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Зов к духу

Leopold Ceipek

Moderne Medizin

(Der Ruf – Heft 1,2)

Modern mit der Betonung auf der zweiten Silbe und modern mit der Betonung auf der ersten Silbe haben offenbar nicht umsonst das gleiche Wortbild, denn alles Moderne im üblen Sinn, das in Mode Gekommene, ist auch wieder bestimmt, rasch zu vermodern. So dürfte es wohl meiner Überzeugung nach auch mit einem großen Teil der modernen Medizin der Fall sein. Man darf mich nicht mißverstehen, ich bin nicht einer von jenen, der die Wege, die von der Medizin in den letzten Jahrzehnten beschritten wurden, mißachtet, aber es sind im Großen und Ganzen Seitenwege gewesen, und wer immerfort Seitenwege geht, verliert schließlich die große Richtung und geht irre. Auf einem solchen Wendepunkt scheint die Medizin heute angelangt zu sein.

Wenn wir die Forschritte der Medizin in den letzten Jahrzehnten ein wenig überblicken, so war es im Wesentlichen der technische Fortschritt in allen möglichen Disziplinen, der wie überall auch in der Medizin befruchtend gewirkt hat, der aber auch seine dem mehr Materiellen zuneigende Richtung hineingetragen hat. Die technischen Fortschritte in der Mikroskopie, der Färbung und des Schneidens haben viele neue Entdeckungen in der Bakteriologie und Histologie (Gewebelehre) gebracht, die Fortschritte in der Chemie brachten die Erkenntnisse der Zusammensetzung der Ausscheidungen des Körpers und die Lust, sie bis in alle Details zu analysieren, es wurden allerhand Apparate ersonnen und konstruiert, um Blutkörperchen zu zählen, zu färben, um Blutdruck zu messen, es werden Atemkurven gezeichnet, Elektrokardiogramme der Herztätigkeit und des Pulses aufgenommen, der technische Fortschritt in der Chirurgie hat den Mut zu den waghalsigsten Operationen gegeben, aus der Bakteriologie hat sich die große Serumlehre entwickelt durch die technischen Möglichkeiten, Serum für allerlei Krankheiten zu erzeugen, die Lehre von den inneren Sekreten der Drüsen, der Hormone, hat wieder neue Möglichkeiten geschaffen, dem Körper allerhand einzuspritzen, die Injektionstechnik selbst hat sich so vervollkommnet, daß man selbst direkt in die Blutbahn ungestraft einspritzen kann. Dabei haben sich diese Seitenlehren der Medizin so entwickelt und sind so kompliziert geworden, daß sich daraus ein Spezialistenwesen für ganz engbegrenzte Gebiete der Medizin ergeben mußte. Ich übertreibe, aber wer übertreibt nicht, wenn er überzeugen will, wenn es so weiter geht, so wird es so weit kommen, daß es einen Spezialisten für das rechte, oder das linke Ohr geben wird, je nachdem, ob er ein Rechts- oder Linkshänder ist, oder ob er das komplizierte Instrumentarium für das eine oder das andere Ohr hat.

Wie herzlich würde Parazelsus, oder irgend eine andere der alten Größen in der Medizin lachen, wenn er hörte, daß der Spezialist für Nasenkrankheiten sich gar nicht mehr getraut, eine Diagnose am Auge zu stellen, oder an einem anderen Organ, sondern hierzu den Spezialisten der anderen Klinik benötigt. Der Internist wird sich begnügen, den Kranken als Reservoir für allerhand Sekrete und Exkrete aufzufassen, die er untersuchen muß, verbringt seine Zeit hauptsächlich im Laboratorium und vertröstet den Kranken bis zu seinem nächsten Erscheinen am Krankenbett mit irgend einem symptomatischen Mittel, das ihm die geschäftige chemische Industrie in die Hand gedrückt hat Wir sind ja schon so weit, dass nicht mehr genug Namen für die neuen Heilmittel erfunden werden können, aber hier unterstützt ja sehr das Patentamt und das Amt für Wortschutzmarken, daß kein Irrtum geschieht. Der Blick für die Krankheit am Kranken-bett im Allgemeinen, wie ihn die alten Größen in der Medizin hatten, wird nicht genügend geschult und geübt.

Die Medizin selbst hat diesen schweren Mangel der Zersplitterung empfunden und es haben sich zwei Disziplinen entwickelt, die sich wieder mehr die Aufgabe stellen, die Wege zu vereinen, Richtung zu geben und zu sichten, es sind die Hygiene und namentlich die Biologie. Sie halten sozusagen das große Gebäude der Medizin wieder ein wenig zusammen. Sie ordnen und klären. Ein besonderes Verdienst der Biologie ist es, daß sie auch auf andere Wissensgebiete hinweist, und sie scheint auch in letzter Zeit endlich der rein materialistischen Weltanschaung entgegenzutreten, während es doch gerade besonders Aufgabe der Medizin wäre, hier bahnbrechend vorauszuschreiten.

Der größte Fehler der Medizin aber der letzten Zeit war meiner Überzeugung nach der, daß sie ihren ganzen Stolz viel zu sehr auf die Feinheit der Diagnose, der Krankheitserkennung, setzte, während sie die Therapie, die Heilung der Krankheit, viel zu sehr vernachlässigt hat. Ich meine natürlich wirkliche Heilung, nicht nur symptomatische Behandlung. Ist es nicht traurig, daß es trotz aller Fortschritte in der Medizin immer noch ein ganzes Heer unheilbarer Krankheiten gibt. Daß es so oft vorkommen muß, daß nach langen und mühseligen Untersuchungen der Arzt kopfschüttelnd erklären muß, hier kann ich nicht helfen. Dem Kranken ist es ganz gleich, was ihm fehlt, wenn er nur wieder gesund wird. Hier, glaube ich, haben die alten Ärzte viel mehr geleistet, weil sie immer bestrebt waren, zu helfen, wo und wie sie nur konnten. Das ist wohl auch der Grund, warum der sogenannte Kurpfuscher manchmal dem akademischen Arzt den Rang abläuft, weil er sich in erster Linie auf die Therapie verlegt, und zwar auf eine möglichst naturgemäße Therapie, nicht eine verstandesgemäß erklügelte, technisch hochwertige, die das Publikum langsam satt hat.

Gewiß mag es manchmal von Vorteil sein, wenn wir statt der Droge lieber gleich den chemisch isolierten wirksamen Bestandteil derselben dem Kranken reichen, aber schütten wir vielleicht andererseits nicht auch manchmal dadurch ein Kind mit dem Bade aus und verwehren dem Kranken Bestandteile in der Droge, die wir noch gar nicht kennen? Haben denn die alten Ärzte ganz grundlos darauf gedrungen, daß irgend eine Droge einen ganz bestimmten Standplatz haben, oder in einer ganz bestimmten Zeit gesammelt werden muß, weil sie astralen Einflüssen ausgesetzt war, die ihr sonst mangeln. Finden wir nicht ähnliche Anschauungen im Volksglauben, oder in der Volksmedizin? Haben wir denn gar so viel Grund, über all dies in unserem Wissensdünkel zu lächeln? Warum bemühen wir uns nicht lieber, allen diesen Feinheiten nicht des Verstandes allein, sondern des Glaubens und des Gefühles nachzuspüren. Aber da kommen wir bei einem Großteil der heutigen Wissenschaft schön an. Wir werden entweder als Dummköpfe angesehen, oder als Narren. Wenn einfach der Urgrund dessen, wo wir einsetzen wollen, geleugnet wird, nämlich, daß es auch eine Seele gibt, daß es etwas gibt, was Seele und Leib verbindet, nennen wir es nun Od, oder feinstoffliches Wesen, oder wie wir wollen. Wenn dies einfach geleugnet wird, wie wollen wir weiterkommen?

Gerade hier kann ganz neuer Weg betreten werden, und er ist schon betreten worden, sogar mit großem Erfolg betreten worden. Ich brauche ja nur an die staunenswerten Erfolge vieler magnetischer Kuren zu erinnern, Kuren der Handaufleger, Kuren durch Fernwirkungen, die wohl auch vielfach schon von ernsten wissenschaftlichen Kreisen nicht von der Hand gewiesen werden und Beachtung finden. So ganz pessimistisch brauchen wir wohl nicht zu denken. Es regt sich schon da und dort im Wasgenwald. Hier kommen wir freilich mit den bisherigen rein materialistischen Weltanschauungen nicht aus. Vielleicht wird hier die Praxis der Wissenschaft vorauseilen, wie dies ja auch schon öfters der Fall gewesen ist.

Leben ist Bewegung. Nehmen wir die Schwingung als Urbewegung an, so können wir uns ganz zwanglos die Seele als eine feinst Schwingende denken, das feinstoffliche Wesen schon gröber schwingend und die Materie als das am gröbsten Schwingende, das sich eben zur Materie verdichtet hat. Schwingungen lassen sich beeinflussen. Sollten wir nicht eine Schwingungstherapie mit den heute zu Gebote stehenden physikalischen Hilfsmitteln treiben können, die selbst die Schwingungen des feinstofflichen Körpers beeinflußt und damit noch viel wirksamer ist, als eine Therapie, die nur rein materiell bleibt?

Lassen sich nicht auf diese Weise auch am ungezwungensten verschiedene Wunderkuren erklären, die bisher nicht recht erklärbar waren? Voraussetzung hierfür ist ja vielleicht eine besondere Beschaffenheit, sei es des Kranken, oder des Heilenden. Könnten wir uns aber nicht auch von solchen Zufällen abhängig machen? Wäre dies nicht ein neuer Weg? Sollte dies bei den heutigen Fortschritten der Physik nicht möglich sein? Ist es nicht traurig, daß wir

noch immer so viele unheilbare Krankheiten haben, ja daß selbst oft scheinbar leicht zu heilende Krankheiten die größten Schwierigkeiten der Heilung entgegensetzen können. Wer von den Ärzten kann es leugnen, daß man manchmal nicht einen ganz gewöhnlichen Gelenkrheumatismus sicher zu heilen imstande ist? Oder eine gewöhnliche Nervenentzündung, oder eine Neuralgie oder eine Nervenlähmung? Trotz des ganzen Stabes von Hilfsmitteln, die uns die moderne Medizin an die Hand gegeben hat.

Wir Ärzte wollen in erster Linie helfen, und die Patienten wollen in erster Linie, daß ihnen geholfen wird. Den Helferwillen müssen wir haben, dann werden wir auch nicht im Eigendünkel uns über Dinge erheben, die wirklich neue Wege weisen, und die zu erforschen und zu betreten wir in Zukunft uns bemühen sollen.

Wir dürften vor der Wiege einer Umwälzung der ganzen Medizin stehen; denn ich lernte Menschen kennen, deren Wirken wohl mehr als alle bisher bekannten Hilfen geeignet ist, das Heer der unheilbaren Krankheiten zu verkleinern und scheinbar Wunder zu vollbringen, dabei muß man jedoch an Voraussetzungen glauben und glauben lernen, an die zu glauben uns unsere bisher so materialistische Weltanschauung verboten hat.