August Manz
Der Gotteswille im Irdischen
Mit der Weltenwende trat der Gotteswille neu und fordernd in die Schöpfung.
Bis dahin hatte sich in der Stofflichkeit alles nach der Menschheit Wollen geformt. Der Mensch aber hatte diese Freiheit des Wollens missbraucht, hatte die hohe Kraft, die er besass vergeudet, sie in unerhörtem Frevel falsch angewendet und damit sinnlos Dunkel und Verderben geformt.
Die Aufgabe des Menschengeistes wäre es gewesen, alles, was unter ihm steht, mit der ihm innewohnenden Stärke soviel als möglich dem Einfluss der reinen Lichtausstrahlungen zu öffnen, und dadurch als ein Mittler, durch den stärkerer Druck dringen kann, Segen spendend für alles andere zu wirken, weil er diesen höheren Druck aufnehmen und diesen verteilend weiter geben kann, der reinigend alles Unreine zersetzt.
Der Mensch hat aber darin schlecht gewirtschaftet. Wohl hat sich alles in den Schöpfungen entwickelt, was sich dem Drucke oder Drange folgend bis zur Zeit entwickeln sollte, aber falsch, weil hier der Mensch nicht nur versagte, sondern sogar irreleitend statt nach oben, nach unten führte. Aus diesem Grunde wurden nur hässliche Zerrbilder von allem, anstatt natürliche Schönheit.1
Alles Falsche aber muss jetzt ausgerottet werden, weil der Mensch sonst alle Welt und sich in Trümmer gehen lassen würde. Aus dem Sodom und Gomorra, das durch des Menschen falsches, lichtfeindliches Wollen entstanden, muss jetzt das Gottesreich auf Erden kommen. Und diese tiefgreifende Änderung herbeizuführen vermag nur mehr der Gotteswille selbst!
Als stärkste Macht schlägt und vernichtet er das Dunkel, das von den Menschen gehegt und grossgezogen worden war. Und nach ihm muss sich jetzt jegliches Geschehen richten.
Aus den Offenbarungen der Botschaft wissen wir, wie der Mensch durch sein falsches Wollen das Dunkel formte.2 Der Menschengeist übt durch sein Wollen die Führung aus beim Entstehen aller Formen im Stofflichen, soweit diese mit seinem Denken, Reden und Tun zusammenhängen; er übt diese Führung aus durch den Druck, den der Geist auf alles Wesenhafte bewirkt, das die Fein- und auch die Grobstofflichkeit formt.
Unabhängig vom Menschengeist sind nur die Schöpfungsurgesetze, die Strömungen gleichend unaufhaltsam der Entwickelung entgegen treiben alles das, was der Mensch in seinem Wollen formt.
Der Menschengeist übt also als Geist in der Nachschöpfung den Druck aus, welcher die Art der Form bestimmt. Aus einem falschen Wollen kann daher folgerichtig nur wieder falsch Geformtes entstehen. Und so war es ja auch gekommen. Das Wollen des Menschengeistes ist die Ursache alles Bestehenden in der Nachschöpfung. Und damit das falsche Wollen die Ursache alles eben charakterisierten Falschen und Lichtfeindlichen, alles Dunkels.
Durch das falsche Wollen der Menschen, entstanden aus Eigensinn und Eigendünkel, wurde nicht nur jedes Aufblühen zurückgehalten, sondern die ganze Nachschöpfung verdorben.
Das Verbiegen der göttlichen Urgesetze durch die unrichtige Anwendung des freien Willens musste alle selbsttätig sich auswir-kenden Kraftströmungen zur Verwirrung führen.
Aber der Lauf dieser Strömungen kann nicht ungestraft verändert, verknotet und verwirrt werden. Es muss eine gewaltsame Lösung kommen, durch die alles Falsche in sich selbst zusammenbrechen muss, sich richtend durch die Kraft, die in den Strömungen vorhanden ist.
Denn die Endauswirkung bleibt an die Urgesetze streng gebunden und kann deshalb nur gottgewollt sich vollziehen, aber nicht nach dem Eigenwollen der Menschen, das sich dem Gotteswillen widersetzt.
Die Menschengeister haben ihre vollkommene Unfähigkeit bewiesen, ihre Aufgabe in dieser Schöpfung zu erkennen und zu erfüllen.
Und darum greift Gott nunmehr gewaltsam ein – durch seinen Fleisch gewordenen Willen, zur Erde gekommen in Imanuel, der selbst der Gotteswille ist.
Was dies für die fernere Entwickelung jeglichen Geschehens auf Erden bedeutet, dass der Gotteswille sich in das Irdische herabgesenkt hat, das ist auch vielen Menschen noch nicht ganz klar, welche die Offenbarungen der Botschaft richtig zu erfassen und danach zu leben sich ernstlich bemühen. Und deshalb wollen wir uns jetzt noch eingehender damit beschäftigen.
Durch den Gotteswillen wird die Menschheit in dem Gericht entrechtet, wird enterbt des bisherigen Rechtes, dass der Menschenwille führend und formend diese Nachschöpfung beherrscht. Diese Enterbung wird herbei geführt durch einen Willen, welcher höher steht als alles Menschenwollen; durch einen Willen, dem das Menschenwollen schöpfungsgesetzmässig unterworfen ist, wobei die Wirkung sofort eintreten muss, wenn dieser höhere Wille unmittelbar und persönlich in der Stofflichkeit sich auswirkt.
Dem Gotteswillen, der in Fleisch und Blut sich in die Nach-schöpfung, und jetzt auf die Erde gestellt hat, vermag alles Men-schenwollen – und sei es das stärkste, das man sich denken kann – sich nicht wirksam gegenüber zu stellen.
Imanuel beherrscht schon durch sein Sein allein alles in der Schöpfung und Nachschöpfung – also auch im Irdischen. Schöpfungsgesetzmässig muss sich alles nach ihm richten, weil es ja durch Ihn auch erst einst erstehen konnte und deshalb abhängig von Ihm ist und bleibt.
Damit ist aber – um dies besonders hervorzuheben – den einzelnen Menschen nicht die Freiheit des Entschlusses genommen. Diese verbleibt jedem Menschen nach wie vor. Er kann sich entscheiden, wie er will, er kann wählen, welchen Weg, welche Richtung er einschlagen will: zum Guten, die ins Licht führt, oder zum Bösen, die in das Dunkel und die schliessliche Zersetzung führt.
Auf dieses Weiterbestehen der Freiheit des Entschlusses hat uns Imanuel ausdrücklich aufmerksam gemacht, um jeden Irrtum von Menschen auszuschliessen, die fälschlich glauben könnten, sie hätten jetzt auch keine Verantwortung mehr, weil ja nur mehr der Gotteswille herrsche. Eine solche Auffassung wäre ganz falsch und müsste die schwersten Folgen für den nach sich ziehen, der danach handeln würde!
Das freie Entschliessendürfen ist dem Menschen nicht genommen.
Nur wird der Mensch, der sich nicht nach dem Willen Gottes freiwillig entschliesst, vom Lebendürfen in der Schöpfung künftig ausgeschlossen. Er wird gelöscht als untauglich für eine sichbewusste Kreatur.
Das ist der Unterschied von einst und jetzt. Das Sichentschei-dendürfen über Tod und Leben, Sein oder Nichtsein für sich selbst ruht immer in des Menschen eigener Hand. Aber diese Entscheidung wirkt sich jetzt sehr schnell aus, unmittelbar. Ein andauerndes Schwanken und Besinnen wie bisher wird nicht mehr zugelassen. Es gilt, dem Gotteswillen sich zu fügen oder zu verderben. Was sich der Gottesmacht nicht einfügt und ihr entgegenstehen will, wird zermalmt.
So bleibt denn auch dem Menschen die volle Verantwortung für seinen Entschluss, den er frei fassen kann. Freier Wille und Verantwortung gehören ja immer zusammen, eines folgt aus dem anderen – hieran kann sich gar nichts ändern; denn es ist ein Schöpfungsgesetz, das sich hier auswirkt – das Gesetz der Wechselwirkung. Die Schöpfungsgesetze aber sind alle ewig und ewig unveränderlich.
Auch bisher musste der Mensch, der sich falsch entschieden hatte, die Folgen seines Entschlusses tragen – er war immer der Auswirkung der Schöpfungsgesetze unterworfen; frei war immer nur die Wahl des Weges, den er einschlagen wollte; die Gestaltung des Weges vollzog sich dann gesetzmässig. Aber die göttliche Langmut hatte den Menschen eine für irdische Begriffe unendlich lange Frist gewährt, in der sie sich durch freiwillige Änderung der ursprünglich falsch gewählten Richtung in langsamer Entwickelung und Reifen frei machen konnten von dem Verderben, das ihnen drohte am Ende des falschen Weges, frei machen von den üblen Folgen, die sie gesetzmässig treffen mussten, nachdem sie sich einmal falsch entschieden hatten.
Durch das Kommen des Gotteswillens ins Irdische ist aber diese Gnadenfrist zu Ende gegangen.
Jetzt muss sich der Mensch entscheiden für Gut oder Böse, für Licht oder Dunkel und er muss sich sofort entscheiden, klar und bestimmt, ohne Zögern und Schwanken! Und die Wirkung seines Entschlusses setzt jetzt sofort ein, und zwar unwiderruflich.
Und darin liegt die Unterwerfung des kleinen Menschenwillens unter den gewaltigen Gotteswillen. –
Der Gotteswille im Irdischen wirkt sich aber auch dadurch aus, dass er jetzt im Gericht alles vernichtet, was die Menschen bisher falsch gesät und falsch geführt haben. So schafft der Gotteswille durch sein gewaltiges Wirken selbst den neuen Boden, auf dem das tausendjährige Reich erstehen kann. Das Gottesreich auf Erden, das nur der Gotteswille selbst errichten kann. Denn nur Gottes Wille vermag einen neuen Aufbau zu schaffen, zum Segen der Menschen, zum Segen aller Kreatur und der gesamten Schöpfung; denn er allein ist die Kraft, die neu zu schaffen vermag, was Menschenwille völlig verdorben hat.
Diese Auswirkung des Gotteswillens im Gericht macht sich schon jetzt überall im Irdischen geltend, wenn es sich auch die Menschen nicht so erklären, sondern nach allen möglichen anderen Gründen irdischer Art suchen, die ihren Erdverstand befriedigen.
Oder was sind die Katastrophen, mögen sie nun im Staatswesen, in den Familien, bei Einzelmenschen oder ganzen Völkern, oder bei den Naturgewalten vor sich gehen – was sind sie anderes als die Wirkungen des Gotteswillens im Irdischen, der Lösung und Entwirrung bringt für alles, was Menschheitswollen schon bisher falsch geformt hat und jetzt noch falsch zu formen versucht.
Aber dieses weitere falsche Formen – das wird der Menschheit als solcher unmöglich gemacht durch den Gotteswillen selbst, der nur Richtiges formen kann, da er ja die Vollkommenheit selbst ist – und der alles zermalmt, was noch weiterhin versuchen will, Falsches zu formen.
Der Menschheitswille in der Nachschöpfung ist in seiner Beherrschung dieser Nachschöpfung durch den Gotteswillen ausgeschaltet, in seinem Wirken unterbunden – nur der Wille des einzelnen Menschen zum Entschluss ist noch frei.
Aber die verderblichen Wirkungen des falschen, des lichtfeindlichen Entschlusses des einzelnen Menschen für die Nachschöpfung werden durch das Wirken des Gotteswillens im Irdischen unmöglich gemacht.
In der Richtung der Folgen für die Nachschöpfung ist der Menschheitswille also ausgeschaltet, weil seine verderbliche Wirkung verhindert wird. In der Richtung auf sich selbst besteht aber der Wille des einzelnen Menschen weiterhin frei und ungehindert. Die Wirkung des falschen Entschlusses für den einzelnen Menschen selbst tritt aber nunmehr unter der Herrschaft des Gotteswillens sofort ein – beschleunigt durch den überwältigenden Druck dieses Willens. – –
Wie müssen wir uns nun im einzelnen das Wirken des Gottes-willens im Irdischen denken. Auch hierüber ist uns alles geoffenbart, was der Menschengeist wissen muss, um richtig in diesem Willen stehen zu können.
Der Aufbau des tausendjährigen Reiches vollzieht sich im Willen Gottes. Durch diesen Willen soll und muss alles neu werden. Nichts darf künftig sein, was nicht nach Gottes Willen wäre. Nur der Gotteswille darf noch auf Erden herrschen und bestimmen. Und nur der Mensch kann noch Erfolg haben, der sich nach diesem Willen richtet.
Im Aufbau oder Ausbau des Gottesreiches darf niemand einen eigenen Entschluss einschalten, auch wenn er aus bestem Wollen entsteht. Das wäre eine Trübung oder Verbiegung des Gotteswillens.
Die Tätigkeit aller Menschen, die begnadet sind, bei diesem Aufbau mitwirken zu dürfen, kann vielmehr nur darin bestehen, alles vom Gotteswillen Bestimmte in reinster Form zu irdischer Ausführung zu bringen. Aber nichts dazu zu geben oder anzugliedern, was eigenen Entschlüssen entspringt, die nicht zur Ausführung des jeweiligen Einzelfalles nötig sind.
Alles, was im Dienste des Grales auf Erden geschieht und noch geschehen soll, muss geschehen nach dem Willen Gottes. Und so steht alles Neue, das geschaffen wird im Aufbau, im Gotteswillen und muss gesetzmässig Segen bringen – Gottessegen; denn es entsteht ja schon aus göttlicher Kraft.
Alles muss neu werden – das hat uns Imanuel immer wieder gekündet. Aber auch nur Gott weiss, wie es werden soll; denn nur Er allein hat die Allweisheit. Der Menschen Wissen ist beschränkt. Und durch Jahrtausende wurde alles verbogen, was Menschenverstand geschaffen. Soll wirklich Neues entstehen nach dem Gebot Gottes, dann kann es nur durch den Gotteswillen selbst geschaffen werden.
So bedeutet der Gotteswille für den lichtstrebenden Menschen, der teilnehmen will am Segen des Gottesreiches, alles – und nur nach Ihm darf er sich künftig noch richten, wenn er Erfüllung seines Sehnens finden will. Das Einfügen in den Rhythmus des Gotteswillens im Irdischen muss ihm Selbstverständlichkeit sein dann hat er für seine Person den Weg wirklich gefunden, der ihn in gesetzmässigem Geschehen zurückführt in das geistige Reich, von dem er dereinst ausgegangen in seinem unbewussten Drang zu bewusstem Leben, zu Entwickelung und Reife.
Vom Gotteswillen war er abgeirrt im Laufe seiner Wanderung, aber das Erkennen des Gotteswillens im Irdischen führt ihn wieder zurück zum Licht.
AMEN
1 Vergl. L.d.W.,-Seite 709.
2 Nachklänge, „Das Reich der Tausend Jahre“, Seite 83.
Alle Rechte, insbesondere das der Vervielfältigung
und das der Übersetzung vorbehalten!
Verlag „Der Ruf“ G.m.b.H., München.
Preis: RM: –.60.