalen, ihren Sitz in Genf habenden „League of Nations“.
Von Krankheit, Seuche und Hunger genährt, hub Schritt um Schritt das große Sterben an, Selbstmorde häuften sich, und viele alte Kämpfer für Wahrheit und Licht hauchten ihr Leben aus. Das Monstrum des Dunkels, wirksam in des Menschen dunkelsten Instinkten, erlahmte mitnichten, seine gepeinigten Opfer zum Wahnsinn zu treiben, und höhnisch ihrer lachend, gewann das Ungeheuer am Ende den Kampf – für eine Zeit!165
In diesen Tagen der höchsten Menschheitsnot überließ der Allschöpfer dem Fürsten der Finsternis alles Leben, gab ihm frei den Weg zu der Menschheit in Chaos und Tod. Die Unterschiede schwanden wie Spreu im Winde, Gut und Böse vermengte sich, Reich und Arm verblaßte, Seelenadel wurde mit Füßen getreten, List und Schlauheit ein Altar errichtet, Geistesarbeit unterschätzt, Verstandesklügelei mit Gold
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales gewogen, Muskelleistungen über alles gewertet. Jene Phase gottgewollter Entschei- dung hub an, von welcher der Seher, in seiner Offenbarung aus der Höhe von Patmos, geweissagt hat, vor Jahrtausenden die Zeit des Menschensohnes auf Erden schauend.
Der zweite Weltkrieg brach an. Unendlichen Jammer, berghohes Leid, un beschreibliche Grausamkeit brachte sein Wüten, Ruin alles Bestehenden, Armut dem Wohlstand, Enttäuschung der Hoffnung, Verrohung, Versklavung der Erdenkreatur. Doch Frieden ward nicht! Auch nicht nach seinem Ende. Und wer Augen hat zu sehen und Ohren zu hören formt sich die Meinung über Schicksal und Zukunft des Menschengeschlechtes.
Unsere jetzige Epoche wird vielfach das Zeitalter der Wissenschaft benannt. Beiden Begriffen steht das Attribut der Schaffung der Atombombe zu. Die Atombombe bestimmt die Eigenart dieser Zeit. Diese wiederum steht unter dem Eindruck einer Ideologie, die alles bekämpft und nur sich selber gelten läßt, die eines Diktators Gewaltherrschaft verkörpert, der Antichristentum präsentiert. Die Atombombe ist geeignet, das physische Mittel einer endgültigen Kampfaustragung zwischen Gut und Böse, Licht und Dunkel, Wahrheit und Lüge für die gesamte Menschheit zu werden.
Kein Mensch mahnte mehr vor der Katastrophe eines zukünftigen Krieges als Professor Albert Einstein, der weitbekannte Physiker und unermüdliche Forscher in den Vereinigten Staaten. Er wies darauf hin, daß in einem künftigen Krieg mindestens fünf Sechstel aller Menschen zugrunde gehen würden, und hat gesagt:
„Wer glaubt, sich in den Tiefen der Bergwerke vor den Feuerstürmen der Todesstrahlen retten zu können, wird entweder durch den Mangel an natürlichem Sauerstoff ersticken oder durch die Wasserfluten, die über weite Länder hinwegbrausen, ertrinken. Und wer glaubt, vor den Springfluten auf der Höhe der Berge Rettung zu finden, wird dort verdursten, verhungern oder verdorren und verbrennen, auch wenn er noch so tief im Innern der Berge Zuflucht suchen würde. “
Eine ältere Weissagung für die nahe Zukunft lautet:
„Im Herbst des Jahres 1953 bricht der größte Krieg in sich zusammen. Keine Armeen bleiben zurück. Die Besatzungstruppen, vom Hauptteil ihrer Heimat abgeschnitten, schwinden dahin und versickern wie Wasser im Sande. Sich selbst zu Generälen erhoben habende Usurpatoren marschieren von Flecken zu Flecken, besser gesagt, von Ruinenhaufen zu Ruinenhaufen. Sie befehligen fünf Mann, einen Trommler, einen Dieb, einen Schulbuben, Einen mit einem Grammophon unterm Arm und einen Fünften, den keiner kennt. Bei dem allgemeinen, unbeschreiblichen Zusammenbruch alles Bestehenden nimmt das dritte Völkerringen ein jähes Ende. Trotzdem kommt es noch unerwartet und kein Überlebender vermag zu stammeln, wo der letzte Schuß gefeuert wurde.“
Aus vorstehender Weissagung läßt sich folgern, daß alle Menschheit in Ost und West, Nord und Süd, die Worte des Eingangsspruches:
„Alle, welche die Freiheit lieben, müssen die Meinung vertreten, daß Regieren keine Wissenschaft ist, sondern eine Kunst, wobei die Mitarbeit eines freien Volkes unerläßlich ist!“
Nie zu verstehen und zu leben imstande war, ja, imstande sein wird. Es dürfte auch das sich als wahr erweisen, daß sie unfähig war und noch ist, den echten Begriff von „Freiheit“ und „frei sein“ zu erkennen. Wer ist überhaupt „frei“? Wer darf sich echter „Freiheit“ erfreuen? Die einzige Antwort hierauf gibt der Weltenlehrer, sie als „Abdruschin“ in seiner Gralsbotschaft also prägend:
„Frei ist nur der Mensch, der in den Gesetzen Gottes lebt!“
„Nur wer den Gotteswillen kennt und darnach lebt, ist wirklich frei!“
„Demut ist Freiheit! Nur in der Demut liegt die echte Freiheit jedes Menschengeistes! Wissen aber ist Demut! Wo keine Demut ist, dort ist auch niemals 189 wahres Wissen!“
Als Epilog diene:
„Nur, wenn die Gralsbotschaft Abdruschins ihr letztes Wort gesprochen und damit jeden im Stoff inkarnierten Menschengeist erreicht haben wird, ist aller Erdenmenschheit Rettung oder Verwerfung sicher!
Wie die Sphinx steht das Wort „Im Lichte der Wahrheit“ vor jeglicher Menschenseele, ein bekennendes „Ja“ oder ablehnendes „Nein“ heischend. Würden sich die Menschen, die demütig die Wahrheit suchen und sich mühen, die Heiligen Gesetze des Allmächtigen zu leben, um Frieden zu finden, zu dem neuen Gotteswort bejahend einstellen und voller Vertrauen dem Heiligen Gral folgen, der das Wort verkündet – wahrlich, das Gralsevangelium würde auf Erden triumphierend siegen!“
Bruchstücke der Wahrheit (Fragments of Truth):
Als ich im September 1937 zur Feier der Reinen Lilie zum letzten Mal während der Anwesenheit des Menschensohnes Imanuel auf dem Heiligen Berge weilen durfte, sagte der Herr in einer mir gewährten Audienz unter vielem anderen auch dieses:
„In Zukunft werden zahlreiche geisteswissenschaftliche Bücher durch Ihre Hände gehen. Wenn Sie deren Veröffentlichungsdatum suchen, werden Sie finden, daß es in
188 „Nachklänge“ zu ILdW., Vortrag 20, „Ergebenheit“. S. 130.
189 „Nachklänge“ zu ILdW. Vortrag 34, „Es ist vollbracht!“ S. 243.
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales den meisten Fällen das Jahr 1921 war. Denn da geschah es, daß die erste große Geis- teswelle über diesen Planeten strömte und manche Menschengeister zur Erweckung brachte. Deren Tagbewußtsein empfand wohl nichts davon, doch ihr Geist nahm die Strahlung auf.“
An diesen Ausspruch des Herrn mußte ich oft gedenken, als sechs Jahre darauf mein Tätigkeitsfeld als Bibliothekar im „The Times Book Club“ in London lag, wo an die zweiundeinhalb Millionen Bücher aller Belange menschlichen Lebens in fünf Hauptsprachen der Erde zur Verfügung standen, und Hunderttausende davon – vornehmlich aber geisteswissenschaftliche – in der Tat durch meine Hände glitten, und nicht nur das, sondern ich viel aufmerksam las und sich mir dadurch ein großes Gebiet englischer Literatur erschloß.
Eines Tages entdeckte ich ein Buch, das in den Vereinigten Staaten von Nord- Amerika gedruckt worden war, und zwar im Jahre 1921. Bei einem kurzen Blick auf den Inhalt und Überfliegen des Textes, ahnte ich, daß diesen Band Geistführung mir in die Hände spielte.
Während der Nacht verschlang ich das Buch und entnahm ihm folgenden Auszug:
„Fragments of Truth“ – Bruchstücke der Wahrheit – war der Titel des Werkes, von Richard und Isabella Ingalese verfaßt. Als Motto für meinen Auszug wählte ich die Worte:
„Einmal im Leben jedes Mannes, jeder Nation, kommt im Kampf zwischen Wahrheit und Lüge ein Augenblick der Entscheidung für Tod im Dunkel oder des Lichtes Rettung! Eine große Bewegung, ein Messias des Herrn, von beiden strahlend Frühling oder Frost, spaltet die Menschheit in Böcke und Schafe, der, wer Gott fürchtet, schlafe getrost!“
Wie in uralten Annalen verlautet, zählten Joseph und Maria zu der Sekte der Essener, und Jesus selbst, jung noch an Jahren, wurde ein Novize in dem Orden dieser Gemeinschaft. Jesus lehrte in zweifacher Weise, in der Sprache seines Volkes – aramäisch, – mit Gleichnissen oder symbolischen Erzählungen sich an die Menge wendend, und jene, die geistig vorangeschritten waren, esoterisch zu unterrichten.
Der Erlöser war sich dessen bewußt, daß Rom vorerst bestehen bleiben würde, Beherrscherin der damals zivilisierten Welt zu sein, auch daß, wenn die Wahrheit erst in Rom erkannt würde, die Erkenntnis von der Weltstadt über die ganze römische Nation strahlen könnte, und durch diese über das gesamte Abendland. Jesus hielt es als einen Teil seiner Sendung, die westliche Hemisphäre zur Erkenntnis uralter Wahrheit erwecken zu lassen. Nachdem er hingemordet war, wurde sein Bruder Jacob das Haupt der Sekte der Essener. Jacob und einige andere der Jünger Jesu verblieben in Jerusalem und bemühten sich, von da aus die Wahrheit zu verbreiten. Jacob verfiel dabei dem Märtyrertod, und auch noch weitere Jünger des Gottessohnes erlitten mit- samt ihren Anhängern ein ähnliches oder gleiches Los, das viele Wegbereiter und Pioniere für neue Geistbewegungen im Laufe der Entwickelung traf.
Petrus verließ Jerusalem und reiste nach Rom, um festen Glaubens für die Wahrheit dort weiter zu wirken, gleicher Überzeugung und Hoffnung wie sein Meister, daß, sobald die Lehre Jesu in Rom Wurzel geschlagen, sie sich von selbst über die Erde verbreiten würde. Petrus gründete in der Metropole der damals bekannten Welt eine nicht nur strenge, auch zahlenmäßig starke Kirche, mit besonderer Betonung, daß der neue Glaube mitten im heidnischen Unglauben sich radikal von den religiösen Gebräuchen der Römer absondern müsse. Und schließlich bezahlte auch Petrus für seine Mühen und Anstrengungen für die Wahrheitslehre mit seinem physischen Tode.
Die von ihm auf Basis der Lehren der Essener gegründete römische Kirche wurde jedoch, wie es zu erwarten war, von den politischen Machthabern des alten Rom, die hinter den Tempeln ihrer heidnischen Götter auf die Neuerer lauerten, hart bedrängt und bekämpft. So erachteten es die frühen Christen für notwendig, ihre Zusammen- künfte geheim in den Katakomben zu halten.
Die Wahrheitslehre Jesu war schon im Verwässern. Der neue Kirchenglaube formte sich zunächst mehr in ethischer wie philosophischer Tendenz, da Petrus unter dem Eindruck gestanden hatte, daß das Christentum vornehmlich an die niedereren Klassen der römischen Bevölkerung herangetragen werden müsse, weil der Apostel in einzelnen dieser gerade die stärksten und aufnahmefähigsten Geister inkarniert hielt.
Ist es nicht kosmisch bedingt, daß zu jeder besonderen Entwicklungsepoche ganze Gruppen Jenseitiger in irdischen verschiedenen Gesellschaftskasten, je dem Karma entsprechend, das sie einmal gewoben, und zu lösen wünschen, inkarnieren! Ja, welches Gesetz des Lichtes sich auch auf ganze Rassen erstreckt!
Auch Jesus bevorzugte zu seiner Zeit nicht die Patrizier seiner näheren örtlichen Umgebung, sondern wandte sich an das einfachere, demütige Volk, weil in jenem Teil der Erde, zur Zeit des Messias, geistig reifere Menschenegos in der Kaste der Ärmeren zu inkarnieren pflegten.
Aber das gleiche war nicht der Fall in Rom, und hierin beging Petrus einen taktischen Fehler.
Johannes wandte sich nach Kleinasien und traf dort aufnahmefähigere Wahrheitssucher.
Das wirkliche Wachstum des Christentums im Abendland begann aber erst mit der Bekehrung des Saulus zu Paulus, der in der neuen Lehre das ans Herz Greifende, das Gemüt Bewegende, erkannte und betonte. Weniger befaßte er sich in seinem Wirken für die Wahrheit mit der esoterischen Tendenz des Jesuswortes, als daß er dafür sein gewaltiger Verkünder wurde, der weltbekannte Evangelist. Sein Ruf und Ruhm erreichte auch seinen Ausgangspunkt, Jerusalem, wo gesehen wurde, daß er in seiner Verkündung des Wortes im Abweichen von der Wahrheit war. Er wurde darauf nach Ephesus gesandt, um die volle Wahrheit sich wieder anzueignen.
Mit dem Fall von Jerusalem im Jahre 70 erlitt das Christentum ärgste Bedrängnis, und viele der Anhänger wurden in alle Winde zerstreut. Doch hatte der Glaube in ih- nen einen festen Grund gefunden, das Wort des Gottessohnes hatte sich verankert, und trotz mancher Prüfung und Versuchung, bot die empfangene Seelenspeise Weg und Richtscheit durch irdische Nöte.
Um das Jahr 300 geriet die Gestalt des Wahrheitsbringers Jesus unter den ersten Christen bereits ins Verblassen, und um seine Person begannen sich Legenden zu ran- ken, ähnlich jenen, die die sterbenden Götter Roms umschwebten.
In der im Jahre 325 zu Nicea stattgefundenen Kirchenversammlung wurde das frühe Christentum beerdigt und das Kirchenchristentum begann.
Die Wahrheit aber stirbt keineswegs, und während es sich erwies, daß Nichtwissen und Materialisten, die hinfort die Kirche beeinflußten und beherrschten, unfähig waren, dem Volke weiterhin die Wahrheit zu künden, begannen, dem ungeachtet, wiederum echte Sucher innerhalb der Kirche geheime Bruderschaften zu gründen. Was Jesus einst lehrte, wollten sie wieder erwecken.
So erstanden zwischen dem vierten und achten Jahrhundert sogenannte „mystische Ordensgemeinschaften“, welche esoterische und okkulte Lehrart im Abendland Europas aufrecht erhielten und dafür sorgten, daß sie nicht verging.
Der nächste Abschnitt in der großen Geistentwicklung war die anhebende Blüte der griechischen Philosophie. Europäer vermischten sie darauf mit der esoterischen Lehre Indiens, und arabische Gelehrte wurden die Fackelträger durch die Nacht mittelalterlicher Verdüsterung.
Doch auch während dieser, verging die Wahrheit nicht. Ihre allgewaltige Kraft, von Okkultisten geführt und mit Irrlehren durchschwängert, war bis zum vierzehnten Jahrhundert in Wirkung, im besonderen durch die Verlegung der päpstlichen Resi- denz nach Avignon (1305 – 1376) und das Schisma gefordert (1378 – 1417), als drei gleichzeitig lebende Päpste, jeder für sich das Recht beanspruchte, der alleinige Ver- treter Gottes auf Erden zu sein – ein Schisma,166 von dem sich Rom niemals völlig erholte.
Zu Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts wurde im Abendlande die Kunst des Druckens entdeckt und durch ganz Europa nutzbar gemacht. Diese Erfindung kam den Bemühungen der Okkultisten ungemein zugute, ihre Lehren zu verbreiten und somit den Urgrund menschlichen Wissens zu erweitern.
Anno 1425 wandte sich Christian Rosencreutz, ein in die Geheimlehren Eingeweihter, an esoterisch eingestellte Studenten, sie einladend, gemeinsam mit ihm einen Orden zu gründen. Der Widerhall war groß und nach genügender Vorbereitung wurde im Jahre 1459 „der Orden des Rosenkreuzes“ in Deutschland gegründet. Entsprechende Logen folgten in Frankreich und England, hernach auch noch in
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales weiteren Ländern. Das Ziel dieses Ordens der Rosenkreuzer war die Reformation der Kirche mit ihrem Dogma, aber auch die Verbreitung des Okkultismus und aller okkulten Wissenschaften, besonders der Medizin, der Magie und der Alchemie. Während rund eines Jahrhunderts, das diesen Gründungen der Rosenkreuzer folgte, erfuhr die Öffentlichkeit nicht viel über den Orden und seine Tätigkeit. Die Rosenkreuzer tauchten in ihrem Wirken unter und legten damit die Saat für die Reformation.
Auch wirkten sie darin, ihnen Hilfe und Heilung würdig dünkende Menschen, die leibes- oder seelenkrank waren, zu unterstützen, zu heilen und zu fördern.
Während der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts lebte einer der eingeweihten Größten sich in das Wesen und die Wirkung der Naturkräfte hinein. Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, als einer der bekanntesten Ärzte damaliger Zeit verstarb er 1541 in Salzburg, nachdem man in ihm einen Vertreter jenes echten Rosenkreuzertums erahnt hatte, der die Mysterienweisheit des esoterischen Christentums pflegte. Die Geschichte berichtet, daß Genannter vom Papst ein Besitztum in Tirol erwarb, das den Namen St. Germain trug und mit dem der Titel eines Grafen von St. Germain verbunden war. Paracelsus bediente sich dieses Titels und ging unter diesem Namen in die Annalen der Geschichte ein.
Unter seiner geistigen Führung arbeiteten später Menschen, wie Friedrich Mesmer, ein deutscher Arzt (1733-1815) und der in Palermo geborene Graf Joseph Cagliostro (1743-1795), Arzt und Okkultist am Hof Ludwigs XVI von Frankreich, unermüdlich an der Förderung von Wissenschaft und neuen Erkenntnissen.
Nach diesem kurzen Auszug aus den Werk von Richard und Isabella Ingalese „Bruchstücke der Wahrheit“, will ich einige Sätze beider Autoren wörtlich zitieren, die auf unsere heutige Zeit, die „Weltenwende des Menschensohnes Imanuel“ bezogen werden könnten, obwohl dieser namentlich nicht genannt wird. Es dürfte sich meiner Vermutung nach auch hier wiederum ein gewaltiger dogmatischer Irrtum eingenistet haben, der nicht nur die Leser des Buches falsch unterrichtete und irrig geistig beeinflußte, vielmehr auch
Millionen Gläubige irre führte, die unter dem Namen „Bahais“ eine religiöse Ge- meinschaft bilden und in Baha’u’llah und seinem Wirken die Erfüllung aller Weissa- gungen sehen.167 Denn die Bahais glauben noch heute, daß das Gottesreich auf Erden, das Friedensreich eines Goldenen Zeitalters, auf Grund der Offenbarung Baha’u’llahs ersteht.
Die Autoren Ingalese schreiben:
Während der Schlußperiode eines jeden Tierkreiszyklusses, d. h. in esoterischer
Sprache, eines Weltenjahres von 2160 Jahren, beziehungsweise zu Beginn des neuen Zyklusses erscheint ein großer Religionslehrer in der Welt, um alles Geistige zu erwecken. In jedem Jahrhundert je eines Zyklus wird diese Erweckung von weniger starken Lehrern unternommen. Am Ende eines Weltzeitalters, esoterisch gesprochen, 25920 Erdenjahre umspannend, beziehungsweise zu Beginn eines solchen, steigt ein Messias, Erlöser oder Avatar auf diese Erde, um der neu anbrechenden Epoche einen machtvollen geistigen Aufschwung zu geben.
Fallen Weltzeitalter- und Weltenjahrbeginn zusammen, kann die menschliche Lage, auch geschichtlich-wirtschaftlich betrachtet, äußerst krisenhaft sein, wie es einst zu Beginn der Fische war und das damals noch berufene Volk Israel unter der Fronherrschaft Roms zu dulden hatte. Bei der schon im neunzehnten Jahrhundert immer stärker werdenden Materialisierung, hatte eine fast übermenschliche Anstrengung zu erfolgen, um das Geistige nicht völlig versickern zu lassen. Okkultisten, die sich heute in den Reihen der Spiritisten oder Spiritualisten bewegen, waren nicht mehr fähig, dem Sturm zu trotzen, und darum hatte ein „Meister“ zu kommen.
Noch einmal – so schreiben nun Richard und Isabella Ingalese – wurde die Erde mit der physischen Gegenwart eines Gottsohnes gesegnet, der jedoch schon am Ende des neunzehnten Jahrhunderts inkarnierte anstatt zu Beginn des „ Aquarischen Zeitalters“.
Die Ingaleses nennen den Namen nicht, den sie meinen. Nach unserer Erkenntnis auf Grund des Gralswissens konnte es nur die Erdgeburt von Oskar Ernst Bernhardt als „Parzival“ sein, die am achtzehnten April 1875 in Bischofswerda erfolgte.
Mit Bezug auf die Eigenart des Menschheit-Retters steht in besagtem Buch ungefähr zu lesen:
Vor rund zwei Jahrtausenden sah die Menschheit dem Kommen eines Messiaskönigs entgegen und verfehlte doch, ihn zu erkennen. Wiederum ging die Menschheit von heute, nur wenige ausgenommen, an dem Künder und seiner Offenbarung vorüber.
Der Lehrer dieser Menschheits-Ära, der sein Kommen im neunzehnten Jahrhundert beschleunigte, beabsichtigte nicht, durch seine Persönlichkeit und Kraft beeindruckend, auf die Massen zu wirken, wie von diesen angebetet zu werden. Der Zweck seiner Sendung gipfelte auch nicht darin, eine neue Religion zu bringen, war doch die Menschheit mit diesen schon allzu sehr belastet. Sein Ziel war, alles Dogma der Religionen zu bannen, damit jedes aufrichtigen Menschen Geist noch einmal in reinster Gottanbetung erglühen könnte.
Wenn der neue Tag ersteht, werden Gerechtigkeit, Wahrheit und Ehrenhaftigkeit die herrschenden Prinzipien sein, die Männer wie Frauen erfüllen, und Gier nach Besitz und Ruhm werden nicht mehr bestehen. Für lange Zeit auf Erden werden diese arkadischen Verhältnisse währen, doch nur für die, die das Gesetz von Ursache und Wirkung im Alltag zu leben sich mühen. Niemand wird vermögen, Wunschträume und Phantasiegebilde im Hirn zu nähren.
In jenen Tagen werden Geldtransaktionen nicht unternommen werden. Jegliche Wertschätzung wird sich nach dem richten, was der Einzelne schafft und leistet. Gold und Silber werden wieder den Ausgleich schaffen, und sollte es doch noch Banknoten geben, werden sie als ehrlose Überbleibsel einer degenerierten Epoche erachtet werden. In jener Frühzeit neu erstehender Kultur werden Druckereien auf Erden nur noch die Wahrheit drucken, Lüge und Schund werden dann nicht sein! Auch Privilegierte werden nicht mehr leben, um Nichtprivilegierte nur auszunutzen. Spekulationsunternehmungen sind endgültig geschlossen. Und sollte jemand den Wert einer Sache, die er verkauft, zu hoch bemessen, wird er aus der Menschheitsgesellschaft gestoßen. Banken und öffentliche Anstalten und Institutionen gehen in den Besitz der Regierungen über. Alles Gemeinschaftswesen wird ohne Vorurteil und Pfründe verwaltet. Zwischen den Menschen wird fortan Harmonie nur walten, und anerkannte Gesetze, die freudig befolgt werden, bieten die Garantie dafür.
Vom Finden Gottes.
Seitdem das Menschengeschlecht auf diesem Planeten Erde beheimatet ist – und diese Zeit umspannt Jahrmillionen – haben seine Bewohner ein inneres, ihnen oft unerklärliches Drängen empfunden, gleich einer Art Sehnsucht, nach etwas zu suchen, zu dem sie aufblicken könnten.
Die Menschheit war bisher im Wissen über das Schöpfungsgeschehen nur auf die 192
alttestamentarischen Berichte der „Genesis“ angewiesen, soweit es christliche Einstellung betraf. Es existieren zumal im Orient noch weitere Schöpfungsberichte, die gleich der Moses-Überlieferung in symbolisch-allegorischer Form gehalten sind, somit aber freien Lauf verstandlicher Phantasie und Einbildungskraft gewähren. Sie bringen keine nüchtern-natürliche Erklärung und absolute Wahrheit über den Vorgang des Schöpfungsgeschehens an sich.
In allen Annahmen und Forschungsergebnissen hierüber beriefen sich die Christen bisher auf die Bibel, vor allem auf das Alte Testament. Aber selbst das führt sie nicht bis zu den Epochen des „Piltdown und Neandertal Menschen“, geschweige denn zu jenen, die zuvor noch bestanden. Die historischverstandlich erfaßbare Menschheitsgeschichte umschließt nur sechs bis sieben Jahrtausende. Innerhalb dieser wurde der Mensch zu dem, was er ist und heute darstellt, der Mensch des zwanzigsten Jahrhunderts – eine Karikatur dessen, was er gottgewollt sein sollte und
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales auch hätte darstellen müssen, hätte er von Beginn an in den Gottgesetzen geschwungen.
Der biblische Sündenfall, das Reichen des Apfels Evas an Adam – in Wahrheit das Großziehen des Verstandes und Überwuchern des Geistes, die alleinige Erbsünde, die allen Niedergang bedingte – war der Anfang vom Ende, vor dem die Menschheit nun steht.
Das Buch Genesis, als dessen Autor Moses gehalten wird, bringt Juden wie Christen die früheste Vorstellung von etwas, das weit über ihnen thront, von Göttlichem und Gott, erstmals zum Bewußtsein. Moses entdeckte den alleinigen Gott, David erforschte den Gott der Gerechtigkeit, Jesaia offenbarte den Gott aller Menschheit, Jeremias erkannte den Gott der Beschützung, und erst Jesus, der Gottessohn und Lichtbringer, kündete das wahre Wissen um Gott.
Gralswissen geht aber weiter als bloßes Bibelwissen, indem es vom Wirken noch anderer Wahrheitskünder und Wegbereiter für den „Geist der Wahrheit“ berichtet, die jeweils ihrem Volk zu bestimmten Reifezeiten das wahre Wissen um Gott und sein Werk, die Schöpfung, vermitteln durften. So Buddha in Indien, Lao-Tse in China, Zo- roaster in Persien und Mohammed in Arabien.
Aller Offenbarungen über den alleinigen Gott aber trübten sich nach dem Tod ihrer Bringer, wurden verbogen und entstellt, wie es gleichfalls mit dem Evangelium Jesu geschah. Wie war dies möglich, wie konnte solches geschehen? Nur zufolge schon erwähnter „Erbsünde“, die alle Menschen an die Stofflichkeit kettete, den hohen Geistesflug drosselte, ihren Innenkern abschnitt vom Gottsuchen und wahrem Gottfinden, war solches möglich!
Es war dem Gottessohn Jesus von Nazareth vorbehalten, aller Menschheit den Gott der Liebe und Gnade zu künden, aller Kreaturen Erschaffer und Erhalter! Anstatt ihm für dieses Liebesopfer zu danken, freudig seinen Spuren zu folgen, lebendig seine Lehre zu leben, mordete Menschenhaß und Geistverblendung den Gottessohn auf Golgatha. Als Folge dieser Untat zerriß der Vorhang im Allerheiligsten des Salomonischen Tempels in Jerusalem zum Zeichen dafür, daß Gott seinen Bund mit der Menschheit verwarf.
Seitdem die Menschheit die inkarnierte Gottliebe mit Füßen getreten, verlor sie von ihr auch den rechten Begriff, verlor überhaupt den Drang zur Liebe gegenüber allem, was der Herr geschaffen, sei es Mensch oder Tier, oder die Natur.
Paulus schrieb an die Korinther:
„Wenn ich mit Menschen – und mit Engelszungen redete, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, also daß ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen und hätte der Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze. Die Liebe höret nimmer auf, so
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales doch die Weissagungen aufhören werden und die Sprachen aufhören werden und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser Weissagen ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören!“168
In unseren Tagen der Spaltung und Unterschiede ist weder der Protestant dem Katholiken ein Bruder, noch der Katholik dem Protestanten. Ein Jude ist nicht Bruder dem Moslim, wie er auch mit dem Hindu nicht einer Seele ist. Ein Buddhist bekämpft einen Anhänger Zoroasters, und selbst der Methodist steht gegen Baptisten, der Hochanglikaner gegen Presbyterianer, wie Unitarier auf Sektierer herniederblicken. Und wie es im Religiösen ist, so noch mehr im Politischen: Der Russe ist Feind dem Amerikaner, der Franzose nur gedrungen freundlich zum Deutschen, der Deutsche büßt schwer für sein angenommenes und hartnäckig vertretenes Nazitum, während die Balkanvölker den Brandherd Europas noch zum Hexenkessel machen. Wohin das Auge reicht, was das Ohr hört und wo auch immer die Empfindung sich rührt, es mehren sich turmhoch die Verschiedenheiten, das Chaos wächst, der Dunkelheit Mächte schüren die Feindschaft, zündender Haß steigt empor, und aller Übel Wurzel ist nichts als Mißtrauen, das die Sünde gebiert, in Rasse wie Volk, in Gemeinschaft und Familie, wie unter Freunden.
Weitab wich der Mensch von Jesu Lehre, die Tatchristentum fordert:
„Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!“
Ohne Liebe zum Nächsten vermag aber auch Liebe zu Gott nicht zu bestehen. Johannes schrieb in seinem ersten Briefe:
„Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. So jemand spricht: „Ich liebe Gott, und haßt seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht?“169
Beides muß unbedingt zusammen geschehen. Die Ausübung einer echten Brüder- schaft gegenüber dem Nächsten muß ein lebendiges Zeugnis für die Liebe Gott ge- genüber sein. In einem Maß, wie es nie auffallender als heutzutage war, springt alles Unheil der Welt aus der negierenden Einstellung des Menschen zu Gott, der vor der Sünde der Menschheit sein Angesicht verhüllt.
Es ist auch nicht so, daß der Mensch einst reinsten Gottesglauben und Liebe besessen und beides nach und nach verlor. Niemals hat der Mensch sie in Wahrheit besessen. Die Geschichte der Vergangenheit, die Lage von heute bietet untrüglichen Beweis dafür. Alles Sprechen oder Schreiben darüber ist zwecklos. Das Spiel ist verloren. Die Kirche ist ihrer Macht nicht mehr sicher.
Die Priester und Prediger stehen vor leeren Bänken, weil sie Steine für das Brot des Lebens boten. Es dünkt, als gewönnen die Kinder der Welt ihren Feldzug gegen die Kinder des Lichtes!
Zum wahren Gottfinden durch feinstoffliches Dornengestrüpp und vergiftendes Dogma weist uns erst die Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“ den rechten Weg. Sie stellt die Weichen wieder richtig, die Menschenverstand und Unglaube verbogen, und offenbart das vollkommene Schöpfungswissen, das im „Gotterkennen- und Gottfinden-Dürfen“ seinen höchsten Segen spendet.
Die Gralsbotschaft kündet:
„Bei jedem Volke, sogar bei jedem Menschen, auch den Menschen dieser Neuzeit muß zuerst die Grundlage zur Aufnahme der hohen Gotterkenntnisse vorhanden sein, die in der Christuslehre liegt. Nur aus einer dazu reifen Grundlage heraus darf dann und muß der Menschengeist hineingeführt werden in alle Möglichkeiten einer Gotter- kenntnis durch die Christuslehre.
So ist es, und es wird so bleiben bis in alle Ewigkeit! Könnte es anders sein, so würde Gott sich auch schon früher haben offenbaren lassen bei den Erdenvölkern. Er tat es nicht!
Erst wenn ein Volk in der Entwickelung so weit gekommen war, daß es das Wirken alles Wesenhaften wußte, dann konnte es vom Geistigen erfahren, von dem Reingeistigen, dem Göttlichen, und zuletzt auch von Gott!“170 –
„Nur in den Schöpfungsgesetzen selbst, die Gott gegeben hat, kann der Menschengeist zur Gotterkenntnis kommen. Und er hat diese Erkenntnis zu seinem Aufstieg unumgänglich nötig! Nur darin erhält er den Halt, der ihn unerschütterlich seinen vorgeschriebenen, ihm nützlichen Weg zur Vollendung wandern läßt! Nicht anders!“171 172 –
„Das ganze Schöpfungswissen ist notwendig, um zuletzt zu einem Ahnen von der Größe Gottes zu gelangen und damit endlich auch zur wahren Gotterkenntnis! Der heutige Christenglaube kann nichts Lebendiges in sich tragen, weil ihm das alles fehlt! Das Notwendige dazu wird stets weggelassen und die Kluft ist nicht durch an- deres zu überbrücken, als durch das von Gott dazu in dieser Nachschöpfung Gegebe-
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„Menschen, erwachet! Holt das Versäumte nach. Ich zeige Euch noch einmal Euren Weg! Bringt endlich Leben und Bewegung in das starre Wollen, das Ihr habt, dann werdet Ihr die große Gotterkenntnis finden, die Ihr lange schon besitzen müßtet, wenn Ihr nicht zurückgeblieben wäret in dem Fortschritt der Entwickelung der großen Schöpfungen!
Eilt Euch, die Zeit der letzten Wende ist gekommen, wo Ihr Euch bewähren müßt und zeigen, ob Ihr auch noch weiter aufwärts folgen könnt, oder ob Ihr 198
zurückbleibend verderben müßt!“173 –
Echtes Christentum.
Wenn ich von echtem Christentum spreche, meine ich damit Tatchristentum, Grals-Christentum. Was ich mit Grals-Christentum bezeichne, soll aus Nachstehendem klarer werden!
Der zweite Weltkrieg war weniger ein Krieg der Nationen oder der Rassen, er war auch kein ausgesprochener Eroberungskrieg, er war nicht zuletzt, im tiefsten Grunde genommen, ein Krieg verschiedener Weltanschauungen, wenn nicht ein Religions- krieg. Besonders für Deutschland und seine deutsch sprechenden Stämme.
Schon geographisch bedingt, zwischen Osten und Westen gelegen, im Zentrum der Alten Welt, in der Mitte sich begegnender russisch-asiatischer wie amerikanisch- westeuropäischer Geistes- und Weltanschauungen, spielte das religiös-ethisch-morali- sche Element von früh an eine wichtige, wenn nicht die ausschlaggebende, alle Le- bensformen und Normen bestimmende Rolle auf germanisch-sächsischem Boden.
Deutschland war schon im sechzehnten Jahrhundert174 der Ausgangspunkt der Reformation. Deutschland unter eine Religion zu bringen, erregte den mörderischen Dreißigjährigen Krieg. Deutschland das Gepräge eines „Groß-Deutschen Reiches“ mit einer eigenen wieder auf altem Wodanglauben ruhenden Religion zu geben, den zweiten Weltkrieg,175 der das Land fast zur Wüste machte und unter Fremdherrschaft stellte.
Ein Seherauge, in Deutschlands Zukunft schauend, schilderte diese mit folgenden Worten:
„Und wenn einer in weiteren hundert Jahren, etwa um 2050, wieder auf der Erde erscheinen würde, würde er vielleicht ein Deutschland erleben, das die Nächte seiner Prüfungen überstanden hat“.
Sicher dürfte sein, daß die Mächte, die wir Noch-Lebenden im zweiten Weltkrieg gegeneinander zu Felde ziehen sahen, zum großen Teil im Dienst Luzifers stehende vorgeschickte Kämpfer des Antichristen waren.
Daraus soll aber nicht gefolgert werden, daß ein Mensch oder Streiter, der eigenen Willens oder auf Befehl gegen den Antichristen kämpfte, nur dadurch zu einem echten Christen wurde. Es ist ein langer, oft dorniger Weg innerer Entwicklung vonnöten, von einem Namenschristen ein Tat-Christ zu werden.
Geben wir schon zu, daß das Land der Reformation, das Land eines Luthers und eines Goethes, aufgehört hat, echt christlich zu sein, zu glauben und zu handeln – ist es wohl recht zu behaupten, daß beispielsweise England, dessen Söhne und Töchter allsonntäglich noch in die Kirchen strömen, weil es „so Sitte ist und immer so war“, ein echt christliches Land genannt werden darf? Wer fühlt sich berufen, hier ein endgültiges Urteil zu fällen?
In einem urchristlichen Volk muß sich Tatchristentum in allen Lebensbelangen und -zweigen, und zwar nicht nur an Sonntagen und kirchlichen Festen, sondern auch alltäglich in Arbeitsbehausungen wie in Schlössern, Familien und Gemeinden, allüberall zeigen. Vor allem diplomatisch im Verkehr mit fremden Völkern.
Es dürfte nicht allzuschwierig sein, auf geduldigem Papier vermittels geschriebener Verträge einem Volk Versprechungen zu machen, Zugeständnisse zu gewähren, geschlagene Menschen, sich nicht regen könnend, mit Großmut und Geste eines Siegers behandeln zu wollen. Wer aber bietet die Garantie, daß solche Versprechungen gehalten werden? Hat die Menschheit nicht schon zu oft erfahren, daß der Fluch des Hasses neuen Haß gebiert, daß die Versuchungen groß sind, diesem Haß freie Zügel zu geben!
Da steht nur ein Prinzip am Kreuze des Lebens, das die Wegrichtung weist:
Ein feierlich Geloben und auch Befolgen, echtes Christentum lebendig zu machen, wahres Christentum durch die Tat zu leben. Das aber bedingt: Sein eigen Wohl nicht über des Nächsten Wohl, sondern dem gleich, wenn nicht darunter zu setzen!
Neid, Mißgunst, Haß und Schadenfreude zu bannen!
Argwohn und Feindschaft mit Liebe zu begegnen!
Ehrlich bis ins Kleinste zu handeln!
Lüge und bösen Leumund zu meiden!
Anstatt Treulosigkeit nur Treue zu wahren!
Gerechtigkeit und Reinheit in allem zu üben!
Geduld zu erlernen, Nachsicht walten zu lassen, wo es dem Willen zum Guten nur an Kraft gebricht!
Alles Gegenteilige gebärt nur Unfrieden und Zwist, Blutbad und Krieg, Revolution und Terror, Tyrannei, wie jegliche Art Verbrechen.
Wohl dünken Wohlstand, Bequemlichkeit und Sicherheit wünschenswerte Dinge im menschlichen Leben, sind aber nicht eines solchen Lebens Endziel. Der Mensch ist vom Geist, und sein Ziel liegt im Geiste. Höhere Güter gibt es als Wohlstand und Sicherheit, für die es wahrlich kämpfenswert ist. Kein Friedensvertrag, wenn auch mit goldener Feder gezeichnet, weder Pakt noch Charta, vermögen die Auswirkung eines ehernen, kosmischen Gesetzes zu verhindern, dem nicht ein einziger der
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales gesamten Menschheit zu entgehen, zu entfliehen vermag, „und hätte er Flügel der Morgenröte“, – dem selbsttätigen Schöpfungsurgesetz, das jeder, auch der verborgensten, oft irdisch nicht belangbaren Missetat, eine unabwendbare gerechte Bestrafung bringt:
„Was der Mensch säet, das muß er ernten!“
Diesem Gesetz vermag selbstverständlich auch weder der Bolschewismus, noch seine Abzweigung, wie Kommunismus, Anarchismus und Nihilismus, zu entgleiten. Alle so bedauerlich verführten und getäuschten Menschengeister, die aus genannten Ideologien das Erblühen des „Goldenen Zeitalters“ erhofften, ein Paradies auf Erden, werden früher oder später ihren Irrtum erkennen müssen.
Noch hält der Kampf zwischen den Meinungen an. Er wird sich verstärken und zu 201 einer letzten Entscheidung drängen – auf dem Schlachtfeld von Harmagedon. In dieser letzten Auseinandersetzung wird es nicht um irdische Werte, Macht und Ruhm gehen, sondern um Sein oder Nichtsein von Gut und Böse, Gotteskindschaft und Gottferne, somit um Leben oder Tod!
Selbstsucht – Selbstaufgabe.
Habt Ihr noch niemals darüber nachgedacht, daß Selbstsucht, so wie wir sie im Leben unter Menschen finden, ein notwendiges Übel wurde, um zu Fortschritt und irdischem Erfolg zu kommen!
Wenn wir vermeiden, daß es recht ist, was sogenannte „Lebenskünstler“ oft marktschreierisch über Erlangung materieller Werte und Vorzüge lehren, müssen wir allen Fortschritt als Resultat eines selbstsüchtigen Lebenskampfes betrachten. Alle gehobeneren Verhältnisse und Formen sind heutzutage in der Blüte des materialistischen Zeitalters meist durch skrupelloses Vordrängen, wenn nicht rechtswidrige Aneignung irdisch wichtiger Dinge durch egozentrische Menschen in ihrem Kampf gegen die Schwächeren, bezüglich Anständigen, zu Stande gekommen.
So könnte es wohl scheinen, daß Selbstsucht das ausschließliche Mittel zur Errei- chung von Fortschritt ist. Nur die Kreaturen oder jene Art Wesen, die rücksichtslos für sich zu kämpfen verstehen, volkstümlich gesprochen „über Leichen zu gehen oder den Rahm abzuschöpfen“, kommen voran und werden groß vor den Menschen. Ob wir diesen Standpunkt nun billigen oder nicht, es ist schwerlich zu leugnen, daß im Leben der Menschen die Früchte des Erfolges meist dem Selbstsüchtigen zufallen. Es ist außerdem auch so, daß der selbstsüchtige Mensch, neben dem Einheimsen beson- derer Vorteile und Gewinne, jedem eigenen Schmerz entgeht, der bei gutartigen Men-
schen vom Mitleid mit ihren Nachbarn herrührt.
Wird ein Selbstsüchtiger mit Mißgeschick belastet, so trägt er es mit stoischem Mut, weil ihm nichts anderes übrig bleibt. Die Trauer Fremder läßt ihn durchaus kalt.
Hierdurch ergibt sich nun, oberflächlich von den Massen beurteilt, jene irrige Annahme, daß das Prinzip der Selbstsucht den einzig rechten Weg bedeute und ein restlos Selbstsüchtiger als der glücklichste Mensch zu werten sei.
In dieser Beleuchtung dürfte Selbstsucht Tugend sein, Selbstaufgabe dagegen äußerste Dummheit. Durch solche Urteilsbildung sind wir aber keineswegs an irrige Ergebnisse gebunden. Denn bei all unserer verstandlichen Erfahrung regt sich in unserem Innersten ein leises Empfinden, das klar für Selbstlosigkeit und Güte spricht, jedoch gegen jegliche Selbstsucht, wie auch gegen Haß und alle sonstigen Verächtlichkeiten.
Finden die Menschen doch oft Körnchen des Guten selbst bei hoffnungslosen Verbrechern! Mördern wie Seeräubern zollt man zu Zeiten Bewunderung, ja, sogar eine Art Beachtung, doch wer hat je, sei es in Wirklichkeit, in Poesie oder Prosa, einem selbstsüchtigen Menschen das Wort gesprochen?
Wir können uns des Gefühles, daß ungemein Niedriges in Selbstsucht liegt, wahrlich nicht erwehren! Selbst zynische Redensarten oder Worte erschüttern unsere Meinung darob nicht. So fröhnt der Mensch bisweilen einem Verstandeswahn, daß Selbstsucht der Hauptschlüssel zu Erderfolg und irdischem Glück ist, gesteht sich im Geheimsten aber doch, daß es bei weitem besser ist, durch Selbstlosigkeit Geistgewinn zu erhalten, wenn auch auf Kosten materieller Nachteile.
Das leise Gemahnen unserer inneren Stimme wurzelt in dem in uns glühenden Geistesfunken, der unser Gewissen beeindruckt. Da aber der Geist ein Fremdling im Stoffe ist, steht er gegen alles, was selbstsüchtig und erdgebunden ist.
Wohl ist es schon so, daß unsere Handlungen gar oft in Disharmonie zu unseren besten Absichten stehen, zu ehrlichem Wollen unseres Herzens. Auch ist es wohl wahr, daß wir oft zuwider Drängens des Gewissens recht egoistisch sind und handeln.
Ein Franzose prägte den Ausspruch, daß Menschenfreude ihre größte Orgie beim Hören vom Unglück eines Nebenmenschen, dem man nicht gewogen ist, feiert.
Der deutsche Sprachschatz spricht von „Schadenfreude“. Ist wohl in dieser Bezie- hung auch nur ein Mensch, der frei und schuldlos dieser Bezichtigung ist? Der zu leugnen vermag, daß nicht ein leiser Hauch dieses verwerflichen Übels, wenn auch verborgen in ihm keimt, das anschwillt und offener zu Tage tritt, wenn das Mißge- schick einen seiner Bekanntschaft trifft?
Vielleicht ist es nicht direkte Freude, sondern ein Gefühl von Selbstbeglückwün- schung, selbst nicht der Betroffene zu sein! Wenn es auch nur Sekunden sind, in de- nen man dieser Form Selbstsucht verfällt, versucht man krampfhaft, sie zu unter- drücken, sich moralisch zusammenzuraffen, fest entschlossen, solches Gefühl nie im
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales geringsten wieder zu nähren. Man bemüht sich, sich einzureden, nicht glücklich über das Mißgeschick des Mitmenschen zu sein.
Aber selbst, wenn wir uns nicht so tief verlieren, sind wir uns bewußt, daß oft nur eine gelinde Beschäftigung mit unserem Ich, unseren Interessen, ein Hindernis dar- stellt, uns ernsthaft und im Sinne des „Barmherzigen Samariters“ mit dem Ergehen anderer zu beschäftigen.
Wie oft wurde nicht ein Gespräch, das um Schmerz oder Ungemach eines Nachbarn ging, durch Gleichgültigkeit eines anderen jäh unterbrochen, indem dieser ausrief: „Oh, das hatte ich ja selbst zu dulden!“ Dann aber dazufügend: „Doch niemand half mir, kümmerte sich nur im geringsten um mich! Warum soll ich jetzt Hilfe leisten?“
Wie oft wurde auch schon das freudige Erzählen eines glücklichen Umstandes oder Geschehens kurz durch jemand abgeschnitten, der keine Freude, von einem fröhlichen Lachen begleitet, zu ertragen imstande war, weil er, ebenfalls aus Selbstsucht, keine Teilnahme an der Freude anderer aufbringen konnte.
Unser aller Gesichtskreis hat sich geschmälert, unser Horizont ist enger geworden, und der Grund zu dem ist die ständig wachsende Beschäftigung mit unserem Ich, in tausendfachen Formen, den Nebenmenschen schadend.
Oft ist es auch zu großer Reichtum, zu reiches Auskosten weltlichen Wohlstandes, Stolz auf irdischen Erfolg und Dünkel über eigenes Können, daß wir weder Zeit noch den Willen finden, uns um das Wohl des Anderen zu kümmern. Wir sind weit von der Erfüllung des Wortes Jesu entfernt:
„Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!“
Die Wurzel des Übels, der Grund zum Mangel an Barmherzigkeit, alles Völkerleid und Elend kommen aus der Selbstsucht jedes einzelnen Menschen.
Abdruschin zeigt uns erneut und haarscharf in seiner Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“, wie wir Selbstsucht, jeden Hang und jedes Laster zu überwinden vermögen.
Das bedingt, daß wir Nachsicht, Milde und Schonung mit uns selbst meiden, unserem Ich in keiner Weise Vorrang geben!
Das bedingt, für unsere Mitmenschen, vor allem aber für des Glaubens Genossen, zu leben, zu denken, zu empfinden und zu kämpfen!
Das bedingt nichts Geringeres, als „keinem anderen ein Leid zuzufügen, um das eigene Begehren damit zu erfüllen!“
Das aber ist kein Opfer, wie es zuerst erscheinen mag, sondern verbürgt Vollkommenheit des Glückes – den Weg zum Frieden!
Aller Menschen Wege auf Erden sind mühsam und hart, nur wenige sind, die im Sonnenschein leben. Der Mensch allein kann sein Schicksal ändern! Er muß sich
mühen, aus Schmerz nur Freude, aus Sorge Geborgenheit, aus Angst innere Ruhe erstehen zu lassen, in Erkenntnis der Gottgesetze, von Selbstsucht durch Selbstzucht zur Selbstaufgabe zu reifen!
Kurze Übersicht über die Weltreligionen.
Wenn von „Weltreligionen“ gesprochen werden soll, muß vor allem zuerst gesagt werden, was der Mensch des Alltags überhaupt unter „Religion“ versteht. Das Wort „Religion“ ist aus dem Lateinischen „religio“ abgeleitet und bedeutet so viel wie „Gottesverehrung, Andacht zur Natur, auch Glaubensbekenntnis und tiefe, innere Frömmigkeit“.176 177
Dies alles schwingt in dem Begriff „Religion“. Keinem Menschen, wenn auch noch so materiell und anti-religiös, wird es wohl einfallen, das Wort „Religion“ mit irgend welchen sachlichen Verstandesdingen, wie Technik, Ingenieurwesen, Wirtschaftsbelangen in Verbindung zu bringen.
An anderer Stelle ist mehr denn einmal schon hervorgehoben worden, daß der Mensch, der ein Geistwesen ist, ohne Religion nicht zu leben vermag. Von frühesten Erdepochen an, hat er sich mit diesem Begriff beschäftigt, wie es auch heute noch, in den Zeiten des Fortschritts, wohl keinen Stamm, selbst in der Mitte des finstersten Afrikas gibt, der nicht an höhere Wesenheiten glaubt, sie irgendwie verehrt, seien es 203
auch nur gefertigte Fetische oder sonstige Abbilder oft der schaudererregendsten Art.
Erst im Verlauf späterer Zeiten haben sich die Religionen entwickelt, obwohl es in Wahrheit nur eine Einzige geben sollte: Die Religion der Wahrheit. Noch klarer be-
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales tont: Die Wahrheit selbst, die gleichbedeutend mit Schöpfungswissen, dem Wissen von Gott ist. Daß sich die Religionen zu dem auswachsen konnten, was sie heute sind, d.h. verbogene Glaubens- und Anbetungsbegriffe, hat die Menschheit nur sich selbst zu verdanken. Damit wichen sie aber auch von der „Wahrheit“, von der echten „Gottanbetung“ ab.
Was dies aber bedeutet und mit sich im Gefolge hat, erlebt der Mensch der Jetztzeit, ein jeder für sich, am Chaos der Gegenwart auf allen Lebensgebieten.
Kehren wir nun zu den „Weltreligionen“ zurück. Man zählt deren sieben, und ihre Symbole werden einst sichtlich erstrahlen, wenn ein Gotteshaus auf Erden gebaut ist, das alle Religionen in sich vereinen wird zu einer einzig wahren Gottanbetung.
„Es soll einmal auf Erden ein Abglanz kommen des wirklichen Paradieses, unter der Hand des Menschensohnes, in dem Beginn des tausendjährigen Reiches, wie auch dabei gleichzeitig ein irdisches Abbild der Gralsburg erstehen wird, deren Urbild auf höchster Höhe des wirklichen Paradieses steht, als bisher einzig wahrer Tempel Got- tes“.178 179
Eine jede der sechs Kuppeln, um die siebente Hauptkuppel herum gelegen, wird je ein Symbol der Weltreligionen krönen, welche folgende sind: Hinduismus, Judentum, Buddhismus, Taoismus, die Zoroasterlehre und der Islam.
Die Hauptkuppel wird überragt von dem Wahrheits- und Schöpfungskreuz des Heiligen Grals.
Die Hindu-Religion datiert von rund 3000 vor Christi Geburt. Ihre Anhänger beziffern sich auf mehr denn dreihundert Millionen Seelen; sie blüht hauptsächlich in Indien, Ceylon, Bali, Siam und Südafrika.
Das Judentum entwickelte sich zu einer wirklichen Religion um die Zeit des 205
Exodus der Israeliten aus Ägypten, als Moses um rund 3000 vor Christus die Zehn Gebote auf dem Berg Sinai empfing. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1939 zählte man oberflächlich gerechnet an die Sechzehn Millionen Juden. Wie viele dieser aber den Nazi-Terror überlebten, ist zahlenmäßig noch nicht ermittelt worden, doch dürfte ein Untergang von rund der Hälfte in Frage kommen. Von genannten 16.000.000 Vorkriegs-Juden lebten an die acht Millionen in Europa, an die vier Mil- lionen in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und der Rest in anderen Län- dern der Erde.
Der Buddhismus bildete sich in Indien nach dem Erdentod Gautama Buddhas im sechsten Jahrhundert vorchristlicher Ära. Gautama war größer denn Rahula und Siddharta-Buddha gewesen, nach seinem Ableben mischte sich aber Menschendenken in die Lehren, die Gautama einst so rein von oben übernommen
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales hatte. Vorübergehend kam es zu einer Einigung zwischen Gautamas Ewigkeits- Glauben und Brahmanentum, das die Priesterkaste seit Einwanderung der Inder, in das nach ihnen benannte Land, um 1500 vor Christus mit ihren heiligen in der Sanskritsprache geschriebenen „Vedas“ pflegte, bis sich einzelne Lehrer auf die Überlieferung besannen, wonach sich Gautama-Buddha gegen das Verschmelzen der Lehren gewehrt hatte. Sie schlossen sich von den Brahmanen ab und nannten ihre Lehre „Buddhismus, Buddhatum“.180 181
Es fand auch Aufnahme im Reiche der Mitte, wo durch Lao-Tse die Lehre vom Hocherhabenen verbreitet und dadurch ein guter Boden geschaffen worden war. Es leben in unseren Tagen an die sechshundertundfünfzig Millionen Buddhisten auf Er- den.
Als der Begründer des Taoismus wird Lao-Tse genannt. Die moderne Geschichtskunde und ihre Forscher fragen noch heute: „Wer war er eigentlich?“
Es wird angenommen, daß er ein Philosoph mit religiösem Einschlag, in China zu Beginn des sechsten Jahrhunderts vor Christus gewesen ist, und gleichzeitig der Bi- bliotheksverwalter der königlichen Herrschaft von Chou, wohin einst Kon-Fu-Tse ihn aufzusuchen kam, der von dem älteren und geistig überlegeneren Weisen scharf ins Gespräch genommen wurde.
Die volle Wahrheit über Lao-Tse und sein Wirken hat erst das auf Vomperberg gebotene Gralswissen erschlossen. Lao-Tse war der Lichtbringer für das chinesische Volk, Wegbereiter für den Menschensohn. Vorgeburtlich zu hohem Dienst für Gott berufen, erblickte er im Reich der Mitte das Licht der Welt, und wurde in Tibet, in einem der Bergklöster, für die Mission unter seinem Volke vorbereitet. Er bekämpfte die Dämonenfurcht und pflanzte das Banner der Wahrheit in dem uralten chinesischen Herrscherreich auf. Doch „wie immer auf der Erde, hielt die Menschheit auch in China am gereichten Strahl des Lichtes sich nicht fest.“ – “Niemals wieder erkannte das weite Reich, das sich im Laufe der Jahrhunderte noch vergrößerte, den Hocherhabenen als seinen Gott an. Wenn Leute kamen, die von ihm künden wollten, 207
wurden sie gemordet. China ist reif, überreif“. Die Zahl derer, die noch an der von Lao-Tse geoffenbarten Wahrheit festhalten, ist so gering, daß sie bisher gar nicht zur Schätzung kamen.
Die Anhänger der ursprünglichen Zoroaster Lehre sind ebenfalls nur wenige im Vergleich zu Christen und Mohammedanern. Statistisch erfaßt, sind einige Hunderttausende, die heute über Iran, das alte Persien, und den westlichen Teil Indiens verstreut leben. Zoroaster, verdeutscht Zarathustra, literarisch bekannt geworden durch das Buch Friedrich Nietzsches „Also sprach Zarathustra…“, lebte zur Zeit des Cyrus, Königs der Perser, der sich Medien, Lydien und Babylon unterwarf. Um 550 vor Christus wurde in diesem großpersischen Reiche, das fast alle Völker Vorderasiens zusammenfaßte, die von Zoroaster umgebildete arische Götterlehre die
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales herrschende Religion. Sie forderte Anbetung des Alleinigen Gottes Ahuramasda, sowie Bekämpfung der von Ahriman geleiteten bösen Geister. Aus diesen Tagen stammt auch die Avesta, eine Sammlung der heiligen Bücher. Geboren um 630 vor Christus war auch Zoroaster vorgeburtlich zu einem Wegbereiter für den kommenden „Geist der Wahrheit“ berufen, lebte in Einklang mit den Gottgesetzen, also, daß er auch zum Wegerhalter wurde.182
Der einzige Wegbereiter und Wahrheitsbringer, der nach der Erdmission des Gottessohnes Christus Jesus zum Wirken unter den Arabern kam, war Mohammed, der Anno 571 zu Mekka geboren wurde und Anno 632 starb. Auch Mohammed wirkte als ein großer Religionsstifter, wenn sein Wirken auch bis ins Politische lief. Sein Bestreben war, die wahre Herrschaft Gottes zunächst in seinem Reich zu begründen, und darüber hinaus in alle Welt zu tragen, nach einem Abbild von oben, das er im Geiste schaute. Es bedarf wohl keiner Erwähnung, daß Mohammed sich damit auch Feinde zuzog. Die Bekämpfung des Götzendienstes und die Einführung des Islam unter den Arabern, Schritt um Schritt, zwang Mohammed im Jahre 622 zu der Flucht von Mekka nach Medina, die als der Beginn der „muselmanischen Ära“ gilt. Der Koran, das Heilige Buch der Mohammedaner, stammt von dem Propheten Gottes selbst. Ihm ist kein schönerer als nachstehender Nachruf gesprochen worden:
„Ein Wahrheitsbringer solltest Du sein. Du warst es! Bezwungen hast Du Dich selbst, gelebt hast Du nur für andere. Gedient hast Du Deinem Gott!“183
Es gibt in unseren Tagen weit über dreihundert Millionen Mohammedaner, die Arabien, Nordafrika, Somaliland und die Ostküste von Afrika, sowie Palästina, Syrien, die Türkei, den Irak und auch gewisse Landstriche von Indien, in den malaischen Staaten, schließlich Teile von China und des asiatischen Rußland bewohnen.
Das Christentum in seiner wahren Gestalt ist das „Schöpfungswissen vom Heiligen Gral“, es sollte das Leben eines Menschen gemäß diesem Wissen sein, das noch einmal die Gesetze Gottes kündet, die in allen Weltreligionen nach dem Tod ihrer Begründer und Stifter verbogen wurden, ja, Entstellung erlitten. Der Name Christentum datiert aus dem Jahre 30, dem Beginn der öffentlichen Mission des Gottessohnes Jesus auf Erden. Die christliche Bibel ist zum Fundament der christlichen Lehre geworden, doch hat es sich erwiesen, daß selbst die Jünger Jesu, die sogenannten Evangelisten, in ihren Berichten oder Evangelien, gewisse Begriffe verbogen haben, wodurch bis heute viele Unklarheiten, ja, selbst Religionskriege erstanden sind. Im Jahre 1949 lebten rund 725 Millionen Katholiken auf Erden.
Die Bibel der Christenheit setzt sich aus dem Alten- und Neuen Testament zusam- men. Das Alte, in hebräischer Sprache geschrieben, umfaßt drei Gruppen von Bü- chern: Den sogenannten Pentateuch, d.h. die fünf Bücher Moses, deren erstes Genesis benannt wird, die Propheten, sowie geschichtliche Aufzeichnungen und Abhandlung
über religiöse Dinge. Das Neue, in griechischer Sprache geschrieben, enthält die vier Evangelien, die Apostelgeschichte, und die Episteln mit der Offenbarung Johannes. Von den letzteren ist das Evangelium des Matthäus das alleinige, das gleich dem Al- ten Testamente in hebräischer Sprache aufgezeichnet wurde. Die im vierten Jahrhun- dert durch Hieronymus ins Lateinische übersetzte gesamte Bibel heißt die von den Päpsten anerkannte Vulgata, während Ulfilas, Bischof der Westgoten, die Bibel ins Gotische übertrug. Ulfilas starb im Jahre 383. John Wiclif übersetzte die Bibel ins Englische, er lebte von 1324-1384. Und Martin Luther schenkte seinem Volk auf der Wartburg um 1521 die Bibelübersetzung in der deutschen Sprache. Nach einer Statis- tik des amerikanischen Handelsministeriums vom Mai 1949 ist die Bibel noch immer das meistgelesene Buch. Im Jahre 1947 wurden 9.248.000 Exemplare verkauft, fast zweieinhalbmal so viel als im Jahre 1939.
An Namenschristen gibt es auf Erden rund neun hundert Millionen, auf die verschiedenen Kontinente verteilt. Die Zahl aber derer, die echtes Christentum – Grals-Christentum – aus Überzeugung leben und betätigen, ist erschreckend gering.
Zum Abschluß seien noch einige Religionen erwähnt, die weniger bekannten Namens sind, aber trotzdem viele Mitglieder zählen.
Da steht die Gegenlehre zu der Lao-Tse’s voran, die Kon-Fu-Tse ins Leben rief, und der an die vierhundert Millionen zumindest in China, Korea und der Mandschurei folgen.
Am unbekanntesten dürfte der Dschainismus sein, von dem Sanskrit-Ausdruck „Jaina“, einer indischen Sekte, abgeleitet, die von Vardhama gestiftet, ungefähr gleichzeitig mit dem Buddhismus entstanden ist. Der Dschainismus versteht unter dem rechten Glauben, daß allein der Dschaina den Weg zur Befreiung aus dem Kreislauf der Geburten gefunden hat und bei ihm allein alles Heil ist. Die rechte Erkenntnis ist die Lehre, daß die Welt unerschaffen und ewig ist. Es gibt keinen Gott, der sie erhält und leitet, alle Organismen sind beseelt, auch die Pflanzen und die Steine, und die Seele ist stets mit Bewußtsein ausgestattet, aber verschiedenartig nach dem Körper, in dem sie sich befinden. Der Körper ist dem Tode unterworfen, aber je nach den Taten des Menschen geht die ewige Seele sofort nach dem Absterben des einen Körpers in einen anderen, eines Wesens höherer oder niederer Art, über, einer 210
Wanderung, von der sie erst durch Eingehen in das Nirwana befreit wird. Rund eine halbe Million Anhänger in Indien haften noch an dieser Lehre, die einige Altertumsforscher als vorgeschichtlich in ihren Uranfängen betrachten, während sie der Ansicht sind, daß der Dschainismus im sechsten Jahrhundert vor Christus nur einer strafferen Prüfung unterzogen wurde.
In Indien, dem Land der Kasten und Religionen, besteht noch ein Glaube, der sich Sikhismus nennt, aus dem sechzehnten Jahrhundert stammt, von Baba Nanak begrün- det wurde und im Pandschab zu Hause ist. Nachdem rund sechs Millionen ihm ange- hören, die auch politisch sich besonders betätigten, zwangen sie die Engländer, dama-
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales lige Herren des Landes, sich ihnen 1840 zu unterwerfen.
Der Shintoismus, auch aus grauer Vorzeit stammend, ist ein Ahnen- und Naturkultus. Seine Anbeter leben hauptsächlich in Japan und ihre Zahl liegt zwischen siebzehn und zwanzig Millionen Seelen. Zu Anfang der siebziger Jahre des neunzehnten Jahrhunderts wurde der Shinto oder Shintoismus zum Staatskultus erhoben. Hirohito, der Sohn des Himmels, von Europäern der Mikado genannt, war der Japaner Vater und Gott, mit göttlichen Ehren verehrt, angebetet, denn der Kaiser war weder Symbol nur, noch Zierde – der Kaiser war Japan! Auch hier hat der Weltkrieg eine Änderung gebracht, uralte Kultur unter Trümmern begraben; Nippon hat aufgehört, das Land der „aufgehenden Sonne“ zu sein!
An genannte Religionen schließt sich noch eine Anzahl neuerer und auch neuester Glaubensgemeinschaften an, von denen ich nur die Mazdaznan-Lehre, den Bahais- mus, die Christliche Wissenschaft, die Spiritisten und Spiritualisten, die Theosophen und Anthroposophen erwähnen will, ganz abgesehen von Hunderten von Sekten, so- wie Ritter- und Mönchsorden, mit denen ich vorliegende Religions-Übersicht be- schließen möchte:
Der Johanniter-Orden mit Abzeichen: Schwarzer Mantel mit weißem Kreuz, wurde im Jahre 1070 von Kaufleuten aus Amalfi gegründet und 1113 vom Papste bestätigt. Die Tempelherren mit Abzeichen: Weißer Mantel mit rotem Kreuz, waren von französischen Rittern Anno 1119 gegründet worden.
Der Deutsche Orden mit Abzeichen: Weißer Mantel mit schwarzem Kreuz, wurde 1190, beziehungsweise 1198, durch Friedrich von Schwaben gegründet.
An Mönchsorden gab es und gibt es noch folgende:
529 Der Benediktinerorden gegründet von Benedikt von Nursia; von Benedikt von Aniane (gest. 821) erneuert.
910 Der Kluniazenserorden gestiftet von Herzog Wilhelm von Aquitanien.
1086 Die Kartäuser durch Bruno von Köln.
1098 Die Zisterzienser durch Robert von Citeaux, erneuert von Bernhard von Clairvaux, daher auch Bernhardiner genannt,
1119 Die Prämonstratenser durch Norbert von Xanten.
1156 Die Karmeliter durch Berthold aus Kalabrien.
1215 Die Dominikaner durch Dominicus de Guzmann.
1223 Die Franziskaner oder Minoriten durch Franz von Assisi. Weiblicher Neben- zweig die Klarissinnen.
1256 Die Augustiner durch Papst Alexander IV.
1662 Die Trappisten, genannt nach der Abtei von Trappe, im Jahre 1140 gegründet, und im 17. Jahrhundert von Abbé de Rance reformiert.
Als Epilog:
Die Goldene Regel der sieben Weltreligionen.
Das Christentum basiert auf folgender Lehre: Alles nun, was Ihr wollt, das Euch die Leute tun sollen, das tut Ihr ihnen auch; das ist das Gesetz und die Propheten.
Der Hinduismus bekennt: Darin ruhet der Inhalt jeder Pflicht, tue nichts Deinem Nächsten, das ihm Schmerz verursacht.
Das Judentum fordert: Was Dich selbst schmerzt, tue nicht Deinem Bruder! Darin 211
wurzelt die Thora, und alles andere ergibt sich aus diesem Gesetz. Gehe hin und lerne es leben!
Der Buddhismus lehrt den Standpunkt: Tue anderen kein Leid an, das Dich selber schmerzen würde!
Die Lehre Lao-Tse’s besagt: Betrachte Deines Nachbars Gewinn, wie auch Verlust, als den Deinen!
Zoroaster verkündet: Nur das Verhalten ist gut, wenn darin nichts liegt, das für Dich selbst nicht gut wäre.
Des Islams Goldne Regel ist: Niemand ist echt in seinem Glauben …. bis er nicht das für seinen Mitmenschen möchte, was er für sich selber wünscht.
Mitternachts – Stunde.
„Es kommt eine Mitternachts-Stunde, in der alle Menschen sich zeigen müssen, wie sie sind!“
„Es war ein Mensch . mit Namen Nikodemus . der kam zu Jesus bei Nacht . und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, Wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist?“ Ev. Johannes, 3, 1-4.
Nur durch den Tod des alten „Adam“ im Menschen und die Wiedergeburt seines Geistes ist es möglich, daß unser Urglaube an die Wahrheit seine alte Bedeutung und dynamische Kraft zurückgewinnt, die wir alle verloren haben. Nur durch Zertrümme-
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales rung unseres Dogmas und Umformung unseres Glaubens in wahrhafte Überzeugung, vermögen wir neu geboren zu werden.
Wahrlich, der Mensch der Gegenwart steht vor der alten Rätselfrage: „Wie kann ein Mensch neu geboren werden, wenn er alt ist?“ Vermag eine gesamte Zivilisation, ihrem Wesen nach im Abstieg und Verfall, sich geistig zu erneuern, neu oder wiedergeboren werden? Kann die Christliche Kirche, die augenscheinlich für Millionen in sich versank, oder aus Furcht ihrer Priester und durch Pharisäertum geknebelt wurde, in sich wieder neu zu ursprünglicher dynamischer Geistesmacht reifen? Können die Bruchstücke des Glaubensbekenntnisses aufs neue zusammengefügt werden?
All diese Probleme bergen, äußerlich betrachtet, in ihrem Kernpunkt jene einzige, historisch bedeutsame, inhaltsschwere und aus Seelenangst quellende Frage, die Ni- kodemus, ein Oberster unter den Juden, an den Gottessohn Jesus richtete.
Diese Frage dünkt auch heute die einzig wichtige, allein bestimmende und fragenswerte zu sein:
„Kann ein Mensch neu geboren werden, wenn er alt ist?“
Findet ein Wahrheitssucher keine Antwort hierauf, verbleibt ihm nur jene
Einstellung zum Leben, welcher Atheisten und Nihilisten leben – geistiger Tod.
Abdruschin hat in seiner Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“ Antwort in seinen darinnen enthaltenen Vorträgen gegeben, die das Problem berührt, das Nikodemus mit seiner Frage an den Nazarener aufwarf, und zwar von zweierlei Seiten beleuchtet, der rein physischen, wie sie der Pharisäer in der Reife seiner damaligen Geistentwicklung wohl meinte, und der geistig-kosmisch allumfassenden, wie sie der Gottessohn erklärte.
In dem Vortrag „Kann Alter ein Hemmnis zu geistigem Aufstieg bilden?“ verneint der Weltenlehrer diese Frage! „Das Alter bildet keine Hemmung, sondern Ansporn, da in dem Alter die Stunde des Hinübergehens sichtbar näherrückt!“
Hieran knüpft sich eine zweite Frage: Ist es möglich, daß ein Mensch seinen Weg zu einer geistigen Wiedergeburt nur darum verfehlt, weil ein hohes Erdenalter es für ihn erschwert, oder ihn verhindert, eine für ihn neue Darstellung der kosmischen Wahrheit, bezüglich des Schöpfungswissens, in sich zu verarbeiten und zu erkennen, obwohl er sich vielleicht sein ganzes Leben ehrlich mühte, nur das Gute zu tun?
Hierzu betont der Weltenlehrer anfangs des gleichen, oben erwähnten Vortrags:
„Das nach irdischen Begriffen Rechte zu wollen, oder das Gute zu wollen, ist oft ein großer Unterschied! Das irdische Recht ist nicht immer auch das Gute! Heute genügt es für den Menschen nicht mehr, einfach das Rechte gewollt zu haben! So etwas konnte er bei seiner ersten Inkarnierung tun. Jetzt wird mehr von ihm gefordert! Sobald er sich nicht gewaltsam aufrafft, geistig endlich wissend höher zu
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales
212 kommen, so ist er unbedingt verloren.“212
Darum sollte sich jetzt, zur Endzeit einer ganzen Weltepoche, jeder Mensch, auch der Greis und die Greisin, innerlich aufschwingen, schon hier auf Erden zu einer geistigen Wiedergeburt zu kommen, die ihm die Erkenntnis der Gralsbotschaft bietet. Das neue aus ihr geschürfte Weistum, das kein Menschenhirn, auch noch so klug und intellektuell gezüchtet, zu bieten vermag, muß eine nur auf Lebenserfahrung gegründete Tatsache werden, gemessen und gewogen nach Gottgesetz. Ein Mensch reinen Herzens, echter Demut und guten Wollens kann das Leben mit neuen Augen betrachten, das Leben mit neugeborenem Herzen empfinden, jedem Geschehnis und jeder Tatsache mit neuer Erkenntnis begegnen und die Wahrheit mit geläutertem Geist erkennen – auch wenn er alt ist!
In dem Prozeß meiner eigenen geistigen Wiedergeburt habe ich bestimmte Stadien empfunden und dafür besondere Zeichen erhalten. Sie waren durchaus nicht neuer Art, sondern alter Gepflogenheit, wie sie viele vor mir gespürt haben mögen und nach mir auch wieder spüren werden. Denn jeder hat sie für sich selbst zu erleben, sollen sie geistigen Wert für ihn erhalten! Meine eigenen Erfahrungen machten mir klar, daß die geistige Wiedergeburt das irrige Dogma zertrümmert, allen Irrglauben bannt, Verworrenheit und Verzweiflung überwindet, Trübsinn und Hoffnungslosigkeit beseitigt, sowie den Tod alles Falschen bedingt. Aus dämmerndem Dahinsterben im Leben ohne Freude – zum Leben in vollster Freude des Seins – so will es das Gesetz des Lebens, des Lebens in Gott, das kein Wahn oder Einbildung, nein, absolute Tatsache ist!
Solange wir im wahren Sinn des Wortes unseren falschen Glauben, unseren Pseudo-Glauben, unseren lauen Glauben nicht verlieren, vermögen wir ihn auch nicht zu retten. Wir müssen das Räderwerk unseres geistigen Innenlebens nicht nur beschleunigen, sondern völlig umsteuern, ihm eine durchaus neue Richtung geben, der Höhe entgegen. Wenn Evolution unbedingten Fortschritt bedeutet, fordert Grals- Christentum, das identisch mit Tat-Christentum ist, bedingungslose Umkehr aus allem, was von Übel, und ehrlichste Reue für begangene Missetat! Des Hirnes an Raum und Zeit gebundene Gelehrsamkeit vermag nie unser Seelenleben auch nur zu beeinflussen, geschweige denn umzuformen; nur das „Kreuz der Wahrheit“ kann es im Urgrund ändern, die Krankheit an seiner Wurzel packen. Und dies ist nichts anderes, als das Ersticken und Auslöschen des egozentrischen Menschen, seines Eigenwillens, seiner Selbstverherrlichung! So vollzieht sich die geistige Wiedergeburt, die nur ein Herz in reinster Demut erfährt!
Noch eine andere Erkenntnis wurde mir beschieden, eine weitere Lebenserfahrung und Lehre, daß eine solche geistige Neugeburt, ein im Geiste Wiedergeborenwerden, solch ein Neuerstehen des inneren Seins entweder ein plötzlicher Umbruch alles bisher Bestandenen ist, wie es oft im Spiegelbild einer allem Religiösen abgekehrten Romantik erscheint, oder ein Geschehen, das völlig
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales unabhängig von den Mühungen dessen vor sich geht, den es betrifft.
Die geistige Wiedergeburt darf auch nicht als eine von vornherein vollendete Tatsache gelten, sondern ein ständig fortschreitender und sich entwickelnder Vorgang, und die Möglichkeit zu einer Wiedergeburt im Geiste liegt ausschließlich im guten Willen eines Erdenbürgers, der weit hierfür die Tore seiner Seele öffnet. Auch erkannte ich in mir, seitdem ich bewußt das Geisterleben einer Wiedergeburt hatte, daß, da diese einen ungeheueren Schritt voran zur Höhe des Lichtes schon hier auf Erden bedeutet, man dieses Gnadengeschenkes von oben auch wieder verlustig gehen kann, und daß diese Geistesgabe ständig erhalten werden muß, man sich ihr Wert erzeiget, will man der Region der Zersetzung entgehen, die im Dunkel schon schwelt, und mit ihm die Menschheit.
Darum mahnte auch der Herr: „Wachet und betet!“ Bleibet nur in steter Bewegung, verharret in geistiger Regsamkeit!
Der Menschheit Elend ist, recht beurteilt, nur ein Elend ihrer Geistesverfassung. Um mit den Worten des alttestamentarischen Baruch zu sprechen, hat die Menschheit den Born hohen Weistums verloren. Ihr Unglück kann sich nur durch eine grundsätzliche Wiedergeburt im Geiste wenden, im Einzelfall wie im allgemeinen, in so tiefer Weise, in solch einer realen, so harten Form, wie es vonnöten. Solange die Menschheit dies nicht erkennt und aus dieser Erkenntnis ihre Folgen zieht, daß die Gott- oder Naturgesetze, denen sie unterstehen, eisern, unwankbar, unabänderlich sind, gleich wie es die physischen, dynamischen und mathematischen sind, verbleibt die Menschheit wie in einem Narrenparadies.
Wahrlich, ein schrecklicher Feind steht gegen uns im Kampfe! Die Mächte der Finsternis bestürmen unsere Seelen, so stark, wie auch die Schlacht im Stoffe wütet! Es geht um alles oder nichts, um Leben und Tod! Halbe Maßnahmen dürfen nicht getroffen werden, Lauheit muß weichen, nichtig und zwecklos Verhandeln aufhören, Kompromisse müssen gemieden werden! Für die, so wünschen neugeboren zu werden, wie Jesus und Imanuel es gefordert haben, ergehet auch der Kampfruf „vorzutreten“, um sich, kleine Herde unter den Massen, mit den wenigen derer zu vereinen, die versuchen, nach dem Motto zu leben, das da lautet:
„Gehorchen – Dienen – Helfen!“
„Gehorchen heißt in Wirklichkeit weiter nichts als Verstehen! Dienen ist Helfen.
213 Helfen aber bedeutet herrschen.
Das wiederum bedeutet, daß wir alle unsere ehrgeizigen Träume lassen und endgültig auf sie verzichten lernen, das Geringe des Guten, das unser Herz noch besitzt, zu retten suchen und die Brosamen, die wir aus dem Wort der Wahrheit uns
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales zu erhalten vermochten, als Saat ausstreuen, damit sie hundertfach Frucht erbringe. Es bedeutet, daß wir uns selbst aufgeben, alles für das Eine, das Not tut opfern, alle Not und Leiden auf uns nehmen, um sie in Segen umzuwandeln zum Heil und Frommen aller Glaubensgenossen.
Es bedeutet, unser mühsam Erlerntes hintanzustellen und wie ein Kind die Weisheit des Herrn in uns auf zunehmen. Es bedeutet, die unantastbare Autorität der Gottgesetze zu erkennen, und nicht nur das, sondern sie zu leben. Es bedeutet all dieses oder nichts, ein positives „Ja“ oder ein negatives „Nein“, einen Verstoß alles Lauen, ein Bannen jedweden Mittelweges, es bedeutet, was das Leben im „Gral“ erheischt. Es bedeutet vor allem, den Rufen der Versuchung Luzifers zu trotzen, allen Stolz zu schlucken und Eigendünkel zu kreuzigen und abzulehnen Selbstbefriedigung. Es bedeutet die höchste Gefolgschaft des Herrn, sich einzufügen in sein Werk der Schöpfung, sich anzupassen seinem Willen, wie eine Violine sich anpaßt dem Bogen des Meisters, um in reinster Harmonie zu erklingen. Kein anderer Pfad führt zum Frieden, zum ewigen Leben!
Wir wissen um den Ruf Imanuels. Seine Botschaft ist der Ruf, es ist der Ruf, ihm zu folgen, alles andere zu lassen! Es ist der Ruf für die Ewigkeit! Die Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“, in allem geistig erkannt und bestätigt, vermag uns und alle Menschheit vom Geistestod zu retten, dem wir mit Riesenschritten entgegeneilen. In dem Wort Abdruschins findest du und ich, was wir ersehnen, die Freiheit des Geistes. „Freiheit aber ist Demut! Nur in der Demut liegt die echte Freiheit jedes Menschen- geistes!“214
Von dieser Freiheit haben wir bisher wenig oder nichts gewußt! Nun erst beginnen wir zu erkennen, daß wir ohne das Wort Abdruschins nie und nimmer frei im Geiste zu werden vermögen, sondern Sklaven des Verstandes bleiben, der uns wie mit Ketten an die Stofflichkeit fesselt. Solange wir nicht von unserem „Ich“ freikommen, sind wir nicht frei im Sinne der Schöpfungsgesetze. Aller Erzfeind ist das „Ich“! Das müssen wir wissen und auch anderen künden, dieses „Ich“ müssen wir aus unserer eigensten Seele in der Mitternachtsstunde reißen, wenn alle Menschen sich zeigen, wie sie in Wahrheit sind!
Das Geheimnis der Gezeiten.
Seit urgrauen Zeiten zog es wie ein Raunen durch die Welten, ein leises Flüstern wie auffliegende Blätter im Morgengrauen oder auch das Branden der Wogen am fernen Meeresstrand. Und in der Unruhe menschlicher Seelen formte sich die bange Frage:
„Woher kommt dies Säuseln? Was will es uns sagen? Ist es ein Wink aus der Ewigkeit? Ein prophetisches Versprechen unverlöschlichen Segens?“
Um dieses Raunens wegen in der innersten Brust haben Menschen alles verlassen, das ihnen wert und teuer gewesen! Um es zu vergessen, haben sie sich aus Furcht in die Tiefe des Abgrundes gestürzt! Mütter haben davon ihren Kindern gesprochen und Philosophen haben nach dem Grund vergeblich geforscht!
Es war der Menschheit ewiges Geheimnis, wohl verborgen und doch offenbar, gleich wie es ein Waldpfad bei Sonnenaufgang ist, der von Lichtflut übergossen in tiefste Schatten getaucht liegt. Und viele Menschengeister, die nur im Schatten des Lebens zu schreiten lieben, verfehlen des Taggestirns leuchtende Strahlen. In den Tagen verklungener Jahrtausende haben weise Männer dies erlauschte Flüstern in der Stille ihrer Heiligtümer inbrünstig und andachtsvoll bewahrt. In späterer Zeit, der Epoche des Mittelalters, haben sie es in heiligen Büchern verzeichnet – wurden doch damals Bücher noch heilig gehalten.
Sie wurden ehrfürchtig mit nur reinen Händen berührt und von solchen gelesen, deren innere Augen weit geöffnet waren. In noch späterer Zeit griffen schmutzige Finger nach diesen geweihten Bänden, stierten frivole Augen auf ihre eng und sorgsam in Gold und Farbe geschriebenen Zeilen. Worte wurden hinzugefügt und ursprüngliche gestrichen, und jene Bücher, einst geheiligt, waren nicht mehr heilig, ausgenommen dem Namen nach.
So wurde das große „Geheimnis der Gezeiten“ in Menschenwort gekerkert, und Worte, die einst nur Erleuchtete hauchten, als wären sie mit Weißglut in ihr Herz für das Gewissen der Menschheit gebrannt, wurden von Laien gedankenlos nur nachgeplappert und von diesen wieder in Bücher umgeschrieben, ohne sich an die Urtexte zu halten und – so verwässerte, einst uraltes geheiligtes Weistum, das „Geheimnis der Gezeiten“.
Eines der welthistorisch, weltenerschütternden Worte dieses Weistums, das Lichteskraft im Kosmos nicht vergehen ließ, lautete:
„Gedenke, o Kreatur der Erde, daß am Ende der Tage der Menschensohn kommt, im Namen Gottes Gericht zu halten!“
„Wer ist Gott?“ – fragt die Menschheit von heute. Viele glauben überhaupt nicht an einen Gott. Sie verleugnen sein Sein. Andere erklären sich das Raunen Gottes, indem sie sagen: Gott ist das Leben der Welt, Leben, das im Steine schafft, Leben,
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales das in der Pflanze wirkt, Leben, das sich im Tiere bekundet, Leben auch, das sich in der Menschenbrust regt, Leben letztens, das aus denen strahlt, die sich größer denn Erdenmenschen dünken – falsche Propheten! Die Anhänger der Theosophie murmeln das Wort „Pantheismus“! Umschließt dieser Begriff das „Geheimnis der Gezeiten“? Gibt es einen Gott, der überall ist, wie Millionen behaupten.
Und wieder eine Auslegung einer anderen Erdepoche, einst in einer anderen Sprache gesprochen, proklamiert: Das Reich Gottes ist in Euch, Ihr Herren der Erde, Ihr seid Gott selbst?
Rasse folgte auf Rasse auf dem Erdenplaneten, Zivilisationen kamen und gingen, sie erblühten, bestanden eine Weile und verfielen zu Asche. Große Reiche wurden errichtet, auf ihren Ruinen erstanden andere Reiche, eine Kultur folgte der ihr vorausgegangen. Religion auf Religion löste einander ab. Von vielen hat sich nur wenig erhalten, goldene Körner der Wahrheit wie vereinzelte Brillanten, und dann auch nur in geheimen Zeichen, die niemand mehr zu lesen vermag oder auch in Symbolen, die kein Menschenhirn versteht. Von anderen Kulten überkamen auf uns nur noch Überbleibsel – fremdartige Statuen halbgöttlich-menschlich-tierische Wesenheiten wie die Zentauern, sowie Inschriften in Stein gehauen, Tafeln aus Ton, Spuren an Wänden unterirdischer Höhlen, Grotten und Tempeln, ehedem eingeritzt sogar bemalt. All diese Zeichen, Runen und Hieroglyphen sprechen eine gebrochene Sprache von uralten Glaubenskulten, die einst vor Millennien, nach neuester Forschung Jahrmillionen, die Lebenskräfte in menschlichen Kreaturen schürten.
Sie alle raunten, ein jeder für sich, das ewig gleiche, stetig wiederkehrende Geheimnis, das den Menschen künden will, daß sie nur Wanderer in des Stoffes Dichte sind, die unbewußt aus dem Geistreich kamen und bewußt geworden dahin zurückdrängen, wenn sich nach dem goldenen Buch des Lebens ihr Lebensring hienieden zur Vollendung schließt, jenem Buche, das zu öffnen nur Einer erkoren, der nimmer nachließ zu mahnen, die Geister der Menschen zum Wachsein anhielt, bereit zu sein, wenn Er kommen würde, Gericht zu halten auf Erden und sich der Ringschluß auch der Gezeiten erfüllt.
In jeder Mythe und Legende, jedem Symbol und Ritus, die mit den Religionen der Vergangenheit verbunden sind, ja, selbst in den zerbrochenen und verbogenen Gebräuchen irrigen Aberglaubens wilder Stämme, können drei Grundbegriffe unschwer erkannt werden, die sich auf den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist beziehen.
Wir, die wir die Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“ von Abdruschin nun kennen lernen durften, wissen auch um das Geheimnis der drei ewigen Namen, die die Dreifaltigkeit des Allewig-Allmächtigen formen und die im Dreiklang auch auf Erden zur Zeit des Weltgerichtes verankert wurden, jene drei heiligen Namen, von 215 denen der Berg des Heiles zeugt:215
Vorliegende Niederschrift soll noch mit einigen Begriffen aus Vergangenheit und Gegenwart dienen, die dafür sprechen, wie tief die Verwirrung um der Trigone Namen in menschliches Denken gedrungen ist, in Lehren, Deutungen und Darlegungen jener, die für sich das Recht heischen, Künder der Geistwissenschaften zu sein, wozu okkulte Lehrer, Spiritisten, Führer von Logen, geheimen Religionsgemeinden und allerlei Sekten und nicht zuletzt Theosophen zählen.
Letzterer Lehre zufolge ist es das erste Prinzip, das Prinzip Allvaters, hie und da sogar das Prinzip der Allmutter genannt, das die pantheistischen Systeme der Menschheit erleuchten sollte.
Das zweite Prinzip ist das Prinzip des Sohnes, welcher das Haupt der geistigen Systeme benannt wird. Gleichzeitig wird er für das höchste Prinzip des Opfers gehalten, das göttliche Opfer für Menschenleben im Stoffe, wodurch mit der Kreuzigung auf Golgatha göttliches Leben über die Welten ausgegossen wurde. Es dürfte nicht nötig sein zu betonen, daß diese Begriffsdeutung dem von Abdruschin geoffenbartem Schöpfungswissen widerspricht.
Das dritte Prinzip, das Prinzip des Heiligen Geistes, ist im Innersten aller Mysterienkulte verankert, demgemäß der Geist als Herr des Joga, als der Ursprung der Geheimnisse aller Religionen, als der Begriff reinster Göttlichkeit im Menschen befunden wurde.
Die drei Prinzipien – personifiziert in menschlicher Vorstellung, oder noch besser bezeichnet, die drei Wesenheiten oder Teile der Gottdreieinigkeit, sind so unauslösch- lich in allen Religionen verwoben und begrifflich mit ihnen verflochten, von wildes- ten und unreifsten Glaubensformen vorzeitlicher Urmenschen an bis zu den großen Weltreligionen und philosophischen Kulten Ägyptens, Indiens und Chinas, sowie Griechenlands, daß es unmöglich ist, sie zu trennen. Es kann nicht anders sein, als wie auch wir, Träger des Gralskreuzes der alleinigen Wahrheit, erkannten, daß die drei Wesenlosen Wesenheiten eine einzige Einheit sind,184 185 artgemäß von einander nicht unterschiedlich, verschieden jedoch in Ausstrahlung und Wirken – ein göttliches 217
Mysterium!186 187 Unerfaßlich mit dem irdischen an Raum und Zeit gebundenen Ver- stand, in Erschauern nur erahnbar von einem in Demut schwingenden, von allen Schlacken und Irrtümern befreiten Geiste.
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Die Hierophanten der Antike, denen soviel noch verständlich gewesen, was der spätere und heutige Mensch nicht mehr zu fassen vermag, betrachteten die Mensch- heit als einen Niederschlag eines kosmischen, ja, göttlichen Geschlechtes. Wurden den Pharaonen Ägyptens doch göttliche Ehren zuteil!
Um gewisse Unterschiede zwischen diesen und gewöhnlich Sterblichen zu prägen, bedienten sich schon die Hierophanten gewisser Zeichen und Symbole,
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales woraus in späteren Epochen die Mißbegriffe wuchsen, die als eine Folge von Wahrheitsverstümmlungen noch älterer Glaubenskulte betrachtet werden dürfen.
In den Gesetzen von Manu, eine der ältesten Schriften der Erde, steht zu lesen:
„Nach Spaltung der eigenen Einheit wurde die höchste Macht männlich und weiblich, erhielt also eine aktive und passive Eigenschaft, aus der Vereinigung dieser beiden Prinzipien ging der Sohn hervor“.
Wie man jetzt weiß, ist ein Körnchen Wahrheit, wenn auch verbogen, in allen diesen Geheimnissen enthalten. Und wie dies in den Gesetzen Manus der Fall war, war es in gleicher Weise mit dem Begriff von „Parzival“, dessen Sein von hoch- inspirierten Menschen, wie beispielsweise Richard Wagner, erahnt und geschaut wurde, dessen wahre Wesenheit, nicht „der reine Tor“, sondern „das reine Tor zum Licht“, aber aller Menschheit erst durch Abdruschin, dem Weltenlehrer, der „Parzival“ selbst war, richtig erklärt ward. Abdruschin schrieb in der Gralsbotschaft:188
„Die ernstesten Gelehrten und Forscher befaßten sich mit dem Geheimnis des Heiligen Grales (demzufolge mit Parzival, des Heiligen Grales König). So manches davon hat hohen, sittlichen Wert, doch alles trägt in sich den großen Fehler, daß es nur einen Aufbau vom Irdischen aufwärts zeigt, während die Hauptsache, der Lichtstrahl von oben herab, fehlt, der erst die Lebendigmachung und Erleuchtung bringen könnte.“
Wenn die Gesetze Manus von einem männlichen und weiblichen Prinzip sprechen, so ist auch hierbei die kosmische Wahrheit gestreift, wenn auch in anderer Form, als die Gesetze Manus künden. Sie erahnen wohl den Begriff von „Spaltgeistern“, die sich wieder vereinen müssen, und von denen uns Abdruschin 220 ebenfalls in seiner Botschaft „Im Lichte der Wahrheit“ offenbarte.189
Die uralte, wie auch noch neuzeitliche Anschauung, daß aus dem männlichen und weiblichen Prinzip der Sohn – mit dem Irrgläubige, Christus meinen – hervorging, ist eine verstandliche Auslegung, die falsch ist.
Doch dieser Sohn des Allerhöchsten ist es gerade, dem zu allen Zeiten, seitdem Menschen die Erde bevölkern, in jeder Glaubensart von allen Geistkreaturen, wenn auch unbewußt, heißeste Anbetung je und je gezollt ward. Mit seiner Persönlichkeit werden die wärmsten, menschlichsten und leider oft nur zu bigotten Begriffe in früheren wie auch jetzigen Religionen noch in Zusammenhang gebracht. Er ist der Sohn Gottes des Herrn, der um der Menschen willen sich mühte, litt, ja, alle Sünden geduldig auf sich nahm – was für ein unseliger Irrglaube! – Der aber in seinem transzendenten Aspekt stets der unveränderliche, sich ewig Gleichbleibende verbleibt.
Die zweite Person in der Gottdreifaltigkeit, z. B. der Inder, ist Wischnu. Er ist der
gleiche Gott, der im Persien Zoroasters Mithra genannt wurde und im Norden der Erdkugel, Baldur der Blonde, der Gott des Lichtes. Im alten China hieß man ihn Fohi, in Ägypten Osiris, bei den Griechen und Römern Hermes und Merkur, den Götterbo- ten. Wiederum andere Gläubige bezeichneten ihn mit Adam Kadmon, den Ur- 221
menschen der jüdischen Kabbala,190 nach dessen vollkommenem Bildnis der Mensch, aber unvollkommen, abstammt. Die Gnostiker sprachen von dem ersten Aeon, wäh- rend christliche Sektenführer vom Logos zu predigen begannen. Unter all diesen Namen wurde Er, der Sohn, ehedem angebetet. Nach dem Erdenwallen des Nazare- ners vermengte der Menschenverstand die Wesenheit der beiden Gottessöhne in un- verantwortlicher Weise, damit den Unterschied mißachtend, der, kosmisch bedingt, zwischen dem Gottes- und dem Menschensohn besteht. Ist doch keiner all der obigen Namen der wahre Name des Erst- und Ausgeborenen Gottsohnes – des Menschensoh- nes, – um den sich das Geheimnis aller Gezeiten rankte.
Das Siegel dieses Geheimnisses hat nun der Menschensohn selbst, rund 1900 Jahre nach dem Mord am Heiland – dem Eingeborenen Gottessohn – auf Golgatha, erbrochen, indem er den Namen zunächst seinen nächststehenden Jüngern und hernach aller Welt offenbarte, worüber die Chronik des Heiligen Grals also berichtet:191
„Am neunundzwanzigsten Dezember 1929 inmitten einer traumhaft schönen Winterlandschaft auf dem Heiligen Berge im Lande Tirol erfolgte die Verkündung des Menschensohnes. Es war damit eine ergreifende Feier verbunden. Das die Teilnehmer überflutende Licht ließ alles in reinster Empfindung schwingen, es kann darüber nicht in Menschenworten gesprochen werden. Die Verkündung erfolgte mit seinem Namen:
„Ich bin’s der Menschensohn Imanuel Parzival Abdruschin Oskar Ernst Bernhardt, achtzehnten April eintausendachthundertfünfundsiebzig, der Kommende! Ich spreche nur zu denen, welche ernsthaft suchen. Sie müssen fähig und gewillt sein, sachlich dieses Sachliche zu prüfen! Religiöse Fanatiker und haltlose Schwärmer mögen ferne davon bleiben, denn sie sind der Wahrheit schädlich. Böswillige aber und die Unsachlichen sollen in den Worten selbst ihr Urteil finden!“
Der Name des Menschensohnes ist der „Neue Name“ der Offenbarung Johannes des Täufers, von dem der „erste unter den Menschen“, aber dennoch der „letzte im Himmelreich“ aus der Urschöpfung, dem Ursprung seiner Heimat, folgendes bekundet hat:
„Höre mich, Johannes! Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, der Allewige, der Allgewaltige. Ich bin der „Ich Bin“. Ohne mich ist nichts. Ich habe die Schlüssel der Hölle und des Todes, zu binden, was verflucht ist, zu lösen, was sich bekehret hat. Wer überwindet und durchhält bis ans Ende, der soll die Kraft
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales erhalten, ein Streiter des Lichtes zu bleiben. Und will ihn machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und soll nicht mehr hinaus gehen. Und will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt von meinem Gott – und meinen Namen, den Neuen!“
Den Begriff der „Gottdreieinigkeit oder Gottdreifaltigkeit“ erklärt der 223
Weltenlehrer in seinem Vortrag „Gott“ wie folgt:
„Es gibt nur einen Gott, nur eine Kraft. Was ist aber nun die Dreifaltigkeit? Dreieinigkeit? Gottvater, Gottsohn und Gott, der Heilige Geist? – Der „Heilige Geist“ ist Geist vom Vater, der abgetrennt von ihm gesondert in der ganzen Schöpfung wirkt, und der wie auch der Sohn trotzdem noch eng mit ihm verbunden, eins mit ihm ge- blieben ist.
Die ehernen Gesetze in der Schöpfung, die gleich Nervensträngen durch das ganze Weltall gehen und die unbedingte Wechselwirkung bringen, des Menschen Schicksal, oder sein Karma, sind …. von dem „Heiligen Geist!“ oder deutlicher: dessen Wirken.
Und wie Gottsohn vom Vater ist, so ist auch der Heilige Geist von ihm. Beide also Teile von ihm selbst, ganz zu ihm gehörend, untrennbar, da sonst ein Stück zu ihm fehlen würde. –
So ist Gottvater in seiner Allmacht und Weisheit, zur Rechten als ein Stück von ihm Gottsohn, die Liebe, und zur Linken, Gott der Heilige Geist, die Gerechtigkeit. Beide von Gottvater ausgegangen und als einheitlich dazu gehörend.
Das ist die Dreifaltigkeit des einen Gottes.
Vor der Schöpfung war Gott eins! Während der Schöpfung gab er einen Teil seines Willens als in der Schöpfung selbständig wirkend von sich ab und wurde dadurch zweifältig. Als es sich nötig machte, der verirrten Menschheit einen Mittler zu geben, weil die Reinheit Gottes keine direkte Verbindung mit der sich selbst geketteten Menschheit zuließ ohne Menschwerdung, spaltete er dazu aus Liebe ein Stück von sich selbst zur vorübergehender Menschwerdung ab, um sich der Menschheit wieder verständlich machen zu können, und wurde mit der Geburt Christi dreifältig!
Was Gottvater und Gottsohn ist, war schon vielen klar, aber der „Heilige Geist“ verblieb ein verworrener Begriff. Er ist die ausübende Gerechtigkeit, dessen ewige, unverrückbare und unbestechliche Gesetze das Weltall durchpulsen und bisher nur ahnend genannt wurden:
Schicksal! . Karma! Der göttliche Wille!“ –
Das Geheimnis der Gezeiten wurde mit Gotteskraft, durch das Wirken des Menschensohnes Abdruschin Imanuel auf Vomperberg, in Erfüllung uralter Weissagungen enthüllt.
Aufbau, Zersetzung, Rettung.
Die Lehre des Gottessohnes Jesus, mit Christentum bezeichnet, hat fast zwei Jahrtausende gerungen, sich auf Erden durchzusetzen. Noch immer sind Missionare am Werke, die Evangelien Heiden und fremden Stämmen zu vermitteln. Millionen wissen noch nichts von ihnen.
Das Christentum begann im Stalle zu Bethlehem. Von Anfang an stand man ihm feindlich gegenüber, schon um die Tage der Geburt des Knäbleins zog Furcht und Haß durch die Fluren Judäas, König Herodes erschrak und mit ihm das ganze Jerusa- lem. Um dieses Kindleins wegen, mordete man die bis zu zweijährigen Knaben. Blut floß in Strömen um des kommenden Erlösers willen.
Das ganze Leben Jesu war ein Kampf; Eltern und Brüder verstanden ihn nicht, seine Zeitgenossen wiesen mit Fingern auf ihn, Hohn und Gelächter auf den Lippen. Nur Wenige folgten, erkannten sein Wesen, schritten mit ihm bis zum irdischen Tod. Auf Golgatha wurde der Gottessohn gekreuzigt. Aber das Christentum starb nicht. Wohl litt es ähnliche Kämpfe wie sein Begründer, lief zu Zeiten Gefahr, verlöscht zu werden, doch die gebrachte Wahrheit hielt stand, wenn sie auch verwässert und hie und da verbogen wurde.
Es war ein Häuflein Männer gewesen, weder reich noch in Ehren, gerüstet mit nichts als der Erinnerung dessen, was ihnen der Meister gekündet hatte, die das Kleinod erkannt und übermittelt hatten kommenden Geschlechtern. Gegen sie hatte das römische Reich gestanden, heidnische Cäsaren mit ihren Legionen, Sklavenhalter und Tyrannen jener damals bekannten Welt.
Die Bahnbrecher für die Wahrheit und ersten Verkünder der neuen Lehre zogen mutig in die Welt, ohne Waffen, doch mit dem Schwert des Geistes gerüstet. Sie schlugen ihre Gegner und bittersten Feinde mit der Gewalt der Worte:
„Alles nun, was Ihr wollt, das Euch die Leute tun sollen, das tuet ihnen auch!
Solches hatten die Eiferer noch nie vernommen, gegenüber dieser Schlagkraft mußten sie verstummen. Es war etwas Neues in die veraltete, geisterstarrte Welt getreten, die Gottesliebe, die aus den Worten sprach und sich nun auf Erden zeigte und selbstlose Menschenliebe gegenüber dem Bruder und Nächsten gebot.
„Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst!“
Liebe war das Schlüsselwort, das Heilige Banner zwölf einfacher Menschen, die der Gottessohn erwählt hatte zu einer weltumfassenden Mission, die Menschheit zu der Wahrheit zu bekehren. Nichts war, das diese einfache, kleine, doch geiststarke Schar zu hindern vermochte, mit der Botschaft des Nazareners auf den Lippen voranzuschreiten, ihr hohes Amt unter den Menschen auszuüben. Obwohl die Widersacher sie zu vernichten strebten, brannte ihr Glaube doch in ihren Herzen wie eine Flammensäule, sie ermüdeten in nichts, sie streuten aus ihre Geistessaat, sie erhoben das Kreuz hoch über das Schwert und schritten triumphierend durch Feuer und Tod.
Doch im Maß, wie das Christentum wuchs, wuchs in gleicher Weise das Antichristentum. Der menschliche Verstand vollbrachte sein Meisterwerk.
Das Mittelalter brach an, und mit ihm erfüllte die Inquisition ihr blutiges Handwerk. Hunderte von Märtyrern hatten ihr Leben zu lassen. Und wiederum später, sich dem Ende einer Weltenzeit nähernd, begann sachlich eingestellte, rein materialistische Ziele verfolgende Wissenschaft den Kern wahren Christentums nachteiligst zu beeinflussen und endlich völlig auszuhauchen.
Das Ende der großen Menschheitstragödie war gekommen. Zu dieser Zeit sprang eine andere Bewegung aus dem Boden. Anfänglich vorsichtig, auch wie ehedem wieder heimlich, die wenigen Vorkämpfer waren öffentlich noch unbekannte Männer. Die Geschichte begann sich zu wiederholen.
Während in den Frühtagen des ersten Jahrhunderts zwölf Männer auszogen, die Wahrheit der Welt zu künden, unternahm es zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts eine nicht viel größere Schar, die christliche Welt ins Barbarentum zurückzustoßen.
Aus der Dunkelheit eines Kellers in Bayerns Hauptstadt drang ihre erste Propaganda. Es währte lange, folgte Trommelwirbeln und Fanfarenton.
In neunter Stunde eines nebligen, grauen Novembermorgens – man schrieb den neunten November 1923 im Jahre der deutschen Inflation – bewegte sich ein langer Zug unbekannter Männertypen unter klingender Musik und leuchtend roten Fahnen mit einem Sonnenradzeichen auf weißem Grunde über den Königsplatz in München. Nur wenig Stunden darauf erzitterte die Luft von Feuersalven. Die am fünften Januar 1919 gegründete Arbeiterpartei, von Adolf Hitler, am zwanzigsten April 1889 zu Braunau geboren, ins Leben gerufen, erlitt ihre erste Kraftprobe: Sechzehn, sicherlich
Gutes wollende, begeisterte Nationalsozialisten verbluteten an der Feldherrnhalle in 225
Bayerns Hauptstadt für eine Idee.
Wie vor Jahrhunderten das frühe Christentum, wurde auch der junge Nationalsozialismus, bekannt unter der Abkürzung N.S.D.A.P.,192 193 194 195 196 beanstandet, verfolgt und „unter Grund“ getrieben. Sein Initiator wurde ins Gefängnis geworfen. In einer Zelle der Festung Landsberg am Lech schrieb er sein Glaubensbekenntnis 227
„Mein Kampf“, die Bibel der Nationalsozialisten.
Die Partei wurde verboten, am siebenundzwanzigsten Februar 1925 erstand sie von neuem. Darauf vollzog sich durch Kampf und Umsturz ein kurzer Siegeslauf bis zum Zweiten Weltkrieg.
Am dreißigsten Januar 1933 wurde Hitler Reichskanzler des Deutschen Reiches. Die Reichstagswahl des fünften März selbigen Jahres brachte ihm weitere bedeutende Erfolge. Der einundzwanzigste März vereinte den greisen Reichspräsidenten von Hindenburg mit Adolf Hitler in der historischen Kirche Friedrichs des Großen am 228
„Tag von Potsdam“. Am ersten Mai 1933 wurde der erste Nationale Feiertag des Deutschen Volkes als „Tag der Deutschen Arbeit“ eingesetzt. Am vierzehnten Oktober trat Deutschland aus dem Völkerbund aus, und neue Gesetze kamen in Kraft. Am neunundzwanzigsten September wurde das Reichserbhofgesetz verkündet, am zwanzigsten Januar 1934 das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit, am sechzehnten März 1935 erfolgte die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland.
Am sechsundzwanzigsten Juni die Einführung der Arbeitsdienstpflicht. Am fünfzehnten September wurde die Hakenkreuzflagge Reichs-, National- und Handelsflagge. Auch wurden die Nürnberger Gesetze erlassen. Am neunundzwanzigsten März l936 bekannte sich das Deutsche Volk zu dem Führer durch Volksabstimmung. Am achtzehnten März 1938 wird Österreich, laut Gesetz, mit dem Deutschen Reich vereint. Politische Übergriffe, Machtgelüste und Größenwahn der Nazityrannen schufen die Atmosphäre zum Zweiten Weltkrieg. Er lieferte den Auf- und Schlußtakt zum Sturz des „Dritten Reiches“ mit allem was Hitler erträumt und verschuldet hatte; das „tausendjährige Reich der Nazis“ zerbrach.
Welcher Geistesart waren nun die Gefolgsleute des „Führers?“ Sie folgten ihm wie ein Hund seinem Herrn, er war ihr Beispiel, ihr Herr und Gott. Er hatte Gewalt über Leib und Seele, wer nicht der Lehre des Nationalsozialismus sich verschwor, sei es Mann oder Frau, Knabe oder Mädchen, verfiel unrettbar den Spürhunden und 229
Schergen der geheimen Staatspolizei.
Infolgedessen wurden die Anhänger Hitlers zu menschlichen Automaten, die
ihren freien Willen verpfändet hatten. Sie hatten zu tun, was der Führer forderte, unbedingter Gehorsam war erstes Gesetz, das Staatswohl ging über persönliches Wohl, Staat und Staatswohl aber waren Hitler, Hitler, der Führer, der Diktator, der Tyrann, in ihm sich konzentrierendes, wiedererstandenes, heidnisches Cäsarentum, Nachfolger von Nebukadnezar, wie allen Machthabern und Autokraten vergangener Zeiten.
Die Farbe von Hemd und Uniform bei der S.A. war braun, die der S.S., Leibgarde des Führers, schwarz, ein Totenkopf außerdem zierte deren Mützen. Es waren verwegene, oft schöne Gesellen, mit blauen Augen, doch grausamen Gebärden, 230
Abbilder Luzifers, die die Gefängnisse, Gestapokeller und K.Z’s wie Bluthunde zu bewachen hatten, die dem Führer persönlich für jeden Häftling hafteten. Ihr Bekenntnis war heidnisch, nachdem sie die Kirchen hatten verlassen müssen: „Es gibt nur einen Gott und Gott ist Hitler!“
Die Religion hatte zum Ziel, Gott, den Allmächtigen, vom Throne zu heben, und in sich freie Menschen in die Maschinen des unpersönlichen Staates zu pressen.
Das Unglaubliche, das sich vor den Augen aller Menschheit länger denn zehn Jahre zutragen konnte, war weniger die vollkommene Umgestaltung aller politischen, wissenschaftlichen, religiösen, ja, wirtschaftlichen und ökonomischen Belange, als vielmehr das skrupellose Eindringen und Eingreifen in die persönlichsten Alltagsdinge von Menschen und Familien, in die intimsten Verhältnisse zwischen Eltern und Kindern, verbunden mit schandhaften Orgien in sexueller und homosexueller Beziehung.
Doch auch hier bot das Gesetz der Wechselwirkung zu einem gewissen Zeitpunkt ein unerbittliches „Halt!“ Ein ganzes Volk, das in grenzenloser Verblendung, seinen Geist und seine Seele in Ketten zu schlagen erlaubte, mußte die Früchte dieses Frevels auch zu kosten erhalten, den Kelch bittersten Leidens bis auf den Grund leeren.
Der Zusammenbruch des Krieges brachte auch den Ruin des Nazismus. Seine Führer entleibten sich oder wurden gehenkt, die Menschheit von dieser Pest befreit.
Da war eine dritte Bewegung schon im Werden. Basierend auf der alten Christus- Lehre, alles Heidentum verpönend, Frieden und Fortschritt der Menschheit bietend, die Wahrheit kündend und neues Wissen offenbarend, stand sie, wie ein Cherub, am Ende einer Zeit, den Begriff „Ewigkeit“ wieder in die Herzen der Menschen träu- felnd.
Auch sie begründete ein Mensch im Menschenkleide, das Schlachtfeld bereitend zwischen Gut und Böse, den Kampf zwischen Christ und Antichristen. Winzig und unbedeutend in ihrem Anfang wie die beiden vorgenannten Bewegungen, war auch die dritte, in Einzelmenschen erst zarteste Wurzeln treibend, bis sie sich in Gruppen und größeren Gemeinschaften verankern konnte.
Diese Menschen waren nicht Bürger einer einzigen Nation, sie zählten zu verschiedenen, kamen aus reichen wie armen Kreisen, waren Adelige oder Arbeiter, mit Hochschul- oder nur Volksschulbildung, alle jedoch von einem Ziel beseelt, die Wahrheit zu finden, die Gesetze zu leben, Gott zu dienen.
Mit dieser dritten Bewegung kam zur Erfüllung, was schon Jesaja, der Prophet, in grandioser Schauung im Geiste erlebte und was in Worten, wie in Granit und Marmor gehauen, im Alten Testament der Juden zu lesen steht:
„Und es wird eine Bahn sein und ein Weg, welcher der Heilige Weg heißen wird,
231 daß kein Unreiner darauf gehen darf, auf dem auch die Toren nicht irren mögen!“197
Der Bereiter dieses Weges für die Erlösung der Menschheit aber weissagte vor vielen Erdepochen als Lichtfürst des Stammes der Is-ra im Lande des Nils von sich selbst und der Zeit, die er der Menschheit bringen würde. Also sprach Parzival durch den Erdenmund Abdruschins:
„Ich bin hier, um zu lernen, Nahome, um Erfahrungen zu sammeln. Ich weiß, und das schmerzt mich sehr, da alles, was ich jetzt erschaffe, wieder vernichtet wird von den Menschen. Sie lassen nichts in seiner Reinheit bestehen! Sie werden, wenn ich nicht mehr bin, meinen Tempel zerstören wollen. Sie werden die sieben Grotten ausrauben wollen. Sie werden darnach trachten, Stein von Stein zu reißen. Gift wird ihr Atem sein, mit dem sie meine Getreuen anhauchen.
Ich kehre zurück in meine Heimat, aber ich komme wieder! Und wenn dann mein Fuß die Erde betritt, werde ich wieder aufbauen. Nicht einen kleinen Stamm werde ich dann allein zu Gott bringen, sondern alle Menschen auf der Erde, die noch dazu fähig sind. Aber ich werde viel kleiner anfangen, als ich es dieses Mal tat. Denn es werden keine Menschen mehr da sein von dem Stamme der Ismanen, die sich als meine Helfer einsetzen gegen das herrschende Dunkel.
Ich werde die Getreuen sammeln müssen, und immer wieder muß ich über die Erde meinen Ruf erschallen lassen, ehe sie alle versammelt sind. Es werden Menschen aus allen Nationen sein, die meinen Ruf hören und ihm folgen.
Winzig wie ein Sandkorn werde ich meine Aufgabe antreten. Unter Asche und Schutt muß ich mich hervorgraben und aufrichten. Grau wird mein Kleid sein vom Staube, und die Menschen werden mich, ihren König, nicht sogleich erkennen. Sie haben keine Augen mehr, die unter dem grauen Kleide das Königliche schauen können.
Wieder muß ich kämpfen, aber mit scharfem Schwerte dann. Nicht mit der Liebe, die ich euch gab, kann ich meinen Weg machen. Ihr habt mich gehört, aber die Menschen später werden sich die Ohren zuhalten, um meine Stimme zu überhören. Sie wird aber so gewaltig sein, daß die Tauben sie vernehmen und die Erde sie widerhallt in dröhnendem Echo. Die Berge werden sich auftun und die Bäche zu Strömen werden! Alles wird meinen Namen verkünden in seiner Sprache. Dann gibt es kein feiges Verstecken mehr vor dem Worte. Hervorgerissen werden alle Fehler. Unerbittlich werde ich, das Schwert Gottes, alles richten!
Diese Stätte aber wird nicht von Menschenhand zerstört werden können, sie wird versinken und wiederauftauchen, wenn ich wieder auf der Erde bin!
Auftauchen wird alles wieder, das ich jetzt erstehen ließ. Wenn auch Jahrtausende 232 darüber vergehen!“ –
Diese Prophezeiung vom Kommen des Menschensohnes, die größte, die je aus dem Licht erfolgte, hat sich in dem Sein Imanuels im Erdenkörper Oskar Ernst Bernhardts auf Vomperberg im Heiligen Lande Tirol erfüllt. Er brachte das Weltgericht der gesamten Schöpfung.
„Das Weltgericht selbst ist ein natürlicher Vorgang und die Folge der Herstellung einer geraden Linie mit dem Licht, was in der Wanderung Parzivals durch die Welten- teile vollzogen wurde. Die Erde war für diesen Weg der Wendepunkt als äußerste Grenze in der Grob Stofflichkeit“ – „Deshalb ist hier nun auch der Endpunkt des Lichtes verankert. Je straffer sich von Tag zu Tag nun die unmittelbare Linie der Dreieinheit des Lichtwirkens spannte:
Imanuel – Parzival – Abdrushin,
desto fühlbarer und sichtbarer wird die Auswirkung der Kraft im göttlichen Willen, die Ordnung schafft und alles gewaltsam wieder gerade biegt, was die
Menschheit verbogen hat, das heißt, so weit es sich noch biegen läßt.“
Die dritte Bewegung, von der in diesem Aufsatz die Rede ist, – die Gralsbewegung des Menschensohnes Abdruschin Parzival Imanuel, lieferte den Beweis, daß es zuletzt stets der Geist ist, dem der Verstand zu weichen hat, daß der Geist triumphierend wieder herrscht, wenn im Chaos der Jetztzeit alle Verstandesherrschaft zerbricht.
Nichts vermag einen Sieg des Lichtes endgültig zu verhindern, wenn das Dunkel auch Änderungen im Gottesplan, kleine Verzögerungen, Verschiebungen im Stoffe verursachen kann, selbst nicht der Erdentod der Gottessöhne.
Wie Jesus physisch gemordet wurde, erlitt Imanuel seine moralische Ermordung. Als die Hitler-Horden Österreich besetzten und somit Tirol, fand das Wirken Imanuels auf Vomperberg ein Ende. Am zwölften März 1938 wurde der Menschensohn in den Kerker geworfen, seine Stimme aus der Wahrheit zum Schweigen gebracht „Sein gesamter, sehr wertvoller Besitz am Vomperberg wurde entschädigungslos von den Nazis beschlagnahmt. Die Gralssiedlung wurde in eine Gauschulungsburg der N.S.D.A.P. umgewandelt. Nach langer und schwerer Haft mußte der Herr in Deutschland Zwangsaufenthalt nehmen, wo er 1941 an den Folgen
232 „Aus Verklungenen Jahrtausenden“ S. 146-147, Verlag; „Der Ruf“ GmbH.
233 „Nachklänge“ zu ILdW., Vortrag „Es werde Licht!“ S. 503. der erlittenen körperlichen und seelischen Haftschäden starb. Im August 1949 wurde seine sterbliche Hülle aus Sachsen nach Tirol gebracht und am siebenten Oktober in einem von seinen Anhängern errichteten großen pyramidenförmigen Grabdenkmal 234 feierlich beigesetzt.“
Durch das Verlassen seines Erdenkörpers ist der Gottessendling mitnichten aber tot. Der Herr lebt. Allgegenwärtig ist er, wie er in Ewigkeit wirkt. Seine Strahlung haftet selbst noch an der irdischen Hülle, die hoheitsvoll, friedlich in der Gruft der Pyramide gebettet liegt.
Und wie sein Gotteskern, so lebt sein Wort, das Heilige Wort der Botschaft vom Gral, die Wahrheit gleich Saatkorn in die Seelen der Menschen ausstreut. Es liegt wie eine ungeheuere Tragik über dem Lebensweg zweier Männer, die rund um 1921 fast gleichzeitig begannen, die Erlösung des deutschen Volkes zu bewirken. Beide bedien- ten sich der deutschen Sprache, beide schritten jedoch auf verschiedenen Pfaden.
Der Eine bot den vom Feind geschlagenen deutschen Stämmen, wie einst die Cäsaren „panem et circenses,“ d. h. Brot und Spiele – Essen und Trinken sowie Belustigungen nach getaner Arbeit, – der Andere, der Luzifer fesselte, geistige Nahrung, die Möglichkeit zur Auferstehung aus dem Pfuhl der Sünde.
Der Eine verkündete mündlich sein irdisches Programm zur Wiedererstehung eines Groß-Deutschlands mit erdumspannenden, politischen Machtzielen, sich stützend auf sein Werk „Mein Kampf“, in dessen Vorwort er die Art seines Wirkens folgendermaßen schilderte:
„Ich weiß, daß man Menschen weniger durch das geschriebene Wort als vielmehr durch das gesprochene zu gewinnen vermag, daß jede große Bewegung auf dieser Erde ihr Wachsen den großen Rednern und nicht den großen Schreibern verdankt.“
Der Andere legte seine göttliche Offenbarung über das gesamte Schöpfungswissen für alle Menschen in den Geleitworten zu seiner „Gralsbotschaft“, betitelt „Im Lichte der Wahrheit“, schriftlich nieder, folgendes betonend:
„Ich spreche nur zu denen, welche ernsthaft suchen. Sie müssen fähig und gewillt sein, sachlich dieses Sachliche zu prüfen! Religiöse Fanatiker und haltlose Schwär- mer mögen ferne davon bleiben; denn sie sind der Wahrheit schädlich. Böswillige aber und die Unsachlichen sollen in den Worten selbst ihr Urteil finden.
Die Botschaft wird nur solche treffen, die einen Funken Wahrheit offen in sich tragen und die Sehnsucht, wirklich Mensch zu sein. Allen denen wird sie auch zur Leuchte und zum Stab. Ohne Umwege führt sie heraus aus dem Chaos jetziger Verwirrung.
Das nachstehende Wort bringt nicht eine neue Religion, sondern es soll die Fackel sein für alle ernsten Hörer oder Leser, um damit den rechten Weg zu finden, der sie
234 Tiroler Tageszeitung vom 18. März 1950, Auszug aus dem Artikel „Die Gralssiedlung am Vomperberg“.
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales zur ersehnten Höhe führt.“ –
Jetzt, da ich unter diese Niederschrift mein Zeichen setze als Beglaubigung dessen, daß ich zu dem Geschriebenen stehe und dafür zeuge, ohne ein Jota auch nur daran zu ändern, hat das Weltgewissen bereits über die beiden Männer entschieden, den echten von Gott gesandten Messiaskönig, und den sich selbst durch Lüge und Blut erhoben habenden Pseudo-Führer.
Beide weilen nicht mehr unter den Lebenden. Das Teufelswerk Hitlers hat eine Welt aus den Angeln gehoben, alle dunklen Gelüste, der Bestie, in Menschen ans Tageslicht gefördert, alle satanischen Begierden und Leidenschaften zur flammenden Lohe geschürt.
Das Heilswerk Imanuels hat aller Menschheit das Tor zum Lichte wieder erschlossen, das Tor zum Paradiese aufgetan, auf daß sie durch ein gottgewolltes Leben, ein Leben im Gesetze des Herrn, den Frieden schon auf Erden fänden, den sie verloren hatten durch Verstandesherrschaft.
Nachtrag:
Auszug aus Dr. Joseph Göbbels Tagebuchblättern „Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei“, erschienen im Zentralverlag der NSDAP, Franz Eher Nachfolger, München, 29. Auflage/ 486-490 Tausend, Druck Buchgewerbehaus M. Müller &, Sohn, München. 22. März 1933.
Der große Tag von Potsdam wird unvergeßlich sein in seiner historischen Bedeutsamkeit. Morgens fahre ich mit dem Führer zum Luisenstädtischen Friedhof. Wir gehen nicht zum Gottesdienst, sondern stehen an den Gräbern unserer gefallenen Kameraden. Die Fahrt nach Potsdam geht von Berlin aus durch ewig jubelnde Menschenmassen. Potsdam ist in Flaggen und Grün getaucht. Der Weg des Kabinetts und der Abgeordneten von der Nikolai- zur Garnisonskirche ist fast nicht durchzuhalten. Wir werden von den Menschenmassen nahezu erdrückt.
Hindenburg betritt mit dem Führer zusammen die Garnisonskirche. Ein feierliches Schweigen legt sich über alle der Anwesenden. Knapp und ernst verliest der Reichspräsident seine Botschaft an die Abgeordneten des Reichstags und an das deutsche Volk. Sein Ton ist stark und gesammelt. Mitten unter uns steht ein Mann, der Generationen in sich vereinigt.
Dann spricht der Führer. Er redet mit harter und zwingender Eindringlichkeit. Am Schluß sind alle auf das tiefste erschüttert. Ich sitze nahe bei Hindenburg und sehe, wie ihm die Tränen in die Augen steigen. Alle erheben sich von ihren Plätzen und bringen dem greisen Feldmarschall, der dem jungen Kanzler seine Hand reicht, ju- belnde Huldigung dar.
Ein geschichtlicher Augenblick. Der Schild der deutschen Ehre ist wieder reingewaschen. Die Standarten mit unseren Adlern steigen hoch.
Hindenburg legt an den Gräbern der großen Preußenkönige Lorbeerkränze nieder. Draußen donnern die Kanonen.
Nun klingen die Trompeten auf, der Reichspräsident steht auf erhöhter Estrade, den Feldmarschallstab in der Hand und grüßt Reichswehr SA., SS. und Stahlhelm, die an ihm vorbeimarschieren. Er steht und grüßt. Über all dem liegt die ewige Sonne, und Gottes Hand steht unsichtbar segnend über der grauen Stadt preußischer Größe und Pflicht.
Das Kabinett mittags im Innenministerium. Einstimmig wird Notverordnung gegen unbefugtes Uniformtragen, die sehr harte Strafen vorsieht, beschlossen. Dann tagt das Plenum. Der ausgebrannte Reichstag bietet keine Unterkunft. Wir sind zur Kroll-Oper übergesiedelt.
Ein feierlicher Augenblick, als der Führer die Kroll-Oper betritt. In einer halben Stunde sind alle Formalitäten, die sonst fast eine Woche in Anspruch nahmen, erledigt. Göring wird wieder zum Präsidenten gewählt und führt sich mit einer festen und männlichen Rede ein.
Man kommt abends kaum durch die gewaltigen Menschenmassen hindurch, die in unendlichen Fackelzügen durch die Linden marschieren. Auf den Straßenbahnen und Autobussen stehen Männer, Frauen und Kinder und jubeln und singen. Ein phantastisches, niegesehenes Bild. Wenn man hier erkannt würde, würde man wahrscheinlich erdrückt werden.
Den Abschluß dieses Abends bildet eine berauschend schöne „Meistersinger“ Aufführung in der Linden-Oper. Alles ist in Musik getaucht. Nun hat der strahlende „Wacht – auf!“ Chor wieder seinen Sinn erhalten.
Abends spät schildert General von Epp mir die Vorgänge in Bayern. Es ist alles prompt und präzise vor sich gegangen. Der Widerstand, der von Seiten der Königs- macher geleistet wurde, war nur noch als lächerlich zu werten. Er wurde im ersten Ansturm niedergebrochen.
1. Mai 1933.
Der große Tag des deutschen Volkes ist angebrochen. –
Die Menschenmassen wälzen sich durch Berlin. Ein unendlicher, nie abreißender Strom von Männern, Frauen und Kindern ergießt sich zum Tempelhofer Feld. Abends gegen sieben Uhr kommt die Meldung, daß ein und eine halbe Million Menschen hier aufmarschiert seien. Ähnliches wird aus den Städten und Dörfern des Reiches durch- gegeben.
Ich sitze hinten im Wagen des Führers, als er im Triumphzug durch die Arbeitermassen fährt, die von der Reichskanzlei aus bis zum Tempelhofer Feld die Straßen umsäumt halten. Es ist unbeschreiblich. Auf dem Tempelhofer Feld kann man dies ungeheuere Menschenmeer gar nicht mehr überschauen. Blitzend und leuchtend fahren die Scheinwerfer darüber hinweg. Man sieht nur Kopf an Kopf die grauen Massen stehen.
Ich eröffne kurz und lasse eine Minute Schweigen eintreten für die in Essen am selben Tage verunglückten Bergleute. Nun steht die ganze Nation still. Die Lautsprecher tragen die Stille über Stadt und Land. Ein erschütternder Augenblick der Gemeinsamkeit und Verbundenheit aller Schichten und aller Stände.
Dann spricht der Führer. Noch einmal faßt er zusammen, was wir sind und was wir wollen. Er gibt der Arbeit ihr neues Ethos zurück. Das Arbeitertum umschließt jetzt alle guten Deutschen. Die Nation hat wieder einen Sinn bekommen. Nun wollen wir arbeiten und nicht verzweifeln. Es geht um Deutschland, um seine Zukunft und um die Zukunft unserer Kinder. Ein toller Rausch der Begeisterung hat die Menschen erfaßt. Gläubig und stark klingt Horst Wessels Lied in den ewigen Abendhimmel hin- auf. Die Ätherwellen tragen die Stimmen der anderthalb Millionen Menschen, die hier in Berlin auf dem Tempelhofer Feld vereint stehen, über ganz Deutschland, durch Städte und Dörfer, und überall stimmen sie nun mit ein: die Arbeiter im Ruhr- gebiet, die Schiffer vom Hamburger Hafen, die Holzfäller aus Oberbayern und der
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales einsame Bauer oben an Masurens Seen. Hier kann keiner sich ausschließen, hier ge- hören wir alle zusammen und es ist keine Phrase mehr: Wir sind ein einzig Volk von Brüdern geworden.
Und der uns den Weg dahin wies, der fährt nun, aufrecht im Auto stehend, zu seiner Arbeitsstätte in der Wilhelmstraße zurück, durch eine Via triumphalis, die sich rund um ihn herum aus lebenden Menschenleibern gebildet hat. Morgen werden wir nun die Gewerkschaftshäuser besetzen. Widerstand ist nirgends zu erwarten. Der Kampf geht weiter!
Oben in der Reichskanzlei stehen wir in des Führers Wohnung mit ihm am Fenster. Von ferne klingen bis hier herauf die Gesänge und Heilrufe der vom Tempelhofer Feld abmarschierenden Massen.
Berlin will nicht schlafen gehen, und mit dieser Riesenstadt zittert noch das ganze Reich in seligem Erleben und wird sich der großen Stunde, die die Wende zweier Zei- ten in sich schließt, bewußt. Eben biegt eine Marschkolonne von der Vossstraße in die Wilhelmstraße ein. Unten vor der Reichskanzlei leuchten die Hakenkreuzstandarten auf, die roten Fahnen verneigen sich vor dem Führer und grüßen stumm und voll Ehr- furcht ihn und sein Werk. Und aus den jungen Männerkehlen klingt Horst Wessels ewiges Lied:
„Nun flattern Hitlerfahnen über allen Straßen ….“
Wir sitzen zusammen bis der Morgen tagt. Die lange Nacht ist zu Ende. Die Sonne ist wieder aufgegangen über Deutschland!
Epilog
Das Morgenrot des Dritten Reiches leuchtete für Adolf Hitler nur eine kurze Weile, blutig, wie seine Geschichte, leuchtete es seiner Idee, dem Deutschen Reich und – ihm selbst zu frühem Tod. Vergangen mit Allem ist Hitlers Ruhm, dieser nur durch unermeßliche Herrschsucht, Furcht vor der Gestapo und ihren Grausamkeiten erzwungene Ruhm. Sein Name ging nicht, wie er in Grössenwahn und Verblendung gehofft hatte, in Deutschlands Geschichte als sein größter Prophet und Gesetzgeber unter dem Zeichen des Hakenkreuzes ein.
Der Feind des Lichtes zerbrach an sich selbst, als er am höchsten gestiegen sich dünkte, Herr einer Welt zu sein, sich selbst entleibend. Mit ihm erlosch auch das Drit- te Reich.
Autokratenschicksal!
Adolf Hitlers Nachruf ist: Schmach und Verachtung!
Die seine Zeit erlebten, sind von Grauen vor seinem Namen erfüllt!
Die Perle der Wahrheit.
Mission und Lehre von Jesus und Imanuel.
In Augenblicken hohen Geistesfluges schwingt sich ein Menschen-Ich über des Stoffes dichte Niederungen aus sumpfigem Morast empor in die Höhe. Sein Geistkern ringt sich frei von den Schlingpflanzen und Fangarmen lockender Lianen, als zwänge ihn eine Macht – Sehnsucht nach dem Lichte – eines Berges schwindelnde Krone zu erklimmen.
Einen tiefen Eindruck auf das menschliche Gemüt macht eine jede Landschaft, liege sie hoch im Norden im ewigen Eise oder sonnengebadet unter Palmen unter südlichem Himmel; träume sie mondscheinübergossen im Schweigen des Waldes oder jauchze sie auf im Elfenchore auf blumenduftender Wiese, wenn die Osterglocken läuten!
Es ist kein Zufall, daß Selbstmorde meist in Tieflagen geschehen. Fühlt sich ein Menschenkind von der Vorsehung verlassen, einsam, ohne sich dies eingestehen zu wollen, treibt es ihn in der Verzweiflung zu stillen Gewässern, zu Teichen, wie magnetisch gezogen, gehetzt von Furien, oder auf Brücken, Türme, Bastionen, im Moment der Entscheidung von oben in die Tiefe zu blicken, in Schächte sich zu stürzen, in Keller zu flüchten, wie in Furcht vor dem Lichte gleich einem Phantom. Stets sind es die Tiefen, die den Menschengeist locken, ein Gesetz auslösend, das der Verstand noch nicht kennt, wo sich zwischen Wasser und Erde, Feuer und Luft – den Elementen des Stoffes, welche die Hüllen der Geistfunken formen – sich stetig wiederholende Tragödien menschlicher Schicksale abspielen und lösen.
Nicht minder zufällig geschieht es, daß Freudenfeste meist an den Hochstätten dieser Erde gefeiert werden, auf sonnigen Halden, auf der Berge Höhen, in Palästen des Reichtums über den Hütten der Armenviertel in der Welt Metropolen.
Um den Unterschied zwischen Höhe und Tiefe noch an einem anderen Bild zu zeigen, vergleiche man einen Schotten mit einem vollblütigen Engländer.
Der erste entstammt rauher Einsamkeit seines Hochlandes im Norden Schottlands, die ihm Tapferkeit aufzwingt und Unabhängigkeit sichert im Kampfe gegen die Mächte der Natur. Der phlegmatische, mehr, formelle Charakter eines Engländers paßt sich einer lieblicheren, gleichmäßiger verbleibenden Landschaft im Süden der britischen Inseln an, ihren smaragdgrün-sammetweichen Matten über weiß leuchtenden Kalkhängen, unendlicher Blumenpracht, wie im Garten Eden.
Charakter, wie die Art des Sich-Gebens, die Psyche des Wesens, die auch äußerlich sich zeigen, sind verschieden zwischen den zwei britischen Stämmen, die die Höhe des Nordens und die tieferen Lagen im Süden des Inselreiches bewohnen.
Wenn über diese irdischen Beobachtungen mit Absicht länger gesprochen wurde, geschah es, um hieraus gewisse Folgerungen auf die hohen und einzigartigen Missionen der beiden Gottessöhne, Jesus und Imanuel, zu ziehen, die als historische Gestalten selbst von Ungläubigen und Gottesleugnern unmöglich negiert oder ins Reich der Legende gereiht werden können. Der Gottessohn Jesus und der Menschensohn Imanuel haben auf Erden gelebt, die Perle der Wahrheit gebracht, und die Zeit ist nun da, wo alle Welt davon erfahren soll und muß. Der zweite Gottgesandte selbst, der Menschensohn und Weltenlehrer, hat das Tor zur Offenbarung aufgestoßen, im „Lichte der Wahrheit“ werde sie kund!
Vergegenwärtigen wir uns die Wege im Stoffe der beiden Wahrheitskünder!
Der Gottessohn Jesus wirkte in den Niederungen Palästinas und stieg nur zu Zeiten, wenn Besonderes ihn drängte, auf die Anhöhen seines irdischen Heimatlandes. Sein Gebiet war Galiläa mit dem See Genezareth und seinen lieblichen Ufern, wo die Fischer sich heimisch fühlten, die er später, nachdem sie seinen Lichtkern, das ihn durchstrahlende Kreuz, erkannt hatten, zu „Menschenfischern“ machte und berief.
Aus der Ruhe der Natur, aus dem Frieden der Landschaft wirkte Jesus mit seiner Lehre von der „Gottesliebe.“ Er sprach von ihr zu seinen Jüngern, er verkündete sie den Massen, die zu ihm kamen, er erklärte ihnen ihren Sinn und betonte, daß der wahren Liebe größter Teil die Strenge ist, die dem Anderen nur gibt, was ihm frommt! Ein Ähnliches lehrte Jesus über die „Barmherzigkeit“. Er sagte:
„Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Täuschet euch aber nicht, daß ihr nicht falsche Barmherzigkeit übet, sondern bedenket, ob euer gutes Wollen auch den Menschen wahrhaftig nutzet!“ –
Da schauten die Jünger oft bekümmert auf den Herrn. In ihrer geistigen Entwicklung waren sie noch nicht so weit vorangeschritten, daß sie die Gottesworte in allem verstanden, geschweige denn vermochten, darnach zu leben.
Jesus wußte um ihre Verständnislosigkeit. Darum ward er nicht müde, ihnen Schritt um Schritt ihr Geistauge zu öffnen, damit sie lernten, in seinem Wort auch zu schwingen.
„Ihr lebt nicht, um leicht zu leben, wie ihr es euch ersehnt! Ihr lebt, um zu erleben! Seid deshalb wachsam allezeit!“ mahnte Jesus.
„Lernet aus euren Fehlschlägen, lernet an eurem Glück. Schaut euch um; ihr seid nicht auf der Erde, um sie zu mißachten! Ihr müßt sie kennen lernen; denn ihr tragt Körper, die aus ihr stammen. Ich will euch die Gesetze, die in der Schöpfung schwin- gen, denen auch ihr unterliegt, noch einmal geben. Nutzet die Zeit, die euch noch üb- 235
rig bleibt bis zur Stunde des Gerichts!“
Weiter sagte Jesus:
„Bemühet euch, einfach zu werden, gleichviel, ob ihr aus den Reihen der Reichen oder aus dem niederen Volke kommt. Ein jeder hat sein Amt, nach seiner Beschaffen- heit!“198
„Warum mußtest du gerade in Israel geboren werden, einem Land, das keine Rechte hat!“ fragten die Jünger einmal den Messias. „Ist es wirklich nur darum, weil die Propheten es gekündet von altersher?“
Jesus antwortete:
„Nicht um der Propheten willen; denn als sie kündeten, verhießen sie nicht mich! Sie kündeten den, der nach mir kommen wird. Ich wurde ausgesandt, da sonst Israel, das letzte in ihm, das noch Anspruch hat auf diesen alten Namen, vernichtet werden mußte, und mit ihm das, was gut geblieben. Ich will versuchen, Israel zu retten, wieder frei zu machen. Nur eine kleine Schar des einst auserwählten Volkes will ich wieder stark und frei machen. Aber es wird in ihrer Hand liegen, ob sie frei werden oder ewig Knechte bleiben.“
„So wird Israel gegen die Römer kämpfen?“ wurde Jesus gefragt.
„Ihr verstehet mich wieder nicht!“ entgegnete er. „Ich will keinen Krieg. Rom ist nicht der Feind Israels. Israel kann Rom nur dankbar sein, daß es noch wach geblie- ben ist. In einem jeden sitzt der Feind, den er zu bekämpfen hat. Wenn ihr dort nur ausrotten würdet, dann wäre eure geistige Freiheit und euer Aufstieg sicher. Dann würdet ihr nicht Knechte bleiben! Dann würden auch die, die jetzt über euch herr- schen, bald verschwunden sein! Was lehren eure Priester, womit verwirren sie euch? Haben sie einmal versucht, in euch etwas anderes zu wecken als Neid, Mißgunst und Feigheit? Glaubt ihr damit einen Freispruch beanspruchen zu können? Wozu habt ihr euren freien Willen, wozu lebt ihr? Etwa um euch an eurer Trägheit zu ergötzen? Müßt ihr denn alles aufnehmen, was einige für euch denken? Ich will euch sagen, warum ich ein Sohn eures Volkes werden mußte. Israel ist das verwahrloseste Land und wird beherrscht von dem Volke, das jetzt in seiner höchsten Blüte steht. Ich säe in diesen fast zersetzten Boden und der Wind wird nach der Ernte den Samen über das Meer nach Rom tragen. Es ist Roms letzte Bestimmung, ihn über die ganze Erde 237 zu verbreiten. Darnach kommt auch sein Verfall!“199
Ein anderes Mal nahte sich ein Pharisäer mit heuchlerischer Miene dem Gottessohne und befrug ihn ob des Gebotes der Sabbatheiligung.
Jesus sagte:
„Du sprichst große Worte aus, Rabbi. Sabbatheiligung! Der Mensch sollte jeden Tag eine Stunde Sabbat halten. Es nutzt ihm nichts, wenn er den Tag, den Menschen zum Ruhetag einsetzten, nach vorgeschriebenem Ritus verbringt. Ihr habt auch das verirdischt. –
Der Mensch, der in einer stillen Stunde zu sich selbst kommt, sich freimacht von allen niederen, alltäglichen Gedanken, nicht seinen Gelüsten frönt und sich demütig seinem Gott nähert im Gebet, der hält Sabbat. Er heiligt ihn!“
Der Pharisäer versetzte:
„Damit willst Du umstoßen, was Moses, der größte der Propheten, uns gab?“
Jesus antwortete:
„Ich bin nicht gekommen, umzustoßen und die Propheten auszuschalten! Ich bin gekommen, um zu erfüllen, aufzubauen das, was die Propheten euch gaben. Ihr habt es schlecht gehütet, umgewandelt in eure Begriffe, damit es euch leichter ward, das Volk zu beherrschen.“
Wütend sprang der Pharisäer auf Jesus zu, ihn zu schlagen. Ein Mann aus der Menge verhinderte dies und riß den Rasenden zu Boden. Der lag geduckt eine Weile, selbst Schläge erwartend. Doch es geschah nichts. Nur das Johlen der Umstehenden verspottete den Pharisäer.
„Warum verlacht ihr diesen Menschen? Es sollte euch traurig machen, daß ihr solchen Führern bisher gefolgt seid! Blindlings, ohne zu überlegen!“
Beschämt senkten sie die Köpfe. Selbst die Verstocktesten unter den Beistehenden empfanden die Liebe, die aus den rügenden Worten klang.
Nun wandte sich Jesus an den Mann, der ihn geschützt hatte. Er hieß Joseph und war der Reichste in Arimathia. Er war der Sproß eines alten Geschlechtes und trug den Fürstentitel. Joseph von Arimathia bot Jesus seinen Palast an und sagte:
„Nimm alles, was mein ist, Herr! Laß das Volk zu Dir kommen, laß es Dich suchen, aber wandere Du nicht durch die Lande, um die Menschen zu suchen!“
Jesus antwortete:
„Ich bin ausgesandt, die Verirrten zu suchen und heimzubringen zum Vater; mein Haus ist nicht auf dieser Erde, sondern bei meinem Vater. Wenn aber der Menschen- sohn kommen wird, dem sollt ihr ein Haus bauen, ihr Menschen, das prächtigste, das die Erde je trug. Er wird bei euch wohnen und in euren Häusern täglich ein- und aus- gehen. Meine Zeit ist kurz bemessen, aber doch nicht so kurz, als daß ich euch nicht alles sagen könnte. Folget mir nach und Joseph von Arimathia mit der Fürstenhaube lebet nach meinen Worten, dann war mein Kommen nicht umsonst!“
Lange schwieg Josef, dann sagte er:
„Aber wie kann ich dir dienen, Herr?“
„Diene nicht mir, sondern Gott, indem du allen Menschen, die dir untertan, den Beweis gibst, daß Dienen und Herrschen die Menschen in Harmonie verbinden kann.“200
Die Predigt Jesu war das Evangelium der Liebe, voller Gnade und Barmherzigkeit. Sein Verkünder konnte schwerlich in den Bergen des Südens geboren sein. Wenn der Pilgrim ihnen naht, stößt er auf rauhere, gefährliche Pfade, die wenig gemein haben mit den sanften Wellungen der Gestade am Galiläischen Meer. Die Flora wird spärlich, Hügel und Täler umrahmt ernstere Stimmung, einsame wilde Blumen, die nördlicher noch gedeihen, kämpfen hier einen harten Kampf ums Leben. Finstere Bergmassen versperren die Aussicht, sie türmen hoch zu gewaltigen Massiven, trutzig und leblos, gebietende Herrscher grandioser Natur. Sie dünken wie düstere dunkle Gesandte für die Unzufriedenen, für die immer im Streite, für die Ränke und Listen verschlagener Politik, für alle Leidenschaften und Laster der Heiligen Stadt, der Stadt mit dem Tempel von Salomon, wo Jesus gekreuzigt und begraben wurde. Der Stadt aller Sprachen zu jener Zeit, der der Gottessohn seinen gemarterten Leib hinterließ – doch nicht seinen Geist.
Jerusalem, die Stadt der Finsternis, die den Herrn verriet, auf deren Schädelstätte, wie eine furchtbare Anklage von Millionen von Menschen durch die Jahrhunderte und Jahrtausende, das Leidenskreuz des Erlösers aller Menschheit dieser Erde zum Fluche gestanden!
Noch dauert dieser Fluch an. Noch steht Jerusalem im Zenit des Kampfes; noch schauen verstohlen mit dunklen Gedanken, Gedanken der Macht und irdischen Ge- lüste, ganze Völker nach diesem Kleinod einstiger Größe, das Generationen erlebte, in Millennia gezählt. Zeitliche Macht heischt die irdische, Geistesmacht aber die geis- tige Stadt – das ewige Jerusalem, wie sie vermeinen, wie der Papst von Rom von „Roma äterna“ spricht. Schritte wohl Jesus in heutiger Zeit, in einem neuen Gewan- de, wahrlich, weder in Rom noch Jerusalem würde er „Heiligkeit“ finden! Nicht wie- der würde er über Jerusalem weinen!
Rund zwei Jahrtausende nach dem Erdenleben Jesu stellte Gott der Allmächtige die Weltenuhr auf eine neue Weltenstunde, die Zeugnis gäbe von der Größe des Herrn. Im Laufe der Äonen, allen Weissagungen zur Genüge, erfüllte sich das Kommen Imanuels zum Weltgericht. Wohl bereitet und gerüstet für den Kampf wider Luzifer und all seine Trabanten war es der Wille des Gesalbten, bis auf die Erde herabzusteigen, wo er schon einmal als Fürst Abdruschin seinem damaligen Volk der Is-ra im Land der Pyramiden die Wahrheit verkündet hatte. Durch die Strahlung seiner wesenlosen Gottheiligkeit hätte der Weltenrichter auch von „über den Wolken“ sein Erlösungswerk vollziehen können, doch aus Erbarmen zum Menschen brachte „Gottesliebe“ zum letzten Mal ein Opfer aller Menschheit, die Erde, die zur letzten Lichtfestung auf lichtfeindlichem Boden geworden war, vor völligem Untergang zu retten.
Weder Kassandra, noch Christus Jesus hatte der Verstandesmensch und Materialist als Gottessendlinge erkennen können, nun mußte kommen der Richter, was sich der Gottheit nicht beugen wollte, auszulöschen für Zeit und Ewigkeit.
Was leise, wie ein Ahnen hoher Sendung, in feinbezarteten Menschenseelen um die Jahrhundertwende schon zu schwingen begonnen, sich dauernd verstärkend, die Geister erweckend, als wäre Großes, Unerklärliches im Werden, nahm plötzlich Gestalt an, als das Land, darinnen der Herr geboren wurde, unter der Last der Folgen des ersten Weltkrieges schier am Zusammenbrechen war. Was unirdische Stimmen geraunt, geistig Geöffnete erschauernd empfunden, Hellsehende geschaut hatten wie einst die Hirten auf Bethlehems Feldern – unerwartet von den Massen, war der Retter aus den Bergen gekommen, wo die Zeugen der Ewigkeit, Tirols schneegekrönte Riesen, ihm die Stätte seines Wirkens auf Vomperberg gebaut, dem Berge des Heils!
Nur in der majestätischen Erhabenheit einer solchen Bergwelt konnte das Evangelium der „Gerechtigkeit“ erstehen und von da aus die Erde wie einen Sauerteig durchschwängern, die Perle der Wahrheit, sich auf die Lehre Jesu stützend, alle bisher geoffenbarten Wahrheitskörner bestätigend, und der Menschheit letztes Weistum um das Wissen von Gott und seiner Schöpfung schenkend. –
Den beiden Gottsöhnen zum Gedenken.
Welten sind in dem Namen Imanuel verankert, Welten schwingen in diesem Namen der Namen, Welten voller Glanz und Herrlichkeit!
Vor dem Geistesauge flutet ein Eiland des Lichtes in paradiesischer Pracht wie ein leuchtender Juwel im Azur des Himmels. Und fern am Horizont erhebt sich Patmos, der Berg der Erleuchtung, und die, so ihn geistig schauen können, sinken in Ehrfurcht auf die Knie.
Hoch auf dem Gipfel, umflossen von der Ewigkeit unverlöschlichen Strahlen, stehet Imanuel, der Weltenkönig, im Funkeln der Sonne des Großen Kometen, Geloben erkorener Geister entgegen zu nehmen!
Jesus schreitet, von Maria, seiner Erdenmutter begleitet, im Heiligen Lande gen Nazareth. Als beide sich dem heimischen Orte nahten, sagte Jesus zu Maria:
„Erlaube, daß ich Dich nun verlasse, ich möchte mit Dir Nazareth nicht betreten, meine Brüder lieben nicht, mich daselbst zu sehen. Bin ich doch ein „Niemand“ für Nazareths Bewohner! Aber auch Nazareth bedeutet nichts für mich!“
Maria antwortete schweren Herzens:
„Warum sprichst Du so übel von Deiner Heimat?“
Jesus beharrte auf seinen Worten und sagte:
„Ich spreche nicht schlecht von meiner Heimat, ich sage die Wahrheit, was ich empfinde! Es wäre besser, mein Heimatsort diente mir, nicht aber ich meinem Heimatsorte! Siehe, darum muß ich nun einsam bleiben, für mein eigenes Lager sorgen, da die Stunde kommt, daß selbst Nazareth mich verleugnet, seine Bewohner sich wider mich wenden, meine Mutter und Brüder mich nicht verstehen, schreiend und tobend: “Wer ist jener Fremdling! Wir kennen ihn nicht!“
Und der Gottessohn Jesus verließ das Tal des Jordan und wandte sich dem Gebirge zu. Nachdem er die letzten menschlichen Wohnstätten angetroffen, erreichte er eine Stelle, die einsam aber friedvoll war.
Er beschloss, hier zu bleiben, lagerte sich und schlief über Nacht in einer Höhle. Er lauschte dem Rauschen unterirdischer Strömungen, die ihren Weg im Innern des Berges nahmen. Das Murmeln der Wasser war wie das Säuseln des Windes im Walde und die Felsenwände der Grotte gaben Echo dem Rauschen der Bäche und Jesus ruh- te auf einer bereiteten Matte von trockenem Gras. Drei Tage verstrichen, drei Tage er- trug der Gottessohn irdisches Fasten, dann regte sich der Hunger in seinem Leib.
Doch er sprach zu sich selbst:
„Ich will diese Stätte nicht verlassen, bis ich vollkommenen Friede in mir gefunden habe!“
Jesus hatte noch einmal alles empfunden, was ihm zu Jerusalem widerfahren war, und noch einmal in Rückschau sah er den Tempel und die Priester bei der Opferhandlung, die Mädchen und Frauen beim Laubhüttenfest im Tempelhof tanzen.
Darob war sein Inneres schwer bekümmert und er schrie nach Dem, in dessen Händen alle Dinge vom Anbeginn der Welten ruhen.
Und Jesus hauchte:
„Meine Seele gleicht dem Bache, der im Dunklen fließet und diese Höhle mit Rauschen erfüllt, der nicht stille wird, bis er das Licht schauet, das ihn im Tal der Niederung erwartet.“
In der Folgenacht wurde Jesus eine Schauung:
Er sah Lazarus, wie er im Eingang der Höhle stand und hörte ihn sagen:
„Siehe, Meister, unsere Geister suchen Dich allerwegen! Warum kommest Du nicht zu Deinen Freunden, damit wir Dich speisen? Wissen wir doch, daß Du Hunger leidest! Martha hat Brote gebacken und Maria will die Tafel schmücken, auf daß Du bei uns das Mahl genießest! Meine Schwestern wollen Dir auch das Lager richten und Deine Füße mit Rosenöl netzen!“
Jesus bewahrte Schweigen…
Da drängte es Lazarus abermalen zu bitten:
„Warum zögerst Du noch? Die Türen unseres Hauses stehen Dir offen, doch das Feuer am Herd ist erloschen, seitdem Du ferne von uns bist!“
Jesus erwiderte:
„Frage nicht weiter, Lazarus, ich werde nicht eher diesen Ort verlassen, ich finde denn Frieden!“
„Meister“, fiel Lazarus in Erstaunen ein, „solltest Du ohne Frieden sein! Niemals haben wir einen Menschen mit größerem Frieden denn Dich gesehen!“
Jesus fügte ergänzend hinzu:
„Ich meine den Frieden, den Gott allein gibt!“
Lazarus entgegnete:
„War nicht Dein Frieden der Gottesfrieden? Warum quälest Du Dich? Was hat Dich so verändert? Komme zu uns, wir geben Dir unseren Frieden!“
Da seufzte Jesus und sprach:
„Ihr gebet so, wie die Menschen geben!“
Lazarus ward traurig und sagte voller Demut:
„Herr, wir geben Dir, was wir haben!“
Jesus tröstete Lazarus und sagte:
„Bekümmere Dein Herz nicht hiermit! Bedenke: Vermag einer einen hungrigen Menschen mit Brot zu stärken und einen Durstigen laben mit einem Trunk Wein, so der, welcher der Nahrung und des Trankes bedarf, hungert und dürstet nach dem lebendigen Gott! Nur Gott kann erquicken! Siehe, ich habe mich von dem Volke gewandt und den Tempel verlassen. Darum habe ich mich auch von dem Bunde gelöst, den Gott mit Euren Vätern geschlossen hat, den aber die Väter und ihre Kinder und Kindeskinder mitsamt den Priestern meines eigenen Volkes mißachtet haben und mit Füßen getreten! Siehe, ich bin nicht länger Jude!“
Lazarus war entsetzt, umhüllte sein Haupt und wandte sich abseits. Jesus hatte be- merkt, wie das Antlitz des Freundes in Blässe verging…
Als die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne in die Höhle brachen, war Jesu Herz zum Tode betrübt und es deuchte Ihm, daß ein Fieber ihn schüttele. Sein Puls ging hoch. Er verließ die Höhle, trat zu einem Baum, der zu gleicher Zeit Blüten und Früchte trug, streckte seinen Arm aus und ergriff einen Granatapfel, seinen Hunger zu stillen.
Seine Augen wurden hierauf aufgetan also, daß er sich selbst im Geiste schaute gleich einem Menschen, der sich über kristallklares Wasser neigt und sein Antlitz betrachtet. Frieden kam über ihn, der unbeschreiblich war und heilig wie das Schweigen reinster Gottanbetung. Er spürte eine Kraft, die über ihn kam, und er entschloß sich, diesen Ort zu verlassen und auf die Spitze des Berges zu steigen.
Nachdem er den Gipfel erklommen hatte, öffnete er weit seine Arme dem Lichte entgegen.
Als er so in Anbetung versunken dastand, dann seinen Blick über die Berghänge zur Niederung wandte, wo wie ein silbern Band sich der Jordan bewegte, ward seine Seele hinweggetragen, sein Gottes-Ich erlebte die seligen Gefilde.
Und Jesus sah Moses, den Pfeiler des Glaubens, zu sich schwebend von jenseits der Zeit, ihm dünkend ein Bote des Allerhöchsten. Er war bekleidet mit einem weißen Gewand, die Füße berührend, sein schneeiger Bart wehte im Wind. Die Leuchten wa- ren überschattet von buschigen Brauen wie ein dunkler Wald, und ihr Gleißen war so stark, als blinkten Sterne aus den Wolken des Himmels.
Jesus redete zu Moses:
„Siehe, Du hast Deinem Volke die Gesetze gegeben, und jedes dieser Gesetze, Dir von Gott offenbart, steht wie ein Fels in Granit gehauen, unwankbar bis heute. Nun aber bin ich gekommen, ein Schlußwort unter die Gesetze zu setzen, das gleich einem Amen dem verbleibe, das der Allewige, mein und Dein Gott, Gott-Jehova, zu Dir ge- sprochen für die Ewigkeit!“
Moses frug:
„Welches ist dieses Wort?“
Da geschah es, als ob ein Feuerstrahl aus dem Herzen Jesu bräche gleich der Sonne, die die Dämmerung des Morgens verdrängt, oder dem Abendstern, im Dunkel der Nacht noch strahlt, Hoffnung Hoffnungslosen spendend. Moses stand wie im Licht gebadet.
Jesu Stimme dröhnte wie ein Donner in allen Sphären, Echo gebend durch die gesamte Schöpfung:
„Ich bin das Wort. Das Wort ist das Ja und Amen, das Gott spricht. Das Wort ist die Wahrheit, die ewig ist. Mein Wort soll den Abtrünnigen noch einmal den Liebesstrahl Gottes bringen, soll den Bann der Sünde zerschlagen, welche die Menschheit in Ketten legt und beherrscht. Mein Wort soll sie erlösen, ihnen nochmals die Pforte zum Paradiese auftun. Aber dem Menschen bleibt der freie Wille – er empfängt mein Wort oder weist es zurück. Die Zukunft überschauend, sehe ich die Zeit dessen, der nach mir kommet: der Menschensohn, der Weltenlehrer! Ich sehe die Menschheit meine Lehre verwerfen. Sie verbiegen die Wahrheit und erkühnen sich, sie besser zu wissen. Darum wird Gott zum Gerichte schreiten. Für die Wenigen nur, die ihre Sehnsucht bewahren, sendet Gott in seiner nie ermattenden Liebe Imanuel, den König der Könige, den ewigen Mittler, den erst- und ausgeborenen Sohn, das letzte Siegel zu lösen.“
Erschüttert frug Moses:
„Welches ist dieses letzte Siegel?“
Als Jesus seinen Mund zum Wiedersprechen auftat, seine Augen aufhob zu den Höhen des Lichtes, legten sich die Winde, die Erde hielt ihren Odem an, die Wesenhaften jauchzten, die Himmel neigten sich, das Wort, das Gottes Sohn sprach, aufzunehmen. Ein Schauer durchzog alles, was webte und lebte, wie am Tage der Schöpfung, da der Allmächtige sprach: „Es werde Licht!“
Und Jesus rief aus:
„Sehet, voll Trauer weiß ich, daß lange Zeit keine Brücke von Gott zur Menschheit bestand. Ich weiß aber auch, daß meine Worte diese Brücke wieder bauen und den Ring beginnen, der alles trägt, gleich wie ein Vater im Arm seine Kinder.
Der Ring läuft von nun an! Doch ich schließe ihn nicht!
Der, welcher den Ringschluß, nach Gottes Willen fügt, wird erst in Zukunft seines Hochamtes auf Erden walten!
Das Wort, das ich bringe, ist das Wort der Liebe, das Wort aber, das jener nach mir bringt, wird das Wort der Gerechtigkeit sein!“
Als Christus Jesus diese Worte offenbarte, war es als führe aus dem Mund eine Flammengarbe, die bis zum Dom des Firmaments schlug. Sie ließ die Berge im Fundamente erbeben, das Erdreich rütteln, Inseln im Meere versinken, erstehen, und die Täler vergehen bis zu des Abgrundes Tiefe, als wären sie jungfräulich noch wie im ersten Schöpfungsgeschehen.
Moses stand noch im Feuerstrahl der Liebe, der aus dem Herzen Jesu glühte, die Worte stammelnd:
„Wo ist das Heiligtum, das diese Worte bewahren soll?“
Milde sprach Jesus, voller Güte und Gnade, voller Anmut neigend sein edles Haupt:
„Ich will es leben und auch die Menschen sollen es leben!“
Als diese Worte aus Jesu Munde gingen, öffnete sich einer nach dem anderen der sieben Himmel, immer leuchtender wurde der Glanz wie der eines gläsernen Meeres, bis sich in Weißglut des Urlichts der unvergängliche Thron König Parzivals formte.
Jesus sagte zu Moses:
„Der, welcher dort thronet, wird dereinst das Gericht des Jüngsten Tages bringen. Viele, die meine Worte hören, werden auch seine Worte vernehmen, sie sind eins. Sie werden ihn erkennen und ihm folgen bis ans Ende der Welt“. –
Das Vermächtnis des Menschensohnes.
Das größte Vermächtnis, das der Menschheit je vom Licht anvertraut wurde, ist das Gralsevangelium des Menschensohnes Imanuel.
Aus höchster Höhe, von dem wesenlosen Ursprung des Allewig-Allweisen kommend, durchdringt es wie ein Sauerteig alle Ebenen der Stofflichkeit.
Noch einmal scheint das Licht in der Finsternis!
Was die Kirche als eine lebendige Gemeinschaft gewirkt haben sollte, hätte keine andere Erdorganisation je zu erfüllen vermocht; aber auch die Kirche hat ihre Mission verfehlt.
Um die Menschheit vor dem Abgrund äußerster Gefahr zu retten, hatte etwas zu geschehen, und zwar etwas jenseits vom irdisch-menschlichen Verstandeskönnen lie- gend, damit alle Übel, welche die Menschheit in ihr jetziges Geistchaos zwangen, zu Falle kämen und aufhörten, zu bestehen.
Die Menschen sollten wieder zur Besinnung kommen, daß sie nicht nur Kreaturen der Zeit, sondern Geistwesen der Ewigkeit wären; hierin wurzelt die nie beachtete Quintessenz aller christlichen Lehren.
Da alle Erdenbürger hienieden irre gingen, wurde es zur höchsten Pflicht der Versiegelten des Menschensohnes Imanuel, einen Kreuzzug ins Leben zu rufen, der nie so wichtig wie zur Jetztzeit war, da alle Bande sich lösen, alle Werte stürzen, alle Begriffe wanken und neu sich auf Grund des noch einmal, zum letzten Mal, geoffenbarten Gotteswortes formen, damit auf Grund dieses Wortes der Wahrheit der Menschheit noch einmal Gelegenheit werde, sich des Zweckes ihres Daseins zu besinnen, nämlich mit ihrem Geist, ihr Wohngebiet, die Erde, zu dem zu machen, was sie seit Urzeiten hätte sein sollen:
Ein Paradies im Stoffe, dessen Bewohner nur einem Ziele leben, Gott durch die Tat zu ehren und zu preisen.
Nehmet tief zu Herzen die Worte des aufgestiegenen Herrn:
„Der Mensch hat diesmal an das Wort heranzutreten, nicht das Wort an die
239 einzelnen Menschen.“239
Darin liegt Mahnung, Weg und Ziel für den erdinkarnierten Menschengeist. Das Gottesreich auf Erden kann nur durch die Versiegelten und Berufenen des Menschensohnes begründet werden, da sie allein durch diese geistigen Handlungen des Gesalbten jenen Schwung und jene Stoßkraft erhielten, die es ermöglicht, die gesamte irdische Kultur und Zivilisation auf eine religiöse, ethisch und sittlich gehobenere Stufe zu heben, auf der ein „geistig wiedergeborener“ Mensch, der nun das Schöpfungswissen kennt und lebt, mit neuer Hoffnung in eine sonnigere Zukunft blicken kann.
Es ist schon so, Ihr Kreuzträger des Herrn, wie sein Gesandter, der Messiaskönig, in seinem Vortrag „Strebet nach Überzeugung!“ schrieb:
„Ihr Kreuzträger, erwacht zu neuer Art, laßt Altgewohntes und Gelerntes fallen, werdet Ihr zuerst neu vor der Welt, auch in dem alltäglichen Denken und dem Tun! Nichts ist, das nicht neu werden müßte, das rief ich Euch schon hundertfältig zu! Es muß bei Euch der Anfang sein! Ohne Anfang gibt es keinen Fortgang! Wenn Ihr ver- sagt, stürzet die Welt!“240
Was für ein Alpdruck hat nicht während der letzten dreißig Jahre über ganz Europa, ja dem Erdplaneten, gelastet!
Mit dem ersten Weltkrieg begann die Zeit der großen Trübsal, die Menschheit schwand dahin, verkommend an Geist und Leib, und gebar Kinder, die nicht lebens- fähig waren. Mit dem geistigen Niedergang aber ging Hand in Hand das Aufblühen des Verstandes, wohl Technik und alles Materielle fördernd, Menschenwesen aber zu dem degradierend, was sie nun sind am Ende der Zeiten; selbstsüchtige, herrisch-stör- rische, lieblose, frivole, entmenschte, Gott verleugnende Gesellen, sowie Drohnen und Dirnen, – Materialisten des zwanzigsten Jahrhunderts.
Ich schritt vor kurzem durch eine große Stadt im Süden Deutschlands und geriet daselbst in das Judenviertel, wo ich erstmals seit Jahren wieder „Juden“ sah und hörte, wie sie sich im Alltag gaben. Unwillkürlich musste ich jener Weissagung gedenken, die einst der Gottessohn Jesus gekündet, die ich an dieser Stelle im Auszug zitiere:
„Am Abend war Jesus mit seinen Jüngern zu Gast bei dem Statthalter des Kaisers. Nach dem Mahle trat der Römer zu Jesus.
„Herr, Du mußt vorsichtig sein, daß Du nicht ein Opfer der Pharisäer wirst. Sie verfolgen Dich mit einem Haß, der grenzenlos zu sein scheint. Sie waren heute bei mir und klagten Dich des Verrates an Rom an! Ich habe ihnen die Tür gewiesen!“
Jesus lächelte und sagte dann beruhigend:
„Ich danke Dir, Markus, daß Du mich verteidigtest, aber ich fürchte diese Menschen nicht. Ich gehe meinen Weg bis zu Ende und werde nicht derer achten, die ihn mir versperren wollen. Ich weiß, daß ich ihrer Macht gefährlich bin, aber ich kann sie nicht schützen, da das Volk nun sehen wird, wie die Führer waren, denen es sich anvertraute. – Es ist ein Kampf, solange ich da bin, zwischen Licht und Dunkel. Überall blenden sie die Lichtstrahlen und legen ihre dunklen Absichten bloß. Und die Menschen beginnen sehend zu werden. Das ist mein Sieg!“
Markus hatte schweigend zugehört, er sann nach. Dann sah er Jesus fragend an:
„Wie kommt es, daß Du anders bist als alle Juden, Herr? Woher hast Du diese Art, die ich nie bei Juden sah, die Art, Deinen Kopf zu tragen, Deine Haltung, Dein Sprechen … es ist alles herrisch an Dir und frei. Du könntest Römer sein, einer der Stolzesten aus edelstem Geschlecht, so groß ist Deine Anmut!“
Jesus schwieg. Und Markus fuhr fort:
„Sieh, ich bin alt geworden und lebe in diesem Lande seit meiner Jugend. Ich kenne die Juden besser als meine Landsleute; sie sind mir vertraut bis in ihre feinsten Regungen. Ich kenne die Impulse, aus denen heraus sie handeln. Die Guten und die Schlechten habe ich erkannt. Es prägt sich in ihrer Haltung, in ihrer Bewegung aus, wie sie sind. Ihr Äußeres verrät sie auf den ersten Blick, wie es bei keiner anderen Rasse der Fall ist. Sie sind nie zufrieden, sie wollen es immer noch besser haben und das alles auf möglichst bequeme Art. Sie sind zu feige, um ehrlich dafür zu kämpfen. Darum bleiben sie Knechte. Es ist der sichtbare Rückgang einer Menschenepoche. Wenn ich daran denke, daß alle Völker diesen Weg gehen müssen, und daß auch Rom einst nicht mehr sein wird als diese sterbenden Juden, dann frage ich mich, wo ist der Schlüssel zu all den Rätseln, die das Leben uns vorlegt? Wir Römer glauben an die Götter, und die Juden glauben an den einen Gott, der ihnen nie sichtbar wird. Was ist nun das Richtige? Juda stirbt, stirbt sein Gott mit ihm?“
„Wird der Glaube Roms die Welt erobern?“
„Ich will Dir antworten, Markus; denn Deine Fragen sind es wohl wert. Du hast recht, Juda stirbt in sich und läßt doch einen Teil zurück, der sich wieder über die ganze Erde verbreiten wird. Es werden solange Juden als sichtbares Zeichen der Gesetze, die in der Schöpfung schwingen, auf dieser Erde sein, als bis der Menschensohn kommen wird! Und damit wird das große Gericht einsetzen, das die Schöpfung wieder zu neuem Leben erfrischt. Ein Ringschluß wird kommen, die Sichtung über Gut und Böse. Israel ist das Volk, das als erstes den Ruf Gottes vernahm, und Israel wird das letzte Volk sein, das die Stimme des Menschensohnes vernimmt. Es wird sich halten bis zum Schluß und wird dem ersterbenden Volkskörper immer neues gesundes Blut zuführen, aus einem inneren Drange heraus, einer Stimme folgend, die die Aufrechterhaltung des Stammes fordert! Wie ein Magnet wird es immer wieder seine Art anziehen, und wenn sich ihre Seele verkrüppelt hat zur Unkenntlichkeit, dann wird das Ende da sein. Rom ist stolz und kann noch lange Herr sein, aber sein Glaube an die Götter wird überfällig und sich von dem Glauben an den einzigen Gott verdrängen lassen. Auch Rom wird verschwinden bis auf einen Rest. So werden alle Völker bis auf eines, von dem man jetzt noch nicht weiß, ihr Sterben hinziehen müssen bis auf den Tag des Endgerichtes. Und vor dem Ende wird die Lichtkraft sie zu noch einmaliger kurzer Macht und Geltung emporreißen. Sie werden sich zusammenschmieden, alle die Sterbenden, und sich mit vereinten Kräften gegen das allein noch unverbrauchte, junge Volk erheben, um es zu vernichten. Es werden zu der Zeit Religionen sein, unzählbar viele, und alle werden sie für sich das Recht beanspruchen, die allein wahre zu sein. Aber gegenseitig werden sie sich vernichten. Es wird ein furchtbares Ringen um die Macht
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales anheben, wie es die Erde nie erlebte. Der Haß wird sie blind und irre machen, die Völker. Sie werden alle vorübergehend die Freuden der Welt bis zur Übersättigung auskosten, der Kleine wird groß sein und der Große klein. Das ist das Ende aller Wirren. Dann geht es mit rasender Schnelligkeit dem Ende zu. Der Gott, den die alten Juden unter dem Namen Jehova anbeten, wird dann seine Herrlichkeit auch auf der Erde entfalten.“
Markus schwieg lange und sah verloren ins Weite —.“
Soweit über die größte Prophezeihung, die der Erdenmenschheit je vom Gottessohn Jesus über das Kommen des Menschensohnes Imanuel gegeben wurde.
Im Vorausgegangenen ist von den „Kreuzträgern“ des Herrn gesprochen worden. Unter ihnen sollten sich jetzt zur Zeit des von Jesus gekündeten „Jüngsten Gerichtes“ jene Frauen und Männer finden, die Pioniere des Geistes für das Morgenrot eines neuen Zeitalters sind! Doch wie gelichtet noch sind die Reihen derer, jener einhun- 242 dertundvierundvierzigtausend Berufenen, die einst dem Menschensohn Imanuel zu Patmos ihr Gelöbnis gaben, mit bauen zu helfen das Reich Gottes auf Erden! Zehn- tausende haben noch nicht zu der grünen Fahne des Heiligen Grales gefunden, sie stürzten zum Teil auf dem Weg durch Versuchung und Finsternis, oder gingen nach flüchtigem Erkennen wieder irre, oder wandten sich in Haß gegen den Gottgesandten, gegen sein Wort, das ihnen Rettung verbürgte.
Blicken wir kurz auf die Geschichte verflossener fünfzehn Jahrhunderte, wie die geistige Entwicklung verlief.
Im Jahr 410 n. Ch. eroberte der Westgotenkönig Alarich, bevor er bei Cosenza fiel und im Busento begraben wurde, nach vorheriger Plünderung das Rom der Antike. Damit nahm das Ende des Römischen Weltreiches seinen Anfang, das die ältere grie- chische Kultur über die alte, damals bekannte Welt, verbreitet hatte. Auch die briti- sche Inselfestung war von ihr berührt worden, wie sie über Frankreich, Spanien und über Länder dahingeflossen war, die sich im Osten heute Türkei und Ägypten nen- nen. Die griechische Kultur, vornehmlich auf den Verstand gestützt und vom Verstand gefördert, durchschwängerte aber niemals die deutsche Psyche.
Trotz allem erwies sich die griechische Kultur in vieler Weise gut und fortschrittlich. Nicht nur, daß sie hohe Werte in künstlerischer Hinsicht der Menschheit schenkte, sie schweißte eine große Gemeinschaft unter einem Gesetz und einer Autorität zusammen.
Im fünften Jahrhundert aber zerstörten die Barbaren, teutonische Stämme, von denen heutige Deutsche abstammen, den wohl geordneten griechischen Staat, ihn in Chaos stürzend. Schulen wurden geschlossen, Bibliotheken, die Hochstätten des Wissens, verwüstet, verbrannt, aller Besitz geraubt und die Städte geschleift. Gewalt
241 „Aus verklungenen Jahrtausenden“, Verlag „Der Ruf“ GmbH., München, S. 297-300.
242 „Offenbarung Johannes“, Kap. 14, Vers 1.
und Anarchie führten ihr grausames Regiment.
In den Annalen des „Heiligen“ Gregor steht zu lesen:
„Heute wütet allerorten der Tod, Schmerz und Kummer, überall Verwüstung; wir sind überall geschlagen und allenthalben ist unser Becher voll Leid!“
Ein gleiches könnte aber auch in unserer Zeit von einem modernen Chronisten geschrieben werden. Man blicke nur um sich, öffne Augen und Ohren und lasse die Umwelt auf sich wirken, da schwält Ärger und Rachsucht, Uneinigkeit und Schaden- freude, Neid und Haß bis zur Mordwut – Todeskampf und Todesstarre. Ein Wettrüs- ten hebt an, wie es die Welt noch nie erlebte, sodaß Albert Einstein, der Vater der Re- lativitätstheorie und vielleicht die erste heute, noch lebende Autorität auf wissen- schaftlichem Gebiete, aus den U.S.A. folgenden Warnruf in alle Länder der Erde sandte:
„Die Zerstörung allen Lebens auf der Erde ist in den Bereich der technischen Möglichkeiten getreten. Am Ende des Weges zeichnet sich immer deutlicher das 243
Gespenst der allgemeinen Vernichtung ab.“
Noch nie war es auf Erden, wie es heute ist. Wohl gab es Kriege, verbunden mit Hungersnot und Pest, gab es Massensterben und Feuersbrünste, Überschwemmungen und sonstige Naturkatastrophen, doch nie im Ausmaß wie heutzutage, wo ein Mensch nichts zählt, wo nur mit Zahlen und Massen gerechnet wird.
Durch die Jahrhunderte wurden wohl Staaten zerstört, ganze Armeen aufgerieben und Verwaltungen vertrieben, das, was bisher je und je überlebte, war die Kirche Roms, mit dem Papst an ihrer Spitze, ihren Priestern und Bischöfen, ihren Mönchen und Nonnen. Sie allein trotzte bisher allen Stürmen der Zeit. Wenn rohe Volksmassen sie einmal ins Wanken zu bringen drohten, erstand sie doch immer wieder in neuer Scheinherrlichkeit, wiederum eine neue Kultur-Epoche gründend, die Ordnung mit sich brachte und Europa für eine zeitlang Ruhe und Sicherheit schenkte.
Aber die Geschichte wiederholt sich nicht immer wieder! Die Zeit ist gekommen, wo in der Abwickelung natürlichen Geschehens selbst der Glaube an eine Macht der Kirche kaum noch besteht. Auch Rom bereitet sich für den Kampf auf Leben und Tod, um Sein oder Nichtsein. Die Not der christlichen Kirche betrifft Katholiken wie Evangelische in gleicher Weise. Ihre Kathedralen und Dome leeren sich; die Kirchen- gänger sind es müde, nur Steine zu empfangen. In übersichtlicher Weise sprach über dieses Problem vom Forum der Theologischen Fakultät der Innsbrucker Universität erst dieser Tage201 202 der bekannte Professor Doktor P. Karl Rahner vor einer großen Zu- hörerschaft und prägte den markanten Satz:
„Die Gegenwart ist gekennzeichnet durch die gemeinsame Bedrängnis. Es ist eine äußere Bedrängnis; ein totalitärer Materialismus zieht als Bedrohung herauf, staatlich und sozial, politisch und privat, der den Tod jedes Christentums will“.
Neben diesem totalitären Materialismus innerhalb der Reihen christlicher Völker sind aber noch Millionen gottfeindliche Menschen, die antichristliches verkörpern, die aus eigenem Wollen, wie von ihrer Obrigkeit getrieben, gegen das Christentum als solches stehen.
Diesen allen gilt der Kampf um des Menschengeistes Rettung. Die Kämpfer wider Luzifer und seine Trabanten sind die Versiegelten und Kreuzträger des Menschensohnes Imanuel. Imanuel selbst hat Luzifer geschlagen und ihn gekettet für tausend Jahre. Wohlan denn, Ihr Brüder und Schwestern im Lichte der Wahrheit, lasset uns ausziehen ins Feld und Luzifers Helfer auf Erden vernichten! So zeigen wir uns würdig des Vermächtnisses Imanuels!
Sursum corda – Die Herzen in die Höhe!
Verloren gegangene Bibliotheken auf Erden.
Alle Forschungsresultate von dem, was sich in urgrauer Vorzeit auf diesem Planeten zugetragen hat, basieren auf Ausgrabungen und Funden von Wissenschaftlern, Erdkundlern, Ethnographen oder auch von Weltreisenden mit Interessen für kultur-historische Werte. Ihre Funde stammen aus Überresten alter Gräber, wieder freigelegter Wohnstätten vergangener Epochen, aus Bruchstücken zerfallener Denkmäler und Tempel, aus schwer zu entziffernden Zeichen und Runen, unleserlichen Daten, Papyrusrollen und vergilbten Manuskripten.
In jedem Fall sind es Überbleibsel, Beweise und Perlen menschlicher Werke, von Empfindung des Geistes wie der Macht des Verstandes getragen, die einst vor Jahr- tausenden, vielleicht Jahrmillionen, auf künstlerisch-ethischmanuellem Gebiete ge- schaffen wurden, und heute ihresgleichen suchen. Es sind Zeugen für Hochblüte ver- wehter Kulturen, die das überdauerten, was Wüstensand begrub und Sturzfluten der Weltmeere versinken ließen. Was da verblieb, was durch entsprechende, fachmän- nisch-technische Methoden und Prozesse geborgen und erhalten werden konnte, prangt heute in den Museen aller Länder, dem Geschlecht des zwanzigsten Jahrhun- derts zur Bewunderung und Lehre, kommenden Generationen zum Ansporn und nachahmenswertem Beispiel.
Aber selbst bei so Gerettetem ist man des Zahnes der Zeit nicht sicher. Allen Stoff beharrlich zersetzend, wenn er Millennien auch zu trotzen vermochte, kommt für ihn der Tag, ein Augenblick im unermeßlichen Kreislauf, da die Materie zerfällt, und, was einst Staub war, zu Staub wieder wird. Der Papyrus zerbröckelt, die köstlich ge- formte Vase zerbricht, der Sonnenstrahl bleicht die Quadern, und tröpfelndes Wasser höhlt schließlich den Stein. Feuchtigkeit und Trockenheit tun das ihre. Und doch sind die gewaltigen und unabänderlichen Kräfte der Natur im Befolgen kosmischer Geset- ze, die Bewegung erhalten und Starrheit banden, nichts im Vergleich zu jener grau- sam brutalen Zerstörungswut und Vernichtungsgier, wie sie Menschenhirns Tücke, schandhafte List und verwerflichste Habsucht zu vollbringen vermögen.
Nur Vandalentum hat es zustande gebracht, daß Kunst, Kultur, hohes Weistum versanken, Millionenwerte von Dieben geraubt und verschoben wurden. So auch die Hochstätten der Bibliotheken auf Erden. Wo seid ihr geblieben, die ihr einst von dem Ruhm der Menschheit zeugtet, ihr Wissen barget, wertvoller denn Gold und Elfen- bein? Ihr leuchtet nicht mehr dem Geschlechte von heute, eure Ströme der Klarheit versickerten im Wüstensand und in der Geistesöde unserer Zeit! Eure lebensbefruch- tenden Ideen wichen, eure Ratschläge verflogen, eure Gedanken wurden erdrückt von der Wucht der Materie im Jagen nach Mammon im Chaos der Gegenwart.
Die Quellen des Weistums versiegten, seine Stimmen verhallten, die Leuchte erlosch. Brachland der Vergessenheit deckt wie ein Bahrtuch nunmehr die Orte, wo einst Nahomes perlendes Lachen erklang, ein gottgeweihtes Leben in Schönheit die Menschen führten, und des Lichtfürsten203 204 Fuß goldene Spuren seiner Strahlung im Sand unter dem Gestirn des Kreuzes des Südens hinterließ. Versunken mit ihm ist die Pracht seines Palastes in der südlichen Lichtstadt, unter Flugsand verschüttet sein Grabmal in Pyramidenform, das noch heute in goldenem Schreine die Mumie Abdru- schins und Nahomes bewahrt. Auch über Troja zogen Jahrtausende dahin, wo einst Kassandra ihr hohes Weibtum lebte, König Priamos und Hekubas Königstochter. Wie ihre Rufe der Warnung ungehört verhallten, sie selbst verhöhnt von den Ihren wurde, 247
versank auch die Herrlichkeit des Trojaner Reiches,205 mit ihm Neid und Haß, Un- glaube, Unfrieden einer Welt. Und wenn Jerusalem auch noch steht, sein Glanz von ehedem ist erloschen, seine Könige stürzten, Brennpunkt nur noch politischer Intri- gen, ohne Weihe, ohne Weistum schwälen Neid und Rachsucht, Mord und Vernich- tungswahn über Judäas Fluren, Zersetzung, Zersplitterung der Kräfte ist am Werke, wo der Nazarener sein Evangelium der Liebe offenbarte. Einst geheiligte Orte werden besudelt. Nicht minder waren Verluste, Zerfall und Ruin in den Kulturstätten der Al- ten Welt. Da stand einst Sargon, auf griechisch Arkeanos, auf assyrisch Scharrugina, die Stadt der Bücher, wie eine Keilschrift um 2000 vor Chr. besagt. Die Bibliothek von Uruk, das königliche Sammelhaus aller Weisheit von Sumer und Akkad bedeuten etwas mehr als nur Namen der Antike. Fragmente nur blieben noch, kaum entziffer- bar. Einer der größten Beschützer frühester Literatur war Sardanapal, in assyrisch als Ashurbanipal bekannt, letzter und einer der mächtigsten bisher bekannter assyrischer Könige, der 668-26 regierte und dem Anno 648 vor Chr. Schwert, Hungersnot und Pest ganz Babel in die Hände spielte. Nach dem Vorbild Sanheribs sammelte er in 248 seinem Palast zu Ninive eine ungeheuere Bibliothek, deren Keilschrifttontafeln206 über 22.000 Nummern betrugen und deren Inhalt alle Teile der babylonischen und as- syrischen Literatur, soweit bisher bekannt, erschöpfte. Auch sie ist nicht mehr, wie die Archive der Sumerer zu Lagasch und der babylonischen Fürsten von Nippur207nicht mehr bestehen. Geraubt und zerstört wurden auch die Sammlungen
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales der Meder zu Ec- oder Akbatana, auf neupersisch Hasuadan, Hauptstadt Mediens mit sieben Mauern als Schutz und dem Sonnentempel in ihrer Mitte, den Alexander der Große 330 v. Chr. vernichten ließ. Selbiges Los ereilte die Bibliothek der Perser in Susa und die der Minoer zu Knossos, bedeutendste Stadt auf der Insel Kreta, mit dem Königssitz des Minos im frühesten Altertum.
Gleicher Weise verblieb nichts in Ägypten von antiken Archiven der alten Pharaonen, der Erbauer der Pyramiden, nur die Magie ihrer Namen strahlt noch nach. Von der Mammutbibliothek der siebenten Dynastie zu Memphis überlebte so gut wie nichts bis auf den heutigen Tag, nur ein Hauch der Erinnerung weht dem modernen Geschlecht an frühere Pracht der Sonnenkönige von damals entgegen, wenn sich ihr Geist das Land mit Palmen am Nilstrom malt und weiße Tempel im Mondschein glei- ßend, die der Isis geweiht waren. Und nur ein Häuflein jetzt noch Lebender vermag etwas von jener Strahlung zu empfinden, die ihre Geister im Erdenkörper getroffen, da Parzival erstmals in Fleisch und Blut inkarniert, als Mensch gleich wie sie und doch höherer Art, sein Priesterkönigtum trug.
Und verloren sind auch die Papyri Echanatons, des Reformators Ägyptens, dahin für immer die Manuskripte und Dokumente verwehter Größe Ramses III., sowie die Sammlungen altägyptischer Volksmär und uralten Weistums, in Theben bewahrt.
Wieder und wieder haben sich alte Machthaber mystischer Länder mit allen Kräften bemüht, durch Raub und Vernichtung erlittene Verluste wieder aufzufrischen, ihre Bibliotheken zu ersetzen. Die Ptolomäer sandten ihre Vertrauten nach allen Enden der Erde, damit sie sich einer Auslese der besten Literatur zu sichern vermochten. Nachdem sie sie in Fremd- wie Feindesland zu eigner Befriedigung, zur Stillung ihres Ehrgeizes, gewaltsam hatten beschlagnehmen lassen, wurden sie ins Land der Pyramiden verbracht.
Ein Schatz von mehr als vierzigtausend Papyri kam so ins Serapeum bei Sakkara zu liegen, ein Tempel der Sarapis, während die Kollektion im Brucheum fast an die fünfhunderttausend Manuskripte faßte. Eine authentische Quelle schätzt die Zahl der Werke zu Alexandria auf siebenhunderttausend Stücke, und jedes für sich davon ein Original. Aber auch diese letzte und größte ägyptische Bibliothek hat kein einziges Exemplar der Nachwelt hinterlassen. Als Cäsar Feuer an die Flotte in Alexandria Anno 47 v. Chr. legen ließ, sprangen die Flammen auf das Brucheum über und ver- nichteten die gesamte königliche Bibliothek. Um den Schmerz der untröstlichen Cleopatra zu stillen und den Verlust, den die alexandrinische Gelehrtenwelt erlitten hatte, wieder auszugleichen, befahl Antonius, daß die Akropolis von Pergamos, von Eumenes II. begründet, ihres Bücherschatzes, einer Sammlung von zweihunderttau- send Pergamentrollen, einzig jede einzelne in ihrer Art, beraubt würde, die er dann
bekannt vor allem als die Erfinder der Keilschrift.“
250 identisch mit Pharao Chuniten (d.h. Glanz der Sonnenscheibe), der bei El-Almarna sich eine neue Residenz erbauen ließ.
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales der ägyptischen Herrscherin schenkte. Aber die Bibliothek von Alexandria fuhr fort, ein übles Schicksal zu haben. Diokletian ließ eine alte Sammlung esoterischer Schrif- ten der ägyptischen Priesterschaft dem Feuer übergeben. Aurelius zerstörte das wie- derhergestellte und blühende Brucheum im Jahre 273, und fast alle Werke ver- schwanden. Unter der Regierung von Theodosius plünderte christlicher Mob das Se- rapeum. Bei der Eroberung Alexandrias durch die Sarazenen wurde alles, was nicht zuvor schon geraubt oder zerstört worden war, endgültig vernichtet, um Platz für die alles zu beeinflussen beginnende Literatur des Koran zu schaffen, mit der der Islam im Land der Pharaonen dominierend wurde.
Im Grunde verblieb nichts, was ehedem griechischen oder römischen Geist geatmet hatte, denn Listen von Namen oder Titeln, ein Gemisch von wenig Zitaten und Aussprüchen, eine Anzahl von unvollständigen Auszügen, Literatur-Fragmenten, das ist alles, was sich bis auf unsere Zeitepoche erhielt.
Verloren gegangen sind die Sibyllinischen Bücher, reich an Legenden und Märchen, die im Brande von Rom zergingen. Weitere frühzeitliche Kulturdokumente verschwanden, als Leo, der Isaurier, ein Kaiser des Ostens, befahl, daß dreihunderttausend klassische Manuskripte dem Feuer anheim fielen. Phokas zerstörte die syrischen Archive, und so geschah es denn, daß die frühesten griechischen, römischen und etruskischen Annalen unwiederbringlich vom Erdboden verschwanden.
So verschwand auch unter Cäsar die uralte, geheiligte Schriftensammlung der keltischen Druiden, die in der Felsenfeste Alesia aufbewahrt wurde. Als Alexander der Große Persien eroberte, verbrannte er die Urschrift der Avesta, die unter Zoroaster entstandene Sammlung heiliger Bücher, in Alt-Persisch mit goldenen Zeichen ge- schrieben. Um 220 v. Chr. befahl ein chinesischer Kaiser, daß sämtliche Werke, die zu seiner Zeit noch existierten, der Vernichtung durch Feuer verfielen, alle Gelehrten und Schüler aber, die von deren Inhalte wußten, bei lebendigem Leibe gleichfalls ver- brannt würden.
Aber auch in späteren Zeiten hörte die sinnlose Zerstörung und Beseitigung von unersetzlichen Schätzen und ideellen Werten nicht auf. Wohl gab es einige Jahrhunderte, wo die Weisen Europas sich bitter über die Verluste an klassischer Literatur beklagten, eine neue Zeit unter den Völkern der Erde emporstieg und Geschichte mit unvergänglichen Ruhmestaten erblühte, deren Annalen und Chroniken wiederum sorgfältig in großen Bibliotheken angehäuft wurden, späteren Generationen zum Zeugnis und Gedenken, vor allem die königlichen Archive in Mexiko und Peru. Aber selbst das zerstörte wieder Barbarentum, religiöser Fanatismus, europäischer Größenwahn in Vernichtungsorgien, die jeder Beschreibung spotteten.
Don Juan von Zumarraga, erster Erzbischof von Mexiko, veranlaßte, daß Zehntausende mit kunstvollen Bildern versehene Manuskripte, die an sicheren Orten in Tempeln und Palästen aufbewahrt waren, in Feuerflammen verbrannten, weil sie in
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales seinen Augen magische Dinge abergläubischer Verderbnis waren, die jeder Seinsberechtigung entbehrten. So wurde selbst des großen Montezumas Bibliothek geleert. Aus jedem Orte des mexikanischen Reiches wurden die Manuskripte von Soldaten eingesammelt, die öffentlichen Bibliotheken aller Bücher und Schriften beraubt, ein „Bücherhaufen teuflischer Schriften“ getürmt und Feuer auch an diesen 251 gelegt, und dies alles unter dem Heuchelspruche „ad majorem dei gloriam!“ So versank in nichts unschätzbares Gut der uralten Maya-Kultur.
Und doch möchte ich Euch, die Ihr diese Zeilen höret oder leset, eines betonen und es sorgsam zu bedenken geben: Ja, es ist wahr, wir beklagen unwiederbringlichen Weisheitsverlust in den Werken der Antike, die nicht mehr sind. Wir bedauern die Papyri, uralte Code, zerschlissene Manuskripte, die durch Äonen im Menschengedenken in Ehren standen, durch die Jahrtausende aus frommer Empfindung gehütet wurden, in den Heiligtümern der Erde als Stücke der Anbetung aufbewahrt wurden, schließlich dem Zerfall erlagen.
Zugegeben all dies, daß diese verlorenen Zeugen einstiger Größe vielleicht auch Dinge gekündet, die von den Urtagen dieses Planeten sprachen, von den rauschenden Wassern, die Atlantis verschluckten, von den Tempeln der Söhne der Inkas in Peru, und heiligen Stätten der Priesterkönige, zugegeben all dies und daß es auch wahr sei – all dieses Weistum, dies Wissen und Erkenntnis wiegt nicht die göttliche Offenba- rung der Botschaft vom Heiligen Grale auf, die Abdruschin der Menschheit brachte, als die Weltenwende begann.
Obgleich noch einmal um selbige Zeit Zerstörungswut und Barbarentum aus ideologischen Gründen ihr verbrecherisches Spiel mit hoch kulturellen und von der Menschheit anerkannten Büchern und Serien von Büchern neuerer und neuester Schriftsteller und Geisteskönige trieben, wenn die Nazis Millionen von Büchern, die nicht mit ihrer Lehre im Einklang standen, auf meterhohen Scheiterhaufen verbren- nen oder zerstampfen ließen und so nicht minder Tausende der Gralsbotschaften „Im Lichte der Wahrheit“ von Abdruschin, nicht nur in deutscher, auch in der englischen, französischen tschechischen und portugiesischen Übersetzung, auf dem Berge des Heils, wie in Städten Europas, entgingen doch einige Hunderte von Exemplaren die- ser Gralsbotschaft, die das Schöpfungswissen, wie bisher niemals, erstmalig kündet, wie durch ein Wunder der Vernichtung.
Die Kulturen der Mayas, der Inkas, Ägypter, Perser, Griechen und Römer vergingen, sie leuchten nicht mehr, es ward dunkel im Mittelalter und erst die neuere Zeit gebar ein neues Menschentum, das aber dem Verstand und dem Mammon huldigte. Die Folgen davon sind offenbar, die Menschheit steht am Abgrund des Verderbens.
252
„Quo vadis humanitas?“252 fragt sich der, der das Gralswissen besitzt. – 208 209
Wirkung und Zauberkraft von Namen.
Die Wirkung gewisser Namen, zumal religiöser Namen, auf den Menschengeist ist gewaltig. Es schlingt sich um solche nicht nur mystische Zauberkraft, sie zwingen den Geist förmlich zu ehrfürchtiger Anbetung, Haucht nur das Wort „Ägypten“, und vor der Innenschau steigt ein Bild der Erinnerung an Tage von einst, die im Sonnen- licht unter Palmen am Nilstrom glühten, deren leuchtende Nächte gebadet lagen im sanften Mondschein unter dem Kreuze des Südens.
Das Auge des Geistes schaut auch wimmelnde Massen kraftstrotzender Männer, braungebrannt im nimmer erkaltenden Glast des Orients, Sklaven zu Tausenden mit dampfenden Leibern, gewaltige Steinblöcke wälzend, hebend und schiebend zum Bau der Pyramiden. Quader um Quader türmt sich in das Azur des Himmels, empor- 253
gehoben wie mit magischer Kraft „durch weise Anordnung“, die dem Menschen- hirn von heute verloren gegangen.
Nennet den Namen „Rom“, und erschrocken vermeint ihr, den Boden unter wuchtigem Tritt unbesiegbarer Legionen erzittern zu fühlen, und die Luft ist gefüllt mit lautem Fanfarenton kriegerischer Gesänge. Das Rom von heute aber gemahnt euch an das „Roma äterna“ der katholischen Welt mit dem Pontifex Maximus derer, die einst nach dem Morde am Gottessohn auf Golgatha Anspruch erhoben, die ersten Christen zu sein.
Sprechet leise auch den Namen „Griechenland“ aus, und süß dünken euch in Erinnerung die weisen Sprüche großer Könige des Verstandes, und im Echo verhallen schwach und schwächer werdend im klaren Hauch der Akropolis längst gestorbene Schläge eines Meißels in Künstlerhand auf schneeweißem Marmor.
Oder Trojas Name ersteht wie eine fata morgana vor dem begeisterten Auge, König Priamos und Hekubas stolze Herosfeste. Aus verklungenen Erdepochen dämmert ein Ahnen um einstige Größe und göttliche Tat im Laufe der Äonen.
Sorgsam lauscht euer Ohr, noch vermeint ihr Schreie zu hören, die unvergeßlich denen, die sie hören durften, die Warnrufe Kassandras, der Königstochter, der gewal- tigsten Seherin, die je die Erde betreten aus Höhen, die Menschenhirn nicht erahnen kann, mahnend ihre Eltern im Purpurmantel, warnend ihr Volk vor Tod und Vernich- tung, fordernd im Geist zu erwachen, Gehorsam zu leisten dem Gebieter der Welten. Doch selbst Kassandra, die Erleuchtete aus Imanuels göttlichem Ursprung, wurde verhöhnt und geächtet, ins Verlies geworfen und grausam ermordet.
Das Wort vor ihrem Scheiden, das ihre Lippen noch zu formen vermochten, war die letzte Verheißung aus göttlichem Munde an die Erdenmenschheit; es hieß:
„Imanuel!“
253 „Aus verklungenen Jahrtausenden“, Verlag; „Der Ruf“ GmbH., München, „Abdruschins Grabtafel spricht…“, S. 186.
Die grauen Wasser, die, von unten empordringend, den Schrecken ihres Todes noch vermehren sollten, erreichten sie lebend nicht mehr. Ihr Hinübergang war kein Kampf wie bei den Menschen. Kassandra ging aus dem stofflichen Gefäß, wie sie es einst betreten, in Erfüllung des Gotteswillens, mit dem sie eins war, und eins blieb. Still ward so ihr Leib der Vergessenheit anheimgegeben, aber die Macht ihres 254 flammenden Geistes hat die Jahrhunderte überdauert.
So verblich im Erdentod die erste Inkarnierung der auf Erden menschgewordenen Gottesliebe. Aber Kassandra von Troja kehrte zurück auf die Erde nach dem Willen Gottvaters. Als die „Rose des Lichtes“ lebt sie von neuem in unserer Mitte, während der Zeit des sich vollziehenden „Jüngsten Gerichtes“. Ein Teil Imanuels, ein Teil des Allewigen aus wesenlosem Ursprung, ist Kassandra-Maria berufen, die Wunden de- mütig die Wahrheit Erkennender zu heilen, die das Schwert des Weltenrichters im Gottgericht schlug.
Malet euch auch im Geiste die sanften Hügel am See Genezareth in Galiläa. Ein Bild von Nazareth taucht auf, eine Schauung von Bethlehem, eine Vision des Heilandes durch ährenrauschende Felder im Heiligen Lande schreitend. Das stille Haus in Bethanien, wo Jesus, der Mensch und doch Gottsohn, irdischen Frieden im Hause Lazarus mit Maria und Martha zu finden sehnte. Im Mittagsdunst brütend, thront stolz, majestätisch, der Salomonische Tempel, einst Hoffnung und Sehnsucht von Millionen. … Am Horizont hebt sich düster die Schädelstätte ab, überschattet vom Leidenskreuz, dem Kreuze des Dunkels und der Finsternis, mit dem der Mensch sein eigen Kreuz sich schuf. Keine größere Warnung auf Erden vor Gotteszorn und göttlicher Vergeltung sind die ungezählten Kruzifixe in christlichen Kirchen, die Menschenwahn und Unkenntnis der Gottgesetze sich irrtümlich als Symbole erhoffender Gottesgnade setzten. Am Tag der Erkenntnis werden die Leidenskreuze von ihren Altären stürzen, werden wahrhaftige Gottes- aber nicht Kirchendiener, die nur Steine anstatt Manna boten, das gleichschenklige Kreuz der Wahrheit anbetend erkennen und wird der Kelch des Heiligen Grals als einziges Symbol auf weitem Erdenrund für Gottes Gnade und Liebe zeugen.
Vor der Innenschau einiger weniger hoch begnadeter Menschengeister ersteht noch ein anderes Bild, wie ein seliges Erinnern in sternenklaren Nächten an die „Lichtstadt Abdruschins“, des Araberfürsten und fleischgewordenen Gotteswillens, im Lande des Nilstroms. Nicht weit von ihr, noch verschüttet unter Wüstensand, steht seine Pyramide, in deren Grabkammern geborgen, von Gold und unermesslichen Schätzen umgeben, seine, wie der holdseligen Nahome, Mumien ruhen, so wie sie einstens gebettet wurden von getreuen Dienern. Auch diese fanden einer nach dem anderen gemäß ihrer Geistreife ihre letzte Ruhestatt in der Pyramide, nahe ihrem Herrn, Parzival, erstmals auf Erden in Abdruschin inkarniert, dem König des Grals, wie auch Irmingard, die Reine Lilie, in Nahome lichtvorbereitend auf diesem Planeten wirkte.
Noch gewaltiger jedoch alle Menschengeister beeinflussend, denn alle bisher genannten Städtenamen, erfüllt von magischer Anziehungskraft, dürften jene sein, die nicht mehr mit der Materie verbunden stehen, oder die nie mit ihr in Verbindung standen.
Die gewaltigsten dieser sind „Atlantis“ und „Patmos“. Atlantis, der vielbesungene und wissenschaftlich oft besprochene, in den Fluten des Ozeans versunkene Erdteil, vor Äonen innerhalb Raum- und Zeitbegriffes gelegen, im zwanzigsten Jahrhundert nur ein Traum grauer Vorzeit, von Menschen des Verstandes in den Bereich der Sage getan, und die Insel Patmos, jenseits von Raum und Zeit, hoch im Kosmos über der Nachschöpfung thronend, jenes selige Eiland in der Urschöpfung Leuchten, mitnich- ten aber das Patmos Kleinasiens auf dem Erdplaneten, wohin irdischer Verstandes- wahn den Ort der Offenbarung Johannes legte.
Wo auch immer der Name Atlantis ersteht, verbreitet seine Schwingung eine ungeheuere Wirkung; es ist, als zucke ein gleißendes Licht aus grauer Vergangenheit durch das Dunkel der Gegenwart, das einen Blick auf einst wolkenstürmende Türme, prächtigste Paläste und im Sonnenglanz gebadete hehre Tempelbauten freigibt. Kö- nigliches Atlantis! Vergangene Welt von edelster Kunst und höchster Weisheit! Er- schüttert nicht schon eine bloße Vision dieses Kontinentes mit seiner verlorenen Kul- tur die verborgenste Falte eines menschlichen Geistkerns, soweit er noch zu fühlen und zu empfinden vermag!
Um wie weit mehr noch der Name „Patmos“! Stätte des Lichtes höchster Erleuch- tung, Hochburg der Weissagung aus dem Willen des Höchsten! Ein zartester Hauch weihevoller Andacht zittert über seinen Fluren, die nie die Dichte des Stoffes sahen. So rein und klar schwingt Gralsglockenläuten über die Stille von Patmos, daß Men- schenohr es kaum zu erlauschen vermöchte, zu heilig, um mit Erdenworten darüber im kleinsten auch nur sprechen zu können.
Patmos ist jenes gesegnete Eiland im siebenten Ringe der Ewigkeit, die Insel der Verheißungen, der Berg heiliger Verkündigungen, Heimat der Auserwählten, wohin Gottesgnade die hob, welche den Gottessöhnen auf Erden dienen durften und in Treue dienten.
Der Weltenlehrer offenbarte über „Patmos“ in seiner Gralsbotschaft folgendes:
„Weit über dem ewigen Kreislaufe der Schöpfung schwebt wie eine Krone in der Mitte eine „Blaue Insel“, die Gefilde der Seligen, der gereinigten Geister, die schon in den Gebieten des Lichtes weilen dürfen! Diese Insel ist von der Welt getrennt. Sie macht den Kreislauf deshalb auch nicht mit, sondern bildet trotz ihrer Höhe über der kreisenden Schöpfung den Halt und den Mittelpunkt der ausgehenden geistigen Kräf- te. Es ist das Eiland, das auf seiner Höhe die viel gerühmte Stadt der goldenen Gas- sen, das himmlische Jerusalem, trägt. Hier ist nichts mehr der Veränderung unterwor- fen. Kein jüngstes Gericht mehr zu befürchten. Die dort weilen können sind in der „Heimat“. Als letztes aber, auf dieser blauen Insel, als höchstes dann, steht, unnahbar den Schritten Unberufener, die …. Gralsburg, die in Dichtungen so viel genannt!
Sagenumwoben, als Sehnsucht Ungezählter, steht sie dort im Lichte der größten Herrlichkeit und birgt das heilige Gefäß, das Symbol der reinen Liebe des Allmächti- gen, den Gral!
Als Hüter sind der Geister Reinste bestellt, die dem Throne des Höchsten am nächsten stehen. Sie sind die Träger der göttlichen Liebe in ihrer reinsten Form, die wesentlich anders aussieht, als sie von den Menschen auf Erden gedacht ist, trotzdem diese sie täglich und stündlich erleben. Diese Burg bildet die Pforte zu den Stufen des Thrones des Allerhöchsten. Niemand vermag zu den Stufen zu kommen, ohne die Gralsburg durchschritten zu haben. Streng ist die Wacht vor dem goldenen Tore, scharf und unerbittlich, damit die Reinheit des Grales gewahrt bleibt, wodurch er den Segen über alle Suchenden ergießen kann.
Durch Offenbarungen kam die Kunde von der Burg in vielen Staffeln den weiten Weg herab von der blauen Insel durch die feinstoffliche Welt, bis sie zuletzt in ver- tiefter Eingebung durch einige Dichter auch unter die Menschen der grobstofflichen Erde drang. Von Stufe zu Stufe weiter abwärts gegeben, erlitt dabei das Wahre auch ungewollt verschiedene Entstellungen, sodaß die letzte Wiedergabe nur ein mehrfach getrübter Abglanz bleiben konnte, der zu vielen Irrungen Anlaß wurde.
Steigt nun aus einem Teil der großen Schöpfung in arger Bedrängnis Leid und heißes Flehen zu dem Schöpfer auf, so wird ein Diener des Gefäßes ausgesandt, um als ein Träger dieser Liebe helfend einzugreifen in die geistige Not. Was nur als Sage und Legende in dem Schöpfungswerke schwebt, tritt dann lebendig in die Schöpfung ein! Solche Sendungen geschehen aber nicht oft. Jedesmal sind sie begleitet von ein- schneidenden Veränderungen, großen Umwälzungen. Jahrtausende liegen zumeist da- zwischen. Die so Gesandten bringen Licht und Wahrheit den Verirrten, Frieden den Verzweifelnden, reichen mit ihrer Botschaft allen Suchenden die Hand, sammeln alle Gläubigen, um ihnen neuen Mut und neue Kraft zu bieten und sie durch alle Dunkel- heit hinaufzuführen zu dem Licht.
Sie kommen nur für die, die Hilfe aus dem Licht ersehnen, nicht aber für die
255 Spötter und Selbstgerechten.“ –
Das Kommen Parzivals vom Thron des Heiligen Grals im Erdenkörper Oskar Ernst Bernhardts war für alle suchenden Menschengeister in Ephesus ein Zeichen, sich gewaltsam zu dem Guten und Edlen aufzuraffen, und Parzivals zweite Erdgeburt im Herzen Europas, Anno 1875, welcher die Vereinigung Parzival – Imanuel in Fleisch und Blut als Höhepunkt des Erlösungswerkes des Menschensohnes folgte, eine Mahnung an das unausbleibliche Gericht, das als das „Jüngste Gericht“ eines Tages kommen mußte.
„Wohl dem, der dann nicht mehr durch den beschränkten Sinn an die Stofflichkeit gebunden bleibt, damit er aufgehoben werden kann zum Licht!“ So lautet des Men-
255 ILdW., „Das Jüngste Gericht“, Vortrag 20, S. 118-9.
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales schensohnes tröstliche Mahnung!
Berufung.
Von einem in Montreal, Kanada, wohlbekannten Professor wurde einmal behauptet, daß Diktaturen gegenüber Demokratien große Vorzüge hätten. Er sagte, daß Diktaturen sich in voller Hinsicht jedweder Vorzüge persönlichen Führertums zu nutze machen können, denn Menschen im allgemeinen ließen sich leichter zufolge persönlicher Neigung und Anhänglichkeit an Führernaturen, wie durch unpersönliche, rein organisatorische Maßnahmen und Mittel leiten. Ein Führer kann in uns Liebe zu sich erwecken, Bewunderung, wohl auch Achtung und Verehrung hervorrufen und vermag uns vor allem mit einer Art Gefolgschaftsrespekt, wie einem Gefühl, das an Ergebenheit grenzt, zu begeistern, wohingegen ein unpersönliches Regierungsprinzip, so bewunderungswürdig und wertvoll es auch sein mag, uns niemals mit der Wärme und Zuneigung wie zu einem persönlichen Führer erfüllen dürfte.
Unglücklicherweise hat der Begriff einer Diktatur heutigen Tages seine tiefe geistige Bedeutung verloren. Wenn man von solcher spricht, fühlt man sich geneigt, unverzüglich an Gestalten wie Adolf Hitler und Mussolini, zu denen sich der Dritte, Stalin, noch gesellt, mit denen verglichen, der spanische Diktator, el Caudillo Franco, allerdings weit im Hintergrunde steht, zu denken. Und doch kann niemand leugnen, daß diese vier Diktatoren es meisterlich verstanden, bezüglich noch verstehen, ihre Ideologien Millionen menschlicher Wesen aufzuzwingen.
Weiteres über Art und Lebenskraft, wie Vorteile und Nachteile genannter Diktatoren zu sagen, soll nicht im Rahmen dieses Aufsatzes liegen, es soll im Vorliegenden vielmehr Licht auf noch eine andere Art Diktatur geworfen werden: Die Theokratie, in wörtlicher Übersetzung „Gottesherrschaft“, hin und wieder auch mit dem Begriff eines Priesterreiches verwoben. Denke man nur an die Fürsten der Antike, an die Pharaonen Ägyptens, an die Priesterkönige vergangener Jahrtausende und frage sich selbst: Waren die Völker von damals, unter der weisen Führung ihrer Herrscher, unglücklicher, denn der Mensch in unseren Tagen von Chaos in jedweder Hinsicht und auf jeglichem Gebiete?
Es ist schon an anderer Stelle einmal hervorgehoben worden, daß der Gottessohn Christus während seiner Mission auf Erden keine demokratischen Lehren und Prinzi- pien predigte, sondern theokratische. Wie auch bezüglich des Kommunismus und sei- ner verschiedenen Ab- und Unterarten hinzugefügt wurde, die ungezählte Volksmas- sen für die einzigen Lösungen des großen Rätsels der Zeit mit seinen Wirren erach- ten, daß der Kommunismus als solcher wider Gott steht, und demzufolge Kommunis- mus in der gesamten Schöpfung kein Lebensrecht hat, er unmöglich ist, es sei denn auf Erden, wo er als Antichrist sein gotteslästerliches Haupt erheben konnte.
Wie verhält es sich aber mit uns selbst? Mit unserer kleinen Gruppe individueller Einzelgänger auf weitem Erdenrunde, die wir wie auf einem Eiland mitten in tosen- der Brandung stehen, die um den Menschensohn Imanuel und seine Mission im Weltenteile Ephesus wissen – um den König der Könige und den Herrn aller Herren im Himmel und auf Erden? Wie steht es mit uns und um uns, die, wenn wir echt sind, in Anspruch nehmen, weder Kommunisten noch Demokraten, weder Nationalsozia- listen noch Faschisten, weder Juden noch Kirchenchristen, auch keine Atheisten, Ni- hilisten oder gar Anarchisten, weder englisch noch deutsch, noch russisch oder öster- reichisch, nein, vielmehr Bürger des im Frührot schon dämmernden Reiches Gottes auf Erden zu sein, wiedergeboren im Geiste, erleuchtet vom inkarnierten „Geiste der Wahrheit“, Menschen der uranischen Zeit, bestimmt und erwählt durch das Gesetz des Herrn, die Menschheit, die das Gericht überlebt, an die Ufer des neuen Lebens zu führen? Sollten wir, die wir eine Schauung von dem Gottesreich auf Erden haben durften, nicht mit allen Kräften darnach streben, nicht nur zu der persönlichen Füh- rerschaft des Gottessohnes Jesus mit seiner Wahrheitslehre zurückzukehren, sondern uns auch in jedweder Hinsicht und mit unserem reinsten Wollen der Leitung des Menschensohnes Imanuel zu unterstellen!
Ich darf wohl annehmen, daß die meisten unserer Gralskreuzträger, der Versiegelten des Herrn, die tiefinnerlich in dem Schöpfungswissen der Gralsbotschaft geschürft und daraus kosmisches Weistum sich aneignen durften, kaum mehr zweifeln werden, daß, wenn die Menschheit wirklich Imanuels Führung folgte und seine Lehre auf alle Belange menschlichen Lebens bezöge und sie auch lebte, alle unsere berghohen Probleme gelöst werden könnten und auch würden.
In allem aber dem Gebot des Weltenlehrers zu folgen, uns vorbehaltlos seinem Schutze anzuvertrauen, bedeutet mitnichten, etwas tun zu müssen, das uns in den Augen unserer Widersacher und Feinde etwa zu Träumern und Phantasten stempeln könnte, als unselbständige Schachfiguren unter einer willkürlichen Autorität. Denn wenn in Imanuel Abdruschins heiliger Gralsbotschaft von ihm selbst für alle Zeiten und alle Geschlechter auf Erden niedergeschrieben wurde, während Jesus überhaupt nichts Schriftliches hinterlassen hat, sondern sein Wort sich nur mündlich weiterpflanzte, sollte wahrlich uns keinen Zweifel lassen, wie das, was er lehrte, tatsächlich zu leben ist. Es wird durchaus von uns nicht gefordert, unseren Verstand zu verleugnen oder an etwas unüberzeugt und blindlings zu glauben, was unlogisch und unvernünftig wäre oder irgend etwas, was wissenschaftlichen Beweisen entgegenstünde.
Man fordert von uns auch nicht, unsere Interessen, sich auf Irdisches erstreckend, irgendwie zu schmälern, aufzugeben oder auch nur für Stunden in wissenschaftlichen Studien nachzulassen, im Gegenteil, vom Gesichtspunkt der Gralsbotschaft aus, mit erweitertem Geisthorizont, sie wieder aufzunehmen und weiter zu verfolgen. Wir müssen uns aber vergegenwärtigen, daß Untersuchungen auf physisch-wissenschaftli- cher Basis von beispielsweise psychisch-parapsychologischen Erscheinungen und Phänomenen uns nie eine Kenntnis oder Erkenntnis von Dingen geben können, die
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales solcher Art sind. Wissen wir doch, daß es außer physisch-irdischen Dingen noch weit andere Erscheinungsformen gibt, die jenseits von Raum und Zeit liegen dürften, wor- über schon Shakespeare seinen Hamlet in Hinblick auf die Erscheinung des ermorde- ten Königs von Dänemark folgendes aussprechen läßt:
„Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als unsere Schulweisheit sich träumen läßt!“
Wie ein kosmisches Weistum, das außerhalb der Erkenntnismöglichkeit menschlichen Verstandes schwingt, demzufolge durch irdische Gelehrsamkeit nie errungen, sondern nur durch göttliche Offenbarung empfangen werden kann. Es brachten diese die beiden Gottessöhne Christus Jesus und Imanuel vom Throne des Höchsten aus Höhen, zu denen Menschengeist nie Zutritt hatte, noch je haben wird. Der Mensch kann aus berufenem Munde wohl Einzelheiten und Beschreibung über die Wesensart des Gottes- und des Menschensohns erhalten, doch wird sein Hirn sie niemals zu ergründen vermögen.
Es ist schon mehrmals hervorgehoben worden, daß alle Kirchen bisher vollkommen versagten, die wahre Natur des Gottessohnes getreulich zu schildern, besonders seine Lehre, so, wie er sie selbst gegeben hat, daß sie vollkommen im Unwissen auch über die Mission des Menschensohnes Imanuel von jeher waren, dessen Erdmission im Unterschied zu der des Gottessohnes Jesus schon dessen Jünger in ihren Aufzeichnungen der Evangelien nicht der Wahrheit gemäß überliefert haben. Hier lag der Irrtum verwurzelt, der durch die Jahrhunderte seit des Nazareners Erdenleben die Anhänger der christlichen Kirchen falsch orientierte. Jesus, der Gottessohn, offenbarte das Evangelium der Liebe, Imanuel, der Menschensohn, das Evangelium der Gerechtigkeit.
Imanuel kann als der erstgeborene oder ausgeborene Sohn des Allerhöchsten bezeichnet werden, durch dessen Lostrennung von Gottvater und Aussendung ins Dunkel des Weltalls die Schöpfung erstehen durfte und der in unserer Zeit einmalig auf unserer Erde inkarniert war, um durch seine Gottesstrahlungskraft das Jüngste Gericht zur Auslösung zu bringen. Jesus war der zweitgeborene und eingeborene Sohn des Allerhöchsten, dessen Sendung zur Erde ursprünglich im göttlichen Lebensplan nicht vorgesehen war, somit eine Notsendung durch Gottes Liebe, weil die Menschheit schon vor zwei Jahrtausenden am Rande des Abgrundes stand. Jesus kam vom Vater als der Heiland, seinem Volke zunächst, wie aller Menschheit, die verbogene Wahrheit wieder gerade zu biegen. Durch abermalige Verbiegung der Wahrheit durch die kirchlichen Einrichtungen, haben die Kirchen der Erde aufgehört, ihr Salz zu bedeuten, und wurden demzufolge zu bloßen verstandlichen Unterstützungsinstituten gewisser Dogmen und Irrlehren degradiert, deren Gaben an ihre Mitglieder Steine anstatt lebendiges Brot darstellten.
Der uns von Jesus und Imanuel gewiesene Weg bedingt, daß wir als einen der wichtigsten Grundpfeiler der Wahrheit zu erkennen lernen, daß der Gottessohn Jesus, nach seinem ihm von der Menschheit gewaltsam zugefügten Lebensende, zu seinem
Vater in des Lichtes Ursprung zurückgekehrt ist, und daß der Menschensohn Imanuel von seinem Vater zum ewigen Mittler zwischen Gott und Menschheit berufen wurde, und unsere Treue und Liebe ihm gegenüber keine Grenzen noch Hindernisse kennen darf.
Wohl können wir Treue noch üben gegenüber Menschen, unseren Eltern und Kin- dern, Geschwistern und guten Freunden, allen die gleichen Sinnes und Glaubens sich wähnen, doch diese, unsere geringeren Treubeweise haben unter strenger Prüfung un- serer Empfindung zu stehen im Vergleich zu jener Treue, die der Mensch dem Men- schensohn Imanuel schuldet. Unsere Treue zu dem Lichtsohn hat vollkommen zu sein, nicht nur auf Erden, nein, über das Erdenleben hinaus, denn ohne Imanuel wä- ren wir nie geboren, nie zu wahrhaftigem Leben erstanden.
Wir müssen ihm dankbar für unsere irdische Umgebung sein, in die wir aus freiem Willen inkarnieren durften, dabei dem Gesetz der Anziehung der Gleichart folgend, stolz auch auf unser eigenes Vaterland, das unser irdisches Heim beschützt, doch wir dürfen nicht zulassen, daß Patriotismus unser Geistleben schmälert, wie es in faschistischen Ländern der Fall ist. Auch sollten wir Nationalgefühle vor den Eingangs-Türen zu unseren Gralstempeln lassen, denn der Herr aller Welten kennt weder Nationen, noch Rassen, noch Sprachen, wie er auch keine Konfessionen zuläßt, der König des Heiligen Grals kennt nur reife oder unreife Menschengeister, die sich in Demut der Wahrheit beugen.
Alle diese Menschen sind im Geiste dann unsere Brüder und Schwestern, die ein einheitliches Ziel schon auf Erden vereint: Die Anbetung des Lichtes.
Ein dem Menschensohn Nachfolgen stellt aber auch Anforderungen an jeden einzelnen Menschen in ausnahmslos jeglicher Lebenslage, im Alltag, wie Feiertags, im Privat-, wie Berufs- und öffentlichen Leben. Die Nachfolge bedingt, daß wir als Streiter für das Licht selbst fest stehen wie Felsen, die den brandenden Wogen der Ozeane trotzen – unerschütterlich, unbeeinflußbar! Selbst so im Innersten gefestigt, wie Stahl in Weißglut gehärtet, sind wir Beschenkten verpflichtet, allen Suchenden von unserem Geistesreichtum abzugeben, damit etwa verbundene Mühen oder Enttäuschungen nicht zu scheuen, unseren Weg sicher und furchtlos durch vom Dunkel aufgepeitschte Intrigen, Hohn, selbst Beschimpfung und Verleumdung, wie Verfolgung zu gehen, mag er auch in Gefahr, viel Schwierigkeiten durch Opposition, ja, in Gefängnis und Kerker führen! Christus und Imanuel erwähnten wiederholt, daß ihre Anhänger, besonders ihre Jünger, in gleicher Gefahr wie sie, die Gottessöhne, selber stünden, und jene keine bessere Aufnahme und Behandlung von den Trabanten Luzifers zu gewärtigen hätten, als wie sie ihnen selbst zuteil geworden.
Wie im Neuen Testament der christlichen Bibel zu lesen steht, war die Bußpredigt Johannes des Täufers in den Tagen Jesu wie ein Schrei in der Wüste. Ist es heute an- ders? Die Menschheit hat geistig seitdem nichts hinzugelernt, hat sich während der letzten zwei Jahrtausende in keiner Weise innerlich entwickelt. Das Gegenteil trifft zu. Der harte Wegbereiter-Pfad würde auch heute einem Johannes nicht erspart. Wie-
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales derum würde er zum Schweigen gebracht und eingekerkert, wenn er in seiner Beru- fung die Wahrheit spräche und sich nicht scheute, den verächtlichen Charakter selbst eines Herrschers zu brandmarken, wie er es ehedem getan, als er um der eitlen Laune eines rachsüchtigen Weibes, der von ihm verschmähten Salome, willen, von deren Vater, König Herodes, enthauptet wurde.
So war auch das Leben und Wirken, für das Jesus seine Jünger berufen hatte, vom irdischen Standpunkt aus gesehen, voll Mühsal und mancherlei Enttäuschungen ge- wesen. Ihr hohes Amt des „Menschenfischertums“ war dem gegenüber, daß Jesu Of- fenbarungen die gesamte Menschheit hätte vor Gott dem Allmächtigen in Demut auf die Knie sinken lassen sollen, eher ein Misserfolg. Vom Standpunkt des Gottessohnes aus betrachtet, der um weniger Gerechter willen überhaupt nur gekommen war, hat- ten die meisten seiner Jünger durch Verkündung seiner Lehre ihre Berufung erfüllt. Alle Wahrheit- und Lichtsuchenden wußten nun um den Weg und das Ziel, dem ihr Geist zur Wiedergeburt und zum Aufstieg zu folgen hatte — alle sich Dagegenstem- menden, wenn auch irdisch scheinbar sieghaft, stürzten am Ende doch in die Tiefe; denn Sieger im Geist bleibt zuletzt stets das Licht!
Uns Trägern des Gralskreuzes ist die Botschaft „Im Lichte der Wahrheit“ des Menschensohnes Imanuel zur eigenen Rettung und zur Rettung unserer Mitmenschen aus dem Chaos der Gegenwart anvertraut worden, unsere Berufung lautete, das „Heilige Wort“ allen Wahrheitssuchern weiterzureichen.
Lasset uns in dieser uns heiligen Berufung vor dem Aufzischen des Dunkels, in welcher Angriffsform es auch sei, nicht zurückschrecken und weichen! Die Erfüllung dieser einmaligen, einzigartigen Berufung wiegt alles andere auf!
Lasset uns nicht ermüden, für das Wort des Herrn zu zeugen, lasset uns voranschreiten zum Ziel, um Licht, Freude und Hoffnung, die uns in so hohem Maße zuteil wurden, denen nicht vorenthalten zu müssen, die darum flehen!
Nur aus unserer ureigensten, tiefsten Überzeugung kann die Erkenntnis der Wahrheit auch in anderen erstehen. Nur aus Überzeugung vermögen wir zu siegen!
„So jemand auch kämpfet, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht!“ steht im 2. Brief des Paulus an Timotheus geschrieben, Kapitel 2, Vers 5.
Und in der Gralsbotschaft lesen wir:
„Steht als Lebendige in Eures Gottes wundervoller Schöpfung!“ in welche jede Trübung auch nur von Menschen gebracht worden ist, wodurch das Räderwerk des Allschöpfers ins Stocken kam.
Wir wissen heute aus der Botschaft Abdruschins, daß sämtliche, alles Unglück der Menschheit verursacht habenden Trübungen, weder durch die falschverstandene Gottesliebe, noch durch eine niemals begriffene Gottesgnade getilgt und bereinigt werden können, d. h. ohne des einzelnen Menschen eigenes Hinzutun! Wäre es so, gäbe es keine Gottgerechtigkeit!
Gott-Imanuel aber ist die auswirkende Gottgerechtigkeit! Ist das personifizierte Gesetz des Herrn. Die Kraft dieses, die ganze Schöpfung durchziehenden, Gesetzes von Ursache und Wirkung, das Gesetz der Wechselwirkung:
„Was der Mensch säet, das muß er ernten!“,
bewirkt die selbsttätige Vergebung oder Nichtvergebung aller Sünden. Wir wissen jetzt, daß wir auf harte und steinige Wege nicht „zufällig“ kommen, aber auch nicht „zufällig“ zu Freude und Glück! Wir erkennen einen Grund in jedem Leid, in jedem Sonnenschein, der uns trifft, und wissen, warum dies so ist und auch sein muß!
Und stehen wir fest in unserer Überzeugung, dann kommt in der dunkelsten Stunde, in der Stunde unserer Not, im Kampf mit uns selbst und für das Licht, die Hilfe des Menschensohnes Imanuel, wie uns das Glück von dem Um-ihn-wissen in Sphären der Seligkeit hebt, die Menschengeist bisher verborgen waren.
In Imanuels Kraft erfüllen wir jauchzend unsere Berufung! –
Das Problem geistigen Führertums.
Der Geist wahrer Religion und wahrer Philosophie ist eins. Beider Ziel ist das gleiche, aber die Erfahrungen der Menschen auf dem Weg dahin sind verschieden.
Die Botschaft der Wahrheit gilt für den Priester, den Philosophen, wie für den Wissenschaftler. Das Evangelium des Grals ist für jedermann, für alle Menschen, ungeachtet ihrer Konfession, Rasse, Nationalität und Sprache. Das gleiche ist mit wahrer Philosophie der Fall. Findet ein Menschengeist zur Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“, die alles Schöpfungswissen, somit Weistum und höchste Philosophie umfaßt, und die identisch mit der von allem Dogma befreiten Christus-Botschaft ist, so weitet sich sein Geist-Horizont, und seine Erkenntnis vertieft sich zu solcher Empfindungskraft und Verstandesmacht, daß der, welcher nach der Botschaft der Wahrheit lebt, ihr in seinem Herzen ein Heiligtum errichtet, und sie mit scharfem Verstand im Alltagsleben, besonders auch beruflich, auszuwerten versteht, für geistiges Führertum bereitet ist.
Dieses geistige Führertum in religiösen, wie anderen Belangen, aber ist unbedingt unter Menschen notwendig. Wäre es nicht, würde Wirrnis, ja, Chaos herrschen.
Wenn wahres Führertum in natürlich-selbstverständlicher Weise vom Licht der Wahrheit, somit völliger Logik, getragen wird, kann es im Leuchten nach außen um so stärker strahlen, wenn der, von dem es strahlt, sein egozentrisches „Ich“ in jeglicher Hinsicht auszuschalten die Kraft aufbrächte, und sein Sinnen und Sein mit vollster Überzeugung im Denken und Tun in den Gotteswillen stellte.
Die volkstümliche Auffassung eines Führers im öffentlichen Leben ist die eines Mannes, der seinem Namen und Ruf nach einer großen Anzahl Menschen bekannt ist. Bislang wußte die Menschheit verhältnismäßig wenig von den machtvollen Führern ihrer Entwickelung, nicht nur in religiöser, auch in weltlicher Hinsicht, und was sie von ihnen wußte, war mehr oder weniger sagenhafter oder legendärer Natur. Nur we- nige hatten ihre Führer im Leben und Wirken persönlich erlebt, sodaß ihr Wissen um sie meist vom Hörensagen stammte, also keineswegs zuverlässig war. Auch pflegten sich Führernaturen, fern allem Verkehr mit den ihnen Unterstellten, ihren Untertanen, zu halten, die sie für Herdenvolk nahmen, weniger aus Stolz und Überhebungswahn, als darum, weil sie nur wenigen sich verständlich machen und auch die wenigen kaum ihre Eigenart verstehen konnten.
Wenn sich dies vor allem auf geistige Dinge bezieht, war es nicht minder in verstandlicher Hinsicht. Würde es doch niemals zu etwas Positivem führen, wenn ein Philosoph beispielsweise den „Homer“ an einer Dorfschule lesen ließe. Um wie viel mehr bewirkt Wissen und Unwissen in geistigen Dingen eine Trennung der Geister!
Führertum im Stoffe findet sich in vielen Bereichen geistiger wie verstandlicher Belange, wobei der, welcher ein von Menschen berufener Führer für eine Gruppe
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales oder Sippe von Mitmenschen ist, notwendigerweise nicht auch Führer einer anderen Gruppe sein muß. Dagegen sollte ein von der Vorsehung berufener Führer als solcher von allen anerkannt werden, die ihm im Leben auf seinem Pfad begegnen.
Trefflich kennzeichnet die beiden „Führerprobleme“ C.B. Pardon in seinen l937 in London erschienenen Werk „The Perfekt Master – The Life of Shri Meher Baba“,210 211 dessen Wahlspruch lautet: „Ich bin gekommen nicht um zu lehren, sondern zu erwecken“:
„Es gibt zwei Hauptarten von Menschheitsführern: Die ersteren, die von Gott zu Führern berufen sind, und die anderen, die von Menschen berufen werden. Die letzteren verkörpern den menschlichen Wunsch, voranzustürmen, sie vertreten den natürlichen Drang, aus der Verwirrung herauszukommen.
Ihre Mission bezieht sich auf das weltliche, das irdische Königreich, auf Politik und auf die soziale Ordnung. Ihr Ziel besteht darin, das Leben erträglich zu gestalten, den Menschen zu ermöglichen, ihr irdisches Dasein tragbar zu führen – die Früchte, ihrer Taten zu ernten. Fast alle bekannten Führer gehören zu dieser Art. Es sind die erwählten, oder sich selber zu Führern gemacht habenden, die die Macht ausüben. Sie können Menschen von einer Lage in die andere verpflanzen. Viele große Persönlichkeiten, aber auch Scharlatane, gehören zu diesen.
Die andere Art Führer ist selten. Diese trachten nach keiner Erwählung. Sie schulden niemand etwas. Sie haben ihre Existenz der Wahrheit unterstellt, und das Wort, das aus ihrem Herzen spricht, ist nicht das ihre, sondern Gottes. Sie vertreten nicht die Menschheit. Sie sind nicht von dieser Zeit, sie gehören der Zukunft an. Solche Männer sind Heilande, aber sie erretten nicht aus diesem irdischen Leben, sie erretten um des kommenden Lebens willen.“
Über solche hat ein anderer namhafter Anglosachse, Shaw Desmond, Lehrer über 257 „Wiederinkarnierung“ und bekannter Schriftsteller, in seinem Buch „World-Birth“ 257 im 14. Kapitel, betitelt „Die Führer der Neuen Zeit“, auszugsweise folgendes ge- schrieben:
„Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat sich ein derartiges Allgemeininteresse in Glaubenssachen und vor allem in einer Religion des Lebens kundgetan. Vielen scheint es, als ob der tiefste Grund für diesen Drang hiernach in dem vorherrschenden Skeptizismus liegt, mit dem der Laie der organisierten dogmatischen Religion behaftet ist, sowie in der hieraus resultierenden Flucht aus der Kirche. Mit dem Wunsch und dem Drängen nach einer lebendigen Religion geht Hand in Hand eine andere markante Erscheinung, das Auftauchen hier und da von Menschengeistern, die, wie es dünkt, berufen erscheinen, die Führung über die Erde anzutreten, nachdem sich der erste Zyklus ihrer Kindheitsentwickelung vollzogen hat.
Diese zur Zeit auf Erden inkarnierten Geister besitzen einen bisher einzig
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales gewesenen Glauben und Mut, und hiermit gerüstet, meine ich, sind sie die Retter der Menschheit in dieser Übergangszeit. Viele, wenn auch nicht alle dieser, scheinen zur Gruppe schöpferischer Künstler zu gehören, vornehmlich zu den Meistern im Schreiben und Sprechen, und es mutet an, als ob diesen besonders das künftige Geschick des Erdballs von jenen jenseits der Materie anvertraut wurde, die nur dastehen und – warten.
Die Kinder des Lichtes sind durch unverkennbare Zeichen gezeichnet – Zeichen so deutlich und verständlich wie die Strahlenkrone eines Heiligen sichtbar ist jenen, denen größere Erkenntnisse wurden. Sie sind ungleichen Alters und betrachten die Zeit und ihre Probleme anders als übliche Alltagsmenschen.
Es möchte scheinen, als wären es alte Geister, die sich in irgend einem oder auch in verschiedenen Vorleben ungemein großes Wissen erwarben, das denen nicht eigen, die glauben, heute die Geschicke der Völker zu leiten. Die Kinder des Lichtes gehö- ren auch zu keinem besonderen Land, sie sind Kinder der Welt. Fern jeder Kaste, wie der Menschenmenge stehend, sind sie „Weltbürger“, wie der es einst war, dem sie oft den Tribut ihres Dienstes zollten, Jesus von Nazareth, und den sie als ihren Führer be- trachten. In den meisten Fällen gehören sie keiner Kirche an, bekennen sich zu kei- nem dogmatischen Glauben, halten Religion für etwas, über das nicht zu diskutieren ist, das vielmehr wahrhaftig gelebt werden muß. Die Kinder des Lichtes haben die feste Überzeugung, daß der Mensch ein Geistwesen ist, auch daß es in unserer Zeit als wissenschaftlich bewiesen gilt, daß Gedächtnis und Wesenheit den Tod überleben. Dies Wissen hebt sie über alle Andersgläubigen empor, was den Eckstein ihres Glau- bens an das Leben und seine Entwickelung formt.
Die Kinder des Lichtes lassen sich weder verführen, noch von dem von ihnen selbst erwähnten Wege abbringen, jenem Weg, der für sie vielleicht auch bestimmt worden ist. Wohl hören sie auf ihre Mitbrüder und Schwestern, lassen sich aber mitnichten schmeicheln. Weder Geld noch Macht bedeuten ihnen etwas! Trotzdem sind sie nicht weltfremd, nicht unnatürlich in ihren Lebensallüren. Sie sind so menschlich, wie es ihr Meister gewesen. Wie er, stehen auch sie über den Dingen, nicht außerhalb derselben. Auch umgibt sie weder Legende noch Mysterium. Sie stehen aufrecht im Leben, für jedermann sichtbar, wenn die ihnen Begegnenden sie sehen wollen. Einige von ihnen sind Schriftsteller. Wieder andere Musiker. Dritte mögen, wie ihr Meister es war, Zimmermann sein. In sozialer Hinsicht bekleiden sie niedrigste Posten, wie auch hohe Stellungen. Selten nur sind sie aus irgend einem Grund Geschäftsleute und Politiker. Oft behaupten sie sogar, daß Politik und Finanzen Erzfeinde jeglichen geistigen Fortschrittes sind.
Sie gehören jeder Rasse und Hautfarbe an. Bemerkt sei jedoch – in unserer Zeit kommen sie gewöhnlich aus dem Westen, nicht aus dem Osten, der ehedem große religiöse Verkünder und Denker der Menschheit schenkte. Das Licht kommt nicht mehr aus dem Osten. Der Westen wird der Erde seinen großen Messias noch geben.
Wenn die Kinder des Lichtes schreiben, scheint es, als hielte die geisterstarrte
Masse des Herdenmenschentums für Augenblicke weiterzulesen inne. Und wenn sie sprechen, vermeint man, hinter ihren beschwingten Worten, wie ferne Musik und Trommelschlag des Sieges zu hören ..
Wahrlich, wenn solche Kinder des Lichtes nicht nur vereinzelt hier und dorten, sondern in Scharen auf allen Kontinenten, in allen Ländern auftreten würden, stolz und doch liebreich ihr Amt hoher Berufung übend, Ordnung würde dem Chaos auf Erden folgen, das Chaos würde aufhören zu bestehen.
Wie aber verhält es sich mit ausgesprochenem weltlichen Führertum, sei es nun das eines Generals, eines Fabrikdirektors oder eines Führers in jedweder Domäne menschlichen Seins? Der wichtigste Faktor dabei dürfte wohl sein, daß, wer auch im- mer ein Führer, dieser als erste zu treffende Maßnahme jedwede, auch die kleinste Ungerechtigkeit verpönt und beseitigt, bevor von Leidtragenden Klagen erhoben wer- den. Dies vollbringen zu können, muß er Verbindung mit seinen Leuten aufrecht er- halten, muß über ihr Tun und Treiben vollauf orientiert sein. Als General hat er seinen Soldaten bis in die Schützengräben zu folgen, um Kameradschaftsgeist zu kultivie- ren, als Fabrikdirektor seinen Arbeitern bis an die Spinnmaschinen, in alle Werkstät- ten eines Betriebes, weder Gefahren dabei fürchtend für sein persönliches Wohl, noch guten Humors oder freundlichen Zuspruches mangelnd, seinen Untergebenen die Freude an der Arbeit zu schüren, anstatt sie durch Launenhaftigkeit unfroh, verdrieß- lich und unzufrieden zu machen.
Auch ist es notwendig, daß ein Führer sich in seiner Leute Psyche und Denken versetzt, um sie vor Leid und Enttäuschungen zu schützen. Das Geheimnis, ihr Vertrauen und ihre Zuneigung zu erringen, ruhet darin, ihnen Vertrauen und Zuneigung zu schenken und allzeit selbst auch fähig zu sein, ihnen Rat erteilen, sowie ihre Arbeiten übernehmen zu können, um unabhängig von ihnen zu bleiben. Das allein schafft ihnen Achtung vor dem Führertum mehr denn alles andere.
Viel könnte noch über Führertum erörtert, debattiert und geschrieben werden, doch sei all dies in einen kurzen Ausspruch zusammengefaßt, der besagt, daß die Rolle eines Führers in zwei Kernpunkten liegt:
Erstens, eine Gruppe von Menschen planmäßig und in Disziplin einem bestimmten Ziel entgegenzuführen, und dies nicht durch Wortschwall, sondern Willensstärke und Umsicht zu erreichen. Zweitens, Befehle zu erteilen, die nach Menschenbegriffen ausführbar sind und dabei einen Weg gehen, der in Wahrheit, Ehrenhaftigkeit, Arbeit und entsprechender Besoldung verankert ist.
Führen ist kein Vorrecht, sondern bedingt höchstes Verantwortungsgefühl. Führen ist Ehren- und Vertrauenssache.
In dieser Niederschrift wird mit Vorbedacht nicht von politischer Führerschaft ge- sprochen, die für sich selbst eine Abhandlung benötigt. Es müßte zu viel hierüber ge- sagt werden, um dieses Problem nur einigermaßen erschöpfend zu behandeln; zu viel auch Negatives, das heute bereits als überlebt gilt. Die Epoche der erblichen Herr- scherfolge, wie jene, da selbst Idioten den Thron bestiegen, nur um irdischen Verstan- desgesetzen Genüge zu leisten, ist endgültig im Verklingen und letzten Ersterben. Und was Diktatoren- und Usurpatorentum betrifft, habe ich an anderer Stelle schon gesagt. Auch darüber gesprochen, welches System in der Ära des Wassermanns allein noch bestehen wird und lebensfähig ist: die gottgewollte Theokratie, wie es schon 258
F.X Uranus, Regensburg, in seinem Aufsatz „Durchblicke und Ausblicke“ zum Ausdruck brachte:
„Unsere heutige und kommende Zeit steht im Übergang, zu neuen Lebenswerten und geistiger Erneuerung, und es ist ein Unding, sich dem neuen Zeitgeiste irgendwie widersetzen zu wollen, der kosmisch bedingt ist. Die neuen Kämpfe bedeuten eine endgültige Lösung der Rassen- und Religionsfragen.
Das frühere Königtum hat sich ausgelebt und wird in ferner Zukunft solchen Menschen Platz machen, die Instrumente des Geistes und Organe des Logos sind, in denen die Vorsehung waltet. Übergang von der Monarchie und Demokratie zur wahren Theokratie, zur Herrschaft des Geistes Gottes auf Erden, das ist die kommende Zukunft des werdenden uranischen Zeitalters.“
Die Träger des Gralskreuzes mit vier gleichschenkligen Balken im Ring wissen, daß der Geist Gottes um die Weltenwende auf Erden inkarniert war. Unter dem altarabischen Namen Abd-ru-shin kündete er als der verheißene Menschheitsführer und Weltenlehrer die Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“, die das Schöpfungswissen enthält, dem Menschengeschlecht noch einmal die Gottgesetze deutet und die Christus-Botschaft vom falschen Dogma befreit.
Ich beende diesen Vortrag mit einigen Aussprüchen Abdruschins betreffs Führertum; in seinem Kapitel „Der Schrei nach dem Führer“ wirft er die Frage auf „Wie stellen sich die Menschen den Führer vor?“ Dazu führt der Weltenlehrer folgendes aus:
„In erster Linie erwarten sie von ihm, oder, sagen wir nur ganz richtig, fordern sie von ihm, daß er einem jeden Einzelnen dessen Weg empor zum Licht bereitet! Er hat sich zu bemühen, Brücken für die Anhänger jedes Bekenntnisses nach dem Wege der Wahrheit zu schlagen! Er hat es so leicht und verständlich zu machen, daß es ein jeder mühelos verstehen kann. Seine Worte müssen so gewählt sein, daß deren Richtigkeit Groß und Klein aller Stände ohne weiteres überzeugt.“
„Der Führer weckt sie sicher nicht, sondern wird sie ganz ruhig weiter schlafen lassen, bis das Tor geschlossen ist, und sie nicht Einlaß finden können in das Licht, da sie sich nicht zu rechter Zeit aus dem Bereich der Stofflichkeit befreien können, wozu das Wort des Führers ihnen den Weg wies.“ –
„Gerade damit, daß ein Führer für das Verstehen seiner Worte von vornherein geistige Regsamkeit verlangt und ernstes Wollen, Sichbemühen, trennt er spielend
258 „Der Ruf“ Heft 3 /4, Okt./ Nov. 1927, S. 164; Verlag der Gralsblätter – Oskar Ernst Bernhardt, Tutzing. (Obb.).
Spreu von Weizen schon bei dem Beginn. Es liegt darin ein selbsttätiges Wirken, wie es in den göttlichen Gesetzen ist. Es wird den Menschen auch hierin genau nach dem, 259 wie sie es wirklich wollen.“
„Ein Führer darf Bestehendes der Gegenwart nicht achtlos übersehen. Er muß gleichzeitig weiterschauen in die Zukunft, auch über alles Grobstoffliche noch hinaus.“212 213
„Ein medialer Mensch würde ja niemals Führer sein können, da er viel zu abhängig von Strömungen und anderen Dingen ist. Sie sollen zeitweise geöffnete Tore sein zum Zwecke weiterer Entwickelung, Sprossen zur Leiter des Aufsteigens.“
„Erst wenn die Missionare, Prediger und Lehrer auf Grund des Wissens der natürlichen Entwickelung in aller Schöpfung, und damit auch der genauen Kenntnis der Gesetze des göttlichen Willens, ihre Tätigkeit beginnen, ohne Sprunghaftes, Lückenlassendes, werden sie wirkliche geistig lebendige Erfolge verzeichnen können. Jetzt ist jede Religion leider nichts anderes als eine starre Form, die einen trägen Inhalt mühselig zusammenhält. Nach der notwendigen Veränderung jedoch wird im Lebendigwerden dieser bisher träge Inhalt kraftvoll, sprengt die kalten, toten, starren Formen und ergießt sich jubilierend brausend über alle Welt und unter alle Völker!“214
In seinem zweiundsechzigsten Vortrag der Nachklänge zur Gralsbotschaft, betitelt „Allweisheit“, offenbarte Abdruschin:
„Der Geist Gottes ist das lebende Gesetz, ist Gottes allheiliger Wille in Person: Imanuel! – Darum müßt Ihr nun wissen von Imanuel; denn diese Zeit ist für Euch da! Imanuel ist mit Gottvater ebenso untrennbar eng verbunden wie auch Jesus, und das muß Euch zum Wissen werden in der Zeit jetziger Weltenwende!
Vieltausend Zungen werden nun auf Erden hier gelöset, um Imanuel zu künden unter allen Völkern, wie er bereits verkündet wird durch Engelscharen in der ganzen Schöpfung; denn es ist Gottvaters Wille.“ –
Gesang des Lebens . . .
……er sei ein Lobpreis für alles Sein und Weben, das Menschen im Vollbewußtsein wahrhaftig leben!
Solch Dasein wurde dem Menschen zeitweilig von Jahrhundert zu Jahrhundert, Jahrtausend zu Jahrtausend gnadenvoll durch Gott, den Erschaffer und Erhalter allen Seins, gewährt.
Verherrlichung solch eines Lebens, seine Gestaltung in Schönheit, ist der Begriff einer Religion für viele, die tief im Gesetz des Weltherrn wurzeln, die das Gesetz le- ben!
Ihre Religion ist Gottanbetung durch die Tat, durch ein in Demut, Aufrichtigkeit und in gottgewolltem Sinne Auskosten des Lebens, gemäß des Gesetzes!
Wahrlich, wohl kein Mensch wandelt auf Erden, der nicht zu tiefst im Herzen irgend eine Art Religion verbirgt, wenn auch die einen oder anderen vermeinen, daß höchster Glaube ein Glaube ohne Gotterkenntnis sei, daß wahrer Glaube die Religion des Atheisten wäre! Lasset sie reden, wenn sie so wollen!
Einfach dahinlebend, sich selbst vergöttlichend, ihren Thron des Verstandes sich selbst errichtend, schreiten sie einher im Pfauengefieder und kennzeichnen so ihr ei- gen Verhalten!
Seitdem Menschen zum Sein im Stoffe erstanden, schwang eine Gottesidee in ihren Seelen. Dem Unbekannten, durch nicht vorauszuahnende Wendungen und Kreuzwege des eigenen Geschickes im Zwang allen Geschehens, gegenübergestellt, verharrten sie beständig, oft trotzig sogar, in ihrer Sehnsucht nach etwas, das sie mächtiger als sie selbst empfanden. Die Vorfahren der Menschen schnitzten Gebilde ihrer Vorstellung – recht primitiv noch zumeist – in Bäume und Holz, meißelten Abbilder in Gestein und Felsen, und wallten in Gruppen, gemäß geistiger Entwicklung, unter Riten und frommen Gesängen durch die Täler zu den Bergen ihrer im Schöpfungsfrühling noch jungfräulichen Heimat. Ein leises Ahnen von höheren Wesen, denn sie war der Urmenschen erste Erkenntnis, daß etwas bestand, das ihnen noch unverständlich deuchte.
Stellet euch vor, am schwindelnmachenden Rand des Abgrundes eines Felsens zu stehen, der das Meer beherrscht! Die gerundete Form der Erde dehnt sich zur Unend- lichkeit, und im Windhauch schwankende Gräser winken ihren Gruß gegen die Ban- ner stummer Wolken, welche frei am Himmelszelt segeln. Grandios ist das Bild! Der erschütterte Geist zittert vor neugeborenem Frohlocken! Die Natur scheint bereitet für die Feier des Hochamts! Tief in der Bucht donnern die Wogen, die Brandung brüllt in ihrer elementaren Wucht, Flutwellen brechen sich in schäumendem Gischt, schneeweiße Kronen tragend, fluten die Wogen zurück ins Weltmeer, das seit urdenk- lichen Zeiten sich im Kommen und Gehen bewegt, im ewigen Rhythmus sich wieder-
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales holenden Kreislaufs natürlichen Geschehens. So ist es gewesen, so wird es sein – Ur- gewalten der Natur von Merkur gelenkt!
Von einem zum anderen Ende der Kontinente der Erde ist Tag für Tag, Monat zu Monat, Jahrhundert zu Jahrhundert, Jahrtausend zu Jahrtausend, der Widerhall kosmi- scher Kräfte, ihr unvergängliches Echo, dem menschlichen Ohre vertraut gewesen. Er zeugt von der Zeit, die keine Zeit ist, von etwas, das ein eigenartig vollkommenes Einzigsein darstellt, gleich der Verlassenheit einer allen Lebensodems beraubten Meerfenchel, die stumm, mondscheinübergossen, an einem Vorsprung des Strandes verdorrt.
Wer beobachtete nicht schon auf schneeweißen Kalkklippen, hoch über der Meeresbrandung im Süden Englands, über den grünen Schultern ihrer Hänge, im azurnen Äther unter fliehenden Wolken, die Möwen der See, die einander rufen im Klang ihrer Sprache? Im Zenit der Zeit, zwischen Vergangenheit und Zukunft schwingend, sind sie geweiht der Gegenwart Leben! In ihrer ureigensten Lebensstunde! Diese weißbeflügelten Körpergebilde lebten noch nicht vor einem Jahrzehnt. Die in der Natur ruhende schöpferische Macht hat mit Dädalus-Kraft aus Staub der Erde diese Vögel geboren, sie befähigt, ihre hungrigen Leiber in die Lüfte zu schwingen, wie fliegende Blätter im Herbststurm.
Wo sind jetzt jene Möwen, deren Schreie wir schon lauschen auf selbigen Meeresklippen, da wir Kinder noch waren? Ihre Leiber sind zerfallen in jene geheimnisvollen Quellen des Stoffes – Grundbausteine der Elemente – aus denen neues Leben gebiert, und ihre Seelen eingegangen in die Gruppenseele ihrer Art. Aus den Eiern anderer Möwen, in Felshöhlen geborgen, quillt neues Leben.
Wie es der Lebenslauf der Möwen ist, ist es im Stoffe auch mit uns Sterblichen! Wir werden gezeugt, getragen und geboren, um durch Erfahrungen des Lebens seelisch zu reifen und müssen uns einfügen mit Geist und Verstand in das Räderwerk der Schöpfung, um nicht zermahlen zu werden. Und solange ein Funke in unserem Leib noch glüht, sollte unser jubelnder Geist Gebete des Dankes zu dem Schöpfer senden, daß wir das Sonnenlicht noch schauen dürfen!
Auf dem Pfade der Gegenwart – lasset uns hoffen dem letzten im Stoffe – müssen wir streben, unseren Glauben an Gott zu stärken, müssen wir Glauben in Überzeugung wandeln! Wir müssen bewußt werden eines Weiterlebens nach dem Erdentod und überzeugt von dem selbsttätigen Wirken Gottes unantastbarer Gesetze seines Werkes. Wir müssen uns mühen, diesen Gesetzen zu gehorchen und dem Heiligen verordneten Code unseres Herrn einen Hochsitz in unserem innersten Sein erbauen!
Wenn wir so handeln, wird der Sang unseres Lebens vollkommen sein! Wir werden die Früchte freiwilligen Gehorchens ernten und geistig erkennen, daß von Menschenverstand gemachte Gesetze, dem Menschen kein Glück zu bringen vermögen!
In vielen Städten Europas habe ich mit Grausen die starren Seelen der Menschen gespürt, wie sie sich mühten und plagten, reich und arm, und leblos, apathisch, ja klaglos, unerhörter Unterjochung sich ergaben, weil der „Gesang des Lebens“ ihnen fehlte!
Weder Sonnenwärme noch erfrischende Kälte, weder Musik oder selbst das Heilige Wort vermochten sie aus Lethargie zu wecken, sie schliefen im Wachen, ihr Körper atmete, doch ihr Geist war tot! Nachtwandler waren sie, wie durch Hypnose betäubt durch menschliche Untat, verdammt, sich mühsam ihres Weges in Verzweiflung zu schleppen. Wenn sie nur einmal das Leben erblickten, wie es im Wechsel der Vielgestaltigkeit ist, wenn sie nur einmal, in einmaliger Erhellung die Möglichkeit augenblicklicher Erkenntnis einer bis ins feinste gewogenen, schöpferischen, von ihnen geächteten Urkraft gewönnen, dann, ja dann, würde vielleicht sofortige Bekehrung erfolgen – die Erleuchtung!
Sie würden beginnen, das Leben zu lieben, dem Leben zu huldigen! Denn Verehrung des Lebens, der Sang des Lebens, Verherrlichung des Lebens, das Gott der Herr schenkte, ist wahre Religion!
Ein Kind ist religiös, wenn es die Blätter vom Birnbaum fallen sieht, den ein bar- häuptiger Mann in weißem Haar schüttelt. Ein Hirte ist religiös, wenn er andächtiger Stimmung vor dem Wunder der Schönheit eines nebelziehenden Septembermorgens steht und mit „zweitem Gesicht“ drollige Wesenhafte mit Kappen und langen Bärten erblickt, feinste Elfenkinder zu schauen begnadet ist, die im Sonnenschein einer Waldwiese tanzen. Ein junges Weib ist religiös, das ihrem Kinde am Busen die Mut- termilch spendet. Ein Priester ist religiös, der einem Sterbenden die Wahrheit nicht vorenthält. Die Amseln leben im Willen Imanuels, wenn sie im Morgengrauen vor Sonnenaufgang in grünen Ginsterhecken ihr Morgenlied schmettern, hell wie der Glocken reinstes Silbergetön, oder sanft und melodisch, wie der Schalmeien süßer Abendklang. Fische, gleich silbrigen Pfeilen durch die Salzflut schwirrend, leben in ihrer Art naturverbunden.
Ich zweifle, ob Kirchendiener, vorgebend religiös zu leben, gottwohlgefällig sind, im Lichte der Wahrheit bestehen können? In Schranken sollten sie gewiesen werden, nichts anderes tun dürfen, als die Messe lesen denen, die sie irre führten und ein- schüchterten.
Doch Genugtuung ist es und Freude zu wissen, daß hie und da ein natürliches Sehnen nach Gottanbetung anhebt, versklavtes Christentum verdrängt und von einer Welle zur Sturmflut wächst, obwohl moderne Seelenkunde, ins Uferlose entartend, dieses Sehnen zu dämmen sucht, im Geheimen schon ahnend, daß sie das Spiel verloren. Alle Machenschaften des Antichristen vermögen die natürlich-religiösen Empfindungen eines demütig Suchenden, weder zu erniedrigen, noch zu zerstören, solange die Flamme des Geistes noch glüht und der Mensch noch fähig ist, das zu empfangen und auch zu leben, was Abdruschin, der Künder der Gralsbotschaft „Im Lichte der Wahrheit“ in folgenden Sätzen zum Ausdruck brachte:
„Die Sexualkraft ist die feinste und edelste Blüte aller Grobstofflichkeit, das Höchste, was die grobstoffliche Schöpfung bieten kann.“ –
„Die Sexualkraft ist das pulsierende Leben der Stofflichkeit und kann allein die Brücke bilden zu dem Wesenhaften, das wiederum den Fortgang zu dem Geistigen vermittelt. Aus diesem Grunde ist das Erwachen der Sexualkraft in dem grobstoffli- chen Körper wie der Vorgang des Herablassens der Zugbrücke einer bisher verschlos- senen Burg.“ –
„Die Sexualkraft hat die Aufgabe und auch die Fähigkeit, das ganze geistige Empfinden einer Seele irdisch zu „durchglühen.“ –
„Damit erhält aber der Menschengeist dann auch die Vollkraft, seine Wärme und Lebendigkeit. Er wird mit diesem Vorgange erst irdisch kampfbereit. Deshalb setzt hier nun die Verantwortlichkeit ein! Ein ernster Wendepunkt in jedes Menschen Sein!“ –
„Mit Eintritt der Sexualkraft regt sich in erster Linie eine gewaltige Schwungkraft nach oben, zu allem Idealen, Schönen, Reinen!“ –
„Der geheimnisvoll ausstrahlende Reiz einer unverdorbenen Jungfrau oder eines unverdorbenen Jünglings ist nichts anderes, als der von seiner Umgebung mitempfundene reine Auftrieb der erwachenden Sexualkraft nach höherem, edelsten, in Vermählung mit der Geisteskraft!“ –
„Auch wenn der Mensch die Zeit versäumt, wenn er sich mehr verstrickt, vielleicht sogar tief sinkt, so bietet sich ihm trotzdem weiterhin Gelegenheit zum Aufstiege: Durch Liebe! Nicht die begehrende Liebe des Grobstofflichen, sondern die hohe, die reine Liebe, die nichts anderes kennt und will, als nur das Wohl des geliebten Menschen. Sie gehört auch in die Stofflichkeit und fordert kein Entsagen, kein Büßertum, aber sie will immer nur das Beste für den anderen.“ –
„Als Grundlage hat Liebe auch im höchsten Menschenalter immer wieder die ideal-sehnsüchtigen Empfindungen der unverdorbenen Jugend, die diese beim Eintreten der Sexualkraft fühlt. Doch sie zeigt sich anders: Den reifen Menschen peitscht sie bis zur Vollkraft seines ganzen Könnens auf, ja bis zum Heldentum. Hierbei ist durch das Alter keine Grenze gesetzt. Die Sexualkraft bleibt bestehen, auch wenn der niedere Geschlechtstrieb ausgeschaltet ist; denn Sexualkraft und Geschlechtstrieb ist nicht eins.
Sobald der Mensch der reinen Liebe Raum gewährt, sei es nun die des Mannes zum Weibe, oder umgekehrt, die zu dem Freunde, einer Freundin, zu den Eltern, zu dem Kinde, gleichviel, ist sie nur rein, so bringt sie auch als erste Gabe die Gelegenheit zum Abstoßen des Karmas, das sich sehr schnell „symbolisch“ lösen kann. Es „vertrocknet“, da es keinen gleichartigen Anklang, keine Nahrung mehr im Menschen findet. Damit wird dieser frei!“ –
„Der Schöpfer gab in seiner Weisheit damit einen Rettungsring, der nicht nur einmal in dem Erdensein an jeden Menschen stößt, daß er sich daran halte und
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales emporschwinge! Die Hilfe ist für Alle da. Sie macht nie einen Unterschied, weder im Alter noch Geschlecht, weder bei Arm noch Reich, auch nicht bei Vornehm und Gering. Deshalb ist die Liebe auch das größte Geschenk Gottes! Wer es erfaßt, der ist der Rettung sicher, aus jeder Not und jeder Tiefe! Liebe ist fähig, ihn mit Sturmesallgewalt emporzureissen zu dem Licht, zu Gott, der selbst die Liebe ist!“215
Die Sexualkraft ist der Kernpunkt, das pulsierende Herz allen Menschtums in der Stofflichkeit. Sexualkraft erweckt den Menschen zu wahrhaftigem Leben. Des Lebens Hochgesang quillt wie ein unversiegbarer Born aus dieser Kraft, die Gutes nur wollend das Tor zum Lichte öffnet! –
Das Hohelied der Arbeit auf Vomperberg.
Alltag ist nicht Feiertag, und Alltag auf Vomperberg hat sein besonderes Gepräge – das Gepräge der Arbeit! Arbeit wird geleistet zum Preise des Schöpfers, Arbeit wird getan aus Dank an den Höchsten, Arbeit wird verrichtet zur Selbsterhaltung der Gralssiedlung auf Erden! Allen voran die Hohen Damen und Herr Alexander, die Be- sitzer der Siedlung, in Erfüllung ihrer Sendung und verantwortlich für sie.
Alles, was arbeitet, arbeitet in Freude; alle, die sich im Schweiße des Angesichtes mühen, mühen sich aus Überzeugung ob des Wertes ihrer Arbeit. Das Schaffen hält von sechs in der Frühe bis sechs Uhr abends an, wenn die Gralsglocken feierlich den Tag einläuten und den alten im Reigen aller Tage beschließen, ein sursum corda in des Himmels Blau jauchzend.
Das Kreischen der Säge dünkt dem „Wissenden“ wie Musik, das Hämmern der Schmiede wie fröhliches Trommelgewirbel, der Blasebalg mimt Violine und Cello, die Tischlergesellen spielen Bratsche und Harfe, und was noch ansonsten sich der Ar- beit hingibt, wie Hobeln, Schleifen, Raspeln, Schärfen und Nägel klopfen, befleißigt sich redlich, das Lied der Arbeit zu verschönen. Es polstert ein Fachmann gar kunst- volle Möbel für das Herrschaftshaus; es summt das Rädchen zum Bohren im pein- lichst gereinigten Zahnatelier; es schafft ein Meister, von Gottesgnaden inspiriert, mediale Gemälde mit Wesenheiten und Tempeln aus höheren Welten in leuchtenden Farben von Reinheit und Schöne; es produziert ein Graphiker köstliche Schriften und verewigt im Aquarell die Stätten des „Heiligen Berges“.
Auch Nutzarbeit wird verrichtet. Es schaffen in Schneiderin-Werkstätten gar vielgeschäftigte Hände mit Nadel und Schere an der Gestaltung notwendiger, wie festtäglicher Kleidung für die Hohen Damen und die Frauen der Siedlung. Es sticken gewandte, zierliche Hände das Kunstwerk eines Teppichs für das Haus des Herrn. Es fungiert eine Friseuse ihres unerläßlichen Amtes. Pfortendienst wird getan, der unge- meine Aufmerksamkeit fordert und nimmer Nachlassen im Sehen wie Hören, im Be- dienen des Telephons. Elektrizitätsstrom- und Wasserversorgungs- Kontrolle liegt in bewährten Händen. Köchinnen sorgen für das leibliche Wohl, privat, wie in der Ange- stelltenküche. Sanitärer Dienst ist im Gange und für erste Hilfeleistung bei Unglück und Krankheit wird vorgesorgt. Damit verbunden sind Massage und Turnübungen. Chauffeure für Herrschaftswagen, Jeep und Lastkraftwagen sind Tag wie Nacht ihrer Pflichten bewußt, zum Dienste bereit. Hilfsarbeiter mit Pickel und Schaufel unterneh- men wichtigstes, nicht zu unterschätzendes, stoffliches Aufbauwerk. Wo immer man auf Gebirgswegen schreitet, bemerkt man Arbeitsleistungen des getreuen Wegwartes, der die Straßen versorgt, von Steinen säubert, Vermurrungen beseitigt und in befah- rungsfähigem Zustand erhält, besonders den Weg zum Waldhaus, tief im Grün der Föhren gelegen.
Bleibt noch ein Wort des Dankes denen, die den Gralstempel betreuen, ihn für Andachten und die Hohen Feiern bereiten und den Tisch des Herrn mit Blumen schmücken, schmücken auch das Grabmal des Herrn. Denen nicht minder, die still für sich, doch Lichtdienst tuend, Kräuter sammeln auf des Berges Wiesen und damit Tees bereiten für die Gesundung der Körper. Jene, die es tut, besorgt auch in Hinge- bung das letzte Amt an Verblichenen, die Totenbettung im Leichenhaus, das über sei- ner Pforte den Trostspruch trägt:
„Zu freudigem Schaffen will ich erwachen!“
Auch in der Gralsgärtnerei, im Sonnenschein gebadet, regt sich emsiges Leben. Die Glasscheiben der Frühbeete gleißen blitzend in ihm, ihr Leuchten ausstrahlend in die Klarheit eines gotterstandenen Morgens. Bewegung herrscht auch hier, „denn wer rastet, rostet“ und „Stillstand ist Rückgang“.
Man gräbt um, mischt Erde zu Kompost, sät, pflanzt oder jätet. Es werden Pflänzchen pikiert, Kakteen gesäubert, es wird gesprengt und gegossen und so die Muttererde bereitet, daß sie zur Reifezeit von Gemüsen und Früchten doppelt und dreifach trage.
Nirgends herrlicher denn im Gralsgarten der „Lichtrose“ gedeihen die Blumen, herrlichste Kelche und Stauden, und Rosen über Rosen in Überfülle. Es ist als seien Wesenhafte am Werke, hingebende, selbstlose Arbeit der Menschen, mit Kraft aus dem Lichte zu stärken.
Auch des Tempelwartes sei nicht vergessen, des Seniors der Siedlung, vierundachtzigjährig! Am Morgen der erste und am Abend der letzte, verrichtet der Patriarch tagein, tagaus, Sommer und Winter, seine getreue Arbeit im Tempelgarten, ihn hegend und pflegend, die Blumen betreuend, mit einem Danklied zu Gott auf seinen Lippen. Ihm zur Seite steht die Gattin, die seit Jahren pflichtgetreu und selbstlos allen Siedlungsbewohnern die Milch zuteilt.
Ein Lob sei besonders den Hütern der Tiere! Sind Tiere doch den Menschen Gefährten, und von Menschenhand treu und beharrlich gepflegt, wissen sie Treue und Liebe zu vergelten. Da sind Pferde und Kühe, Schafe und Schweine und ein gar reichliches Geflügelvolk – die weißen Tauben im Taubenschlag, Pfauen und Truthahn-Familie, Hähne und Hennen, wie Gänse und Enten, auch Barry und Bella, das schwarze Neufundländer Hundeehepaar, die alle gepflegt, gefüttert, betreut sein wollen – und es auch sind!
Ein Kapitel für sich ist noch die Landwirtschaft mit aller Feldarbeit. Auch sie muß getan werden, und sie wird getan! Zur Frühsaatbestellung und zur Hochzeit der Ernte schaffen viele freiwillige Hände mit, das Werk zu verrichten.
Ein buntes Treiben ist dann auf den Feldern des Heiligen Berges! Österreicher und Franzosen, Schweizer und Deutsche, Brasilianer, Engländer und Amerikaner als Einzelgänger arbeiten friedlich Seite an Seite, einem Ziele folgend.
So verstreichen die Arbeitstage auf Vomperberg voll reichen Schaffens, in Freude und Glück!
Diesem Glücksempfinden wird an manchen Tagen noch besonderer Ausdruck damit verliehen, daß unter der Leitung eines geübten Dirigenten in einem gemeinsamen Gesangschor Frauen- und Männerstimmen sich zu einem Preis- und Danklied einen, das solchen Abenden eine besondere Weihe gibt.
Dann sind noch Tage besonderer Arbeit – Gemeinschaftsarbeit – deren harmonisches Zusammenwirken und Schwingen auch des Segens nicht mangeln.
Wäschetag im Gästehaus – dem einstigen Gralsschulgebäude – von Zeit zu Zeit, vornehmlich nach den Hohen Feiern des Heiligen Grals, die dreimal im Jahre „in wissender Gottanbetung“ gehalten werden.
Ganz Tirol weiß um diese Feiern, aus allen Ländern, und jenseits der Meere wallen Hunderte von Kreuzträgern zu dem Heiligen Berge.
Auch Feuerwehrübungen gibt es. Zum Schutz der Siedlung gegen Feuersgefahr! Stämmige Jungmänner sind es, den Gralshelm auf dem Kopfe, im Sonnenlicht glei- ßend mit dem goldenen Kreuz, die ihre Glieder stählen für die Stunde der Not. Von ihrer Umsicht und Gewandtheit, steter Einsatzbereitschaft und Wachsamkeit, Mut und Opfersinn, unter Lebensgefahr das Gut und die Habe des Nachbars schützend zu retten, hängt das Bestehen und Wohl der Gralssiedlung ab.
Was bisher gesagt ward, wurde zum Lob und Ruhm des stofflichen Aufbaus in bunten Bildern geschildert. Der stoffliche Aufbau aber gediehe nicht, ging nicht der geistige ihm voran. Es schaffen auch hier hinter Wänden verborgen, doch nicht minder intensiv, mit Griffel und Schreibmaschine, von der Masse nicht gesehen, nimmer müde Köpfe, regste Geister, von der Lichtkraft gefördert, das Werk des Herrn zu vollenden, Zeugnis zu geben von dieser Zeit der Größe kommenden Geschlechtern.
So schließt sich der Ring des Hohen Liedes der Arbeit auf Vomperberg. In solcher Auffassung der Arbeit liegt die wahrhaftige Gottanbetung! –
Begegnung mit dem Herrn von Frau Irene Freeman-Eales.
Der Herr hat mich am 30. Mai 1931 versiegelt. Bei dem Worte „Amen“ lag die Hand des Herrn länger auf mir.
Das war mein erstes Erleben des Herrn – nie zu schildern, aber oftmals im Gedächtnis wachgerufen. Als der HERR später unter das Bildnis Seiner Hände schrieb: „Unvergeßlich bleibe Dir der eine Tag des Lichtes!“, da konnte ich innerlich nur ja dazu sagen, unvergeßlich …
In den darauffolgenden Tagen durften wir zum HERRN ins Gralshaus kommen. Ich muß dabei mein Eigenwollen, mit dem ich mich einführte, erwähnen, weil ich da- durch zum erstenmal des Lächeln des Herrn erlebte – leise, nicht verurteilend, aber doch so recht amüsiert… auch dies nur Ihm zu eigene Lächeln ist undefinierbar. Mein Mann war 1930 allein beim Herrn.
Diesmal wollte ich das auch, um ganz allein und ohne Zeugen dem Höchsten zu begegnen. Und deshalb ließ ich meinen Mann und meine Tochter vor der Türe im ersten Stock stehen und ging ohne sie zum HERRN hinein. Lächelnd, und wie ich es gleich empfand, alles durchschauend, frug der HERR sogleich:
„Wo haben Sie denn Ihre Familie?“ Bestürzt wollte ich diese holen, aber sie war nicht mehr draußen. Frau Maria hatte sie zu sich ins angrenzende Wohnzimmer genommen. – Ich kam mir so klein vor, zum Vergehen klein und bin Jahre noch errötet, wenn ich an diesen ersten Eintritt beim HERRN dachte.
Zu Weihnachten 1931 wurde uns bedeutet, besser nicht zu kommen, da in den wenigen heizbaren Räumen Neuzuversiegelnde unterzubringen seien in erster Linie.
Doch zur Taubenfeier 1932 in der neuen Andachtshalle durften wir kommen. Erfüllt und getragen von der Erwartung des HERRN war alles, aber auch alles ausgelöscht, was einem sonst durch den Sinn gehen mag. In lautloser Stille wurde ER erwartet, bis ER uns kündete mit Seiner weichen, gedämpften Stimme, die doch bis in die letzten Reihen klar verständlich war.
Am Nachmittag der Feier war in dieser Halle ein Konzert. Es gehört auch mit zu dem Erleben des HERRN, daß mir weder Melodien noch Instrumente als solche, auch nicht das Harmonium, so viel sagten wie bisher Musik in meinem Leben. Sie verblaßte. Ich staunte darüber. Als der HERR bei der Nachfeier wieder sprach, wußte ich, wogegen sie verblaßt waren. Die Stimme des HERRN war mehr Musik als Men- schensang oder Instrumente geben konnten.
Am meisten sehe ich den HERRN so vor mir:
Er stand in den Feiern nach den Worten: „Stehet im Gebet zu Gott!“ am Tisch des HERRN die ganze Zeit über, in der das Gralsmahl, damals noch ohne Rundgang, in den Reihen verteilt wurde. Auch wir Kreuzträger standen.
Und der HERR sah unverwandt in weiteste Fernen, dennoch war es, als sehe er jedem, der ihn anschaute, durch ihn hindurch, als gelte jedem Einzelnen – und so war es ja auch – Sein Blick, an dem wir uns klären und vor dem wir bestehen können soll- ten. Er brauchte sich gar nicht mit dem Einzelnen zu befassen. Wir mußten uns rich- ten an Seiner Wahrheit. Diese, je nach dem Anwachsen der Teilnehmer immer länger dauernde Zeit des „Stehet im Gebet zu Gott!“ – innerlich und äußerlich war gar nicht auszuschöpfen an Kraft und Glück. Alles Erleben des HERRN und Seines Wortes: „Gebet Euch dem Herrn im Gebet“ lag darin.
Während dieses Aufenthaltes schrieb mein Mann an den HERRN und ich an Frau Maria, ob ich mit dem Kind hierbleiben dürfte? Wir waren uns in diesem Wunsch so einig, daß wir nachher nicht mehr feststellen konnten, wer ihn zuerst ausgesprochen hatte. Mein Heim im Berliner Grunewald, an dem ich sehr hing, und alles im einsti- gen Zuhause war mir durchaus gleichgültig geworden – für andere Menschen wohl unfaßlich – aber, wir hatten ja den HERRN, hatten das TRIGON erlebt!
Der HERR genehmigte unser Hierbleiben. Unsere Freude darüber war so groß, daß wir auch die Trennung der Ehe, die wir früher unmöglich gehalten hätten – nicht einmal beachteten.
Auch das sei nur im Hinblick darauf gesagt, wie durchschlagend es war, den HERRN zu erleben, wodurch Er, nach dem Erkennen, der Mittelpunkt unseres Seins geworden war.
Gelegentlich einer Einladung bei Frau Maria am 18. Juli 1932 nachmittags, kam auch der HERR für kurze Zeit dazu. Gesprochen hat ER dann länger mit mir, als ER mir die Erziehung und Beschäftigung der Schulkinder außerhalb der Schulzeit und während ihrer Ferien übertrug (15. August 1932 bis April 33). Im Laufe dieser Monate genehmigte uns der HERR einmal einen ganzen Tag auf den „5 Almen“ zu verbringen. Es wurde aber Klage dagegen erhoben, da ich „nur“ Silberkreuzer sei. Mit feinster Ironie, so fein, daß man es eigentlich Belustigung nennen muß, sagte der HERR zu mir: „Wir haben eine Instanz übergangen!“
Am 31. Juli 1932 war die Gründung der „Gralsgemeinschaft auf dem Heiligen Berge“, die im Juli 1936 wieder aufgelöst wurde. Wenn man auch nie sagen kann, welche Feier am schönsten war, weil sie alle strahlten und sich gegenseitig gar nicht überstrahlen konnten, so hat man doch bestimmte Weihehandlungen in besonderer Erinnerung. So auch diese Gründungsfeier, in der wir Bergbewohner und Kreuzträ- ger, einzeln vortraten und gelobten.
„Ich folge nach!“ Ebenso ist das Bild unvergeßlich, als der HERR die Schwanenjungfrau rief und ihr beide Hände auf das gebeugte Haupt legte.
So sehe ich den HERRN auch immer wieder vor mir, als ER zur Lilienfeier Fräulein Irmingard die Kraft zur Austeilung des Frauensegens gab. Auch als der HERR sich leicht zu SEINEM knieenden Weißen Ritter neigte, um ihm das Schwert, noch einmal vertrauend, zurückzugeben – vielleicht wurde gerade bei dieser Handlung des MENSCHENSOHNES Gottheit zum größten Erleben!
Der HERR berief mich am 29. Dezember 1932.
Im Laufe all der Jahre auf dem Berg des Heiles durften wir, wenn mein Mann während seiner Bergreisen auch hier weilte, die Gegenwart des HERRN, Frau MARIAS und FRÄULEIN IRMINGARDS öfters erleben, entweder im Gralshaus oder bei uns zu Hause. Der HERR erzählte viel aus Seiner Jugendzeit und den ersten geschäftlichen Lehrjahren – von später, Seinen Reisen nach Ost und West eigentlich weniger.
Wiederholt sprach der HERR auch in den Jaspisräumen oder bei Geburtstagseinladungen in der Speisebaracke zu uns – es wurde meist über die Dinge gesprochen, die sich aus der Sachlage des Augenblicks ergaben, weniger über Zukünftiges. Doch jedesmal war es unfaßlich schön. Der HERR war stets um unser Wohlergehen besorgt. Auch vor und während jeder Feierzeit, wenn die Jaspis- Kräuterarbeiten tagelang bis nach Mitternacht dauerten, kam der HERR, bevor Er selbst zur Ruhe ging, immer noch einmal herüber, um zu fragen, wie es ginge. Es braucht hier wohl nicht besonders beteuert werden, daß das Schaffen, das auf dem Berge sowieso reinste Freude war, zur Seligkeit wurde!
Das Sorgen des HERRN um die Menschen ging auch daraus hervor, daß der Preis für die Getreideflocken, deren Herstellung ab November 1936 den ersten kleinen Industriezweig der Gralssiedlung bilden sollte, unbedingt niedrig zu halten wäre, damit diese für Kinder und Alte besonders zuträgliche Nahrung auch wirklich für jeden zahlbar bleibe.
Viele Jahre lang ging der HERR auf dem Weg vom Gralshaus zum Gralsverwaltungsbau an der Yaspis-Arbeitsstätte vorüber – tagaus, tagein – viermal täglich, doch niemals haben wir uns daran gewöhnt in dem Sinn, wie man oft und viel Erlebtes nicht mehr so beachtet. Täglich viermal warteten wir auf diesen Augenblick – jahraus, jahrein – nicht, daß wir die Arbeit so lange liegen ließen, aber wir machten uns nahe einem, der kleinen Fenster zu schaffen, denn zufolge der Pünktlichkeit des HERRN brauchten wir nicht lange zu warten. Meist zog Er gerade noch einen Handschuh über. Denn der HERR hielt selbst ein, was Er uns darüber sagte, daß die Wege auch hier in der Gralssiedlung als Straßen zu betrachten seien, sonst würden sich viele, wenn nicht alle, binnen kurzem in ländlicher Kleidung gehenlassen, womöglich nur noch Dirndlkleider tragen. Da wurde uns ein für allemal die Richtschnur, stets sorgsam gekleidet, auch behutet, aus dem Wohnhaus die Siedlung zu betreten, sowie sogenannte Dirndlkostüme und ähnliches, die doch nur aus Nachahmung echter Bauerntracht erstanden, grundsätzlich nicht zu tragen und uns stets eines Hutes und der Handschuhe, besonders beim Zur-Andacht-Gehen zu bedienen.
Wissen wir nicht zur Genüge, daß dem HERRN Schönheit in allem ein Bedürfnis und eine Selbstverständlichkeit waren! Manchmal ließ Er mich rufen, um mir etwas Schönes zu zeigen, und ich freute mich an Seiner Freude daran. Aber wie genügsam war Er auch darin, wenn man die Schönheit bedenkt, aus der Er herniedergestiegen!
Ich höre noch Seine Worte, die sich auf die erste Kinderversiegelung am 29. Dezember 1932 bezogen: „Machen Sie Ihre Tochter schön!“ Kurz darauf wurde mir noch in Seinem Namen ausgerichtet, einen weißen Blumenkranz in meiner Tochter Haare zu legen. Auch in den Yaspisräumen belebte uns oft die Freude des HERRN an er schönen Aufmachung der Erzeugnisse, wie eben der HERR selbst in Schönheit schwang.
Obgleich dies auch nicht der richtige und nur ein unzulänglicher Ausdruck ist. Das Ebenmaß des HERRN in allem läßt sich nicht beschreiben, weil es leicht wie Schwärmerei zu klingen vermöchte, besonders wenn man nur in Superlativen sprä- che. Doch die Persönlichkeit des HERRN schließt ja jede Schwärmerei aus. Schön und edel im Grad der Vollendung war Er selbst, waren alle Seine Bewegungen bis ins Kleinste und ohne Ausnahme. Daß das, Seiner Sendung entsprechend, selbstverständ- lich war, ist das Größte daran gewesen und lag nicht zuletzt auch in Seiner Sprache, in Seiner Stimme.
Die Stimme war leise, aber sie war: Leben! Deshalb brauchte der HERR beim Vortragen nie das zu betonen, was nachher im Druck gesperrt oder unterstrichen hervorgehoben werden sollte. Seine Stimme trug, ohne an- oder abzuschwellen, nur durch ihre eigene Lebendigkeit.
Der HERR klopfte auch leise, behutsam an, wenn er uns besuchen kam. In und bei allem, worin wir mehr oder weniger laut sind, war er beherrschte Kraft. Natürlich war Er immer der Mittelpunkt, wenn wir gesellig um Ihn sein durften. Aber von sich aus wollte Er es nie sein. Bei Beurteilen irgend eines Menschen würde man in solchem Falle sagen: Er war bescheiden und anspruchslos in allem.
Aber es war falsch, aus der steten Liebenswürdigkeit und Güte des HERRN zu schließen, daß Er mit uns zufrieden war. Ein Glaube, dem man nur zu leicht, zu gern und zu oft anhing. Immer war in ihm das richtende Schwert, an dem wir vorüber- schreiten und uns selbst richten mußten. Wenn wir das nicht empfanden, war es allein unsere Sache, unsere Schwäche, unser Schaden.
Genau wie Er jetzt noch, wenn auch unsichtbar, unter uns weilet, uns stets zur Hilfe, wenn wir sie nur ergreifen wollten! Wenn ich Seine Bildnisse vor mir sehe, gedenke ich stets auch Seiner diesbezüglichen Worte: „Ich würde die Photographien nicht alle aufhängen, lieber in eine Mappe legen und ab und zu nur anschauen.“ Bei aller Stille Seiner Stimme war stets eindringlich, was Er sprach.
Am 29. Mai 1936 durften mein Mann und ich den HERRN im Zahlstock der Innsbrucker Universitätsklinik, während Seines dortigen zwangsmäßigen Aufenthaltes, unter polizeilicher Bewachung besuchen. Das war, abgesehen von der tiefen Trauer, ausgerechnet den Menschensohn so eingeengt zu sehen, ein besonderes Erlebnis für uns: Denn auch in dieser unerträglichen Situation war der HERR nicht auf sich selbst, Sein eigentliches Leiden, sondern nur auf Seine Besucher eingestellt. Er frug; immer wieder nach unserem Ergehen und Tun, statt etwas über sich verlauten zu lassen. Als stärksten Gegensatz hierzu muß ich unseren Besuch einen Stock höher im Zahlstock bei Herrn Halseband sen., dem Weißen Ritter, erwähnen. Von allem, womit sich dieser innerlich schon länger vom HERRN entfernt hatte, wußte ich damals nichts.
Ich achtete den Ritter und Hochberufenen. Ich war also unvoreingenommen. Aber jener benahm sich derart verängstigt aufgelöst, ja, jämmerlich, um sein eigenes Erge- hen nur bedacht, daß mir dadurch die Augen aufgingen. Sprachlos war ich, daß ein vom HERRN gesegneter Mensch, noch dazu ein Halseband, sein eigenes Schicksal nicht über der Sorge um Seinen HERRN vergaß. Auch als der HERR später mit uns in dem kleinen Garten in Begleitung Herrn Deublers auf- und abging, war Er elas- tisch wie immer, leicht Sein Schritt, als wäre ihm nichts geschehen! Auch in Seiner- schweren Zeit war der HERR immer der Gebende, der Spendende und Tröstende!
Am 19. April 1937 ließ der HERR mir sagen, daß ich nach der Tschechoslowakei gehen sollte, um dort Yaspis zu gründen und zu führen. Es kam ganz überraschend. Im ersten Augenblick blieb mit wirklich das Herz fast stehen. Man wollte doch nie vom Berg mehr weg! Sogleich darauf aber verwandelte sich der Schrecken in Freude, galt es doch dem HERRN zu dienen, und ich bestellte mir selbigen Tages noch tschechische Sprachbücher.
Einige Wochen lernte ich diese äußerst schwere Sprache, bis ich am 2. August gleichen Jahres vom HERRN erfuhr, daß ich, anstatt nach der Tschechei, nach Herisau in der Schweiz gehen möchte, um dort gemeinsam mit Herrn Schönenberger ein Yaspis-Laboratorium aufzubauen. Am 22. September verließ ich den Berg und fuhr in die Schweiz. Nach vier Tagen schon, am 26ten, besuchte uns das Trigon. Doch da erlebte ich zum erstenmal, daß des HERRN stets überbrückende Liebenswürdigkeit in Kühle und Strenge übergehen konnte, wo und wenn ein Kreuzträger, zumal ein Berufener, dickfellig und eigensüchtig auf gütige Ratschläge nicht hören wollte.
Obwohl der HERR längst von Schönenbergers innerem Abfall wußte, gab Er mir erst, nachdem sich dieser selbst entlarvt hatte, die Erlaubnis, Herisau zu verlassen und auf den Berg zurückzukehren, dies geschah am 24. Dezember 1937. Ich traf den HERRN bei weihnachtlichen Vorbereitungen im Gästehaus. Ich kündigte Herrn Schönenberger ordnungsgemäß und telegraphisch sofort. Doch Schönenberger erkannte die Kündigung nicht an.
Ich hatte den Januar über dort noch auszuhalten und kam erst am 2. Februar wieder endgültig auf den Berg. Erst gelegentlich erfuhr ich von Herrn Laute, daß der HERR mit Schönenberger ein sehr gutes Gehalt für mich verabredet gehabt habe, „damit ich auch etwas zurücklegen könne“. Tatsächlich erhielt ich von Schönenberger kaum einen kleinen Bruchteil. Der Lichte hatte es gut gemeint, aber der Dunkle machte es schlecht.
Nach wenigen Monaten kam die Auflösung des Berges.
Den HERRN sah ich am 3. Februar 1939 in Berlin wieder und nach einiger Zeit noch einmal ebenda in Angelegenheit Seiner Filmmanuskripte. Es lag ihm viel daran, durch entsprechende Filme geistig auf die Menschen einwirken zu können.
Zum letztenmal erlebte ich den HERRN am 17. April selbigen Jahres in Kipsdorf im Erzgebirge – immer noch auf seine Gäste in Güte eingestellt, immer noch fast froh und voller Beherrschung in Seiner Lage als Verfolgter, die uns längst zermürbt hätte.
Aus diesen Gesprächen entsinne ich mich nur eines Seiner Hinweise ganz genau: „Ich muß lernen, streng zu werden!”
Auch derjenige von uns, der früher das Richtschwert als stumpf empfunden haben mag, weil es nicht sicht- und fühlbar losschlug, hätte jetzt des Schwertes scharf ge- schliffene Klinge gefühlt – zu unserem Heile! –
Wenn man dem HERRN nach kurzer Begrüßung gegenüber saß und in das lebendige Spiel Seiner durchgeistigten Züge sah, in dem sich Güte, Wissen und Vertrauen gegenüber dem Besucher widerspiegelten, dann wußte man plötzlich, daß die Frage, die man auf dem Herzen trug, irgendwie beantwortet war, noch ehe sie gestellt wurde. Alle innere Spannung hatte sich gelöst, jeder Zweifel war in nichts zerfallen. Und sprach man doch noch eine Frage aus, so wurde sie beantwortet mit einem leichten Kopfnicken, vielleicht mit einem Ja oder gar nicht (mit Schweigen), das dann die deutlichste Antwort war. Und wahrhaft beschwingt verließ man das stille, schöne und ganz schlicht und ruhig ausgestattete Zimmer.
Oft wurde die Zusammenkunft vermittelt durch Frau Maria, die in ihrer lebhaft gütigen und erkennenden Art die Verbindung herstellte zwischen dem HERRN und der Außenwelt, – damals und auch heute!
Oder man hatte Gelegenheit zu einem kleinen Gang mit dem HERRN die nähere schöne Umgebung der Gralshöhe, oder früher und auch später in einer anderen Um- gebung, so war es ein selten beglückendes Erlebnis im Austausch von Gedanken und Worten den ganzen Reichtum Seines Wissens, Seines weiten Weltbildes in sich auf- zunehmen.
ER sprach eigentlich nicht sehr viel, aber wenn ein Wort aus Seinem Munde kam, so traf es irgendwie mitten ins Ziel der Unterhaltung.
Oder ER sagte, nach einer Pause des Schweigens, plötzlich ein Wort, das ich auf völlig unausgesprochene Gedankengänge bezog, die einen bewegten und die zunächst keinen äußeren Zusammenhang mit dem vorherigen Gespräch hatten; irgendwie war es eine Antwort ganz abgesetzt auf die stille Frage, die einen bewegte, ohne daß man nur einen Ton von sich gegeben hatte. Jeder Versuch, darüber
Das Gralsgeschehen auf Erden – Randolph Freeman-Eales erklärende Überlegungen anzustellen, war völlig nutzlos oder unnötig, man nahm alles auf und war zutiefst innerlich gehoben. Die große menschliche Einfachheit und unendliche Schlichtheit – von der menschlichen Wesenshülle aus gesehen – war zutiefst beeindruckend und vermochte im Zusammenhang mit dem Wissen um Seine höhere geistige Persönlichkeit jede, auch die leiseste Überheblichkeit jedes Besuchers – eine Eigenschaft, an der alle Menschen leiden – weit weg zu bannen, man war in seiner Nähe nur kindlich kreatürliches Geschöpf der Welt.
Auf allen Gebieten menschlichen Wissens hatte er eine oft erstaunlich anmutende Sicherheit. Die Wandlungen auf künstlerischem Gebiete, sei es in der Architektur, den bildenden Künsten oder der Musik, die sich seit der Jahrhundertwende anbahnten und nach dem erste Weltkrieg in geradezu stürmischem Tempo vollzogen, waren ihm nicht nur geläufig, sondern er sah ihre Weiterentwicklung voraus, wußte, was wieder abgestoßen würde und was Bestand haben sollte. Oder die Erkenntnisse auf naturwis- senschaftlichem Gebiete, die in den letzten Jahrzehnten ein geradezu atemberauben- des Tempo annahmen und unser physikalisches Weltbild von Grund auf ändert, wobei manche Erkenntnisse das Wissen um urtümliche Weisheiten zu bestätigen scheinen, waren ihm wie selbstverständlich; nicht als ob es den Anschein erweckte, er verfolge diese oder jene Frage mit besonderem Interesse, seine eigenen Erklärungen in Seinen Vorträgen, die in der Botschaft „Im Lichte der Wahrheit“ gesammelt sind, gehen von Voraussetzungen aus, die jene zuvor gesammelten Erkenntnisse einschließen.
Nur sind Seine Erklärungen im Zusammenhang mit dem Schöpfungswissen einfacher, unkomplizierter, und hören sich wie selbstverständlich an. Etwa, wenn Er vom wesenhaften Kern scheinbar lebloser Materie spricht, von der strukturhaften Umwandlung der Atome innerhalb der stofflichen Welt und vieles andere mehr.
Es würde im Rahmen dieser Niederschrift zu weit führen hierüber näher einzugehen. Es möge jeder hierüber in Seinen Schriften nachlesen. Und wenn man dann vielleicht einmal etwas ungläubig aufsah, und Er diese merkte, so nahm Er jeden Zweifel, wenn Er meinte, daß dies nicht das Ergebnis weitläufiger Studien von Ihm sei, nein, Er wisse dies eben. Und dann erfühlte man, daß hier etwas verborgen lag, das weit über Menschenwissen und Menschendenken lag, daß es aus einem Schatz kam, der außerirdischer geistiger und göttlicher Wesensart kam.
Abd-ru-shin war durchaus keine gelehrte Persönlichkeit, die in denkerischem Schürfen ihre Erkenntnis erwarb, im Gegenteil, Seine Persönlichkeit wirkte so einfach und überzeugend, weil eben das Wissen selbstverständlicher Bestandteil der ganzen Persönlichkeit aus anderen Ebenen war.
Einmal hatte Er Seine Niederschriften den äußersten Griffel göttlicher Wahrheitsverkündigung genannt. Damit und mit Seiner auf das Irdische bezogenen figürlichen Haltung verlor Sein Leben und Seine Tätigkeit jede Beigabe von geheimnisvollem Mystizismus, den man ungewöhnlichen Persönlichkeiten so gern anhängt. So waren Außenstehende auch immer überrascht, wenn sie bei persönlicher Inaugenscheinnahme des Lebens auf dem Berge im Kreise der „Gralsritter und ihres
Meisters“ so absolut keinen Anhaltspunkt für irgendwelchen geheimnisvollen Kult, sondern nur eine Gemeinschaft von ernsten nach Wahrheit strebenden Menschen fanden, die in fleißiger Tagesarbeit die Gedanken des Herrn in die Wirklichkeit umzusetzen suchten und suchen, besonders auch, so weit es sich um die tägliche Lebenshaltung, im Sinne der tiefen sittlichen Verantwortung gegenüber der Ganzheit der Schöpfung handelt. Daß hierbei auch falsche Gestalten oder Hohlköpfe herumliefen, ist eine allgemein menschliche Erscheinung, die den Wert des Ganzen nicht beeinträchtigen kann.
Ich blätterte auch in Seinen Briefen, in welchen mancherlei menschliche und geistige Fragen zur Erörterung standen. Auch hier immer wieder jene durchsichtige Einfachheit und Klarheit der Gedanken, die jeden Formalismus vermeiden und einfach auf den Kern der Sache eingehen, sei es in rein menschlichen Dingen, sei es bei Fragestellungen tieferer Art. Man sieht aus Seinen Briefen Seine äußere Persönlichkeit, die Gestalt eines Aristokraten – aristos=der Beste, der Vornehmste – im Sinne des Wortes gebraucht, nicht in seiner gesellschaftlichen Entstellung. Die selbstverständliche Darbietung Seiner Persönlichkeit zwang den Einzelnen, der mit Ihm in Berührung kam, zur Selbstzucht, zur Einordnung in den Kreis Seines Lebensstiles, der von strenger Haltung und äußerer Bescheidenheit war.
So war die Einwirkung auf den Bergbesucher, man kam mit einem Vorrat von stärksten Anregungen ins Leben zurück und freute sich auf die nächste Möglichkeit zur Berührung.
Heute sind im scharfen Wind der natürlichen Auseinandersetzung auf der Erde die Verhältnisse des Einzelnen zum Ganzen härter und fordernder geworden; wer immer sich den Erkenntnissen der Botschaft aufschließt, muß dies um so intensiver tun.
Für die Besucher des Berges jener früheren Zeiten war eine Zeitlang das Licht in strahlende Nähe gerückt, doch ist es nicht entschwunden, sondern nur in eine strah- lendere Ferne gerückt. –
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Nachklänge zu ILdW., Vortrag 23, S. 156-7
Nachklänge zu ILdW., „Das Heilige Wort“, Vortrag 1, S.10.
Nachklänge zu ILdW. ,“Es werde Licht“, Vortrag 17 , S. 493-494.
Vergl. „Der Ruf“ Heft 13 „Was ist Gralsdienst?“ S. 545- 6. Jünger Randolf Freeman
Nachklänge zu ILdW, „Schöpfungsgesetz Bewegung“, Vortrag 23, S .157
Nachklänge zu ILdW, „Der Kreislauf der Strahlungen“,Vortrag 50, S. 420
Nachklänge zur Gralsbotschaft, „Wer nun mein Wort nicht kennen will“, Vortrag 40, S. 300.
Nachklänge, „Der notwendige Ausgleich“,Vortrag 15, S. 93
Prophet Jesaja, Kap. 7, Vers 14.
Nachklänge zur Gralsbotschaft, Vortrag „Ich sende Euch“, Nr. 58, S. 516.
Nachklänge zur Gralsbotschaft, Vortrag „Ich sende Euch“, Nr. 58, S. 516.
vergl. Auch Band I, II, und III der Grals-Aufzeichnungen.
Dagmar Kruse, Ursel von Gizycki, Erna Springmeier, Hanni Sebeka, Jobst Kruse und die Knaben Räder und Schätzerle.
ILdW, Vertrag „Das Schweigen“, S. 15.
Ev. Matth. Kap. 13.
Anmerkung: Besondere Daten und Begebenheiten in der Entfaltung der Gralsbewegung in London
bis zum Gründungstag der Gemeinschaft waren im 12. Heft des „Herald of Truth“ chronologisch vermerkt. Solche nach dem 7. 9. 1941 sind im ersten Protokollbuch des Vorstandes der Gemeinschaft sowie in Band der Chronik 3, 9 und 11 zu finden.
Vortrag „Weihnachten 1937“, Nr.97, S. 5.
Nachklänge zur Gralsbotschaft, Vortrag „Der geistige Führer des Menschen“, Nr.46, S. 370.
Dear Sirs London, December 29th 45. I have been given your address by the British Authorities and I would ask you to be so good and forward the letter attached herewith to Frau Maria Bernhardt, „Vomperberg“, Schwaz, Tyrol, Austria. Many thanks in anticipation and asking you to pass on an answer, if there is any, to my above address, I am dear Sirs,
Yours faithfully
Sgd. R. G. J. Freeman-Eales.
P. S. I am enclosing four 6d International Postal Coupons
Aus „Die Stimme“, Heft 5, Seite 71.
Auf Deutsch: „Wie es im Anfang war, jetzt ist, und immer sein wird, solange die Welt besteht.“
Ausführlicher Bericht hierüber in meinen Gralsaufzeichungen der Chronik-Bände 3, 9 und 11.
Vortrag „Ausgießung des Heiligen Geistes“, Nr. 77.
Nachklänge Vortrag Nr. 58.
vergl. Englisches Protokollbuch der Vorstandssitzungen S. 146/52 und Englische Niederschrift des Berichterstatters Nr. 426.
ILdW. „Der Fremdling“, S. 634.
ILdW. „Der große Komet“, S. 507/08.
ILdW. „Der Fremdling“, S. 635 und 638.
Vergl: „Das Wirken Abdruschins“ S. 14. Verlags A-G „Die Stimme“, Zürich und Heft 9 der „Stimme“, S.
vergl: „Ermahnungen“ von Abdruschin, S. 107.
ILdW., Vortrag 69 „Im Reiche der Dämonen und Phantome“, S. 477.
Jünger Otto Giesecke, Berlin; dessen Weg zum Gral siehe Band III des Verfassers.
ILdW,, Vortrag 88, „Der Fremdling“, S. 635, 639.
Verlag „Der Ruf“ G. m. b. H. , München.
Vomperberg, der Heilige Berg oder Berg des Heils.
Arabischer Name – auf Deutsch: „Sohn des Lichtes“.
Vergl. Niederschrift des Verfassers dieses Bekenntnisses: „Vom Erleben des Heiligen Berges und der Gralsbotschaft Imanuels im Gefängnis“. Band I S. 31/32.
Gralsblätter, Serie II, Heft 3, 4 u. 5.
Nachklänge zur Gralsbotschaft, Vortrag 40 „Wer nun mein Wort nicht kennen will…“, S. 295,
Vortrag 70 „Die große Reinigung“ S. 5, Abschnitt 5.
Nachklänge zur Gralsbotschaft, Vortrag 57 „Es werde Licht“ S. 496 u. 497.
Nachklänge zur Gralsbotschaft, Vortrag 57, S. 500 u. 501.
Nachklänge zur Gralsbotschaft, Vortrag 57, S. 502 u. 503.
Nachklänge zur Gralsbotschaft, Vortrag 57, S. 504.
Überliefert von Apostel M. Reinhardt.
Vergl. Niederschrift des Verfassers „vom Erleben des Heiligen Berges“ Band I, S. 41 u. 42.
Evangelium Johannes Kap 15, Vers 26 und Kap. 14, Vers 26.
Vergl. Niederschrift des Verfassers „Vom Erleben des Heiligen Berges“, Band I S. 44 und S. 60- 63.
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers Nr. 310.
Vergl. Niederschrift des Verfassers dieses Bekenntnisses: „Vom Erleben des Heiligen Berges“ Band I.
70 ILdW. , Vortrag 91 „Und es erfüllte sich…! S. 657. Vergl. Band II des Verfassers, Abschnitt VII: „vom
Erleben Dr. Kurt Illigs“.
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers, Nr. 212.
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers, Nr. 212.
Vergl. „Berufungsworte“ in Band I des Verfassers: „Vom Erleben des Heiligen Berges“.
Vergl. Band II des Verfassers.
Band III, des Verfassers.
Vergl. Niederschrift des Verfassers „Missionswirken und Gralsfeiern in der Niederung“. Von der Gestapo in Berlin konfisziert.
Vergl. Niederschrift des Verfassers „Der Weg des Grals-Kreuzes in Britannien“.
Berge, der ihn aus des Herren eignem Mund vernommen, während er in Kipsdorf bei ihm weilen durfte.
Vergl. Niederschrift des Verfassers „Vom Erleben des Heiligen Berges“.
Vergl. Englischer Vortrag Nr. 358.
am 9. November 1930 gemäß Aufzeichnung von Apostel M. Reinhardt, Vomperberg.
Apostel Irene Manz.
Verwehte Zeit erwacht, Band II. „Das Reich der Inkas“ S. 94.
1) World Service & Psychic Review, March 1941, 13 Chesam Place, London S .W.1.
2) Journal Hebdomadaire, Nr. 42 du 20, Octobre 1945, Paris, 81 bis, Rue de Châteaudun.
3) Sunday Empire News, Nr. 3336, February 22, 1948, Kemsley Newspapers Ltd., Kemsley House, Manchester 4.
4) Neue Illustrierte Wochenschau, Nr. 20, 16. Mai 1948, Wien VII, Kaiserstrasse 8-10. (mit Berichtigung in Nr. 22, 30. 5. 1948).
5) Münchner Illustrierte, Nr. 18, 3. Juni 1950, München 2, Sendlinger Str. 80.
6) Wiener Bilderwoche, Nr. 31, 5. August 1950, Wien V, Rechte Wienzeile 97.
7) De Post, Nr. 21, 6. August 1950, Anvers, Sint-Andriesstreat 10. (Mit Berichtigung in Nr. 25 vom 3. September 1950).
Tausend-Mark-Sperre ab April/Mai 1933 Gründungs-Sitzung der irdischen Gralsbewegung, vergl. Band II des Verfassers: „Vom Erstehen des Heiligen Grales auf Erden“.
Vergl. Band II des Verfassers: „Vom Erstehen des Heiligen Grals auf Erden“, Abschnitt VII: „Vom Erleben Dr. Kurt Illigs“.
Vergl. Band II des Verfassers: „Vom Erstehen des Heiligen Grals auf Erden“, Abschnitt VII: „Vom Erleben Dr. Kurt Illigs“.
Vergl. Band III des Verfassers: Abschnitt: „Jünger Dr. Friedrich Rauber“.
Vergl. Nachklänge ILdW., Vortrag 19, „Christus sprach..!
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers Nr. 248, sowie Band III des Verfassers, „Grals- Aufzeichnungen“.
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers Nr. 248.
Vergl. Band III des Verfassers: „Abschnitt“ Jünger Otto Giesecke“.
Vergl. Band III, Abschnitt „Jünger Otto Giesecke“.
Englischer Vortrag No 439,) „Versuch einer Autobiographie“. Vergl. Band III, Abschnitt „Theodor Jansen“.
Vergl. Band III, Abschnitt „Theodor Jansen“.
Vergl. Band III, Abschnitt „Theodor Jansen“.
Vergl. Band II des Verfassers „Weitere von Gralsveranstaltungen und Naturphilosophischer Verein von Gralsanhängern e.V. Berlin“ Abschnitt V. Dr. Friedrich Rauber.
Vergl. Band VI des Verfassers: „Missionswirken und Gralsfeiern in der Niederung“. Konfisziert von
Vergl. Band II des Verfassers: „In Memoriam Frieda Jaaks-Müncheberg“ Abschnitt XIII.
Vergl. Band II des Verfassers: „Gralsanfänge auf Erden außerhalb Deutschlands“ Abschnitt XI.
aus Zlin, Morava. Vergl. Band II des Verfassers.
überliefert von Frau Irene Blakeley, geb. Schaar, Band III.
Nachklängevortrag 75 oder Botschaftsband III „Die urgeistigen Ebenen“ VI, S. 1“.
Kleine Insel zwischen England, Wales, Schottland und Irland gelegen. Vergl. Englischer Vortrag des Verfassers Nr. 398.
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers Nr. 212.
Band V „Vomperberg, der Heilige Berg“ von Gestapo in Berlin konfisziert. Englischen Vortrag des Verfassers Nr. 70.
Vergl. Teil 1, ILdW. „Der Fremdling“, S. 639.
von diesen z. B. Landeshauptmann a. D. Schumacher, Innsbruck.
ILdW. „Der Fremdling“, Vortrag 88, S. 636.
Vergl. Innsbrucker Nachrichten und Neueste Zeitung vom 10. Juni 1938.
Vergl. Band des Verfassers „Der Weg des Gralskreuzes in Britannien“. In den Chronik-Bänden 3, 9 und 11 verarbeitet.
Vergl. Band II des Verfassers „Vom Erstehen des Heiligen Grales auf Erden“.
Vergl. Band I des Verfassers: „Vom Erleben des Heiligen Berges im Gefängnis“.
Vergl. Band VI des Verfassers: – „Der Weg des Gralskreuzes in Britannien“. In den Chronik-Bänden 3, 9 und 11 verarbeitet.
Vergl. Band II des Verfassers, Abschnitt „Das Gralsheim“.
120 Vergl. Band II des Verfassers: Abschnitt: Verlag „Der Ruf“ und Verlags A.G. „Die Stimme“ S. 216. Band III des Verfassers: Abschnitt: Frau Hilde Bauer.
121 Vergl. Band II, Abschnitt „Gralsanfänge außerhalb Deutschlands“.
Vergl. Band II, Abschnitt „Gralsanfänge außerhalb Deutschlands“ – „Verwehte Zeit erwacht“, Bd. 2, 296.
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers, Nr. 125 „Neujahrsbotschaft in der Highbury Lesegruppe“.
Veröl. Band III des Verfassers, Abschnitt „Otto Giesecke“.
Veröl. Band III des Verfassers, Abschnitt „Otto Giesecke“.
Band VI wurde i n den Chronik-Bänden 3, 9 und 11 verarbeitet.
Vergl. Sonderband des Verfassers: „Bericht über erstes Gralswirken in England“.
Vergl. „Baha’u’ullah and The New Era“ by J. E. Esslemont.
Vergl. vollen Wortlaut des Bekenntnisses in Sonderband „Bericht über erstes Gralswirken in England“, S. 26-34.
Vergl. Band II des Verfassers: „Vom Erstehen des Heiligen Grals auf Erden“, Sinn der Bestimmung.
Vergl. Band III des Verfassers, Abschnitt „Silberkreuzer Ehepaar Merz“.
Vergl. Sonderband des Verfassers „Englische Vorträge“.
ILdW, Vortrag Nr. 63 und Vortrag Nr. 65.
Ralph Waldo Emerson, geb. in Boston, 1803-1882; sein berühmtestes Buch betitelt: „Vertreter der Menschheit“.
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers.
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers, Nr. 208, in deutscher Übersetzung, siehe Nachtrag.
Baha’u’llah (1817-1892), sein Vorläufer War der Bab (1819-1850), sein Nachfolger Abdu’l Baha (1844- 1921). Jetziger Hüter der Bahai-Bewegung ist Shogi Effendi, geb. 1896.
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers Nr. 234 in deutscher Übersetzung, s. Nachtrag dieses Bandes.
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers Nr. 268.
Gralsblätter Fragenbeantwortungen.
bedeutet „Sohn des Lichtes, Sohn des Heiligen Geistes“.
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers Nr. 300, in deutscher Übersetzung siehe Nachtrag dieses Bandes.
Vergl. Manuskript „Grals-Erleben“ Abschnitt: „Der Erdentod des Menschensohnes“.
Vortrag Nr. 92, „Die Kluft der Eigenwünsche“ S.2.
Vergl. Band III des Verfassers „ Die ersten Zeugen der Neuen Zeit und vom Lichtstrahl Berührte“.
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers, Nr. 403, „Unzulänglichkeiten des irdischen Verstandes“, in deutscher Übersetzung siehe Nachtrag dieses Bandes.
Vergl. Englischen Vortrag des Verfassers, Nr. 358, „Zum Gedächtnis Imanuels auf dem Heiligen Berge“.
Evang. Matthus, Kap. 28, Vers 18-20.
ILdW., Vortrag Nr. 54 „Die unbefleckte Empfängnis und Geburt des Gottessohnes“.
Vergl. ILdW., Vortrag Nr. 91.“Und er erfüllte sich“ S.660.
Jesajas, Kap. 7, Vers 14.
Vergl. ILdW., Vortrag Nr. 91 “Und er erfüllte sich“ S.661.
Siehe „Verwehte Zeit erwacht“, Band I, S. 376.
Vergl. „Der Kommende!?“ von Friedrich. Mörbitz, S. 7-9.
Jesus von Nazareth.
ILdW., Vortrag 11, S. 61.
Vergl. „Schöpfungsweben in Wort und Bild“, S. 101.
Verwehte Zeit erwacht Bd. I, Nahome S.167-170,177-178.
Aus verklungenen Jahrtausenden – „Das Leben Abd-ru-shins auf Erden“, Seite 170.
„Verwehte Zeit erwacht“, Band 2,- „Das auserwählte Volk“, Seite 294-5.
ILdW., Vortrag Nr. 5 „Verantwortung“, S. 32 u. 33.
ILdW., Vortrag 69 „Im Reiche der Dämonen und Phantome“, S. 477.
ILdW., Vortrag 19, “Ist geschlechtliche Enthaltsamkeit notwendig oder anzuraten?“ S. 108.
ILdW., Vortrag 54, “Die unbefleckte Empfängnis und Gebut des Gottessohnes“ S. 357.
ILdW., Vortrag 54, „Die unbefleckte Empfängnis und Geburt des Gottessohnes“ S. 358.
ILdW., Vortrag 55, „Schicksal“ S. 359.
Lehre von der Botschaft der Großen Pyramide von David Davidson.
Abdruschin, Vomperberg, Tirol.
Gründer: William Milles, geb. Pittsburg, U.S.A, 1782.
Gründer: Charles Taze Russel, geb. Pittsburg, U.S.A. 16. Febr. 1852.
Ev. Johannes, Kap. 18, Vers 37.
„Ephesus“ erschienen im Verlag „Der Ruf“ GmbH München 1935.
Die sieben Weltteile der Nachschöpfung, durch die Gralsbotschaft Abdruschins bestätigt: Smyrna, Thyatira, Philadelphia, Sandes, Laodicea, Ephesus, Pergamos. Vergl. Offenbarung Johannes in der christl. Bibel Kap. 1-3.
Offenbarung Johannes Kap. 12, Vers 9,12 u. 17. Kap. 16, Vers 14. Vergl. auch „Rufe aus der Urschöpfung“ und „Die Offenbarung“, S. 178.
Baha’u’llah, 1817-1892 aus Iran 1852 verbannt; Missionsbeginn in Bagdad 21. April 1863. Aus
Adrianopel 1863 verbannt. Eingekerkert in Akka August 1868. Seine Anhänger sagen, daß sein Missionsbeginn das „Ende der Prophetischen Ära“ und die „Eröffnung der Ära der Erfüllung“ signalisierte.
1. Korinther Kap. 13, Vers 1-3 und 8-10.
1. Johannes, Kap. 4, Vers 19 und 20.
„Nachklänge zur Gralsbotschaft“ Vortrag 38 „Das Gotterkennen“ S. 277.
„Nachklänge zur Gralsbotschaft“ Vortrag 38 „Das Gotterkennen“ S. 278/9.
„Nachklänge zur Gralsbotschaft“ Vortrag 38 „Das Gotterkennen“ S. 280.
„Nachklänge zur Gralsbotschaft“ Vortrag 38 „Das Gotterkennen“ S. 283.
31. Oktober 1517 beginn der Reformation durch Luther. Anschlag der 95 Thesen gegen den Mißbrauch des Ablasses (Tezel) an die Schlosskirche zu Wittenberg. Dreißigjähriger Krieg 1618-1648; im Westfälischen Frieden 1648 erhielten Lutherische und Reformierte in Deutschland gleiche Rechte wie die Katholiken.
Zweiter Weltkrieg 03.09.1939 – 09.05.1945.
Definition des Wortes „Religion“ im Gralssinn siehe „Die Stimme“ Jahrgang 1937, Heft l, S. 73 ( Verlags
AG „Die Stimme“, Zürich): „Das aus dem Lateinischen stammende Wort „religion“ ist in der Wesenhaftigkeit seines Begriffes noch kaum je richtig umrissen worden. In der deutschen Übersetzung bedeutet „religio“ vielleicht am besten ausgedrückt: Das Verhältnis des Menschen zu Gott, übertragen: Die Lehre von Gott und seiner Schöpfung. Allen Menschen, welche Gott und das Göttliche und die daraus entstandene Schöpfung bejahen, muß es einleuchten, daß Religion, nur die Lehre sein kann von der tatsächlichen Wirkung Gottes, von den unverrückbaren Gesetzen der Schöpfung als etwas unwandelbar Feststehendem. Somit müssen Religionsstifter immer wieder die Verkünder einer Lehre werden, welche sich mit der einen göttlichen Wahrheit und der daraus entstehenden Schöpfung befassen. Es müssen demnach alle Religionen, so sie von wirklich erleuchteten Wahrheitssuchern und Wahrheitsbringern verkündet sind, dieselbe große, gesetzmäßige Lehre darstellen über Schöpfer und Schöpfung und die Gesetze, innerhalb welcher der Mensch zu leben hat, die Erde beherrscht, sein Staatswesen ausbaut, usw. Unterscheiden können sich die Lehren nur durch die Verschiedenheiten ihrer Darstellung und Bindung an Zeiten, Kulturen und Rassen. Der innere Wesenskern muß jeweils derselbe bleiben“.
„Im Lichte der Wahrheit“ Vortrag 52, „Schöpfungsentwicklung“ S.333.
bedeutet: Auszug.
„Buddha“ Verlag „Der Ruf“ GmbH., München 1936.
„Lao-Tse“ Verlag „Der Ruf“ GmbH., München 1935.
„Zoroaster“ Verlag „Der Ruf“ GmbH., München 1936.
„Mohammed“ Verlag „Der Ruf“ GmbH., München 1936.
Vergl. „Schöpfungsweben in Wort und Bild“ – „Die Trigone“, S. 97.
Vergl. ILdW., Vortrag 91 „Und es erfüllte sich“. S. 661.
Oberprister und Lehrer der heiligen Bräuche in Griechenland der Antike.
Im Lichte der Wahrheit, Vortrag 44 „Der Heilige Gral“ S . 275.
Vergl. Im Lichte der Wahrheit, Vortrag 78 „Geschlecht“ S. 528/9.
Vergl. „Enthüllung des Zahlengeheimnisses – Der Menschensohn,“ von Lucien Siffrid, Verlag „Der Ruf“ GmbH., München, S. 41.
Vergl. englische Vorträge des Verfassers No. 278, 412, 432, VII, 441, 444.
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter Partei.
Haftbeginn in der Festung Landsberg am Lech für Adolf Hitler 1. April 1924.
„Die Gestapo“.
Propheten Jesajas, Kap. 35, Vers 8.
„Aus verklungenen Jahrtausenden“, Verlag „Der Ruf“ GmbH., München, S. 278.
„Aus verklungenen Jahrtausenden“, Verlag „Der Ruf“ GmbH., München, S. 280.
„Aus verklungenen Jahrtausenden“, Seite 281-283.
„Das Ende der Welt,“ Aufsatz in „Große Österreich Illustrierte vom 15. April 1950.
Am 10. Mai. 1950. Karl Rahner 1904 – 1984.
„Verwehte Zeit erwacht“, Band I, Nahome, Verlag „Der Ruf“ GmbH.
„Aus verklungenen Jahrtausenden“, Das Leben Abdruschins auf Erden, Verlag„Der Ruf“ GmbH.
„Verwehte Zeit erwacht“, Band I und II Kassandra, die zweite Gnade aus dem Licht. „Der Ruf“ GmbH, München. Um 1184 v. Chr. Trojanischer Krieg. Troja lag zwischen Ida und dem Vorgebirge Sigeum in Kleinasien. Die Burg von Troja ist in der Ileas des Homer mit dem Namen Pergamos bezeichnet. Bei seinen 1871-82 und 1890 unternommenen Ausgrabungen fand Schliemann, und 1893/4 W. Dörpfeld, die Überreste von 7 Städten übereinander gelegen mit je verschiedenen Kulturen.
257 die so genannte Kouyunjik Collection im Britischen Museum.
Noch bis zum heutigen Tag werden Funde aus verwehten Zeiten gemacht, die die Geschichte der Menschen bereichern. So schrieb die „Tiroler Tageszeitung“ vom 11. April 1950, wie folgt: „Tontafeln aus dem 4. Jahrtausend vor Christi sollen in der Altstadt Nippur, 160 Kilometer südlich von Bagdad, aufgefunden worden sein. Die Inschriften, die sie tragen, werden von Sachverständigen als die ältesten bezeichnet, die bisher gefunden wurden. Nippur war das kulturelle Zentrum der Sumerer. Und unter Abbildung dieser Fundstätte berichtet die „Große Österreich Illustrierte“ von 1. April l950 noch dieses: „In Nippur im Irak haben Archäologen der Universitäten Pennsylvanien und Chikago die vorzüglich erhaltenen Fundamente der ältesten bisher bekannten Wohnhausbauten ausgegraben. Nippur gilt als das einstige Kulturzentrum der Sumerer, der ältesten Bewohner des südlichen Babylon, die seit dem 4. Jahrtausend vor Christus nachweisbar sind. Die Sumerer, die Schöpfer der babylonischen Kultur, sind
Der vollkommene Meister – Das Leben S.M.B.
Weltgeburt.
ILdW., Vortrag, 65 „Der Schrei nach dem Führer“ S. 450-451.
ILdW., Vortrag, 70 „Okkulte Schulung“ S. 500.
ILdW., Vortrag 82 „Götter – Olymp – Wallhall“, S. 588 und 596.
ILdW „Die Sexualkraft in ihrer Bedeutung zum geistigen Aufstieg“, Nr. 62, S.421-427.