185. DIE URGEISTIGEN EBENEN III
Urgeschaffene! Das Wort ist Euch geläufig, doch Ihr könnt Euch nichts darunter denken, oder was Ihr denkt, vermag dem Eigentlichen niemals zu entsprechen.
Deshalb will ich Euch dem Verständnis dafür näher führen, damit Ihr darin wissend werden könnt, soweit es einem Menschen möglich ist.
Wenn ich Euch von dem Reich der Urgeschaffenen erzählen will, muß ich nochmals bei Parzival beginnen, aus dem die Urschöpfung erstanden ist.
Das Hauptsächliche wißt Ihr schon von Parzival. Ihr wißt, woher er kam und was er ist.
An den wesenlosen Lichtkern der dreieinigen Gottheit schließt sich die für alles Geschaffene unfaßbare Ebene der unmittelbaren Gottkraftausstrahlung, die Sphäre der von Ewigkeit zu Ewigkeit in nicht zurückzuhaltender Gotteskraftausstrahlung lebenden Umgebung. So war es immer.
Und als die Schöpfung dann aus dem Willen Gottvaters heraus erstehen sollte, konnte sich alles nur in dem dazu notwendigen Gang der Handlung oder des Geschehens entwickeln, den Ihr Euch heute durch die Botschaft folgerichtig zu denken vermögt.
Die Schöpfung mußte erstehen durch den schaffenden Willen Gottvaters! Der schaffende Wille Gottvaters ist als solcher Imanuel, schaffend persönlich seiend und doch ganz in dem Vater stehend oder bleibend, und der Vater ist in ihm bei seinem Schaffen.
Ich glaube, so wird Euch manches immer mehr verständlich.
Ebenso wie der schaffende Wille Imanuel persönlich ist, so wurde auch die Liebe in dem Wirken persönlich in Jesus.
Beide sind als Teile von dem Vater eins mit ihm, und der Vater ist in ihnen. Von Ewigkeit her bis in alle Ewigkeit.
Jesus ist die Gottliebe, Imanuel Gottwille! In seinem Namen schwingt deshalb die Schöpfung. Alles, was in ihr geschieht, was sich darin erfüllt, ist eingeschrieben in dem Namen, der die Schöpfung trägt, vom kleinsten bis zum größten Vorgange! Nichts ist, was nicht aus diesem Namen kommt und was sich nicht darin erfüllen müßte.
Ihr Menschen ahnt die Größe nicht, die darin ruht; denn dieser Name ist das lebende Gesetz in seinem Ursprung und in der Erfüllung, er trägt das Weltenall mit allem, was darinnen ist.
In diesem Namen ruht das Schicksal eines jeden einzelnen, weil Ihr Euch an ihm richten müßt, seid Ihr doch alle fest in ihm verankert.
Und der Name ist! Er ist lebendig und persönlich; denn der Name und sein Träger sind untrennbar eins.
Das Werk der Schöpfung mußte dem schaffenden Willen zufallen, also Imanuel, der der schaffende Wille in Gott ist!
Und da die Schöpfung nur außerhalb der unmittelbaren, schon seit Ewigkeit bestehenden und nicht zurückzuhaltenden Strahlung des Urlichtes vor sich gehen mußte, ergab sich die Notwendigkeit, einen kleinen Teil des schaffenden Gottwillens selbst über die Grenze der unmittelbaren Strahlung hinauszustellen. Einen Teil, der ewig mit dem schaffenden Willen im Wesenlosen vereinigt bleibt und doch für sich außerhalb der göttlichen Sphäre stehenbleibend wirkt, damit durch seine Ausstrahlung die Schöpfung sich bilden kann und erhalten wird.
Und dieser kleine Teil, der aus dem schaffenden Gottwillen hinausgestellt wurde, damit die Schöpfung sich aus seiner Strahlung formen kann und auch erhalten bleibt, ist Parzival!
Sein wesenloser Kern aus Imanuel erhielt Form durch die Urkönigin Elisabeth, also eine Hülle, die ihm Anker ward zum Stehenbleibenkönnen außerhalb der göttlichen Sphäre! Und diese Hülle, diese Form ist das Heilige Gefäß, in dem Imanuel verankert ist und daraus er wirkt.
In Abd-ru-shin war seiner Zeit Parzival auf Erden, während zu der Stunde der Erfüllung dann Imanuel als solcher von der Erdenhülle Parzivals Besitz ergreift, nach mühevollen Läuterungen dieser Hülle.
Dann erst kann nach und nach die ganze Kraft sich niedersenken in die Hülle, um die göttlichen Verheißungen in Gnaden an den Menschen zu erfüllen!
So rolle ich Euch noch einmal unermeßliches Geschehen vor dem Geiste auf, als Grundlage für das Verständnis über Parzival!
Es ist unendlich mühevoll, ein klares Bild zu geben für das irdische Begreifen, und ich darf die Zahl der Vorträge nicht scheuen, wenn ich es erreichen will.
Deshalb schickte ich schon bei dem ersten Vortrag klar voraus, daß die Erklärungen nur für die Menschen sein können, welche die Botschaft schon in sich zu völligem Erleben bringen konnten! Nur die vermögen mir zu folgen, wenn sie sich mit aller Kraft bemühen, immer wieder, bis sie es erfassen können; denn ich gebe es verkleinert, derart, daß es ihrem Geiste möglich wird.
Ihr dürft vor allen Dingen auch den Ausdruck »Sohn« nicht menschlich denken, nicht so, wie ein Sohn in einer menschlichen Familie ist.
»Sohn« bedeutet für das Göttliche ein »Teil«, ein für sich besonders wirkender Teil des Vaters. Sohn und Vater sind vollkommen eins und nie zu trennen!
Denkt es Euch also ja nicht nach menschlicher Art; denn das müßte ein vollkommen falsches Bild ergeben! Es würde Euch zu Irrtümern der Begriffe führen, die das Eigentliche vollkommen ausschalten und Euch schon dadurch nie der Wahrheit näher kommen lassen!
Vielleicht sollte man besser sagen: Es ist alles nur Gottvater, Er wirkt dreifach als Einer!
Das kommt Eurem Begreifen wahrscheinlich im Bilde näher. Und es ist auch vom Ursprung aus gedacht richtiger geschildert; denn es gibt nur einen Gott! Was der Gottsohn wirkt, das wirkt er aus dem Vater, in dem Vater, für den Vater! Ohne den Vater wäre er nichts; denn er ist ein Teil des Vaters, und der Vater selbst ist in ihm und wirkt in ihm.
Hierbei können wir vielleicht dem irdischen Verständnis wieder etwas näher kommen, wenn Ihr Euch vorstellt: Der Vater wirkt nicht etwa aus dem Sohne, also nicht durch ihn, sondern in ihm! Darin liegt das, was für den Menschenbegriff das Geheimnis ist und wohl trotz meiner Mühe auch immer Geheimnis bleiben wird; denn es ist mit Erdenworten nicht zu schildern. Worte sind schließlich nur Worte, scharf begrenzt, sie können das Bewegliche, in Wahrheit Lebende nicht wiedergeben, was in allem liegt, das Gott und Göttliches betrifft.
Das, was bei Gott ist, kann bei Menschen niemals sein. Der Sohn in menschlicher Familie ist für sich, und der Vater ist für sich, sie sind und bleiben zwei, können höchstens im Wirken einmal einheitlich werden, aber niemals eins. Bei dem Ausdruck Gottsohn ist es anders! Gerade umgekehrt! Gottvater und Gottsohn sind eins und können nur im Wirken als zwei gelten, wie auch die beiden Gottsöhne Imanuel und Jesus eines in dem Vater sind und nur im Wirken zwei, in der Art ihres Wirkens.
Damit habe ich Euch noch einmal den Ursprung Parzivals zu erklären versucht, der durch Imanuel in Gott ist und damit Gott in ihm.
Nun werde ich auch noch versuchen, Euch ihn selbst als Bild zu zeigen, als Person, wie er ist. Und dann in seinem Wirken.
Es wird Euch schwerfallen, Euch vorzustellen, daß auch die lichte Burg aus seiner Ausstrahlung hervorgehen mußte, die ihn in dem Urgeistigen, der Urschöpfung, schützend umschließt. Die Burg, die wie ein Anbau zu verstehen ist an die Burg, die von Urewigkeit her an der Grenze der göttlichen Sphäre sich befindet, in der die Ältesten, die Ewigen, Heimat und Wirken haben in dem Göttlichen. Dem Göttlichen, also in der unmittelbaren Gottausstrahlung, nicht etwa in Gott selbst!
In meinen Erklärungskreis schließe ich die Burg im Göttlichen nicht mit ein, da die Menschheit nichts damit zu tun hat, sondern ich spreche immer nur von der Burg im Urgeistigen, die der Gipfel und Ausgangspunkt der gesamten Schöpfung ist.
Die Burg in dem Urgeistigen, der Urschöpfung, kann als ein Anbau der Burg im Göttlichen angesehen werden. An ihrem obersten Ende befindet sich das goldene Gitter und der für Urgeschaffene undurchschreitbare Vorhang, der die Grenze bildet.
An dieser Grenze denkt Euch Parzival als Ersten und Obersten in der gesamten Schöpfung, von dem sie ausgegangen ist. In einem Säulensaal, der sich um ihn geschlossen hat in treustem, reinstem Wollen aller Urgeschaffenen und deren Liebe zu dem Licht!
Die ersten Urgeschaffenen, die Obersten der Urschöpfung, konnten sich erst in und aus der schaffenden Ausstrahlung Parzivals herauslösend bewußt werden, außerhalb der Grenze der göttlichen Sphäre, also außerhalb der unmittelbaren Ausstrahlung Gottes!
Ich wiederhole die Ausdrücke und Bezeichnungen so oft, damit sie sich Euch als feststehende Begriffe einhämmern!
Also Parzival stehet dort als Erster. Er ist aus der göttlichen Sphäre herausgetreten! Aus seiner Ausstrahlung heraus lösten sich zuerst die obersten Urgeschaffenen bewußtwerdend, und deren Liebe und Treue zum Licht, zu Parzival, formte sich im Wollen zu dem herrlichen Saale, zum Tempel, zur Burg.
Doch dieses lebendige Formen und Weben will ich heute nur flüchtig nebenbei erwähnen. Vielleicht gebe ich darüber später noch ausführlichere Aufklärung. Es muß jetzt nur erwähnt sein zu dem ganzen Bilde, das ich geben will.
Parzival selbst ist für Euch nur wallendes Licht, sein wesenloser Kern aus Imanuel läßt alles andere weit in den Schatten treten, wenn in der lichten Burg von Schatten überhaupt gesprochen werden kann. Es ist dies deshalb bildlich nur gesagt, von Schatten eigentlich gar keine Spur.
Für das Auge der Urgeistigen, der Urgeschaffenen aber bildet sich die Form, die urgeistige Form des Lichtsohnes, von dessen wesenlosem Kern blendend durchstrahlt.
Was soll ich Euch nun sagen über das, was mit irdischen Worten überhaupt nicht zu begrenzen ist?
Ein leuchtendes Haupt in der vollendetsten Form, in ewige Bewegung des lebendigen Lichtes gehüllt, das jedem Geschaffenen, der es anblickt, die Sinne schwinden läßt und niederwirft. Der Körper umschlossen von einer strahlenden Hülle, die wie ein geschmeidiger Schuppenpanzer wirkt, über dem Haupte die Flügel der Taube schützend gebreitet … so könnt Ihr ihn Euch vorstellen, machtvoll, gebietend, unüberwindbar, unnahbar, verkörperte Gotteskraft, formgewordenes Gottesleuchten: Parzival, der Lichtsohn, im Urgeistigen, an der Spitze der Schöpfung stehend! Das Reine Tor, das aus dem Göttlichen zur Schöpfung sich geöffnet hat, von Gott zum Menschen führt!
Der Name Parzival hat dem Sinne nach unter anderem die Bedeutung: Von Gott zum Mensch! Er ist also das Tor oder die Brücke von Gott zum Menschen. Er ist nicht der reine Tor, sondern das reine Tor des Lebens zur Schöpfung!
Zu seinem von Gottvater bewilligten Schöpfungs-Reinigungswerke, das durch den Sturz der Menschengeister in der Stofflichkeit nötig wurde, nahm Parzivals Wollen als ein Teil von ihm Form an zur Wanderung durch alle Weltenteile, um darin Erfahrungen sammelnd alle Schwächen und Wunden der Menschengeister zu erkennen.
Parzival blieb immer in der Burg, während sein lebendiges Wollen als ein Teil aus ihm Form geworden die Weltenteile lernend durchwanderte.
Die Form seines Wollens für diese Aufgabe mußte natürlich in der Artfremdheit, namentlich allem Falschen gegenüber, erst wie ein Kind sein, dann als Jüngling lernend zu dem Manne reifen, was naturgemäß im Schwingen der Schöpfungsgesetze sich auch in der äußeren Gestaltung zeigte, der Art der jeweiligen Ebene entsprechend.
Als Parzival bei seiner Wanderung abwärts die Grenze erreichte, mit der die Stofflichkeit begann, also das Gebiet sich aus Geistsamen entwickelnder Menschengeister, kam er dahin, wo sich die Auswirkungen dunkler Strömungen zum ersten Male zeigten, die auch schon Amfortas gestreift hatten.
An dieser Grenze ist die Burg, in der Amfortas Priesterkönig war. Sie ist das unterste Abbild der eigentlichen Gralsburg, von dieser wie von deren Art am weitesten entfernt. Der Erde aber deshalb auch die nächste, wenn auch für Menschendenken kaum erfaßbar weit entfernt. In dieser Burg sind tatsächlich als Hüter des Gefäßes und als Ritter die Reinsten der entwickelten Menschengeister.
Bei Eintreten in diese Ebene war die damit für Parzival notwendig gewordene Umlegung einer Hülle der gleichen, wenn auch dort noch ganz leichten stofflichen Art einer Binde gleich, welche alle höher liegenden Erinnerungen vorübergehend verwischt.
Aus dem Lichte kommend, stand er nun dem ihm ganz unbekannten Übel in reiner Einfalt gegenüber und konnte nur im darunter Leidenmüssen davon Kenntnis nehmen. Er mußte dadurch mühsam lernen, wessen Menschengeister darin fähig sind.
So wurde er davon wohl gründlich wissend, begreifen aber konnte er derartiges als ihm vollständig artfremd nie.
Hier also drangen die Strömungen aus dem Dunkel, selbstverständlich formgeworden, zum ersten Male auf den wandernden Fremdling ein, der in den damit verbundenen Kämpfen erstarkte und zur Erkenntnis seiner selbst erwachte.
Dieser mühe- und leidensvolle Weg ist es, von dem die Erdenmenschheit Kunden erhielt, weil er sich in der Stofflichkeit vollzog, wenn auch nur an der höchsten Grenze. Deshalb konnten auch die Irrtümer erstehen, weil Menschengeist auf Erden derartige weit über seiner Art liegende Vorgänge sich niemals vorzustellen vermag.
Doch über das alles werde ich später einmal eingehendere Erklärungen geben, die Licht und damit Klarheit bringen.